LATEINISCHES
ETYMOLOGISCHES
WORTERBUGH
VON
DR- ALOIS WALDE
O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT GIESSEN
ZWEITE UMGEARBEITETE AUFLAGE
HEIDELBERG 1910
CARL WINTER'S UNIVERSITATSBUCHHANDLUNG
Yerlags-Nr. 415.
AUe Rechte, besonders dasRecht der tybersetzung in fremde Sprachen,
werdcn vorbehalten.
V
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage.
Als die Herren Herausgeber und Verleger der «Samm-
lung indogermanischer Lehr- und W6rterbucher» im No-
vember 1900 an den Unterzeichneten mit ^em Vorscblage
herantraten, die Ausfuhrung des lateinischen etymologi-
schen Worterbuches zu iibernehmen, verhehlte er sich
die groCen Schwierigkeiten des wissenschaftlich aufier-
ordentlich lockenden Unternehmens nicht. Sich trotzdem
dieser Aufgabe zu unterziehen, bestimmte ibn vor allem
die Erwagung, dafi ein etymologiscbes Worterbuch des
Lateinischen schon seit langem zu den dringendsten Be-
diirfnissen der Sprachwissenschaft gehort; es soil nicht
nur berufen sein, dem lateinischen und romanischen
Philologen das zu vermitteln, was ihn die vergleichende
indogermanische Sprachwissenschaft iiber die Vorgeschichte
des lateinischen Wortschatzes zu lehren vermag, sondern
sqU auch dem Sprachvergleicher durch moglichst kritische
Einordnung dieses Wortschatzes in den R9,hmen des aus
andern Sprachen gewonnenen einen Gegendienst erweisen.
Es war dabei von vornherein klar, dafi das Buch erst
dann den rechten Nutzen stiften konne, wenn es nicht
rein dogmatisch die Ansicht des Verfassers zum Ausdruck
bringe, sondern dem Benutzer durch Angabe der ein-
schlagigen Literatur und durch Erwahnung abweichender
Auffassungen Gelegenheit biete, sich an der Hand der
Quellen ein eigenes Urteil zu bilden und die vom Ver-
fasser getroffene Entscheidung nachzupriifen. Dafi des
Lesers Entscheidung hierbei nicht selten in abweichen-
VI Aus dem Vorwort zur ersten Auflage.
dem Sinne erfolgen diirfte, wird nicht verwunderlich
finden, wer sich gegenwartig halt, welche RoUe in etymo-
logischen Dingen heute noch notwendig subjektive Denk-
gewohnheiten spielen; dieser Subjektivismus betatigt sich
notwendig iiberall dort, wo es sich um Abschatzung
groBerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit von Bedeu-
tungsentwicklungen handelt oder wo formale Erwagungen
die Ankniipfung an der Bedeutung nach nachstverwandt
scheinende Sippen erschweren. . . Konnte also liber die Not-
wendigkeit von Literaturangaben kein Zweifel herrschen,
so um so mehr iiber deren wiinschenswerten Umfang.
Ausgehend von der Erwagung, daB im vorliegenden Buche
keine Geschichte der Etymologie zu schreiben, sondern
nur im einzelnen Falle das anzufiihren sei, was den Leser
weiter belehrt, und geleitet von dem Bestreben, alle un-
iibersichtliche Haufung von Literaturangaben tunlichst zu
vermeiden, hat sich der Verfasser dafiir entschieden, fiir
alles schon bei Vanicek und Curtius Erwahnte auf diese,
bezw. deren Literaturangaben zu verweisen, also hier einen
Querschnitt zu ziehen, der sich hoflfentlich als praktisch
erweisen wird; dagegen war alle seit jener Zeit erfolgte
oder versuchte Bereicherung unseres etymologischen
Wissens zu buchen und fiir jede neuere etymologische
Deutung und jede neugew^onnene morphologische oder
bedeutungsgeschichtliche Modifikation alterer Deutungen
der Urheber ausfindig zu machen. . .
Aufgenommen sind alle lateinischen Worte, bzw.
von etymologisch zusammengehorigen Worten dasjenige,
unter dem vermutlich der Leser die ganze Sippe sucht,
wobei eigenartigere oder der etymologischen Durchsichtig-
Iseit entriicktere Ableitungen oder Zusammensetzungen
verwiesen wurden. . . DaC bei grofieren Wortsippen unter
einem Schlagworte nicht voUstandige Aufzahlung aller
zugehorigen Bildungen, sondern nur eine Auswahl ge-
boten wurde, diirfte keinem Widerspruche begegnen; bei
der getroifenen Auswahl wurden in erster Linie solche
Formen beriicksichtigt, denen aus anderen Sprachgebieten
Aus deni Vorwort zur ersten Auflage. VII
gleiche oder ahnliche Bildungen an die Seite gesetzt
werden konnten, weiter solclie, die in lautlicher oder
begrifflicher Beziehung fiir die Etymologic der Sippe von
Bedeutung sind. Ausgeschieden wurde im allgemeinen
die grofie Menge griechischen Lehnguts im Lateinischen,
da die gebraiichlichen Worterbiiclier, sowie besonders
die einschlagigen Werke von Weise nnd Saalfeld hier im
wesentlichen ausreichenden AufschlnJB gewahren. Nur wo
eine Richtigstellung der genannten Werke notig schien
oder ein griechiscbes Lebnwert aus irgendeinem sprach-
licben Grunde bemerkenswert war, ist es kurz erwahnt. . .
Ein Register der nichtlateiniscben Worte beizugeben,
scbien unumganglich, um den verarbeiteten Stoff moglicbst
allgemein nutzbar zu machen. Um aber den Umfang des
Bandes nicht allzusehr anzuscbwellen, wurde in zweifacher
Weise eine Sicbtung vorgenommen : einerseits wurde, wenn
eine groCere Anzabl wurzelgleicher und im Alpbabete nicbt
weit voneinander abliegender Worte derselben Sprache
in demselben Artikel angefuhrt war, auf vollzahlige Ver-
weisung aller verzichtet, da der Benutzer die ausgewablten
Formen leicht als Vertreter anderer von ibm gerade ge-
suchter Worte erkennen wird; andererseits aber wurde in
jenen Teilen des Registers, die grofiere Spracbgruppen,
z. B. Germaniscb, zusammenfassen, von ganz oder nabezu
sich deckenden Formen mebrerer Mundarten nur eine,
z. B. die gotische, verwiesen, und durch einen nachgesetz-
ten Stern (z. B. got.*) angedeutet, dai> aucb entsprechende
Formen anderer Mundarten unter dem betreffenden Schlag-
worte erwahnt sind; beistarkerer lautlicher Verscbiedenheit
mufite allerdings von dieser Kiirzung abgesehen werden. . .
Um dem Nichtfachmann nicht durch die verschiedene
Buchstabenfolge der einzelnen nationalen Alpbabete das
Auffinden zu erschweren, wurde — mit Ausnahme des
Altindischen und Iranischen — die Reihenfolge des
lateinischen Alphabetes gewahlt, wobei differenzierte Buch-
stabenzeichen nach den undifferenzierten eingereiht sind. . .
VIII
Zur zweiten Auflage.
Viel rascher, als ioh es gewiinscht hatte, bereits
anderthalb Jahre nach AbschluC der ersten Auflage, stellte
sich im Spatherbst 1907 die Notwendigkeit beraus, die
Bearbeitung dieser Neuauf lage in Angriff zu nehmen, die
trotz der Kiirze des zeitlichen Abstandes docb eine voll-
standige Neubearbeitung darstellt. Das hat seinen Grand
zunachst in dem auCerordentlich regen Leben, das gerade
in den letzten Jahren, undgewifi angeregt durch die auf ver-
schiedenen Sprachgebieten erschienenen oder erscheinenden
etymologischen Sammelwerke, sich auf dem Gebiete der
indogermanischen Etymologie entfaltet hat; andrerseits
war icb schon beim Erscheinen der ersten Auflage nicht
dariiber im unklaren, dafi die Gmndlagen, auf denen
sich der Bau der Darstellung erhob, in Zukunft an gar
vielen Stellen tieferer Fundierung bediirfen werden. Dafi
ein indogermanistischer Bearbeiter der lateinischen Ety-
mologie bei kiinftigen Auflagen gerade an den einzel-
philologischen Grundlagen des Buches, an der genauen
Feststellung der altesten Bedeutungen und deren weiteren
Entwicklung, an der eingehenden Beobachtung des Sprach-
gebrauches, kurz an der intern lateinischen Etymologie als
der verlai31ichen Grundlage auswartiger Vergleichungen
sich selbst am meisten nachzuarbeiten finden werde,
konnte von Anfang an nicht zweifeihaft sein. Man wird
zwar vom Verfasser eines etymologischen Worterbuches,
der schon fiir die Feststellung der auswartigen Beziehungen
in der kritischen und oft wenig erfreulichen Sichtung
einer fast schon uniibersehbaren Literatur von leider sehr
ungleichem Werte eine Aufgabe zu erfiillen hat, die schon
Zur zweiten Auflage. IX
fiir sich auch eine starke Arbeitskraft auf eine nicht
leichte Probe stellt, billigerweise nicht fordern, dafi er
dazu aucb noch jene Aufgabe lose, die Generationen von
Philologen nocb nicht gelost haben und die erst mit dem
Fortschreiten des groCen Thesauruswerkes ihre sichere
Grundlage und zum Teile auch ihre Losung finden wird,
namlich die genaue Verfolgung der Bedeutungsentwicklung
in jedem einzelnen Worte des lateinischen Sprachschatzes.
Dafi die monographische Behandlung einzelner Wortsippen
uns auf Schritt und Tritt zeigt, wie viel von ungenauen
Oder schiefen Bedeutungsangaben das deskriptive Worter-
buch gewohnheitsmaCig mit sich schleppt und auch sehr
bewuCte Philologen mit sich schleppen, bis sie aus irgend-
einem Grunde an die monographische Untersuchung einer
begrenzten Sippe heranzutreten sich veranlafit finden, soil
fiir uns alle, die wir an der Sprache interessiert sind,
vor allem aber doch fiir die Einzelphilologen, in deren
ureigenstes Gebiet dies fallt, ein Sporn sein, hier Wandel
zu schaffen, Fiir mein Teil wird, so hoffe ich, trotz der
kurzen Zeit, die seit Abschlufi der ersten Auflage zur
Verfiigung stand, die vorliegende Neubearbeitung iiberall
die Sorgfalt erkennen lassen, die gerade bei weniger
haufigen Worten, aber auch, wo sich Zweifel regten, bei
reicher entwickelten Sippen auf die Feststellung der Be-
deutung und Bedeutungsentwicklung verwendet wurde.
Dafi der Zukunft noch vieles vorbehalten bleibt, wird der
nicht riigen, der sich die eigentlich doch recht nahe-
liegende Frage vorlegt, welchen Zeitraum er selber notig
hatte, um auf Grund eigener Monographien jeder einzelnen
Wortsippe das lateinische etymologische Worterbuch nicht
blofi zu — planen, sondern auch zum Abschlusse zu
bringen.
An der allgemeinen Anlage des Buches zu andern
habe ich keine Veranlassung gefunden. Ofters, als es in
der ersten Auflage geschehen war, habe ich auf Schwierig-
keiten der Wortbildung, deren Klarlegung allein erst
einer im wurzelhaften Elemente zutreflfendenden Ver-
X Zur zweiten Auflage.
kniipfung zur vollen tTberzeugungskraft zu verhelfen ver-
mag, ausdriicklich aufmerksam gemacht, ofters, hofFe ich,
sie auch gelost. Wie weit man in der Aufzahlung von
Ableitungen gehen soil, ist Geschmacksache, und ich bin
vielleicht diesbeztiglichen Wiinschen von philologischer
Seite zu wenig entgegengekommen ; aufier den schon in
der ersten Auflage vertretenen Grundsatzen war fiir mich
die Erwagung bestimmend, dafi ein zu starkes Anschwellen
des Umfanges vermieden werden miisse; aus demselben
Grunde habe ich auch an dem gedrangten Stile der Aus-
drucksweise mit ihren Klammern und Einschachtelungen
nicht andern mogen und konnen ; das ware nur durch Zu-
sammendrangung der Literaturangaben an den SchlujB jedes
Artikels moglich gewesen. Getilgt wurde die Lauttabelle
A der 1. Auflage, S. XXII — XXXVII: uberfliissig fiir den
Kenner, gab sie dem Fernerstehenden kaum ein aus-
reichendes Mittel zur Beurteilung an die Hand.
Fiir die keltischen Entsprechungen hat sich bei dem
bekannten Charakter vornehmlich der irischen Lexiko-
graphie besonders sorgfaltige Nachpriifung des vielfach
zweifelhaften Wortmaterials als unumganglich erwiesen;
wo sie mit den mir zuganglichen Hilfsmitteln nicht zu
erreichen war, hat der getreue keltologische Eckart der
deutschen Indogermanistik, Rudolf Thurneysen, mit
nie versiegender Liebenswiirdigkeit und Bereitwilligkeit
mir auf meine oft recht zahlreichen Anfragen Auskunft
erteilt; ihm auch an dieser Stelle dafiir innig zu danken,
ist mir nicht blofi Pflicht, sondern Bediirfnis.
Was wahrend des Druckes an neuer Literatur Be-
riicksichtigung heischte, ist, soweit es nicht noch im
Texte verwertet werden konnte, in den Nachtragen kurz
erwahnt; daB es sich dabei nur um eine recht subjektive
Auswahl handeln konnte, ist wohl selbstverstandlich.
Giefien, im Juli 1910.
Alois WaMe.
XI
Zur Einfuhrung.
Wenn wir den wahren Sinn eines Wortes bestimmen
wollen — und dies ist die Aufgabe der Etymologie im
strengsten Sinne — , so heifit dies eigentlich nichts anderes,
als anzugeben, welche von den meist selir zahlreichen Teil-
vorstellungen, deren Summe den durch das Wort ausge-
driickten Begriff bildet, derart die Aufmerksamkeit des
ersten Bildners dieses Wortes fesselte, dafi er den Begriff
gerade nach diesem Merkmal benannte. Im Augenblicke
der Entstehung ist daher jedes Wort etymologisch voU-
kommen klar und durchsichtig; erst die weitere Ent-
wicklung der Sprache hat, sei es durch lautliche Vorgange
oder durch Bedeutungsverschiebungen oder durch Verlust
des Stammwortes, in vielen Fallen jene etymologische
Durchsichtigkeit verdunkelt oder ganz aufgehoben, so dafi
nur mehr die wissenschaftliche Forschung die verloren-
gegangenen Zusammenhange aufzuweisen vermag. Und
zwar zum Teile innerhalb derselben Sprache; so ergibt
sich fiir luna „Mond" aus dem Zusammenhange mit Imeo
„leuchte" die urspriingliche Bedeutung „leuchtender (Him-
melskorper)". Zum Teile aber beim Fehlen von Ver-
wandten innerhalb der betreffenden Sprache nur mittelst
Heranziehung von Worten verwandter Sprachen. Aber
gerade hier zeigt es sich besonders haufig, dafi der Nach-
weis verwandter Worte durchaus nicht identisch ist mit
der Feststellung der ursprunglichen Bedeutung des zu
etymologisierenden Wortes, wie umgekehrt im Falle von
liina die Heranziehung von apr. lauxnos ,,Gestirne", av.
raoxsna- ,,glanzend" usw., so wertvoU sie zum Nachweise
des Alters der Bildung auch sein mag, fiir die Bestimmung
XII Zur Einfuhrung.
des eigentlichen Sinnes von luna uberflussig war. WoUen
wir lat. lumbus etymologisieren, so bietet sich zwar nhd.
Lende, ab. l^dvija ,,Lende, Mere" zum Vergleiche, an sich
gewi6 ein Gewinn ; aber dariiber, auf Grund welchen Merk-
mals die Lende mit diesem idg. Wort Hondhy/os (u. dgl.)
benannt worden sei, sagt diese Wortgleichung noch nichts
aus; erst wenn die weitere Heranziehung aucb von ai. rdn-
dhram „Offnung, Hohle" u.dgl. zutrifft, gewinnen wir die Er-
kenntnis, daC die Lende als Einbuchtung aufgefafit worden
war. Gar oft aber stehen wir heute — und in sebr vielen
Fallen wohl fiir immer — trotz reicblicher Wortverwandt-
schaft innerbalb der Einzelspracbe sowie der Schwester-
spracben beim Versuche, die zur Benennung fiihrende
Anscbauung zu ermitteln, an dem Punkte, wo wir uns
zum Verzicht auf weiteres Vordringen bequemen mussen,
indem kein Vergleicbungsmaterial vorliegt, das noch altere
Bedeutungsverhaltnisse durcbblicken lieI3e. So ist lat.
heluos „honiggelb, isabellfarben" nicht blofi offenbar mit
helus, holus „Grunzeug, Gemiise, Kohl" verwandt, sondern
auch genau identisch mit ahd. gelo „gelb", lit. Mvas
,,grunlich", und endlich reibt sich eine grofie Anzahl
aufierlateinischer Worter an, die dieselbe Lautgruppe ghel-
„grun, gelb, griine Krauter" entbalten; aber was jenes
ghel" fiir eine Bedeiitungsvorgescbicbte hat, bleibt uns ver-
schlossen; es ist nicht einmal ausgemacht, dafi es von
Anfang an eine Parbenbezeichnung gewesen sei, da viel-
leicht „Gras" oder dergleichen bei der Bezeichnung aller
griinen Parbentone ebenso Gevatter gestanden haben
konnte, wie unsere Parbenbezeichnung „rosa" von einer
bestimmten Blume genommen ist; vielleicht ist es aber
auch aus einer ganz andern Anscbauung erwachsen, z. B.
wie unser „brennend" fiir „rot". Und vor demselben
„Non liquet'* stehn wir, wenn wir etwa nach der Bedeu-
tungsvorgeschichte jenes leuq- „leuchten" oder lendh- „Ein-
hohlung" fragen woUten. Dariiber, wie sich die altesten
von uns zu erreichenden, sich an gewisse Lautgebilde
kniipfenden Bedeutungen, die wir ohnehin haufig genug
Zur Einfuhmng. XIII
nur wenig scharf zu fassen vermogen, ihrerseits entwickelt
haben, breitet sich daher wohl fur immer der Nebel der
IJrgeschichte ; ausnehmen diirfen wir nur Schallnach-
ahmungsworte. Entgeht nun auch in einer grofien Zahl
von Fallen jene eingangs vertretene Auffassung vom Wesen
der Etymologie der erwahnten Schwierigkeit dadurch, dafi
sie bloB das unmittelbar einem neugebildeten Worte zu-
grunde liegende Stammwort, aber nicht dessen ganze
Ahnenreihe aufzuweisen hat, dafi sie also z. B. mit der
Beziehung von luna auf leuq- ,,leuchten" genug getan hat,
ohne daC sie nach der Bedeutungsgeschichte dieses leuq-
zu fragen hatte (was sie allerdings bei der Erklarung von
luceo nicht mehr umgehen konnte), so ist es doch ange-
sichts der anderen Falle, in denen nicht mehr anzugeben
ist, auf Grund welches Merkmals ein Wort oder eine
ganze Wortsippe zur Benennung der dadurch bezeichneten
Begriffe geworden ist, ganz gerechtfertigt, wenn mit jener
urspriinglichen Auffassung der Etymologie eine andere in
Wettbewerb getreten ist, die ein einzelsprachliches Wort
dann als erklart betrachtet, wenn sich durch verwandte
Worte der Schwestersprachen der Nachweis erbringen lafit,
daC es seinen Ursprung im Wortschatze der indogerma-
nischen Grundsprache hat. Diese Auffassung, die freilich
mit der erstgenannten nie die Fiihlung verlieren darf,
setzt sich hiermit die Feststellung der Wortverwandtschaften
innerhalb unseres Sprachstammes zum Ziele.
Dabei ist es von vornherein klar, daC solche voU-
standige Wortgleichungen wie lat. heluos, ahd. gelo, lit.
Mvas den wertvoUsten Bestand unserer etymologischen
Peststellungen ausmachen. Aber sie sind in der Minder-
zahl; meist zeigen sich innerhalb offenbar verwandter
Worte Abweichungen der Bildung, wie neben obigem
idg. ghel^os „griin, gelb" z. B. lit. Mitt „grune", MUas
„grun" steht. Diese Abweichungen beruhen teils im
Vokale der — hier — ersten Silbe, teils in dem ver-
schiedenen Lautbestande der folgenden Silben. Da nun
die Lautgruppen, die die letzteren ausmachen, auch in
XIV Zur Einfiihrung.
anderen Worten von etymologisch ganz verschiedener Zu-
gehorigkeit wiederkehren, offenba-ren sie sich als Elemente,
die dem Begrilfskern der sie enthaltenden Worte fremd
sind, wobei wir uns freilich dariiber des Urteils enthalten
miissen, ob das auch in jenen Wortern der Fall gewesen
sei, die als erste jene Elemente enthielten und moglicher-
weise erst das Muster fiir die tibrigen gleichartigen
Bildnngen abgegeben haben. Indem wir nun diese den
Begriffskern hochstens modifizierenden, nicht aber wesent-
lich bestimmenden Elemente als Suffixe oder — wie
neuerdings auch gesagt wird — Formantien vom ganzen
Wortkorper in Abzug bringen, gelangen wir dazu, den
dabei iibrig bleibenden, den Begriff wesentlich bestim-
menden Wortteil jenen Suffixen entgegenzustellen, und
bezeichnen ihn als Wurzel, als welche sich im angefiihrten
Beispiele also idg. ghel- (mit den Ablautstufen gliol- usw.)
ergibt. In dem iiberwiegenden Teile unserer etymolo-
gischen Erkenntnisse werden wir uns damit begniigen
miissen, das Vorhandensein eines solchen wurzelhaften
Bestandteiles in mehreren idg. Worten von suffixal ver-
schiedener Bildung nachzuweisen. Gerade dadurch^ dafi
die Sprechenden den wurzelhaften Wortteil als Begriffs-
kern gegeniiber den Suffixen empfanden, war auch die
Moglichkeit reicher Neuschopfung von Worten gegeben,
da von demselben wurzelhaften Bestandteile aus mittels
verschiedener Bildungsmittel neue Worte gebildet werden
konnten, die vielfach altere verdrangten. Es ist aber
nicht uberfliissig, zu bemerken, dafi das, was die Spre-
chenden als Wurzel, d. h. als Begriffskern, empfanden,
durchaus nicht zu alien Zeiten der Sprache dasselbe ge-
wesen zu sein braucht. Uns liegt es allerdings gewohn-
heitsmafiig am nachsten, die Wurzeln als einsilbig anzu-
setzen, was sich freilich schon auf Grund von Fallen wie
gr. d/eSuj : lat. augeo (Wurzel ^ai^eg-) nicht als allgemein
durchfiihrbar herausstellt. Aber ~ was wichtiger ist — -
auch bei der Trennung von Wurzel und Suffix konnen
wir in keinem einzelnen Falle sicher sein, ob der von uns
Zur Einfiihrung. XV
gefuhrte Schnitt geschichtlich berechtigt ist. Wir baben
oben ghel- als Wurzel angesetzt und so haben auch sicher
die Indogermanen zu jener Zeit gefuhlt, als schon *gheluos,
*g}ielio^ *gholios usw. nebeneinander bestanden. Wenn
aber jemand die Vermutung aufiern wiirde, dafi die Indo-
germanen einer nocb alteren Zeit nicht ghel-^ sondern
ghelou- oder ghelouo- als Wurzel empfunden batten, so
wiirde er scbwerlich zu widerlegen sein. Denn es konnte
tatsachlicb *gMlot^os (woraus *ghel^os) und *ghelduos (woraus
^ghlo^os, gr. x^ooc;) der alteste Bestand, der Grundstock
der Sippe gewesen sein; es ware dann weiter anzunehmen,
daC die Lautgruppe -(0)^0- durcb Nachahmung dieses und
vielleicht auch einiger anderer Muster auch in andere
Farbenbezeichnungen Eingang gefunden babe, also pro-
duktiv geworden sei, womit es aber auch aufhorte, fiir
den durch *ghelo'ij^o- bezeichneten Begriff „grun, gelb"
charakteristisch zu sein. Damit war aber von selbst die
Auffassung blofi von *ghel- als wurzelhaften, d. h. den
Begriffskern ausmachenden Wortteiles gegeben und weiter
auch die Bahn frei far Bildungen ohne dieses nun als
suffixal empfundene -0^0-, wie *ghelos, *ghoUos usw.
Da derartige Erwagungen in jedem einzelnen Falle als
grundsatzlich moglioh anerkannt werden miissen, werden
wir, um festen Boden unter den FuCen zu behalten, die
Wurzeln in jener Gestalt anzusetzen bestrebt sein, in der
sie sich auch den Indogermanen gegen den Ausgang der
Urgemeinschaft zu — auf welche Periode wir ohnehin
alle unsere sprachlichen Riickschlusse zunachst zu pro-
jizieren haben — im Gegensatze zu den als formantisch
empfundenen Elementen dargestellt haben werden; das
bedeutet aber keinen grundsatzlichen Verzicht auf den
Versuch, durch Beriicksichtigung der Ablautsmoglichkeiten
im einzelnen Falle noch altere Gestaltungen zu erschliefien.
Eine davon ganz verschiedene Frage ist es, ob die von
den Indogermanen der erwahnten oder einer friiheren Zeit
als Wurzel empfundenen Lautgruppen einmal fiir sich als
Worte verwendet waren oder nur in Verbindung mit For-
XVI Zur Einfuhrung.
mantien. Und da verbietet nichts die Annahme, daC,
um mit Brugmanns Worten zu reden, die Wurzeln in der
von historischen Sprachphasen aus zu erschlieCenden oder
in einer ahnlichen alteren Gestalt teilweise einnaal „Worter"
gewesen seien, wie man ja allzeit nur Worter, nicht Wur-
zeln geschaffen hat; aber im einzelnen Palle konnen wir
die Statthaftigkeit dieser Annahme nie erweisen. Wir
verzichten daher, wenn wir eine bestimmte Wurzel er-
schlieBen, im einzelnen Falle ausdriicklich darauf, dam it
gleichzeitig auszusagen, dafi sie fiir sich, d. h. aufier Ver-
bindung mit formantischen Elementen, einst in einer viel
alteren Periode der indogermanischen Grundsprache ein
selbstandiges Dasein als „Urwort" gefiihrt habe.
Schon aus den im vorstehenden gebrachten Beispielen
ist ersichtlich, daC das wurzelhafte Wortstiick, auch ab-
gesehen von seiner Abgrenzung gegen die als suffixal
empfundenen Elemente, nichts in sich starr Unverander-
liches ist, sondern daB es mehrfacher Vokalisierung fahig
ist, eine Erscheinung, die man bekanntlich als Ablaut
bezeichnet und die man als die Wirkung von Betonungs-
verschiedenheiten erkannt hat. Eine gedrangte Darstellung
unserer heutigen Anschauungen vom Ablaut hier zu geben,
darf ich mir um so eher versagen, als auch der sprach-
wissenschaftlichen Studien fernerstehende Beniitzer dieses
Buches in der klar orientierenden Skizze Hirts: „Der
indogermanische Ablaut*' in den Neuen Jahrbiichern fiir
das klassische Altertum, Bd. XV, S. 465—475, voll-
kommen ausreichende Belehrung findet. Nur zwei Punkte
seien hier herausgegriffen, um fiir im vorliegenden Buche
ofters wiederkehrende Lautzeichen die Auf klarung zu geben.
Der erste betrifit tiefgestellte Vokale, «, o> a- Aus Bei-
spielen wie gr. Xeiireiv : Xmeiv wissen wir, dafi Unbetont-
heit von Silben den Schwund eines kurzen Vokals, hier
e, zur Folge hat, wobei das frliher mit e zum Diphthong
verbundene * die Rolle als Vokal iibernimmt; ebenso
fiihrt unbetontes eu, er, el, em, en durch Schwund des e
zu u, r, I, m, n, wobei wir in den vier letzteren Laut-
Zur Einfuhrung. XVII
zeichen durch den untergesetzten Kreis ausdrucken, daC
r, Z, m, n als Vokale, d. h. silbenbildend, fungieren wie
z. B. in der deutschen Aussprache fair, handlUy gehu^, wettp
fiir geschriebenes Vater, handeln, geben, wetten. Stehtj^
nun aber der der XJnbetontheit ausgesetzte kurze Vokal
in anderer Nachbarschaft als der der angefiihrten Laute
% u, r, I, m, n oder gehoren letztere schon zur nachsten
Silbe, so erwarten wir infolge des Vokalschwundes vokal-
lose Silbe; diese treffen wir z. B. in Fallen wie ax-^i^
gegeniiber Ix'^^'v (aus ^Cex-eiv), oder wie p€-p\-r|Ka neben
peX-€|uivov. Aber in anderen Fallen ist es nicht zum
vollen Schwunde des kurzen Vokals gekommen, sondern
letzterer ist unter gewissen, bei Hirt dargelegten Stellungs-
bedingungen blofi zum undeutlichen Murmelvokale herab-
gesunken, der auch in den Fallen der ersten Art als die
Vorstufe des ganzlichen Schwundes betrachtet werden mufi.
Diese bei Hirt durch untergesetzten Punkt (z. B. e) be-
zeichneten Murmelvokale, deren Klangfarbe in den ein-
zelnen Sprachen je nach der Natur der folgenden Laute
in verschiedener Weise entwickelt erscheint, sind im vor-
liegenden Buche durch Tiefstellung kenntlich gemacht,
z. B. ing. '^peQ^tds „gekocht" (gr. ireiTTO?, lat. coctus), *g^ele-
(gr. paXeiv). Der andere Punkt betrifft das Zeichen a^.
Der Ablaut wirkt im ganzen Worte; er betrifft also nicht
bloJS die erste Silbe, sondern alle im urindogermanischen
Worte vereinten Silben. Fiir die Praxis empfiehlt es sich
allerdings vielfach, dabei von Flexionsendungen und pro-
duktivern Stammbildungssuffixen abzusehen^ da letztere
durch Ausbreitung iiber ganze Wortkategorien die ur-
spriinglichen Verhaltnisse nur selten durchblicken lassen,
und in bezug auf den Ablaut nur die ihnen voran-
gehenden Wortstiicke zu betrachten, fiir die man den
Namen Ablautbasen eingefiihrt hat. Diejenigen — zwei-
oder mehrsilbigen — Ablautbasen, die auf langen Vokal
endigen, schwachen ihn, wenn er in unbetonte Stellung
gerat; wahrend z. B. p^-pXrj-Ka den auslautenden langen
Vokal der Basis ^gHle- unversehrt zeigt, hat peXe-juvov ihn
Walde, Etym, Worterbuch d. lat. Spraehe. 2. Aufl. II
XVIII Znr Einfiilirunfir.
o*
znr Kiirze geschwaclit. Da nun das Schwachungsergebnis
sowohl von a^ als von e und o in den meisten Sprachen,
zum Teil auch im Griechischen, in denselben Vokal zu-
sammengef alien ist, namlich europaisch a, arisch % die
wir nnter der Formel d, ^^Schwa indogermanicum'', zu-
sammenfassen, gestattet der Schwachungsvokal mei>st nicht
die Feststellung der Klangfarbe der urspriinglichen Lange ;
ist also letztere nicht selbst in einer oder der anderen
etymologisch verwandten Wortform noch nachzuweisen, so
konnen wir aus der Keduktionsstufe d nur mehr er-
schlieCen, daJ3 die Ablautbase auf einen der Vokale a, e, o
endigte, ohne aber zwischen den drelen eine Entscheidung
treffen zu konnen; dies ist durch d^ bezeichnet.
Es folgt bier zur wenigstens beilaufigen Ubersicht
liber die wichtigeren in Betracht kommenden Ablauts-
moglichkeiten eine Auswahl von Beispielen fiir ein- und
zweisilbige Ablautbasen, wobei V. die Vollstufe, D. die
Debnstufe, R. die Keduktionsstufe und S, die Schwund-
stufe bezeichne. Fiir genauere Auskunft sei auf Hirts
erwahnte Darstellung und auf den einschlagigen Abschnitt
in Brugmanns kurzer vergleichender Grammatik verwiesen.
Wz. ^fed' ^Fu^"":
V. '^fed- (z. B. ace. sg. "^pedm^ lat. pedem); mit Ab-
tonung :
^^pod- {gr, TToba);
D, "^p^ed- {z.B. Bom. sg. ^peds^ Idit pes); mit AMonung:
'^'pod' (z.B. dor. rribt;);
R. (nachtraglich bei kurzem Vokale durch aus mit der
VoUstufe zusammenge fallen) ^ped^ ^pod- (z. B.
gen. sg. "^pedeSy lat. pediSy gr. Tioboq) ;
S. "^pd- (z.B. Vi\. upa-hda- „GetrampeP).
Wz. Helq^-'- ^lassen":
V. Heiq^- (z. B. Pras. Heiq^o, gr. Xgittud); mit Abtonung:
^loig^- (z.B. gr. \^\oiTra);
D. Hliq^-^-y Hoiq^- (z.B. Aorist ^L draiksam))
S. Hiq^- (z. B. Aoristprasens Hiq^o^ gr. Aorist Xmeiv).
Wz. %heudli' ^geistig rege'':
V. "^hheudh- (z. B. Pras. %'heudhdy gr. TreuOo^ai); mit
Abtonung :
%houdh- {z.B, Perf. got. -hmip);
D. %heudh'^ ^hdudh- (z. B. Aorist ai. dbhautsam) ;
S. %hudh- (z. B. Aoristprasens ^'bhudhS^ gr. Tru&eadm).
Zur Einfuhriing. XIX
Wz. ^hlier- ^tragen'':
V. ^hher- (z. B. Pras. ^67^^Vo, gr. qp^pui); mit AbtSnung:
^bhor- (z. B. gr. cpopd);
D. ^bher- (z, B. Aorist ai. dhharsam); mit Abtonung:
^bhor- (z. B. gr. cpujp);
Tu "^hheT- (nur vor Vokal; z. B. idg. ^hherds^ got. &aeJr
.Sohn^');
S» *&/^r- (vor Vokal, z. B. gr. 6i-qpp-o<;)^ ^hr- (vor Kons.,
z. B. ai, hhrtih „das Tragen^).
Wz, *M- ^hehlen'^ :
V. ^^hel- (z. B. Pras. '^'Mo, ir. ceUm); mit x4.bt6nung:
*^'o?- (z. B. Bhd. hcdla „Halle");
D. "^kel- (z. B, lat. celo); mit Abtonung '^^o?- (unbelegt);
R. *A?J- (nur vor Vokal, z. B. gr. KaXuuTUj) ;
S. ^kl' (vor Vokal, z. B. lat. clam) , ^A^Z- (vor Kons. ;
unbelegt).
Wz. Hen- ^delmen'':
V, Hen- (ZcB. Pras. Henip, gr, Tcivu)); mit Abtonung:
*^on- (z. B. gr. Tovo?);
D. Hen- (z. B. Aorist ai. dtg^sam aus "^e-tensm) ;
R. *M^- (nur vor Vokal; z, B. *^^nt^- „gedehnt", gr.
Tavu-);
S. nit- (vor Vokal; z, B^ ai. Perf. Med. ta4n-e), Hn-
(vor Kons.; z. B. gr. Taxo^).
Analog Wurzeln mit Vokal a (Abtonung o^ selten belegt) oder
(ohne AbtSnung) statt e.
Wurzeln mit langen Vokalen.
Wz. ^dhe- ^setzen^:
V. ^dhe- (z. B. gr. xidrmx); mit Abtonung "^dho- (gr.
R. "^dhd- (z. B. ptc. ^dha-tos^ ai. dhifdh; vgL auch lat
fd'C-io:^ gr. OeToq, nicht ^OaxcSc;^ scheint eine
Vermittlung zwischen e und 9 darzustellen) ;
S. dh' (z. B. ai. l.'ph da-dh-md^),
Wz. "^(^0- 5,geben'':
V. *r7o- (z. B. gr. bibujiu);
R. ^da- (z.B. ptc. ^cfe^d^^ ai. dltdh^ Int.datus; gr. boxo?;
nicht ^baxo?; wie dexoc);
S. ^d' (z. B. ai. l.-ph da-d-rndk).
Wz. ^pdlc- ^befestigen'':
V. ^pak- (z. B. lat. pax) ;
R. ^2)9k- (z. B. lat. paciseor).
Wz. "^ghei- „verlassen^:
V, a) 3iiit bewahrtera 2. Telle des Langdiphthongs ^ghei-
(z. B. ai. aor. a-hayi);
b) mit gesehwundenem 2. Teile des Langdiphthongs
""'ghe- (nur vor Kons.; z. B. ai. ja-hd-ti „er ver-
laM**, lat. heres);
II*
XX Zur Einfuhrung,
R. "^ghdi- {^ghm-; z. B. got. ^a/cZ^ „ Mangel" wis^ghai-
tuom) ;
S. ^^ghl- (z. B. ai. ptc. Mnd^ ^verlassen'') und mit noch
starkerer Reduktion "^gM- {z. B, ai, jaJiimah)*
Wz* ^poit' ^ernahren'':
V* ^poit' (z. B* \\i. petus ^Mittagessen") und
"^pot (z. B. got fodjan ^fiittern'');
R. ^p0U' {^pait-; unbelegt);
S. "^ptt- (z. B. ab. pUati ^nahren'^) und mit auf^erster
Reduktion:
*j^)^^ (z. B, ai. pit4h ^Nahrung''),
Anm, : ^pot- zog ^pH- nach sich, z. B. gr. Trar^oiLiau
Wz. "^steur- ^massig, stark'':
V. "^steur- (ahd, stiuri „ stark*'); Lzw. mit Abtdnung:
^stour- (nicht belegbar), woraus ^^stor- {lit stSras
„dick^);
K ^st^ti7-' {^staur-) z. B. gr. aTaup6?, IbX. restauro);
S. ^^itilr- (z, B. ai, sthurdh ^massiv, stark''), und mit
aufierster Reduktion:
"^stur- (unbelegt) •
Zweisilbige Basen mit langem Vokal der zweiten Silbe.
Basis "^gero- ^Kranich" (z, T, auch '^gerou-)
Y. der 1. Silbe "^gere- (bzw. ^gergw; vgL gr, j4,pa'V0<;,
bzw. lit, gerv-e) ;
V. der 2, Silbe ^geroiu)- (urslavisch ^^^^rav-t, serb. zdrao)
und
^grd{uy {lB.t grus aus "^grous);
R, beider Silben ^^geraiu)- {galL garanus);
S. der 1., R. der 2. Silbe ^gr9- (ahd. cra-nuh).
Basis ^*i^?e- ^tragen" :
V. der 1. Silbe Hil9- (gr. ^TdXaaaa^ ai. tali-man-);
V. der 2. Silbe %le- (lit. #|^Ze1{^* aus alterem Hileti) und
*^Ze- (lat. Clemens^ wenn aus Hle-mens);
R, beider Silben %Z^- (gr. TdXavxov; gewohnlich — als
sog. J — einsilbig vertreten, z. B. gr. TXaT6<;,
woraus att.-jon. T\riT6q);
S. der 1., R. der 2. Silbe *^/^- (gr. xeTXajuev).
Basis ^^dela^gh- ^lang":
¥• der 1. Silbe "^deUgh- (dv-beXexn? aus -beXaxn?);
V. der 2. Silbe ^delmgh- (unbelegt) und
^dld^gh- (ai. drdghlyas-) ;
R. beider Silben ^deUgh- (ai. dirgha^^ sog» J) ;
S. beider Silben ^dlgh- (lat. indulgeo).
Basis ^gene-f ^geno- ^erzeugen'':
V. der 1. Silbe "^^m^- (z, B, atjaniman- ^Geburt", gr.
Y^veai?) ;
V. der 2. Silbe ^ene-, "^geno- (unbelegt; Ygl. Yon "^gene-y
"^geno- ^wissen**; das lit. zinoti ^wissen") und
Zur Einfuhrung\ XXI
^gne-^ "^gno- (ai. jnatih ^Verwandter*", gr. tviwTri?
^Bruder*', kypr. Kaat-Yvr]To^) ;
R. beider Silben "^gen^- (ai. Jai^a^ ^Sohn*", lat. ndtus;
sog.n);
S. der L, R. der S.Silbe *^n^- {ai.ja-jni-hy ahd, knaho).
Basis %^i6- ^winden*":
V. der l.Silbe %6jt^- (ai. ^man- ^Webstuhl'' ^us^vayi-
man-)\ mit AbtSnung:
%<?t^- (gr. oi<To<; yWeide'');
V, der 2. Silbe *?^^i#-, woraus uridg. \iie- (lat. i;iere),
bzw.:
%ie" (ai. vya-nam „das Winden**);
R. beider Silben %e^>; woraus uridg. *^^^- (ai. ^^^a^
^gewunden");
S. der 1,, R. der 2. Silbe *m^- {Rlvyd-yati „er windet");
S. beider Silben *m- (gr. itu? ^Radfelge*").
Basen ^bheua- und ^hhem- (zugleich Beispiel ftir das Vorhandensein
mebrerer Basenformen von derselben Wz., hier %heu-) „wer-
den, sein'^:
V. der 1. Silbe "^bhew- (ai. hhdvitum);
V. der % Silbe %heua'j ^bheue-^ woraus uridg. "^bhuua-
(lat. fuam)^ ^bhuue- (unbelegt), und
%liudt' (lat. -bam in ama-bam usw.), "^bhtie- (ab. &(?
„war" aus ^hue'S-t);
R. beider Silben ^bheU9^, woraus uridg. *&7iw- (z. B.
gr. gqpo);
S. der 1., R. der 2. Silbe ^bhuo- (liegt dem ai. d-bhrn-
zugrunde) ;
S. beider Silben ^hu- (z. B. gr. cpOaic).
Die folgende Lauttabelle soil einen gedrangten tTber-
blick dariiber bieten, von welchen idg. Lauten die
einzelnen lateinischen abstammen. Fiir die Beurteilung
von Worten aus den iibrigen in Vergleicb gezogenen
Sprachen mufi auch hier wieder auf Brugmanns syste-
matische Werke, Mrs Lateinische auBerdem auf Sommers
in dieser Sammlung erschienenes Handbuch der latei-
nischen Laut- und Formenlehre verwiesen werden.
XXII
Die EntstehuBg der iateinisclien Laute ans
denen der indogermanischen Grundsprache,
a =^ idg. a {ago : ayuj, ai. djati).
9 ipater : iraxrip, ai. pitdr-).
e vor r^ I [vaims: lit. vlras).
vor dem lat. Ton (caver e : Koeuu),
e ^=^ idg. e [fero : cpepuu).
i vor ans s entstandenem r {sero aus "^'si-so).
in der Verbindung en^ em aus idg. n^ m [tenUis : xarocjj^
ai. tatdJi; pedem : Ttoba).
0; seit dem 2. Jli. v. Chr. vor r^ s, t nach v- {versus aus
vorsus, vester aus vaster^ veto aus veto).
I = idg. :^* {quis : riq).
e vor ^^ {quinque:ix£VTe), und durch Assimilation an ein ^'
der nachsten Silbe [milmm : jligXivti).
— idg. {octo : oKxdj).
in der Verbindung or, ol aus idg. r^ I {mors: ai. mrtik]
mollis: ai. mrcluh).
e vor t^ (nmms : ve(/)o<;).
^ vor i {volvo : eXuuu).
u vor aus 6* entstandenem r {foret: o. fusid).
ue nacli s- und o- (.soror: ahd. 5^^^^^ter; coqtio aus ^qaeqtid).
uo {sudor aus "^suoidos: ahd. s^veig).
ii ~ idg, ^^ {jugtim : ai. yugdm, gr. ^uyov).
^ vor ^ -f • Sons, {pulmentum: u. pelmner).
vor ^; {ttnctis : 6yko<;)j vor ^ + Kons. {muUa, alat. molta)^
vor w (^^m&o : 6,u(paX6<;; timertis: got. am^), teilweise
vor r 4- Kons. {ftirmts : fornax).
a — idg. (!l (frdter : cppaxajp).
in den Verbindungen m^ Za^ na aus idg. sogenanntem f;
|, n (richtiger zweisilbigen Schwachungsprodukten von
zweisilbigen Basen auf langen Vokal): graUis: s.h gur-
tdh\ Idna: ^L %irna\ {g)ndUis: sA.jdtdk.
e ~ idg. e (rex: ai. r&j-).
a vortonig nach j- {jejunus neben jdjumis).
1 =rr: idg. I {vlvtcs: m.jlvdh).
ei {dlco : beiKvuiui).
oi nach v- {vieus:(J^)oxKOQ), oder nach I vor Labial {dlvus:
got. Maiii^),
Die Entsteh. der lat. Laute aus deiien der idg\ Grundsprache. XXIII
— idg. {nohis : yvojtoc;).
n = idg. u [fumus : dOiiioc;).
oi [umis \ o\vr\y got. ains).
en {uro : euuu).
otc [clunts: aisL hlmm).
ii (durch i oder tc bezeichriet) = idg. ^i nach I vor Labial (?^^6^2^,
libet: ai. ItWhyati).
ae =: idg. ai {aedes: aiOuj).
06 = idg. <y/ nach ^>; /-, 2^^"(<^") {poena aus itoivr])-
an ~ idg. cm [migeo : auEu)).
J = idg. i' {jugmn: ai. ytigdm).
dj' {Jovem: ai. di/duk),
inlautend (Geltiing n) = p'i (a;o zu adagkmi)^ = di {ccija
aus "^caidid zu caedo.
Y ===:: idg. ^^ (wci^5 : /oikoc).
g^ [mvtcs: di.jlvdhj Yii.gyvas) auBer nach ^^ (w^i^^n: dbi^v).
g^h im Inlaut [nivem : vicpa) aufeer nach ^i [ningtiit).
qu' (nicht q-\) {vccpor : KauvoCy \ii. kvaiKis).
du inlautend (svdvis: ai. fern, svddvt).
r := idg. r [fero : qpepui).
6^ zwischen Vokalen {generis :gemts).
z vor ,{7 {mergo: lit. mazgoti).
ur- anlautend {rica: ags* tvrlgels).
1 ==: idg, ? (lucere ; X6uk6(;).
(? in urspriingiich dialektischen (sabinischen) Worten {la-
crima: altlat. dacriima^ gr. bdKpu).
^^?- anlautend (Za^^a zunachst aus 'hildnd: lit. vilna).
th anlautend {Idtus aus Hldtos : tuli).
si- anlautend (laxtis: ahd, slack).
Ill =r=: idg. m {mater : ,uriTrip).
^9; h{h) vor n {sommcs: uuvoq).
sm {psm^ tsm^ hsm) [comiSy alter cosmiSy u. dgl.).
11 = idg. n {novtis : v£0<;).
= vielen, besonders Guttui^al oder s enthaltenden Kon-
t sonantengruppen (z. B, ndhis, alter gndtns\ mirus: ai.
smisd\ liina: apr. Umxnos).
|) ~ idg. p [ixiter : uaxrip).
^Ji* {ci])erio^ wenn aus '^^apuerio).
til anlautend {paries: lit. tverrii).
I) =L idg. & {de-hilis: ai. hdlam),
m vor r im Inlaut {Mhermis aus "^heimrinos : X€i^€piv6c;).
&/^ im Inlaut {nebula : vecpdXr]).
c?/^ im Inlaut nach r, vor r^ vor I, nach '2t iverhtmi: got.
%vaurd\ glahro-\ ahd. ,9?a^; stahidnm aus ^^stddhlom:
cech. stadlo] uber \ oudap).
p'^'/^ vor r im Inlaut {nehrundines : vcqppoc, ahd, nioro).
s vor ^' im Inlaut {sobrlnns aus ^'suesrinos).
XXIV Die Entsteh. der lat, Lante ans denen der idg. Grnndsprache,
hhu ]m Inlaut {superbus ans -bhuos).
du im Anlaut [bonus^ alter chconus).
t — i6g. f (pater : waxrip).
d vor r (taeter aus Haidros : taedet).
d = idg. rf^ (<^^<?o : beiKvuimi),
c^fe im Inlaut {medius: ai. madhyah).
zd {nidus: ahd. n^5?^).
C =: idg, Jc {centum : ^Kaxov, ai. gatdm).
q {cruor : Kpea<;, ai. kravih).
q- vor Kons. {cactus : itewzoc,^ sd. paJctdh).
q^ vor i {socius aus ^soqHos : sequor).
q^ vor ?^ {relicuos zu relinquo).
q^ vor d {cottidie aus ^quotitei die)
t vor ? (2^<9c[^]Z«^m aus ^pd-tlom).
qu == idg. 2" {sequor: girojaai, ai. sdcate),
p durch Assimilation an ein die nachste Silbe anlautendes
2^ {quinque : nivre^ ai. panca).
ku {equus: ai. agvah).
g^ =: idg. ^ (a^^r : &Tp6?, ai. djrah).
g {gratus : T^poti;, ai. gurtdh).
ghy gh nach Kons. {ango : cxyx^? ^^b. Q,z^ko).
g- vor Kons. {glans : pdXavo*;, ab. ielqdt).
g^ vor i^ {gurdus : ppabOq).
lat. (? vor w {segmentum : 5<^co), n (a^?i<^ : (^(^i^^).
gii rzr: idg. ^^^^ ^^^j^ nach n {unguen: ai. anjih; ninguit: nweniy viq)a).
S = idg. 5 {sequor: ai. sacate).
pS' {sabulum : ipdMlttoq), ifc^- {sentis : Saivuu).
^ in den Verbindungen 55 = idg. ^i {versus: Bi.vrttdk) und
5^r = idg. fifr {assestrix : assessor, idg, "^sed-trz^ -for).
f =: idg. oh' {fero : qpdpuUj ai. bharati).
dh- {facto : IdrjKa).
g-h- {formus : ^epfjioq^ ai. gharmd^).
gJiU' {ferus : di^p, lit. zverls).
gh' vor u {ficrca: lit. zirkles).
m- vor r {f races: ir. mraich).
s- vor r {frtgus: sloven, srei).
bhu- (fio aus ^bhu-iio).
dhu- {fores: ab. (It^^rt*, gr. -^upa).
li =: idg. gh^ gh {humus :xa\xaiy lit zeme; hostis: oh.gosthj goLgasts).
XXV
Alphabetisches Verzeichnis starkerer
Abktirzungen bei Literaturangaben*
Ait, St(ud). = Altitalische Studien, hg. v. G, Pauli. Hannover
1883—87. 5 Bande.
AfceltLex. = Archiv fiir keltische Lexikographie, hg, v. W. Stokes
und Kuno Meyer. Halle a. S^ 1898-1907.
Af IL, =^ Archiv fiir lateinische Lexikographie^ hg. v. Wolfflin. Leip-
zig 1884ff. 15 Bande.
A. f. neiiere Spr. = Archiv f. d, Studiiim der neueren Sprachen,
hg* V. Herrig. Elberfeld u, Braunschweig 1846ff.
AfslPh, =: Archiv fiir slavische Philologie, hg. v. Jagic. Berlin
1875 ff.
Am. Journ. Phil. = The American Journal of Philology, edited by
Gildersleeve. Baltimore 1880 ff.
AfRelW. = Archiv fiir Religionswissenschaft, hg. v. Achelis. Frei-
burg LB. 1898ff.
Arch, glott. = Archivio glottologico italiano, dir. da Ascoli. Roma
1873ff.
Ark. (f. n. fil.) = Arkiv for nordisk filologi, udgivet af Storm. Ghri-
stiania 1883ff.
Bartholomae Air(an). Wb. = Altiranisches WSrterbuch. Strafiburg
1905.
BartholomaeAr.Fo.==ArischeForschungen. Halle 1882— 87. 3 Hefte.
Bartholomae Grdr. = Bartholomae ini Grundrife der iranischen Phi-
lologie. Bd. L Strafiburg 1895.
Bartholomae Stud. = Studien zur indogermanischen Sprachgeschichte.
Halle 1890—91. 2 Hefte.
BB. = Beitrage zur Kunde der indogermanischen Sprachen, hg. v.
Bezzenberger. G5ttingen 1877 ff. 30 Bde.
Bechtel Hauptprobl. == Die Hauptprobleme der indogermanischen
Lautlehre seit Schleicher. Gottingen 1892.
Benfey Wzl. Lex. = Griechisches Wurzellexikon. Berlin 1839, 1842.
Ber. d. sachs. (bayr. bShm.) Ges. (d. W.) = Berichte der philolog.-
historischen Klasse der KSnigl. sachs. (bayr. bohm.) Gesellschaft
der Wissenschaften.
Berl. Phil. Woch(enschr.) == Berliner philologische Wochenschrift, hg.
V. Chr. Belger und O. Seyfifert. 1880ff.
Berneker Pr. Spr. == Die preufeische Sprache. Strafiburg 1896.
XXVI Alphabetisches Terzeichnis der Abkiirzungen.
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Heidelberg 1908 ff.
Bersu Gutt. = Die Gutturalen und ihre Verbindung mit y im La-
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Boisacq.=: B., Dietionnaire etymologique de la langue grecque.
Heidelberg u. Paris 1907f!.
Bopp Gloss. — Glossarium comparativum linguae sanscritae. Ed. HI.
Berolini 1866—67.
Breal Tab. Eug. = Les Tables Eugubines. Paris 1875.
Breal-Bailly = Dietionnaire etymologique latin par M. Breal et
A. Bailly. Paris 1885.
Brugmann = Brugraann GrundriB der vergleichenden Grammatik
der indogermanischen Sprachen. 2. Aufl., Bd. I— II/n/1.
Strafaburg 1897ff.; Bd. H (1. Aufl.). 1889—92.
Brugmann Dem. = Die Demonstrativpronomina der indogermanischen
Sprachen. Leipzig 1904.
Brugmann Gr. Gr.^ = Griechische Grammatik. 3. Aufl. Milnchen
1900. In: Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft.
Bd. n.
Brugmann KG. = Kurze vergleichende Grammatik der indogerma-
nischen Sprachen. Strafiburg 1904.
Brugmann Tot. = Die Ausdrucke fiir den Begriff der Totalitat in
den indogermanischen Sprachen. Leipzig 1904,
Buck Gramm. = A Grammar of Oscan and Umbrian. Boston 1904.
Buck Vok. = Der Vokalismus der oskischen Sprache. Leipzig 1892.
Biicheler Lex.it. = Lexicon Italicum. Bonn 1881.
Bticheler Umbr. = Umbrica. Bonn 1883.
Bugge A(lt)it. Stud. = Altitalische Studien. Ghristiania 1878.
Bugge Beitr. (z. Erl. d. arm. Spr.) = Beitrage zur etymologischen
Erlauterung der armenischen Sprache. I. Ghristiania 1889.
C. Gl. L. = Corpus glossariorum latinorura. Lipsiae 1888ff.
G. LL. = Corpus inscriptionum iatinarum. Berolini 1862ff.
Gl. Rev. = The classical review. London 1887 ff.
Conway It. dial. = The Italic dialects. Cambridge 1897.
Corssen = Uber Aussprache, Vokalismus und Betonung der latei-
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Corssen Beitr. = Beitrage zur italischen Sprachkunde. Leipzig 1876.
Corssen Krit. Beitr. = Kritische Beitrage zur lateinischen Formen-
lehre. Leipzig 1863.
Corssen Nachtr. = Kritische Nachtrage zur lateinischen Formenlehre.
Leipzig 1866.
G. St. : s. Curt. Stud.
Curtius = Grundziige der griechischen Etymologic von Georg Gur-
tius. 5. Aufl. Leipzig 1879.
Curt. St(ud), = Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik,
hg. von Georg Curtius. Leipzig 1868—78. 10 Bande.
Delbriick Grdr. I — III = Vergleichende Syntax der indogermanischen
Sprachen von Berthold Delbruck; bildet Bd. 3 — 5 von Brug-
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Delbruck Verw. = Die indogermanischen Verwandtschaftsnamen
Leipzig 1889.
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Dt. L(it)Z. = Deutsche Literaturzeitung, hg. v. ROdiger. Berlin
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Ernout El. dial. lat. = Ernout Les elements dialectaux du vocabulaire
latin. Paris 1909.
Fest. = Sexti Pompei Festi de verborum significatu quae supersunt
cum Pauli epitome. Ed. Mtiller (M.). — Ed. Aemilius Thew-
rewk de Ponor (ThdP.). Budapestini 1889.
Fick == Vergleichendes Worterbuch der indogermanischen Sprachen.
4. Aufl. Bd. I. Gottingen 1891 ; Bd. 11 (von Wh. Stokes und
A. Bezzenberger). ibd. 1894.
Georges == Ausftihrliches lateinisch-deutsches Handw5rterbuch. 7. Aufl.
Leipzig 1879—82.
GGA. = Gottingische Gelehrte Anzeigen.
GGAbh. = Abhandlungen der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften
zu G5ttingen.
GGN. = Nachrichten von der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften
zu Gottingen.
Gliick KN. = Die bei Caesar vorkommenden keltischen Namen.
Mtinchen 1857.
Grimm = Deutsches Worterbuch von J. und W. Grimm. Leipzig
1854 ff. ^
Hehn^ = Kulturpflanzen und Haustiere. 6. Aufl. Berlin 1894.
Herm. — Hermes, Zeitschrift fiir klassische Philologie, hg. v. Hubner
usw. Berhn J866ff.
Hes. — Hesychii Alexandrini Lexikon. Ed. min. cur. M. Schmidt.
Ed. II. Jenae 1867.
Hirt Abl. = Der indogermanische Ablaut, vornehmlich in seinem
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Hoffmann Gr. Dial. — Die griechischen Dialekte in ihrem historischen
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Holder = Altkeltischer Sprachschatz. Leipzig 1896 ff.
Hoops Waldb. — Waldbaume und Kulturpflanzen im germanischen
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Horn Np, Et. = Grundrifi der neupersischen Etymologie. SLrafaburi?
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Hubschmann Arm. Gr, = Armenische Grammatik. L Leipzig 1897.
Hiibschmann Arm. St(ud). = Armenische Studien. I. Leipzig 1883.
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hg. v. W. Streitberg; Beiblatt zum tolgenden.
IF. = Indogermanische Forscliungen, hg. v. K. Brugmann und
W. Streitberg. Straiiburg 1892 ff.
Jbb. f. PliiL = Jahrbiicher fur Philologie und Padagogik, hg. v.
J. Gin-. Jahn. Leipzig 1826 ff. (seit 1831: Neue Jahrbiicher f.
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Johansson Beitr. (z. gr. Sprachk.) = Beitrage zur griechischen Sprach-
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XXVIIl Alphabetisches Verzeichnis der Abkurzungen,
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Keller Volkset. = Lateinische Volksetymologie. Leipzig 1891.
Kluge^ = Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache. 6. Aufl.
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Korting (Lat. rom. Wb-) — Lateinisch-romanisches Worterbuch,
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Kretschmer EinL = Einleitung in die Geschichte der griechischen
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KSB. = Beitrage zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Ge-
biete der arischen, keltischen und slavischen Sprachen, hg. v«
Kuhn und Schleicher. Berlin 1858—76. 8 Bande.
KZ. r= Zeitschrift fur vergleichende Sprachforschung auf dem Ge-
biete der indogermanischen Sprachen, hg. v. A. Kuhn usw.
Beriin und Giitersloh 1852fif.
Liden Stud. (z. ai. u. vgL Sprachgesch.) = Studien zur altindischen
und vergleichenden Sprachgeschichte* Upsala 1897.
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LoeweProdn===::Prodromus corporis glossariorum latinorum. Lipsiae
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XXXI
Andere Abkiirzitiigen^
ab. ^=^ altbulgarisch
abret, = altbretonisch
acymr. ~ altcymrisch
afries. =: aitfriesisch
ags. =: angelsachsisch
ahd. := althochdeutsch
ai. = altindisch
air. = altirisch
aisl. = altislandisch
alat- Oder altlat. == altlateinisch
alb. = albanesisch
altpersisch >
: altpreuMscU
= armenisch.
altsachsisch -
= altschwedisch
avestisch
=: Bedeutung ,
= bretonisch^
= cechisch '
= corniscli*
ap. =
apr. =
arm. =
as- =
aschw,
av. ===
Bed. =
bret, =
cech. -
corn. =
cymr. = tymriscli
dan.* = daniscft *
: englisch
gallisch
=^ Griindbedeutung
Grundform
gotisch
griechisch
engL =
gall. =
Gdbed.
Gdf. =
got. =
ill.
=: indogermanisch
= illyrisch
ir. irisch
idr. — kleinrussisch
lat. lateinisch
lett. _ lettisch
hi. — litauisch
mbret. mittelbretonisch
inhd. mittelhochdeutsch
mir. niittelirisch
mam — marrucinisch
mars. =: marsisch
= mnl., mndL — mittelnieder
landisch
nd., ndd. — niederdeutsch
nhd. neuhochdeutsch
nir. neuirisch
nl, ndL _ niederlandiscb
norw. — norwegisch
np. neupersisch
0. — oskisch
. pal. — palignisch
1 pehl. = pehlevi
phryg. — phrygisch
poln. poiaisch
i russ. = russisch
1 s. siehe
i schw. — schwedisch
1 Serb. ~ serbisch
slov. — slovemsch
1 u. umbrisch
1 vgL = vergleichp
Wz. = Wurzel.
A.
a, ah (auch aha?) „ali, ach", Ausruf des Schmerzes unci Mit-
leids. Teils urverwandt, teils durch NeuschOpfung entstanden sind
gr. S; a, lit. a, dd Ausrufe der Verwunderung, des TadeLs oder Spottes,
nhd. ah^ aha^ aa; ai. a, got. mhd* 6, iihd* oh (nicht zu *^^o, "^uh
entwickelt), air. a^ a (cymi\ corn, bret* a Neuschopfung) konnen idg.
^a oder *o (lat, o, gr. G)) fortsetzen. VgL Vanicek 1; Fick I^^
358, 114, 1.
ab „von^, Prap. m. AbL, ursprtinglich vor tSnenden Lauten aus
^ap entstanden, das noch in aperio (aber nicht in apagCy ape)
vorliegt; o.-u nur in Zusammensetzungen belegt: u. apehtre, ahatri-
ptirsatu, altmienduy o. afluhad^ paL afded (vgl. v. Pianta I; 75,
209, 426, II 454 f.)- ItaL ""ap ist (trotz Meillet Et. 158) apokopiert
aus idg. "^apOy gr, hrco „von, weg, ab"*, ai. dim „weg, fort, zuriick''.
m. AbL „von — weg*', av, ap. a])a m. AbL „von^^ got. af ^ab'',
ahd. ahaj ab, nlid. ab, aisL af, ags. af, of (VaniCek 16, Gurtius 263),
alb. xwape „wieder, zuriick" {^per-ape, G. Meyer Alb. Wb. 351):
3it. in apaczia „der untere Teil^ (Brugmann KG. 470); ganz proble-
matisches aus dem Arm. bei Pedersen KZ, XXXIX, 399,
Aus dem Kelt, ist air. a „ex'' vielmehr Entwicklung ausas.^=: ^^;
als Abk5mmlinge von *a^o werden in Anspruch genommen
acymr. ncymr. o ^ex, ab, de", a.-mcorn., a.-nbret. a ds. von Fick
H\ 4, Stokes BB. XXIII, 64, XXIX, 171, Zimmer ZfceltPh. II,
108 ff.; letzerer erklart den Gegensatz o:a aus idg. "^dpox^'po-^
liegen darin iiberhaupt Abkommlinge unserer Sippe vor, so konnte
von einheitlichem ^a])o ausgegangen werden, woraus'^o, undim Corn.
iind Bret, mit so friiher Ktirzung zu "^o in Proklise, dafe dieses
noch den Wandel alter vortoniger o zu ct mitmachte, wie auch
€ymr. trwyy drwy und abret. tre m.-nbret. corn, dre einheitliches,
nur im Corn, und Bret, friiherer Proklisekiirzung verfallenes urk,
Hre aus Hrei ist. Doch kommt fiir diese lautarmen brit. Gebilde
auch Zugehorigkeit zu ir. a (= ass ^ex^), od- (in Zs.), vielleicht
auch zu 0; ua in Betracht (Thurneysen brieflich)^ so dafi alles
brit. ganz unsicher bleibt.
af, Cicero nur mehr in der Verbindung e77iere af bekannt
(s. Havet AflL. IX, 167 f.), fernerinschrifthch und bei Paul. Fest. uber-
liefert; nach W5lfflin AflL. VII, 506 sprache af vineis^ af villa neben ab
oastello, ab segete derselben Inschrift Notizie d. Scavi Oct. 1891 dafiir,
dafi die Erhaltung von af durch v- begtlnstigt sei; doch tiberwiegen
die Belege von af vor v- nicht so sehr, daS diese Stellung — wenn
Walde, Etym, Worterbuch d. lat. Sprache. 2. Aufl. 1
2 abavus — abdo.
iiberhaupt — als einzige Quelle von af (Lindsay-Nohl 662) ffelten
kSnnte; noch anders v. Planta I 477. Wohl dialektischen Ursprun^s.
(v. Plan ta II, 454 f., s. bes. Ernout El. dial. lat. 92 ff.); nicht zu ai
adhi ^auf, liber, von" nach Lindsays Eventualvorschlag.
abs = gr. dip Joi-i, zuruck" (Vanigek, Gurtius a. a. 0., Bruff-
mann Bar. d. sachs. Ges. 1883, 189, Thurneysen AflL. XIII, 6-
mchtnach J. Schmidt KZ. XXXII, 410 ^ ai. dpah)\ daraus as- vor
p- a- vor Liquiden und Nasiilen (Gurtius 7?; Schulze Qu. ep.
148 a 3). ^
Lat. a nicht nach Froehde BB. VII, 327, J. Schmidt KZ. XXVI,.
42 zu ai. a ,,heran, an", erst sekundar „von — her", vgl. Buck
Vok. 25; ebensowenig nach Schmidt und Buck zu wgrm. d, z. B.,
in ahd. uo-mat „Nachmahd, foenum secundum", das sich durch
das ablautende grm. e, z. B. in ahd. a-mat derselben Bed., als idg,.
offenbart (s. auch unter heres), Auch u. a- in aha-triimrsaiu,
-uendu ist aus ap- (vor t) entwickelt; o, a- in aamanaffed „ man-
davit" fasse ich als ""ad-, nicht *ah-mandamt^ (lautlich zu stiitzen
dnch vaamtmim, wenn ^vadimonium" bedeutend). »
TAT ^^^^ Ablautform idg. *po in Jat. po-situs (ponoj, polio, polubrum^
„Waschbecken", 2ydrcet aus *po-arcet (trotz Wiedemann BB. XXVIII,
40), av. fa-zdayeiti „er lafit wegriicken, weggehn", sowie in ags!
Am von", ahd. fona ds. (Grafimann KZ. XXIIl, 569, Osthoff WG..
IV, 340; ahd. fona vielleicht nach Persson J. F. II, 214 f. auf idg
yu- beruhend, s. unter puypis), alb. j?a ,ohne" (G. Meyer Alb. Wb]
317); ob nach Liden Arm. Stud. 60 ff. auch in arm. olorh „eben,
glatt, pohert, schliipfrig" ? Auch ab. po ,nach, an, bei u. dgl."
(lit. po „nach; unter") und das Verbalprafix lit. pa-, ab. po- (in
echter Nommalzusammensetzung ab. pa-, lit. po-; apr. pa- wesent-
lich ni nommaler, yo- in verbaler Zusammensetzung nach Bezzen-
berger GGN. 1905, 454 ff.) scheinen trotz der vielfach abweichenden
BedeutuDg hieher zu gehoren (s. Osthoff IF. XV 330 m. Lit.; anders
Delbruck Grdr. I, 699 f.). - Auf idg. ''po- beruht auch die Sippe
von ]at.i?os# (Grafimann, Osthoff a. a. 0., Johansson BB. XV, 311).
— S. auch noch apr His. — Fernzuhalten ist lat. au „weg".
abaviis „Ahnesahn, Altergrofevater, Ahne" (in der Reihenfolge-
der Vorfahren zwischen proavus und atavus, (s)tritavus stehend),,
abavia „Altergro6mutter", abamita „Schwester des lltergrofi-
vaters", abavunciilus «Bruder der Altergrofsmutter", abpatrutis
«Bruder des AltergroSvaters", abmafertera „Sch wester der Alter-
grofimutter", abnepos^ abneptis „Ururenkel, -in", absocer „des
Ehemanns oder der Ehefrau AltergroSvater" : enthalten ah in der-
Bed. ^weiter weg, fort" als Steigerung von jf^ro {-avus usw.}, vgl.
ap. mjaka- „avus", apa-nyaka- „abavus" (Thurneysen Thes.).'
abavus usw. nicht auf Grund der Vorstellung gebildet, daS.
ab avo gerechnet werde (so Delbruck Verwandtschaftsnamen 98;
s. auch Stolz Wr. Stud. XXVI, 321); auch nicht durch Anlehnung
an ab aus ""av-avus *„avi avus" umgestaltet (Georges, Keller
Volkset. 77).
abbo, -are „kiissen« (C. Gl. L. II, 472, 8, s. Heraeus AfiL.
XIII. 169): Lallwort.
abdo, -ere: vgl. dTTOTiOriliii, ai. apadddhciU „amovet, abdit^.
abdijmen — Abella. 3
alxldmeii;^ -ims „Unlerleib (ursprgL bes- vom Schwein, Ernout
EL dial. lat» 89 f.), Schmerbauch, Wanst" : unsicherer Herkunft, vgL
die Ubersicht der Erklarungsversuche bei Brugmann IF, Xf, 271 ff.
In Betracbt koramen folgende Vorschlage:
1. nach Thurneysen Thes, und AflL. XIII, 9 ff. (nach Kluge)
zu ahd. inhtoma ^exta'^, ndl. tnghedom ^iiitestina, viscera", mndd.
ingeddme „Eingeweide", bair. (nimiberg.) ingettim „Eingeweide von
Rindern und Kalbern" ; die weitere dann wohl nniimgangliche An-
kniipfung an ahdere als ^abditnm'' (so schon Breal-Bailly s. v.) bietet
allerdings die Schwierigkeit, da& nacli gi\ %r\\xa ^'abdemen zvl erwarten
ware (o nnr im o-St. Ou)|li6c;); bingegen biidet das seit dem 4 Jhdt.
bei Gramniatikern aiiftauchende aMiimen nach Thurneysen GGA.
1907, 800 keinen Einwand, da das Suffix -umen gegen das Roma-
nische hin uberhand nimmt
2* nach Brugmann a. a, O. zu gr. v>i-&o'(;, -Ooq f^ne- ^unten",
s. mdtis) „Bauch, Unterleib, Mutlerschofi; auch andere Hohlungen
in den fleischigen Teilen des Korpers"", vribuia n, pi. ^Eingeweide""
unter weiterer Ankniipfung an buojuai „gehe eirij tauche ein, verberge
mich in etwas^, hvaxq ^Eintauchen, Schlnpfwinkel''^ ai. dosa „Abend,
Dunkel** (nicht liberzeugendes weitere bei Osthoff MU. IV, 17 ff.;
Hirt Abl. 104), vielleicht auch — mit '^{«)i>(o) zusammengesetzt — gr.
dXi-P-buuj „versenke ins Meer'* (das kaum zu lat. imbuo; ilber gr.
vrjbuiuoc;, Beiwort des Schlafes, s. zuletzt Bechtel BB. XXX, 265 \).
Abdomen in diesem Falle aus "^abdouemen (nach Ernout EL dial, lat-
89 mit dial o aus oti). — Anders liber vribtjc; Windisch IF. III^ 84,
Hirt Idg. 668 (:got. nati, niir. nmdni, s. nassa).
3. nach Wiedemann BB. XXVII, 258 zu id^g.^^deus- „H6hlung^^
in lett- diise^ fadiise ,,Achselh6he^'; ai. dol „Vorderarm, Arm^, ir.
doe „Arm^\: doch ist bei dieser Verbindimg, der sich allenfalls auch
vribtjc; anreihen liefee, die anzunehmende Bed. „unter der Weichen
befindlich'* mindestens sehr bedenklich^ zumal idg. ^deas-j wenn
iiberhaupt „Hohlung'' bedeutend, doch sonst feste Beziehung zur
Achsel, bezw. dem Arme zeigt.
abdomen sicher nicht zu gr. hr\i.i6<; ^Talg, Fett^ (Schrader
KZ. XXX, 471; VgL auch Persson Wzerw. 233 a. 1 und Liden
Arm. St. 74); auch nicht aus "^adipd^nen mit Anlehnung an
abdere (z. B. Keller Volkset. 89; eine derartige Ableitung von
ade2:>s war im Griech. nicht vorhanden undim Lat. nicht bildbar);
nicht von obd(ti)ere „verstopfen, vorschieben, vormachen'^ (Ronsch
ZfoG.^ XXXVII, .589 fL).
abduco: = got. aftmhan, nhd, abziehen.
Albella^ Stadt in Campanien: wenn nicht etwa auf Grund eines
Cognomens benannt (Parallelen bei Schulze Eigennamen 576 f.), so
wohl nach Hoops Waldbaume 477 f., Meillet MsL XIV, 368 nach der
Apfelzucht benannt {malifera bei Verg. Aen. VII, 740) und — als
^^aplona — einziger sudlicher Vertreter des nordeurop, Apfelnamens r
ahd. apfttl^ affuly ags. ueppel, aisL eple^ air. aball, acymr. aballen^
corn. bret. auallen^ lit, obulasj apr. woble^ lett. abols^ ab. jabhko
(und mit unserem Ortsnamen entsprechenden n-Suffix ab. jablam^
russ. jdblonh ,,Apfelbaum'*). Der Apfel also nicht nach Schrader
BB. XV, 287, Reallex. 43 erst nach der Stadt Abella benannt.
1*
4 abea — aboleo.
Vergieich mit abies (Fick 11^, 11 fragend) hat wohl nur die Laute
fur sich.
Gegen Herleitung aus '^Aj^rola ^Eberstadt" (zu aper; Gorssen
KZ. II, 17, Vanicek 15, Thesaurus s, v.) spricht die Nichtassimi-
lation von rl in o. Aderl, „Atella". Auch kaum nach v, Planta
I, 336 (zweifelnd) zu agmis, dtjuv6(;.
al)eo: = ai. aija-eti :,geht fort'\ gr. cttreijui, got. af4ddja „ging
fort**, vielleicht pal. afded „abiit (?)''«
Abeona^ Adeona „Beschutzerinnen der ersten kindlichen Lauf-
versuche" : von ctbeoy adeo (August civ. 4, 21, vgl. auch Stolz AflL.
X, 170 q.
atoicio^ gr. dqp-irmi; s.jacio.
abies^ -gtis „Tanne": gr. dpiv eXdxr]v, oi he ueuKqv Hes. (Fick
n^ 19, J. Schmidt, Verw, 53); die Quelle der Glosse ist freiiich
unbekannt, aber doch wohl kaum das lat, dbies ; besonders der von
Fick KZ. XLI, 348 angereihte (skythische?) Name der siidrussischen
Waldregion ^A^iKrj gestattet wenn auch keine sichere Lokalisierung
der Glosse Spiv, so doch Widerlegung italischer Herkunft. — Fern-
zuhalten trotz Vani6ek 17 ist ebrius „trunken" (sei ^saftreich^), ebitlus
^Hollunder''. — ahiegwas gebildet nach saligmiSy larignus (Havet
MsL V,^ 393).
abiga^ -cie „chamaepitys'*: zu abigo; deun ^yChamaepitgs latine
abiga vacatur propter abortus^^ Plin. 1l n. XXIV, 29 (Vanicek 7).
abigo: = dirdYU^, ai. apa-ajati „abigit"; s. ago.
ablacuari (Varro r. r. I, 29, 1), sonst ablaqueare „die Erde
um Weinstocke oder Obstbaume herum abgraben; abteufen'': von
ab und lacus ^Grube^, s. Stolz HG, I, 251, der die Form mit cpi
durch lautliche Kreuzuog der Ableitungen von lacus und laqueus
erklart. Genau entspricht in der Bildungsweise tiroL gruben und
bes. vergriiben^ die wenigstens im Etschtal auch die Befreiung der
Rebenwurzeln von der Erde bezeichnen (Zweck ist die Beseitigung
der Schwebwurzeln und der direkte Einflufs der Sonnenstrahlen auf
die Wurzel) nach Mitteilung L, v. Hornumns (in Erganzung zu Z.
d. D. 0. Alpenvereins 1905, 71, 85 und 1906^ 103). Auf lacunar,
laquear, laqueattis („Felderdecke" — ^die Erddecke abnehmen^'?)
ist nicht zurtickzugreifen.
ablegmma ^^partes extorum^ qtiae dis immolabant^^ (Paul* Fest.
16 ThdP.; vgL auch G. GL L. V,"589, 28): vielleicht von ""ablegere
„auslesen und beiseite legen"*? — Gegen Niedermanns, & und i 39,
Herleitung von ablegdre im Sinne des gr. dTroTTOiuiTrri spricht die
Bildungsweise (nicht "^abUganiina; Thurneysen GGA. 1907, 88).
abluo: gr. duoXouu); s. luo, lava.
aboleo^ -ere ,,vernichte, vertilge'^: wohl zu gr. dWujai, diroWuiuii
^verderbe"*, dA€^po<; „Verderben'S 6\eKU) ,,vernichte" (Fick BB. I, 58,
Vanicek 21), wie am wahrscheinlichsten auch deleo; nicht iiber-
zeugend vermutet Thurneysen AflL. XIII, 11 f. dabei eine Gdf.
^ab'lere (\de'leOy letum) mit Ablaut wie zwischen remus: ^peTjUo^.
aboleo w^egen seiner transitiven Bed. nicht zu adolesco usw.
(BreahBailly 230, Wharton Et. lat. s. v., Osthoff PBrB. XVIII, 258;
zweifelnd v, Planta I, 445, wo auch liber u. holtu) ; denn da& ti'an-
sitives aholeo erst zu abolesco ^,vergehe'' neugebildet sei nach
abolla — accipiter. 5
(adjaugeo ,,vermehre'': (adjcmgesco ^nebme zu" ist Irotz Thur-
neysen a. a. O. ein kaum gangbarer Ausweg. Wohl aber geh6rt
fiboleseo ^vergehe*' als ^ah-alesco zu alo. Auch exolesco ist
(trotz Fick a* a. 0.) fernzuhalten, s. d.
abolla ^vestis militaris, duplex amictus (nahere Bescbaffenheit
unbekannt)": Avohl griechischen Urspruiigs. Zwar das gr. octt, Xey.
apoXXai (nach Bezzenberger BB. XXYII, 147 aus *5m + pdXXiu) ist
nach Tburneysen Tbes. und GGA. 1907, 800, L. Meyer Gr. Et I, 129
vielmehr wohl selbst Lehnwort aus abolla, aber dpoXei? [nach van
Herwerden Lex. Graec. suppL angebbch ,,neglecta nasali, ut vol
""Acpidpi^o?, aliis^]* TtcpipoXai vjtco ZiKeXiijv Hes., sowie vielleicht
auch der sizil. Stadtname 'ApoXXa (s. Stephani Thes.) wejsen auf
Sizihen als Heimat des Wortes.
Gr. dv(a)poXi^, u. a. .Umwurf, Kleid'' (Keller Volkset. 95)
hatte lat. ^^amhida ergeben.
Aborigines: auf Grund von ah origme entstanden (s, Stolz Wr*
Stud- XXVI, 318 ff., gegen Gichorius Pauly-Wissowa L 106).
abscindo: ai. dim-chid-, gr. diroaxiCu)^ got. afshaidan ^abspalten,
abschneiden^, s. scindo.
absisto: oiqpiaTriiui; s. sisto.
absq[tte: alat. in absque me esset u. dgl. „si sine me esset" in
kondizionalem Sinn, vgL ved. kt j^wenn'^ (s. unter que)\ spater
ohne Verb ,,ohne'' (Wackernagel IF. I, 417, Lindsay-Nohl 663,
Brugmann KG. 668).
abstemius ^enthaltsam, niichtern"; s. temnlenttis^ temetum.
absum: avie\}xx; s. sum.
absurdiis ^widrig klmgend; unpassend, ungereimt; toricht" :
nach Curtius KZ. I, 268, Vanicek 346 als Bildung wie absonus zu
Wz. ^suer- (s. unter susMrrus), die dann im Lat. ebenso wie im
Ai. auch die Bed, des artikulierten Klingens, Tonens (s. auch
^suer- „reden^ unter sermo?) gehabt hatte. VgL noch Tburneysen
AflL. Xffl, 16 fl tJber snrdus s. d.
ac: s. atque.
acaimamarga ^Steinmerger: kelt. (Fick II 4, 5), vgL gall, acau-
mim „saxum^' (zur Sippe von ai. dgan-^ dgmafi- „Felsstuck", gr. axdv^T
^Wetzstein'^ usw., s. acer) und ma7\ga^ s. d.
Acca {Ldrentia ,,Larenmutter''): ai. akhd ^Mutter" (Gramm.),
gr. ^AKKdi ^ Amine der Demeter"". Lallwort (Vanicek 4; vgL auch
Kretschmer Einl. 351).
accela ^Schnepfe'' (Itala, Gl.):?
acceiido: s. eandeo.
accerso: s. arcesso.
accipiter^ 4ris ^Habicht, Falke^'*: wohl aus ^^acii-peter (mit ec
durch volksetym. Anlehnung an aceipere — vgL Isidor Or. XII, 7, 55 — ,
woher audi die Nebenformen acceptor y und acceptordrius „Falke-
nierer^). Das zweitc Glied '^-peter zu ai. pdtram ^FliigeP, gr. TCT€p6v
ds., cymr. ater ^volucres'', ahd. mbw. fedara.iihk. Fede}\ s.penna;
das erste Glied, wohl identisch mit dem von acu-pedms^ zu ocior
^schneller", gr. d)KO^, ai. dqu-h „schnelP, vgL bes. gr. diKt^Trrepo^,
iijKUTr^Tr]?, ai. agxi-patcan- „ s'chnellfliegend ^ (Benfey KZ. IX, 78,
Vanicek 152, Curtius 210; zur Stammbildung des 2. Ghedes s.
6 acedia ~ acen
J. Schmidt PL 174), Auf ein verwandtes idg, *dl'ro- ( :u}ku^ — eXacppoc;:
ai, ragiih) will Meillet MsL XI, 185 audi ab. jastrfH „accipiter''
(Suffix ahnlich wie in ab. golqhh ^Taube'S l^t. cohimha) znruck-
fuhren, doch s. auch Uhlenbeck KZ. XL, 556 ff., Pogodin lA. XXI, 103.
~ Es ist aber Thurneysen AflL. XIII, 19 ff, zuzugeben, daS ampedms^
da vielleicht Ubersetzung von 6?i\)itovq^ keine ganz sichere Stiitze
ftir eine Ablautform acu- {folai-) bildet; es bleibe dann Deutung
als ^Spitzflugier'' (zu accr usw. Thurneysen), oder Umgestaltung
von %c/-, ^occipiter nach acdpere in Erwagung zu Ziehen.
Bei Holthausens IF. V, 274 begrifflich durch Niedermann
lA. XVIII, 74 gestutzter Deutung als „Taubenst6J&er, falco palum-
barius" (:got. ahaks „Taube'' und lat, peto)^ ist die Stammbildung
des 2, Gliedes schwierig (Solmsen, VersL 149); denn ein '^petros, das
als 'piter allerdings in die Flexion von plater hatte hineingezogen
werden kSnnen, widerstreitet dem nicht aktivischen Sinn der
Bildungen wie dlrihs „wovor nnian sich furchtet'', aqyriim ^bonum,
d. i, was man begelirt'^; auch ist ein ""aim- oder "^aho" „Taube"
fur das Itaiische nicht wahrscheinlich zu machen, selbst wenn
got. ahaks nach Solmsen von "^am- ^schnelP' aus gebildet ist
(anders uber aMks Uhlenbeck PBrB. XXX, 256: ilixpo?).
Nicht nach Zimmermann IF. XVIIL 380 mit vulgarem ^ aus
an {accipiter schon bei Plautus!) und aus aticiqyator verstum-
melt, wie die Nebenform acceptor (die fiir aceptor stehe) aus
auceptor [C- GL L. VI, 112, aber als Erklarung von attce2ys];
Umgestaltiuig eines klaren SchluMeiles 'Cupator^ -cexytor zu
'Cip>iter halte ich fur ausgeschlossen.
acedia [acldia: spat accidia) ^taedium, lethargia^: aus gr.
hKr\hxa (Wolfflin AflL. IX, 579).
^ aceo^ -ere „sauer sein" {acidus „sauer^, acetum „Essig", woraus
got. akeit [aket] n.^ ags. eced^ as. ecld^ mit Umstellung ahd, ezzik,
nl. edik „Essig" (s. auch Kluge Pauls Grdr, 1 2, 333), und durch
got. Vermittlung ab. ochto ds.), alb. d^eie „herb sauer'' (G. Meyer,
Alb. Wb. 2).
Zur Wurzel von deer „scharf' (Vanicek 5), vgl. acerhiis und
zur Bedeutung bes. gr. bihc, ^scharf: 6Ho<; n. „Weinessig'^
acer^ aceris n. „Ahorn'^: gr. aKaaxo^' fj 0cp6vba|Lxvo(; Hes. (Va-
nicek 5), ahd. ahorn^ nhd. Ahorn (Grimm Wb, ; die nur aus heutigen
Mundarten vermutete Lange des a im Ahd. steht nicht sicher) ;
vielleicht auch ved. akrd- RV, X, 77, 2, wenn von Brunnhofer
BB. XXVI, 108 f. richtig als ,, Ahorn" fibersetzt; der Bed. halber
ganz unsicher gr. d.Kara\i<; „Vi?'achholderbere'* (Johansson Beitr. 153;
s. auch acinus). Nach Johansson einen idg. ^-/n-Stamm anzusetzen^
wiirde aKaaxoc, empfehlen, wenn aus %7m-; doch kann letzteres
nach Osthoff Parerga I, 187 ff. [Literatur !] , Solmsen Beitr. z. gr.
Wtf. I, 4 f. aus "^aKapaxog entstanden sein.
Beziehung zu acer (Vanifiek ; Wz. "^'ak-) ist, ahd. a vorausge-
setzt, mogich trotx ved. ahrd-, da auch Formen mit ^aq- neben
%^'-stehen. acernus „ahornen'' viel eher nach Brugmann Grdr.
11 ^^ I, 281 aus ^'acer-mo-s, als nach Osthoff salTixal dem ahd.
ahorn und gr. otKapva' 5d(pvn entsprechend.
acer — acerbus. 7
* acer^ acris^ acre ^scharf* (seltener als o-Stamm): gi\ ctKpo^
^ spitz ** {= ace}% -craj -crum bis aiif a, das sonst nur vereinzelt, so
in gr. f\Ki(;* oHu, np. as ^Mtihlstein'' [Horn Np. Et. Nn 22] in imserer
Sippe begegnet), oiKpic; ^Spitze, Berggipfel", dKi^ ^Spitze, StacheP,
tiK>^ ^Spitze'', d.K{jJKr\ ds., d,Kaxix4,vo(; ^gespitzt'', aicuiv, -vtoc; „Wurf-
^piefi'', ctKavdo? ^Distel'' („Stachelblume'S Kretschmer EinL 403,
a^ 1), Sii.agdnih „Pfeilspitze, Geschofi^, dgrih „Ecke, Kante, Schneide'^
(vielleicht ^= '^okns)^ catiir''agra''h ^viereckig''. lit, asztriis „scharf**,
uszakd „Flschgrate^\ ab, ostn ^scharf^, oszto ,,Tp{poXo<;, eine dornige
Pllanze*', osttm ^Stachel*^ (=: lit. aksUnas; Guttural wie in lit. alcsi^ts
^spitzes Stockchen'', lelt. aJcsfs ^fliigge, hurtig", gr. oSuq, oSivri,
lat. occa Bezzenberger BB, XXVII, 173; ganz problematisches tiber
c>Hii^: novdcula bei Keller KZ. XXXIX, 154), lett. ass ^scharf*", aisL
eggja ^scharfen^, ags* egl ^Stachel", ahd. ekhay as. eggja ^Schwert-
schneide, Spitze^ usw. (Gurtius 131, VaniSek 4 f.), o. akricl ^acriter
odor acri" (z. B. v. Planta I, 77), u. perahn- .,opimus'' (= lat.
peracer, Brugmann Bar. d. sacbs. Ges. d. W, 1893, 144ff., v, Planta
II, 28), arm. asehi „Nadel'' (Hiibschmann Arm. St. I, 20; vgL ab,
os{b)la ^Wetzstein''), galL AXPOTALUS, air. er ^liocli'', abret. «r-
ocrion 5,atrocia" usw. (Fick 11 ^ 5), gr. dKovrj ^Wetzstein*'. ai. dgan-
^Schleuderstein'', dgman- ^Felsstuck*^ gn_dK,uuiv ^AmboS'', lit, aszmu
^Scharfe*", mit anderem Guttural lit. aJcmu^ ab. kamy „ Stein" (Gurtius)
ferner gall, acaitmim ^saxum'^, acorn. ocoUiin „cos'', mcymr, agalen^
ncymr. {h)ogalen, nbret. higolen ^Wetzstein" [urk. "^akulend], ncymr.
Jhogi j,wetzen'' (Fick II ^ 5); hierher wohl mit Ablaut lat. 6*0^^?; caUis
(Brugmann MU. I, 26).
Mit o-Stufe alat. oeris „mons confragosus'' Fest. 196 ThdP.,
lat. mediocris^ Ocriculum^ Interocrea, marr, acres g. sg.
„montis", u. ukarj g. sg. oerer ^mons'^, gr. OKpi^ ^Bergspitze,
Spitze, Ecke, Kante", vielleicbt ai. dgri-h (s. c), mir. ochar ^Ecke,
Rand" (cymr* ochr^ ochyr „Rand" aus "^oksu-ro- oder ^okse-ro-
nach Loth RG. XVII, 434 ? eher nach Stokes BB. XXIII, 62 aus
ir. ochar entlehnt), gr. blhq ^scharf", oHivr) ^Egge" (Gurtius,
Vanicek; abweichend dariiber Bezzenberger a. a. 0. 173, welcher
Wz. "^ak" und *og-^ s, bes. aciis ^Granne", von einander trennt,
was doch kaum wahrscheinlich ist). Aus dem Lat. hierher noch
u. a, acus^ -us ,,Nadel", acta (wohl ^ acuta) „Faden zum nahen",
ucuOf -ere ,,scharfen", acumen „ Spitze", aeuleiis ^Stacliel",
aquifolius eigentUch „spitzblatterig" (Mahlow KZ. XXIV, 437;
auf denselben uSt, bezieht Wood a^ Nr. 366 audi ai. guka-k
^Getreidegranne", av. suka „Nadel" — s. auch Bartholomae
Airan Wb. 1582 — , ai. gula-h „Spie6, spitzer Pfahl"), acipenser
(s. d.), acus^ -eris „Spreu^ (s. d.), agna „Ahre" (s. d.), occa
„Egge" (s. d.), ocrea ^Beinschiene" (s. d.), aceo ,,bin sauer"
(s. d.), acerbus „herb" (s. d.); unsicher astus „Schlauheit"
(s. d.), aciipedius (s. d,), acervtis ^Haufe" (s. d.). Weit-
gehende Wurzelanalysen bei Johansson KZ. XXX, 350. Lat. ocris
usw. will Sommer IF. XI, 247 a, Hdb. 488 mit d)KU(;, ocior yer-
binden; ich bin nicht liberzeugt.
acerbus „herb, sauer, traurig", s. deer (Vanicek 5). Gdf*
'"^dcri'dhO'S (Lit. zur Bildung bei Niedermann IF. X^ 231 f. a. 2).
8 acerra — acnua.
acerra ^Weihrauchkastchen'': den Gleichklang rles Stadtnamens^
Acerrae ('Axeppai) hall Schulze Eigennamen 344, 375 ftir ziifallig.
Nach Stowasser Wb/'* semitisch?
aceryus „Haufe''. Keine der vorgebrachten Deutungen ist ganz,
liberzengend.
Nicht nach Vanicek 5 zu acer als „mit einer Spitze ver-
sehen*"; auch Verbindung mit actis ^Spreu'' (Weise Zeitschr. f..
d, Gymnasialwesen 1893, 394^ Stolz HG. I, 475) ist wegen der
Yorausgesetzten Gdbed. ^Haufe Spreu" ganz fraglich; bei Ost-
hoffs Par. 1, 38 ff, Ankniipfung an air, earn ^ Stein haufen'', cymr.
cam „Hanfen, Steinhanfen*^, carnen „kleiner Haufen'', carnu
^haiifen'', und v/eiter an creOy creseo (s. d., vgL bes* gn K6pdu(;
„Haufe") als '^ad'Ceruos ^gev/achsenes'* ist die Prap. ad
funktionell nicht ganz klar. Die kelt Worte sind vielniehr von
creseo zu trennen und zu der Sippe von kelt^-venet. ^^haranto-
, Stein" (Walde Mitteilungen der kk. geogr. Ges, 1898, 479ff.;
dazu auch nnd. usw. Haar ^Gebirgszug"" ; s. auch career) zu stellen.
Ich deute auch aeervus als ^Steinhaufen'', vgL bes. die unter deer
erw^ahnten ai* dgman-, ab. hamy^ lit. alcmu „ Stein" und lat. oeris
„mons confragosus", Gdf. "^aJcri-uos.
acia ^Faden zum nahen": s. deer.
acieris (-6-?); -is (nicht aeeeres, vgL Goetz, Ind, Jenensis 1885/86^
S. VII, Hofmann AflL, 11, 275) „ein ehernes Beil zu gottesdienst-
lichem Gebrauche": nach Biicheler Rh. Mus. XL VI (1891), 233 ff. zu
acies „Schneide, Scharfe", aeidrmm ^vulgarer Name des Stahls" (s.
deer). Bildung unklar.
acies ^Scharfe, Schneide" : s. deer und vgl. bes. gr. h\d<;
^Stachel; Spitze", as. eggja^ ahd. ehha „Spitze, Schwertschneide" und
(nach Henry Bret. mod. 109) nbret ek ^Spitze".
aciaiis^ aeinum^ aeina ^kleinere Beere, bes. Traubenbeere" :
vielleicht nach Brugmann IP^ I, 260 zu lett. asns „hervorbrechen-
der Keim''; ob dazu auch gr. otKaxaXic; ^Wachholderbeere"? — Bei
Ausdriicken der Weinkultur liegt freilich der Verdacht der Ent-
lehnung aus einer Sprache des alten Miltelmeerkulturkreises stets
bes. nahe, — Nicht nach Pick BB. Ill, 160, Wb, II, 7, zu gr.
oYXvri/ dor. o'xva „Birne".
acipenser, alter aetipenser^ aqtiipenser (letzteres nach Weise
BB. V, 78, Keller Volkset. 55 durch Anlehnung an aqua) „ein noch
nicht bestimmter seltener Fisch, der als groSter Leckerbissen gait" :
„spitzflossig" V aeii", s. deer (Vanicek 5); penser zu ahd. fasa^ ags»
fms, nhd. Faser? (Bezzenberger GGA. 1874, 672; wegen des lat. Na-
sals hSchst fraglich).
acisciilus „kleiner Spitz-Hammer zur Steinarbeit im groben":
zu aeies (Biicheler Rh. Mus. XL VI [1891], 236).
aclassis „tunica ab humeris non consuta", Paul. Fest. 15 ThdP.^
Gloss.:?; s. C. GL L, VI, 18.
aclys^ -dis „ein kurzer, vermittelst eines Riemens geschleuderter
Speer" : gewifi fremden Ursprungs; doch ist gr. dYKuMq, -ibo? ^J^gd*
spieJS" (Saalfeld; Thes.) als Quelle nicht ganz sicher.
aenua, agn(u)aj wie actus qtiadratiis ^Feldmafe von
120 Fufi im Geviert" : etymologischer Zusammenhang mit actus qu^
acrednla — acttitum* 9
ist aufierst wahrscheinlich ; das befremdliche en hielt Stolz HG. I,
262 (anders 814) fiir einen formelhaft erhaltenen Rest der alten
Verwendnng des Zeichens c fiir g^ was mir jetzt das wahrschein-
liehste isL
Iiidem man c als gesprochene Tenuis auffaSte, hielt man
acmia wegen seines unlateinischen -en- fur ein Lehnwort aus
dem O.-U., indem man o. ahun. als Abkiirzung eines ein
Langenraafa bezeichnenden Wortes imd o, ahenei, u, acnu als
^fundus "" auffaMe und darin einen o.-u. Wandel Yon gn zu en
suchte (so Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1890, 239 unter An-
kniipfung an agere). Doch ist nach Thurneysen AflL. XIII, 25,
wegen o. aeunum VI nestmum ^der nachsten sechs Jahre'', und
neuerdings Brugmann IF, XVII, 492 als Bed. auch der erst an-
gefiihrten o.-u. Worte vielmehr „Jahr; Festzeit, Opferfeier"^ an-
zusetzen (vgL zur Doppel-Bed. ab. god^ „Zeit, passende ZeiV, russ,
god ,,Jahr'', serb. god ,,Jahr, Festtag", oech. hod ,,Zeit, fest-
liche Zeit, Schmaus'', poln. godg „Fest, Hochzeit, Weihnachten'',
und uber die Deutungsversuche der o.-u- Worte noch v. Planta
1, 382, II, 602 f.); s. annus.
V, Plantas I^ 382 (nach altern^ z. B. Saalfeld 11) Alternativvor-
schlag, Verbindung mit gr, otKaiva (: acuo) „Spitze, Viehstecken'' und
„Langenma& von 10 FuS^' ist mir trotz Solmsen Berl. Phil. Woch,
1906, 756 (aber aama ist nicht ,,120 QuadratfuS'' sondern „120
Fufi im Quadrat") unwahrscheinhch, da ein Mafi yon 120 Fula
wohl nicht mehr als „Stecken, Rute, yard'' bezeichnet werden
kann.
acredula, agredula, wohl „eine Froscharf" (Thes.), nicht „lus-
cinia'S obgleich in der Bildung an ficedula; qtierquedula, monedula
erinnernd : unerklart.
acridiuin [spat] „eine Pflanze von purgierender Wirkung'' : nach
Keller Volksetym. 64 aus baKpi')b\ov „Tranchen" durch die (belegten)
2wischenformen diagrydion^ diagridlum, welche man als bi'oiKpibiov
auffafete nach den mit bid gebildeten Arzneinamen, zugieich in An-
lehnung an dce7\
acrif oliuin : s. aquifolitcm.
actor „Treiber'' == gr. aKTOJp, s. agere.
actiitiiiii ^alsbald, sogleich^ : adverbiell erstarrtes Neutrum
eines "^actutos „bewegungsvoll, rasch"", gebildet von actus nach Art
von astutusy statutus. Vgh Priscian Gr. Lat. Ill, 76 y^actutum
derivatum est ab actu, id est celeritate (wogegen allerdings nach
Hey AflL. XI, 35 einzuwenden ist, da6 actus sonst nie ^celeritas*"
bedeutet; auch daS in der Ableitung acttidrius als Beiwort von
canes, navis und substantiviert als „Schnellscbreiber*' nach Po-
krowskij Rh. Mus. LXI, 185 der Begriff der Sehnelligkeit hege, be-
zweifelt Hey AflL. XV, 276 wenigstens fiir actuarius als „Akten-
schreiber'' gewi^ mit Recht; wohl aber ist in der Sippe von ago
der Begriff der gesteigerten, d. h. schnellen Bewegung nachweisbar
in agilis, das sich in agilis victoria zu der mit actutum genau
stimmenden Bed. „unverzuglicher, baldiger Sieg"" entwickelt) und
von neuern Zimmermann KZ. XXXIX, 606, Pokrowskij a. a, 0,^
Skutsch Rom. Jahresber. VIII, I, 57.
10 aculeus — ad.
Nicht nach Vanicek gr.-lat. Wb. I, 17, Prellwitz BB. XXV,
287 aus instr. actu + adv, timi ^dann", vgL dagegen Stolz
Wiener Stud. XXVI, 323 ft, an dessen Annahme eines "^actus
^Schnelligkeif^ zu ocior^ acu-pedius nicht festzuhalten ist. Anch
nicht nach Hey a, a. 0. aus "^ad tutum (: tueor) „auf den
Blick, augenblicklich'' mit Umformung zu acfutum nach den
Formen von agere.
aeiileus „Stacher : zu acuo^ acer; ^[%\. bes. ags. mml „arpago,
tuscinula, tridens", engl. awl Ca^ualp), cymr. ebil ^Bohrer*", corn.
epill hoern ^clavus", mbret. ebil „Pflock, Stift, NageP, ebil an lagat
,der Flecken im Auge*^ (Fick II ^ 5, Zupitza Gutt 63).
acnpedius „schnellfii6ig'' : wahrscheinlich acii- „schneir, vgL
gr. iuKU-TroiJ(; und dcm% sowie accipiter (wo iiber Thurheysens ab-
weichende Auffassung als ^scharffiifiig''), und -pedius, vgL gr. ^^16^
„zu Fuf^e"" (nach Schulze Eigennamen 435, Brugmann IF, XVII,
355 4o'S „gehend"^ s.eo^ire, enthaltend), ai. pddyah „den FuS be-
treffend", aisl. fit, gen. fitjar „die zwischen den Klauen befindliche
Haut von Seevogeln und anderen Tieren", fiorfit ^vierfufeig'' (Bugge
BB. Ill, 117), vgl. auch lit. lengvapedis ^leiseffifiig, Leisetreter",
zu pes.
aciis^ aceris „Granne, Spreu'^ : zu S^cer, Wz. %^', "^aq (Vanicek 5);
vgl. bes. got. ahs (g. "^ahsis), ahd. ehir^ ahi}% ags, ear, aisl. ax
„Ahre^, ahd. ahil ^Achel, Ahrenspitze", ags. egle „Grannen'', lit
nkutas% lett. akuts ^Granne**, apr. ackons ds., gr. axvri („Flaum;
Schaum", aber auch:) „Spreu'' (^'oiHva; oder zu axupov „Spreu",
Fick IS 349), und lat. agna ^spica". Gr. dKoari^ ^Gerste*' entw.
nach Hoffmann Gr, Dial. I, 278, Prellwitz Gr. Wb. hierher oder als
^nkosta zu ab. j^chmy „Gersle" (BezzenbergerBB, XXVII, 173 a). Der
Guttural der bait. Ackerbauworte braucht nicht auf uralter Ent-
lehnung zu beruhen, ygl. auch den nicht palatalen Gutt. in der
Sippe von occa (lit. akeczos u. s. w,), sowie in lit. akstis „spitziges
Stockchen", akstinas ^^Stachel" = ab. osthm „ stimulus*'. Trennung
beider Gruppen (Bezzenberger a. a. 0.) ist nicht geboten. Ab-
leitungen: acerosus^ acerdtus, acerdre.
acns, 'US „Nadel; ein Fisch, gr. p€\6vr|'' ; s. dcei\ Vgl, bes.
arm. asein ^NadeP.
ad Prap. c. ace. ^zu, bei, an": got. as. at^ ahd. az ^zu, bei,
an", air. ad- (z. B. ad-cm „sehe", ad-glddur ^appello"), cymr. add-
(iad), gall. z. B. in Ad-Iedus, altbrit. Ad-mmius {Fick 11'^, 14, IP, 9),
11. (asam)-ar „ad (aram)", (spiniam)-a, (spinam)-ar^ o. adpud
„ quoad", sonst mit -.9 erweitert az „ad" (vgl. besonders v. Planta
II, 442 ff.) ; phryg. ab-baK€T, ap-pcper (Ramsay KZ. XXVIH, 385) ;
s, auch iitque.
Mit Unrecht sieht Prellwitz BB. XV, 158 ff., XIX, 304 ff. unsere
Prap. auch in gr. ctapoXo? „Ru]&" (*„Anwurf" ; vielmehr zu Asclie
usw., so jetzt auch Wb.^ s. v.), otarrdloiuai ',,begru&e" und "^aU
in driLiriv, ai:\x^vo<; ,,Knecht, Diener", vgL dagegen Lagercrantz KZ.
XXXIV, 383 f. Lautlich und teilweise in der Bedeutung unver-
einbar ist ab. ot% „von weg"; lit. at- ,,ab-, zuriick", alierdings
auch j,zu" fs. vielmehr at und et). Vielleicht aber hierher ai.
^accM ,hin-zu", wenn = ""ad -f gd (Foy, KZ. XXXV, 26)?
adagio — adficio. 11
Die lat. (librigeiis nach Ernout El. dial. lat. lUff. dialektische)
Form ar^ nur vor f^ h, v (Lit. bei v. Planta I, 408, und unter
<irces80)^ ebeiiso u. ar nur vor /, v^ volsc. arpatitu, daher als in
dieser Stellung lautlich entwickelt zu betrachten (Gorssen 1 2, 239,
V. Planta II, 442 ff., Stolz Hdb. ^ 70), nicht auf ein idg. ""ar (lett.
<tr „mit, an% Bezzenberger BB, XXIII, 298, XXVII, 156, Johansson
BB. XV, 312) zurtickzufiibren. — Eine Schwundstufe unserer Prap,
in ved. t-sm^ati „schleicht, schleicht heran'^, ahd. z-agen: got. agan
^farchten^', ahd. z-ougen „ zei gen " : got. ataugjan (Osthoff BB. XXII^
•258), wenn nicht auf einzelspraclihcher Apokope beruhend.
Zusanimensetzungen : cesser er e =^ o. aserum; attlngo, atUgit:
Yolsc. atahust „attigerit'' (?) ; appeto: volsc. arpatitUy wenn „ad-
petito" (?) ; appello: u, afpeltti „adpellito** ; adveho: u. arveitti
^advehito'^ ; adhibeo: u. neii^hcthas „ne adhibeant'' ; adduco: got.
-aUmhan „anziehen^': affero: got. atbairan^ phryg. appepex, u.
<tffert'ii}\
adagio ^ -onis (spater adagiiun) ^Sprichwort^ : zu aio
<Vanicek 9).
adarca ^Schilfschaum'^ (parasitisches Schwammgewachs an
Schilf u. dgl.), gr. otbdpKri, hhdpKr\(; „ein parasitisches Gewachs''
<Diosc.). Herkunft unklar ; keU.? (s. Holder Altk. Sp. I, 38).
adasia „ovis vetula recentis partus''^ Paul. Fest 9 TbdP.^ G. GL L.
YI, 21:? S. auch asignae.
addax „ein gehorntes (wohl gazellenarLiges) afrikanisches Tier'^ :
jedenfalls afrikanisches Wort.
adduco: =^ got. attiuhan „anziehen'\ s. ad und duco.
adeo adv. „bis zu dem Punkte, bis so weit** : eo ^dorthin*^
4- (^d zur Verdeutlichung der Richtung. Ebenso adhuc „bis hier-
tler^
Adeona: s. Aheona.
adeps, adipSy -pis „Fett^ : aus gr. dXeiqpa ^Fett" (Benfey Wz.-
Lex. II; 122, WeiseBB. V, 79 mit Lit.), wie auch u. aripeSy arepes
:abl. pi. ^.adlpibiis'^ (v- Planta I, 245), die zunachst ebenfalls adeps
voraussetzen, wahrend die Vulgarsprache alipes hat (Heraus AflL.
XI, 63, Ernout El. dial. kt. 98 f.). DaS jenes adeps Knlelimxiig an
adipiscoTy adeptns zeige (Keller Volksetym. 69), ist nicht glaubhch,
^bensowenig Pascals Riv. di fil. XXIV (1896), 290 f. Annahme von
umbr. Vermittlung und Wiedergabe von f clurch lat. d. Vielleicht
geht auch die Z-Form alipes zunachst als „sabin.^ Lautform auf
<tdeps zuruck, das dann gemeinital. ware. Obwohl fur dessen
Umgestaltung aus gr. aXeitpa hiermit die Erklarung noch aussteht,
ist trotz Ernout nicht an a\€i9a als Quelle zu zweifeln. — Un-
richtig schon wegen des u. Vokalismus Petr BB. XXV, 136: ad
~f- Stamm op-.
adferOj affero: ^= got. atbairan ^herbringen"*, phryg. appeper
^,affer(e)t*' ; adfertor =^ x\, af-ferttir^ Ygh auch arferi a aqua quae
inferis libahatur^ dicta a ferendo^ sive vas viniy quod sacris adhi-
behatury Paul Fest. 8 ThdP. ; s. ad und fero.
adflcio^ affi.cio\ phryg. abbaK€T (Ramsay KZ. XXXVIII, 385),
s. ad und facto.
12 adigo — adoleo.
adigo; = air. ad-aig „adigitj impellit^, s, ad imd ago.
adluYies; s. lavo.
admentum: s. am(m)entum.
adminiculum ^StfAtze": Ableitung von einem Verbum "^admi-
nere. Von im Lateinischen belegten Verben konnte dabei nur
g-, im-^ 2)7''ominere in Betracht kommen (Georges), "^adminere also
„zu etwas emporragen'^, adminicuhmi „eine nach oben bin ge-
ftihrte Stutze% was auch durch Meringers Spott (IF, XVIII, 270a 2>
nicht erschtlttert wird,
AUerdings ware eine Gdbed. „Pfahr' und Ankniipfung an die
Sippe von moenia, munirey miiruSy met a (Fick 1^, 722 —
nicht mehr I"^ — , mid Osthoff Forsch. I, 83 ff., wo Vermengung
der Sippen von eminere und miirus) bestechend, vgL die dort
verzeichneten Worte fur ,,Pfosten'^ (also eUva ,,Anpfahlung" ; kauni
nach Osthoff ^Mittel oder Werkzeug, urn daran befestigt, auf-
gerichtet zu sein^'). Aber ein dem ai, minoti „ befestigt, erbaut*^
entsprechendes lat* Verbum gibl es nicht, wiirde zudem ^'mintiere
oder ^mindre lauten, so dafi man nur auf ein ^''adminuciUtcm oder
^adminacidtim kame.
admissariiis „Zuchtbengst" : admitto. Die vulg, und spate Form
mnissarius durch Volksetymologie {emissio seminis^ Keller Volks-
etym. 49).
adoleo J -ere „verbrenne (bes* Opfer)", adolesco^ -ere ^auf-
lodern (von Altaren)'' : zunachst zu altare ^Brandaltar^ (so
schon Paul Fest, 4 ThdP.), wohl auch u. ufetu, am wahr-
scheinlichsten „(ad)oleto'' (vgL v, Planta 1, 291 f,, wo andere
Etymologisierungsmoglichkeiten erwogen werden ; umbr. u Ab-
laut? — ist nicht unbedenklich), Weiter sehr wahrscheinlich nach
Johansson Z, f, dt, Phil, XXXI, 285 ff. (qi* Lit.) zu ai. alatam ^Feuer-
brand, Kohle"", nschw. ala „lodern, flammen^' , aisL ylr „Hitze'',
ylja ^warmen'^, vielleicht auch ai. ulmtika-m „B5'and'' ; ob hierher
auch die Sippe von alacer als „feurig^? — Die von Fick (vgh
Vani6ek 28) mit adoleo verbundenen grm. Worte ags. mlan ^brennen'%
in-y on-mlan „in Brand stecken**, aisL eldr (gen. elds)^ ags. ^led
,,Feuer, Brand % die nach Sievers IF. IV, 339, Noreen Aisl. Gr^^
§ 123, Zupitza KZ. XXXV, 265 f, vielmehr grni, %/?- enthalten (cymr,
aeUvydy corn, oiledy brel. oaled „Herd'' stammen aus dem Ags.) be-
trachtet Johansson a, a. 0. als Verquickungen von '^aiV caidh-l-J mit
'^aleto-. — Fernzuhalten ist ahd. ^?o^ elawer „lohfarbjg'^ (s. Uhlenbeck
PBrB. XXII, 536 f., Brugmann Grdr. IP, I, 201), ai. aruna-h,
ariisa-h „feuer farben'' (s. Uhlenbeck Ai. Wb. s. v,).
Wz. ^ale-; urlat. unbetontes -a?- zu -ol- A^or dunklen Vokaleu^
e und Konsonanten wie in adoleseo ,,wacbse heran" : a?o; trotyl
Thurneysen GGA. 1907, 800 leuchtet mir aber Beziehung
der italischen Vi^orte (unter Verzicht axif die angefiihrte Ver*
gleichung der aufseritalischen) auf alo ^mache wachsen"^ (^das
Feuer wachsen machen, es hoch bringen'') nicht ein. — An-
kniipfung an oUre als ^duften niachen'^ hat Thurneysen a.
a. 0. [gegen AflL. XIII^ 13] selbst aufgegeben. — Ableitungen:
AdolendOy adolefactus.
adolesco — Aecetia. 13
V
adoleseo^ -ere ^heranwachsen'' : aus ad-\-alesco, zu lat, aloy
indoles y suholeSy 2>^oleSy wie a&-; in-, ex-olesco (Vanicek21, Gur-
tius 356).
ador^ -oris n, „eine Art Getreide , Spelt'' : gr. d&rip ^die
Hachel an der Ahre, uberhaupt Spitze'', dvdepi? „Hachel, Halm''
<mit V nach oLvdoc; ^Bliite''?), dddpiT ^Speltgraupen'' (? s. Boisacq und
Prellwitz s. v,), Gurtius 251; dazu nacli Fick P, 351 lit. adyti
^nahen, steppen^^, adata ^Nahnader' (ob audi ab. ada ^Wider-
haken, Haken an der Spindel'^, qdica ^oykivo?^, in den neuern
Slav. Sprachen ^Fischangel, Zaum, Gebife^? von Uhlenbeck PBrB.
XXX, 268 nnd zweifelnd Liden Arm. St. 7 a 1 dagegen als -^uondhd
zu dt. winden gestellt, vgl. A^igel : anctis) ; vgl zur Bedeutung
!at. acusy -eris ^Spreu'': acuSy -us „Nade^^
Lottners KZ. VII, 179 (Gurtius a. a. 0. und 240, Vanicek 11,
Uhlenbeck PBrB. XXX, 262, aber s. auch Tijdschr. v. Ned. Taal-
^n Letterk. XXV, 254) Verbindung von (idor niit got. atlsJcs ^Saat-
feld*", ahd. aggish (nhd. dial. Esch) und weiter mit Wz. ^ed ^essen"
ist farblos und im Vokalismus weniger natiirlich.
adoria „b6Ha, gloria, laus bellica" (volksetymoiogisch durch An-
lehnung an adorens ^von Spelt*^ auch adorea): zu adordre (vgL
bes, Stolz IF. X, 74 f.; nicht von ador, Vanicek 11, Gurtius 251).
adque: s. atque; adqtii s. atqui.
adquo ^qtwad'^: vgl. o. ad pud „ quoad''.
adreho: =: u. afveitn „advehito'', s. ad und veho.
advenio: ahd. agqueman ^ankommen'', s. ad und venio,
adulo^ -are (adnloTy -drl) „anwedeln; schmeicheln'* (vgl. zur
Bed. gr. aatvu), Trpoaaaivu) „wedeln, schmeicheln'^, Niedermann
I. A. XVIII, 74): wohl mit Ablaut (vgl. J. Schmidt Pi. 204) zu ai.
vala-h „Schweifhaar, Schweif, Haarsieb'', vdra-h ds,, lit. Dalai
^Schweifhaardes Pferdes*^. Aber aisl. vlly ^e?^ ^^Vogelschwanz'^ nicht
nach BuggeKZ. XX, 30 f. mit e aus urg e^j alter e^ hierher, sondern
nach Falk und Sievers PBrB. XVI, 244 aus '^weplo\ auch ahd. wdla
^,Wedel, Facher" wohl mit I aus ffl^ vgl. ahd. wedil^ nhd. Wedel.
Weitere Beziehungen sind ganz unsicher; Vanicek 270, Gur-
tius 359 denken an Wz. %^Z „drehen, wenden", s, volvo; der An-
kniipfung an Wz. "^ue „wehen'', s. ventus und vgl. nhd. Wedel,
ware der in dieser Wz. sonst nicht belegte Ablaut u- ungimstig.
adulter „Ehebrecher^: nach Breal Msl. IV, 82 (vgl auch Birt
AflL. XV, 163) Ruckbildung aus adulter are] dieses aber nicht als
„falschen, verderben, z. B. gemmas, dann raatronas'^ aus ad +
alterdre ,,falschen, verderben'', sondern ^adulter et adnltera dicuntur,
quod et ille ad alteram et haec ad alterimi se conferunt^^ Paul.
Fest, 16 ThdP. (ebenso Vanicek 28 unter Verweis auf ai. anya-ga-h
^Ehebrecher'', Brugmann KG. 291); aduUerdre hiermit auf Grund
von ad alterum (se converterey se conferre) gebildet.
advocatiiss = o. akkatus (synk. aus ^advokatus) „advocati^
(Skutsch BB. XXIII, 101; nicht ausschlaggebend dagegen Brugmann
IF. XVIII; 532; s. auch Buck Gramm. 68), s. ad und voco,
Aecetia ^Aequitia als Gottheit" auf einer im Gebiet derVolsker
gefundenen Schale: wohl ^^2^^^^^; ^- t^^s- Brugmann Ber, d. sachs,
Oes. 1897, 146.
14 aedes — aeger.
D^
'aedes mid aedis^ 4s ^Gemach, Zimmer; pL Gebaude; besondersv
Gebaiide zu gottesdienstliehem Zwecke, Temper, wohl urspr. „der
hausliche Herd"": gn aiOiu 5,brenne% aiOo^ „Brand, Feuer"", aiOouaa
^Halle im Hans'' , aidojv, aidoiji ^feurig, funkelnd", iOap6<; „reiiu
lieiter'' („leuchtend, funkeind"), i^aivea^ar depjudveadai Hes., a:L
edhah n. „Brennholz'^, inddhe ^entziindet, entflaxnmt'', idhmd-h
„Brennholz'', ahd. eit, ags. dd ^,Scheiterhaiifen'S ahd. essa ^Esse^
C^tdhsd), mir. ded ^Feuer'^ (Gnrtius 250)^, cymr, mdd ^^Eifer, Hitze"",.
bret. oaz „jaloiisie^j gall. Aedtii^ cymr* ennt/n, ynnyn „entzuiideii,.
anzonden'' (Fick IP, 45), av. aesma- ^Brennholz'' (Justi Hdb,^ Frohde^
BB. V, 273, Bartholomae IF, IV, 124), aisl. eisa Caidhsd) „gliihende
Asche"" (J, Schmidt PL 379), agrm. Aistomodms, ahd. gan-eista ^Feuer-
funke'^ (y. Grienberger PBrB. XVIII, 397; freilich bleiben betrefl's
des ersten Wortteiles Yon gan-eista — s. anch unter niteo —
Schwierigkeiten, s. Johansson IF, XIX, 136) aus "^aidhs-to-^ wie nach
Frohde BB. XVII, 312^ s. auch V, 273, aiich lat. aestas, -dtls
„warme Jahreszeit^ Sommer'S aesttis, -us „Hitze, durch Hitze
bewirkte Wallung'S aestuare „infolge Hitze wallen, brausen (: nL
eest ^Darre*'), mid nach Johansson a. a, 0. auch cech. niesUja „Herd^
Ofen'' (mil n-Vorschlag), sIoy. isteja^ istje^ steja [Sdhsto-) ,,Ofen-
miindung^, ai. istahd „gebrannter Zieger, aY. isiya- n, ^Ziegel,.
Backstein''. Ans lat^ aedtlis (sicher Ableitung Yon aedes, obgieich
die sachliche Beziehung noch nnklar ist, s. Kubitschek bei Pauly-
Wissowa I^ 448) stammt o. aidil {v. Pianta I, 224): echt o.
Lantgebmig in Aiifineis (lat. Aedinms) u. a. (Zimmermann
BB. XXIII, 261), sowie im Namen der Aquerstadt Aeftila. Als
Fremdwort aus dem Germ, hierher spatlat. (seit dem 4. Jhdt.) esca
(span, yesca) in der Bedeutung „Feuerschwamm; Zunder^ (Gunder-
raann Z, f. dt. Wortf, VIII; 116 ff.). — Die Heranziehung Yon Jr?i€^,
angeblich „die hellen Nachte'', ist wegen % schwierig, s. d. —
Weitere Wz. -Analyse Yersucht Prellwitz BB. XXIII, 65 f, (s» audi
dter).
aeditumHS^ aedifimtis „zur aedes gehorig, qui aedibus praeest,
Tempelaufseher'': Yon aedes gebildet, YgL finitumus^ marUumus;
aeditiius beruht auf Anlehnung an tueor (Skutsch Forsch. I, 22,.
Lindsay-Nohl 465, Stolz HG- I, 420, Sommer IF. XI, 213 f.).
aegei% aegra^ -um „Yerstimmt; unwohl, krank" : lett. ^gst^l^ %gt
^innerlichen Schmerz haben, Yerdriefilich, miirrisch sein'', Ignet
,^einen Ekel haben", %gnis ^mClrrischer; Yerdrielshcher Mensch" (Fick
KZ. XIX, 259), nasaliert aisl. ehhcy ags. inca ^Schmerz" (sehr
zweifelhaft, s. Holthausen IF. XVII, 295), ab. j^za^ j%dza C^ingd}
^Krankheit", nsloY. jeza ^Zorn", poln. jedza „furia'^ (Vanicek 39^.
Fick P, 507, Zupitza Gutt. 161; aber fernzuhalten ist nhd. Ekel^
s. Schroder PBrB. XXIX, 559, und ags. dcol „besturzt, erregt,- er-
schreckf", s. Wiedemann BB. XXVIII, 49); Yielleicht auch russ. haba
jag a „alte Hexe^, wenn urspr. „Graus, Abscheu" ^^oigd odev "^mgd;.
Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1897, 37 f.).
Nicht hierher gr. aiaxo^ „Schande", got. aiwislci ds. (Brug-
mann a. a. 0. 31, 37 f.; s. auch Uhlenbeck PBrB. XXX, 258)
und gr. oiKTO(; ^Mitleid", oiKTpo^ „beklagenswert'', Ygl. Liden
Stud. z. ai. und Ygl. Sprachgesch. 69 ff. (Lit.!), der wenig uber-
aemidiis — aemulus. 15
zengend unter Annahme einer Wz. '"^aieg- auch ai. ydJcsma-h
„Krankheit, bes, Auszehrnng" anreihen mOchte, wozu gr, eKxiKo?
^schwindstichtig'' (Prellwilz Wb. s, v,) und vielleicht av. yasha-
m. ^Krankheit" als "^yak-ska- (Bartholomae Airan. Wb. 1269). —
Alb, iherim „Bitterkeit, Zorn, Trauer, Arger"" (G, Meyer Alb.
Wb, 157) zeigt abweichenden GutturaL — Weitergehende Wz.-
Analyseii bei Wiedemann a. a. 0.
aemidns^ ^tumidus; -rreqpuarijLi^vo?'' (Paul. Fest, 18 ThdR^
Glossen) : vielleicht nach Fick KZ. XXI, 5, Bugge Jbb. f. Phil. GV,
91 rait Ablaut ai : oi als "^aidmo- oder "^aidsmo-do- zu Wz. "^oid-
^schwellen'^ in gr. oibdu) „schwelle", olbo<; ^Geschwnlst'^, arm, aitumn
^Geschwulst"^^ aitmim ^ich schwelle", ab. ^ac^ro „siniis, velum'' (iiber
letzteres anders Brugmann IF. XVIII, 436, Grdr. IP, I, 330, Meillet Et.
408); hierzu wohl auch ahd. ei^, nhd. dial. FAs ^Eiterbeule, Ge-
schwiir" und die Bezeichnung deren giftigen Inhalts ahd. eitm%
ags. attor^ aisL eitr „Eiter*' und ahnlich lett. idi^a „das faule Mark
eines Baumes'S idrut ^einen faulen Kern bekommen'' (um derent-^
willen Bezzenberger BB. XXVII, 172 abweichend die grm. und bait.-
sL Worte als eigene Sippe mit dem Begriffe des krankhaften Ein-
schlusses zusammenfaSt, der aber aus Geschwulst spezialisiert seia
kann, s. auch Binz Z. f. dt. Phil, XXXVIII, 369 ff.), ab. jad^ .Gift''
(freilich auch anderer Deutungen fahig) und ohne den Beigeschmack
des krankhaften russ. jadro ^Fruchtkern'', isL eitill „EinschluS in
einem Steine", norw. eitel „ds., Driise, Knoten, Knospe'^ und (?V) ags,
dte^ engl. oat „Hafer" (als ^Korn''; Binz a. a, O. nach Skeat).
Abweichend Frohde BB. V, 273: als urspr. ^,entztindet*' (von der
Haut) zu Wz. "^aidh- in aedeSy aesttis^ av. aesma- „Brennholz''. —
Die ursprungliche Bedeutungsnuance ist mangels literarischer Belege
nicht erkennbar,
aemulus ^nacheifernd, Nebenbuhler'', aemulor „suche gleich--
zukommen^': zu imitor \komme gleich, ahme nach''; imago
„Ebenbild'^ (Corssen P, 374). Sichere aufeerlateinische Ankniipf-
ungen fehlen: got. ibns, aisL jafn, ags. efen, as. ahd. ehan „eben"
(Johansson PBrB. XV, 229 f., 'Uhlenbeck ibd. XXVI, 294) enthalten
wegen ags. e ein idg. e, nicht i (Trautmann Germ. Lautges. 65; s,
auch Wiedemann BB. XXVIII, 73 f.); ai. yamd-h „gepaart, ZwiUing'',
av. ydma- ds., lett. jumis ,,Doppelfrucht'', mir. emuin ^ZwiUinge''
(Fick 1\ 523, Thurneysen KZ. XXXII, 566) haben die Bed. „Zwil^
ling'' doch kaum aus „gleich, ahnlich'' entwickelt. Ganz unsicher
auch Stokes Rev. celt. XXVII, 90: zu dem in air. im-tha^ -that ^so
is, so are", neg. mm-tha^ -that vorliegenden im- {im eher =
diui9i? Oder ist von dem auch haufigern negativen mmtha auszu-
gehen, s. Loth Rev. celt. XVIII, 64?).
In der Bed. nicht ansprechend Scheftelowitz BB. XXIX, 46:
zu arm, imanam „vermuten^ denken", masi „Vermutung, Meinung'^
(„Einbildung" ? ^imaginar'^?). — Unannehmbar geht Fay Am.
Journ. Phil. XXV, 170ff. auf Grund von Liv. I, 18, 2 aemulantes sttidta
^pursuing their studies'* und der Glossen imitantiir ^secuntur",
a(e)mitatores ^adsectatores" von der Bed» „folgen, verfolgen" aus
und bezieht es sammt imito{r) und imago auf die unter aerusco be-
sprochene Wz. "^ais- ^wunschen" (auch in gr. t\x€po<; ^Sehnsuchf*),
16 aeiieus — aerumna.
die ursprimglich etwa „nachjagen, haschen, fassen" bedeutet habe.
Aber dafur sind gr. aiVova OripnCr von Fay als driprixripa erklart
<aber s. Prellwitz ^ s. v.), aljauXo? ^schmeichelnd" (als „ captivating" ;
aber auch aus der Bed. ^bittend" gewinribar) keine verlaMichen
Stiitzen, und imito(r), *tmdticr gestatten keine Gdf. *ism-. Auch
uenimna und aerumnula (letzteres zeige ein Bedeutungsverhaltnis
wie capio'. nhd. hehen), sowie Ira bleiben fern.
aeneus, aheneus „von Erz": s. aes.
aequor, -oris ^Ebene", poet. „Meer" : s.aequus; zur Bed. vgl.
vielleicht lit. alkszte „ebene Flache, Horizontale", aihsztus „eben,
weit, geraumig" (Bezzenberger BB. XXVI, 166 f. zweifelnd).
aequns „eben'' ; iibertragen: „geeignet, passend"; auch „propi-
tius, benignus" (vgl. nhd. ein ebener Mensch); „gleich, ahnlich":
vgl. auier dem unter aeqtior genannten vielleicht lit. ik\, \h ^bis",
lett. apr. ih verallgemeinerndes Prafix (z. B, lett. ikdenas „tagUch''),
apr. ichai, thai (ik + hai) „vi^ann, ob^ (Bezzenberger BB. XXVI,
366f.; vgl. zur Bed. lett. lUf, nordlit. lyg ^bis" : lygus „gleich'').
Fernzuhalten ist ahd. usw. ewa „Gesetz, Ehe" (vgl. neuer-
dings z. B. Zupitza Gutt. 74, Meringer IF. XVIII, 295 gegen Noreen
Ltl. 179, Kluge^ 88 f.; zu ai. eva-h „Lauf; Gang, Sitte"); ai.
eha-h „ein, ein und derselbe" (Vanicek 35; Thurneysen Thes.),
das'viel wahrscheinhcher mit idg. *oi- zu unus\ wegen -a-
(nicht -aa-, -tt-) auch gr. ataa „der gebiihrende Teil, Gebiihr",
iv Y.apbc, dicy} „in Gleichheit des Todes% das vieimehr aus %%'«,
s. Bezzenberger BB. IV, 332 ff., Brugniann Gr. Gr.^ 101 (vgl.
auch utor).
aera, era „gegebene Zahl, Posten einer Rechnung; Zeitrauna,
von dem man in einer Rechnung ausgeht": nach Kubitschek (Pauli-
Wissowa P, 611 fF.) ursprunglich PL von aes mit Geschlechts- und
Deklinationswandel.
aero, -onis, ero „ein aus Binsen geflochtener Tragkorb fiir
Sand", s. d. f.
aerumna „Plackerei, Muhseligkeit", aerumnula „gabelf6rmiges
Tragreff, Ranzen" : die sinnhche Bedeutung von aerumnula, das von
aerumna nicht zu trennen ist (vgl, zur Bed. engl. cumber y,he-
schweren, tiberladen" : dt. Kummer), macht Brugmanns_ IF. XII,
401 Erklarung aus ""ad-jerumna und Verbindung mit ai, a-yds-yati
„sirengt an, ermMet, qualt, peinigt" (s. auch unter pejero) un-
wahrscheinhch; ebenso Frohdes BB. VII, 325, XIV, 99 (zweifelnd)
Verbindung mit (gr. aiav6<; ,,schmerzHch, traurig" — s. aber unter
^aevus — und:) liL aisiis „ bitter, traurig".
Der sinnlichen Grundbedeutung geniigt besser die vielleicht zu-
treffende Erklarung bei Paul. Fest. 18 ThdP.: ,,Aerumnulas Plautus
refert furcillas, quibus religatas sarcinas viatores gere- bant . . . Itaque
aerumnae labores onerosos significant; sive a graeco sermone dedu-
cuntur. Nam aipeiv graece, Iqtine tollere dicitur" ; ebenso Keller
Volksetym. 277 f.: aerumna aus aipoiuevri; auch aero „Tragkorb"
aus mpuiv (letzteres auch nach Saalfeld); Urvervvandtschaft mit
mpiw, dteiouu (Pick II 3, 231; Diphthong unursprunglich ! s. Brugmann
Gr. Gr.3 299, De Witt Class. Phil. Ill, 31 f.) ist unmoghch. — Zimmer-
manns KZ. XXXIX, 606 Deutung von aerumfijna als eines zuni
aerusco — aesculus. 17
fem. sg. umempfundenen pL eines ^^aerumen {: aes) ^ehernes Gerat,
hier Tragreff** ist sachlich ganz unwahrscheiniich,
aerusco, -are „bitten'* : nnsicherer Herkunft. Fick BB. XVI^
170 f., Wb. P, 347 sucht Ankniipfung an ai. em-h „Wunsch, Wahl%
icchdti ^ sucht, wilnscht'' = av. /^a^W ds. i^is-sko), m.anu-isdti „ sucht
auf^, esati ^ sucht''; av. isaiti ds., ab, iskati, lit. jeszkoti ^suchen'^
(ob aus dem Grm.? Nicht nach Bezzeiiberger BB. XXIII, 294a2
zu gr. ixavav* dTriduiueiv usw. Hes., ixveueiv ^spiiren, aufsuchen'',
iXviov ^Fufispur'', uber welche Worte andere Auffassungen bei
Bartholomae Airan. Wb. 1730 s. v. haez- ^spiirend unihei^gehn'',
Brugraann IF. XVI, 498, Prellwitz Wb. ^ s. vv., uiid ahd. Jagfon
^jagen'^, woriiber untev jacio), ahd. eiscon, ags. dscian^ dxian, nhd.
heischen, arm. ate {^ais-sTcd) ^Untersuchung'', wozu nach Bugge
KZ. Ill, 40 vielleicht u. eiscurent ^arcessierint (dann wohl als eh-
isourent ^ex-poposcerint'' aufzufassen, s. v. Planta I, 143, 150).
Die von Sommer Gr, Lautstud. 29 f. vorgeschlagene Anreihung
von ai, isanydti ^treibt an" usw., s, %ray ist mit dor Bed* kaum
vereinbar, — Auch o. aisusis usw. bleibt feme, s. miter aes-
ttmio. — S. noch qimero.
Doch findet dabei die Stammbildung von aerusco (ware "^aisoska-
-id) keine befriedigende Erklarung. Paul. Fest. 18 ThdP. (s. auch
G. GL L. VI, 36) erklart aeruscare als aera unelique^ id est j^eoumas
colUgere^ so da6 ae^ugOj aef^uea zunachst in Vergieich kame.
aes, aeris ^Erz'': Stamm ^€i[i]es- (s. zum Lautl. Brugmann
Grdr.II ^, I, 519 a 1) == got. aiz {%ei\. aizis), aisL err^ ags. dr, ahd, er ^Erz''
(urg. ^aiz aus ^aiiz-)^ ai, ayah n. ,,Erz, Eisen**; av. ayah-; aenus
^ehern'' = u. ahesnes ^aenis'^ (Gdf. ^aies-no-), aenetis^ vgi. av.
aya^jhaena- ^metallen, eisern*^, ags. mren, as. ahd. erm^ nhd. eren
{ehern, Vanicek 20), aerugo ^Rost*^, aerumentmn „xd\KU)|Lia,
XotX-K6^^; s. auch aerusco.
Hierher wohl auch der kelt. und (aus dem Kelt, entlehnte?)
grm. Eisenname: gall. Isarno-dori „ferrei ostii'S air. iarn (dar-
aus aisL jam nach Thurneysen KR. 36; unwahrscheinlich
NoreenArk. f. n. fil. IV, 110), cymr. haiarn, corn, hoern^ abret.
hoiarn, m,-nbret. houa^m, als erstes Zusammensetzangsgiied corn.
bret. tarn-; ahd. Isan^ ags, iren; ndL ijser^ mhd. ^ser; got.
eisarn, ags, isern, aisL ahd. Isarn (Fick II ^, 25 ; echt grm.
nach Johansson BB. XVIII; 17, WadsteinlF. V, 9). Prellwitz BB,
XXIII, 67 f. vermutet in aes eine Wurzel *ai- ^glanzen'', wovon
^^ai'dh' in aedes eine Erweiterung sei.
aesculus „Bergeiche^ : vgL gr. aiTiXuiii; „Eichenart", Kpar-aiYog,
Kpax-aiYibv ,,unbestimmte Baumart" (auch aiT^ipoc;, oder nach Fick
BB. XXX, 273 aiYipoc;, „Schwarzpappel" ?), ags, dk, aisl. eik^ ahd.
£ih, nhd. Eiche (Schrader KZ, XXX, 461, Hirt IF. I, 482, Johansson
BB, XVIII, 14; aber gr. aifavir\ ^Lanze"^, angeblich „aus Eichen-
holz*, aific, „der «Eichenschiid» des «Eichgottes»" sind nach Thumb
IF. XIV, 345 fernzuhalten).
Die ganze Verbindung kann wegen der noch nicht geklarten
Stammbildung (die Endung nach pojndtis^ ehulus? ^aigs- uber
^aiks- zu aisk', vgl, vtsciim: iioq u. dgl. ?) nicht als gesichert
gelten; doch scheint sie mir der Ableitung Thurneysens Thes.
Walde, Etym. Worterbuch d. lat, Sprache. 2. Aufl. 2
18 aestas — aevuiri.
5,fortasse sb acre propter ligni duritiem nomen accepit" sicher
Yorzuziehen. — Ein lit. esktihis „Buche^ gibt es nicht, s, Leskien
IF. XIII5 279. — Lat. Ilex ist nicht als Hg-slex anreiiibarj s. d.
aestas^ -dUs ^warme Jahreszeit, Sommer^, aestus, -tis „Hitz6
und dadurcii erzengte Wallung% aus ^atdh'S4-^ s. aedes,
aestiimoj aestlmo^ -are ^abschatzen, taxieren, den Wert einer
Sache bestimmen; wtirdigen^ schatzen, hochschatzerr' : sehr wahr-
scheinlicn nach Havet MsL VI, 18, Studemund AflL^ I^ 115 Deno-
minativ eines wie aeditimiuSy legitumus usw. yon aes gebildeten
^aestumos y,wer bei Kauf oder Verkauf das zugewogenc^ Erz auf
seine Richtigkeit bin priift, Schatzmeister '' ; an Uieor irn zweiten
Gliede ist nicht zu denken.
Die urspriinglicheBed, „taxieren^ kommt nicht geniigend zu Rechte
bei der in der 1. Auft. vertretenenVerbindung als "^aizdiUimdre {Bartho-
lomae BB, Xll, 91a) mit got. aistan ,,sich scheuen, achten'' (Fick P,
29, Frohde BB. I, 194), gr. aibo|Liai ^scheue, verehre% alh\h<; „Ehr-
fnrcht, Scheu, Scham'' (Bezzenber^^er BB. IV^ 313, Bartholomae
a. a. 0., Walde KZ. XXXIV, 522, Solmsen IF. XIII, 137), ai, Ide
^verehre, preise, flehe an^ (so jetzt auch Brugmann Grdr. IP, I,
352 gegen IF. I, 171, wo Ide an gr. a^^xoc; nnd — doch s. auch
Boisacq Wb. 7 — ai. ydjati angeschlossen wurde).
Dies '^aizd- ist Weiterbildung (oder Zusammensetzmig mit "^do
^geben") von %^V in ahd. usw. era „Ehre", u. ems „diis" (s. zur
Bed, Ehrlich KZ. XL, 380)^ o. aistcsis abl. pi. ^sacrificiis'', marr.
aisos d. pi. 5,dis", vo. esaristrom 5,sacrificium'' (stammhaft durch
das etrusk. aesar „Gott'' beeinfluSt, dessen Wz. dem ItaL entlehnt
sein diirfte), u. esono- ^divinus, sacer'' (das nicht rhotazierte s wohl
durch etrusk. Einflufi), palign. aisis Caisifs) ,,dis" (Gorssen P, 375,
Fick P, 29, Bugge BB. Ill, 116, Johansson IF. II, 47 f., v, Planta I,
523, 527; Fick's P, 346 Ankniipfung der sakralen Worte des 0.-
U. an die unter aeruscdre besprochene Sippe ist nicht vorzuziehn),
iepog in der Bed. ^heihg'' (Bugge a. a. 0., Schulze Qu. ep, 210 f.;
liber andere iepoq s. unter %ra),
aetas, -dtis (===paL aetate „aetate") „Lebenszeit, Alter", alt
aevitas: zu aevtcm^ und zwar als Ableitung von einem nicht mehr
nachzuweisenden adj. ^aevos (Meyer-Liibke AflL. VIII, 323).
aeteriiiiS5 alter aemtemiis: Ableitung von einem adv. "^aeviter
(Meyer-Ltibke a. a. 0,).
aeTnm „Ewigkeit; Zeithchkeit, Lebensdauer; Zeitalter" : bis aufs
Geschlecht = got. aiws, ahd. ewa^ ags. ^, ^w „Zeit, Ewigkeit"* (zu
unterscheiden von ahd. ewa „Gesetz, Ehe^, ags. m, mw ds., s. unter
aeqmis, Kluge Wb, ^ s. v.), got, aiw Jrgend einmaP, as. eo, ags. a
dimmer'', ahd. io^ eo „immer, irgend einmaP, nhd. /g, ahd. eo-mer,
nhd. immer; ahd, ewlg, got. aiweins ^ewig''; gr. aiubv „Lebenszeit^
Ewigkeit^ %iuj<; (ace. doi, loc. aiei) ds., ai^v usw. „immer'' ; mit
Ablaut ai. dyuh n. „Leben, Lebensdauer^, dyil-h „lebendig; bew^eglich;
lebendesWesen% av. dyii- „Dauer, Lebensalter*" (Gurtius ^ 385 ; Vani-
cek 37 unter imrichtiger Verbindung mit ^ei- „gehen'', ai, eva-h
„Gang, Lauf, Sitte"). — Aber air. aes (g. ais^so) m. „Alter" (fruher
aus ^aivestU'S erklart), cymr. ois, oes, corn, htiis, oys .,saeculum'',
acymr. oet, ncymr. oed^ a.-mbret. oet^ nbret. oad ^ Alter, Lebens-
afannae — agga. 19
dauer'' (angeblich '^awiio-, vgl. lat. aetas^ pal. aetciie = '^aipjtdt-),
seheinen nach Thurneysen lA. VI, 196, Loth RC. XYII, 434 fern-
gehalten werclen zu mtissen (s. auch utoT)*
Dafi nach Danielsson Granim. und et. Stud. J, 49 a], Jo-
hansson Beitr. z. gi\ Sprachk. 139 (letzterer unter Heraiiziehnng
audi von J'utuma^ s. d.) auch l^i.Jtigis „imnierdaiiernd, be-
standig'S bes. von Wasser ,,bestand]g flieBend'' mit der Ablaut-
stufe "^^(ajieu- (: aiu-caiu-) und derselben kons. Weiterbildung wie
got. ajii'h-clups „Zeit, Ewigkeit'', ags, ece ^ewig" anzureihen sei,
lehnt Solmsen Beitr. z. gi\ Wtf- 1, 163 a2 mit Becht ab, da
^bestandig'' aus „verbunden^ (:jungo) gewinnbar ist- — Lat.
jus ^Recht" ist trotz Hirt (AbL 151) fernzuhalten,
afamiae*^ -Strum ,Jeere Ausfluchte, Ausreden, Utopien": nach
Ribbeck Leipziger Studien IX, 337 entlehnt aus gr. dqpdvai „Uto-
pien**, wie in alterer Zeit das gleichbedeutende apinae.
adfatim (ad fatim)^ a-ffatim ^bis zur Geniige, zum LFberdruls,
im Uberflufi^ ; ad + adverbialem a. sg, fatim von 'yatis, s. fail go
(Curtius 201, Vanicek 88; unrichtig stellt Fick P, 466 ad fatim wegen
ef-fehis zu femina^ felare usw.).
afflnis ^benachbai% angrenzend; verschwagert, verwandt^ :
von ad fineSj well „i^ agris vicini''.
africia, -ae ^eme Art Backv/erk":?
agaga^ -ae m. : aus gr. ^d^yaydq nach Heraus Sprache des
Petronius 30, der „Bruder Liederhch" iibersetzt, wahrend das De-
minutiv agagula nach den Glossen ^Kuppler" bedeutet; Sittl AflL.
II, 611 iibersetzt ^deliciae".
agaso^ 'Onis „equos agentes id est min antes ; duces equorum'' :
zu ago; Bildung wie ecpclso ^Reiter'' (Vanicek 7); s- dialektisch
(Ernout EL dial lat. 95).
agea (Enn. Ann. 567 ; alle andern Belege beruhen darauf)
„Schiffsgang^ der zu den Ruderern fuhrt'': aus gr. otYum, otYuid (ur-
sprgl. Ptc. pf. zu aTOi); an eine (dor.) Nebenform "^ctyGia {Saalfeld,
Prellwitz Wh. ^ s. v.) zu denken ist weniger empfehlenswerl, als Er-
nouts EL diaL lat. 96 Annahme, dafi gr. -uia in osk. Munde durch
das osk. Suffix -eifija ersetzt wurde.
ag^er^ agri ^Acker'': — u. ager ^ager"", ai. ajra-h „Flur, Ge-
filde"^, gr. dypot; ^Acker"", got. ahrs, ahd. (usw,) ackar^ achar^ nhd.
Acker, arm. (nach Pedersen KZ. XXXIX, 352 iiber ^atsr- ""atr-:) art
„ Acker "". — Die Sippe wurde bisher zu ago gestellt, vgl. zur Be-
deutung das nhd. ^Ireiben: Trift/ (z. B. Curtius 171, Vanicek 7,
V. Planta I, 75); da& eine Bed. ^Trift'' nirgends mehr, auch im Ai.
nicht, nachweisbar ist (XJhlenbeck PBrB. XXX, 259), widerlegt diese
Ankntipfung nicht; eine andere Moglichkeit ist aber, daB ^agros
nach Brugmann Grdr. IP, I, 354 als ^der Boden, von dem man
(zum Zwecke der Bewirtschaftung) Besitz ergriffen hat^' zu horn. otYpr]
„das Ergreifen, Fang, Jagd'S air. dr n. ^Schlacht^ i^agrom), cymr.
aer ds, {^agra), ^v. azrd-^ ^Jagd*^'' gehore. — agrestis dissimiliert
aus "^agrestris (Bildung nach terrestris) nach Grammont Diss. 29,
Vendryes MsL XIII, 384.
agga ^festi vitas'*: hebr., vgl, Thes.
9*
20 agger — agnus.
agger, 4s „ Material zuni Aufschutten eines Dammes, Damm" :
wohl aus agger ere (ad, gero) entwickelt. Schwierig bieibt freilich
die Form arger, die kaum nach Brugmann IF. XIII, 92 Umbildung
eines zu arceo, arx gehorigen ^arcer — gr, to apKO<; nach agger
ist, aber auch kaum nach Osthoff bei Brugmann a. a. 0. ein zu
fingo gehoriges ""ar-figer (vgl gr. T^xxoq, ai. deht ,,Aufwurf, Damm,
Wall", av. uz-daeza- „Anhaufung'', apers. dtda- ,,Festung'') fortsetzl
(welchenfalls agger ein aus arger urbanisiertes ^^adger??); es bieibt
doch das nachstliegende, dafe das sonst nur vor Labial belegte diaL
ar- ftir ad- hier sein lautgesetzliches Gebiet tiberschritlen habe.
agilis ,,beweglich", vgL ai. ajird-h „ras,ch, behende'', zu ago.
(Anders iiber das ai. Wort Bloomiield BB, XXIII, 198).
agina B-, s. Meyer-Lubke Berl Phil. Woch. 1908, 632) ,,die
Schere an der Wage" : zu ago^ vgl zur Bedeutung exagmm
„Wiegen, Gewichf, examen „Ziinglein an der Wage, Prufung*',
exiguiis „knapp (zugewogen), dlirftig^ eMlis ^winzig^ (G. GL L, V,
ly 1, Vanicek 8) und zu den Ableitungen aginare mid agindtor
Bucheler Rh. Mus. XXXVII, 518, Auch gr. Mxoc, ^gleichgeltend,
wert^ scheint auf der Verwendung von "^ag- fiir „wagen'' zu be-
ruhn. S. auch a{m)mentum ^Ziingiein an der Wage''.
agmeii „der Zug": vgl. ai. djman- n, „Bahn, Zug*', ajmdn- m.
„Bahn" ; zu ago.
agna alat. „Ahre", aus "^aend: got. ahana^ ahd. (usw.) agana
^Spreu", nhd. bair. a^n; wie aciis^ -eris (s. d.) zu deer (Aufrecht
KZ. I, 353 f., usw.),
agnile ^Schafstall'' : zu a gnus. Der Suffixanklang an ab.
jagnilo „ locus ubi oves parturiunf" ist zufaliig.
agnomen: s nam en.
agniis^, -i, f. -a ^Lamm": = gr. diuvoc;, h\xvr\ ^Lamm" (Walter
KZ. XI, 429, Fick KZ. XX, 175), urk. ""ognos „Lamm" in air, uan,
cymr. oen, corn. oiUy bret. oan (Brugmann Grdr. I \ 328,
Osthoff IF. IV, 289, Strachan BB. XX, 13); ab. jagn^ „Lamm%
jagmch ^Lammchen'' (Fick a. a. 0, ; zum Vok. s, Pedersen KZ.
XXXVIII, 315); ags. eanian, engl. to yean ^lammen'', ndl. oonen
(westgrm. ""aunony yon^atma- — "^axmia- „Lamm% Kluge PBrB. IX,
194, Osthoff IF, V, 324 ff.).
Grm. und kelt. zeigen aglj^hno-, gr. ^ag^j^no- (vielleiclit mit
sekundarem Verlust der Aspiration, s. Osthoff). U. hahina(f)
„agnos'' (v. Planta I, 76, 335 f., 445), das wegen seines festen h-
verdachtig ist (auch die vorauszusetzende Dissimilation aus "^ahnma
ist kaum annehmbar), stelle ich vielmehr zu air. gahor „ caper ^,
cymr. usw. gafr „Ziege% gall. Ta^pnTa (5\ri „Bohmerwald^ (vgL
zur Sippe Zupitza KZ, XXXVII, 389 und s. auch unter hiems ;
daS kelt. "^gah-ro- eine Neuschopfung flir idg. "^haj^-ro- sei, bewirkt
durch die Verdrangung des lautahnlichen "^cap-io durch ^gah-hn,
ist mir nicht wahrscheinlicher).
tJber avilla „Lammchen% aubuhiilcus ^pastor ovium'^ s. d.
Lat. agnus castus ^Keuschlammbaum" natiirlich Lehnwort
aus gr. ^Yvo^ ds,, wortiber Liden IF. XVIIL 506 f. und Boisacg
Gr. Wb. s. V.
ago — aio. 21
ago, -ere ^treiben, fuhren, tun" : = gr. acTuu „treibe, fiihre"
(dtoc, aKTUup ^Fiihrer" = lat. actor, dyubv „Wettkampf", h^^ma
^Strafee'', woraus lat. agea, usw.), ai. ajaii „geht, treibt" {ajd-h
,Treiber",q;Vra-/i ^bewegiich, behend% vgl. lat. agilis, djman- „Zug%
vgl. lat. agmen, aji-h „Wettla.uf% 2)((rijmmi- ..herumlaufend"), av.
azaiti ds., an. aka ^'ahren" (iiber got. usw. ak „sondern, aber" s.
unter at), air. z. B. ad-alff „adigit", cymr. corn. bret. a ^agit" (Gur-
tius 170 f., Vanicek 7f. ; weitere kelt. Formen z. B. bei Fick I*, 6,
Stern ZfcPh. Ill, 384; mir. an ^schnell", nach Stokes — s. Rev.
celt. XXIV, 217 — aus *agnos}, arm. aceni „bringe, fiihre" (Hiibsch-
mann Arm. Stud. I, 16), o. actud „agito", acum „agere" (z. B. Va-
niSek ; wegen k statt g, wenn nicht eher Schreibfehler, s. Brugmann
Ber. d. sachs. Ges. d. W. 1890, 237 ff.), u. aitu ,agito^
Mit Ablaut yielleicht oy^oc, „Bahn, Furche usw., aber auch
Schwaden" (s. aber auch Preliwitz^ s. v. yevTo).
U. peracni-, sevacni- ^solleranis", subst. „hostia% niclit hier-
her als *agni- (Brugmann a. a. 0.) mit einer an marr. agine
„*agione, pompa" und lat. agonimn ,,Fest% Agonalia (s. d.;
Biicheler Umbr. 30) gemahnenden Bed., sondern wie lat.
perennis, soUemnis zu annus, — Zweifelhaft ist Osthoffs BB.
XIX, 320 Auffassung von *g-es- (lat. gero) als einer Weiterbildung
von Wz. *ag- (wie *u-es- ^kleiden" : *eu-, lat. vesUs: ind-uo).
Hierher u. a.: agito, afiibiguus, agaso^ indago^
prodigus, abiga (= gr. d.y6<;, ai. ajd-h) ; amh-ag-es (kons.
Starnm wie ai. dj-e); agtna (s. d.); eocdmen; axitiosi (s. d.);
agmen; codguluin „geronnene Milch im Labmagen der
Wiederkauer" ; s. auch ager^ aooiSf dla, axilla^ amhiegna.
ago, -onis (in Schol. Stat. Theb. 4, 463 : sacerdotum consuetudo
talis est, ut aut ipsi percutiant viclimas — et agones appellantur — ,
aut...), agouium „Opferfest", agonia „Opfertier", Agonalia
„ein Fest zu Ehren des Janus", Agonus „mons Quirinalis" usw.
(vgl. Maurenbrecher Jb. f. kl. Phil., Suppl. XXI, 315 ff.): zu ago,
vgl. bes. marr. agine ^pompa" (zweifelhaftes aus dem 0. U. s. bei
V. Planta I, 352). Die Vermittlung zur sakralen Bedeutung unserer
Sippe bildete nicht „festncher Aufzug", so daS etwa zunachst gr.
otTiuv ^Wettkampf", mir. ug „Kampf% ai. aji-h „Wettlauf'' zu ver-
gleichen waren, sondern agere gelangte direkt zur Bedeutung
flOpfern". Entlehnmig der ital. Worte aus dem Griech. (Breal Mem.
soc. ling. VI, 9 f.) ist ausgeschlossen.
agolum ^Hirtenstab" (Paul. Fest. 21 ThdP.): zu ago (nicht
nach de Saussure Mem. 108 zu gr. dpo\o;), vgl. zur Bildung gr.
ciYeXri flHerde".
agrednla s. acredula.
agrimonia „Odermennig": Umstellung aus sonstigem argemonia
(aus gr. dpY€|uiujvr| „Schamkraut") nach ager (Keller Volkset. 60).
aio „sage ja, spreche, behaupte": aus *agid (Brugmann Grdr.
P, 672), vgl. adagio y^Spvichwori'' , prodigiiim ^Vorzeichen (=
Vorhergesagtes),-Ungeheuer'', axdmeuta ^csn'mmsiS^disiY'm'' (s. auch
anxare unter an ax ant; wie ist der Nasal aufzufassen?), indi-
gitdre „anrufen" (? s. d.) indigitdnienta ,,Anrufungen", Aius
Locutius „der Gott, der durch seine Stimme das Herannahen der
22 ala — alacer.
Gallier verkiindete '' (s.Wissowa Ptel 49); nach Gurtius 399, Vanicek
9 zu gr, ^ „er sprach" ("^'fiKT: fmi ,,spreche" dazu neugebiidet oder
aus %j\xi lautlich entwickell? Hierber nach Solmsen KZ, XXXIX,
218 ff. das Perf. av-ajYOt „befehle, treihe an"; anders iiber y]
Bezzenberger BB. XXVII, 147, s, dagegen Solmsen a. a. 0.; gr.
fixavev* eltrev Hes. bleibt fern), arm. aserri „sage" (Hiibsclimann KZ.
XXIII, 25, Arm. Gr. I, 421), wenn ""ac im Anslaut zu as (Meillet
MsL VII, 164; nicht nach Scheftelowitz BB. XXVIII, 286 zu ahd.
jehcm „reden"; noch erne andere Auffassung bei Pedersen KZ.
XXXIX, 370); dazu mir. ai^ ae „Sage"', vielleicht auch aidacht ^^Yei-
machtnis" aus "^ati-aktO' (Fick 11^, 6; s. auch Wharton s. v.) und
wohl auch o. angetuzet „proposuerinL jusserint", wenn aus "^an-age-
ticzet synkopiert („in-dixerint"). Aber ai. aha^ dttha „sprach,
sprachst" (Gurtius a. a. 0., Osthoff Pf. 174 f., vgl. auch BB. XXIV, 172)
ist wegen av. aba „sprach" usw. viehnehr auf ^^dclh' zuriickzu-
fiihren (Galand KZ. XXXIII, 466, Hiibschmann IF. IV, 117 f., s.
auch Wackernagel Ai. Gr. I, § 217).
ala „Flugel"^ eigentlich „AchseI": aus "^acsld (vgl. axilla
„Achselhohle") = aisl. gooly ags. eaxly as. ahslay ahd. ahsala, nhd.
Achsel] mit Dehnstufe ahd. uochisa^ nihd. twhse^ uehse, und ahd.
uohsana^ ags. oxn^ ocusta „Achselh6hle"; ndl. ohsel „Achsel'' (Gur-
tius 132; Vanicek 8); av. asayd g. du. „der beiden Achsein"
(Hubschmann IF. IV, 118; weitere Lit. bei Zupitza Gutt. 187); nach
Bugge KZ. XXXII, 2 auch arm. amif ^Achselgrube" aus "^asmtf.
Gr. dYoaTo*; „Hand'^ (Wiedemann BB. XXVII, 257al) gehort
vielmehr als "^dTop-axo? zu dYeipiu (Solmsen Beitr. z. gr. Wtf.
1 ff.). — Achsel als „Drehpunkt'' zur Sippe von axis und mit
dieser wohl zu Wz. "^ag „treiben", s. ago.
alabniM oder alibriim (spat, s. Thes., und Schuchardt ZfromPh.
XXXI, 721 f.) „Haspel, Garnwinde" : wohl Fremdwort, Georges' Ver-
bindung mit ala beruht auf der falschen Blessung aldhymm.
alacerc, -cris^ -ere (das Roman, setzt ^^alicevj "^alecris fort)
„munter, lustig, anfgeregt": wohl nach Osthoff Forsch. I, 63—66,
Fick Spracheinh. 802, Frohde BB. XX, 185, Prellwitz Wb. s. v.
eXauvoj zu got. aljan n. j,Eifer", ahd. elUan^ ellen „Eifer, Tapfer-
keit'S as. ags. ellen ds.;, aisl. eljan ds., elja ^Nebenbuhlerin", ahd.
ello „Rival" (vgl zur Bedeutung ^Eifer : Eifersucht^^ ; oder letztere
beide zu alius nach Johansson a. u. gen. 0, ? die grm. Sippe nicht
zu ai. aryd'h ^anhangiich, lieb", das idg. r hat, s. Uhlenbeck PBrB.
XXX, 259). * Zweifelhafter ist Frohdes a. a. 0. Heranziehung von
ai. irya-h „eifrig oder dgL'\
Die Sippe ist moglicherweise nach Johansson Zeitschr. f. dt.
Phil. XXXI, 285 ff. als „feurig" mit der Sippe von adolere „auf-
lodern" verwandt; oder zu der unter alio a besprochenen Wz. *6^
„ spitz, scharf" ? Lautlich wenig fur sich hat Beziehung zu gr.
eXavvvo 5,treibe^^ (Fick IP, 26, I^, 365), die den lat, und grm,
Vokahsmus verschieden erklaren muidte; nicht zu alo (Frohde a, a.
0„ V, Planta I, 299) als „gedeihend". Breal MsL XV, 148 f.
denkt an Eatlehnung aus horn. aXxap ^^Schutz" durch Vermitt-
lung des Osk. (daher mit Entfaltungsvokal a), doch ware hocbstens
alapa — albus. 23
ein zu dXKx] j^Kraft" gehoriges *d\Kpo<; oder dergl. als Quelle
denkbar,
alapa „Backenstreich, Ohrfeige" : dafi alapa wie gr. KoXacpo^;
^Ohrfeige'' aus hebr. Tchelaijltot^ pi. von Mielaph ^Hammer *^ entlehnt
sei (hebr. kh als lat. [hj, Stowasser Dunkle Worter I, S. XXII),
widerlegt Meyer-Liibke ZlromPh. XXXI, 585 f-; an positivem er-
wagt Schuchardt ibd. 724 f. etrusk. Ursprung (vgl. die Namen Alapa,
Alaponms, etr. alapu) oder Entlehnung aus einem gr. "^dXairri (zu
got. lofay aisl. lofi ^flache Hand" u. dgl.) ; letzteres ist mir bei der
Unbelegtheit des gr. Wortes nicht glaublich.
alateniiis „ein immergruner Strauch'', und zwar nach Ausweis
der rom. Abkommlinge (sard, aladerriiy span, ladierno) ^Rhamnus
alaternus L/ (stark dornig) : s, eine ganz unsichere Vermutung unter
alica. Weist das zweite a auf dial. Ursprung? (Ernout EL dial.
lat. 98).
alaiida ^Haubenlerche^: aus gall, alauda (Gliick Jb. i kl. PhiL
XGIII, 166 f., FickllS 20).
alansa „ein Fisch der Mosel, Alse*": gall. (Fick IP, 20).
albus „weil3" : — u. alfo- (z. B. a. pi. alftt) „ albus" (fiber ^sabin.*"
^Mpsim := album siehe v. Planta I, 464, aber auch Schulze Eigen-
namen 120); o. Alafatermim „Alfaternorum^, pal. AlafiSj gr. dXqpo?
^weifeer Ausschlag", dXqpoijq* XeuKoO? Hes. (mit voUerer Wurzelform
— s. iibrigens auch Brugmann Grdr. IP, I, 388 — dXujqpoc;' X6uk6<;
Hes., und wohl auch arm. aiauni „Taube", Bugge KZ. XXXII, 1,
Pedersen KZ. XXXVIII, 313); vgl. noch aisl. elptr, glpt, ags. elfet,
ahd. albiZj elblz ^Schwan'' (Gurtius 292; Vanicek 234), ab. Ubedh,
V. lebedhy lebjad^b^ serb. labud, poln. iab§dz (nicht aus dem Grm.
entlehnt, s. Osthoff IF, VIH, 65, Pedersen a. a. 0., Meillet Et. 322,
Gharpentier KZ. XL, 433; liber die Ablautschwierigkeiten der slav.
Worte s. Meillet MsL XIV, 377), ndl. elfi, alft, gr. dXecpiTi? „WeifB-
fisch^ (Uhlenbeck PBrB. XXVI, 295). .
Audi die Namen der AlpeSj ''AXTr€i<; (s. d.), von Albion ^Wei£-
land'' == Britannien, ir. Alba „Schottland'' u. dgl. lassen sich
als kelt. Vertreter unserer Sippe („a candore nivium^, „von den
Kreidefelsen'') fassen (z. B. Gurtius, Fick II*, 21), doch wird dies
zweifelhaft durch den ital. Namen Alba hochgelegener Stadte
(vgl. freihch auch Schulze Eigennamen 576), weiter Alburnus
„ein Gebirge Lucaniens'', Alba ^Schwabische Alp*", die natiirlicher
auf eine Bedeutung „hoch'' zuriickgefiihrt werden (s. Mahn bei
Gurtius; vgl. audi die Bezeichnung ^Hochland** fur „Schottland,
ir. Alba"^ und Partsch Pauly-Wissowa I, 1599 f.), und vielleicht,
wenn indogermanisch, mit gr. Xoqpo? „Nacken, Helmbusch, HugeP
auf eine Wz. ^alobh- zu beziehen sind. — Hierher lat. a^-
biirnus „Wei6fisch'' und ^Splint'' (zunachst auf albor ^V^eifie''
beruhend), albuelis ,,eine Rebengattung'', albucus ,,Aspho-
dillpflanze^ filharus G. GL L. Ill, 264, 33, Erklarung zu
XeuKO?, d. 1. hier „Wei6pappel'' wie ital. alvaro^ sard, sdlvaru^
piemont. drbra (vgl. Meyer-Lubke AflL. XIII, 50 mit Zweifeln an
der Latinitat der Bildung, gegentiber Zimmermann AflL. XII,
365, XIII, 252) usw.
24 alcedo — alers.
alcedo ^Eisvoger': gr. d\KUibv „Eisvogei", ahd. alacra ^mer-
gulus" (Vanicek 29, Curtius 132 nach Forstemann KZ. Ill, 4S).
Allerdings kann das nur in Glossen frankischen Lautcharakters be-
gegnende ahd, alacra nicM als sadobd. Form eines "^ale^ron, wolil
ab'er als frank.-obd. Umgestaltung eines solchen in Anlehnung an
hra gelten (Mitteilung von J. Seemiiller),
Brainier KZ. XXXIV, 362 denkt wie die genannten an Ur-
verwandtschaft, Grundbedeutung „Schiliervogei% zu ai. dreati
^strahlt'S gr. f]\eKTU)p „strahlende Sonne", r|X6KTpov „glanzendes
Metall, spater Bernstein'' (audi dXeKTpuuuv ^Hahn'' sei angeblich
der ^glanzend befiederte'S s. dagegen Boisacq s. v.); andererseits
halt de Saussure Msl. VI, 75 f. alcedo ftir Lelinwort aus d\KUUiV
(dessen Verbindung mit ahd. swalatva „Schwalbe'' aber wegen
des dann beiseite zu lassenden ahd. alacra an sich unvvahr-
scheinlich und durch eine bessere Etyniologie von swalawa liber-
holt ist, s, Solrnsen AfslPh XXIV, 575), so dafs Suffixangleichung
an "^ficedoy ^monedo (spater -dida) vorlage nach Niedermann IF.
X, 23a
Davon aleedonia n. pi. „Windstille^, so genannt nach der
in die windstille Zeit der Wintersonnenwende fallenden Brutzeit
des Vogels.
alee oder alceSy es, ace. alcen, pi. alces ^Elch'' : wie gr. aXxrj
„Elch, Eientier" (Pans.) aus einem dem aisl. elgr nachst verwandten
grm. ""dlxis stammend, s. Much ZfdtA. XXXIX, 26, Osthoff Far. I,
319 mit Lit.; vgl. ahd. elho, elaho „Elch, Elentier% ags. eolhy aisl. elgr
(^olMsJ^ russ. losh „Elen'' (daraus cech. los, poln. ios^ os. ios^ Mi-
klosich Et. Wb. 174), ai. f^^A ^Antilopeobock% pam. rtis „wildes
Bergschaf^ (Curtius 132, Vanigek 26).
Dazu mit n-y statt k-SufQx gr. ^Xaqpog {^eln-hhos) „Hirsch^
eXXo? {"^elnos; oder "^eJnios nach Osthoff a. a. 0.) ^Junger Hirsch%
lit. elnis „Elentier"; elne, dine „Hirschkuh'', apr. alne ds., ab.
jelenh ^Hirsch'', cymr. elain ^Hirschkuh''^ air. eht „Reh'' (Curtius
360, Fickll^ 42), gall. Elembm „Name eines Monats auf dem
Kalender von Coligny, entsprechend dem gr. eXaqpiipoXiujv'' (Ricci
Rev. celt. XXI, 17, 23), arm. ein „Hirschkuh^' (Hubschmann Arm.
St. I, 29), Ygl bes. Johansson IF. II, 52 f, Osthoff Et. Par. I,
278 ff.; nach letzterem ist ab. lani „Hirschkuh'' wegen des von
J. Schmidt Voc. II, 148 herangezogenen apr. lonix „Stier'' auf
*?-on- zuriickzuftihren, wozu abiautend gal. Ion „ Eientier" (Strachan
BB. XX, 8 f. a 4), got. ahd. usw. lamb „Lamm" aus H-on-bho- :
eXacpoi;. Nicht (iberzeugend sieht Osthoff in ^el- eine Bezeichnung
for Horn.
alea „Wurfei, Spielwilrfel": wohl aus ^^aeslea zu ai. ahsd-h
„WiirfeP (Leo Meyer Vgl. Gr. P, 484), wenn dieses nicht als „mit
Augen versehen'' zur Sippe von ocuhis gehort (Kretschmer Einl. 137).
Kaum nach Prellwitz BB. XX, 303 als .Glucksspiel, bhnder Zufall"
zu fjXed? (*'aX€i6?) ^toricht, verwirrend" (usw., s. alucinor).
alerSj v^^ohl besser allers „doctus, eruditus^ GL, s. bes.
Loewe Gl. nqm. 11, Landgraf AflL. IX, 362: kaum nach letzterem
und Ernout EL dial. lat. 104 aus "^ad-erSy ""' alers y woraus allers mit
II nach sailers, sondern viel wahrscheinlicher nach Stolz Wiener
ales — alicula, 25
Stud. XXII, 312 ein mit sollus gleichbedeutendes "^allos ^=^ goi. usw*
alls ^all", idg. "^al-no-s Ptc. zu alOy enthaltend; audi fiir alio der
Tab. Bantina ist mir ^tota"" trotz v. Planta I, 532 a 1 wahrscheinlichere
Ubersetzung als ^alia"*; so dafa allers vielleicht als dialektisches Wort
stadtromischem sailers gegeniibersteht.
ales, -itis ^geilugelt'' : ala + i-t- „gehend'\ siehe eo (Vanicek 8).
algca 5,Seegras, Seetang'' : wohl nach Liden Stud* z- ai. und vgL
Sprachgesch. 29 ff. zu ai. rjlsd-h ,,klebrig, glatt, schliipfrig; Soma-
trester"^, nnorvv. tdka^ 0lJce ^anhaf tender Schleim, z. B. an Holz im
Wasser, nach tJberschwemmungen, an verwesenden Dingen'^, ulktitt^
0lket ^schmutzig, schleimig'S ulka „eitern% adan* usw. tilJc ^Kaul-
kopf und andere schleimige Fischarten'', idg. "^Igo- ^FeucMigkeit,
Schleim" ; vgL zur Bedeutung yon lat. alga ags. wos „Schlamm,
Feuchtigkeit^ : engl. ivoos ^Meergras"*.
Mit anderem Wurzeldeterminativ aisL uldna ^verfaulen", ahd.
oltar „Schmutzkrume''^ mhd. ulmec ^verfault", lit* elmeSy almens
„die aus dem toten Korper fliefiende Feuchtigkeit'S arm. aib
„Kot, Schmutz''; lit. alhsna ,,Lache^ entweder mit A;-Einschub
oder== "^alg-sna. Hierlier moglicherweise auch lat. ulva ^Schilf-
gras, Seegras''.
algeOj -erey alsi ^Kalte empfinden, frieren'^, algor^ -oris
^Kalte", algidus „kalt", alstis (s. d.): nach Liden Stud. z. ai.
und VgL Sprachgesch. 66 (wo Lit. liber verfehlte friihere Versuche)
zu nisi, elgur m. „Schneegest6ber, das von einer Seite her lange
fortdauert und von starkem Frost begleitet ist: halbgeschmolzener
Schnee", aisl. gen. elgiar ds.
alibi^ aliubi ^anderswo": wenn von alihl auszugehen ist, so
zu alius gebiidet nach inter-ihiy post-ibi usw.; aliubi (s. auch Brug-
mann IF. XV^ 80 f.) dann mit Einfuhrung des deutlicheren ubi.
Umgekehrt geht Thurneysen GGA. 1907, 800 von aliubi aus, was
die Analogie von aliunde^ aliuta fiir sich hat; alibi daraus lautlich
entwickelt, aliuta daneben durch Einflu^ von aliunde teilweise
gehalten,
alica (halica) ^Speltgi^aupen'' (gr. aXXiS, -ko<; „Speltgraupen'',
Ath.-, aus dem Lat. entlehnt?): unerklart. Corssens P, 106
Ableitung von alo als ^nahrhafte Speise^^ uberzeugt mich nicht.
Zusammenhang mit alatemus ^immergriiner Wegdorn" (vgl. zur
Bed. agna ^Ahre"" usw.: Wz. "^ak- j,spitz^) und dann vielleicht auch
mit ahd. ala, dlunsa^ dlansa (eigentlich alesna), nndl. els^ ags. ^l,
aisl. air ^Ahie*', ai. ara „Ahle'' (Wz. *eZ- „ spitz'' o der vielleicht *e^7-
wegen lit. gla^ lett. llens^ apr. ylo ^Ahle'') kann ebenfalls nur ganz
zweifeind vermutet werden. Wenn aXiS trotz des spaten literar.
Beieges edit griech. ist {Isid. Orig. 17, 3, 9 ^alica graecum nomen est"^),
so kame Ableitung von dXeuj in Erwagung; alica dann auf Grund
des griech. Akkusativs.
alicufei ^irgendwo": von aliquls und ubi; nicht aU-cubi zn
trennen, da nicht „anderswo^ bedeutend. Ebenso alicunde (Auf-
recht KZ. XXXV, 462). Uber ali- s. unter alius.
alieiila „ein nicht naher bekanxites, wohl liberwurfartiges
Eleidungsstiick^ (s. Man Pauly-Wissowa I, 1479): nach VeL Gr. Lat
26 alieniis ™ alium,
VII, 68, 19 K* angebiich da von benannt qiiod alas nobis injecta conti-
neat, wogegen schon die Kiirze des a bei Martial XII, 81 spricht;
vielmehr wohl Lehnwort aus thess, aX\iS ,^x\a\x\j<;'^ (bzw, ace. aWiKa),
vgL z. B. Saalfeid, Hoffmann Gr. Dial 11, 224,
alieims 5,fremd^ : von alms. Zur Suffixbildang siebe Skutsch
de nom. lat. siiff. -no- ope form, 13 f., Rom. Jahresber. V, I, 60
(Suffix -mo- mit Dissimilation) und andererseits Brugmami Grdr. I-,
XLV, IF. XII, 389 {-oino',^ ^emo-; so auch v. Planta AflL. XII,
367 ff. ; vgl. audi Meyer-Liibke Miscellanea Ascoli 417); kaum iiach
Niedermann BE, XXV, 83 aus "^ali-ies-no-.
alioqiii ,4n anderer Hinsicht, tibrigens, sonst": Bildung wie
ceteroquij sehr wahrscheinlich nach Thurneysen Thes. lat. Ablativ-
bildung zu einem almd quid. Es entfallt dadurch Gleichsetzung von
qmimi gr. iroi; ap. ada-haiy „damals", eigentlich „i^ einem gewissen
Punkte^ (Thumb KZ. XXXII, 125, Wackernagei KZ. XXXIII, 21 ff.,
s. auch Bartholomae Airan. Wb. 57, der ap. adoMy iiest, das dem
folgenden gleichzusetzen ware), oder mit ags. hwly ab. ci-(mh) (instr.
vom St. ""qn-, J. Schmidt KZ. XXVII, 288, XXXII, 402, PL 43;
s. noch qut).
Die Form ctlioqum beruht wie ceterdqmn^ atqmn auf gelehrter
Anlehnung an qum, nicht auf sprachlich berechtigter Anftigung
der hervorhebenden Partikel -ne (Persson IF* II, 211 ff. ; unrichtig
sah Bartholomae BB, XV, 18 a 2 in alidqmn dieselbe Endung
wie in ai, asmin^ gr. djiuv usw.).
alipilns „ein Sklave, der die Haare unter der Achsel [ala, axilla)
entfernt^: das zweite Glied zu pilar e^ attest (Nov., Afran.) ^ Haare
bekommen", dann (Mart.) ^der Haare berauben, enthaaren^ (viel-
leicht unterm EinfluS von com/pildre „ berauben"^, das andererseits
seine gelegentliche Bed. „enthaaren^ derselben Vi^echselwirkung ver-
danken wird, wie endlich wieder ptlare bei Amm. einfach ^berauben,
pltindern'' wird).
aliquiss liber das erste Glied s. unter alius.
alium {allitim), ahim „ Knoblauch": Vanicek 12 erklart es als
5,stark riechende Pilanze^S Gdf, ^an-slom zu (hjalare^ an'(h)elare
5,hauchen, duften'^, Denominativen desselben "^an-slo- zu Wz. "^an-
^hauchen", s. animus. VgL zur Bed. noch ab. qchati „riechen^
(mit ch nach duchati ders. Bed., Pedersen IF. V, 57; eine Wurzel-
form ^ans' erfordert auch das Lat. nicht, da -slo' Suffix) ; daS wegen
der zweisilbigen Wz. von ai. aniti vielmehr lat. "^ana-slo-y "^anelo-
zu erwarten sei (das in anlhjelare vorliege), ist trotz Thurneysen
GGA. 1907, 801 kein zwingender Gegengrund. Doch wird die von
Thurneysen a. a. 0. und Thes. nach Frohde BB. Ill, 289 vertretene
Zugehorigkeit von alium; sowie von alum [odev dlus) ^Symphytum
officinale L., Beinwell, Wallwurz'^ („beide Pflanzen um Hirer Wurzeln
willen geschatzi") vielmehr zu ai. alu-^h^ dhi^kd-m ^bulbus, radix
globosa esculenta^ {alum „sympliytum" tibrigens vielleicht trotz Plin.
27, 41 gall. Wort, s. Thes.) dadurch empfohlen, daS auch das Osk.
ein (hier nicht aus ^'anslo- herleitbares) alio- = "^dlio- besessen zu
haben scheint: denn gr. hWac, ^Wurst'', urspriingl. wohl „geknobelte
Wursf" (vgl. ctXXr]V A*dxavov 'kaXoi Hes.) stammt nach Kretschmer
alius — alnus. 27
Glotta I, 323 ff. aus dem Italischen und zwar wegen X\ aas dem
Oskischen; da6 dies osk. '^allo aus dem Lat. entlehnt sei, ist
wenigstens nicht zu erweisen.
alius „ein anderer'^ : = u. cirsir „alius'' (s. zuni Lautlichen Brug-
mann IF. XVIII, 532 a 1; liber o. alio s. allers), got, aljis ^anderer",
ahd. in aU4cmti „die Fremde" = nhd. Elend^ ags. elles „anders^ = engL
else „sonst'', gr. ct\\o<;, kypr. el. ai\o^ „ein anderer" (ntr. aXXo = lat.
aliud), air. aile „anderer", mcymr. eil, ncymr. ail, bret. eil ^secundus''
{==z aiat. alis), arm. ail (Hiibschmann Arin. St. I, 77) „anderer'' (gegen die
Zuruckfahruiig von kypr. el. ai\o-, arm. ail, cymr. bret. eil auf idg. "^ail-
durch Meillet MsL VIII, 237, Et. 433 f. s. Pedersen KZ. XXXIX,
404 f., Hiibschmann IF. XIX, 476 f.), gall, alia „aliud^ (Juvenal-
scholiast, s. Thomas Rev. celt. XV, 216). Ein Komparativ ^*^i(/)-
teros „der andere von zweien"^ in lat. alter. — Curtius 357,
Vanicek 28. S, noch aliemis und wegen weiterer Wurzelverwandt-
schaft alius.
Auf Grund des aus altlat. alis usw. vom Sprachgefiihle er-
schlossenen Stammes ali- (statt alio-) bildete man aU-qiiis^ -qtii
(dann auch -quantus, -cuhiy -ounde), Abweichend sucht Sommer
IF. XI, 5 f. in "^ali- ein Adverb ^an Jener Stelle, dort" (: ollus)^
was Brugmann IF. XXIV, 160 ff, zu *aZ^ (ablautend mit He
in ille) modifiziert und in der Bed. durch die Annahme zu recht-
fertigen sucht, daS ursprgl doppeltes ^ale vel ale quis „an dem
einen oder an dem andern Orte, da wer und dort wer^ zu
^irgendwo einer^'* und endlich ^irgend einer^ geflihrt babe. Ich
halte die Auffassung als ,,anderswer^ (vgl. ali-ubi^ -uta) filr aliquis
„irgendwer" und dessen Anhang noch imraer fur einfacher und
ausreichend.
aliuta altl. „irgend anders'' : all- + Hita [:ita ^= iibi: ibi;
Lindsay-Nohl657). %to aus Sita (;httaT)j vielleicht = ahd. thar-oty thor-
ot, dor-et ^dorthin, dort", he7^-ot „hierin^S war-ot ^wohin", as. tJiarod
„dorthin, dort", herod „hierhin, hier", htoarod „wohin, wo"; vgl.
auch mir. ut 5,iUic", ai. tUa „und, auch" (etwas gegeniibersteliend),
av. utaj ap. uta ds., gr. fiure {^iyJ{ey\)Te) „wie auch" (urspr. „wie
andererseits") u. dgL, vielleicht auch gj*. outoc; auf Grund von *6
UT€ (Brugmann Dem, 96 ff., wo auch fiber den zugrundeliegenden
Pron.-St. '^u- flille" ; vgl. liber die vielumstrittene Form zuletzt
Kretschmer KZ. XXXIX, 552 ff., Brugmann lA. XVIII, 9 f.).
allec^ halleCy alleXy hallex, -ecis (auch al-) „Fischlake" : aus gr.
otXiKov oder besser dXvKor „salzig" {z. B. Saalfeld; volksetymologische
Anlehnung an allectare^ alUcerey im Ausgange z. T. an lac, nach
Keller Volksetym. 79).
almus „nahrend {ager), segenspendend, hold, hehr": zu alo;
vgl. bes. gr. cpUT-d\jLiio<; „Beiwort des Zeus und Poseidon", otXjua
^Hain" (nicht aber nach Frohde BB. XXI, 192 schweiz. hair, aim
„nahrungsreiche Alpentrift, Viehweide auf den Bergen"); Vanicek 21.
aliius ^Erle, Eller": lit, elksnis, alJcsniSy lett. elksnis, alksniSy
apreu{3. alskande (vgl dazu Bezzenberger BB. XXIII, 297), Bb.jehcha
(s. daruber auch Pedersen KZ. XXXVIII, 316), ahd. elira, erilay nhd.
Eller, ErUy holl. els^ ags. alary aisl. jglstr (Vanicek 20, 23 f.).
28 alo — alter.
La:, ainus (obwohl vielleicht aus '^alisnos herleilbar, Avie aiich.
das Bait trotz des Schleiftons — durch die Ableitung bedingt? — einen
Mittelvokal yerloren haben konnte; so friiher Pedersen IF. V, 40),
ist Avohl wie aiich die bait. Formeii iirspriinglich mittelvokalloses "^'alsnos
{Johansson Beitr. z. gi\ Sprachk. 106); dann steht nach Pedersen
KZ. XXXVIII5 316 ^alsnos zu ab. jehcha ahnlich wie tilmus zu
cymr. llwyf aus Heimay mit welcher Sippe tibrigens vielleicht Wurzel-
verwandtschaft besteht (Vanicek 20 usw.). DaS das rotliche Holz das
namengebende Element war, ist moglicherweise aus nhd. Elsebeere
zu vermuten (H, Wirth briefllch). Zum lat. a- vgh auch alga.
aio^ -ere^ -iiiy -itum und -ttim ^ernahren, grolBziehen" : = got.
alan (ol) „aufwachsen'' (intrs. wie lat. adoleo)^ aisL ala (bl) ^nahren,
hervorbringen'' (trs. wie lat. alo), air, alim ^ich nahre'', ail ^esca";
Wz. *a^ „wachsen; wachsen machen, nahren''; vgl. noch got. alpeis^
ahd, usw. alt ^alt"^ (eigentlich ,,groJ&gewachsen") = lat. alius „hoch^,
gr. otv-aXTO^ ^unersattlich'', mir. alt „H6he; Ufer, Kiiste'', cymr. allt
^rupes", corn, als^ bret. aod „Kiiste'' (kaum Lehnworte, s. Vendryes
t)e hib. voc. 112); air. altram ^nntritio'^ {weiteres aus dem Kelt,
bei Fick IP, 20). Unsicheres aus dem Arm. {aloj ^Zicklein''; ul
^Bocklein'' — aber s. auch unter iniUeus — ) bei Liden Arm.
St. 24 f.
Weiterbildungen in gr. dXbaivuj „lasse wachsen, starke'', d\-
brjcJKUJ ^wachse'^, aXbojiiai ^bringe hervor'^ (Kap'n:oiJ<;) ; dXOaivuj,
d\du) ^heile", SX-dojuai 5,Avachse, heile" (Curtius 356, Vanicek 21).
Dazu 0. altinum wenn nach Fiorelli (s. v. Planta II, 611 f.)
^alimentorum'' bedeutend; weiter ai. idd „LabunQ"'', zunachst zu
gr. dXb- (Frohde BB. XX, 185, XXI, 192). Hierher u. a. lat.
alimo^ --oniSj AUmonia^ aleseere^ eoalescere^ adoles-
eere^ adolere „heranwachsen'', adultus i^adaletos) „heran-
gewachsen", indoles^ stiboles^ proles (s. diese; aus a vor
dmiklem /, wie in adolere ^verbrennen'^, niclit mit Ablaut, wie
Hirt AbL 162 annimmt). — Alacer bleibt fern.
Alpes^ gr. ''AXTrei? „die Alpen'': mit Wiedergabe des kelt. h
durch p; s. albtts.
alsus „kuhlend, erfrischend'', alsius ^frostig'', alsito frequ.
zu algeo: aus ^algsos usw,, Yom ^-St. algor, s. algeo,
altaria^ -ium pi., spater auch altdre^ altar „der Aufsatz auf
dem Opfertisch, Opferherd, Brandaltar'^ : s. adoleo ^verbrenne".
Verbindung mit alttis (Vanicek 21) ist farblos.
alter, -era, -erum „der andei^e von zweien'' (bei Plant, auch
altr-^ wie auch in altrinsemiSy altrovorsum)\ = o. alttram (usw.)
^alteram'' (kaum mit Suff. -tro- neben -tero^ v, Planta I, 220).
Komparativbildung (Beschrankung auf die Vl^ahl zwischen zweien) —
vgl. gr. d\?v6-Tp-ioc — 5 zu all' (Tiefstufe von alio-)^ s. alias (so
z. B. Sommer IF. XI, 3, Ciardi-Dupre BB. XXVI, 191); oder = urspr.
"^al'terosy ohne das -jo- des Positivs '^al-ios.
Air. alltar „das Jenseits^ hat nicht nahere Beziehung zu alter
(v. Rozwadowski Rozpr. ak. um. w Krak. wydz. filol. Ser. 11, torn
X, 1897, 397 f,), sondern ist spez. in Ableitung vom Adv. {t-y^
an')all (Thurneysen GGA. 1907, 801).
altercum — • alumen. 20
Hierher nach Warren Transact, of the Amer, Phil Ass, XXXII,
114 ff. (m. Lit.) auch ater in diesater und in Triatrus, Quln-
quatruSy Sexjtimatrus mit dial- ?-Schwund, vgL o. atrud der
Tabula Bantina fur altriid und des Nigidius Figulus Etymologie
^frater est dichis quasi fere alter^^ die ebenfalls die Aussprache
ater yoraussetzt.
Ableitungen z. B. alter cor ^ -ari ^hin- und hersprecheUj einen
Wortwechsel haben" (auf Grund von "^altercus] an Tliurneysens
Thes. Gdf. ^alternicor glaube ich nicht), alterare^ adulter (s. d.),
alternus „der eine um den anderen, abwechselnd*^,
altercum ^hyoscyamus, Bilsenkraut" : unerklart. Identitat mit
dem auch durch altercarl vorausgesetzten ^altercus liegt lautlich
natiirlich nahe, doch ist die alte Begriindung (s. Thes.), da]& durch den
Genufi mente abalienabuntur, cum quadam verhoriim altercatione
(also alter cum Riickbildung von alter cari aus) ungenugend.
altus ^hoch": s. alo.
alucinor^ -ar/, haliVjucinor {a wegen des gelegentlichen aber
nach Thes. kaum richtigen U? u7) ^gedankenlos ins Blaue hinein
reden oderhandeln; faseln, geistesabwesend sein**: sehr wahrschein-
lich zu gr. f]\G6<; (dor. a) ^verwirrt, betort" (Brugmann Grdr. I^
801), wozu welter nach Prellwitz Wb*^ 172, 28 fiXdaKU) „irre um-
ber''^ fjXaivuj ^bin wahnsinnig, Med. schweife umber*', dXdo^uai
„schweife umher'', dXiJui „bin irr, auEer mir", dXvaauj „bin wiitend",
otXuKiT ^Beangstigung'^, lett. dla „halbverriickter Mensch'', alotes ^sich
narrisch gebarden^, alut^ alutes „ umber irren, sich verirren^ (s. auch
amb-ulo?)^ Wz. ^dl- „planlos umherirren, auch geistig irre sein^.
Doch liegt moglicherweise nach Thurneysen Thes. nicht Urverwandt-
schaft, sondern Entlehnung aus griech. dXOKrj, dXOcrau) vor (so schon
Cloatius Verus, s. Thes.) unter Nachahmung der Endung von vati-
cindri.
alucita „Mucke, Schnacke" (a?ii?): unerklart. Georges' An-
kniipfung an dXiJUj (s. die vorausgehende Sippe) etwa als „die planlos
umherflatternde'^ (dluco- -|- %4) iiberzeugt nicht* S. das folgende,
alum oder aliis „ Symphytum officinale L., Beinwell^ : vielleicht
2u dlium. Verbindung mit alucita (Stammbildung!) unter einem
(lat.) ^dh „stechend, rauh" laM sich nicht wahrscheinhch machen.
^ aliimen ^Alaun", aluta ^Alaunleder*': zu gr. dXOb(o)i|aov
TTiKpov uapd Zubcppovi Hes., dXubjaaiveiv [TiiKpaiveiv ?] Hes. [s. aber
zur Bed. Heerwerden Lex. Graec. suppl. 45], grm. ^alup- ^Bier'' in
aisl. gl (mit r-Weiterbildung glpr „Bier, berauschendes Getrank^),
ags. ealuy as. aJo-fat „BiergefaJ&", und balt.-slav. "^alut- oder ^alu-
in ab. oh „Bier'', lit. alus ds., apr. alu ^Met", die ein idg. "^alu-
{-d'y-t') fiir irgendeine Art von ^bitter" voraussetzen ; vgl. Johansson
Beitr. 135, Osthoff IF. XX, 181 ff. Lat. aluta beruht formell auf
einem Verbum ^aluio „behandle mit Alaun'' (Osthoff a. a. O., Thurn-
eysen IF. XXI, 175); alumen vielleicht ebenso, wenn nicht eher
direkte Erweiterung von ^alu- nach Art von lat. cacumen: ai. kakud-
(lat. bitumen vielleicht nach Thurneysen a. a. 0. Nachahmung von
alumen).
30 alumnus — alvus.
Ein griech. aXoi^a, aus dem alumen nach Keller Volkselym.
G7 unter Anlehnung an lumen und ahimmis entlehnt sein soil,
gibt es in der Bed. „Alaun" nicht.
alnmiiiis „Pflegling, Zogling", ptc. wd -m{e)nos {6 Tp€cp6,uevo(;)
zu alo.
* alviis „Hohlung, Wolbung, Unterleib, Bauch" (m., f.), alveus
^langiiche Vertiefung, Hohlung; Waime, Mulde, Trog; Bienenkorb;
Flui^bett": denselben Begriff der „langlichen, bes. rohrenformigen
Hohlung" zeigt gr. a5X6? ,,Rohrfl6te, langiiche HOhiung", evau\o(;
„Flul3bett% adXojv „Bergtal, Schlucht, Graben, Kanai, Meerenge"
(Frohde BB. Ill, 1 ff.j, ab. ulij-b, lit. aulys und avilys ^Bienenstock",
urspr. die Hohlung im Baum, in der sich der Schwarm ansiedelt
(J. Schmidt Yoc. II, 416), ab. nU&a. „Gasse, Straiae in geschlossenen
Ortschaften {*enger Hoblweg)", lit. aulas, apr. aultnis „Stiefelschaft%
Siipr. aulis ^Schienbein" (Kretschmer KZ. XXXI, 448; vgl. auch Solmsen
Berl. phil. Woch. 1906, 723 f. mid s. noch Gharpentier AfslPh. XXIX,
10, Jokl ibd. 30), nnorw. aul, aule, jol „ angelica silvestris", aisl.
{huann-)jdU „der hohle Stengel (der Angelica archangelica)" (Liden
St. z. ai. und vgl. Spr. 83), nach Pedersen KZ. XXXIX, 458 f.' auch
arm. ui, uU „Weg" und (vgl. die lat. Bed. „Bauch") i/U „schwanger".
Die direkte Ankniipfung von alv{e)us an diese in der Bed. schlagend
ubereinstimmenfle Sippe setzt Urastellung von *aul- zu alu- im Lat.
(Thurneysen a. a. 0. ; daB aber atilla noch die alte Lautfolge bewahre,
halte ich fiir nicht zutreffend) oder (dialektisch) im Idg. (so Pedersen
a. a. 0.) voraus, die fiir nervus: veOpov unumgangiich ist, deren
Bedingungen aber noch zu finden sind; vgl. ohne Umstellung vor
r, I caulis, laurus (etym. dunkel), taunts, sowie caurus (:ab. seven-,
dadurch wird die Beschrankung der Umstellung auf urspr. zwei-
silbige Wortstiicke, die wegen alvus: lit. avilys und nervus: av.
snavard vermutet werden kSnnte, wohl ausgeschlossen).
Die von Liden a. a. 0. 82 f. mit alv{e)us verbundenen lit. uU
„Hohle'' (so schon Bopp Gloss., wahrend Bezzenberger GGA. 1878,
208 f. das lit. Wort als Lehnwort aus mndd., mhd. hoi ^Hoble" be-
trachtet, aus dem aber nach Liden nur lett. ala ,,H6hle" stammt),
ai. ara-h „H6hlung", arana-m „Tiefe, Abgrund" (?), aisl. all {*elo-)
„tiefer enger Kannl im Meere oder in einem Flusse", nnorw. aal
„tiefe Rinne oder Furche im Boden eines Flusses oder einer Bucht",
in Ortsnamen „Tal", sind mit den erstgenannten unter einer Wz.
*e{u)l-, o{u)l-, *9{ii)l- Oder besser *eua^l- usw. verkniipfbar (Erweite-
rung von *m- in exuo ??).
In der Bed. ebenfalls sehr ansprechend, aber lauthch nicht
fiberzeugend erklart neuerdings Liden Blandade sprakhist. bi-
drag I, 2 ff'. (und Holthausen Anglia Beibl. XV, 71) alv{e)us aus
*aldhouos, zu gemeinnord. alda „Trog, ausgehShlter Baum [auch
„Eiche", s. u.], Vertiefung im Boden, Wogental, Woge", ags.
aldof; aldaht ^alviolum", nhd. bair. alden „Furche, Vertiefung
im Ackerfelde", ah.Jqd^i^ ahdiji ,Schiff", lit. Sldija ^Flufikahn"
(nach Mikkola, s. lA. XXl, 86, slav. Lehnwort), deren weitere
Beziehung zu alo d\-&aivu) usw. trotz aisl. dldin, schwed. dllon
„Eichel" (norvv^. ^Frucht" iiberhaupt) und der Bed. ^Eiche" von
ama — amb-. 31
alda [die allerdings zu dXdaivuj gehoren mogen] niclit aiinehm-
bar ist.
ama „Feiiereimer'' (besser hu^nci^ s. Solmsen Beitr. z. gi\ Wll
I, 181), Deminutiv amttla: aus gr, ajLirj (recte a\xx\) 5,Wassereimer'*
(Saalfeld)- Aus dem Lat. stammt mhd. cime, ome^ nhd. Ohm.
aiiiariis „ bitter'': ndl. amper ^scharf, bitter, unreif', aisL op^*
yjScharf'^, aschw. amper ^sauery scharfj bitter'', ags. on^jre^ ahd,
ampfaro ^Ampfer'^ i^anvpra- aus "^amhra- mit eingeschobenem 6;
anders liber die germ. Worte Johansson IF. Ill, 240), ai, amld-hj
amhld'h „sauer, Sauerklee'', dmrd-h „Mangobaum'' [mit bitter
schmeckendem Samen] (Curtius 338 f., Osthoff Morph. Unt. V, 75,
124, Brugmann Grdr. 11*-, I, 350), alb. emhre ^stiid", ternhVe ^Galle"
(G. Meyer Alb. Wb. 10),
Wohl Tiefstufenform zu gr. wixoc, „roh% ai. amd-h „roh, un-
gekocht, unreif*"^ mir. om ^roh"", cymr. of (zum LautL s. Peder-
sen KZ. XXXVI, 85), arm. Jmm ^roh'' (Curtius, das arm. nach
Hiibschmann Arm* St. I, 39). Mit Unrecht sieht Prellwitz BB.
XXIII, 72 in der zweiten Silbe von amarns Wz. "^ds- brennen
(lat. area). Abzulehnen ist Zimmermanns KZ. XXXVIII, 503
Yerbindung Yon amdrus mit a mo unter einem doppelsinnigen
Lallwort *ama ^lieb"" und ^garstig"".
amata^ Anrede des Pontifex an die neuaufzunehmende Yestalin
in der Formel ^itate^ amatcty ccqno'^ (Gell. I, 12; a- oder a-?); der
Zusatz des Gellius: ^Amata"^ inter capiendtim a p)onttfice maximo
appellatur, qtwniam, quae prima capta est^ hoc ftiisse nomen tradi-
turn est ist eine konstruierte Namenserklarung, die von RoSbach
Pauly-¥7issowa I, 1750 f. mit Recht abgelehnt wird, die aber doeh
darauf zu deuten scheint, dafi Deutung als ^Geliebte'' der Auffassung
des Gellius, bezw. der Uberlieferung widersprach. Sehr wahrschein-
lich als '^ad{e)mdta (tiber "^ammdta) nach Breal TabL Eug. 91,
V. Planta I, 294 f. zu den umbr. Sakralausdriicken von einem
Stamme ^af- (= lat. ad-): arsie ^^sancte!"", arsier „sancti'' und bes.
mit demselben m-Suftix und a.-Konjugation armamu ^ordinamini'',
arsmatiam ^imperatoriam'', arsmor ^ritus, institutiones^, Afmune
i^Ademdn-) ^Beiwort des Juppiter*'.
Dafi ital. ^ad- nach v. Planta „durch gottliche oder niensch-
liche Ordnung festsetzen"^ bedeute, wird durch aSj assis (sei
^ad-ti' „festgesetzte Einheit'') nicht erwiesen, ebensowenig rein
sinnliches „festmachen'' durch amnientum^ s. d.
amb-j ambi-, ani-^ an- untrennbares Prafix ^herum, um, rings-
urn"^ (audi Prap. ain^ s. Thes.): = u. amb- {amhoUu: lat. amhulato)^
an-ferener „circumferendi^; a-feritm^ a-ferom ^circumferre'^, an-der-
safust ^jCircumdederif^, anseriatu ^observato'' (s. dariiber Jacobsohn
KZ. XL, 112 f.), o. am-vianud ^circuitu, Umweg'', amnud „cir-
cuitu, causa'' (wohl nicht aus ^amb-beno-: t?ewo, sondern einfach Ab-
leitung mit -no, s. v. Planta II, 32, 623; nicht zu amnis; auch
nicht nach Fay Gl. Rev* XIII, 399 zu agmen), mit r-Erweiterung
o. amfr-et ^ambiunt"^; u, ampr-etti ,,ambito" (vgL bes. v. Planta
II, 455; aber die vermuteten lat. Spuren dieser Form, amhriceSy
amfrdctus, sind trugerisch, und o.-u. ampr, ambr vermutlich nur
in Zs. mit ire nach praeter- , inter-eo aufgekommen), mit -tii)-
82 ambactus — ambifarius.
Erweiterung (nach pos-t, per4; Buck Elementarbuch 65) des aus
^amf- z. T< entstandenen %m- osk. ampt ^circum''; gi% oi|U9i
^um'' (d|aqpi-(; „zu beiden Seiten*'); gall. Ambi- (z. B. in 'A|upi-6pauoi);
air- imb-^ imm-, imme^ cymr. am- (durch ^'-Umlaut em-^ 2/?^-)? corn,
bret. am-y em- usw. (urkelt. %ihi, s. R. Schmidt IF. I, 68); ahd. as.
umbi^ ags. ymh^ ymhe „nm'' ^idg, ^rnhhi)^ alb. mM, mhi ^bei, an,
anf (G, Meyer Alb. Wb. 265) ; ai. abliUah ^zu beiden Seiten"" (Gnrtixis
293, VaniCek 18). Ai. ahhi mag in der' Bedeutmig ^um*' (wie auch
teilweise av. aih% aiwij ap. ahhj in der Bed. ^uber, in Betreff von'',
s. Bartholomae Airan. Wb. 87 f.) hierhergehoren, ist aber im librigen
idg. '^obM (vgL bes. Delbriick Grdr. I, 679 ff., 690 nnd s. lat. 6b, in
dem ebenfails zwei idg. Prapositionen zusammengefallen sind).
Lat amb- in der Kegel Yor Vokal, am-^ an- vor Kons., anibi-
stets im Sinne von „beide'\ den aber auch anceps zeigt. VgL
ambuld^rej amputdre, ambigere^ ambarvdle usw.; amicere^ an-
caesus {^^ancaesa dicta sunt ab antiquis vasa . . . quod circum-
caedendo tcdia -fhunf^ Paul. Fest, 15 ThdP.; kaum mit Recht
sieht Stowasser Wr. Stud. XXII, 122 darin wegen gr. dvcxyXi^cpa
vielmehr an- = ctvd), ancentus = accentiis (oder an- = dvd?), an-
cilia arma (s, d.), anculus ^= dficpiTToXo? (s. d.) usw.
S. noch ambo^ wo auch tiber die Zusammensetzung von idg*
^am-bhi.
ambactus ^Horiger, Dienstmann'', kelt. Wort: ^^ambacttis aptid
Enniufn lingua gallica servus appellatiir'^ und ^servus ambactus, id
est circumactus dicitur'' Paul Fest. 4 ThdP., cymr. amaeth „servus
arans''; ptc. zu mir. immagim „ich treibe umher'' (vgL lat. ambages),
s. lat. ago (vgL bes. Thurneysen Keltorom. 29 ff., Uhlenbeck PBrB.
XXX, 260; anders, aber unrichtig Fick P, 87, 487),
Ebenfails aus dem Kelt, scheint got. andbahts (volksetymolo-
gisch fur "^ambaMs) ^Dieuer'', ahd. usw. ambaht ^Amt, Dienst;
Diener", nhd. Amt zu stammen (Zeuss ZfceltPh. Ill, 353, 374;
aber s. auch Brugmann IF. XIX, 390),
ambages „Umgang, Umlauf; Irrgang; Winkelziige": mit Dehn-
stufe zu ago; kons. Stamm wie ai. dj-e.
ambaxium in; ambaxloque circumeuntes ^catervatim'' Paul.
Fest. 19 ThdP,: wenn richtige Lesung, so eher als ^Umzug'' zu
aw&-r^^g^r^ (Muller zur Stelle; Stolz HG. I, 421, zweifelnd ob nicht zu
axis) als zu axdre^ ajo usw. (ware „unter abwechselndem Hersagen
von axanienta^'),
ambegnus oder aiiibiegims : nach PauL Fest. 4 ThdP. „am-
begni bos et verbix appellabantur^ cum ad eortcm utraque latera agni
in sacriflcium ducerentur"^ (s. auch Varro 1. L VII, 31: ambiegna bos
apud augureSy quam circum aliae Jiostiae constituuntur). Doch ist
der Gedanke an bloi^e Volksetymologie nicht ausgeschlossen {bos um-
geben von agni?), so daS vielleicht zu lat. agere (vgL zur Bildung
digmis^ zur Bed. auch teilweise agbnia^ agonalia) als „die im feier-
lichen, religiosen Umzuge herumgefiihrten Opfertiere" (v. Planta I,
382 nach Buschke, s. auch Brugmann Ber. d, sachs. Ges. d. W.
1890, 238 ff.).
ambifarius ,,doppelsinnig, zweideutig'' : s. bifariam.
ambig^uus — ambulo. , 33
^&
anibignus ,,zweifelhaft'' : nach Paul. Fest. 12 ThdP. ^ambigtitmi
esty quod in amhas agi ^^arif^s animo potest. Htiiusmodi apud Grae-
cos d|ucpipo\a dicuntiir'^j vgL genauer das wenig beliebte Verbimi
•ambigere „certare, controversiam habere'% auch „dubitare^ — aus
praep. amb und agere — , von dem aus ambiguus (^strittig^ — ^zweifel-
baft*") erst gebildet ist. Der Stamni von aio (vgL ambifarius)
ist in ambiguus auch bei der ersten Auffassung nicht zu suchen,
amMo flgehe herum*': vgL o. amfi^'et ^ambiunt'% u. am-
pretu usw. ^ambito*', amb- und eo.
^ auiibo^ -ae, -o ^beide'': = gr. aiacpaj; vgL am^b-^ ambi- (ursprgL
^,zu beiden Seiten''), Lit. abuy ab. oba ds- beruhen entweder auf
Umgestaltung von ^ambho zu einer Zeit, als die Prap, ^ambJd „uni^
xugunsten von "^obhi (ab, ob%^ s. lat. ob) aufgegeben wurde, oder
gehoren nach Solmsen Rh. Mus* LXI, 502al ursprgL zu ab. obo „um,
bei, an" mit einem Verhaltnis wie zwischen got. bai ^beide*" zu bi
„um, bei, an^* Ai. nbhdu ^beide'', av. uwa-, got bai^ bajops^ ahd.
heide^ bede^ aisL b&der, gen. beggja^ ags. be^en enthalten dasselbe
Element wie der zweite Teil von am-bo usw. (ai. u- wohl zu lat. w-
ginti), so dafi am- in am-bo usw. einen Zusammensetzungsbestand-
teil darstellt; vgl. bes. Johansson BB. XIII, 123, Schulze Eigen-
namen 542 a 3, Solmsen a. a. 0. und die Lit. bei Brugmann Distrib.
22al; dieses am- mit Schulze auch in lat. amictus (vielmehr auf
um[byjacio beruhend) zu suchen, scheint mir aber nicht angangig.
Das Material bei Curtius 293, Vanifiek 18.
ainbrices ^regulae^ quae transversae assernbits et tegulis inter-
ponuntur^ Paul. Fest. 12 ThdP.: Zerlegung in "^arnhf^-jec-s von ambr-
(VgL o. amfr-^ u. ambr- unter amb-) und jacio (Zeyfe KZ. XVII,
434, V. Planta II, 455) unter Berufung auf obices verliert alle formale
Berechtigung dadurch, dafi die zweite Stiitze fiir ambr-^ amfr- im
Lat., amfractuSj vielmehr in am-fractus zu zerlegen ist, und ist nach
Thurneysen GGA. 1907, 801 auch wegen des Sinnes zu beanstanden;
mit imbrex besteht keine Verwandtschaft.
amMbaja „die Flotenspielerin" : aus syr. abbub „die Pfeife^^
€cbbubdj „Name eines Floterispielers" (Georges, Thurneysen Thes., vgl.
znm Lautlichen bes. Schulze KZ. XXXIII, 376).
ambubaja^ -beja, in Gloss, je einmal ambubia, ambuuia „die
wdlde Gichorie'^ : trotz der Lautgleichheit mit dem vorhergehenden
Worte fehlt eine befriedigende Bedeutungsvermittlung (trotz Keller
Lat. Volksetym. 125).
ambiilo^ -are „einherwandeln, hin- und her-, auf- und abgehen",
u. amboltu „ambulato'^: vielleicht zu^ gr. d\do|Liai, dXaivoi „schweife
umher'' ctXrixriq ^Bettler'^, lett. alut^ alutes „umherirren, sich ver-
irren" (Fick BB. II, 264; s. weiteres unter alucinor).
Da aber letztere Worte meist den Begriff des Irrens, Herum-
irrens zeigen, so ist ambulo-amboUu (aber nicht die genannten ubrigen
Worte, wie Fick a. a. 0., Fick 11^ 43, Johansson IF. Ill, 201 f.
wollen ; vgL auch Osthoff Suppl.-Wesen 56 f.) eher zur Sippe von
iX^eiv, iMiX), iXavviX), air. ad-ellaim „gehe hinzu, besuche'S diellaim
„devio, declino''; corn, yllyf ^eam'', cymr. elwyfi „iero" zu stellen
(nach Vendryes Bull, de la soc. de lingu. No. 47, S. XXIII, enthielte
Walde, Etym. Worterbucli d. lat. Sprache. 2. Aufl. 3
34 amellus — amita.
anch exul, exilium, und — ? — 2^roelmm dieses '^el-; ai, atati „scliweift
umhei*" (s. Uhlenbeck Ai. Wb.) bleibt fern.
amhulo nicht nach Bugge BB. XIV, 62 zu gr. a-^^ekoq nsw, ;
anch kaum nach Breal MsL XII, 5 blofie Ableitimg von amh- mit
(deminutiYem?) Zo-Suffix, „faire un tour''.
amellus ^eine Pflanze, cuius est frutex luteus^ puiytiretis flos''''^
nach Columella 9, 13, 8, angeblich ^ Aster Amellus L^: gall Wort
(Fick ^^ 16). S. unter apis.
ames*, -itis ^Stellgabel zum Aufspannen der Netze beim Vogel-
fang; pi. die Tragstangen zu der yon zwei Maultieren getragenen
basterna; das Querholz, der Riegel an einem Wildzaun": Gdbd.
scheint etwas wie „Querholz oder Gabelast% allenfalls einfach ^Latte''
zu sein. Die Kiirze der ersten Silbe verwehrt sowohl Vanif^eks 15
Verbindung mit apere als "^apmesy als audi Auffassung als ^abs-mi-t
(vgl. trdmes „Querweg" aus "^trans-mi-t) „ein (vom Hauptaste) ab-
gehender, abzweigender Nebenasf" (1. Aufl.). Aber auch Gharpentiers
BB. XXX; 164 f, Ankniipfung an "^'am- „fassen, greifen'' (s. ampla,
manus) und air. am ^Hand"" (sei ^am-men; doch s. auch apiscor) als
^Zweiggabelung^' — „ Finger der Hand'' tiberzeugt nicht. — Die
Endung stimmt zum bedeutungsverwandten termes 5,Zweig\
amfractus^ -a, -urn „umgebogen", amfractus, anfractus ^Ura-
biegung, Kriimmung": nach Varro L 1. VII, 15, Thurneysen GGA. 1907^
801 als am{b)-fractus „nach beiden Seiten geknickf^ aufzufassen
(ebenso vielleicht auch — vom lat. Standpunkte am nachstliegenden —
stiffrdgines „der Hinterbug der Tiere" als „Knick", Thurneysen
a. a. 0.; doch s. auch unter brae a).
Dadurch entfallt die wegen der ahnhchen Bed. von ambdges^
von Zeyfi KZ. XVI, 381, Curtius^ 293, v. Planta II, 455, Ernout
EL dial. lat. 106 t vertretene Zerlegung in amfr-dcttis, die die
nur in Zs. mit eo belegte und wohl nur in dieser durch den
Gegensatz intereo^praetereo hervorgerufene o.-u,Form amfr- {ambr-}
unter Bewahrung des f wegen volksetymologischer Zerghederung
in am-fractus voraussetzen muSte.
Ebenso de Saussures Mem. 17a2 (zustimmend Niedermann
BB. XXV 295) Herleitung aus ^amU-srahtus (Sinn der Prap.?)
unter Verbindung mit |)aKToi* q)dpaYT€C, Trerpai, x<^P^&poci Hes.,
^dTTxar cpdpaYYec;, xapdhpai, Y^9^poti, wozu Bartholomae Airan.
Wb. 1637 av. sraxtay-, ^raxtay- „Ecke, Seite'', ai. srahti-h
„Zacke, Ecke" (anders Uhlenbeck Ai. Vi^b. s. v.) fiigt.
amicio^ -ire ^umwerfen (ein Kleid)*": amh- \mA jado.
amicus „Freund'': zu amo. 4- erklart Brugmann IF, I, 496 aus
einer Lallkoseform "^aml, vgl. (^liia (allerdings mit %).
amiddola^ amygdala ^Mandel": aus gr. &|uuT&dXri ds, (z. B.
Saalfeld); die gewohnlicheren Formen amandola^ -ula nach Keller
Volksetym. 59 durch Anlehnung an amandus und mandere.
amita „des Vaters Schwester*': Weiterbildung von einem Lall-
wort "^ama, "^ammay bezw. (s. amicus) ^ami (wi^lit. anyta ^Schwieger-
mutter'': lat. anus), vgL aisl. amma ^Grofimutter", ahd. amnia ^Mutter^,
Amme", nhd. Amme (Vanicek 19), gr. ot|ui|ud<;, ct|uiuiia „Mutter'' Hes.,
o. Ammai ^^Ammae, d. i. Matrt (Gottername)'' (Fick 1\ 354), mir.
umniait „altes Weib, Hexe*^ (Fick IP, 16). S, auch amare ^lieben".
amma — amnis, 35
Ein ahnliches Lallwort in lit, amha „Amme", ai, amha „Mutler'' (z. B.
Uhlenbeck Ai. Wb.).
amma ^Ohreule": wohl nach Keller Volksetym. 180 scherzhafte
Bezeichnung: „Gro6m utter'', s. das vorige.
ammentum ^Wurfriemen, Riemenschleife, audi andere Riemen
zumBinden'', Vgi. zur Schreibung Lindsay-Nohl 130 nach JMettleship
Contributions s. v., wonach ammentom altere und bessere Schreibung
als amentum.
Die von Lowe Prodr. 367 f. nachgewiesene glossemat. Form
admmiUim entscheidet nicht fiir etymologisch berechtigtes adm-^
da vielleicht Analogie nach den Prapositionalzusammensetzungen
mit amm- = ad-m- (so auch G5tz G. GL L, IV, 61).
Wohl nach Vanicek 15 als ^wpmentom zu altlat. apere ^binden^
s. d,; nicht nach Planta I, 294 f. zu der unter amata „Vestahn^ be-
sprochenen Wz. *a(?-.
amentum {*-a) ^Ztinglein an der Wage'' (erst bei Isid.; iniThes.
nicht vom vorhergehenden geschieden): zu ggina ,,Ziinglein an der
Wage^, exagium ^Wiegen, Gewicht", examen ^Zunglein an der Wage**,
s* agin a und ago.
amnego, -are = ahnegare, nicht amb- und negdre,
amnis ^Flufi'' : aus "^ahniSy vgL zunachst air. ahann „Flufi", cymr,
afon^ corn, bret, anon „FluB", gall. brit. Ahona^ mir. atiby gen. aba ds.
(die mit ai. abhrdm „trubes Wetter, Gewolk", gr. dcpp6(; unverwandt
sind, da letztere vielmehr zu lat. imber ; aus dem Keltischen stammen
die germ. Flufinamen auf -apa^ ahd. -affa, s. auch unter aqua).
Neben diesen ein *a&- „Wasser, Flufi'' enthaltenden Worten stehn
andere mit jedenfalls irgendwie verwandtem *^^>: ai. dp- ^Wasser""
(z. B. n. a. pL dpahy apdh, g. pi. apdm), av. n. sg. afs, a. sg. apdm^
instr. apa(-ca), dii/dpavant- ^wasserig'' (das vermutlich — s. unter
sucus — anzureihende gr. duoq ^Saft'' aus "^otTto*;? auch FluSnamen wie
^vixy^Koq, 'AauiTr6<; beweisen nichis fiir o-Vokalismus), apr. ape ^Flufi'',
aptis ^Quelle, Brunnen'', lit. iipe, lett* upe „Wasser'' (zum tt vgl.
z. B. Meillet Et. 171), gr. ^Auia „Bezeichnung des Peloponnes'',
Meaa&ma ds., die lokr. Mecrcrdmoi, die illyr. Meaadmoi und AptiU
Unteritaliens (vgl. Curtius^ 469), der illyr. FluSname ''Ah;o<;, Apsiis
(Johansson IF. IV, 137 m. Lit.). Johansson a. a. 0. versucht auf
Grand der Flufinaraen ^Ambajv (Arkadien) und ^kKxhav^q (Thes-
salien) die Vermittlung ansprechend unter einer Gdf. ^aM- aus '^apd-\
vom Paradigma ^abdo(n)j ^abdnes (woraus '^abnes) wurde die oblique
Form zu lat. amn-^ wahrend das Kelt, ^abdo(n) : ^abnes zu *a6o (ir.
a"&), "^abnes [abann) ausgeglichen babe. Derselbe Stamm "^abd-
Cap9d', vielleicht im zweiten Gliede Wz. *^o- enthaltend: „Wasser
gebend'') auch in ai. dbda-h „Wolke"^, sowie in den mit dp- in einem
Paradigma vereinigten i. d. pi. adbhiky adbhyah,
Fraghch ist, wie, bezw, ob die nasalierten Formen gall, inter
ambes winter rivos^, ambe ^rivo", abrit. Amboglanna „Ufer des
Stromes*^, ai. ambu ^Wasser*' (vgl. Fick 11^, 16) zu den *a&-Formen
in Beziehung zu setzen sind; die Nasaherung konnte durch
Kreuzung mit der Sippe von imber bewirkt sein; b zeigt auch
gr. 6|ipp0(; ^Regen*", arm. amp „Wolke^ (woneben aber auch amb;
3*
36 amo — amoenus.
problematisch Scheftelowitz BB. XXIX, 41), die doch gewiS zu
imber in urspriinglicher Beziehung stehn. Keinesfalls reicht m, E.
keit. ai» amh- zum Erweise eines idg. %m&- aus.
Osk. amnud „circuitu*' nicht iiach Bartholomae IF, VI 309
hierhej*, sondern zm amh-y s. d.
amOj -are ^lieben'': Ableiluiig von dem auch in amita^ ami-
cus vorliegenden Lallwort *ama ^Liebkosungsausdruck der Kinder
an die Mutter" (Zimmermann KZ. XXXIV, 584, BB. XXIII, 84). Nicht
liberzeugend zieht Wadstein IF. V, 8 isL usw. gaman „anior, voluptus''
(zu scheiden von got gaman „Genossenschaft, Genosse", s. Uhlenbeck
PBrB. XXX, 280) hierher.
Gegen Breals Msl. IX, 165 und Schraders Reall. 255 Verbindung
von amdre mit ai, amd „daheim'', amdt „von dalieim'', arndtya-h
^Hausgenosse*' s. Uhlenbeck Ai. Wb., Brugmann Dem, 111 (zu
dma- „dieser^') und Wackernagel MeL Saussure 149 (von idg\
"^emo gen. „meiner'S vgl ai,w-ama; ursprgl ^domi meae, domo
raea''),
Unrichtig auch Persson Wurzelerw. 233 (zu mimus ,Xiebes-
gabe, Geschenk'') und^ Pedersen KZ. XXXVIII, 388 ff., XL, 178
(eigentlich "^hamdre^ mit fames zu ab. choteti ^w^ollen''). — Auch
Kluges (ZfdtWortf. VII, 170) Anknlipfung an nhd. emsig^ ahd.
emizlg „emsig, treubestandig" unter Vergleich von diligens : di-
Ugo liberzeugt niich nicht. — Ganz problematisch vergleicht Fick
BB, XXIX, 236 phryg. abajuvo<; „Freund'^ mit ad^amdre. — Un-
annehmbar Fay Transact. Am. PhiL Ass. XXXVII, 19 ff.
amoenus ^anrautig, lieblich, gefallig^: unsicherer Herkunft. Der
Verbindung mit amo (VaniCek 44, wde z- T. die Alten) ist die Suffix-
bildung im Wege: Gecis (Appunti glottologici [I A. I, 158]) Ansatz
'^amenus von einem "^amere ^lieben'^ entspricht nicht und eine Gdf.
"^amoumos oder "^amauinos (vgL lautlich ohoedio aus "^ohauizdid) ware
fiirs Lat. ohne Parallele. — Auch Stowassers, Dunkle AVorter I,
S, IVf. Herleitung aus ^ad-moenis „an den Stadtmauern befindhch"
(woraus „angenehm, hiibsch") lehnt Meringer IF. XVIII, 270 a 3 mit
Recht ab, da das als Bedeutungsparallele angefuhrte nhd. hubscli^
mhd. hub(e)sch, eigentHch ^hofisch'', nicht auf ,,Haushof'' beruht. —
Verbindung mit dem auf *d|U€i-vo-(; beruhenden gr. diJidvuDv „besser''
(Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1897, 196 a 2, Hirt Handb. 295) ver-
mag ich lauthch nicht zu rechtfertigen. — Am ehesten scheint mir
eine Gdf. ^ad moinos ervt^agenswert, zu munus „Liebesgabe*' (: ntUis)^
das ursprgl wie ai. mdyah etwa ^Labung, Ergotzung, Freude'' be-
deutet haben mag. Das setzt allerdings zweierlei voraus: 1. dais
'^'ad mdinos ^zur Erquickung'^ noch nicht zur Zeit des Wandels
von oi in nichterster Wortsilbe zu i (e) zum anfangsbetonten Ad-
jektiv geworden war (wenn die Adjektivierung nicht uberhaupt erst
in die Zeit der spatern Betonimg fallt); % da& ein so ins Altlat.
hereingekommenes moi- in nicht erster Silbe — aufier vor ij wie \\\
com-, immunis — als -moe' erhalten blieb (gegeniiber munus mit
mot- in erster Silbe). amoemts dann zunachst "^ammoinos mit Verein-
fachung von mm vor dem Ton unter Unterstiitzung durch den An-
schlufi an amo.
ampendices — amptruo. 37
tmipeiiAiCBS ^^ quod eirciimpendehant^^ Paul* Fest. 16 ThdP,: amh-
und pendeo.
aiupla ^Handhabe, Griff, ansa": aus '^am-ld (^-Einschub), zu
einerWz. %m- Jassen, greifen" (SchSU Af IL. I, 534, Stolz HG. I, 328),
wie sicher auch ansa^ das trotz lit qsct ein idg. ^am-sa ist und
wahrseheinlich cimplus als ^umfassend*^, sowie die Sippe you
manus. Niclit aber nach Neisser BB* XXX, 299 ff. hierher auch
ai» dmtti „er schwort'', gr. ojuvuvm, 6|u6aai (konnte freilich *d,uv6vai,
^6,\x6am sein) „schw5ren" (^unter Anfassung des Gegenstandes, bei
dem man schwOrt''), ai, audi „dringt an, bedrangt" (ware ^packt
an**), armva ^Drangsal, Leiden'' (wozu nach Uhlenbeck s. v. aisL
ama ^plagen'', amask ^Anstofi nehmen''), dma-h ^Andrang*^, av,
ama- „ Angriffskraft'' ; denn diese enlhalten ein Verschiedenes idg*
^^omo', weleher Vokalismus durch gr. ojuo-KXaeiv ^gewaltig rufen"^
ojuiouo? „KaK6(;'^ (Jacobssohn PhiL LXVII, 512) bestatigt wird.
Von den sonsl (vgh Osthoff Forsch. I, 28 f. J. Schmidt KZ. XXIII,
277, Curtius 323, Persson Wzerw. 62, weitere Lit. bei Solmsen Beitr,
z. gr. Wtf. I, 180 ff.) auf "^am- ^fassen'' bezogenen Worten scheiden
wegen des durch Solmsen nachgewiesenen Spir. asper zunachst aus
gr. d.\xr\y h\xr[ ^Wassereimer" (daraus lat. hama), ajxic; ^Nachttopf',
dimviov ^Opferschale'^ (nicht zu sanguis); cymr. afin ftf/rf-af ^Bienen-
stock** (Stokes Rev. celt XXVIII, 85) ist der Entlehnung verdachtig ;
eher kann ai. dmatram „Gefa6, Krug'', amatrakam „Krug, Trink-
schale'', arm. aman ^Gefafe" (Hubschmann Arm. St. I, 18) angereiht
werden (^fassen^^ — ^Gefafi''; anders Wiedemann BB. XXIX, 317:
mit ah. jama ^Grube'' auf den Begriff hohl zu beziehen; doch s.
liber Jama unter mare); lat. matula bleibt aber wohl fern, wie
gewife auch gr. h\xav ^ernten, (ursprgl.) mahen, schneiden** {: ahd.
maen „mahen'', lat. w^ifo), und andererseits auch dinaadai ^sammeln,
haufen'% hvikoc, ^Haufen Getreide, Getreideschober''; a|uaX\a ^Garbe*'
(: ^jaa, Solmsen a- a. 0.), und (i\xx\ „Hacke, SchaufeP^ (s. unter mare).
ainplus ^umfangreich, weit, geraumig, ansehnlich", annpliare
(vom Komparativadverb amplius abgeleitet, Wolifflin AflL. VIII, 412)
^verschieben, vertagen; vergrofiern'' (letztere Bedeutung von dem
von ampkis abgeleiteten amplare libernommen): wahrseheinlich
als "^am-lO'S ^fassend, umfassend'^ zum vorhergehenden.
Unbefriedigend istErklarung als "^am-plo- zu plenus usw., etw^a
^nach beiden Seiten voll, ringsum volP (Vanicek 161, Gurtius
277, neuerdings z. B. Maurenbrecher AflL, VIII, 292). — Auch
kaum aus amh4o (von amh-; Stolz HG. I, 506).
ampotis^fs. Loewe Acta soc. phiL Lips. V, 306 — Glossae nom.
194, Ernout EL dial. lat. 1051) ^impotis'^: wenn anzuerkennen,
so o.-u. Form fiir lat. impotis, da eine Ablautsform n der Negativ-
partikel nicht erweislich ist (s. zum Lauthchen "^Brugmann IF.
XV, 70ff.).
amptruo^ antriio^ antroo^ audrno^ -are ^bei den saliarischen
Rehgionsfeiern tanzend hiipfen": doch wohl zu truant moventur
und truam quoque vacant^ quo permovent coquentes exta (Paul.
Fest. 7 ThdP.), s. trua.
Nicht wahrscheinlicher nach Rheden Progr. d. Vicentlnums
Brixen 1896 und Lagercrantz KZ. XXXVII; 177 (wo ausfiihrhch liber
38 ampora — an-,
die tlberlieferung) zu ai. drdvati „lauft^, dnitdh „eilend" (idg. ^dreii-),
wozu hi. drdmati ^lauft", gr. bpojuoc; ^LauP/ebpaiiiov, bebpofAa (idg»
^drem-) und ai, drdti ^lauft, eilt", gr. bibpacicuj „laiife'', aoi\ ebpav
im Verhliltnisse der Wurzelvariation stehn (Fick IP, 13l2f,, P, 71,
Persson Wurzelerw. 68^ 69 a 2, vgl. audi Osthoff Par, I, 162 a).
Abzulehnen Vanifiek 105 (zu ^v. TpOuu „reibe auf , lat. tere)
und V. Planta I, 337 {^amh'h(i)truo, zu haeto ; zweifelnd).
ampora „Flasche^ (daneben als Bucliwort amphora] Deminutiv
ampiUla ^Flasche**): aus gi\ djuqpopeiig (d|Liqpi-cpop€uO „zweihenkliges
Gefafi" (z. B, Saalfeld 54).
ampiitOj -are ^schneide weg*' : amhCi^-imto.
amulelum^ amolehim (die Messung a- ist einwandfrei) „ Amulet,
Talisman'': vielleicht nach Schrader Realiex. 729 von amoUri als
^ Abwendung des Unheils''. Da die Endung 'etiim (etwa wie in olehim
„stercus humanum'S acetum^ temeticm: "^^temere) neben dem vYerbum
dmollri auffallig ist, konnte auf eine imperativische Verbindung
dmdll(re) lettim zurackgegriffen werden^ mit Silbendissimilation. Das
der zweiten Silbe, das nach der Form amuletum zu urleilen kurz
gewesen zu sein scheint, ist vielleicht durch Einempfinden des Suffixes
'tiUiS zu erklaren.
Umvahrscheinlich Ceci Rendic. d. R. Ace. dei Lincei III (1894),
615: volksetymologisch nach amoUri umgestaltetes ^amoretiim^
zu air. amre „ bonus, mirabilis; subst. praestantia, portentum'V
adamre ,,mirus; subst. prodigium^.
Gegen die fruhere Erklclrung aus arab. hamalet (nicht ^An-
hangsel% sondern ^Obliegenheit") s. Gildemeister ZdmG. XXXVIII,
140f.
aiiiurca^ am^irga „die beim Auspressen der Oliven vorfliefiende
wasseiige Unreinigkeit, der Olschaum*' : aus gr. d|Li6pYr| (alter ^djLiopKa,
s. lat. marceo, mareidiis) ^mulsche Masse der ausgeprefeten Oliven''
(z. B. Saalfeld).
amussis (da von ad-, ex-amussim^ amussim) „ Lineal der Zimmer-
leute, WinkelmaS, Lot, Bleiwage", emussUatos „ ad amussim exactos''
(s. Belege im G. Gl. L. VI, 387): kaum aus gr. diixuHi? „Z6rkratzen,
Zerreifien, Scbropfen" (Weise 336 usw., Meyer-Liibke lA. I, 122;
nhd. ,,Reif3brett: reifeen'' bietet keine ausreichende Parallele f iir die
Bedeutungsentwicldung). Ob nach Stowasser Progr. d. Franz-Josephs-
Gymn. Wien 1891, 26 aus hehv. amatha ^Richtscheit"? Unannehm-
bar Saalfeld und Keller Volksetym. 100: aus gr. apixolxq, apfioaic;
„Fuge, Zusammeiifugung", und Thurneysen Thes. („fortasse^'): ad und
modus y moderari {^modsi- hatte zu '^mossi-, nicht mtissi-, gefiihrt,
vgl. fossa^ cossuSy grossus).
^ t an- untrennbare Verbalpartikel ^^auf u. dgl. in an-helare, viel-
leicht in (an-axare ?) anqulrere (wenn nicht '^amh(i)'qu'')^ an-testari
(wenn nicht ante-t"^)^ asignae, astasent oder astasinty antennae [wenn
nicht ante'P)y Angerona; = o.-u* an-? (meist allerdings eher = lat.
m, ind-; s. Brugmann IF. XV, 70 ff. und Thurneysen Af IL. XIII, 22,
der aber die Existenz auch eines lat. an- ^= &vd bezweifelt; doch ist
anelare durch Thurneysen nicht liberzeugend beseitigt); = gr. Sva,
dvd oder eher nach Gtmther IF. XX, 62 f. — aufieratt. av; av. ana
„uber — bin**; %oi. ana „auf; an, wider'^' (wohl — gr. Sviu), ahd.
an — ancile* 39
anuy aisL a, ags. on „auf, an*', nhd. an; ab. a-^ v%- „auf, an'' (aus
%n-? vgL liber die strittige Form Meillet Et. 154, 161, 162, Vondrak
BB. XXIX, 210f.); air. amme, cymr. amynedd C^an-nienia) ^Geduld*'
(: dvajLievuu, h\i\xiv\x)\ weiteres aus dem Kelt bei Fick IP, 13). VgL
Fick IP, 15, V. Planta II, 455 f. mit Lit.
Dazu gr. dviu „aufwarts, empor'', lit. an6t(e) „entsprechend,
gemafe'', ab. na „auf', lit, nu „von'S apr. na „nach, gemafi'' (dafe
in ai, av. ap. a „an, auf, herbei, bis*' nach Hirt Abl. 92 eine
Schwundstufe 7} vorliege, ist nicht wahrscheinlich) ; al ante „nach,
liinter, spater, geraa£^, av. anu^ ap. anuv „nach, gemaS, auf
etwas bin, entlang'', av. na-zdyah-^ ai. nedlyas- ^naher" (z. B.
Uhlenbeck Ai. Wb., Brugmann K. G. 469).
an Fragepartikel ini zweiten Gliede einer Doppelfrage, und bei
Unterdriickung der ersten Frage mit dem Begriff des Gegensatzes zu
einer vorhergehenden Aufierung ^oderjetwa?, oder vielmehr?'': nach
Ebel KZ. VI, 208, Skutsch Forsch. zm- lat. Gramm. und Metrik 60,
Festschrift f. G. F. W. MiiUer (1900) 105 f., Jb. f. kl Phil. XXVII,
Suppl.-Bd., 105 ft, Rom. Jahresber. VIII, I, 57 aus at + Fragepartikel
ne^ wie auch ann^ als langere Form voriiegt: daher kaum zu got. a^i
Fragepartikel, gr. dv (VaniCek 13, Behaghel Gebrauch d. Zeitformen
i. konj. Nebens. 195, Brugmann GrGr.^ 538, K. G. 615; s. noch
Thurneysen AflL. XIII, 21).
♦ anas J -atis (g. pi. auch anatium) ^Ente" (auch Formen mit
Mittelvokal -e-, s. Ernout Ei. dial. lat. 108 f., der -a- fiir dialektisch
halt; doch halte ich assimilatorischen EinfluS des ersten a nicht fiir
widerlegt): = ahd. a?2t^^, aisl. ^nc?^ ags. mned^ nhdi. Ente, lit. dntis^
ab. qty^ serb, utva „Ente", ai. ati-h (wenn nicht nach Tamm Et.
Ordb. 86, Gharpentier KZ. XL, 433 zu aisl, mpry nschw. dda ^Eider'',
was mindestens ebenso gut ist) „ein VVasservogeP' ; vgL noch gr.
yr\aaa, dor. votaaa (Vanicek 14, Gurtius 317). AbL: cmatlna (sc. card)
^Entenfleisch'' = lit. antena ds.
aiiaxant ovo^udCoum G. GLL. II, 17,2: wegen des dreimaligen
unocati vocati, nominati (s. G. Gl. L. VI, 78) und des bei Paul.
Fest. 6 ThdP. unter ati- stehenden und daher wohl in anxare zu
bessernden ax are nominare vielleicht in an x ant zu bessern (vgL
auch Thurneysen AflL. XIII, 22); andererseits axamenta ohne
Nasal; s. unter aio.
aiieaesa^ •drum: von amh {s. d.) und caedere; ebenso an-
clsus.
anceps (und alter ancipes)^ anciintis „doppelk6pfig" : amh(i) und
caput (z. B. VaniCek 49); der n. sg. ancejjs in formaler Anlehnung
an die Zusammensetzungen mit -cej^s aus "^capos (z. B. princeps^ man-
ceps) zu capio.
ancentuss s. amh-.
anelle, 'is „der kleine, langiichrunde, in der Milte violinenartig
nach innen geschweifte heilige SchiW: schon von den Alten (vgL
auch Vanicek312) richtig mit amb(i) und caedere (ancaesa, anclsiis)
verbunden: Gdf. "^'amhi-caid-li- oder -sli- ^auf beiden Seiten ein-
geschnitten^ (s, auch inclle). — Unrichtig Keller Volksetyra. 42
(aus gr. ayrMxa) und Corssen KZ. 11, 27 (von '^ancus ^Diener", bezw.
40 anclabris — ancns,
anculusj also ^Geratschaften zum heiligen Dienst"; ebenso NetusiL
s, lA, VII, 72).
anclabris ^zum Gottesdienst gehorig^^ : von anculo^ -are ^be*
dienen^j s. anculus.
anelo^ -dre^ ^schOpfen'' (s. zur Bed. noch Solmsen Beili\ z. gi\
Wtf, I, 185 a 1): aus gr. dvTXeiv ds.; bei Plautus noch exantldre^
nicht exancldre (Lit* bei Saalfeld 69; iiber avxXoV; dtvTX^uu s* unter
sent in a),
ancora „ Anker": aus gi\ h^Kbpa (z. B, Saalfeld; vgL anctis).
ancrae j,convalles, vallis'' (durch span, ang^rt ^Meerbusen" wird
^Krummnng'^ als Grundbedeutung erwiesen; zur Bedeiitungsentwick-
lung zu ^Tal'' s. Paralleien unter vallis): bis auf das Geschlecht =
alid. angar^ nhd. Anger ^ vgL auch aisL eng(e) „Wiese^, gr, axKoc
^Bucht, TaP, zu Wz. "^anq- ^biegen, krtimmen'', s. ancus (Vanicek 2^
s. auch Uhlenbeck PBrB^ XXVI, 290 f,).
anculus „Dlener, Knecht" = gr, ducpi-TtoXot; ^Diener, Dienerin'^
(Bugge Ait. Stud. 23), vgi. auch ai. ahhi-cara-h (Bugge a. a. 0. ; Osthoff
BB.XA^, 315); dazu als Demin. nach Bugge wohl o, ampii[l] tiliim\
ancilla ist Deminutiv auf Grund des im Sprachbewu^tsein in anc-
ulus zerlegten Stammwortes. Dcr Name An ens ^ o. ''A|uitu? (nach
Tzetzes) ware, wenn hierher gehSrig, nach Osthoff a. a 0. und Fick
GGA. 1894, 232 (s. auch v. Planta I, 332) als Kurzform aufzufassen,
doch s. auch Schulze Eigennamen 122, 165.
tJber das angebliche lat Oder sabin. ancus ^Diener'' s.
Bugge a. a. 0,; es wird trotz Gorssen und Netusil nicht durch
arma ancilia (s. d.) vorausgesetzt. ^^ Ancus ^ anculus, ancilla
daher auch nicht nach Danielsson bei Noreen Ark. f. nord. fiL
III, 17, Wadstein IF. V, 7 zu \s\. gdy norw. gaa^ schw. dial, ga
,,beachten, mit Aufmerksamkeit folgen'' (nach Noreen a. a. O. aus
^ga'd(n)han'^ verfehlt Rheden Programm d. Vicentinums Brixen
1896: lat eigenthch ^hancus ^Laufer^). — Hiervon aiicfajlo^
-are ^^dienen*^, anclabris.
ancunulentae ^jfeminae menstrua tempore aj^j^ellantur: uncle
trahitur inquinamentum^^ Paul. Fest. 8 ThdP. : s, inquinare, cunire;
an- wohl =; amb- (oder die o.-u. Form von in? Loewe Acta soc*
phiL Lips. V, 304 = Glossae nom. 193, Ernout EL dial. lat. 106).
ancus ^^qui aduncu?n brachium habet^' (Paul. Fest. 15 ThdP.^
s. auch C. GL Lat. II, 17, 27)^ u. angtf („yices''? kaum nach Gray
BB. XXVII, 303, wo Lit,, ,,sich beugend'^): lat. tmcus „gekriimmt,
Haken'^, aduncus ^gekrammf, gr. dYKibv ^Bug, Ellenbogcn", ctYKOt;
^Bucht, TaPS ^TKi0Tpov ^Angelhaken''; d.yKdh^ „Ellenbogen*', &jk\)-
Xoq „krumm'', dYKu\r| „Riemen'' (dazu nacli Falk Ark. f. nord. fil.
VI, 115 aisl. oly dl ,,Riemen"), otyKupa „ Anker'' (^ Wider haken"; daraus
lat. ancora) usw. ; ^\. anhd-h „Haken, Biegung zwischen Brust und
Hilfte usw.", dncatl, dcati „biegt^, df)kah n. „ Biegung, Kriimmung'',
cmhurd h ^Sprofi, junger Schofe'^ (wenn urspr. ^Ranke''; dazu nach
Noreen Ltl. 25 aisl. 611^ all „Keim''; tiber gr. a|UTTe\o<; ^Rebe'' —
Johansson KZ. XXX, 434 — s. Boisacq Gr. V^b. s, v., Meillet MsL
XV, 163), aknd'h ^gebogen'', av. qxnah- (Bartholomae Stud. II, 101)
^ZiigeP'; gothalsagga „Nacken", ahd. a^igul 5,Anger, aisL gngoll
,^ Angelhaken", ags. ongel „ Angel", ahd. usw, ango ^StacheP' ; ir. ecath
andabata — ango, 4t
C^ank') ^Fischhaken'', \\L anha „Schlinge*', ab. qhoU ^Haken"; s.
auch lat. ancrae^ ahd. angar, angulus, anus „Ring" (Curtius
130 f., Vani5ek 2),
Der Ablaut a ;o wie in dcer:ocris; mn ihn zu umgehn, ver-
bindet Hirt Abl. 161 ^tko? vielmehr nach Frohde BB. XIV, 97
(zweifelnd Prellwitz Wb.^) mit lit. vqszas ^Haken'' ; doch ist Treii-
nung von uncus unnaturlich.
andabata ^ein Gladiator, der mit einem Helm ohne Offriungen^
also blind kampfte": wegen des zweiten Wortteiles -data (vgl. das
aus dem GalL stammende lat hattuere) wohl kelt Wort; ^cmda-
zu at andhd'h „blind, dunkeP, av. anda- ds, (Fick II*, 15; aber
liber l^t umbra s. d»; ob gr. vodo? ^unehelich, unecht"^, Bezzen-
berger BB. I, 342, zu andhd-h gehore ist hochst zweifelhaft, ebenso
Lehmanns IF. XXI, 192 Anreihung von ahd. cmdorn — ndd. Form?
— ^Marrubium, Ballota u. dgl/),
aiifractus: s. amfractus.
aiigariiis ^Bote*': durch Vermittlung des Gr. aus ap. &YT«PO<;
^Reichspostbote"; aus dem damit urverwandten gr. oiyt^Xo^ „Bote,
Engel'' stammt lat. angelus (z. B. Saalfeld).
Angerona, eine Gottin, deren Fest, die Anger dndlia^ am
21. Dezember gefeiert wurde, und deren Bild im sacelkmi Volupiae
^sie rait verschlossenem Munde oder den Finger an die Lippen
legend darstellte"" (s. Wissowa Ret 193f., der diesem Ausdrucke der
Statue kein Gewicht beilegt): die Erklarung des Paul.Fest 13 ThdP.
yyAngeronae deae sacra a Romanis instituta sunty cum angina
omne genus animalium consumeretur ^ cuius festa Angeronalia
dicebantnr^ (also als ^angesond zu an gory angere^ z. B. Stolz
HG. I, 488) ist verdachtig, bloBe Volksetymologie zu sein, da man
vom Wesen der Gottin auch im Altertum nichts mehr wu6te (vgt
Aust Fauly- Wissowa L2189t). Die Feier des Festes zur Zeit der
Wintersonnenwende bestimmt Mommsen, Roscher (s, v. Planta II,
455 1) und Wissowa a. a. 0. dazu, sie als G5ttin des neu aufsteigen-
den Sonnenlaufes, ^an-gesond {an- „dvd'^, und gero), zu fassen.
angina ^Halsbraune"*: Entlehnung aus gr. dyx^vri „das Wiirgen,
Erdrosseln" (z. B. Thurneysen Thes.) wtirde^ "^ancina ergeben, daft
freilich nach ango zu angina umgestaltet werden konnte : gegen Ur-
verwandtschaft mit dYT^vri, ango (z. B- Weise 62, Saalfeld) spricht
einigermafien die Seltenheit eines primaren Suffixes -ina im Lat.
angiportns^ -um „enges Gafichen": von einem zu ango ge-
horigen Adjektivstamm angn- (vgt bes. got. aggwus^ ahd. angij engi^
aist 0ngr „eng'', ab. qz^'k^, arm. anjuJc, at qhu-h ^eng"; nicht nach
Skutsch De nom. lat. comp. 29^ mit dem subst ^-Stamm ^angus- von
angus'tus) und j^orttis ^Durchgang*" (z. B. Vanicek 155, Stolz HG.
I, 430, Landgraf AfiL. V, 139 1).
. ango^ -ere „beengen, zuschniiren'' (o. angetuzet ist trotz Gray
BB. XXVII, 298t fernzuhalten): = gr. h^xw ^schniire, wurge" ; dyKxrip
„Spange, Kompresse'', (^\6vr\ „Strick, Erdro&seln", gtyx^ ^TXoO
^nahe"* (vgt franz. ;^r^5 ^bei'': pressus); at g^M-h ^eng", qhak
n. ^Enge, Bedrangnis'', av. a2:o n. „Enge, Angst'', got. usw. aggunis
^enge'' (s, angiportus), hhd. angust, nhd. Angst {s, angustus)^ ab. qziti
5,beengen^, qz^k^ „eng'', qzota 5,Enge% vgzati (z. B. Miklo&ich' Et
42 angobatae — anguis.
Wb, 56; Pedersen KZ. XXXVIII, 811, auch KZ, XXXIX, 437; Meillet
MsL XIV, 369 f,: andere Ansichten liber t^^zati verzeichnet Jokl
AfslPh. XXIX, 42 a 1) ^binden'', \\L anhsztas C^ansztas) ^eng'', air,
€uni-ang „Enge, Not'', cymr. cyfyng „enge", eang (^eJcs-angos) „weit^
reichlich'S bret. concoez ^Kehlsucht^ (s. bes. Eriiault Rev. celt. XIX,
319 ff., wo weiteres aus dem Bret.), air. do-e'Cm-aingim „accido" usw.
{Fick IP, 14, 87; s. zu den kelt. Worten noch Loth RG. XVII, 436,
XVIII, 90, und Ernault a, a. 0.) (Gurtius 190f. Vanicek 191), arm.
unjiik ^eng"* (Hubschmann Arm. St. I, 19); ved. dhema^ pf. anaha
,,ziisammenschniiren'S av. nyazayd^i „sie sollen hineinzwangen",
nyazata „sie schniirt sich" (Fick I^ 2; s. bes. Bartholomae IF. VIII,
235 m. Lit., Airan. Wb. 362). Aber gall. Octo-durtcs ^arx in angustia
sita" (Gliick KN. 133), air. ochte „ angustia'' (Gurtius 191) eher von
einer Parallelwurzel "^ogh-.
Kaum haltbar ist die von Gurtius 190u. a. angenommene Ver-
gleichung folgender Worte fur ,,geistige Beengung^: got. agis n,
^ Angst, Schrecken'S ahd. usw. egi ds., egisa „Schreckgestalt,
Schreck'^ (nhd. Efdechsejy got. dg ^furchte", unagands „sich nicht
furchtend'', aisl. 0gjas7c „erschrecken", otte ^Furcht*^, gr. dxo?
„Beangstigung, Schmerz, Leid'', axvu|uiai (Schmidt Voc. I, 31) „bin
geangstigt, betrubf^, air. agathar „ timet*'.
Sicher fernzuhalten sindair. oc, octis ^und"*, cymr. agos „nahe''
trotz Rhys Rev. celt. II, 190 und Stokes IF. II, 168, vgl. Zimmer
KZ. XXX, 189 a (aus ""ad-gestu-); ebenso trotz Ebei KSB. 11, 159
Bb.j§(d)za „Krankheit" (vgl Liden Stud. z. ai. und vgl. Sprach-
gesch. 69 a 5 und s, aeger).
angobatae „eine Art Automaten, nach Keller Volksetym. 125
in Flaschen eingeschlossene tanzende Figurchen" : vielieicht nach
Keller aus einem nicht tiberlieferten gr. '^'diyyo^drai ^Flaschenmann-
chen^ (vgl. dTToS-riKri, ayfoc; „Gefafi, Behaltnis").
angor^ -oris ^das Wiirgen, Beklemmung, Angst** : zu ango; vgl.
fees. ai. qhahn, ^Enge, Bedrangnis**, av. %zd (q^zanh-) „Eiige, Angst*',
ab. qzoS'U „Enge**, lit. anlcsztas „eng**.
auguUla „Aal*', s. unter anguis.
- aiiguis „Schlange** : = ab. qzt (russ. nzj poln. w(}z), lit. ang\s
^Schlange, Natter** (Gurtius 193f., VaniCek 10), arm. anj, 6j ,,Schlange**
(Fick l\ 352, Bugge IF. I, 413; von Pedersen KZ. XXXIX, 408 1
allerdings mit gr. 6cpi<; Tmi'^ogh-iU-s zuriickgefuhrt), mir. esc-ung ^Aal**
(^^Sumpfschlange", eso ^Sumpf" Fick IP, 15). Dazu mit Tiefstufe
imd g'-' (wie auch anguis und die baltsl. Worte vielieicht mit g^%
statt ^^7^) ahd. wic^Schiange, Natter** (Gurtius, Vanicek) und gr.
d.p€i? * lyj^xc, Hes. (Fick P, 352), mit g'^h- vielieicht ai. dhi-h^ av. a£i-
^Schlange** (Gurtius, Vanicek, Oslhoif IF, IV, 270).
Von unserem '^cmg^(h)i'S, "^fg^fhji-s zu trennen sind folgende,
z. T. von Gurtius, Vanicek und Neueren damit verbundene, aber
nach Fick F, 361, Prellwitz Wb,^ 166, Johansson Beitr. z. gr.
Sprachk. 149, Hellquist Ark. f. nord. fil. XIII, 231 ff. vielmehr
auf eine Wurzel ^egh- „stechen** zu beziehende Worle: gr. "exi(;,
Ix^bva „Schlange** (liber arm. t^ „Schlange** s. u.), wozu auch
exivoc, ^Igel**, ahd. igil, ags. igl^ an. tguU ds., lit. e^ys^ ab. jezt^
jazm „Igel**, phryg. llxc, (H = Z) ,,Igel**, arm. ozni (Hubschmann,
angulus. 43
Arm, Gi\ I, 481) ^Igel", wahrscheinlich audi ahd, egala „Bi^tegeP,
iiach Hellquist auch der Vogelname aisl. ig&a, eiAva „der Picker,
Hacker'', Wahrend diese Worte ein "^gghi- „stechendes, beifiendes
Tier*' erschlieSen lassen, hat ^a^g^('h)i' wohl ursprunglich ^Wurm'*
bedeutet, vgL die von Bezzenberger BE, 11^ 154 (anders GGA.
1898, 554) herangezogenen ahd. angar ^Koriimade^, nhd. Enger-
lingy poln. wqgry ^Schweinsfinnen*' , lit anhsztirai ^Finnen,
Eiigerlinge", lett. angsteri ^Maden, Engerlinge", pr, anxdris „Nat-
ter'S russ. ug(o)rh „Hitzblatter, Finne, Aal" (Weiterungen bei
Trantmann BB. XXIX, 307). Hierher auch der Name des Aals:
i\ ug(o)r'b^ poln. w^gorz^ ht. nngurys^ pr. angnrgis (ab. qgulja^
JggtUJa „AaP aus dem Lat. entlehnt?). Auf Verquickung Yon
'^a}dg-(h)i' und eghi- beruht wohl, ohne daS im einzelnen irgend-
ivelche Sicherheit erreicht ware, gr, ^yx^^^? ^AaP i^m^g'-'hi- im
Vokal — doch s. u. — und Gutt. von 'ixK beeinllufst?), andererseits
gr. 6cpi<; ^Schlange'' {^oghi -}- g^h von "^aodg^M-? doch s. o.), viel-
leicht auch ai. dhi-h, av. ail- (wenn ^^og^^hi- oder ^^eg^-'M-, nicht
%^^'/^^-), arm. i^ „Schlange, Viper'' (Hiibschmann Arm. Gr, I,
450; Gdf. ^eg'-^^i-? oder nach Federsen KZ. XXXIX, 404 *e^^^/2^.?
nicht Lehnwort nach Scheftelowitz BB. XXVIII, 291). Es scheint
also neben '^'gghi- wohl bereits idg. ein ^gg'^hi-^ ^og^Jti- getreten
zu sein; auch gr. i^pr]p^- ^yX^^^^?- Medu|uvaToi Hes. (de Saussure
Mem. soc, lingu. VI, 7811) mag im Vokal durch ^x^ beeinfluMes
^avg-' sein (von Hirt IF, XXII, 67 mit lit. angurys, russ. ugrh zu
einer selbstandigen Gleichung verbunden). Dieversuchte Gleich-
setzung von anguilla (ob aus "^anguilua? W. Meyer KZ. XXVIII,
163, Johansson KZ. XXX, 425, Hirt a^a. 0.) und ^fxeXu? (mog-
licherweise Ijx^^^oc; aus ^kjx^Kvoq, J. Schmidt KZ. XXXII, 369) ist
noch unsicher; die Gutturalverschiedenheit erklart Hirt a. a. 0.
— auch IF. I, 484 unter Leugnung eines urspriinglichen Zu-
sammenhangs zwischen anguilla \mA angtiis — so, da 6 entweder
u im Gr. durch Dissimilation %e%en das folgende ti geschwunden
oder im Lat. nach anguis eingefiihrt sei; jedenfalls ist Hirt zu-
xugeben, daS beide Worte (auch anguilla, das kaum nach Stowasser
Wb. von einem ^angulnus ^schlangenartig") nicht einzelsprach-
lich und nicht Deminutive sein kQnnen, und vielleicht, dafi darin
"^elu- (zum Fischnamen ahd. alunty aisL glunn? Gdbed. „Wurm-
fisch^'V) verbaut sein konnte, wozu nhd. Aal als ^elos (von
Schroder ZfdA, XLII, 63 f. nicht tiberzeugend als ^edlos „e6barer
[Wurm]'' gedeutet) im Ablaut stehn konnte.
VgL liber unsere Sippe noch Osthoff IF. IV; 270, 292.
Ob hierher unter Annahme einer ursprgl. zweisilbigen Wz.,
Wechsel von Med. mit Med. asp., und im Germ, auch von
^^-Prafigierung ai. ndgah „Schlange^, aisl. snakvy snohr ^Schlange",
^%s. snaca (snaca?) ds., nd. mnd. snake „Ringelnatter*', nhd.
SehnaJce^ aisL snigell^ ags. snmgl, ahd. snecko „Schnecke''?
(Schroder PBrB. XXIX, 483, z. T. nach Brugmann Grdr. P, 634;
ganz problematisch).
angulus „Ecke, WinkeP: =: u. anglom-e „ad angulum'' (v. Planta
I, 23; 284 usw.), ab, qg^h „Winkel\ (Vanicek 2; s. bes. Meillet bei
Thurneysen AflL. XIII, 40, und in Et 183; doch wohl Entlehnung
44 angustus — Anna Perenna.
aus dem Lat.), arm. ankkm^ anginn ^Winkel" (Hubschmann x4rm.
St I, 19).
Beziehung zur Sippe von anciis ist (trotz Klotz Arch, f. 1. Lex.
XII, 94, der im Anschluls an Varro es vielmehr zu angustus
stellt, da bei Plant, und Terenz „|uux6(;, Wink el im Hanse'' be-
deutend; s. dagegen Brugmann IF. XII, 397 a 2) kaum abzuweisen;
doch ist die Erweichung von h zvl g voritalisch, vgl. nach Meillet
a. a. 0. auch ai. mogullyam ^Fingerring'', awguU-k, cmguiH-h
,, Finger, Zehe", rnDgiisthd-h ^Damnen'^ = av. angusta- ^Finger^
Zehe", ai. awga-ni ^Glied" "(ahd. ancha „Schenkel'* nsw., s. Zupitza
Gutt. 159; Sornmer Gr. Lautst. 58 ff. nimmt fiir die Sippe nicht
uberzeugend idg. g^ an) und lat, tmgultis „Fingerring*^ (idg.
^0}3gulo-y das vielleicht auch in ai. cmgulik), das sich zu unetts
verhalt wie angtihts zu micus. — Ai. dgram ^Spitze, Gipfel, Ecke'*
(Uhlenbeck Ai. Wb,) ist wohl unverwandt.
angustus ^eng, schmal'' : zu ango; trotz ahd. angust ^Angst'^
kaum altes ^angustos, von einem zu got. usw. aggtvus (s. angipot^Uis)
gehorigen nluo-St. + es-Si. ^^angtis-, sondern altes '^angos-to-s zu
angor.
aiihelo^ -are „stark imd muhsam atmen^ : an- (s. (3.)+ "^anslo^
Ygl.^hjalo aus ^anslo, s. animus (Pick P, 485; Stolz IF. IV, 236 f.^
IF. XVIII, 471 ff-., Solmsen lA. XIX, 291).
Nicht uberzeugend sieht Thurneysen AflL. XIII, 23 in an-
die Wurzel von animus, so dafi anhelo als Denominativ von
^anela „das Atmen'' (gebildet wie querela usw.) fiir ^anelo (h nach
halo) stunde; ahnlich Fay CL Rev. XII, 18 a 1, der aber neuer-
dings CL Quart. I, 18 halare und an-heldre unannehmbar als
"^hd'Slo- zu Wz. "^gJiei- in hio usw. stellen will.
* animus ^Seele, Geisf" (aninic^ ^Luftzug, Wind, Hauch, Seele*") :
= gr. av€|iiO<; ^Wind'^; fivrpov „H5hle'' (daraus lat. antrum ds. ;
vgl. zur Bed, gr. aitr]Ka\ov wnter sjnrdre); ai. am^^\atmet'', dnila-k
^^Wind'', got. us-anan^ -on ^ausatmen'', aisL andi^ gnd „Seele, Geist'^
(aber nicht got. ansts^ ahd. unst^ nhd. Gunsty s. Uhlenbeck Got. Wb.
s. v.); ab. qchati ^duften^ (s. unter dlium), vonja „Duft, Hauch^S
vonjatl ^riechen, duften", mir. anal „Atem", cymr. anadl ds , air.
anim (gen. anman) f., corn, enef^ mbret. eneff (wohl Lehnworte aus
dem Lat., s. Vendryes de hib. voc. 112f.) ^Seele** (Gurtius 305,
Vanicek 12), alb. aj ^schwelle'' (G. Meyer Wb. 5). Aber ai. citrndn-
^Seele'' nicht hierher (Prellwitz BB. XXIII, 75), sondern zu ahd.
dttim ^Ateni'' (Hirt Abl. 92). — Zweifelhatt ist Zugehorigkeit von
arm. holm „Wind'' (von Bugge IF. I. 442 aus '^anl'' erklart; be-
zweifelt von Liden Arm. Stud. 38 ff.)- — Fine ^7^-Erweiterung unserer
Wz. in aisL angi ^Geruch, Duft^, arm. anJ7i ^Seele'' nach Liden
a. a. 0.
Hierher Jidlo^ anelo (anhelo)^ animaL
Anna Perenna, bei Varro sat. Men. frg. 506 Buech. Anna ac
Perannay Gottin^ die nach der Gebetsformel utannare peramiareque
commode liceat (Macr. sat* I 12, 6) und ihrem in den erst en Monat
des alten biirgerlichen Jahres fallenden Feste deutlich die Beziehung
auf Jahresanfang und Jahresschlufa zeigt (vgl. Wissowa Rel. 194).
Formeil ist es aber schwierig, von annus unmittelbar zu Anna zu
aniiona — annus. 45
gelangen; entweder war ein mit ajiiis ^altes Weib'' yerwandter Name
Anna (s. ahnliche vom Lallworte ^an(n)a stammende Namen aus
dem Lat.-Etrusk. bei Schulze Eigennamen 345 f., z. B. Annaeus^ aus
andern Sprachen bei Kretschmer Einl. 344, Zimmermann BB. XXIII,
^66 f.) bei der Bildung behilflich, oder Anna ist Ruckbildung aus
dem allerdings sonst nicht belegtem anndre^ wie sicher peranndre
Mter ist als Perannay Perenna.
annona ^der Jahresertrag" (Thurneysen AflA. XIII, 27 meint
an den betreffenden Stellen mit blo&em ^Ertrag'' auszukommen),
^der Preis des Getreides; Getreide, Getreidevorrat ; offentliche Ge-
treidevorsorge'', annonare „mit Getreide, Nahrung versehen'^:
wohl Ableituug von annus (Pedersen ArL f. n. fiL XX, 386; annona
7.U anmmsy wie patromis^ matrona zu patnms^ gr. 'TrdTpu)[/']<;;
ixr]Tpw[f]'qf Brugmann Grdr. II ^, I, 280).
Meht ilberzeugend Frcihde BB. XXI, 322 ff,: ann- (: annus)
+ ^'osna pErtrag", zu as. asna „Zins% afr. esna ^Lohn''^
got. asans ^Erntezeif", ahd. aran^ am ,,Ernte'', got. asneiSy ags.
esne^ ahd. asni, esni ^Taglohner", aisl. gnn ^Feldarbeit*", mhd.
asten ^bebauen"" (wohl auch ahd. arndn, ags. earnian ^ernten",
die weniger wahrschelnlich zu gr. Spvuiuai ^erwerbe"", s. Uhl en-
beck Got. Wb., Weyhe PBrB. XXX, 64 fj, ab. jesem, apr. assanis
,Herbst, Erntezeit\ (Diese Sippe hatte FrShde fruher, BB.I,829,
in der ersten Silbe von annona gesucht, s. auch W. Meyer KZ.
XXVIIl, 165.)
Hypothetisch Keller Lat. Et. 9: statt ad mmcUnas ire ^zu
Markte gehn" sei vielleicht einmal auch ad nonas ire gesagt
worden, woraus annona „das auf dem Markte; Lebensmittel, Ge-
treide usw.** abstrahiert. S. noch Thurneysen AflL. XIII, 27.
annus „Jahr'': aus ^atnos {oder ^at-sno-s mit nachtraglichem
Ersatze von -no- durch -sno-; wie i^enna aus "^pet-snd fiir alteres
"^pet-nd), = got. apnam d, pi. ^Jahr" und wohl zu ai. dtati „geht,
wandert^ (Pick H 338, W. Meyer KZ. XXVIIl, 164, Frohde BB.XVI,
196 f.). Ini 0,-U. entspricht (mit Wandel von -tn- zu -cn-^ s. bes.
Brugmann IF, XVII, 492) ahno- „Jahr; Festzeit, Opferfeier", s. die
Belege unter acnua (Thurneysen AflL. XIII, 23 ft, Brugmann
a. a. 0., auch Bucheler Rh. Mus. LXIII, 316 ff.; trotz Fay CI. Rev.
XIII, 398 berechtigt o.-u, ahno- nicht zur Herleitung von annus
aus ^^agnos zu agere). Ferner ist annus, o.-u. ahno- enthalten im
zweiten Gliede nicht nur von perennis ^das ganze Jahr dauernd;
bestandig'', sondern auch von lat. sollennis ^alljahrlich wiederkehrend
oder gefeiert, jahrlich; in der Religionsspi'ache von Festen und
Spielen, feierhch; ublich" (s. auch dieses; schon Festus 426 ThdP.
y^quod omnibus annis praestari dehet^\ Gurtius 293, Vanicek 2,
Thurneysen a. a. 0.; ttber die Form sollemnis s. u.) und u. sev-
acni', per-acni' „ sollennis; subst. hostia" (Thurneysen, Brugmann).
Beziiglich soUemiis liegt eine Schwierigkeit vor in der Neben-
form sollemnis J dessen Ausgang aber nach Thurneysen irgend-
welchem analogischen Einflusse zu verdanken sein wird; ich ver-
mute von omnis {sollemnis „alljahrlicli*^). Umgekehrt hielt
Brugmann Tot. 46 f. sollemnis fur die aitere Form, die nach
annus zu sollennis geworden sei; Breal Msl. IV, 391 und Pascal
46 anqulna — antae,
Saggi lingulstici (Torino 1893) 26 nahmen Zugehorigkeit zu o.
a m n u d (s. unter amh-) an ; Niedermann e und t 53 f • (wo audi
liber eine altere Ankniipfung an soUre .^,gewohnt sein^) hielL
soU-emnis nnd -ennis fiis ursprgl. verschiedene Formen.
Unrichtig iiber annus Vanicek 2 i^cmcnos ^Jahresring", zu
anus .Ring, After'') und Zimmerman AflL, XIII^ 229, BB. XXIX,
275 (als das .alte, sich stets erneuende'' zu amis.)
anqiiina .Ring oder Sciilinge, womit die Raa eines Schiffes am
Mast befestigt ist*" : aus gr, dTKoivri (z. B. Saalfeld).
anqmro^ -ere ,,nacbforschen'' : amh(i)' {z, B. Stolz HG. I, 390)
oder allenfalls an- (Stowasser Wiener Stud. XXII, 122 wegen des
allerdings nicht beweisenden gr. dva-Z;r|T€iv) + quaero.
ansa „Griff, Henkel, Handhabe'': := lit. qsd ,,Henkel am Topf,
Schleife beim Knotensehiirzen", lett. usa ds., apr. ansis ,,Haken^^
aisL ^s C^ansi) 5,Loch im Rande (bes. eines Schuhs), um ein Band
durchzustecken" (lat. ansa crepidae)^ allenfalls auch ai. qscm du.
„die beiden obern Arme des Altars", qsa-dhrl .GefaS mit Hen-
keln" (doch eher als .Schultern'' aufzufassen) (PW. u. Bugge KZ.
XIX, 401, Vanicek 18 1\ Mir. m ^Zugel'' ist fernzuhalten (s. Stokes
IF. XII, 190; dazu Brugmann Grdr. l\ 421; Hirt IF. XII, 222>
S. noch am pi a, ampluSy manus. Lat. ansattis := lit. qsotas
^gehenkelt''.
anser^ -eris ^Gans", eigentlich "^hanser (das Verstummen des h
wohl durch anas unterstiitzt, trolz Ernout El. dial. lat. 109 f.) :
ai, hqsa-hy hast „ein WasservogeP', gr. yj\v, x^'^^^y dor. x^'v ^Gans'S
mir. gSis „Schwan'', ahd. usw. gans „Gans^ (aus ags. gos stammt
nir. goss)^ lit. zqshs^ lett. fuss, apr. sansy ^Gans" (Gurtius 200, Vanicek
90), ab. gqsh „Gans^ (nach Meillet Msl. XIII, 243, Et. 178 mit g
,statt z durch Dissimilation gegen den folgenden Zischlaut? an Ent-
lehnung aus dem Germ, halt Schulze KZ. XL, 412 a 2 fest); liber
arm. sag „Gans'' s. vielmehr unter ciconia. — Eine Maskulinbildung
von einem ^-losen Stamme ist ahd. ganazzo „Ganserich'', ags. ganot
^Schwan" (Johansson Beitrage zur gr. Sprachkunde 152), nicht aber
mir. ged „Gans" wegen cymr, gwydd^ s. Fick II *, 109, Schrader bei
Hehn^ 361 ; auch kaum nach Fick I^, 413 apr. gandarus^ lit. gandras
„Storch% s. Berneker Fr. Spr. 280. — Die Stammbildung von
anser erklart Brugmann (z. B. Grdr. II ^, I, 526 a 1) aus Verquickung
von "^hans- und "^hanes-.
Wahrscheinlich wurzelverwandt mit xcfcyKUJ „gahne'' usw., s.
fames (Gurtius a. a. 0.). Bei Hirts BB. XXIV, 244 Anknupfung:
speziell an die Wzf. von lat. hidre usw. ware idg. Sch^\^und von
i in "^ghian- anzunehmen.
" antae^ "-anw^ nach Vitruv III, 2 „die frei endigenden und vorn
etwas verstarkten Wande, die den Fronaos eines Tempels oder die
Frostas eines Hauses einschliefien'', nach Paul. Fest. 12 ThdP. auch
^latera ostiorum": = aisl. gnd ^Vorzimmer*" (Bugge KZ. XIX, 401),
ai, dta „Umfassung, Rahmen einer Tiire", av. q^pyd a. pi. ^Ttir-
pfosten''- (Osthoff KZ. XXIII, 84, Bartholomae Airan. Wb. 359), arm.
dr-and „Turpfosten" (Hiibschmann Arm. Stud. I, 19),
Die Verbindung von antae mit ante (Vanicek 13, als Alter-
native Thurneysen Thes.) ist nicht vorzuziehen.
antarius — antemna. 47
antarius ^vor der Stadt'' (bellum), von ante. ~ Ein anderes
Wort ist antarii funes Vilr. X, 3, 3 ^die von der Spitze eme&
Windegeriistes seitwarts zum Boden gespannten, das Seitwarts-
schwanken verhinderndeii Stricke" : unerklart; gegen Herleitung aiis
gy. dvTaipu) s, Man Pauly-Wissowa I, 2347, dessen Annahme von
IJbersetzmig aus gr, 'n:p6TOvoi aber audi Schvvierigkeiten lafit.
ante ^vor'' = gr. dvTi ^gegenuber, anstatt" (avra ^gegeniiber'',
avTHv ds., dvTiKpO ^geradezu, entgegen*', avTO|Liai; dvTido) ^begegne'')^
ai. cintl ^gegenuber, vor, angcsichts*' [antikd-h „nahe''); got. and
„entlang^ auf, ilber'', daneben Verbalprafix ami- ^gegen, gegeniiber^^
z, B. in and-niman ^annehmen", nnd Nominalprafix anda-, z. B.
in andanems ^angenehm'' (wegen der von der Prap. and ab-
weichenden Bed. erweist es fur letztere nicht eine Gdf. "^anta^ s,
Finck KZ. XXXIX, 537); ebenso ags. and-^ ond-y aisl. as. and-y nhd.
ant'y nhd. ant-^ ent-^ z. B. nhd. Antwort = got. andawaurdy ahd*
entsprechen (zur Bedeutungsentwicklung s. Delbruck Grdr. I, 740 f.)^
alit anta „auf, zur'^, ht. ant (zur Betonung s. Mikkola BB. XXII, 248);
arm. d?id ^unter, zur Seite von, entlang (wie got. a^id), gegen etwas
zu, mit*' (Hubschmann Arm. Gr. I^ 447; Meillet MsL Xlt, 429; aus-
tuhrhch Finck a. a* 0. 501—538). Osk. aiit ^usque ad*" (z. B, v.
Planta II, 443; oder nach Briigmann IF. XV, 72 aus "^en-tl?). —
Dazu lat. antiae ^capilli demissi in frontem** == ahd. endi, aisL
enni ^^Stirn'', vgL audi air- etan ^Stirn" (Gurtius 205 f., Vanicek 13)^
arm. andranik „Erstgeborner, Erster"" (Bugge KZ. XXXII, 2; vgL^
lat. anterior). — Etwas zweifelhaft ist die Zugehorigkeit von got.""
andels, ahd. usw. ant% enti ^Ende", ai. dnta-h „Grenze, Ende, Rand,
Saum*' (anders Fick II ^ 33).
Eine Ablautform "^nti vielleicht in lit. int ^auf', got. as. undy.
ahd. unt-az ^bis^^ (gewifi aber nicht in ahd. tmtiy entiy inti^ nhd.
und) Prellwitz Wb.i s. v. dvTi, nicht mehr Wb,^; s. audi Fick
IP, 15, Kluge Wb.^ s. v. und).
Idg- ^anti ist wohl Loc. eines Stammes ^'ant- ^frons*', vgL
zur Bed. die obigen Worte fur ^Stirne'^ (lit. antis bed. ,,Busen''>
und vielleicht lat. antes^ -mm ^Reilien'' (etwa ^Fronf^; Thurn-
eysen Thes. und AflL. XIII, 28 f. m. Lit.; anders Gunther IF.
XX, 70).
Hierher lat, anterior „fruherer", antarium helium „Kiieg
vor der Stadt*', antteus „der vordere'', anttquos ^alt*'.
antid-' in antid-edy -hac ^vorher'^, antid-lre ^vorangehn*"
erklart man wenig ansprechend teils aus anti + d(e) (Lindsay-
Nohl 666), teils aus anti + id „das, rechf, audi in ai. ned
^nicht, damit nicht'', s. lat. nl (Prellwitz BB. XXII, 77 a 1, vgL.
auch J. Schmidt KZ. XXXII, 407); vielmehr stamnit das d wie
in postid-ed von jp>-o aus prod; ea^ hdc adverb. Ablative; wie
auch in anted, antehaCy s. bes. Wedding BB. XXVII; 27 f.
antecello: s. eels us.
antegerio, antigerio altlat. „sehr'^: scheint ante und gerere
zu enthalten (z- B. Thes.).
antela: s. antilena.
* antemna ^Segelstange, Baa" {antenna ist schlechtere Form, s.
Thes. gegen W. Meyer KZ. XXVIII, 164): nach Weise 64, Nieder-
48 antes — antiqims,
mami e und % 53 aus "^dnPap-nd^ s. "^apio, apere, ^die (gegeniiber
dem Hauptmaste) Yor- {oder gegen-? vgl. ccvti) gefugte, -gebiindene
{Stange)''? — Oder als ^ die aiifgespannte'' aus *anfa^-i^m^na zu Wz*
Hemp „spaimen'^, lit. tempiu ^spanne durch Ziehen^ (s, uDter
tmnp^hcm)? Wie das mittlere e der roman. Griindform '^anteyma
{von Ettmayer ZfromPii. XXXIL 725 %e^en beide vorstehenden
Erklarungen geltend gemacht) einzuschatzen sei, vermag icli nicht
zu beurteilen. 1st es etymologisch berechtigt, so kame Dohrings
Jbb. f. class. PhiL 1896^ 1J3 a Verbindung mit temo als ^Doppel-
deichser' = „sich nach beiden Seiten (am- = amb-) verjiingende
Raa'' in Betracht; formell ist mir freilich in dem kaum sehr alten
Seefahrerworte eine Suffixtiefstufe -wn- von temdn- hochst verdachtig,
Nicht Lehnwort aus dvarexaiu^vri (Keller Volksetym. 280 f.),
Oder dAs^ana-tem-nd ^die abgeschnittene"^ zu gr, t^juvu) ^schneide'',
ab^ Una (Hwnnq) ,spalte" (Giardi-Dupre BB. XXVI, 201). Von
der Form antenna ausgehend erklarte es Frohde BB. XVI, 197 aus
"^an-tenda (mit vulgarer Assimilation wie distennite) oder -tetna
(vgl. T€Tav6(; ^gespannt") zu Teivu); tendo.
autes, 4mn „Reihen (von Soldaten, Weinstocken usw.)*', ur-
sprgL etwa ^Fronten'': s, ante (Vanicek^ Gurtius a, a. 0.).
antestor^ -dri „zum Zeugen anrufen'' : im ersten Gliede an(a}'
<Gorssen I ^, 564 a, v. Planta I, 475) oder ante- (Brugmann Grdr. P,
861), im zweiten testis y bezw. tester (Thurneysen Tlies.).
antiae ^capilli demissi in frontem'' (Loewe Prodr. 323) = ahd.
endiy aisL enni ^Stirn"*, gr. dvxioq, s. ante.
Dasselbe ^antio- auch in antioper „Trpd toutou^, ^vormals''
(G. Gl. L. 11, 17, 4) nach Bucheler AflL. I, 102 f.
antilena^ antelena^ antellna^ antela {allena^ Loew^e AflL. I, 22,
wohl Verderbnis aus aiiena = habena nach Schlutter ibd. X, 191)
Gloss. „der Brustriemen der Pferde"^. Ableilung von ante; vgL den
Gegensatz postilena, postela.
aiitiquus^ bezw. antteus ^was in der Zeit, bezw. im Raum
(Gegensatz jpo5^?6*t^5 nach hinten gewendet) vorangeht; alt, wichtiger*':
von ante. Die Doppelheit des lat. Gutturals bereitet Schwierigkeiten:
einerseits erinnert antiqtms an die Bildung von ai. prdtikah pZuge-
wendet, entgegengesetzt'', prdtlham ^Antlitz'', anlham „Angesicht,
Vorderseite"", die im 2. Gliede idg. ^oq^- (lat. octilus) enthalten
(Kretschmer KZ, XXXI, 389, Solmsen PBrB, XXVII, 356 f., Brug-
mann II 2, 1, 474 und 482 ; liber andere Auffassungen orientiert Thumb
Hdb. d. Sanskrit I, 219, s. auch longinquus); andererseits ist dagegen
jnit Thurneysen GGA. 1907, 802 einzuwenden, daS dann auch ^posti-
qtms statt oder nehen postuus zu erwarten w^are, und auch zu beachten,
da& 02MCUS ebenfalls reinen Guttural zeigt. Die Form mit c als Ver-
allgemeinerung der aus -quos^ -qtiom lautgesetzlich entwickelten Lautung
-coSy -com zu fassen, ist ganz unwahrscheinlich, da in ^parvuSj eqmis
usw. gerade umgekehrt ausgeglichen wurde. Es ist daher vermutlich
nach Thurneysen AflL. XIII; 30 f. wohl von idg. ^antl-Jco-s auszugehn,
das in zeitlicher Verw^endung nach ital. "^nouos zu "^antlJcuos wurde.
Sollte das Italische eine ^oppelte Bildung aus dem Idg. ererbt
haben (?), so ware die Besehrankung der -g^o-Form auf zeitliche
Verwendung derselben Assoziation zu verdanken.
antisto — aper. 49'
antisto: gr- dv^iaraiaai, got andstandan ^widerstehn*', as*
nndstandan ^aushalten^, ahd. intstantan ^gegeniiberstehn, verstehn''.
antrum: s. anlmtis,
^ anus ^Kreis, Ring (Fingerring, Fufischelle); Afterring, After ^
anultis ^Ring": zu ancus (Vanicek 2), Gdf, "^anc-no- (FrOhdo BE.
XIV, 97, XVI, 194), vgl. ai. aknd-h ^gebogen''. — Air. dnne, ainne
^Ring, SteiE** (nach Stokes BB. IX, 86 f., Fick 11^16 aus *an&mo-)
ist nach Vendryes De hib. voc. Ill vielmehr Lehnwort. Zur Be-
deutung „Ring^ vgL noch unguUts „Ring": uncus „gekrammt, Haken",
zur Bedeutung „After^ noch gr, baKxijXto? „Ring, Afterring,
After ^
Unrichtig verbindet Bugge IF. I, 443 mms mit arm. 61
„anulus, circulus'' CanU^), und KZ. XXXII; 3 mit arm. anur
„collare, giogo, cerchio''.
^ anus^ 'US „altes Weib**: ahd. ana ^Grofimutter^ Urgrofemutter*';
ano „Gro6vater, Urgrofivater'' (Deminutiv eninchiU „EnkeP, s. has*
Schuize KZ. XL, 408 f,); nhd. Ahne, Ahn, pr. ane „alte Mutter^
lit. ccnyta „ Sch wiegermutter '^ (Vanicek 14), gr. dvvi<;* |ur]Tp6<; f| iraTpoc;
|ur]Tnp Hes., ahd. hevi-anna, nhd. Hehamme (Bezzenbei'ger-Fick BB.
VI, 235, van Helten PBrB. XXX, 250; oder nach Klnge ^ s. v. Ptc.?),
arm. han „avia'' (Httbschmann Arm. Gr. I, 463).
Altes Lallwort, s. auch unter Anna; tmwahrseheinlich Wiede-
mann BB. XXVII, 223 (zu ab. om ^jener^ nsw.).
anxius ^angstlich** : von der Tiefstufe des s-St. in angor; s.
<ingo.
apage „pack dich, fort mit dir!*^ aus gr. dxcaTe (Weise 59);
nicht echt lat. trotz Stolz HG. I, 267.
ape „prohibe, compesce" (Paul, Fest. 17 ThdP.; fiber apet
.,dTToaop€i'^ — G. GL L. VI 79 — s. Thurneysen AflL. XIII, 32 f.):
von "^ apere (Vauicek 15, Thes.), nicht zu ab (Johansson BB. XV, 311,
Stolz HG. I, 267).
apenarii flPossenreifier"": s. apinae.
'^aper, apri „Eber^: = u. aprufy ahrof ^apros*"; u. abrunu
„aprum'', abrons ^^aprones'' (aber liber lat. Apronius, mars.-lat,
Ap^rufclano s. Schuize Eigennamen 111, 124 f., v. Grienberger IF.
XXIII, 348 f, liber Abella dieses). Dazu mit idg. e (ital. a eher
nach caper^ Skutsch Rom. Jb. V, I, 67, als mit altem Ablaut) ahd.
ebuvj nhd. Ebe7% ags. eofor ds., aisL jgfurr nur in der libertragenen
Bedeutung „Furst'' (Gorssen Krit. Nachtr. 31 f., Vanicek 15; nicht
richtig stellen Berneker IF. VIII, 283 und Fick KZ. XLII, 85 - dieser
:samt thrak. ^ppo<; „Bock^ und ai. ibha-h „Elefant", woriiber man
aber ebur sehe — die grm. Worte vielmehr zu ai. ydbhatij r. jebdth
^begatten% s, dagegen Uhlenbeck PBrB. XXIV, 239 11 und unter
ibex).
Hierher v^ohl mit ^-Vorschlag (s. bes. Pedersen KZ. XXXVIII,
311, auch Meillet Et. 410, gegeu Berneker a. a. 0., Uhlenbeck
a. a. 0.) ab. veprt (woraus lett. vepris) ^Eber" (Vanicek; Meillet IF.
V, 332); Annahme idg. Doppelformen "^uepro-: "^epro- (Uhlenbeck
a. a. 0.; noch anders unter vep^res) scheint entbehrlich. Sicher
fernzuhalten ist aol. ^rrepoi ^Widder"", vgl. vervex. — Davon
W aide 5 Etym. Worterbuch d. lat.- Sprache. 2. Aufl. 4
50 aperio — apio.
aprugnus ^vom Eber^' {-gno- zu gigno^ Ygl. zur Bildung be-
senders Brugmann Ber* d. sachs. Ges. 1890, 243).
-^ aperio^ -%re, -ii% -turn „5ffnen; enthiillen", Gegensatz 02:^erio:
^ap'y op'Ueno =: lit uz-veriu ^schliefie^ mache zu*"^ aUverm^
^offne, mache auf'', veriu^ verti ^auf- oder zutun, offiien oder
schlieJ&en*' ; ab. vhrq^ vreti ^schliefien''^ ai. apa-vrnoti „deckt auf^.
enthiillt, offnet^^, api-vrnoU „verschliefit, bede'ekt, verhiillf^, vrnoti
„schlieSt, bedeck t; verhilllt"^ vgL noch o, veru ^portam'^, u. vef^of-e
5,m portam", uerisco ^apiid portam'' (Gorssen KZ. XXII; 290; dieses
uero' ^Tur^ auch in vestibulum s, d,); lit vartai „Tor'', ab* vora
^saepimentum'' (s* Brugmann IF- 1, 174 ff», nach Pott^ Bopp u. Ebel^,
mit Lit.; ursprgl. sind nur die das Zudecken bezeichnenden Zu-
sammensetzungen, daraus gefolgert die Gegensatze aperio^ atveriu,
apa-var-). — Wahrseheinlich nach Rozwadowski Eos VIII [I A. XX, lOJ
hierher auch osk, verehia- ^Gemeinwesen*' — anders unter vergo
— als ^vereid-f Ygl. cech. vefejny ^offentlich*' auf Grund von "^vereja
^Tiiranger' aus loc. ^verol + Suff. -io- und zur Bed. lat. forensis.-
forum: fores. — Dazu nach Schulze BerL PhiL Wochenschr- 1890^.
1503; Solmsen Versh 297 auch gr. dopov |liuxX6v, TruXiIiva, dup(jup6v.
KOupioi Hes., VgL ab. zavor^ „mit Stangen gesperrter Durchgang''.
Aus dem Begriffe ^verschlieBen'' entwickelt sich die Bedeutung
„durch Verschliefien schtitzen, wehren"" in got. warjariy ahd. usw.
werjan ^wehren, schiitzen"; ai. ^ani^ar- ^Schirmer^, gr. epuafi^ai;,
iphoaa^ax ^bewahreU; retten'' usw. (Fickl^; 130; in ai. var- ist
iibrigens mit ^^uer ^verschhefien'' die Wz. von lat. volvo zusammeii-
gefailen, s. Uhlenbeck Ai. Wb., nicht aber die von lat. vereor).
tJber fruhere Deutungen s. Thurneysen AflL. XIII, 31 f. ; Her-
leitung aus ^a&-, oh-pario „ mache auf, zu** bleibt trotz Fays
Fiirsprache Am. Journ. of Phil XXV; 180 ff. verfehlt.
apex^ -^c^'^ „Spitze (z. B. j^ram, lauri^ coUis); bes. der stabartige,,
aus Olbaumholz geschnitzte Aufsatz auf der Priestermutze, der am
obern Ende (Spitze oder Knopf) eine Wollflocke trug, am untern
reifenformigen Wulste, wo er auf dem pileus aufsafi, mit einem
woUenen Bande umwunden war; auch die Helmspitze; in die der
Helmbusch gesteckt wurde; Helm"; apiculum ^^filum quo flamine^
velatum apieem gerunt'^ (Paul. Fest, 17 ThdP.): die Alten (auch
VaniCek 15, ^fortasse'' Thurneysen Thes.) knupften an apere ^com-
prehend ere vinculo** an, was auf den apex der Priestermiitze; aber
nicht unmittelbar auf die sonstigen Anwendungen des Wortes pafet,.
die bei dieser, daher unsichern Auffassung sekundar sein miifiten.
Auch Kellers lb. f. kl. Phil. CXXXIII, 261 Verbindung von apeo(;
als ^Stachel'' mit apis ^Biene*" („*stechend'') ist von Seite der Bed.
nicht einwandfrei.
apica „ein Schaf, das am Bauch keine Wolie hat": aus gr.
otTTOKO^ „ohne Wolle" (Weise 345).
apinae „Possen, Ausfluchte usw.", s, a faunae.
■^apio^ apere ^comprehendere vinculo; verbinden, umbinden"^
aptus ^angefiigt, verbunden, angepafit, passend", copula (co-apula)
^Band" (s. auch ape). Zusammenhang mit der Sippe von apiscor
(s. d.) scheint mir bes. wegen des zu aptus genau stimmenden und
von apnoti-apiscor nicht zu trennenden ai. aptd-h ^jgeschickt, ge-
apis — aplustria. 51
eignet; vertraut" geboten (Gurtius 510 f., Vani6ek 15, zweifelnd
Thurneysen Af IL. XIII, 3a ff.) ; die Bedeutung „erreiclien, erlangen%
„anfangen^ beginnen" ist entweder schon idg. aus ,verkniipfen, in
unmittelbare Verbindung bringen'* entstanden (vgl Osthoff Pf. 156),
Oder es ist schon von einer Grundbedentung ^fassen^ zusammen-
fassen" aus einerseits ^verbinden", andererseits ^erreichen" ent-
wickelt.
apis, -is „Biene* : unerklart. — Die von Gurtius 264, Vanicek 16
vertretene Verbindung mit gr. djuiri? ^Mucke", ahd. imbi, nhd. Imme
(ursprgl. ^Bienenschwarm", s. unter omnis), wozu nach Fick 11*,
16 gaii.-lat. amellus, amella Gl. ^binensug", ware wegen der lat.
Nasallosigkeit nur unter der unwahrscheinlichen Annahme mftglich,
daS ein dem gr. und kelt. Worte entsprechendes *ampis {woher «-?)
durch Aniehnung an lat. apex ^Spitze" den Nasal einbti&te. Doch
ist fiir apex ^Spitze" eine Bed. ^Stachel" nicht erweislich, was auch
Urverwandtschaft von apis mit apex als ganz problematisch er-
scheinen lafet.
Dieselbe unwahrscheinliche Annahme macht auch Horns
{Et. Wb. d. neupers. Spr. 254 f.) Yerbindung von apis (o.-u.)
mit neup. eng ^Biene". Vgl. noch Skutsch, Forsch. z. lat.
Gr. I, 19, 21.
apiscor „fasse, erreiche", adipiscor ^erlange", coepi „habe
angefangen (habe eine Sache angepackt)": ai. apndti „erreicht, er-
langt", aptd-h „geschickt, geeignet, vertraut" (a durch Kontraktion
der Prap. a 'mit ap-'i'i Keller KZ. XXXIX, 157), av. apayeiti ,er-
reicht" (Gurtius 510 f., Vani5ek 15), wozu ai. apl-h^ ^Genosse",
dpitvd-m „Genossenschaft, Freundschaft" (auch gr. oirdujv, 6Tcrib6(;
,Gefahrte, Begleiter"?? Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1901, 108),
air. am, ^Hand" („die Langerin, Ergreiferin" ? Fick II *, 16; sehr
zweifelhaft; eine andere Auffassung unter antes). Hierher auch
apio, apud.
apium „Eppich, Sumpfeppich", apiaster, apiastrum
,^€\iaa6<p\jX\ov, eine von den Bienen bevorzugte Pflanze", daher nach
Thurneysen GGA. 1907, 802 von apis; das Grundwort apium
mag also unter anderm einst auch die spater apiastrum genannte
Pflanze bezeichnet haben, so daft Johanssons IF. IV, 137 Anknupfung
an ai. ap- ^Wasser" (s. unter amnis) als ^Wasserpflanze" zu ent-
fallen hatte.
apluda, adpluda „Spreu, Kleie" (nicht stadtrSmisch, s. Ernout
liil.diaL lat. 110 f.): bei Paulis KZ. XVIIl, 12 Herleitung von ab und
plaudere (eigentlich plodere), vgl. unser ,die Kleie abschlagen",
ware *aploda zu erwarten. Eher nach Fick II*, 253 aus ab-plnda
(die Form adpluda NeuschSpfung wie admentum statt ammentum)
zu air. im-ltcadi jjexagitat", im-luad ^agitatio", wck.*(p)loudi6 ^treibe",
wozu in anderer Bedeutung ahd. usw. fliozan ^fliefeen", Hi. plaudziu
„wasche, reinige", s. pluit. Das lat. Wort dann entweder auf Grand
der kelt. Bedeutung „treiben'', oder einer aus ^spulen" entwickelten
Bedeutung „reinigen**.
aplnstr-ia, -ium oder -a, -drum ^Schiifsknauf : aus gr. oi.q>\aaxov
^Knauf (Saalfeld); die sonderbare Verunstaltung macht ein etrusk.
i*
52 apociiio — aprilis.
^^aplstre oder dgl. ais Ycrmittelnde Form wahrsclieinlich (Thurn-
eysen Thes.).
apoculo^ -cire „sich fortmachen, sich drucken" : wohl Lehnwort
Wahrsclieinlich nach Biicheler bei Friedlander Fetronii cena Trimal-
chionis 287 aiis gr. duoKaXeiv „abrufen'', woraus in der Sklaven-
sprache „von der Stelle bringen''^ daher ego me apoctdo „ich mache
mich weg''. — Nicht tiberzeugend Weise BB. V 77: aus gr, onroKuXiaj
^fortwalzen''; dabei Yolksetymolog- AnschluB an ^a& oculiSy sich aus
den Augen machen'' anzunehmen, lage trotz Keller Volksetym, 145 f.
kein Zwang not,
appello, -ere = u, afpeltu „adpellitO; admoveto*^,
appello, -ar^ ^ansprechen, anreden", coii^peW^i^e ^ansprechen,
anrufen, schelten"*, inter pellare ^dazwischen reden, Einsprache
erheben, um Auskunft angehen'': vielleicht nach Frohde BB.
XIX. 241 ff. zu got. spillon „verkundigen, erzahlen"^ spill „Erzahlung,
Sage'', spilla „Verkiindiger'^, ahd, spelldn ^^erzahlen'^; sxfel ^erdich-
tete Erzahlung", ivdrspello ^propheta'^, deren weitere Verbindung
mit gr. oiTTeiXri ^Drohung, prahlerische Versprechung*', dTteiX^o)
^drohe, gelobc; prahle'' (Frohde a. a. 0.) und lett. ^)^7^ ^schmahen'',
paias ,/radel, Schmahung'' (Bezzenberger BB, XXVII, 149) unter
einer Bedeiitungsnuance ^laut reden"" ansprechend ist. Anlant-
doubletten mit bh- vermutet mich nicht tiberzeugend Siebs KZ,
XXXVII, 305.
Bei Anknupfung an pellere (event. vi\kva\xa\ „nahere mich"
macht die Bedeutung Schwierigkeit; denn appello ist kaum aus
„ich mache mich an jemanden heran, wende mich an ihn" zu
„ich spreche an'' entwickelt; auch Fays (Journ. of Engl, and
Germ. PhiL VI, 247 it) „to strike up with'' fur appellarcy ^to
break in, to interrupt" fur interpellare bietet wegen der nicht
genau gefaMen Bed, von pellere keine ausreichende Reclitfertigung
dieser vom lat. Standpunkte nachstliegenden Etymologie.
appeto: ^^ volsk. arpatitUy wenn ^adpetito" (? v. Planta II, 652;
wonach vielleicht eher ^'^adquatito").
apricus „der Sonne ausgesetzt, sonnig warm": am ehesten,
nach Thurneysen GGA. 1907, 802 zu rica „Kopftuch" : ^Ycp-uHcos
(Bildung wie dmens) ursprunglich „die Frau^ die sich ohne schutzen-
des Kopftuch an die Sonne wagt", dann auf andere der Sonne
schonungslos ausgesetzte Gegenstande iibertragen. Noch uberzeugen-
der wird dies, wenn man ftir r%ca von einer alteren allgemeineren
Bedeutung „Iiulle" (nicht speziell „weibliche Kopfbedeckung") aus-
geht, die auch ags. usw, wrion „einhullen, bedecken" zeigt und die
auch fiir lat. ricinmm berichtet wird.
Wohl nicht als '^aperq^-cos zu aperio (Lindsay-Nohl 205
nach den Alten), Auch Federsens KZ. XXXIX^ 352 f. Anknupfung
an arm. arp'^y arp'k „ Sterne"^ arp'^i ^Ather, Himmel" unter An-
nahme von idg. '^aphr uberzeugt mich nicht. Gewif^ nicht nach
Prellwitz BB, XXII, 97 a Zusammensetzung „offenen Auges"
{:ocuhis).
aprlliR „ April": da der 5, Monat des mit Marz beginnenden
Jahres qiiintUis „Juli", der 6. sexHlis „ August" ist, erklart Guny
MsL XIV, 286 ff, den gleich gebildeten aprllis evident richtig ais
aptra — aquila. 53
den ^zweiten Monat", ^aporo-s ^der letzte von zweien^, daher „der
zweite*^ (Komparativ zu idg. *ajpo^ lat» ah) = ai. dpara-h ^hinterer,
spaterer, zweiter"^, av. ap. apara- „der hintere, zweite"", got. afar
„nach, nachher^; vgL auch gr, dttujTepuD ^welter entfernt*'.
Friiher teils mit aprlcus (s. d,)? teils mit aper ^Eber** ver-
bunden (Stolz HG. I, 512 nach Vossius; andere Sprachen haben
allerdings derartige Monatsbezeichnungen, so das Slav, einen
^Wolfsmonaf*; einen „Taubenmonat'' usw.; s. Schrader Real-
lex. 550).
aptra ^Weinlaub"^ (Gloss., worunter eine mit Titinnius als
Quelle; s. auch Klein Rh. Mus. XXIV^ 295): unerklart. Verbindung
mit apere, aptus (Thurneysen Thes.) ist mir nicht glaublich.
aptus: s- apiOy -ere.
apud ^bei'': die Nebenform ajpor, apiir (vgl. mars.-lat. apur
finem) weist auf ursprgl. -d^ eventuell aus idg. ausl. -t, wodurch
Lindsay-Nohls 666 und Thurneysens Aflat. Lex. XIII, 35 Vergleicli
mit dor. ttoti, ay. patti ^zu, gegen^ (die kaum zu "^apo^ ah gehSren)
beseitigt wird. Auch Lindsays Eventualvorschlag; "^apo-de^ befriedigt
der Bedeutung nach nicht. Vielmehr wohl nach Georges, Wharton
Et. lat., und bes. Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1901^ 108 (wo auch
gegen Stowassers Zf6G. 1901, 868 f. Herleitug aus ^op + ad) zu
"^apio ^ligo'', apis cor „fasse, erreiche'', Grundbedeutung „in
naher Verbindung^ (vgl. juxta). Und zwar viel eher ein ppa.
neutr. ^apuod (aus ^'apuot) ^erreicht habend"" (was auch Brugmann
vorzieht), als loc. einesSubst. ^apor-, ^apur- ^Erreichung, Verbindung'',
zu dem nach ad car ein apud neugebildet sei.
Apulia: s. unter amnis (vgl. noch Prellwitz BB. XXIV, 215).
a(]iua „Wasser'': =: got. aha^ ahd. aha^ aisl. g^ ags. ea ^Wasser'S
nhd. Ache (Vanicek 2, Curtius 469 f.), wozu ahd. usw. owwa „Au'S
Scadin-avia usw. (Miillenhoff ZfdA. XX, 27 ; anders liber -avia^ aber
mich nicht uberzeugend, Prellwitz Bursians lb. GVI, 108 und
Wb. 2 s. V. oir]), aisl. ^ger „Meer, Gott des Meeres*' (Noreen Ltl. 59;
erweist Ablaut e : 9faJ) ; das von Fick II ^, 5 aus grm. FluSnamen
wie ahd. Eril-, Asc-affa, nhd. Erlaff\ Aschaff^ grm. -apa erschlossene
kelt. -apa „FluS^ besteht nicht zu Recht, da grm. -apa aus kelt.
'^a&o Oder dgl. verschoben ist, s. amnis.
Zweifelhaft, ob idg. '^aq^'a oder ^aJcua; einerseits vergleicht
Johansson IF. II, 20 f. ai. Mm ^Wasser"" (zustimmend Foy KZ.
XXXVI, 123; doch nach Uhlenbeck Ai. Wb. ein in Theologen-
kreisen erfundenes Wort); andererseits wird in der Academy 1891,
II, S. 411 (s. auch Zupitza Gutt. 60, und Fay Am. Journ. Phil.
XVII, 5) aus ai. dgvdvant- (das Rgv. X, 97, 7 ^wasserig'' be-
deuten soil) und Flufinamen wie agvaratliay '^YbdaTrrj<; ein ar.
^^asva erschlossen (ar. a =^ o).
aquifolinm „Stechpalme, Stecheiche*": eigentlich '^-'acu-y ^aci-
foUmn^ wie a cud ens, Mahlow KZ. XXIV, 437, Keller Volksetym.
59, 353, s. dcer^ nach weichem spater acrifolitim.
aqaila ^Adler**: als „SchwarzadIer'' (vgl. II. 252, Q 315 f.)
zu aquihis (Vanicek 3).
5^ aquilex — araiiea.
aquilex, -legis „ Wassertechniker" : aqua und legere ,aquam
colligens"; die spate Flexion aquilicis, -em nach aquiliciuni ^itt-
gB.Bg um Wasser" (Thurneysen Thes.).
aquilo, -onis itNordwind": als „der den Himmel verdunkelnde"
zu aqidlus (VaniCek 3), vgl. zur Bedeutimg gr. KaiKia^ „Nordostwind'' :
lat, caecus (Prellwitz Gr. Wb,).
aquilus ^dunkel": vielleicht zu lit. aldas, lett. ahU ^blind"
und — mit allerdings sehr auffalllgem Guttural — gr. Mapoc,-
TuqpXd? und atxpa?" \x\)m\v. AoKpoi Hes. (Fick KZ. XIX, 255 f., BB.
II, 194, Wb. I*^ 348): am nachsten stiinde in der Bed. air. adaig,
aidche „Nacht", wenn in "^ad-aqH, -oqHa zu zerlegen (Fick IP,
326). Aber die von Fick a. a. 0. welter herangezogenen lit. ap-jehU
„erblinden", hikti „ verschieSen, verbleichen (von der Farbe)% lett.
ihls „ blind, dunkel'' weisen auf idg. *ieq; i(i9)q; das sich in der
Ablautreihe und jedenfalls ira anlautenden i von aklas scheidet; ob
Mischungen zweier Wurzein *aq^- und *ieq-?
tTber lit. tikanas „trube, bewolkt" usw, s. vielmehr umbra;
opacus ist ebenfalls anders zu beurteilen. Uber die von Berneker
Pr. Spr. 280 herangezogene Sippe von lit. ankstl JriXh, morgens"
siehe unter nox. Alb. akui „Eis" (G. Meyer BB. VIII, 185,
Alb. Wb. 7) liegt in der Bedeutung ab. Unverwandt ist audi
trotz Grienberger Untersuch. z. got. Wortkunde 1900, S. 11 got.
ahaks ^Taube" (s. accipiter).
Blofj volksetymologisch an aquilus angelehnt ist der lat. Name
der Hirpinerstadt Aquildnia gegeniiber richtigera o. Akudunniad,
u. A kefunia-, Acersonia-, modern Cedogna, Lacedogna (Buck
Voc. 22, V. Planta I, 294, Petr BB. XXV, 148 f.).
aquipedius: s. acux>edius.
ar: s. ad.
ara „ Altar"; ar« sie^w^m „Scheiterhaufen"; drae „Felsbanke,
Klippen": Grundbedeutung „Brand(-altar)''? Dann = o. aasas n. pi.
„arae'', u. asa jjara" (Curtius 377, Vanicek 34; sehr schwierig ist
dabei u. s statt r, s. v. Planta I, 527 mit Lit.), zu Wz. *as- „brennen,
gluhen" in areo, aridtis (Biicheler L. J. Vb, Osthoff PBrB. XIIl,
397). Die Bedeutung ^Felsbanke, Riffe" kann auf einem Tropus
beruhen.
Unter Zugrundelegung einer Bedeutung „Aufwurf" dagegen
verbindet Fick GGA. 1894, 237 lat. ara mit gr. f)id)v, dor. 'aiiuv
„ Strand, Ufer" (freilich auch anders deutbar, s. Prellwitz Wb. ^
s. v.); vgl. auch bes. mir. a „H5he" (Stokes BB. XIX, 38).
Sehr beachtenswert wegen drae „Felsbanke" und weil dadurcli
ftir das wohF sicher zu dreo gehorige o. u. *dsd eine Grundform
'*ds8d (vgl. bes. lat. assus, marr. asum, u. aso, volsk. asif unter
areo) unbedenklich wird. Im Lat. ware dann '^dssd „Brandaltar"
von *dsd „( Altar-) Aufbau" aufgesogen.
aranea, araneus „Spinne": vielleicht urverwandt mit gr. d.pdxvri
ds. (vgl. Curtius 341, Vanicek 23, Weise 75; Gdf. *araksnd
Walde KZ. XXXIV, 478); Entlehnung wird allerdings durch den
Anlaut ara- der Erwagung nahegeriickt, doch erwartete man dabei
aragnea.
arator — arboi\ 55
Moglicherweise nach Walter KZ. XII, 377, Gurtius KZ. XIII, 398
(bezweifelt von Liden IF. XVIII, 507 f*) als „SpJnnerin^ waiter zu
gr. hpK\)<; ,,Netz^, dpKcxvn' to ^d.uiLia iB tov arrjiiiova dTKaTaixX^Kauaiv
cti biaCojiievai Hes., wozii nach Bezzenberger BB. XXI, !295 lett. e^rkuls
^,Spindel; Armchen am Spinnrade, darum der Flachs gewickelt
wird; Wickel von Heede zum Spinnen'', Liden a. a- 0. will dazu auch
weiter klruss- usw, rokyta „Weide" mid gr, SpKCudoc; ^Wacholder''
als Baiime, deren Zweige zum Flechten verwendet werden, stellen,
doch s. auch arcus. — Durch die Bed, empfiehlt sich Anschlufi von
ags. rynge „Spinne, Spinnweb*' (Fick 11^ 23), obwohl lautlich nicht
klar (aus grm, "^rti^nia-? dies aus idg. ^raknia?).
Dagegen ahd. usw* roc^ gen* rockes ^Rock"* und aisL rokkvy
ahd. rocko, nhd. Rocken (Walter a* a. 0.) sind vvegen mir, rucht
„ tunica"^ (Fick IP 235) und mir. rogait ^Spinnrocken'' (Stokes ZfceltPh,
III, 470) vielmehr auf ein idg» ^rug- zu beziehen (Liden a. a. 0,,
wo auch Lit. tiber apKu<;; Marstrander IF, XXII, 332 ff. gegen XX,
346 f.; der richtig ^rug- als urg- zu verge stellt)* Unannehmbar
Thurneysen GGA, 1907, 802: <fpdxvil zu rdna.
arator ^Pfluger'': vgL gr. dpoTrip; s. a/*o»
aratruni ^Pflug": vgl. gr. apoxpov, dor, otparpov, miv. arathar,
cymr. arach% aisL ardr^ arm, araur^ lit. drklas „Pflug"; s. aro.
arbiter^ -UH ^Augenzeuge, Schiedsrichter"* : u. afputrati „arbi-
tratu^. Das u. Wort kann ^'ad-hotro-y -hatro'^ aber wohl auch -Mtro-,
MtrO' (woraus vielleicht zunacbst ^^arhatra- mit Vokalassimilation
^n das vorhergehende und folgende a?) fortsetzen, gibt also keine
Entscheidung liber den Vokal der zweiten Silbe. Im ersten Glied
<id (ar). Das zweite Glied vermutlich zu haetere „gehn^ (VaniCek
73, Gurtius 473, Thurneysen Thes, „fortasse'') mit Ablaut % {:ai oder
statt I zu dl^ ei? s. haeto)y und der Bed. „wer als Zeuge und Un-
betejligter zu zwei Streitenden hinzutritt'',
Dieselbe Bed. ergabe Verkniipfung mit gr. djiicpi^priT^u) ^streite''
(„in der Ansicht nach zwei Seiten auseinandergehen"); da aber
letzteres wohl mit paivm zusammengehort (s, auch unter haeto)y so
iniiSte in diesem Falle arbiter Lehnwort aus dem Osk.-Umbr, sein.
Ebenso bei Bezzenbergers BB. XII, 239, XVI, 245 Ankntipfung an
aisl, at'kveda ^bestimmen'', got. qipariy ahd. usw. quedan ^sagen'',
zu welchen nach Liden Arm. Stud. 68 ff. arm, kocem „rufen, nennen,
herbeirufen, einladen'^ (s. dort und S. 133, sowie unter basiiim^ auch
liber die versuchte Anreihung von air. bel „Lippe^).
Mit nicht durchschlagenden Erwagungen faSt Zimmermann IF.
XVIII, 376 f. alt-umbr. p in afputrati als nicht bloS graphische,
sondern gesprochene Tenuis, und sucht nicht liberzeugend Verbindung
mit p><^t^>^ sis dem allein zu Rechtsgeschaften befahigten, mit lat.
Anlehnung an ^bUere, baetere. — Verfehlt auch Fay Rev. de lingu.
XXXI, 373 ff. [lA. XI, 169]: arbiter zu ai. ardhd-h ,halb% drdha^h
„Seite, Teil, Halfte\
arbor, arbos, -dris „Baum^: kurd. ar- aus '^ard- „Baum^ in
drzang^ eigentlich „Baumrost'', „die durch Wind und Wetter ver-
ursachte dunkle Farbe auf den Baumen'' (Bartholomae IF. IX, 270 f.);
idg. -'ardhos- „Baum'' wohl als „(hohes).Gewachs'' zn Wz. ^ar(e)dh-
56 arbutus — arcesso.
^wachsen% s. unter arduus (Fick P, 24^ IP, 24, l\ 117). Ab-
leitung arbustus^ --urn ^mit Baumen bepflanzt, Baumpflanzung''.
arbutus ^Erdbeerbaum, Hagapfelbaum'' : unerklart. Verbindung
mitnhd. Arbe, Arfe ,Pinus Gembra'' (das trotz Schrader BB. XY, 289
nicht zu arcus) als ^Baum mit efebaren grofien Friichten'' ist schon
wegen der Form mit f zu beanstanden.
Der Bedeutung wegen auch kaum nach Schrader Reallex, 198 zu
ahd. erda ^Bienenkraut, Melisse*'; ahd. ert-heri ^Erdbeere" ist trotz.
Frohde BB. XVII, 310 und Schrader a, a. 0. bei Erde zu be-
lassen, s. Bohtlingk IF, VII, 272.
Nicht nach Vanicek 27 zu arbor (BedJ Mangel des -^^-Suf-
fixes!).
area „Kasten, Kiste, Lade, Geldschrank, Kasse; Sarg" (eigenthch
5,Verschlu6'', vgL arcdnus „unter Verschlufi, geheim*'): s. areeo,
Aus dem Lat. stammt got. usw. arka „Kasten, Geldkasten,.
Arche", ahd. arahha, archa ^Arche*' und aus dem Germ, wieder
^h.raha ^Grabhohle**, apr. arhan a. sg. „Arche".
arceo^ -ere ^verschUefien, einhegen: durch Verschlief^en fern-
halten, abwehren, yerhindern": ^^ gr. dpK^u) „weh]'e, halte vor^
schiitze"; apKot; ^Schutz*', b.\i\ du^mm-atrcthe ^ariahB^iuY'^ doim77iurc
^ango", tesS'Urc ^ servo'' (Curtius 182, VaniCek 25), arm. argel ^Hinder-
nis*', argelum ^schHefie ein, wehre, halte ab'^ (Hubschmann Arm.
Stud. I, 21), — Ober den von W. Foy KZ. XXXV, 62 als .Burgberg^
gedeuteten ap. Bergnamen arhadri- s. Justi lA. XVII, 106, wonacb
vielmehr (HJara-kadris ^Bergschlucht". — Auch nir. acrami ^Schuh,.
Kleidung'' scheint trotz cymr. archen „Kleidung, Schulf'', bret. ar-
chenna ^Schuhe anziehen'' nicht nach Stokes KZ, XLI, 381 aus
*arA:- umgestellt, sondern enthalt eher die urspriinglicMere Lautfolge
und stellt sich als ^^fpjahro- zu dem unter baxea genannten Stamra
fur Schuhwerk,
Andere Ablautstufen der Wz. "^areg ^abschlieSen^ zeigen lat.
area ^Tonne'^C??), Ovens ^Unterweltsgott'' (s. d.; vgl. bes. Ost-
hoff IF. VIII, 54 ff, mit Lit.), rniAlii. raldnti ^schhelsen'', raktas^
„Schlussel^ (Curt., Van.), ahd. rigil „RiegeP (z. B. Hirt Abh 124).
Hierher noch lat. area ^ Kiste*', areanus ^abgeschlossen,.
geheim'', aroo ^feste Hohe, Burg"", areera „bedeckter Wagen'*,
z. T. wohl auch artus ^eingeengt, straff, en%^.
Eine Parallelwurzel ^areg- in ai. argala-hy argala ^Riegel",.
ags. reced, as. racud ^Haus'' (Osthoff IF. VIII, 62), got. rohsns
^Vorhof, Vorhalle^ (Uhlenbeck PBrB. XXVII, 129, XXX, 281 nach
Grimm und Diefenbach VgL Vi^b. 2, 178); "^aleq- m ai. rdksati
„beschtitzt usw/' {wenn nicht mit idg. r), gr. dXeSoj ^wehreab'',
h\)d\ „Wehr, Kraft'', ags. ealgian ^schiitzen", got alhsy a.gs. ealh,.
as. alah ^Terapel"; altlit. elkaSy alkas „heiliger Hain" (Curt, Van.,
Fick ir\ 308).
areera ^bedeckter Wagen": zu arca[midi arceo; Vanicek 25);
die Endung -era wohl nicht nach Breal Mem. soc. lingu, XI, 122
die Femininform des in pulvis^ cinis vorliegenden Suffixes, sondern
Erweiterung von area nach cumer-ay -us.
arcesso^ -ere ^herbeirufen, herbeiholen" (durch Ersetzung von
arc- durch ace- nach accedOy acciOj und Nachholung des ira Sprach-
arcifinius — ardea. 57
gefiihle festhaftenden r in der iiachsten Silbe auch accerso; em
objektiver Beweis fur die Posterioritat letzterer Form gegeniiber
arcesso ist allerdings nicht zu erbringen, s. Skutsch Glotta I, 403):
am ehesten ar (= ad vor Labial) + fcicesso ^mit Eifer tun, schaffen'',-
mit einem terminus a quo, z. B. hinc^ ^sich fortmachen"; ^'arfacesso
also ^herbeischaffen'' (Brugmann IF. XIII, 88 ff.),
Nicht wahrseheinlicher nach Thurneysens IF. XIV, 132; AflL.
XIII, 36 f. (gegen KZ. XXXII, 571) Eventualvorschlag aus ^V^r-
vocesso zn vox, vocdre (mit Synkope des aus uo- entstandenen o),
da wohl nur '^ar(vo)casso bildbar gewesen ware, das allerdings^
analogischer Umbildung zu arcesso fahig war. — Nicht nach
Nazari Riv. di fil XXIX, 269 ff, als ^arharsso {ar- vor fc-!) zu
ai. av. Tears- ^Ziehen, pflugen*'. Auch Fays Transact. Am. Phil.
Ass. XXXVII, 5ff. Ausweg {accersso + daraus entwickeltem
accesso babe zu arcesso gefuhrt) iiberzeugt nicht. Morphologisch
von arcesso zu trennen ist nach Thurneysen incessoj s. d.
arcifinius (ager) „der innerhalh des Grenzfriedens gelegene
Acker'' : nach Stolz IF, XVII, 85 ff. aus der Verbindung arcae f„Grenz-
zeichen", wie bei den Gromatikern) finmm entstanden. Unwahr-
scheinlich denkt Kubitschek Pauly-Wissowa I, 789 an arces ftniimi.
arcubii „qui excubebant in arce*' Paul. Fest. 19 ThdP. : dissl-
miliert aus ^ai^cl-cubii.
* areus, -us (Stammaush qu, vgl. gen, aitlat. arqm^ sowie arques^
arquitenens) ^Bogen*^: got. arlvazna „PfeiP, ags. ^ar/^; engl. ar-
rotv, aisl. pr ^Pfeir (Fick IP, 24, weitere Lit. bei Zupitza Gutt, 63),
u. arglataf ^arculatas'' CarJcelo-, eher mit Verlust der Labialisation
wie arcus, als von einem u-losen Stamme, s. v. Planta I, 341). Stamm
^arqu(o)- oder '^arq^o-; fur erstern Ansatz spricht russ. rahita^
6ech. rokyta, serb. rohita usw. ^Haarweide" {^arqu-ta; Miklosich Et.
Wb. 226, Torbiarnsson BB. XX, 140; ganz fraghch ist Uhlenbecks
Ai. Wb. Anreihung von ai. arkd-h ^calotropis gigantea") und das
nach Liden IF. XVIII, 507 gewife zu letzteren gehOrige gr. apK€udo(;
^Wachoider*', die doch eher zunachst als Baume mit biegsanien,
zur Bogenbereitung geeignetem Holze hierher zu stellen sind, als
zu Wz. *arfe- „Geflecht*^ (s. unter ardnea); doch kann letztere als
^biegen — flechten — weben" sehr wohl entfernter verwandt sein^
vgl. auch den i^-Stamm von ctpKU?; lett. erkuls.
Ganz unsicher ist Picks IP, 18 Heranziehung von cymr, arffecl
^Schofi**, wozu jedenfalls zunachst arm. argand ^uterus, venter
(feminae)'' nach Liden Arm. Stud. 21 (ursprgi. „Biegung, Wolbung*"?).
Unrichtig ist Schraders BB. XV, 289 Vergleich von nhd. Arfe,
Arhe „pinus Gem bra ''^
ardalio „ein geschaftig tuender Miifeigganger, Schlemmer'^ t
nach Sonny AflL. X, 381 aus gr. ap&a\o<;, dpba „Dreckfink'' : durch
Vermittlung der Btihne zu einer komischen Figur geworden.
ardea ^Reiher'': gr. ^puj&i6<;, |)U)bi6<; „Reiher*^ (Gurtius 345,
Vanicek27), aisl. arta ^ein Vogel**, schwed. drto ^Kriekente" (Bezzen-
berger-Fick BB. VI, 235. Pick I^ 355), serb, roda ^Storch" (Solmsen
Versl. 75).
S8 ardeo — area.
ardeOj -Ere „brenneii'': von dridtis^ synkop* ardus, s. area;
d ~ dh weg^eii des dialekt. a7fet „siccum est*" {C* GL L. IV, 406, 15;
Sloiz Wr. Stud. XXII, 313).
- arduus 5,hoch, steii''; gall, arduo- in Arduenna silva, air. ard
^hoch, grofi^ (Ebel KSB, II, 156, Stern ZfceltPh, IV, 577), aisl gr&uffr
^steil'', av. drddwa- „hoch'' (aber nicht ap. arda-stana-^ Bugge KZ,
XIX, 402, s. dagegen Bartholomae Airan. Wb. 193).
Ziir Erklarung des lat. d ist Kretschmers (Berl. Phil. Wochen-
schr. 1898, 212) Annahme von Entlehnung aus dem Gall nicht an-
nehmbar; vielmehr Wechsei von idg, d (auch im Kelt, und Av.?)
iind dh, vgL 7^ad^x: ai. vardhate (Brugmann Grdr. P, 323, und
Niedermann IF. XV, 119); dh in arbor und vielleicht in ArflUus
u. dgl. nach Zimmermann BB. XXIII, 269.
Wurzel '^ared(h)- (Hirt Ablaut 138) „wachsen^ vielleicht auch in
ab. rastq (s. u.) und (nach Wiedemann BB. XXVII, 221, Pedersen KZ.
XXXIX, 360) arm. ordi „Sohn'', ttrju „Stiefsohn*^ und (nach Brug-
mann Ber, d. sacbs. Ges. d. W. 1906, 174) in gr. itxdpOo*; „Schol-
ling, Trieb; junger Zweig"", wenn aus *m-opdo<;(?); aber nicht in ai.
rdhndti „gedeiht'', drdhuka-h ^gedeihend'', die zu oiXdojaai „ge-
deihe'', s. lat. alo und Uhlenbeck Ai. Wb*
Daneben eine mit u anlautende Wurzel in aLurdhm-h ^hoch**,
gr. opWq, dor. popOo-, ai. vdrdhate „erheben, wachsen machen''
(s. Schmidt KZ. XXXII, 383; unrichtig Liden BB. XXI, 113a 1),
vielleicht auch in ab* rastc^ „wachse^ (wenn nach Mikkola [lA.
XXI, 107] aus ''urodh^r'dagegen^ von Ehrlich KZ. XXXIX, 566 auf
"^ors'tt: dpo<; zuriickgefuhrt, von Liden Ein b.-sL Auslautges. 21 ff,,
bes. 23 a 1 als ^ard-t-o zunachst mit arduus vereinigt), ab.
rpdx „Geburt, Geschlechf^ (dial. ^Fruchf"), das- Liden a. a. O.
mit got. ga-ivrisqands „Frucht bringend'S aisl. roshinn „aus-
^ gewachsen, zum reifen Alter gelangt'' (^wed-sq^-) verbindet.
area „freier Platz, Flache; Dreschtenne'': unsicherer Herkunft.
MSglicherweise zu lit. oras „das Freie, freier Himmel, Luft, Wet-
ter"^, lett. drs ,,das Freie, das drauSen"^ (aber kaum ai. drdd „aus
der Ferne'^, are ^in die Feme'' usw., s. alius) nach Fick BB. II, 195,
Wb. P, 5, 358 (Vanicek 24); vgl. noch Prellwitz BB. XXIII, 76,
XXIV, 102, wonach area auf Grund eines Lok. "^arel ^im Freien**
erwachsen sei.
Andererseits vergleicht man ahd. arm, erin „Fu6boden", mhd.
em „Hausfiur, pavimentum" (Gorssen I^, 403), das aber nicht als
^freier Raum, ebener Platz — Hofplatz — Tenne" mit dem
vorigen urverwandt, sondern aus lat. arena entlehnt ist (Kluge
Pauls Grdr. P, 334j ; ein verschiedenes wort ist aschw. mriuy arin
^Herd^S aisl. arenn „Erh6hung, Herd'', finn.-urn. arina „Herd**,
ahd. ariUy erin in der Bed. ,, Altar **; dafa letztere ursprgL die
fester gestampfte Feuerstelle, aber auch iiberhaupt gestampften
Boden bezeichnet batten (ahnlich z. T. Meringer IF, XVII, 122)
und mit lat. area zu verbinden waren (lat. a statt a miifite von
areOy ara bezogen sein), wurde fur die germ. Worte eine
wenigstens nicht mehr beweisbare Bed.-Entw. voraussetzen.
Nicht nach Frohde BB. XVI, 208 (zweifelnd) zu ahd. astrih^
estirkh ^festgestampfter, oder mit Steinen belegter Boden '^j lit.
arena — argentum* 5&
asla ^Fufeboden, Hausfliir"^ oder nach Meringer IF. XVI, 183
zu aro.
arena: s. harena.
areo^ -ere ^trocken, diirr sein": Wz. *as- ^brennen, gluhen,
verbrannt^ verdorrt'' in ai. asa-A „Asche, Staub", dsita-h „schwarz,
von dunkler Farbe'' (wohl ursprgL ^aschenfarbig" ; uber das von
Prellwitz angereihte gr. f|ia s. via). — Gutturalerweiternngen von
"^as- Bind vielleicht got. a^go (gh)j ahd. asoa^ ags, ascCy an. askct
,Asche^ (Vanidek 34, Osthoff PBrB. XIII, 396, Walde KZ. XXXIV,
521; Gdf. kaum ^azd(a)gon' nach Osthoff a. a. 0.); syrak. otopoXo^
,,Ru6'' (KretschmerKZ, XXXI, 452; anders Prellwitz Gr, Wb., Zupitza
Gutt. 96); eine rf-Erweiterung gr. ciCto „d6rre, trockne^, '6to\kOx
^^verdorre'^, dZri ^Durre, Trockenheit'', dCaXeo? ^durr, dorrend, ent-
ilammend^, cech. apoln. ozd ^Malzdorre'^, cech, slov. ozditi „Maiz
dorren^ (Fick IP, 28, Osthoff a. a. 0., Jacobsohn Phil. LXVII, 518;
arm. ostin „dtirr, trocken'', Scheftelowitz BB. XXIX, 32, widerspricht
im Vokalismus). Lauthch nicht geniigend gerechtfertigt ist Bugges
KZ. XXXII, 1 Heranziehung von arm. azazem „arefacio*S
Ein Versuch von Wurzelanalyse bei Prellwitz BB. XXIII, 71,
s. dazu Wiedemann BB. XXVIII, 52. Hierher lat. aridus
^trocken*^, synk. ardus^ woher ardeo ^brenne*" (s. d.); assus
^trocken, gebraten, geschmort*^ (woher assare ^schmoren'^) aus
urit. ^assos^ das wohl auch in marr. asum ^assatmn, arsum**, u. aso
ds., volsk. as^/ ^assans'' (kaum = lat. aren^^ s. v. Planta II, 651 f.
n. sonst); dies "^assos kaum stalt '^'a^tos, oder. nach Osthoff a. a. 0*
von einem ^-St. ^ds-s-, sondern wohl nach Thurneysen Thes. als
"^azd'tO'S auf die Wzf. von gr. aZeiVy si. ozditi zu beziehen, was auch
durch die Bed. empfohlen wird; nicht richtig setzt Frohde BB.
I, 206 ccssus = "^ad'tos wegen gr, dSui und dhiaq ^Herd^ bei
Hes., das — wenn richtig — mit dial, d aus t wie citbbauov • 2r]p6v
AdiKUDve^ Hes.^ nicht aus ^azdis.
Nicht uberzeugend sieht Schulze KZ. XXIX, 269 Wz. ""as auch
in iT€ivf|v und &i\|;nv (angeblich ^treiv-, bivp-acr-^uj „brenne vor
Hunger, Durst''), und Prellwitz BB. XXIII, 72 in lat. avdrus^
amdrtis.
arepennis^ -is „AckermaJ6, ein halber Morgen Ackers'": gall.
Wort nach Columella V, 1, 6; Ygh mir. airchenn^ airceand „ein Land-
man '' (Fick 11^17, Thurneysen Thes.). Die Form arijendia G. Gl, L.
II, 23, 24 kehrt wieder in frz. arpent^ aspan* arapende (s. Nieder-
mann lA. XVIII, 74).
arferia: s. inferitis.
ar^entum ^Silber'': = o. ar age Hid ^argento"*, gall. Argeyito-
rattim (usw.) ^Strafiburg'^, air. avgat, cymr. ariant^ corn, mbret.
nrgcmt, nbret. erc^hant (Gurtius 172, VaniSek 26 f., Fick 11^, 18, Stokes
BB. XXIII, 42), arm. arcaf ,Silber" (Hubschmann Arm. Stud. I, 21);
av. dVdzata- „Silber'', ai. f^ajatdm ds.; mit anderm Suffix gr. apYupo?
ds. (Gurt., Van,, zum Sachlichen s. Schrader Reall. 764 ff.).
Ableitungen einer Wurzel "^areg- C^ereg-?) „w^eifi sein, hell
glanzen'^ die auch vorliegt in : ha^i. arguo ^mache klar, cleutlich:
helle einen Sachverhalt auf, uberfiihre'', argnttis „hell im
Denken, scharfsinnig, helltSnend"* (als gr. Lehnwort auch avgil(l)aj
60 arger — arista*
s, d.), gr. &PT>1? „licht, weifiglanzend*'; ^pt6<; ^hell^, apYuqpot;
^licht, weiS** (wohl ^weifien Glanz habend'S Wz. *Mg- „scheinen"),
ai. drjtma-h ^licht, weifi^, vielleicht auch teilweise in ai, rajati
^glanzf' (s. aber auch unter rex) (Curt., Van.); nach Osthoff
MU. V, S. V auch in got. un-airlcns „ unrein'', airhnipa ^Rein-
belt, Echtheit*', ahd. erchan ^recht, echt*', an. jarknasteinn^ ags.
eorknanstdn ^Edelstein'' (aber tiber arm. erJcin^ mir. ere ^Himmel''
s. unter arquahis). — Lautlich und in der Bed. ganz pro-
blem atisch ist Uhlenbecks KZ. XL, 552, 560 f. Heranziehung Yon
lit. drzulas^ duzulas^ apr. ausonis „Eiche'^
Nicht ganz klar sind die Ablautsverhaltnisse: bei den Silber-
namen kaine man unter Ansatz von "^ereg- mit der Annahrae aus^
kelt. itaL ar- beruhe auf Entlehnung aus einer Sprache mit
ar- = r- (Brugmann Grd. P, 479)^ doch versagt dies bei arguo%
zum Ansatz r liegt keine Berechtigung vor; bei Hirts (Abl. 124)
"^areg bereiten die germ. Worte Schwierigkeit, doch kehrt ein
ahnliches Verhaltnis bei armentum wieder.
arger: s. agger.
argilla^ arglla ^weifier Ton, Topfererde, MergeP (uber % s.
Ettmayer Zfrom. Ph. XXX, 524 a 5, 527; i&m. n^oh terra): aus gr. ap-
YiXXoc;, dpYiXo^ ds., das zur Sippe von argentum usw. (nicht nach
Bezzenberger bei Fick IP, 202 als "^mrg- zu gall. lat. marga ^Mergel").
Davon moglicherweise der romisclie Stadtteil ArgUetum benannt
(Varro, Keller Volksetym. 315).
arguo, -ere, s. argentum; vgl. zum u gr. apYU-pO(;, -cpo?, ai.
drju-na-h.
argutus: s, argentum,
Ohne ausreichenden Grund sieht Breal Mem, soc* lingu. V, 340
in argutus in den meisten Fallen ein wie cornil-tus gebildetes
Adj. von einem Stamme '^argu- ,, spitz", fur den etymologische
Ankniipfung fehlen wiirde.
ariena „die Frucht des indischen Baumes pala, die Banane**;
ar, Lehnwort, vgl. die pers. Landschaft Ariana^ Ariena (Thes.),
aries^ -etis „Widder, Schafbock'': u. erietu „arietem'' (s. v. Planta
I, 283), gr. €picpo<; „Bockchen^, lit. eras, erytis „Lamm", leitjers ds.,
apr. eristian „Lamm'', serb. russ. jarina ^weifie LammerwoUe'' (ob
auch jart>c^ ,^Bock''? Eher als jahriges Tier zn jar^^ s. Miklosich
Et. Wb. 100, Leskien Bild. d. Nom. im Lit. 15)^ air. heirp, m.-nir.
^ar&, fearb ^capra^ (Vanicek 24, Fick P; 494, IP, 40, wozu Loth
Rev. celt. XVll, 440), arm. oroj C^eroj) ^Lamm'' (Liden Arm.
Stud. 23 f.).
arillator „cocio, luerapoXeuc, Makler": nachSkutsch Thes, wohl
von arra^ ^arilla^ s. d.
arinca ^eine Getreideart, olyra^: wohl als kelt. Wort (s. Fick
IP, 16 f. unter *ar und arinka; kaum nach Niedermann e und ^ 30
als edit lat.) = gr. dpaKO? „Hulsenfrucht, die unter den Linsen als
Unkraut wachsf", apaKoi ' ocTTrpiov tu to b^ auro Kal Xddupov Hes.
arista ^die Rachel, Granne an der Ahre, und diese selbst** ;
unsicherer Herkunft. Am ehesten noch nach Fersson de orig. ge-
rundii 59 [Boisacq und Prellwitz^ s. v. dpov] zu (h)arundo ^Schilf
und gr. Spov; aber wie gebildet?
aristis — armillum. 61
FicksKZ, XX, 176 (zweifeliid de Saussure Mem. 108, Thurn-
eysen Thes.) Verbindiing von arista als ^Schufi"^ niit gr. oxgtoc,
„PfeiP Tind ai^ dsyati ^wirft, schleudert*' (s. aber auch Thumb
KZ. XXXVI, 180) ist unbefriedigend. — Bezzenberger BB, XXIII,
^98 wfirde lit. asys ^Schachtelhalm, Binsen'', lett. ascM ds., lit,
esiai^ esmJdes „Kannen kraut '^ vergleichen, wenn diese nichtnach
Thomsen BerOringer 253 finnischen Ursprungs vvaren.
aristiSj -idts ^holcus'' : wohl als ^Pflanze mit Ahren'' Yon arista
gebildet nach den vielen griech. Pflanzennamen auf -is^ 4dis. Kaum
durchaus griechisch (Saalfeld).
arma^ 'Orum „Geratschaften, Riistzeug, Waffen'^ : Wz, "^ar- ^fiigen''
in gr. dpapicTKU) „fuge zusammen'', otpjuiGvo<; ^gefiigt'', 6tpju6<; ^Gefuge,
Gelenk, Schulter^, fipiua ^Wagen'' (diese beiden ti'otz Wood Mod.
langu. notes XXI, 41 nicht zu sero; liber den Spir. asper s. Sommer
Or, Lautst. 133), dpOpov ^Glied, Gelenk", ^irapTri? ^geriistet'', Spri
^eben, gerade*^, hpioKKXi „passe, gefalle", dpexri (oder als ^nr-etd
^vir-tus" zu dvripV) ^Tiichtigkeit", wohl auch gr. apa, oip, pd^ lii.ir
^und, auch'' (s. bes, Brugniann Ber. d. sachs. Ges, 1883, 371); ai.
<trpdyati ^steckt hinein, befestigt", ard-h ^Radspeiche*^, dram adv.
^passend, genug*^, av. ardnte „sie selzen sich fest, bleiben stecken''
<Gurtius 339 f., Vanicek 22), arm. afnem ^mache** (Hiibschmann Arm.
Gr. I, 420), ardiun „struttura" {Pedersen KZ. XL, 210), und viele andere
Worte, s. lat. artus ^festgefilgt, knapp, enge*, artus^ -us y.Glied"',
urmtis ^Arm*", armentum ^Grofevieh*' (?), ars ^Kunst*" (auch
ordiory or do? s. d.).
Weitere Beziehungen unter reor^ rlttis^ retae.
Air. arm „Waffe% cymr. arf .telum'' (Stokes BB. XXI, 122)
haben wegen der spez. Bedeutung ^Waffe'' als lat. Lehnworte zu
gelten (Vendryes De hib. voc. 114).
Lat, arma ist trotz Br6al Mem, soc. lingu. IV, 82 nicht Rtick-
bildung aus dem angebhch Non armus abgeleiteten a7*mdre ^'^'sich
die Schultern mit einem Panzer umgeben''.
armentum ^Grofevieh'^ : die neue Herleitung aus ^ardmentom
(: arare) ^Rind zum Pflugziehen"^ (Skutsch Glotta I, 348) setzt Jam-
benktirzung und folgende Synkope voraus; die Berechtigung ersterer
Yoraussetzung (bestritten von Brugmann IF. XXIV, 163 a 2) ist aber
fiir vorhistorische Zeit nicht erwiesen.
Nicht vorzuziehen ist sie aber auch wegen des in Bed. und Form
trefflich stimmenden aisL jgrmuni ^Rind, Pferd'^ (dazu die Namen got.
Airmanareiks^ ags. Eormenric^ aisL Jgrmunrekr^ mhd. Ermenrloh).
Orundbed. „Gespann^ Spannvieh'', zur Sippe von arma, vgL formell
noch gr. otpjua „Wagen*', hp\x6<; „Gefiige'' (Vanicek 22; unter Be-
rufung auf ai. ar-p-dyati will Wood Mod. langu. notes XXI, 39 auch
aisL arfr techs'", ags. ierfe^ 07*f „Vieh, Hornvieh'' anreihen); der
lat. und germ. Vokalismus verhalten sich wie in lat. argentum: got.
airkns, Hierher auch iih.Jarmi^ 5,Joch^ (Miklosich VgL Wb., Peder-
sen KZ. XXXVIII, 311—316).
armilla „Armband'': zu armus (Thurneysen Thes.).
armillnm ^W^einkrug'': unerklart. Die Ableitung bei Paul.
Fest. 2 ThdP. ^yqiwd armo, id est humero^ deportetur^^ ist offenbar
Volksetj^mologie, Auch kaum Deminuliv von arma als „kleines
62 armiis — arrugia*
Gerat". Holthauseiis, IF. XX, 328, Deutung' aus "^arcmen-lom, De-
minutiv eines ^arcmen ^Behalter*' ist erwagenswerter, entfernt sich
aber doch erheblich von dem in area outage tretenden Begriff
^Kiste''; fiir eine Gdbed. ^Deckelkrug" fehlen tatsachliche An-
haltspunkte.
^armus ^der oberste Teil des Oberarms, Schulterblatl*', bei
Tieren „der Vorderbng^ : = ai. Irmd-h „Arm, Vorderbug'', av. ardma-
^Arm'', got. m^ms^ ahd. usw. arm ^Arin^; apr. irmo ^Arm'^, ab. ramo,
7*am^ (serb. 7'ame) ^Schulter'' (VaniCek 22, Gurtius 389 ff,), arm. ar-
muhn ^EUenbogen"^ (Hiibschmann Arm. Stud. I^ 21).
Grundbed. wohl ^Gelenk"", weshalb wie gr. apdpov ^Gelenk"^
usw. zu Wz. ^ar- ^fiigen'' (Curt., Van.), s. arm a. — Trotz Hirt
Abi. 76 ist lat. ramus ^Ast, Zwelg'' viel eher zu radix zu
Ziehen, als unter einer Basis "^ard- ^armformige Astabgabelung'^
hierher zu stellen, unter welcher Meringer IF. XVII^ 121 aucb
die Sippe von ard7*e anschlieSen will, indem der Stamm mit einem
Aste das Knieholz abgab, das man zum Ffluge brauchte.
arnanti ^frementi, murmuranti" (s. G. GL L. VI, 96): un-
erklart*
*aro^ -are ^pfliigen, ackern*" : gr. dp6u) ds., fipoxpov „Pflug**,
dpoTKip ^Pfltiger''; got. arjan^ ahd. erran^ mhd. em ^pfliigen, ackern''^
aisl. ar<^r „Pflug^, ahd. ar^ „das Pfliigen'^; lit. ariii^ drti ^pflugen*',
drJclas ^Pflug", artojis ^PMger", apr. artoys ^Ackersmann'^, lit.
arhlys ^Pferd"", lett. ar^-^^ ^pfliige'^, aray are ^Ackerland''; ^K orja^
oraU ^pflliigen% ralo (serh. ralo) „Pflug% rataj ^Pfliiger''; mir. alrim
^pfluge'', arathar ^Pflug'', cy mi\ ardclu ,,pflugen'', arddtvr ^Pflug'',
aradr^ corn, aradar^ mbret. arazr, nbret. arar ds. (Curtius 341^
Vanicek 23), arm. aratir ^Pflug'' (Hiibschmann Arm. Stud. I, 21).
Vgl. noch Schrader IF. XVII, 32 und Meringer ibid. 121 ff. (mit mich
nicht liberzeugender Anfiigung auch von armiis^ ars u. dgL s. d.).
Entferntere Verwandtschatt mit rddere ^scharren, kratzen*^
(vgl. terram radere), rdllum, rdstrum ^Karst" (Hirt AbL 77) ist
m5glich. Uber arvtim s. d.
arquatas^ arcuatus (morbus) ^ ^gelbsiichtig (Gelbsucht''): zo
arcuSy etwa ^regenbogenfarbig, alle Regenbogenfarben spiel end, grtin
und gelb aussehend"* (so schon die Alten, vgl. Thes,). Damit iden-
tisch ist arcuatus „bogenf6rmig''.
Mit Unrecht vergleicht Fick IP, 40 (zweifelnd) ai. arkd-k
,Strahl, Blitzstrahl, Sonne", mir. eix ^HimmeP, arm. erkin
,HimmeP' (uber erstere siehe vielmehr Wiedemann BB. XXVIII,
18 f., liber arm. erkin dens, und bes. Scheftelowitz ibid. 308).
arrabo, -dnis, und daraus verkUrzt arra^ bei Plautus einmal
auch rabo ^Unterpfand, Angeld, Kaufgeld, Kauf schilling": durch
Vermittlung des gr. h^^a^ihv ^Handgeld" aus hebr. ^erdbon ^ Unter-
pfand'^ (A. Muller BB. I, 275, Keller Volksetym. 104, Saalfeld).
arrugia {u wegen ital. roggia) „Stollen im Bergwerk" : lat.
eorrugus „Kanal, Stollen" macht Kellers (Volksetym. 192) Annahme
von Entlehnung aus hebr. ^aruggdh zweifelhaft (gr. opuf)^, opuxn
ist wegen opiiaau) „grabe" kaum semit); corrtigus sei Neubildung
infolge einer Trennung ar-rugia, Trotz der nicht recht klaren Be-
deutung der Prap. {ar-r. vielleicht ^Anschtirfung"?) ist Verwandt-
7i*
ars — arvus. 63
schaft iiiit ruga (Gurtius 349, Vanicek242; Hoffmann BB. XXVI, 13t
zweifelnd, ob nicht keltisch) nicht ausgeschlossen ; freilich wiirde
runcare in der Bed., wenn auch nicht im Kons., besser stimmen.
arSj -Us „jede handwerksmafiige oder kunstfertige Geschick-
iichkeit, Kunst, Wissenschaft'': = mhd. ar# ^Art und Weise" (anders
Wiedemann BR XXVII, 221); ai. rtd-m ^Ordnung, Branch usw/^
rtct'h ^recht, gerade, wacker*', rtu*h „bestimmte Zeit, Ordnung^
"Regel% rti^h ,Art, Weise" (Kluge' PBrB. IX, 193; doch auch anders
deutbar/s. Uhlenbeck AL Wb.); arm. ardar ^gerechf" (Hiibschmann
Arm* Stud. I, 21, Arm. Gr. 1, 423); gr. bd)a-ap(T), aol. b6fiopTi(;
^Hausfrau == die des Hauses waltende" (J. Schmidt PI. 221 L: doch
s, auch domus).
Zu der in arm a usw* vorhegenden Wz. %r- 5,fugen*', also
^das (kunst voile) Zusammenfiigen, Fahigkeit dazu*"; vgh noch
bes. gr, dpTiZu) ^bereite*", apxio^ ^angemessen, gerade^, ctpxi ^eben,.
gerade*' (s. uber letzteres, sowie (iber lit. artl „nahe" bes. Bezzen-
berger BB. XXVII, 157 f.), otpTOiu ^fiige zusammen", ApT^^ *ouv-
TaSi<; Hes., lat. art us ^Gelenk'' (dazu arm. ard „ forma ^, u-St^
s. Hdbschmann Arm. Gr. I, 423, und ard „soeben, jetzf", Bartholo-
mae Stud. II, 23, Bugge KZ. XXXII, 3). UnannehmbarMeringer
IF. XVII, 123, s. are. Zusammensetzungen: infers ^kunstlos^
trage*', sailers „{ganz) kunstbegabt'', alters (s. d.); s. auch
disertiones.
artusj -us ^Gelenk, Ghed'': zu Wz. ^ar- 5,fiigen*', s. arma (Curt^
Van.) und vgl. zur Bed. fipdpov „Gelenk, iGlied**; formell === gr*
dpTO^ und arm. ard ^ forma *^,
artus ^was sich mit etwas eng beriihrt; wessen Teile eng mit
einander zusammenhangen; eng in Raum und Zeit, straff**: wesent-
lich wohl als ^eng zusammengefiigt" zu a7^s^ artus ^Gelenk*^, arma^
vgl. dann bes. artare „fest zusammenfiigen, zusammenpressen*' (alter
allerdings artlre nach Thes.) = gr. dprdu) ^kniipfe, hange auf*,
dpxdvri ^Strick'' (Curt., Van,); doch scheint damit ein artus aus
^arctos zu arceo (Breal-Bailly) zusammengeflossen.
arviga oder ariuga ^Widder, Schafbock als Opfertier'': un-
sicherer Form und daher nicht deutbar. Unter Zugrundelegung von
arviga denkt Osthoff IF. VI, 49 f. an victima ^geweihtes Opfertier'',.
u. eveietu C^eksueig-etod) „er soil weihen'' usw. und ar- =: ad-.
W^enn ha7'u4ga so mit den Alten zu haru-{spex und ajo)?
arvlna ^Schmeer, Fett, bes. um die Eingeweide": Thurneysen
Thes. vergleicht dppivvri • Kplaq. XikgXoi Hes., das aber aus dem
Lat. zu stammen scheint. Wahrscheinlich nach Fick IS 436 zu
gr. 6pOa ^Darm'^ (das aus *dpOa entstanden sein wird; aber
u. arvia sind nicht nach Breal Mem. soc. lingu. IX, 33 ff. „les en-
trailles**, sondern ^Feldfruchte**). — Vgl. zur Bed. ahd. mitta-, mittila-
garni „das in der Mitte der Gedarme liegende Fett, arvlna": lat.
haru''(spex). Da6 arvma vielmehr mit letzteren Worten zusammen-
gehore (Fick a. a. 0.), wird dadurch ganz unwahrscheinlich, daB es
im Gegensatz zu haruspex nie "^harinna heifit.
arnndo: s. harundo.
arvns, -a^ -um „zum Pflugen bestimmt, Acker-, Saat-*, bes.
arvum ^Saatgefilde, Flur** : u. arvam-en usw. ^in arvum'^ (= dem
<54 arx — asinus,
fern. lat. arms a, pL), arvia (s. unter arvma), vgL y. Planta I, 196
usw.; gr. apoupa „Ackerland'' (s. bes. Kretschoier KZ, XXXI, 449),
cymr. erw f. ^acra, jugerum", pi. ertvi erwydd^ corn, erw ^ager^',
a-mbret. eru^ nbret. era „lira'' (Ciirtius 341 f,, Vanicek 23, Fick 11^, 41) :
vieiieicht arm. haravun¥ „AckerIand^ (Scheftelowitz BB. XXIX, 58;
Heeler aus '""ara-mon- dissimiliert? Meillet brief iich zweifelnd); zu
•eercire s. d.
Fernzubleiben hat ai. iirvdra ^Fruchtfeld, Saatland*^, av. ur-
vara ^Pflanze''; ebenso arm* erkir „Erde, Land% %v.tpat^ „auf
die Erde'\ epa? ' t^C Hes., ahd. era ^Erde'S dXsX.jgrve ^Erde"",
wozu mit ^Erweiterung got. airpa^ ahd. usw. erda ^Erde''.
arx ,/Burg": s. arceo.
as (H. i. ass), assis „das Ganze als Einheit; Pfund als Munze'': da
^assis (schlechter axis) in der Bed. „ Brett "^ {ad foramina ohturanday
Vitr.), ^Scheibe'' {mandragorae radix secaUvr in asses id cucumiSy
Plin.), spat auch ^Mondscheibe'' belegt ist, wohl nach Gavedoni
[s, Thes] mit assis gleichzusetzen, so daS as „viereckiges Metall-
tafelchen'' naeh der alien Form der Munze benannt ist» — Also
nicht als ^^ad-ti- ^festgesetzte Einheit^ zu der miter am at a be-
sprochenen Wz. "^ad- (v. Planta I, 294 f.), fur die eine Bed, „durch
mensciiliche Ordnung festsetzen" nur konstruiert ist.
Unrichtig Vanicek 3, Christ AflL. II, 623 f. - Uber die Zu-
sammensetzungen hes^ tressiSy dussis, qtiadrussiSj quadrassis usw,
handelt Fieri Riv. di fiL XXXIV, 417 (s. hes).
ascia „Axt der Zimmerleute'' : gr. ctHtvri ^Axt, BeiP', got. aqizi^
aisL ex, gx, ags. eeXy ahd. acchus 5,Axt", ascia aus "^acsia^ wie viscus:
iSo^; ves2:)a aus "^vejysa (Vanicek 5). — Ganz problematisch reiht Loth
AfceltLex. Ill, 260 cymr. ae etAva „Lanze oder Schwert*' an.
aser C. Gl. L. II, 568,35 „cui lingua ligatur naturaliter^ ; un-
-erklart. Vgl Ronsch Rh, Mus. XXXI, 457 (hebr.?), Loewe GL
nom. 19.
aser, assevy assyr altlat. „Blut", assaratum ,,ein Trank aus
Wein und Blut gemischt^ (Paul. Fest. 12 ThdP.): wohl ""aser, das
iiicht mit dissimilatorischem Unterbleiben des Rotacismus (bestritten
von Stolz IF. XVIII, 440 f.), sondern tFberlieferung aus vorrotacistischer
Zeit oder eher nach Ernout EL dial. lat. 114f. dial. Form: zu ai.
4s^'k (dsrg), gen. asndh „Blut'', asdn- ds., gr. €ap^ eapo?, ep. elap, rjap
^Blut", lett. asins „Blut^' (Curtius 398, Vanicek 32); auch arm. ariun
,Blut^'? (Bugge Beitr. z. Erl. d, arm. Spr. 24; doch s. Osthoff lA.
XV, 58). Ob hierher auch sanguis'^ (de Saussure Mem. 225; s, d.).
aslgiiae „Kp^a juepiSojueva^' C. GLLat. II, 24,6 ==== marr. asignas
^irgend eingeweihter Gegen stand, der bei der Prozession mitgetragen
wird'' : sehr wahrscheinlich an -|- secare, Gdf. ^an-sec-nd (Breal Mem,
soc. hngu. VI, 84, 137, v. Planta I, 381); unrichtig Bticheler AflL.
I, 103 f.: zu ara; unwahrscheinlich Conway It. dial. 603: mit adasia
zu einem itaL St, "^asi- ^Lamm".
asilus^ 'i „Bremse, Viehbremse'':. ?
asinus^ -i „EseL' (wegen s dialektisches Wort? Ernout EL dial,
lat. 116): aus dem Lat. stammen got. asilus, ags. e(o)soly as. ahd.
£sil [41- = unbetontem -m-); aus afrz. asne das aisl. asne\ aus dem
asinusca — ast. 65
Grm, ab. osthy lit. asilas^ apr. asilis\ aus dem Lat, mir- as(s)an^
cymr. usw, asyn^ aus dem Ir. oder Gymr. ags. assa^ engL ass.
asinus (nicht aus ^asnoSy vgL Niedermann IF. XV, 113 f,)
und gr. dvo? (das nicht nach Weber KZ. X, 400 als ^Lasttrager''
zu lat* onus^ ai. dnah ^Last*' gehort) stammen als Lehnworte
(durch thrakisch-illyrische Vermittlung?) aus einer kleinasiatischen
Sprache; arm. eSy g. isoy (tiirk. eseh) „EseP (dessen Verbindung
mit eq:ims durch Pedersen KZ. XXXVIII, 197, 205, XXXIX, 404
sehr unsicher scheint) diirfte in nachster Beziehung stehn.
S^ G. Meyer IF. I, 819 m. Lit, Schrader SprachvgL^ 385, Reallex.
206, Hehn^ 134, Stolz IF. XIII, 96 ff. und ausfiihrlich Brugmann
IF. XXII, 197 ff, — Semit Ursprung ist abzulehnen.
asinusca ^Weintraubenart": wohl zu asinus „von der Farbe
ernes Esels'*, vgL afrusca ^eine Weintraubenart*' (Thes.) und zur
Bildung noch labrusea ^wilde Rebe", worin Charpentier KZ. XL, 440
das Muster fur die Endung vermutet.
asper^ -e^rt, -erum ^rauh, barsch; tiberhaupt alles, was die
Sinne oder das Gefuhl beleidigt'': nach Osthoff IF. V, 14 f. eigentlich
^wegstoi^end, abstoSend^ = ai. ajpa-spura-h ^wegstoSend^, vgl. lat.
aspernari „abweisen, von sich weisen'', ai. dpa-sparlh aor. inj.
„schnelle weg, enlzieh dich rasch", und s. sperno.
assefolliim^ asifolium ^agrostis** : assus (s. area) und folium
^mit diirreii; trockenen Blattern''.
assentari^ adsentdri ^zustimmen, beipflichten'' : wohl als "^assen-
titari zu assentio ds.
Wenig natmiich nach Stowasser Dunkle WSrter II (Progr.
d. Franz-Josef-Gymn. Wien 1891), S. XIII (der sich auf den
Mangel eines Supins "^sentiim von sentlre stutzt) eine Bildung wie
ahsentdre „sich abwesend machen"; vom Ptc. "^ad-sens ^sich
anwesend machen, sich anschliefien'' (zustimmend Meyer-Liibke
lA. I, 122),
asser^ -eris „dicke Stange, Latte, Balken'', assis (woraus axis
nur entstellt) „Diele, Brett, Bohle**, usstila „Span, Splitter'' (das
die Ankniipfung von asser an adsero — zweifelnd Stolz HG. I, 417 — ^
verwehrt). UnerklarL Mir, asna ^Rippe^, cymr. ais ^Rippen''^ sg.
asen^ corn, asen ^^costa'^ (Fick IP, 24) liegen in der Bed. ab; und
cymr. ais pi. ^Latten, Sparren'' (sg. eisen^ das auch spater als sg. zu
ais „Ripp^n'' in Gebrauch kam) ist Lehnwort,
assero: = o. aserum ^asserere*' (z. B. v. Planta I, 249).
assis flDiele usw.": s. asser.
assisa „die Flut (Gegensatz recessaY (Isid.): nach Thurneysen
Thes. vielleicht Verderbnis aus asce(njsa,
assiila (die Form astula stellt vulgares astla [woraus roman.
ascla] aus assla dar, Meyer-Ltibke Rom. Gr, I, 321; anders Stolz
HG. I, 317) „Span, Splitter*^: s. asser.
assus ^trocken gebraten, geschmort''; as so, -are „braten,
schmoren'': s. areo.
ast conj. „wenn aber, wennferner": Erweiterung you ad^ bezw,
"^ads (== o. az) durch das -ti von "^posU (post) usw.; "^ad-s-ti ur-
spriinglich ^weiter, aufeerdem, dazu'' ; infolge haufigen Gebrauches
Walde, Etym. Worterbuch d. lat. Sprache. 2, Aufl. 5
66 astur — atavus.
bei steigernden Ziisatzen zu Bedingungssatzen wurde es selbst mit
konditionalem Siniie durchtrankt^ also „weDn aber gar, wenn ferner''.
VgL Jordan Krit. Beitr. 300 fl, Mommsen Monumenti ant. I,
662 a 4, Wackernagel KZ. XXXIII, 50 f£, Skutsch Festschrift fiir
a F. W. Miiller (1900) 89 a 1. Anders y. Grienberger IF. XVI,
30 ff., der ^wenn", nicht „[wenn] aber" als Gdbed. betrachtet.
ast nicht nach Ceci (Rendic, d. R. Ace. dei Lincei, Ser. Y, t. IV^
S. 633) zu ai. addhd „sicher, fiirwahr'^, ay. ap, azdd ^GewiSheit^
Kunde^
astur, -uris „eine Habichtart'' (in einem mittelalterlichen Ein-
schiebsel in Firm* math.: s. auch Grober AflL. I, 234, Thes.):
roman. Entwicklung (altspan. r/^^or usw.) aus lat. acceptor (Thurn*
eysen brief iich). — Also nicht aus gr, cLOTepiac; ^eine Reiherart^'
Oder einem ahnlichen gr. Worte mit Endung nach volttir (^be-
sternter Falke'': aster „ Stern'' aus gr. daxrip) nach Weise 355,
Keller Volksetym. 50.
ast!is# 'US ^List, Finte^, astufus „listig, schlau'' : mierklart.
Nicht tiberzeugend Gurtius 131 (zweifelnd): zu deer und Sippe unter
einer Gdf. ^^rcc'S-tu-s, vgi. bes. olxjq. — Auch Cecis (Rendic. d. R.
Ace, dei Lincei, Ser, V, t. IV, S. 633) Anknllpfung an ai. addhd
^sicher, fiirwahr", av. azda ^Gewi^heit, Kunde**, ai. addhdtih
^ Wei ser'' (Grdf. '^'azdh- aus '^ad-dh-?) ist nicht wahrscheinlicher als
die Verbindung der ar, Worte als %id{e)S'dhe- mit der Sippe von
meditari (s. Johansson IF. II, 29 ff.).
at ^aber": got. ap-pan ^aber'', wolil audi gr. ott-dp „aber'^
(das kaum mit axep zu got. sundro), vielleicht got. ags. as, ak^
ahd. oh „sondern, aber'', ivenn aus '"'ap-ke (Brugmann K, Gr. 616; da-
gegen von Holthausen IF. XVII, 458 f. = gr. otxe, lat. age „gehJ
wohlan!" gesetzt) und av. at „da, dann, darauf; aber; und" (? s.
Bartholomae Airan, Wb. 67 ff.); eine Bed. „daruber liinaus" (worauj>
^aber" leicht zu gewinnen) wohl im lat. at-aviis usw. (nicht aber in
apprime u. dgl,, vgL Skutsch AflL. XII, 213), kelt. "^'aU- „daruber"
in gall. Ate-hodttay -gnata u. dgl., air. aith-y aid-y vortonig ad-, abret.
Ate-cotti, cymr. ad-y mbret. Qi)aznaty nbret. anat ^bekannt" =
gall. Ategnatos (kaum — av. paHi^ gr. rcori; Bezz, bei Fickll'^, 8),
ai, dti „tiber ~ hinaus" (sicher in ati-rekah s, u.; z. T. vielleicht
aber = gxi, lat. et). — Die Bedeutungsentwicklung „uber etwas
hinaus" — ^iWeg von etwas" (vgL Brugmann K. Gr. 466 f.;
unberechtigte Trennung zweier ^at- bei Fick 11^, 8) ftihrt zu
kelt, "^ati- „re-, wieder" in air. aith-y aid-y vortonig ad-, cymr. usw.
at-^ et- (jetzt ed')y ab. ot^ y^'weg von, wieder^ zurtick" (nach Meiliet
Et. 155f. =: %to5;, gen,-abl.), lit. at- (wozu die Gleichung atlaikaSy.
ab. ot%leki>y ai. aiirekah j^Uberrest"), ostlit. ata-^ in Nominakusammen-
setzung aio- „zuriick, wieder'', wozu nach Meiliet a. a. O., Stokes
BB. XXIX, 171 air. to Prap. und Frafix. — Vgl. im allgemeinen
Gurtius 207 f., Vanicek 1. Zusammenhang mit der Sippe von et ist
wegen des Vokalismus unsicher; Meiliet a. a. 0. nimmt allerdings
fiir abs. anlautendes e auch eine Abtonung a an.
atalla-j atamilns^ atena: s. attanus.
ataviis „Vater des UrurgroSvaters oder der UrurgroSmutter",
atavia „ Mutter des UrurgroSvaters oder der Ururgrofimutter".,
ater — atrium. 67
adnepos (in Gloss, atnepos) ^UrurgrofienkeP^ adneptis ^Urur-
grofienkelin'' en thai ten wolil im ersten Telle at- ,,daruber hinaus*'
(Curtius 207 f., Vanicek 1), nicht nach Paul Fest. 10 ThdP., Breal
Mem. soc, lingu. VII, 447 und Schrader lA. IX, 172 ein mit atta
(s. d.) zusammenhangendes "^atos ^Vater"^, wobei atnepos Nach-
bildung nach atavtvs sein miiSte,
* ater^ atra^ atrum „dunkel, schwarz": ^= u. atru, adro „atra",
YgL lat. Atella = o. Aderl[a\ (z. B. v. Planta I, 551), lat- Atrius
=:-' 0. Aadiriis (v. Planta II, 768, Thurneysen lA, IV, 38, Schulze
Eigennamen 269, 578), Weitere Ankniipfung unsicher:
am ehesten als „verbrannt, daher schwarz" zu ay. dtars^ np.
ddar ^Feuer'', ai. dtharvan- „Feuerpriester^, a v. d^raua (dat.
a^a^rune) auffallig ai. av. th-^ ay. d allein ware yor r aus t er-
klarbar) ds. (Kuhn KZ. VI, 240 nach Benfey WzL 11), arm.
air em „yerbrenne, ziinde an*" (auf Grand yon *^^r aus "^a^^er oder
"^dUr, Hilbschmann Arm. St. I, 19, Arm. Gr. I, 418), mit t^-Vor-
schlag Serb, vatra ^Feuer^, klr. vcttra „Feuer, Herd'', poL watra
.Strohasche" (Pedersen KZ. XXXVIII, 311). — Aber das yon
Prellwitz BB. XXIII, 68 mit dte^^ yerbundene lett. dtrs „hitzig,
rasch, heftig'', atrumd „in der Eiie, in der Hitze'' gehort nach
Bezzenberger BB. XXVII, 174 in einen andern Zusammenhang ;
unter einer Wz. ^a^- ^brennen, leuchten^ will Prellwitz u. a,
auch lit. aitrus ^brennend, atzend (imMund und Hals)'' und die
Sippe yon ae-d-es anreihen,- s. auch dieses.
ater wohl nicht nach Pick 11^, 50 zu mir. odar „dunkelgrau^,
was Ablaut d : 6 und lat. Wandel yon dr zu tr yoraussetzt.
atque, ac „und dazu, und auch, und"": ad ^^zn'' + que^ ^und
dazu'^ (kaum at + que\ = u.. ap {ape^= ap + Enclit. l) zeitlich „ubi,
quum'' (y. Planta II, 460); aber ay. at-ca ^und dann, mid"* (Osthoff
BB. XXII, 258) enthalt das unter at besprochene ay. at.
atqui „dagegen eben, aber doch, yielmehr'' (nachdriicklicheres
at, wahrend atque rein kopulatiy ist): at -]- qui (s. alioqm, wo auch
liber die Form atqum), urspr. eine selbstandlge Fraere „aber wie?^
nach Netusil Filol obozrenie III, 111—113 [lA. IV, 87]).
atribux (a) „senex atris buccis'' : ater und hucca (Heraeus
AflL. X, 513, XI, 134).
atriplex ^Melde"*: aus gr. dTpd9aSu<; ^Spinat''. Nach Nieder-
mann lA. XVIII, 74 f. nicht mit Anlehnung an ater und pUco
(Keller Volksetym. 61), sondern durch Fernyersetzung des r in
"^afripex (vgl. das durch afrz. arrace und it. airepice yorausgesetzte
'^'atra-j ^^atre-picem)j zu '^'atripreXy atriplex.
atrium „das Atrium, der Mittelraum des altital. Hauses"": die
alteste tJberlieferung weist auf etrusk. Ursprung: Gato bei Serv.
Aen. 1, 726 (alternativ mit der Ableitung yon dteri ^alii
dicunt^ Atriam Etruriae cimtatem fuisse'')^ Varro 1. L 5, 161 {atrmm
appellatiim ah Atriatibus Tuscis; illinc enim exemplum sumptum)^
Paul. Fest. 10 ThdP. {dictum . • . quia id genus aedificii Atriae
primum in Etruria sit institutum); demgegentiber kann die auch
yon neueren (Lit. bei Stolz IF. XVII, 89) yertretene Ableitung yon
ater als 5,yom Herdfeuer geschwarzter Raum^* (Seryius a. a* 0.,
SchoL Luc. 2, 238, Isidor orig. 15, 3, 4) wegen der fiihlbaren Ab-
5*
68 atrox — attanus.
sicht zu etymologisieren iiicht in Betracht kommen, wird auch von
Puchstein nnd Thurneysfen Thes. abgelehnt, „quod nuUo tempore
culina in atrio fuerit^ (gegen Mau Pauly-Wissowa II, 2146). S. noch
Zimmermann BB. XXIX, ^76 (etrusk. atar nach Deecke „Haus"?),
und Keller AfiL. XIV, 435, der atrium als ,,steinernes Gemach,
steinerne Halle" (mit etrusk. t aus d) zu {h)adra id est petra
(Leydner und Pariser Juvenalscholien sat. 4, 40) und dem Stadt-
namen Adria in Beziehung setzen mocMe, so daS im letzten
Grande doch ein idg.4tal. Wort zugrunde lage.
An Entlehnung aus gr. aidpioc;, i!)Traidpio<; (zweifelnd Thurneysen
Thes., Stolz a. a. 0. nach Alturen) glaube ich nicht.
atrox^ -m ^grafilich, scheuSlich": vielleicht mit Ablaut a:o
zu odi ,,hasse'', vgl bes. aisl. atall^ ags. atol ^atrox'' (Thurneysen
KZ. XXXII, 562 nach Wharton Et. lat. 125, 131).
Andererseits verbindet Vanifiek 4, Prellwitz BB. XXIII, 70
atrox mil ater (vgL acerhtis : acer) als „finster blickend^, was an
^^Wahrscheinlichkeit verliert; wenn ater urspr. ,,,verbrannt*' be-
deutet hat. Im zweiten Teile hegt nach DuYau Mem, soc. lingu.
VIII, 256, Prellwitz a.a. 0. "^'oxy "^'om— gr. O&vjj, hom.T^auKODTrK;,
e^JUJTCK; vor, und zwar entweder direkt oder durch Nachbildung
nach ferox.
atta „Vater; Kosewort der Kinder dem Vater gegentiber'' : =
gr. &TTa ^Vaterchen"^ ; got atta „ Vater, Vorfahr'\ ahd. atto^ mir.
aite „P£lege vater, Erzieher'S ab. othCh „ Vater'', vgl. auch ai. atta
^Mutter, altere Schwester'S atti-h ^altere Schwester'' (Gurtius 207,
Vanicek 11), alb. at „Vater^ (G. Meyer BB. VIII, 187, Alb. Wb. 20).
Ein ^^dtos hegt nach Schrader Ik. IX, 172, Reatlex. 815 auch
dem ahd. adal ,, Geschlecht, nhd. AdeP', uodal^ ags. edel^ aisl.
odal y,Erbsitz, heimatliches (eigentiich vaterliches) Gut^", got.
haimopli „dTp6^'' zugrunde, womit lusti lA. XVII, 109 f. auch av.
a^wya- ^Name des Vaters^raigtaona's'' als ^von adeliger Abkunft''
verkniipft. — Ein sich auf den verschiedensten Sprachgebieten
immer von neuem bildendes Lallwort (vgl. z. B. magy. atya
^ Vater", tiirk. ata^ bask, <^^to ds.). Lat. Namen wie Atta^ Attiis
usw. bei Zimmermann BB. XXIII, 272.
attae y.appellantiiry qui propter vitium crurtcm attt pedum plantis
insistunt . . .'* Paul. Fest. 9 ThdR, 6 toi(; Tfoai dpxofxevoc; irGpitraTeiv,
qui p>rimis plantis amhulat^ Gloss. : unerklart. Etruskisch? Ganz
problematisch ware Ankntipfung an die im Ital. nur durch annus
vertretene Wz. *a^ (ai. dtati) „gehn"; dafi damit ein Gangfehler
bezeichnet wird, konnte allerdings dadurch veranlafit seio, dafi "^ato
^^ich gehe'' durch das Ubergewicht von eo einen minderen Sinn,
etwa ^hatschen", erhalten hatte. Natiirlich nicht nach den Alten zu
attingo (s. Loewe Prodr. 389 f,).
attamino: s. eontamen.
attaims Nigid. bei Non. 40 ^itaque ex re in Saliaribus:
^'attanus tintinnat\ id est ^sonaf^ Deminutiv atalla (mit Verein-
fachung von tt vor dem Ton) Acta lud. saec. Aug. 107 und 132,
ad atallam fttertmt,.. „ batten Dienst bei der atalla.. ^^ und ata-
nulus Gloss. ,,dY^ov iepeujc; cfKeOoi; Keijuri^iov, genus vasis^ (viel-
leicht ist auch athanuuium est poculi fictilis genus quo in
attat — au, 69
sacrificiis utebantur sacerdotes Romani Paul. Fest. 14 ThdP. in
athanuhim zn andern); atena „€l6o^ iTOT)ipiou ocJTpdKou, iIi oi
trpuTdv€i? ^v Tai<; Ouaiai? XP^'^'^^^^* Diesen gewifi nach Mommsen
Eph, epigr. VIII, 254 zusammengehorigen Worten reiht sich an
das hesychische dxTava* Td xrixotva, koX vXaKOvq 6 err' ai)TUJv aneua-
26ia€vo<; (Mommsen a* a. 0,, Swoboda, s. Thes. s. v. attcmus)^ das
aber nicht die Quelle des lat. Wortes zu sein braucht. Etruskisch ?
— Fur atalla nimmt Pascal Studia philoL Rom 1893 [lA. IV, 79]
nicht tiberzeugend eine Bed. ^pyra, ara" (: dter) an»
attat jLusruf des Erstaunens ^ha!"" (vgl. Richter Studemunds
Stud. I, 40fe, Stowasser Wr, Stud. XI, 327) ; ahnliche Ausrufe sind
gr. dxTaxai, ototoi „Sehmerzensausruf", lit. at ^ilusruf der Verach-
tung^ (Vanicek 11).
attegia ^Hiitte, Zelt*^ : kelt. Wort, vgL gall, are tegia{s), rhae-
torom. tegia u. dgL, deutschtiroL Thei (z. B. Kilh-tai) „Alpenhiitte'',
VgL bes. Meyer-Lubke Sitzungsber. d. Wr. Akad. CXLIII, II, 13.
Arab. Urspr. lehnt schon Pauli KZ. XVIII, 32 mit Recht ab.
attegia scheint auf tJbersetzung von are durch lat. ad in der als
Zusammensetzung verstandenen kelt. W^ortgruppe are tegia{s) „bei
den Hiitten" zu beruhen.
attegro^ -are est vimim in sacrificUs aiigere. Integrare enim
et attegrare minus factum est in statum redigere Paul. Fest. 9 ThdP.
Diese Erklarung setzt voraus, dafi attegrare als Neubildang den
Sinn von integrare iibernahm, u. zw. scheint, wie in glosse-
matischem hecilluSy columis ffir imhecilluSy incohimis, die Entwicklung
die gewesen zu sein, daJ& in- privativum zur (verstarkenden) Prap. in
umempfunden wurde. S. integer.
attillo^ -are ^bekitzeln" (nur Jul. VaL 3, 26): aus ad'titillo, nicht
aus ad + nicht gedoppeltem HillOy s. titillo (Funck AflL. IV,
243).
attilns „ein storahnlicher grofser Fisch im Po^: wohl als gall.
Wort (Holder) zu gr. ^xeXx? „ein Fisch% lit. atiSy otis ^Steinbulte^
(Vanicek 11). Aucli ligur. Ursprung ware moglich.
attinae „als Grenzmark dienende Steinniauern'' : kaum als
^Grenze'^ zu attinere ,^bis wohin reichen'' (Tlies.); warum hiefien
dann nur „m effigie maceriarum'' nicht aber ^^acervatim"^ zu-
sammengelegte Stehie attinae'i
attingo, -ere^ volsk. atahus wohl ^attigerit''; s. ad mai tango.
an Interjection ^ih! ho ! ih bewahre'': vgl. nhd. aul
* au ^fort" (in auf era = ai. ava-hharaUy aufugio)\ ai. dva „ab,
herab" (auch o-, z. B. o-gand-h ^alleinstehend", nach Wackernagel
Ai. Gr. I, 54), av. ap. ava^ apr. ate- „weg, ab" (z* B. aumusnan „Ab-
waschung*'}, lett. au- ds. (z. B. in aumanis „unsinnig, rasend"), Ht.
auUnJcai ^fernerhin, spater"" (zu den bait. Worten vgl. Bezzenberger
BB. XVIII, 267, Zubaty AfslPh XV, 480), ab. u^ ,weg, ab" (daraus
entwickelt ab. u „bei" trotz Kogel IF. IV, 315? s. Brugmann KG.
468) [Vanicek 31; unrichtig Curtius 263], ai. o, ua „ab, von" (z. B.
Fick IP, 22, Bezzenberger a. a. 0.), gr. au-xdrxeiv otvaxujpeiv, dva-
XdUabai Hes. (Schulze Qu. ep. 60; s. auch Wackernagel GGN. 1902,
757, Thurneysen AflL. XIII, 8).
70 a varus — audeo.
Andere Ablautstufen von idg. "^auie)- in ai, va-, wohl auch in
M.ve (s. vescor)^ lat. ve (z. B. ve-^cors^ vgL lelt- aumanis). —
Hierher auch gr. amux; ^vergeblich% aiiawq „vergeblich% got.
aup{ei)Sy alid. odi „ode^ (s. bes. Schulze KZ. XL, 414a 1), gr.
^r6<; ^umsonst, ohne Grund^ iT\haio<; vergeMich (s. vetare)
(Persson IF. 11, 201 ff., Osthoff MU. IV, 368 f., Meillet Mem, soc.
lingu. VIII, 235 f., Brugmann IF. XIII, 161), vielleicht auch got.
tis-y uz'y ahd. usw. tir „ans — heraus, von — weg'' (Brugmann
KG. 468, Holthausen IF. XVII, 293, ausfuhrlich Lehmann Das
Prafix tiZ'^ S. 1 ff.). Vgl noch hand und vesper. ^
Gegen Heranziehung von ai. una-h „woran etwas flhlt, mangel-
haft; mangelnd% got. vans „fehlend* Mangel % gr. euvi^ ^beraubt,
mangelnd'' (s. vanus) macht der gr. Vokalismus bedenkhch.
Verwandtschaft mit dem Pron.-St. "^auo-^ s. aut^ ist selir
yvdhl moglich.
avams ^gierig, geizig nach etwas": zu aveo Joegierig sein''.
Nicht iiberzeugend sieht Prellwitz BB. XXIII, 72 darin eine
Zusammensetzung mit der Wz. von area; verfehlt Zimmermann
KZ. XXXVIII, 502 (von %ra ,Grofimutter% Laliwort .liebend-
geldhebend'' !).
anbnbiilciis ^pastor ovhim^* (cod.: bovium oder bovum) Loewe
Prodr. 348, oder w^egen des Eigennamens Obulcius nach Zimmer-
mann AflL. XII, 132 vielleicht richtiger aubttlcus (wie schon
Baehrens Jen, Lit. 1877, 156); wenn die Glosse zu Recht besteht
(s. Thes.), so ovis ^Schaf^' + bubulms (Curtius 390 f., Vanicek 29);
Verbindung mit agnus ware ausgeschlossen, s. bes. Sohnsen KZ,
XXXVII, 5f.
auca ^Vogel; bes, Gans", Dem. aucella: aus '^avica (: avis)^
das nach Niedermann Berl. phil.Wochenschr. 1903, 1305, lA. XVIII,
75 aus ardcula riickgebildet ist. Zur Bedeutungsverengerung von
^Vogel" zu „Gans'' erinnert Niedermann a. a. 0. an ngr. dp viOa
„Henne'^
auceps „VogeIfanger", aucupium „Vogelfang" : '""avt-cap-s, -iom,
s. avis und capio (z. B, Vanicek 49).
auceta „saepe aucta"" Pa.ul. Fest. 19 ThdP.: wenn richtig liber-
liefert, so wohl zu migeo rait arch. Schreibweise c ~ g.
anctor^ -oris ^Urheber, Stifter, SchSpfer*^ (urspr. Forderer: zu
augeo) =^ u. tihtur ^auctor^'; x^l. zu auctoritas umbr. iihtretie
„auctoritate'' (z. B. v. Planta I, 157 und sonst).
audeo „Lust haben wofiir, aufgelegt sein, es libers Herz
bringen, wagen'': von '^aiidiis (g. sg. audi bei Piaut. Bacch. 276, s.
Skutsch Forsch. I, 44) = avidiis „begierig'', s. aveo „bin begierig"
(VaniCek^ 29).
Nicht zureichend sind die Versuche, "^^audeo auf eine idg. Wz.
"^^aud- „kiihn sein, wagen'' zu beziehen: der von Erdmann Antiqv.
tidskr. f. Sverige XI, 4, Wadstein IF. V, 9 als "^giayaut-^ g{a)'Ut-
„die kiihnen, mutigen^' gedeutete Gotenname (isl. gautar^ ags.
geataSy Ptol. fouTai, und isl. gotar usw.) ist als Eigenname keine
genugende Stiitze; und die von Petr BB. XXI, 213 (zusammen
mit aeOXov, s. u.) herangezogenen r. udah ^Tapferkeit'', tidaUj
.^tapfer''^ cecb. udatmj ^tapfer" werden wohl als „sich hingebend''
audio ~ ave, have- 71
an u und daU anzukniipfen sein, — Abzulehnen ist Bartholomaes
BB. XVII, 120 und Prellwitz' Gr. Wb. ^ 8 Zuruckfiihrung von
cmdeo auf Wz. ''^aiidhe' zu ^auedh- in aeO-Xov usw. (s, unter vas^
vadis)y da dafur trotz Geci Rendic. d, R. Ace. dei Liucei, ser,V,
t. IV, 618 ff, "^aubeo zu erwarten ware (richtig Giardi-Dupre BB.
XXVI, 206), — Hierher auelaoo ^kllhn, verwegen''.
* audio „hore'': nach Schulze KZ. XXIX, 251, Solmsen Stud. 150f.
aus "^auiz'didy vgL bes. ohoedio aus dh-auiz-dio (iiber ^^ob-oi{z)dw),
und zu der z, T. schon bei Gurtius 386 verzeichneten Sippe von gr.
aiaOdvojuai (dtt/icr-O-) „nehme wahr'\ eitdiaTOC, „geh6rt, ruchbar, be-
kannt'', diu) {r\ia{a)a, otiov) „hore'' (kaum dazu nach Stokes BB. XXI^
122 auch mir. ad-liaim ^hSre'' aus ^-ahim\ tibrigens Bed, unsicher
nach K. Meyer Gontrib. 22), mit Dehnstufe ai, avih adv, ^offenbar,
offenkundig", ab. javiti ^zeigen" (Kt. ovytis „sich ins Gesicht sehen
lassen^ daraus entlehnt), jave ^offenbar''.
Von einer kiirzeren Wurzelform stammt ai. dvati ^beachtet''
(ob im letzten Grunde identisch mit dem unter ave genannten
dvati ^freut sich'' usw.? vgl. dann auSer avus auch aveo)^ ab.
%i7m ^Verstand". Idg. ^^^aue-^ '^^auei- „worauf achten, aufmerken'',
wozu auch die Sippe Yon auris „Ohr'^ Aber direkteAbleitung
von mtdio (als ^^auzdio) von dem in cmris vorliegenden "^aus-
(Benfey Gr. WzL I, 43, Breal Mem. soc. hngu. Ill, 410, Thurn-
eysen Verba auf to 12 f. — aber nicht mehr Thes. — ; J. Schmidt
KZ. XXVI, 17) scheitert an ohoedio; denn ^^dhauzdio \\^iie ^ohudio
ergeben und dafi oe in ohoedio nur umgekehrte Schreibung fiir
u sei (Havet MsL IV, 410, AflL. Ill, 281), wird durch die'rom.
Abkommlinge, die auf ohedire weisen, widerlegt- — Unannehmbar
ist Hoffmanns BB, XV, 62 durch kypr. ot/ei5eiv „h6ren'' veran-
lafste Herleitung von mtdio aus ^^a-mdio und Verbindung mit
video usw., das urspriingl. ein allgemeiner Ausdruck ftir sinnhche
Wahrnehmung gewesen sei. — tJber das stammbildende d orien-
tiert V. Planta I, 135.
.aye, have (vgl. zur Aussprache Lindsay-Nohl 55, 65, 147 a 1)
^sei gegriifat", pi. avo (Plant Poen. 994, 998, 1001), {h)avete, imp.
^fuf {h)avetOy inf. (h)avere; erst spat ein Indik. aveo „befindemich
wohP- (Osthoff MU. IV, 59, BB.XXIV, 189 f.): wegen des pi. avo die
punische Grufeformel n'^jf „vive^' (Thurneysen Thes. nach Mez).
Dadurch entfallt die Auffassung von ave als eines zum Ini-
perativ „Heil dir, sei willkommen" umempfundenen Vok. "^^ave
„Lieber^ (1. Aufl. S. 53) und (nach VaniCek 29, Gurtius 386) An-
schluS an die auf einem kosenden Lallworte "^aua beruhende
Sippe von ai. dvati ^freut sich, fordert, hilft, schiitzt'', avitdr-
^Gonner, Forderer'', dvah n. ^Befriedigung, Gunst, Beistand",
uti'h „F6rderung'S avi-h ^gunstlg'', gr. otirac; ^Freund, Geliebter'',
aiTa bei Alkaios, lvr\r\q „wohlwollend, mild^' (urgr. a, s. Solmsen
KZ. XXXVII, 13; hierher nach Fick BB. XXVI, 233 noch ^(LFov€<;
im zweiten Gliede griechischer Stammnamen), air. con-oi ^servat",
eO' z. B. in Eo-gan, cymr. z. B. in Etii-laun, abret. z. B. in JEii-
cantj gall. Avi-cantus (s. Fick II \ 23), got. awi-Uiip ^x^tpK,
eiL)xctpiaTia^', ahd. Namen wie Avo^ Avileib; dazu auch die Sippe
72 avena — averta.
Yon aviis (s. d,; weitere Lit, bei Brugraann IF, XV, 96) iind
moglicherweise von aveo s, d. (auch audio, au^Hs? s. audio).
Gegen Osthoffs a. a. 0, Verbindung von Jidve als „sei ange-
rufen, sei gegriiM^ mit ai, hdvate „ruft^, ay. zavaifi ds,, ab.
zovq „rufe^, arm. Jaunem „ich weihe'', n-zov-^ „Fliich'', lit.
zaveti^ lett. faivet ^zaubern'' (wenn ursprgl. „anschreien, be-
sprechen"; von Leskien IF. XIII, 117 ff, dagegen mit Hti „ver-
derben, nmkommen'' — s. funus — verkniipft), got. gu^, ahd, iisw.
got ^Gotf" („der angerufene'' oder „numen incantationis^ ; s,
auch Uhlenbeck PBrB. XXX, 285) spricht auch, dafe die lat.
g-Yerba nicht passiv sind.
'* avena ^eine Grasart, Hafer, die aber nur als Viehfutter gebaut
wurde'' (s. Hoops Waldbaume 408 f.): ab. ov'bs^, r. oves^, lit. aviM^
iett. aufas^ apr. wyse ^Hafer'^ (Vanifiek 30); urspr. "^atiigci (lit.), da-
neben kons. St. ^^aiiig (si. ^^ovhz zu ^oms)^ lat. avena durch An-
lehnung an das Sufiix -ena aus '^avlna, ^auig-snd (Pedersen IF. V,
42 f., vgl. auchZupitza Gutt 31 f., Schrader RealL 320 ; ganz zweifel-
haft ist Zugehorigkeit von gr. aiTiJ^uicp ,,eine wilde Grasart, festuca
oder dgl/'),
Weder die weitere Verbindung mit ovis „Schaf" (Jak. Grimm
Gesch. d. deutschen Spr. 66^ Thurneysen Thes.), noch gar die
mit ai. ava^d^m ,,Nahrung" (Fick l\ 502, Frohde BB. Ill, 11 u.
a.; vielmehr nach Solmsen KZ. XXXVH, 6al wohl erst im Ai.
aus der Bed. ^Forderung, Labung, Erquickung'', vgl. dva-h, ent-
wickelt) sind uberzeugend.
aveOj 'ire „begierig sein, heftigesVerlangen tragen'', avidus „be-
gierig", audeo (s. d.), avdrus (s. d.): cymr. ewyll^ ewyllys „ vo-
luntas'', corn, awelly awel ^Verlangen'', bret. eoull „ voluntas"^ (Fick
IP, 23). Bedeutungsvermitthmg mit ai. avati usw. (s. unter ave,
audio) ist mogHch (z. B. Vanicek 29, Breal Mem. soc. lingu. V. 193;
Bedenken bei Gurtius 386): „lieb, gerne haben — begehren''.
Von aveo zu trennen sind (trotz z. B. Zimmermann BB, XXIII,
90) die Flui&namen Avens (davon Aventimis), Aventia
(in Etrurien), vgl. die gall. Flui&namen ^'Auoc;, Avara, ai. avdni-h
^Strom, Flufi"" (Fick II*, 23), womit ich audi ai. avatd-k
„Brunnen'', Iett. awuts ^Quelle" (von Bezzenberger BB. XVIII,
267 nicht uberzeugend zu ^'ave ^herab'', lat. au- gestellt) ver-
binde (anders, doch nicht uberzeugend, Liden IF. XIX, 320 f.).
Auch der Name des Sees Avernus kann hierher gehoren (an-
ders Vanicek 31 ; s. noch Stolz IF. XXII, 247 ff.),
averriincOj -are in der Religionssprache „etwas Boses abwen-
den, entfernen; verbieten^'^ ea mihi bene verruncent „das moge
zu meinem Heil ausgehen!'^: von VaniCek 269, Stolz HG. I, 516 mit
verrere „schleifen (am Boden), fegen"" verbunden unter formeller Zu-
grundelegung eines Nomens %^rr^^nci^5 (vgl. deus Averruncus) von
^^verro-^ -onis. Unwahrscheinlich wegen der Bedeutung, die viel-
mehr zu verto stinimt (Breal-Bailly 432); doch konnte, da verr- auf
^vers' beruht, hochstens entfernte Verwandtschaft hestehn i^uer-s-i
%^r-3f-? s. auch urvum).
averta ^Felleisen" : aus gr. doprri ^Kleidersack** (Weise BB.V^
77, vgl. zum Lautlichen Solmsen Stud. 23).
averto — augur. 73
avert© „wende ab" : ai. apavartati.
aufero: = ai. ava-hharati ^bewegt iiieder, fort", s. att- und
fero.
au^eo^ -ere ^wachsen machen, vermehren" : ai. djah n. „Kraft^
Starke", a v. aojah-y aogah-y aogaro „ Kraft, Macht'', got. aukan
„wachsen, zunehmen, mehren^, ahd. otMton^ aisl. auka^ ags. eacian
„vermehren'', air. og „ integer^, lit. dugu ^wachse'', duksztas^ lett.
augsts ^hoch'^ (=lat. augii8tus)y ^y. aucktai-rikyskan ^Obrigkeit'',.
cmcktimmien ^Vorsteher^, lett. mikts „hoch" (= lat. auetus; s*
bes. Bezzenberger BB. XXIII, 295; unsicher ist die Zugehorigkeit
von air. os^ tias „iiber^ oberhalb"", galL VxellocUimim ^Hochstadt'^
cymr. corn, tichel ^hoch", uch „oberhalb", die eher nach Osthoff
IF. IV, 280 a mit got. auhuma^ mihiimists „hoher, hochst" zu ver-
binden sind^ wozu nach Bezzenberger apr. ucka- Superlativartikel,
u. a.), vielleicht alb. agume ^Morgenrote^ Morgen", agoj „tage'' (G.
Meyer Alb. Wb. 4; tiber arm. acem „wachse% Pedersen KZ. XXXIX,
393, s. vielmehr Lid^n IF. XVIII, 503 f.) ; mit ^-Erweiterung (vgl. ai.
ojas', lat. augus'tus) gr. autuu ^mehre, steigere'', lat. auxilitimy
und das folgende,
^^aug- ist Ablaut zu ^aueg-: gr. a{J)i^{jj ^mehre", med.
„wachse", ai. vaksaxia-m ^Starkung'', vaMayati „laEt wachsen'',
av. vaxsaHi „la6t wachsen'' (schwachste Stufe in oi. ugrd-h „ge-
waltig"", uksati „er erstarkf [pf. vavdksa], av. uxsijeHi „wachst")^
got, tvahsjany ahd. usw. wahsan ^wachsen'' (dazu mit Dehnstufe
wohl got. tvokrSy ags. wocor, ahd. wuoJihar ^Zunahme, Zuwachs^
Gewinn, Wucher''; von Bragmann Grdr. IP, I, 349 allerdings
unter Berufung auf ai. vdja-h „ Kraft, Schnelligkeit, Kampfpreis,
Gewinn, wertvoUes Gut'' zu mgeo gestellt; doch dtirfte „Gewinn,
wertvolles Gut'' wohl eine spez. ind. Bedeutungsentwicklung
sein). ~ VegeOy vigil usw. hat fernzubleiben. — Vgl. Curtius 187,
VaniCek 259 f., weitere Lit, bei Zupitza Gutt. 160.
VgL noch lat. attctor — u. tihtur; augmen(tum) = ht.
cmgmu „Wachstum, Auswuchs", ai. djindn- „ Kraft \
« augiir, 'uris „Vogelschauer, Vogeldeuter" ; nach Priscian
Gramm. lat. II, 27, 17 antiqui auger et augeratus pro augur
et augtcratus dicebant; xgl auch G, Gl. L. V, 169, 37 atUgerus
auguriatOTy qui aves aspicit (s. auch Loewe Prodr. 348) : eine tiber-
sicht der Deutungsversuche bei Wissowa Pauly-Wissowa II, 2313 if.,
dessen Teilung in "^rcvi-gur (vgl. auspex) auch mir sachlich wie
sprachlich fast unabweisbar erscheint. Das zweite Glied ist wegen
des term, techn. augurium agere am ehesten gero (^aui-ges-os, nach
auspex in die kons. Dekl. libergefuhrt), wobei sich das spatere u
durch Assimilation an das u der ersten Silbe rechtfertigen wtirde. —
Kaum mit Recht dachte man an lit. ziureti „nach etwas sehn, sein
Augenmerk worauf richten^ lett. fchtiretes „lauern% oder an ab.
zhreti „sehen, Micken% zor^ ^Gesicht'' (wozu wohl ab. mrja „Glanz%
apr. sari „Giut% lit. zereti „strahlen'', paiiora „Widerschein am
Himmel", zaryjos „gliihende Kohlen% gr. xapoiz6(; „strahlaugig%
J. Schmidt KZ. XXV, 133 a; uber alb. zjaf ^Feuer'' s. Wiedemann
BB. XXVII, 203 al; vgl. noch ravus), Fr5hde BB. XVII, 310, Prell»
74 augustus — avis.
witz BB. XXI, 168 f.; denn cmgur ware die einzige Spur dieser Sippe
im Itaiischen.
Iin Anschlusse an die Alten, die z. T. an mtgeOy auctor an-
kniipften, dachte Biicheler N. Ibb. LXXXVII, 785 (ahnlich Zimmer-
mann Rb. Mus. LV, 486, AflL. VII, 435 f. ; s, auch Thes.) an Ver-
bindung mit augustus, so daS ein neutr. "^anguSj "^augos zugrunde
lage, aiif das der pL augiira (Ace. trag. 624) zu beziehen sei] Tat-
sacblicli wnrde ein '^cmgus-j -eris (vgL fempus, -oris^ alter -eris) der
Form anger wie augur gerecht werden, doch ist mir augura
keine ausreichende Stiitze fur ein nrsprgl. Neutrnm; da gerade die
aus Neutra umgewandelten Venus ^ veins in den Casus obliqui -er-
^eigen, muJBte fiir augur auch in diesern Falle Assimilation an das
u der ersten Silbe angenommen werden.
Unrichtig halt Giles Proc. of the Cambridge Phil. Soc- XXV
— XXVII (1891), S. 14 augtir fiir blofae Ableitung von avis mit
dem in -irp^apu?, lit. zmogiis ^Mensch" vorhegenden Suffixe ; da-
bei ware vielmehr ein gen. ^^aiiguis zu fordern (Zimmermann
Rh. Mus. LV, 486). Gegen Stowassers (Wb.) avis + ^'gitrere
(„Stammwort zu gustare^') spricht die Form aitger, auch ist
gustare nicht „kiesen^.
augrwstiis ^heihg, geweiht; bewundernswert, erhaben'' : = lit.
'duhsztasy lett. augsts, vgl. auch den 5-Stamm von ai. ojas-, a v.
<iojah'^ aogah- und die verbalen ^-Erweiterungen, sowie cmxilium
unter augeo.
EYia „einePflanze% u.zwarnach Columella 6,1 4,3 ^7?.^r&<^ quae vaca-
tur avia^ cum sale ttHta et imposita^' und 6, {4^,Q^^Celsus.. Aumenti
cervici herbam, quae vacatur avia^ ut sujjra dixi^ contimdi et in-
ponijubef') da Plantago ein bekanntes kuhlendes Verbandmittel bei
auSern Entziindungen ist und die Etymologie a via („Wegerich'') da-
mit libereinstimmen wiirde, ist wohl „Wegerich" als Bed. zu ver-
muten.
ayidus: s. aveo.
ayillws „agnus recentis partus'" (Paul. Fest. lOThdP.; Gloss.):
yielleicht als ^^ovillos Deminutiv von ovis (Vanicek 29, Curtius 391,
Solmsen KZ. XXXVII, 5f); doch ist trotz Solmsen Frohdes BB. I,
327 Verbindung mit a gnus mindestens gleichwertig, da ''ag^hiolo-
{woraus '^ag'^i:nlo- usw.) als Deminutiv der alteren Schicht durch das
junge agnellus in keinerWeise diskredidiert wird (so auch Fay Stud,
in Hon. of Gildersleeve 1902, 192, und Thes.).
avis „VogeP: = u. auif, avif a. pi „aves'', vgL auch u.
aviehate ^auspicatae"" (daL sg.), aviecla, aviehla ^auguraU^'
(v. Planta z. R I, 115); ai. vih, veh, av. vU [vay-) ^VogeP', ai. vagahn.
^Gefliiger, gr. aierdt;, 'a€T0? ^Adler'' (wenn aus ^^aJ^ieTOc; liber
%i/eT6?, VgL aipeT6(;- dexot;. TTepYaioi Hes^? Beachteliswert da^
gegen Danielsson IF. XIV, 384 ff.; Entlehnung aus dem Semit. an-
zunehmen ist keinesfalis notig, s- Boisacq Wb. s. v.), oiuuvoc; ^grofier
Vogel, Raubvogel'S wenn nach J. Schmidt KZ. XXXII, 374 aus
ciJ^iwvdq assimiliert (vg]. noch Solmsen KZ. XXXVII, J 2 rait Lit.;
andersBrugmann IF. XVII, 487: ol|ua „sturmischer Angrifr), arm. hav
^ Vogel, Hahn, Henne'' (Hubschmann Arm. Gr. I, 465); ob hierher
nach Stokes KZ. XLI, 381 auch nir. ai^ ao^ ^„Schwan'' ? Uber ahd.
anlla — auriga. 75
wlo „Weihe''* — Hirt Abl. 121 — s. aber vielmehr SchrSder IF,
XXII, 193. Fernzuhalten ist auch gr. oio|Liai ^ich meine, glaube"^
(s. unter omen). S. noch aiieay ovum. Wesentlich nach Gurtius
391, Vanieek 31.
aulla^ aiila^ olla (letztere, dialektischo Form auch die Gdf. der
rom^ Abkommlinge, s. Ettraayer ZfromPh. XXX, 5!28) ^Topf, Hafen'':
nach Ausweis des Demin, auxilla wohl aus ^auxld und zu ai*
ttkhd-h^ tikJidy^ Topf, Kochtopf^, got. auhnSj anorw- ogn, aschw. oghn
^Ofen'' (urspr* ^Feuertopf, Warmpfanne'').
Zweifelhaft ist die Auffassung von aisl. ofn, ags. oven^ ahd.
ovan: sie werden von Zupitza Gutt. 15 f., 71 statt hierher zu den
von J. Schmidt KZ. XXII, 192 nntereinander verkniipften apr.
wiinnmis „Backofen^, unmcMe ^B^-ckhaus'' mid gr. irtvdc, ^Ofen'^
gestellt; unrichtig von Meringer IF. XXI, 296 als Entlehnung aus
vorgriech. '^upnos, "^uq^nos (aber gr. k aus g^ij nach u\) und ihrer-
seits als Quelle der preufi. Worte betrachtet; nicht liberzeugend will
Bezzenberger BB, XXIII, 315 auch got. usw. auhns fernhalten und
vielmehr zu lit. attkszinis ^Rauchkamin^ stellen, das aber unter
Annahme einer Zwischenbedeutung „Ofen'' mit unseren Worten
zu vereinigea sein wird.
Vanicek 40 f. — Bezzenbergers a. a. 0. Heranziehung auch von
lit. lett, aukszlis ^Dilte oder Schachtel aus Baumrinde" iiberzeugt
mich nicht.
Gegenuber dieser Auffassung, welche ursprunglicbes cm vor-
aussetzt, betrachtete Thurneysen KZ, XXVIII^ 157, Stolz HG. I,
211, Hdb. ^ 46 ganz unwahrscheinlich als urspriinglichen
Vokal; weder o. ulam „ollam'' (v. Planta I, 155), noch falisc.
olna (Zvetajeff Inscr. It. med. Nr, 51). wohl „olla, urna^, stiitzen
dies, da o. Mam von v. Planta richtig als Lehnwort aus dem
Lat. angesehen wird, und fal. olna als Lehnwort oder als urver-
wandt =-- au hat (und im Suffix durch urna beeinflufet scheint). —
Neuerdings erklart Thurneysen Thes., mir unannehmbar; atcUa
als Deminutiv von alvus (s. d.), bezw. dessen Vorstufe "^atdos]
auxilla sei Analogiebildung.
aura ^Lufthauch, Luftzug, Luff': aus gr. aupa ^Hauch'' ent-
lehnt, nicht daaiit urverwandt; s. vent us.
aureae, aureax: s. os und aur%ga.
Aureiiiis: s. atcrora.
ani'lclialcum, o^ichalcum „eine Kupferlegierung, (seit dem
1. Jhdt. V. Chr. sicher:) Messing'' (s, zum Sachhchen Diergart Phi].
LXIV^ 150 ff,): aus gr. opeixaXKoq ,, Messing'' mit teilweiser Anlehnung
an aurum {z. B. Saalfeld).
auriga^ orlga ^Wagenlenker": aureae .,Ziiger' {s. ds)'^'iga
zu ago ; gegenuber aureax wohl erst mit Ubernahme des in andern
Zusammensetzungen entstandenen -iga. Keinesfalls nach Vanicek
226 mit jugum im zweiten Gliede^ da auriga Nomen agentis ist
gegenuber hlga^ trig a ^ quadriga.
Nicht annehml3ar sieht VaniCek a. a. 0., Nazari Riv. di fd.
XXXII, 99 in aureae VLndi'^auri[-jugd\ ein'^-'aiiro- ^Pferd, Renner'^
wegen gr. aupipdxric; ^schnellschreitend", aOpi ^geschwind'',
76 auris — aurora.
aupor Xajwoi, yXvjrrwv IxaAiKuav {van Herwerden Lex. gi\
suppL) iind KevTaupoij das Nazari als ^Rossestachier'' deutet.
* auris „Ohr": Jon. att. o\)(; {^ousos; daneben Jon, dor. wq aus
idg. ^d\u]s; s. Somnier Gr. Laiitst. 15 ff.), g. ouaToc, ujt6<; (dor,
€Sujpdbia Hes., Oj/axa Alkman^ ^vibbiov aus "^otisidmn, mit urspr.
on? vgL alb. ves „Ohr'' aus '""os nach G. Meyer BerL Phil. Wochen-
schr. 1891, 570, Alb. Still, llf., Bugge BB. XVIII, 172; doch kann
nach J. Schmidt PL 109, 406 [m. Lit. J das -uj- dieser dor. Worte
aus dem n. sg. (bq bezogen sein), lit. ausis „Ohr'' {— lat. cmris),
lett. auss, apr. ausins a. pL ds.; got. aiiso, ahd. usw. ora „Ohr"
(aus got. "^^rm^a-; "^cmsi-hrigga stammt ab* ^iser§g^^ tcser^zh), ab. tccho^
go uses,e^ du, usi „Ohr'', av. tisi „die beiden Ohren'', ubertragen
^Verstand, Einsicht, Sinn'' (v. Fieriinger KZ. XXVII, 335, weitere
Lit. bei Bartholomae Airan. Wb. 414), arm. unJcn (gen. imlcan)
^Ohr'' (^tison-qo-m mit dems. g-Suffix wie gr. ybKxhec, 'evujTia Hes.
aus *6a-K0-, Osthoff v. Patrubanys Spr. Abh. II, 54 f., 97). Ein
kons. Stamm in lat. aus-ctilto (s. d.); lit. g, pi. ausu^ a.-mir.
au, 6 „Ohr'' (de Saussure Mem. 2i24, J. Schmidt PI. 406)- Gurtius
403, Vanieek 80.
Aber gr. dKOuuj, got. hausjan, shd. usw. horren ^horen'' ist
nicht nach Kretschmer KZ. ^XXXIII, 567 als idg. '^{a)k-oiiS'id
{-ansio?) „h6re scharf' {\acer) aufzufassen, trotz gr. dxpodoiuai
aus '''dKp-ouado|uai, s. eaveo. Betreffs alltalliger Hierhergehorig-
keit von jon. Trap)Viov „Wange" s. unter ds.
Weitere Verwandtschaft s. unter audio. Ob der gr. und
alb. o-Vokalismus urspriinglichen Ablaut darstellt oder auf Ein-
flufs von ^^6{u)s- ^Mund'' beruht, ist fraghch.
Abweichend nehmen Meringer Wiener Sitzungsber. 125, II,
12 f., zweifelnd G. Meyer Alb. Stud. Ill, 11 (ibd.), wegen der von
ihnen auf "^oitCjs zuruckgefahrten dor. und alb. Formen Identitat
mit der Sippe von lat. as „Mund'' an: idg. ^^6{%i)Sy "^dus-es
„Mund'' und „Ohr% ursprgl. ^Offnung im Kopr, was ganz
unnaturlich ist. Weitere Lit. bei Pedersen IF. V, 34; Johansson
BB. XVm, 26.
- aurora „Morgenr8te": hom. fidi^, aol. auojc;, att. ewe; „Friih-
licht'', aYXotupo? „dem Morgen nahe'', aiipiov „morgen'' (%uap-) :
ai. tcsdk „Friihlicht'', ttcchcUi „wird hell, erstrahlt^', usrdh „raorgend-
lich, rotlich", tcsarhudh- ^fruh wach''; lit. auszra ^Morgenrote"",
auszta „es tagt", lett. mist ds., ab. za ustra „to upuai^' (ob auch
ab. utro^ jutro ^Dammerung, Morgen ""? Kontamination von ^^ubhra
=: lit. aiiszrd mit einer Form mit ^Suffix ist wenig nattirlich, s.
Berneker IF. X, 156, und Mikkolas IF. XXIII, 125 lautlicher Ver-
such nicht befriedigend ; unwahrscheinlich Prellwitz BB. XXVI,
324; von Pedersen KZ. XXXVIII, 311 ff. zu ab. j^lg^ ,Suden% gr.
aiiyri ^Glanz'' gestellt, von Meillet Et. 406, Berneker IF. X, 156 zu ab.
jiiy lit. jcm „schon"); grm. ^^cmstr- aus ^^cmsr- in Ostrogothae, alter
Austrogoti „die gl^xizenAen Goten'', ags. eastro, ahd. osfarUn „Ostern''
(vgl. besonders Streitberg IF. IV, 305 ff.); grm. ^atistra- aus idg.
''aust{e)rO'' „ostlich'' in ahd. usw. ostar „ostwarts'' (s. lat. atister),
vgl. auch ahd. usw. ostan „von Osten'S nhd. Ost^ Osten.
aurum — aut, 77
Andere Ablautstufen der Wz. *aues- Jeuchten" in ai. a-
vasran ^sie leuchteten", vasarhdn ^in der Morgenfriihe schlagend''
(aber lat. Vesuvius e\iQV zuwro); *uds- in mir. fair „Sonnenauf-
gang% cymr. gwawr ^Morgenrote" (Fick II*, 278). — Ganz un-
sicher ist Zugehorigkeit von ver ^Friihling" usw.
S. noch aurum, auster. Curtius 400 f., "Vani^ek 277. —
Auch etrusk. ^lsil „Sonne'' (wozu zunachst IdX.Attrelius, schon
nach Paul. Fest. 18 „a Sole diet.'') ist in der Wz. italisch.
aiinim ,,60^", sabin. ausom (nach Paul. Fest. 6 ThdP,); lit.
duksas „Gold", apr. ausis ^Gold" (Vanicek 278) sind wohl frtihe
Lehnworte aus dem Ital., vgl. Schrader Sprachvergl. ^ 255, ^I, 41
{urverwandt z. B. fiir Thurneysen Thes.). Aus dem Lat. stammt air.
or, cymr. awr usw. Ital. *atisom zu Wz. *aues- „leuchten, gianzen"
in aiwora usw. (Vanicek usw.)?
ausciilto, -are „aufmerksatn zuhSren": aus- zu auris (Vani6ek
30, Curtius 403); -culto setzt Zupitza BB. XXV, 99 = aisl. halla
^neigen", Brugmann IF. XI, 109 = -clitare zu clinare usw.;
beid'e ErklaruuR-en sind nachstverwandt, da *klei- ^neigen" auf "^Jcel-
ds. {halla auf *qel-7 s. cUno) beruht, Persson Wzerw. 100; aus-eulto
ware dann „ich neige mein Ohr, lausche", vgl. ahd. helde din or a
ze minero digi u. dgl. — Doch wird die Erklarung aus *dus-clutare
(: clueo) Pott KZ. IX, 207a, Schulze Qu. ep. 38 a 1) durch die Analogie
von gr. ibxaKOUcTTeiv „liorchen, lauschen", mit dem es als Ableitung
eines Ptc. *aus-elutos (*ibT-aKoucrT6^) „mit (eigenen) Ohren gehGrt"
auch formell auf derselben Stufe steht, entschieden in den Vorder-
grund geriickt. Die Synkope (bzw. Umstellung) gegentlber inclutus
erklart sich durch die schwerere Konsonantengruppe von *aus-
clutos.
Auf spater Apharese (der anlautende Vokal als Prap. em-
pfunden, und zwar in der Form ascuUo) beruht scultator „Kund-
schafter" usw. (Ronsch ZfoG. XXXV [1884], 579 ff.).
aui^cnlmn nKuS": s. os.
auspex ^Vogelschauer" : avi- + Wurzelnomen zu specio, — ai.
spdg-, av. spas- ^Spaher".
auster, -tri „ Slid wind", atistralis ^stidlich": = grm. *atistra-
^Ostlich" (zum Sufiix siehe Brugmann Grdr. IP, I, 327) in aisl. austr
^Ost", ahd, 6st{a)ra ds., ahd. usw. ostar „ost warts", nhd. noch in
Osterreich = ahd. ostar-nM; lett. austrs „Ostwind", austrums
^Osten", vgl. auch ab. ustro ^aestivus" (Pedersen IF. V, 69) und
av. usas-tara- „ostlich" und mit anderem Suffix ahd. usw. dstan
„von Osten". Merkwiirdig ist die Bedeutung ^Sudwind", nicht ^Ost-
wind": doch ist auch in der Vogelschau die Richtung gegen Osten
teilweise durch die Richtung nach Stiden abgelost, s. Schrader
Sprachvergl. 2 373. S. aurora.
atister nicht zu gr. aOoq „trocken" (z. B. Schrader Reall. 956;
lit. sausas\), auch nicht zu gr. et)po<; ^Sudwind" (Prellwitz Gr.
Wb.^ s. dagegen z. B. Sommer Gr. Lautst. 36 f.).
aiistmm: s. os.
ant ^oder": = u. tite, ote „aut", 0. auti „aut'', aui „autem,
at" (dieser Bedeutungsunterschied auf der Tab, Bantina; in Gapua
avt in beiden Bedeutungen, s. v. Planta II, 465), gr. aOxi „wieder",
78 autumnus — avus.
vg'L audi a\)X£y auTi^; ^wiecler^ zuruck", au⁢ ds., aurdp (%UTG-dp)
^aber"^ {VaniCek 31). "^cm-ti, gebildet wie pos4{;l), von "^atc^ gi\ aO
„wiederum'', yielleicht auch in got. cmk, ahd. otih^ nhd. cmch =^
gr, av'je; damit ablautend ai. u^ tt-fd .,und, aber, auch'^ fFick P^
135, 347, Prellwitz Gr. Wb. s. v. ah).
Wohl zmn Pronominalstamme ai. ay. avct'-y ab. ov^ „jener^
(Lit. bei Brugmann Dem. 97 f., der Ber. d. sachs. Ges* LX, 33 a2
auch au-To^ als „von ihm aus** anreiht, vgL aO&i „dort, dort-
selbst, auf der Stelle^^) oder (bzw. und, ygL Johansson BB. XV^
315] zu lat. cm- „weg'' us\y. (Vanicek 31)^ welcher Verbindung
die gr. Bedeutung „zuruck, wieder^ allerdings nicht ungtinstig
ist. — Hierher lat. autem „aber^ ; vgl. zur Bedeutung noch
Zimmermann IF. XV, 123 ff., der autumdre als Ableitung dayon
faSt; zur Form 4em eine Vermutung bei Skutsch Glotta I, 319;
scheint nach Uim usw. erweitertes "^'auti-m, das nach den ace,
der i-St. zu autem wurde^
autumnus ,Jierbst'': ob nach Schrader SprachvergL^ 440 zu
aisl. atidr^ ags. ead, as, od, ahd. at „Besitz, Gut, Reichtum", got.
audahafts ^beglllckt^, aisl. usw. cmdenn ^geschenkt, yerliehen'^, ahd.
otag ,,reich'^ (eine Kritik weiterer Ankntipfungsyersuche bei Uhlen-
beck PBrB. XXX, 262), so daih auUtmntis (Suffix nach VerUimmts'>
Stolz HG, I, 497) „der Reichtum, Ftille spendende^ ware? Unsicher
schon wegen des festen grm. d (nie p)^ das eher auf idg. dh weist.
Eher auf Grund yon atv ^fort, weg'' gebildet, wegen der Ruckkehr
und Abwendung yon des Sommers Oberhitze; die Suffixgeschichte
(: aiii) bleibt aber noch zu klaren.
autunio*, -are „behaupten, sagen", seltener „meinen'': da autii-
mare auch mit iferdre gleichbedeutend gebraucht erscheint, nach
Zimmermann IF. XV, 124 (ebenso Fay Class. Quart* I, 25. Breal
Msl. XV, 138) Ableitung von mitem ^wiederum, andererseits, aber"^
{wie ahd. aberen ^wiederholen^ yon aber^ negdre von ^negi)\ die
Bildung mag durch aestumare unterstiitzt sein, mit dem autumare
trotz Skutsch Rom. lb. VIII, I, 57 nicht yon Anfang an bildungs--
gleich sein muS.
Nicht nach Hayet Msh VI, 17 f., Wharton Et. lat. zu gn ot'o-
lum „meine, glaube'' (s. omen) als Denominatiy eines '^aviUimiis
(Suffix wie in legitimtis)^ zu avis; auch nicht nach Stolz Wiener
Stud. IX, 305 (unter derselben formalen Annahme) zu aveo^ da
weder aveo „bin begierig^, noch das unter ave erwahnte idg. "'^aue-
„lieb usw.^ in der Bed. yereinbar ist.
^ ayus ,,Grofdyater, Ahn^ {ava ^GroSmutter", avia ds.): ab, uh
^Oheim", ttjkct „ Xante ^, apr. m^^'5 „Oheim", lit. avyinas ds., got, atoo
^Grofimutter'^, aisl. de, afe „Grofivater",air. aue „EnkeP ; zu lat. avun-
culus ,,Bvnder der Mutter'' (s. zur Bed. K5hm Alat. Forsch. 146 ff.; for-
raell von einem ^^avo, -onis) vgh bes. kelt. ^^^aiienter in cymr, etvythry corn.
eiiiter^ bret. eontr „Oheim'' und ags. earn, afris. gw, ahd. oheim aus
'^amin-xaimaz (die Schlufisilbebesagt nach Osthoff PBrB. XIII, 447ff. : „der
im Heim des GroSvaters lebende"; vgL auch Wiedemann BB.
XXVIII, 34), Gurtius 386, VaniCek 29; nach Brugmann IF. XV,
94 ff. ist yielleicht auch gr. aia als .,Urmutter Erda'' ^=^ lat. avia
(doch s. auch Jacobsohn KZ. XXXVIII,' 295, Phil. LXVII, 484 f.). --
anxilium — babit. 79-
Unsere Sippe beruht auf eiiiem Lallworte, s. unter ave (Curt., A^an,^
Osthoff a. a. 0.; weitere Verwandtschaftsworte aus dem Gr. bei
Meister BB- XVIII, 325), nicht imch Wiedemann BB. XXVII, 223 als.
„die Alten^ auf dem Pron.-St, "^auo- in ab. ov^ „Jener'' (s, au und
unter cmt). — Hiervon avltus ^groSvaterlich, angestammt", von
Jacobsohn Pbib LXVII, 524 f. aus "^dvietos erklart, ursprgl. „vom
GrOi^Yater her'', adv. auf -ittis zuni adj. "^aviits gebildet wie anti-
qtiitus, primitus] lautlich unsicher.
auxilium ^C^Zuvvachs), Starkung, Hilfe'' : s, migeo und bes».
augustus.
aiixilla „kleiner Topf, Hafen^: s, atilla.
axamewta ,,jene Gattung von Saliergesangen, die die generalis^
invocatio enthielten" (Wissowa Pauly-Wissowa 11, 2624): s. aio.
axitia ^Schere''(?): wenn wirkiich „Schere^, so wohl nach Hup-
feld KZ. VIII, 373 (VaniCek 8) von axis abgeleitet, wegen der Be-;
Avegung um einen festen Mittelpunkt.
axilla „Achselh6hle": s. ala.
axio „Ohreule^ (Plin.): ganz zweifelhaft, ob als „Schreierin^.
Ansagerin^ zu axdre^ axamenta.
axis ^ Achse'* : == lit. aszis (zu eszis s. Bezzenberger BB. XXIII,
298), apr. assis^ lett. ass, ab. osh „Achse^, nir. aiss ^Karren^,
Wagen" (nur bei O'Reilly, s. Fick IP, 6); cymr. eehel „Acbse'', bret.
a{h)el ds.; ai. dksa-h, av. asa-, gr, dSuuv „Achse'' (dazu d|aa2a
^Wagen'', als ursprgL ^einachsiger Wagen'' aufgefafit von Meringer
ZfoG. LIV, 387, KZ. XL, 217 ff. gegen Kretschmer KZ. XXXIX, 549 ff.),,
ahd. ahsa ^Achse". Wohl als ^Bewegungspunkt, Drehpunkf' zu
ago*^ auch axilla ^Achselhohle'^, dia ^{"Achsel,) FlllgeP zeigen den^
Begriff des Drehpunktes (Gurtius 383, VaniCek 8),
axis, richtiger assis „Diele, Brett, Bohle'': s. asser.
axitiosi y^factiosi dicehanttir, cum ^:>Zi^r(?^ ^?^(^ quid ag event face-
rentque. Axit atitem dixisse antiquos pro egerit manifestum est:
unde axites muUeres sive viri dicebaritur una agent es"^ PauL Fest.
2f, ThdP.; zu ago, vgL nocb bes. G. Gl L. VI, 122, Stolz Wiener-
Stud. IX, 303 (m. Lit.),
B.
biibae^ papae ^potztausend": aus gr. papai, uaTiai ds. ; davon
hahaecalus (Grundwort in span, habieca, Sittl AflL. 11, 610) etwa,
„Gigerl, Schwachkopf' (Weise 357, Saalfeld; s. bes, Grober bei
Friedlander Petronii Gena Trimalchionis 220 f.; nicht echt lat. trotz.
Sittl a. a. 0.). S. das flgde.
babit „Taupiql^ (G. Gl. L. II, 27, 52), hahiger (Gloss.) ^dumm":
wie gr. paPai (s. hahae) zu einem redupl. Lallwort baha^ wozu ai.
bababd Icaroti vom Knistern des Feuers, gr. papdSu) ^schwatze^^,
pappdSuj ^zirpe", ital. babbo ^Vater'^ engi. baby ^Kind"", cymr. baban
^Kind"", alb. beM ^neugeborenes Kind^^ lit. boba, ab. baba „altes
Weib^, mhd. babe, bobe „Alte, Mutter'^; lat. babuhis ^Schwatzer'^
stellt sich, wenn -lo- nicht Suffix, naher zum verwandten Lallworte^
so baca — baculum.
idg. *hal-bal- [ha-hal-, ham-hal-, hal-b- usw.) fur unartikuliertes
Sprechen und dgl., z. B. in lat. halbus (usw., s. d.), nhd. habheln,
pappeln, mir. babloir (Lehnwort? vgl. Fick II*, 161, Vendryes De
Mb. voc. 115) „Sclivvatzer", gr. PajupaXi^u), painpaKu^u) „habe Zahne-
klappern", pa^x^aivo) ^stammle" (daraus entlehnt lat. bambalo
^balbutiens^ s. Saalfeld s. v, und vgl. noch Bucheler Rh. Mus.
XXXV, 70 und LVI, 324 ; nicht nach Sonny Af IL. X, 366 aus baUUus
durch sec. Nasalierung), lit. hambeti ^in den Bart brummen". Lat.
daburi'-us „stultus, ineptus" (s. bes. Loewe Prodr. 54) zunachst zu
gr. ^a^vprac;' 6 rcapdixwpo<; Hes. (Fritzsche Curt, Stud. VI, 329), aber
auch von lat. burrae (s. d.) „lappisches Zeug, Possen" kaum zu
trennen, schlieist sich naher an gr. pdppapoq usw. {s. balbus) an,
baca, bacea nBeere" {bacalia „Lorbeerart", bacina „Bilsen-
kraut" u. dgl.): cymr. bagwy „Traube, Bund" und cymr. bagad ds.,
corn, bagas „Traube'', bret. bagccd „Trupp, Schar", gal. bagaid
„Traube, Schar" sind Lehnworte aus dem Lat. (s. Thurneysen KR.
40, Johansson KZ. XXXVI, 366, Vendryes De hib. voc. 115). Das
lat. Vt^ort scheint urspgl. als ^VVeinbeere" mit dem thrak. Bcikxo?
zusammenzugehoren, vgl. Varro 1, 1. 7, 87 Bacchi et Liber, cuius
•comites Bacchae, et vinum in Hisjoania baeca (auch Isid. orig. 20,
5, 4: bachia primum a Baccho, quod est vinum, nominata: postea
in tisus aquarios transiit), also ein Wort einer vorindogermanischen
Mittelmeersprache zu sein. Als Ableitungen mit einer ursprgl. Bed.
^Weinkrug" u. dgl. stellen sich wohl hierher (s. ubrigens auch
Thurneysen KR. 39) bacar vas vinarium simile bacrioni und bac~
r ion em dicebant genus vasts longioris manubri. hoc alii trullam ap~
pellabant (Paul. Fest. 22 ThdP.), bacarium „vas vinarium" oder
„vas aquarium" (Gloss.); bacario „orceoii genus" (Gloss.) — s.
audi Loewe Prodr. 55 — und das obengenannte bachia.
Nicht zu lit. babhas „Lorbeer, Pfeffernufi", bobkas „Pfeffer-
nuS", russ. bobki „Lorbeerbeeren, Lorbeer" (Vanicek 176; viel-
mehr Ableitungen von russ. usw. bohh „Bohne") oder gr. pdToq
^Brombeere, Dorngestrauch" (Wharton Et. lat. 10, Geci Rendic.
d. R. Ace. dei Lincei ser. V, tom. Ill [1894], 313) oder lat. bacu-
lum „ Stock" (angeblich „Rundholz", Fick I*, 398).
bacaluslae (Petron. 41), unsicherer Bed. (s. Friedlander zur
Stelle) und Etymologie.
baccina ^Bilsenkraut": zu baca, von den beerenahnlichen
Samen (VaniCek 176).
bacrio, -onis, bacario, bacarium^ bacar: s. unter baca.
baculum „Stab,Stock"^Demin.&aci'nww {^baccillum hicillicin
codd. " , Thes.), imbecillus „ schwach " (= „ ungestiitzt " ; die Erklarung
^,imbecilUs quasi sine baculo"" schon in den Leidener Juvenalscholien
zu III, 28, ^ s. Ronsch Collect, phil. 147 f., Niedermann lA. XVIII,
75): gr. pdKTpov, ^aKTr\p\a „ Stock, Stab, Stlitze", pdKTar layijopoi
Hes. (Ascoli Studi crit. II, 106 ff., Fick BB. VIII, 330 f., XVII,
320), mengl. pegge, engl. peg „Pinne, Pflock", ndd. pegel „Pfahl"
(Uhlenbeck PBrP, XVIII, 242), air. baoc, nir. bac „Haken, Krumm-
stab" (Zupitza KZ. XXXVI, 234); vielleicht auch gr. dpdKrj^ ^ruhig,
sanft" (ursprgl. „schwach"?) und ahnliche, s. Bezzenberger BB.
XXVII, 143 f., wo auch gegen Ficks BB. XVII, 320, Wb. IS 398
badius — baia, 81
Heranziehuiig von ahd. cliegil ^Kegel**. AVz, Hak- ^Stab als Stiitze
Oder dg]/ — Lat* hnhecUlns fordert keine Hochstufe '""hek-^ sondern
ist als '^im-haccillns mit bac{c)ilhi7n haculmn aus ^hac-{c)lom (alter
wohl "^hak'tlom) bildungsgleich (Duvan M6ni. soc. lingu. VIII, 185 ff.);
die Entwicklmig von -feec- (nicht -hec-) aus -bacc- (nicht wortanlautendj
gegentiber z, B. mamilla aus "^mammilla) ist wohl dureh altern
Quantitaisumtausch zur Vermeidung langer Konsonanten in zwei
aufeinanderfolgenden Silben zu erklaren.
Unrichtig sieM Vanicek 73j Ceci Rendic. d. R. Ace, d. Lincei,
ser, V, t. Ill (1894), 310 ff. in taciilum einen Verwandten von
Wz. *fif^Vl-, ^^g^-e- „gehn'' (s. venio)\ auch paKov ircaov. Kpf|Te? Hes.
(vgL zur Bed, 0Kr|irTeiv ^sttitzen, aufstemmen^ und „niedersturzen")
sttitzt dies trotz Fick BB. XXIX, 196 nicht, da sein Anklang an
P^pi^Ka nicht etymologische Verwandtscbaft erweist. Nicht s fiir
sich hat Johanssons Beitr. z. gn Spraehk. 70 f. (m. Lit.) An-
kntipfung an haeto.
badius ^kastanienbraun": air. huide (;^bodms) ^,gelb'', galL Bo-
cUocasses (Fick 11^, 176).
bado^ -are, hattat^ hataclare „gahnen, mit offenem Munde
dastehn^ (Gloss.): nach Ausweis von prov. hadar (afrz. hcter^ ital.
hadare) ist "^hatdre aiizusetzen (Meyer-Liibke Wiener Studien XXA^,
92); unerklart. An Entlehnung aus dem Kelt, (air. hdith ^Idiot'')
dachte Thurneysen KE. 41 f.
baeto^ -ere ^gehn** {heto sehlechtere Form; hlto aus den Zu-
sammensetzungen, s. bes. Solmsen Stud. ISOal): u. ebetrafey hebe-
tafe i^ex'baeti^as) „ln exitus"" (Bticheler Eh. Mus. XXXIII, 29,
V. Pianta I, 336; o. Baiteis ist aber Eigenname nach Buck
Gramm. 257).
Weitere Anknupfang zweifelhaft: gegen Verbindung mit gr.
qpoirdiu s. Osthoff BB, XXIV, 210. In Rechnung zu Ziehen ist
allenfalls lett. gaita ^Gang" (Lit. bei Johansson Beitr. z, gr.
Spraehk. 70 a 1) unter Annahme o.-u. Ursprungs, idg. "^^^^-Z^, Er-
weiterung von "^g-d-j ^g^e- „gehn" in ai. gd- ^gehn^, gr. g-pr]v
usw. (s. venio; doch kann das lett. Wort mindestens elDensogut
zu gr. (poiToEoi gehoren, v. Pianta a. a. O. nach Fick BB. II,
187, Bezzenberger-Fick BB. VI, 237, Fick Wb. I^, 397, Bezzen-
berger BB. XVI, 238; auf idg. bh will <p- dagegen Wood GL Phih
III, 79 zuruckfiihren), und unter derselben Annahme Vergleich
mit gr. djLiqpiapriT^uj, ion. djitpiopaT^u) „streite'' (= „in derMeinung
nach zwei Seiten auseinandergehn''; s. auch arbiter)^ das zu ^pn^
^ usw. gehort und nicht mit den ital. Worten unter idg. "^beii^t-^
"^bnt'y sekundar Hdt- zu vereinigen ist (zweifelnd Johansson a.
a. 0.).
bafer „grossus, ferinus, agrestis'' (Gloss.): Dialektwort (Ernout
El. dial. lat. 117 f.) unbekannter Herkunft.
baia (franz. usw. baie, woraus nhd. usw. Bai): gegen Isidors (orig.
14,8, 40) Erklarung y[porUim\ veteres a baiulandis mercibus vocabant
baias . ..", so dafi an bahihts anzukntipfen ware, spricht nach Meyer-
Ltibke die span. port. Betonung bccMa und die — aller dings im
Widerspruch zu Isidors partus stehende — Bed, ^Meerbusen"*, nicht
^Hafen^ Er halt das rom. Wort mit Uhlenbeck PBrB. XIX, 327
Walde, EtyDi. Worterlbuch d. lat. Spraclie. 2. Aufl. 6
82 baiulus — ballaena.
iind fruhereii ftir basidschen Ursprungs [Zweifel bei Baist ZfromPh.
XXXII, 31 ff.], dagegen Schuchardt PBrB. XIX, 541 ff, fur den Namen
des durch seine beriihmte Bai ausgezeichneten Bajae, was zu Isidors
Plnralform allerdings merkwiirdig stimmt, aber die Betonung hahia
unerklart laSt.
baiulus ^Lasttrager'': unerklart. Niclit nachSolmsenKZ. XXXVII,
2S zur roman. Sippe von span, haga „Last, die dem Maultier auf-
gelegt wird^, pro v. bagua^ afranz. (irgendwie entlehntem) hague
,,BundeP^ franz. hagage ^Gepack'', hagatelle ^kleiner Pack, Kleinig-
keit'', wozu n. a. cymr. heich ^Burde, Last"" (kaum zu fascis; vgl.
die Sippe bei Thurneysen KR. 40), ndL pah (daraus nbd, Pach),
nord. pakke^ mengl. packe^ engl. pack (aus dem Germ, stammen
itaL jjacco, franz. paquet^ nir. pac usw., wie aisl. bagge „Lasl^ aus
dem rem. "^baga; Spuren eines wohl aus dem Kelt, stammenden
lat bacca ^capulus" s. Corp. Gl. Lat. VI, 123). Denn diese sebr
wortreiche romaniscbe Sippe ist zeitlich von dem bereits plautinisclien
banilus zu weit entfernt, um ftir letzteres etymologisch in Betracbt
zu kommen, aufeerdem doch gewiS nicht lateinischen Ursprungs
(Einwande v. Ettmayers brief lich).
Osthoff BB. XIX, 321 f. erklart baiulus aus ""badio-, zu gr-
paaTd2;aj ^trage, hebe empor% pdaxax^a ^Lasf" ; ganz fraglicb.
balatro^ -onis „PossenreiSer, Schwatzer'^ : ob identisch mit
bJatero ^Plapperer'' mit volksetymologischer Umgestaltung nach
balare „bl6ken'' (Keller Volksetym. 130)? Eher gestattet die bei
Porpli. erscheinende Form barathro und die im SchoL Hor. sat. 2,
3, 166, begegnende Bezeichnung eines P. Servilius Balatro als ^fuit . . ,
tantus devorator^ tit simili vitio labor cmtes balatrones dicti sint^ an
pdpadpov anzukntipfen (Thurneysen Thes.).
balbus „stammelnd, lallend'\ balbutio ^st^mmle"^ : lautmalen-
des *&ai- {vgh auch babulus unter babit) mit gebrochener Redu-
plikation, wie ai. balbuthd-k „Name eines Mannes'' (eigentlich
^Stammler"), cech. bib „Tolper, serb. blebetaU, lit, blehenti ^plappern'';
mit voller Reduplikation ai. balbala-kar- ^stammeln'', bulg. blabolja,
blobolja ^schwatzen, mit der Zunge anstoSen''^ russ. bolobdUty
^schwatzen''; vgl, ahnliches unter babalus^ blatero, und mit anderer
Liquida ai. barbara-h ^stammelnd, pi, Bezeichnung nicht arischer
Volker% gr. pdpPapo<;*5, nicht griechisch, von unverstandlicher Sprache^
(woraus lat barbarus), ^ap^apdcpujvoc; „von undeutlicher Sprache"";
lit. birbti ^summen*", barbdSius ^Summer'', serb. usw- brbolati,
brbljati ^plappern'' (Vanicek 176, Curtius 290 f. usw.).
balbus nicht nach Frohde BB. XVII, 311 zu ai. jdlpati „redet
undeutlich".
baliolns bei Plant Poen. V, 5, 22 ist jetzt gebessert zu baiio-
lus^ bessere alte Schreibung fur baiulus, daher nicht als „scheckig,
gefleckt*" Ableitung von gr. ^aXxdc, ^scheckig'' (z. B. Saalfeld) oder
von lat badhis (Petr BB. XXV, 137).
ballaena (Kurzform ballo) ^W'alfisch\- bei Entlehnung aus gr.
(pdUaiva ^Walfisch'' (z. B. Saalfeld) ware lat. p- (oder ph-) zu er-
warten. Dasselbe Verhaltnis bei Bruges: OpuTG? weist wohl auf
Entlehnung aus einer nordlicheren Balkansprache mit b = gr. cp^ wo-
ballo — bardus. 83
durch die ohnehin sehr zweifelhafte Verbindung von qpdXXaiva mit
lat. sgualus usw. hinfallig wird.
ballo^ -m^e ^tanzen": aus gr. paXXiZuD ^tanze" (nach Ath» VIII,
362 in Sizilien nnd Grofigriechenland; z B, Saalfeld), das zu ai.
balbaUti „wirbelt*^ (Wackernagel Ai. Qv. I, 181). Nhd, Ball aus franz. hal.
ballo^ -mis „Walfisch^: s. ballaena.
balo^ -are „bloken (von Schafen), meckern (von Ziegen)'^ :
schallnachahmend ; mit den Sippen Yonbalbus^ blatero, babtilus
nnd mit gr, pXr]xn ^das Bloken'', pXrixdoiuai ^bloke^, ab. blejati,
blekati^ blekotati ds., ags. bl^tan^ ahd. blagan ^bloken*^, nhd, nmnd-
artlich bldssen (die germ. Worte mit stockender Lantverschiebung ?)
nsw. (z. B. Vanicek 176, Gurtius 291) besteht keine nahere Ver-
wandtschaft. Unrichtig Fick P, 33.
baltens^ baltenm „Einfassung, Rand, Gtirtel, Gurf: nach Varro
bei Charisius Gr. Lat. I, 77, 5 etruskisch. — Unmoglich Meringer
IF. XVIII, 285.
baluca (balluca) oder bdluxy -ucis „Goldsand, Goldkorner*^
(wohl zusammengehorig mit dem gro&ere Goldklumpen bezeichnen-
den palaga^ palacitrnay \^\. Plin. h. n, XXXIII, 77, Friedlander
zu Mart. XII, 57, 9): span. Wort, vgl. Holder I, 338 f. (sehr fraglich
V. Ettmayer ZfromPh, XXXII, 725).
bambalo ^balbutiens'': s. babit^ babulus.
bambilitim^ bamborinm „ein musikalisches Instrument'': schall-
nachahmend.
bancns (erst bei Gaelius Aurelianus, ca. V, Jhdt.) „ein Fisch":
gewifi Fremdwort,
barba „Bart": ahd. usw. bart „Bart^, lit. barzdh^ lett. barfda^
apr. bordus, ab. brada, v. bar odd „Bart^ (Vanicek 177; zum Stamm-
auslaut s. Pedersen IF. V, 72, Walde KZ. XXXIV, 507, y/o weitere
Anknfipfungsmoglichkeiten).
Lat. barba ist assimiliert aus "^farba (Solmsen KZ. XXXIV,
21a, Meillet Msl. XIII, 215; unrichtig dagegen Horton-Smith
Glass. Rev. X, 429 f.), wie umgekehrt vielleicht itahen. farfec-
chie ^Schnurrbarf, wenn nicht eher auf o,-u. ^^farfa beruhend
(Meyer-Ltibke Wr. Stud. XXIV, 527 f.). — Lat. barbaUis = ab.
bradaH^ lit. barzdotas „bartig^'.
barbarns: s. b alb us.
barbos „Barbe, Flufibarbe*': von den Bartfaden des Fisches
benannt, zu barba. Aus dem Lat. stammt ahd. barbo, nhd. Barbe
(Kluge^ s. v.).
barca „Barke'' (aus "^barica), bar is ^Nachen*': durch gr, papi?
aus kopt. ban ds. Aus dem Roman, stammt nhd. Barke; s. Weise
BB. VII, 171, Biicheler Rh. Mus. XLII, 583 f. usw.
bareala: s. bargena.
bardociiculltts „ein gall. Oberkleid mit einer Kapuze aus Filz'',
gallisches Wort; bar do- ist wohl als ^Barde'' zu deuten (Fick 11^, 162:
Holder I, 346) , kaum auf den Volksnamen der illyr. Bardaei (auch
cucuUi bardaici; Mau Pauly-Wissowa III, 11) zu beziehen.
bardus „langsam oder schwer von Begriffen, stumpfsinnig,
dumm": gegen Walters KZ. XI, 437 Verbindung mit gurdus (s. d.),
wonach es als o.-u. Dialektwort anzusehen ware (Geci Rendiconti d.
6*
84 bargena — basium.
R. Ace. dei Lincei, ser. V, t. III [1894], S, 314, mit Lit.), spricht der
Vokalismus, Am ehesten aus ^''Mridus (das freilich kaum mehr in
der Glosse harridtis stolidus stuUus fatmcs vel pingtiis G- GL L,
IV, 600, 17 — s. auch VI, 130 — nachwirkt), wie haro ^Tolpel^
auf einem Adj. "^barus beruhend (zweifelnd schon Geci a. a. 0.;
Verwandtschaft mit gravis als o.-u* ''^g^eru-do-s, Ernoiit EL diaL iat.
118 f., scheitert am a von haro).
Entlehnung aus gr. PpabO? (so naeh den Alten z. B, Saalfeld^
Thurneysen Thes., E. Ricliter Wiener SB. CLVI, V, 9) scheint mir
trotz des gelegentlichen pap5uT€pO(;, Papbiaxot; nicht besser,
barg'ena^ non harginna^ genus cui barharicum sit (Gaper Gr.
Lat. VII, 103, 8 K), vgL auch den Namen Barginna: etrusk., s. Schulze
F]igennamen 73 f., wo auch tiber das unerklarte bargus ^dcpui^^^
sine ingenio'' (Gloss.), das Biicheler Rh. Mus. XXXV, 71 mit bar-
cala m, (Petron. 67), etwa ^Dummkopf , verkniipft Auch das flgde.
kliiigt an, entbehrt aber freilich des ausL Gutturals.
baro, 'onis „T6lpel% genauer nach Wolfffin AflL. IX, 13 ff.
(unter richtiger Trennung von varo^ w^ogegen nicht zutreffend Sette-
gast Rom. Forsch. I, 240, Korting L.-r. Wb. ^ 1243) ,,einer, der ein-
seitig, mehr korperlich als geistig, ausgebildet ist''; davon wohl
bardus. Trotz Vanifiek 82 unerklart. Ein ganz unsicherer Anklang
unter bargena,
Jedenfalls verschieden von mlat. baro ,,Kriegsknecht u. dgl/%
nhd. usv^. Baron (trotz Settegast a. a. O.), das vielmehr auf ahd.
ba7v 5,freier Mann^ (als „streitbarer Mann^' zu aisL berjash
,,streiten", ab. borja ^kampfe'*, lit^ bdrti „schelten"? doch s.
auch Wiedemann BB. XXVII, 219) beruht, vgL DiezAVb.^ I, 55
mid bes, Uhlenbeck PBrB. XIX, 329.
barms ^Elefant'', barrio^ -tre ^schreien (vom Elefanten)'' :
Lehnwort aus einer asiatiscben Sprache; man denkt an die Sippe
von pehL banbarbita „Elefant^' (dissimiliert aus ^arbarhita, vgL
Freudenberger BB. XXV, 278, der allerdings barrtis als %arsos da-
mit urverwandt sein lafit), oder an ai. brjiati ,,schreit, briillt (vom
Elefanten)^' (so Ascoli KZ. XVII, 271, VaniCek 176; vgL auch Isid.
orig. 12, 2, 14 elephas apud Indos . . . a voce barrus vocaUvr)^ oder
an ai. varana-h^ varu-h ^ Elephant"^ (s. Thurneysen Thes.). — Nicht
annehmbares bei Fick II 4, 185,
Nach unserem Worte wurde auch der grm. Schlachtgesang
bardUiis zu lat. barrUtts (nicht ursprgL Ableitung von barrio}
„Kriegsgeschrei'^ umgestaltet (Keller Volksetym- 322 f.).
bascanda ,,eherner Spiilkessel" : altbrit. Wort ; ursprgL wo ill „eine
grofie Kumme, geflochtener Korb'' (vgL das Lehnwort engl. basket
^Korb", s. Kluge-Lutz s. v,) und dann urverwandt mit lat, fascia
(Fick lis 163).
basiiini ^Kufi'', basio, -are „kussen'': unsicherer Herkunft. Der
anL Labial kSnnte schallmalend sein, doch bleibt dabei die Bildung
des Wortes dunkeL Andererseits ist trotz der zahlreichen Ablei-
tungen (Stolz HG. I, 635) Entlehnung aus einem osk.-umbr. (oder
kelt.?) Worte niOglich. Ob unter ^^gudd-S": "^gud-s- mit ahd. usw..
hits (gen. Jcusses) „KuJ&" zu vereinigen? Got hukjany ofries. kilkkem
konnte Umgestaltung von ktissjan zu einer quasi-redupl. Form sein
bassiun — baubor, 85
(kaum idg, "^giid-ho-). Freilich sind die germ. Worte auch anderer
Deutungen fahig, s, die Lit. bei Uhleiibeck PBrB, XXX, 297, dazu
Prellwitz Wb^^ s. v, Kuvduj nnd bes. Holthausen A. f. d* Stud, d, in
Spr. GXIII, 38. — Siebs Mitteilungen d, schles. Ges. f. Volkskunde
1903, Hft. 10, No. 1 u. % S. 8, Fufmote [mir nicht zuganglich] will
bdsnim als kelt. Wort mit air. hel ^Lippe** (s. tiber die yersch. Er-
klarungen dieses Wortes miter arbiter) vereinigen. — Noch anders
Horn Np. Et. No. 235: up. hoslden „kl\ssen".
bassum ^non altum'' (GL): za has{s)is aus gr. pdaic;.
bassus ^dick*' (Gb): aus Tid0au)v, comp. zu -rraxtJ??
basterna „eine geschlossene Sanfte, die vorn uiid bin ten je
zwei Stangen {amites) hatte, an denen sie, meist von Maultieren,
getragen wurde": gebildet nach caverna^ tabernay u. zw, entweder
von basttcm „Stab, Stock "* (von den Tragstangen) oder nach Saalfeld
s. V. von einem griech. zu paaxdCiu ^trage'' gehorigen Worte aus,
vgl. prov. basta „der grofee Korb, den man am Packsattel be-
festigt'' u. dgL Widerlegt ist die erste Herleitung auch durch
Meyer-Liibke Worter und Sachen I, 35 nicht.
bastum oder basUis ^Stab, Stock": das spat belegte, im Rom, sehr
fruchtbare Wort wird durch Petrous 45 btirdttbasta (nach Stowasser
Progr- d. Franz-Josefs-Gymn. Wien 1891, XXIV f. ^Eselstreiber") fur
frilhereZeitgesichert. Gr. PaaxdZiuj «trage" hegt in derBed, so fern, daS
die lat, Worte weder als urverwandt noch (nach Stowasser a. a. 0.,
der auch basterna anreiht) als Lehnworte damit in wahrscheinliche
Beziehung gesetzt werden konnten. — Auch Herleitung aus %acstom
{ibaculus) ist nur ein Notbehelf, — Wegen bret. baz „ Stock": cymr.
bathn ^(Munzen)schlagen" {s, batttio) ist Sasfuw vielleicbt am ehesten
als kelt. Wort an battiio anzuschlieEen; doch ist die Gdf. unklar.
Vgl. noch Meyer-Liibke Wfirter und Sachen I, 37 f.
basus ^rufus, niger" (G. GL L. V, 170, 28) = span, bazo „dunkel-
braun, schwarzhch-braun" (Meyer-Lubke Wr. Stud. XXV, 92) : das
mit badius nicht zusammenzubringende Wort kann wolil nur einer
Sprache der Pyrenaenhalbinsel entstammen.
bataclare: s. bado.
battnOj -ere (seit Fronto auch batto) „schlagen, klopfen,
stampfen" (zum tt s. Danielsson Ait. Stud. IV, 176, Johansson KZ.
XXX, 409a, Sommer Hdb. 227): wohl aus dem Gall entlehnt, vgl.
air. baihach ^moribundus", mir, bath „Tod'', cymr. bad ^Pest", mir,
athath ^mortuus est'' (daruber bes. Thurneysen KZ. XXXVII, 120;
cymr. bathti .^schlagen, mtlnzen", bath ^Miinze'' ist wegen seines th
= lat. tt aus lat. batto riickentlehnt nach Loth Rev, celt. XVIII,
99), gall.-lat. aiidahata (s. d,), wozu nach Lottner KZ. VII, 180, Fick
IP, 159 {v^\. auch Zupitza Gutt. 24) aisl, bgd, ags. beadu, ahd.
Batii' ^Kampf^; s. auch fatutis und confuto.
baubor^ -art ^bellen (vom Hunde)"": gr. paO pau „Hundegebell",
paOSu) „belle, schmahe" (dazu das nachtliche Schreckgespenst Baupuj,
s. Radermacher Rh. Mus. LIX, 311 ff.), lit. baubti „brullen (vom
Rinde)". Schallnachahmend wie nhd. wan tvau und roman, bei
Sainean Msl. XIV, 212, 221 verzeichnete Worte. — Ob hierher gr.
pau^doj „schlafe" als ursprgl. ,,schnarche" ? (Johansson KZ. XXXVI,
343 a 3).
86 baxea — benlgnus.
baxea ^eine leichte Art Sandalen'^: aus gr. "^TtdSeia, zu itdZ
^Schuhart'' (Saalfeld), welches seinerseits zu mir. assa ^soccus*' {Fick
11^ J 6; anders, aber nicht tiberzeugend Loth RG. XVII, 434).
toeatus: s. beo.
belber ^Biber^: s. fiber.
bebo^ -are ^bah schreien (von BQcklein)": Natmiaut, wie gr. pfj
ds., nhd. bah (z. B. Prellwitz Gr. Wb.).
beccus ^SchnabeP: kelt., vgl. Suet. Vit, 18 y^ctii Tolosae nato
cognomen ... Be ceo fuerat^ id valet galUnacei rostrum'^ ; daraus
itaL hecco^ frz. bec^ und aus dem rom. die neukelt, Worte gal.
beic^ bret. bee ^rostrum, facies"; s. Pauli KZ. XVIII, 4, Holder I,
364, Fick IP, 166, Thurneysen GGA. 1907, 803.
bellis ^Ganseblumclien'': scheint Ableitung von bellus .^hiibsch"
mit gi^acisierender Endung (Thurneysen Thes. zw^eifelnd),
belhia (richtiger als beUta, s. Schulze GGA. 1895, 548) „Untier^:
zu bestia {^dhuez-dhid; zum Anlaut s. d.), Gdf. entweder ^'dhuezdh-
loudj woraus zunachst ^duezdhloud (Aspiratendissimilation), ^^beUtia^
Oder ^dhuesloua mit Ersatz von "^dhu- durch ^du- nach ^diiezdhia
aus "^dhuezdhid.
Verbindung von bellua uud bestia, aber unter falscher An-
kntipfung an lit. baisus ^greulich, schrecklich", ab. bes^ „ Damon,
TeufeP auch bei Fetr BB. XXV, 147. — Keine der sonst vor-
gebrachten Etymologien von bellua befriedigt: Vanicek 177 (ai.
brhdti .reiSt aus"), J. Schmidt Voc. II, 225, 347 (gr. cpdUn,
Sl^ammvvort zu q)dX\aiva, s. lat. ballaena), Fick P, 405 (ahd.
chalawa „Schauder'' usw.), Fick IP, 188 (mir, bled „Walfiscb,
Hirsch, W^olf", acymr. usvr. bled ^V\^oIf^).
bellum ^Krieg'': aus altlat. duellum, wie Bellonae = alt-
lat. Duelonai: vgl. horn. 5ai loc. „in der Schlacht'' i^haJ^x), br)io^
(ba'/ioc Alkman) Jeindhch, Feind'^ (Frohde BB. Ill, 5, Osthoff IF.
VI, 17 ff. m. Lit.), lat. indutiae /Nichtbefeindung, Waffenstill-
stand^ (Osthoff a. a. 0.).
Die Suffixbildung von bellum (ebenso perduellis „Feind%
perduellio „feindsehge Handlung gegen das Vaterland, Hoch-
verrat") Jst freiUch noch nicht erklart; eine altere Form
^duelom (woraus nach Stolz HG. I, 513 -ellum durch Vermischung
mit dem Deminutivsuffix -ello-) ist moglich, aber durch die an-
gebliche alte Form Duelius des spateren Namens DuelUus^ BelUtis
nicht geniigend gestutzt, da Duelius nach Solmsen KZ. XXXIV,
5 f. wohl vielmelir em Duiliiis und auJ&erdem DuelliuSj BelUns
eher zu hellus ■= bonus zu stellen ist.
Vt^eitere Anreihung unserer Sippe an dtio ist ganz proble-
matisch; es ware dabei nicht von ^ZweikampP (VaniCek
126 usw.; bellum hat diese Bed. nicht), sondern hochstens
von einer uridg. Bed. ^Entzweiung^ auszugehen (Uhlenbeck KZ.
XL, 553; vgL Zwist: lat. bis). — Noch anders Prellwitz Wb.^
s. V. baiuj.
bellns „hubsch, niedlich": aus '^duen{e)los, s. bene^ bonus.
bene 5,gut, wohl": s. bonus.
benigniis „gutig'': "^^dueno- (s. bonus) -^gno- (s. gigno; VaniCek
74); Thurneysen Thes. erwagt auch ^beningno-s^ zu ingenium.
benna — bestia. 87
lt>enna „eine Art zweiraderiger Wageii mit einem geflochleneii
Korbe", combennones ^eadem benna sedentes*^: galL Wort (s. zur
Et, unter offendimentum)^ vgL cymr. bemi ^Fuhrwerk'^, in Belgien
hann^j nbd. diaL henne ^Wagenkasten", nndL hen „Korb, Mi:ilde''
(wohl samtlich durch roman. Vermittlung). VgL Paul. Fest. 24 ThdP,,
Holder I, 399, Stolz Beitr. zur Anthropologie, Ethn. u, TJrgesch. Tirols,
Innsbr, 1894, S. 51.
beo, -are ^gliicklich machen, erfreuen, erquicken"^, heatus
^gliicklicb, selig*': aus '^diieio, s. bonus.
bertoer: s. vervacttim.
berna; s. Meyer-Ltibke Wiener St. XXV, 92 f.
berula „Kap&aj.uvr|^ eine kressenartige Pflanze"^: aus einem kelt
^berura dissimiliert, vgL mir. birorj nir. biolor^ cymr. berwr, coriu
beler, bret. heler ^Kresse'' (s. Thurneysen KR. 85, GGA. 1907, 803,
wo gegen Auffassung ais Deminutivs von ib erts y.Kressenari"' aus gr.
ipripi^, Saalfeld). Ankniipfung der kelt. Sippe an gr. cpp^ap^ nhd.
Brunnen (s. defrntiim) als „ Quell-, Brunnenkresse** (Henry Lex. bret*
30) ist denkbar.
bes {beSy d. i. bess)^ bessis ^zwei Drittel eines zwolfteiligen
Ganzen": in der Bed. scharf geschieden von den das ganze As
multiplizierenden Bildungen tressis „drei Asse'', sexis „secbs A.''^
qtiinquessis ^funf A/, vicessis „20A.'' usw. {tricessis, quadra-
gessiSy quinquagessis^ sexagessiSy septuagessis, octogessiSy nonagessis),
semis{sis) ^ein halbes As'^ (wonach spater ^r^mtssi^ V^ As), dussis
^zwei A.^ (darnach quad?mssiSy septussiSy octussis^ nonussiSy centussis)y
quadrassis (Prise. Gr. Lat.III, 416, 17 K.). bes daher vermutlich nach
Pieri Riv. di fil. XXXIV, 417 ff. aus einer Zusammenriickung "^dtio assis
^zwei (Dritt-)Teile des As", woraus univerbiert "^^duassis^ ^'duessis%
^duessis; eine ecbte Zusammensetzung ^duel-assis (iiber "^duei s. bis
und dtio; so zuletzt Brugmann Distrib. 23, 68, Stolz N. Phil. Rund-
schau 1908, 7) hatle den Sinn ^zwei Asse^ ergeben. — UrsprgL
multiplikative Zusammenrtickungen sind dagegen tressis usw.^ auf
pluralischem Hres asses {^tres[es]seSj ^sex[es]ses) beruhend^ s. Pieri
a, a. 0., wo auch uber die vor -ssis erscheinenden Vokale.
Uber das nicht sicher gedeutete o. diasAs oder biasds s. Brug-
mann a. a. O. 23 ; uber das nur zufallig ankhngende air. dlas
„Zweiheit von Personen, zwei Mann^ dens. 66. — Uber die
Nebenform des Varros s. unter biennium.
bestia „Tier, bes. wildes Tier'': samt hellua zu Wz. ^dheues-
„atmen** (wieawwa?zuWz. *an- „atmen^),vgL got* dius „ wildes Tier'',
aisL dyry ags. decry ahd. tior „Tier^ (von W. Burda KZ. XXII, 190 f.
zu unserer Wz. gestellt, aber ohne bestia)y lit. dvesiu dvisti
^keuchen*", dvase {dvash) „Atem, Geist^, dveslmas ^das Verenden^^
diisti „ins Keuchen geraten", duseti „schwer aufatmen*^^ dausos „die
obere Luft**, dausmti „liiften'', lett. dwesele ^Ateni, Seele^ Leben''
usw., ab. d^chnaU „atmen^, dychati ds., duch^ „Atem, Geist^, dtisa
,Atem, Seele'^ (W. Meyer KZ. XXVIII, 173, Wiedemann lit. Praet.
128, Geci Rendic. d. R. Ace. d. Lincei, ser. V, t. Ill [1894], 608,
Zubaty A. f, si. Ph. XVI, 391, Leskien AbL 34, 99), vielleicht gr.
ddeiov ^Schwefel'' (Persson Wzerw. 56, Noreen a, a. O., Solmsen
VersL 85 ff.; aber liber gr. Oeoq s. unter fanum); mhd. getwds ^Ge-
88 beta — bibo,
spenst" (Fick a. a. 0.), lat. feralis „zu den Toten in Beziehung
stehend (Gespensterglaube — Totenkult)" (Fick IV, 151).
Da die angefuhrten Worte den Aniaut dh- teils fordern, tells
erlauben, fehlt die Berechtigung, wegen lat. hestia nach
W. Meyer, Wiedemann, Ceci a. a. 0. unsere Sippe in zwei
Gruppen '^dues- und "^dhues- zu zerrei^en. Ich setze bestia =
^^dhiiesdhiay worans mit Aspiraten dissimilation in der Anlaut-
gruppe gegeniiber dem Inlant "^^duesdhia, hestia (IF. XIX, 107). —
Wz. ^'dheuh- ist Erweiterung von "^dheue-^ s. fumus (Persson
Wzerw, 56 nsw.).
lb eta ^Beete, Mangold'' : scheint nach Ettmayer Z. f. franzos. Spi\
n. Lit. XXXII, 153 ff, (wo liber die rom. Abkommlinge) kelt. zu
sein, da nach ps. ApuL 30 fur eine auch beta plcmtagmis genannte
Pflanze (der Wegerich findet in der Kiiche dieselbe Verwendung wie
beta und blitum) der gr. und lat. Name britannica lautet, Der An-*-
klang an betidla (el) scheint zufallig. Aus dem Lat. stammt ahd,
bie^a „rote Rube^', l3air.-osterr. Biessen^ Biesskohl, nhd. (ndd.) Beete^
ags. bete (Kluge Wb.^), klr. usw. botva ^Mangold" (Miklosich
Vgl. Wb.).
betulla, betnla ^Birke^' (Plin.): gall. Wort, vgl. air. bethe
5,buxus" (s. auch G. Gl. L. V, 347, 15 ^beta here [ags.] arbor dici-
tU'r^)y cymr. bedw, sg. bedwen ^belula", corn, bedewen gL ^populus^',
bret. beziienn ^bouleau^ (Fick II 4, 166, Holder I, 412). Das kelt.
Wort ist nach Plin. n. h. XVI, 75 davon benannt, well ^bUimie7t
ex ea galU excoqmmt'' (Thurneysen IF. XXI, 175)- — Uber alb.
bVeteze ^Birke'^ s. G. Meyer Alb. Wb. 39.
bi-: s. &^5, und liber die Nebenform di- unter bienniiim.
toibiones: s. vipio.
bibo^ -ere ^trinken'' : assimiliert aus ^pibo (z. B. Solmsen KZ.
XXXIV, 21 a) = ai. jnbati ^trinkf, air, ibid ^trinkt!'', acymr. iben
,,bibimus^^ corn, evaf „bibo'', bret. euaff (liber idg. b statt p Ver-
niutungen bei Brugmann Grdr. II, 9331, Johansson IF. II, 8f. ;
friihidg. Wandel eines anl. ursprgl. &- in p- nimmt Thurneysen lA.
XXII, 65 an); mit p ai. 3. pL pipatl^ fal. pipafo „bibam". RedupL
Prasens zur Wz. '^poi- : po[{\' : pi- (dieser Ansatz nach Schulze KZ.
XXVII, 420 f.) in gr. m'vuj; aol. irubviu „trinke"; uujiua, Tr6T0<;, ixook;
^Trank", rrivov „Gerstentrank'' usw.; ai. pdti ^trinkt" , pciyatB
^trankt", panam „Trunk'', pUdh ^getrunkeU; getrunken habend'^;
ab. piti „trinken", pivo ^Trank*^, poja ^tranke" (altcech. panost
.Trunkenheit^' nicht nach Prusik KZ. XXXV, 600 Rest der Wzf.
idg. '^^0-, sondern nach v. d. Osten-SackenlF. XXII, 314 ims'^phj-anosth),
lit. pnt'ta „Zechgelage^, penas „ Milch'' {pyvas „Bier" wie apr.
piwis, peivo aus dem Slav,), apr. pout ^trinken^, air, 61 (s. bes.
Fick II ^ 46) ,Trank, Trinken'' (Curtius 280, Vani^ek 146), alb. pi
„trinken'' (G. Meyer BB. VIII, 189, Alb. Wb. 336), vielleicht mir.
mi „Trinkgefa6'' (Fick 11^, 46 zweifelnd; unsicheres aus dem Kelt.
i)ei Stokes KZ. XLI, 388). Hierher ^u. a. lat. potus ^Trank%
potus ^getrunken habend" (= lit. ^mto ^Zechgelage'' ; mit Ablaut
ai. 2^^^^^ „ getrunken habend, getranken", gr. ttoto^ ^.TrB.nk'^); posea
^Mischtrank'' ; poeulum {^pd4lo-m) ^Becher'' = ai. pdtram „Trink-
gefafi" (mit Ablaut air. ol aus '^potlom)\ potor ^der Trinker'' =:ai.
biceps — bifariam- 89
pdtar-y patdr- ds. (m. Ablaut gr. oivo-itorrip, uoxripiov^ woraus o.
troT€p€|Li ^poculum^ entlehnt, v, Planta 11, 597); lyotio „das
Trinken''; gr, a|LiTru)Ti? ^Ebbe" (m. Ablaut aL pUt-h ^Trunk'', gr.
ix6a\<; ds*). — Vgl. noch op%mns^ plnuSy plttiltct, — 0ber u*
2)oni^ pone {v. Planta I, 120) s. vielmehr pollen.
biceps: Ygl. ahd, ztvlhottbit; hi- und caput
MdenSy altlat. dtiidens „zweizahnig^ = ai. dvi-danU ds.; s.his
und dens. t)azu hidental ^Blitzmal^, indem derZweizack, d- i. die
Harpune, Symbol des Blitzes war (Usener Rh. Mus. LX, 22). —
hidens ^Opfertier, bes. Schaf'^ Irotz Lindsten Eranos VIII, 16ff.
nicht ^wiederkauend'', bis -{- dens in partizipialer Geltung = edens.
Mdiiimi^ triduom^ qnadridnum „Zeitraum von zwei, drei, vier
Tagen^ : bi-^ tri- -j- ^'diuom „Tag" (nur in Zsn, belegt, gr, OYbobiov
duaia irapd ^AOrjvaioi^ t€Xo|u^vit Qx\(5^\ Hes.^ s. dies, z» B. Va-
nicek 123, Thurneysen Thes., Wackernagel Glolta II, 2 a, wo audi
liber das nicht auf einen Norn, "^diuom zu beziebende ai. dividive
^taglich"). Hrl-diuom wurde bes. im Abl. Hri-dno „nach drei
Tagen" mit ])ostr%die assoziiert, und ubernabm dessen % wonacli
auch qiiadrlduum (bei Plautus — ob zufallig? — nur im Abl. be-
legt) und (seit Terenz belegtes) bldttum (Wackernagel a. a. 0., und
Skutsch zur Stelle); umgekehrt zeigt postridtto in der Endung Um-
bildung nacli trldtio.
Dadurch entfallt Sommers (4flL. XII, 582) Gdf. "^bis diuom
„zweimal einen Tag" (wegen der Bed. bekampft von Skutsch
Glotta I^ 401) und Brugmanns (Distrib. 56 ft) Gdf. "^duei-y ^Hrei-
diuom (wie air. de-riad „blgae", cymr. dwij'tilwijd ^biennis*^ — s.
audi air. dlas unter bes — got. tivei-fla-y ahd. zwlfal ^Zv^^o^hV).
Brugmanns lautlicher Einwand gegen Sommers "^tris diuoni^ der
auch Wackernagels Hri-diuom trafe, da£t dnraus Herdtmm ge-
worden ware, schlagt nicht durch, da der Einflufi von %idtmm
und bes der Parallelismus von biennimn : trienninm das Unter-
bleiben des Wandels von ^trzd- zu Herd- vollauf recbtfertigt. —
Uber die Stadien der Entwicklung von -diuom zu -dttom neuer-
dings mich nicht liberzeugend Stolz IF. XVIII, 446 ff.
' Mentiinm „Zeitraum von zwei Jahren^ : bi- und annus. Da&
die gloss. Form dienniiim wie auch gloss* dlmus „bimus'',
divitim ^bivium", disulcus ^bisulcus", dtfariam ^bifariam'' und
Varros des „bes*^ ein entlehntes gr. bi enthalte (Skutsch de nom.
lat compositione 36, Rom. Jahresber. V, I, 65) ist zwar wahrschein-
licher, als Berufung auf die allerdings fiir dis- unumgangliche idg,
Doppelform "^di- (neben "^'dui-; vgl. z. B. Solmsen PBrB. XXVII,
361 ff., auch Skutsch Glotta I, 398), fur welche sich die vermeint-
liche Stiitze u. di-ftte ^bifidum'^ (Solmsen a. a. 0,, Brugmann IF.
XVIII, 531) durch das folgende erledigt; aber am ehesten liegt nach
Ernout El. dial. lat. 152f. Einflufi des Osk.-Umbr. vor, das du- zu
d' gewandelt zu haben scheint.
bifariam ^nach zwei Seiten bin" (ebenso tri-, fnuUi-fariam u.
dgl.; die Adjektive bifdritis ^zweifach, doppelt" usw. sind jilnger,
s. Skutsch IF. XIV, 488 ff.): moglicherweise bi- -f- fas in seiner
alten Bed, ^AuC^erung", ursprgl. „nach zwei Seiten bin sprechend,
doppelziingig" (Skutsch a. a, 0., der auch gr. bi-cpdaiO(; ^doppelf
•^0 bifer — biiii.
fur wurzelverwandt halt, iiber welches nicht uherzengend Prellwitz
(rr Wb.2; fur das gr. Wort ist Verbindung mit cpaivw als ^dopoelt
sichtbar, erschemend" wabrscheinlicher). — Doch ist der Begriffdes
^Sagens" nicht mehr nachzuweisen ; es bleibt daher auch An-
kniiptung an ai. dvidha „zweifach, in zwei Teile(n)" {{f= dh weil als
Anlaut enies _ zweiten Zusammensetzungsgliedes gefiihlt , ' weshalb
V^a^ ^"^v^^l "^"^u* ^^ ^ geworden) offen, wofur Ernout El. dial. lat.
l^Ut. die bes. beliebte Anwendung von Ufariam rait Verben des
leilens ms Feld fiihrt, oder allenfalls Ableitung von einem
■dm-bh-o- ^nach zwei Seiten sichtbar, erscheinend" (vgl oben
biqpaaioq; zu Wz. *Me- „scheinen% s. fanum).
bifer „zweimai tragend", vgl. bicpopoq.
Mtor'iB, biforus ^zweitiirig", Ygl bi'dupo^.
big-ae^ „Zweigespann": *hi-jugae (daneben als Neuzusammen-
setzurg &5^M^ws zweispannig"), vgl. gr. hilvl. S. his nnd jug urn
[z. B. Vamcek 226; nicht *W + ago- nach G. Meyer ZfoG. XXXVI, 281).
bigener „von zwei Geschlechtern abstammend, Bastard"- = gr'
biyevr)^. * ^ '
n ^-}}}^\'^[^ "^^^ ^^^ machen, glucksen (vom Wasser in einem
Getafe) ' schal nachahmende Bildung mit gebrochener Reduplikation
(Paul. Fest. 24 ThdP., Vanicek 176).
biling-ijis„doppe]zungig",vgl. ahd. zwi-zunUu. s.bi-s u. Itnaua
bills ,GalIe"- nach Fick IP, 175 als msUs zu cvmr
hustl corn, blstel, bret. bestl „GaIle"; aber aisl. kmtsa ^Beule"*
eitr-kveisa .gallige Person" (eigenti. „Eiterbeule" ; das lat. Wort
zeigte dann o.-u. Lautgebung) bleibt fern.
Nicht wabrscheinlicher nach W. Meyer KZ, XXVIII 169 zu
lit. dvylas „schwarz". Unrichtig Ceci Rendic. d. R. ' Ace d
Lnicei, ser. V, t. Ill (1894), 472 (aus '"^fiisUs) mid Gorssen I <
019 (zu lat. gilvus).
bimater „zwei Mutter habend" : Nachbildung von gr hmhxwp
(vgl. ai. dvimatdr-) ds., nicht ererbte Wortgleichung.
- ^5S^?, "^^^^ J^^^re (Winter) alt" : aus mUmos, ""dui-Mmos (Auf-
recht KZ. IV, 413 ff.), s. bis (das gloss, dlmus ist zu beurteilen wie
dtenmum, s. hiennium) und hiems', -Vizmos ^ ai. himd-h ,Kalte
Winter", gr. bO?-xi|no? ,b5sen Sttirmen ausgesetzt, schaurig" vd'
auch arm. jmern .Winter" aus yim-er-. Zahlung nach Wintern ^*
Jahren wie m nhd. dial. Einwinter „einjahrige Ziege, e. Rind"
ex^p twtnter .zweijahriges Tier", gr. xrjuapo? „Ziegenbock, f. Ziege"!
hex den Dorern „einjahrige Ziege". ^ h ,
bmi ,je zwei" (distdb.) und „zwei" (kollektiv, bes. bei Pluralia
tantum und von ihrem Sg. in der Bed. abweichendenPIuralen; vyl
Brugmann Distr. 30f., 42, 53 f.); zwei Moghcbkeiten ;
1. aus yuis-no; zu bis) dann wohl == ags. twinn, aisl. tvennr,
tmnnr „zweifach" (bezweifelt von Weyhe PBrB. XXX, 59; rnhdl
nhd. zwtrn „Zwirn, doppelt zusammengedrehter Faden" beruht
wegen ags. iww, nl. twijn „Zwirn, Leinen" wohl auf ""dmsno- mit I-
ibd. bb, 66), vgl. auch die auf '^duis beruhenden mengl. twik
„zweig% isi. twistra „zerteilen". So z. B. I3rugmann Grdr. P 778 f
*,_^' m der Bildung zunachst zu lit. (?<;i/ni* .Zwillinee" (idff,*
\lm-no'; Lmdsay-Nohl 472 alternativ; Johansson Beitr: z. gr
bipes — bis. 91
Sprachk. 98, wo auch ahd. zwinal ^Zwilling"); fiirs Lat, kommt
auch ^^duei-nO' oder ^duei-ino- in Betracht, Brugmann Distr. 31.
Wegen terni aus Hfis-no- muS him wenigstens z. T. "^duis-no-
fortsetzen ; und zwar rach Brugmann a. a, 0. im distrib. Sinne, da
terni letztere Geltung hat; das kollektive trim lafit andererseits fiir
koilektives bi^tl die Gdf. "^dm-no- oder "^duet-no- erwagenswert er-
scheinen. Freilich kann trmi ein durch Formen mit tri- in der
Entwicklung zu "^tersno- z. T. gehemmtes Hrisno- sein mit sekun-
darer Bedeutungsabgrenzung ^egen das lautgesetzliche f^rrn^ so daS
es eine Gdf. "^duet-no- oder ^dm-no- nicht stutzen wurde,
bipes ^zweifiiSig": vgL ai. dvi-pad-^ gr. btirou*;, ags. tivifete
ds., u. dU'pU7^stis ^bipedibus^.
birotus ^zweiraderig'': vgl. lit. dvtrdtis ds.
• birriis [hjrrusy hyrrhtis) ^ein mit einer Kapuze versehener
Uberwurf^ (s. Man Pauly-Wissowa III, 498), als gallicus bezeichnet
SchoL Juv. 8, 145; gr. pippo<; ^y(ka\ihC (erst Artemidor) ist Fremd-
wort, s. Tiim-neysen Thes., der entweder mir. &^rr, cymr. &i/rr ^kurz",
oder — mir wahrscheinlicher — peppov, p€ip6v 'baaO, pippoH*
baau. MaK6b6v€? Hes. vergleichen will, welch letztere von F'ick KZ.
XXII, 203, Schulze Qu. ep. 119 a 1 (gegen J. Schmidts Ankniipfung
Voc. II, 20 an russ. v67^sa „Haar auf Tuch oder Wollzeug'', lit.
varsa „Flocke von Wolle oder Haaren'') mit hurra „zoitiges Ge-
wand(?)" (nur Eucheria anth. 390, 5: nohilis harrihili iungattir
purpura hurrae) und rehurrus „widerhaarig, zottig""' (spat; s.
auch hurrae) verbunden werden; vgl. noch hirrica vestis ex lana
caprarum valde delicata (Gl.) und Anakreons peppepiov „arm-
liches Kleid'' (Solmsen KZ. XXIX, 357, Ehrlich KZ, XXXIX, 569).
Der Ausgangspunkt der Sippe scheint Gallien (s. El. Hichter Wiener
SB. CLVI, V, 4, die an Verwandtschaft mit Borsie^ fastlgium
denkt); FickI^ 411 (s, auch Ceci Rendic. d. Ace. d. Lincei III, 1904,
317 f.) verknupft peppov, pippog auch mit pOpaa ,,Feir' (und ahd.
chursinna ^Pelzrock"", doch s. Kluge unter Kurschner); Avenn mit
Recht, so stiinde hurra^ rehurrus im Vok. am nachsten.
bis ^zweimal'', aus altlat. duis (vgl. bes. Skutsch Rom*
Jahresber. V, I, 64f.): = gr. biq, ai. dvik (ved. dtmh)^ jgav. his^
mhd. zwis „zweimaP (got. tvis- „auseinander", nhd. Zwist, vgl.
auch lat. dis-); auch in ahd. zwir'0{r)^ aisl. tvisvar ^zweimaP, und
Avenigstens z. T. in lat. bfni (s. d.).
Vom Stamme ^^'dui- (zu duo, s. d.), der auch in lat. hi- (s. die
voraugehenden Zs.) = u. di{-fue ^biqpue?"", vgl. v. Planta I, 413 fT.
und liber die Annahme von idg. ^^di- ira Ital. unter hiemiium), gr. bi-,
ahd, ztvi'y ags. twi-, lit. dot- in Zs. (air. dedol ^Zwielichf, Stokes
RG. XXVII, 88, ist wohl eher dedol mit idg. ^duei-), sowie in ai.
dvittya-h, jgav. hitya-^ ap. duvitlya ^der zweite'' vorliegl; eineVollstufe
"^duei^ ^'diwi aufier in den unter hiduum genannten Worten auch
z. B. in gr. boioi ^zwei'* {'^diioi'io)yhoxy\ „Zweifel^, ab. dvoj'b ^zweifach''^
ai. dvayd-h ^zwelfach", dvedhd „zweifach^ (neben dvidhd)^ ahd. usw.,
zwlg „Zweig'' (s. tiber das einschlagige germ. Solmsen PBrB. XXVII,
354 ft), alb. dege ^Zweig, Ast^ (G. Meyer Alb. Stud. Ill, 9f.; an-
ders Lewy PBrB. XXXII, 148 a 4), sowie in der Flexion von idg.
""duoiu), vgl. Gurtius 239, Vanidek 126.
92 bitumen — blatea.
toilSmeii ^Erdpech" : als Lehnwort aus einem o.-u, Dialekte zu
ai. jdtu n* ^Lack, Gummi'S aisL kvada, ags, cwklu, civiiduy ciidn
^Baiimharz'', ahd. qivitiy ktiti „Leira, Kitt'', nhd. Kitt (Bugge KZ.
XIX, 428, Kluge Festgrufs an Bolitlingk 60); s. noch hetulla. —
Arm, hit\ Icfcm ,Milch^ (Scheftelo^vitz BB. XXIX, 15) klingt gGwi&
our zufallig an,
blaesus ^stammelnd, lallend, lispelnd'' : unsicher, ob iiach
Frohde BB. I, 332, Bersu Gutt 130, Saalfeld, Stolz Hdb. ^ 68 a 5
iisw. Lehnwort aus gr. pXaia6c (liber welches s. Johansson IF, II,
37), da fiir letzteres literarisch niir die Bed. „mit auswarts ge-
kriimmten Fiifien", bloS in Lexicis aiich die Bed* ^stammelnd'' vor-
kommt (s. Steph. Thes.), die vielleicht erst aus dem Lateinischen
stammt, wahrend Havet MsL VI, 238 ff. sie als in dem spendenden
gr. Dialekte bodenstandig entwickelt betrachtet.
Dafilr dafi hlaestis — ob im letzlen Grmide aus dem Griecli.
stammend odernicht — ^zunachst aus dem Osk. bezogen sei, macMEr-
nout EL diah lat. 122 f, die Beschrankung des Namens Blaesns^
Blaesms auf das osk. Sprachgebiet geltend. Dies o, blaesus aber
nieht nach Bugge KZ, XIX, 433 zu aisL kleiss % male ^lallend, stot-
ternd^, weil dieses als „klebend in der Sprache'' zu norw. diah
Meisen, Jdessen „weicb, klebrig"^, Jdessa^ Mass „an etwas kleben'^
gehort (so Bugge selbst), und die davon nielit zu trennende Sippe
Ton klehen {sAai. glus) idg. g^ nicht g^' zeigt. Lett, gleists „Schwatzer"
(Prellwitz ¥/b.^ s, y. ^Xaiffo^; sehr zweifelnd) kiingfc wohl nur zu-
fallig an.
Aus einem lat, ^blaesicus staramt cymr. hloesq ^blaesiloquus''
(Foy IF. VI, 323; liber mbret. hlisie s. Loth Rev. celt. XX, 348).
blaiidiis ,,schmeichelnd, liebkosend'', hlandior „schmeichle'' :
¥/oM nach Prellwitz BB. XXV, 284 Yom lockenden Tone; lat. blandns
als Beiwort der Taube erinnert an lit balasdis, leti, balodls y.Tauhe'^,
YgL noch besonders lett. bladti^ blast „schwatzen'', weiter aueh die
lautmalenden Sippen Yon blatero^ balbus^ babuhis „schwatzen,
schwatzen". blandns als ursprgL „auf jemanden einschwatzend,
freuudlich schwatzend^.
An lautlichen Hindernissen scheiterh folgendo Erklarungs-
Yersuche: Bezzenberger BB. V, 168 knupft an lit. fa-gUsUjti
,,streiclieln, schmeicheln'*, lit. galdndii^ gldndu ^wetze"", apr.
glands „Trost'', glandint ^trosten'', Fick I**, 419 dazu an ahd.
]jlat „glatt'' usw. an, doch bat diese Sippe (Wz. ""ghladh- ^glatten'')
Vielmehr idg. gh- als Anlaut, YgL unter lat. glaher, (Unhaltbar
Geci Rendic. d. R. Ace, d. Lincei, ser. V, t. Ill [1894] 403, 471.) ~
Johansson KZ. XXX, 441, y, Planta I^ 305 Yerbinden es unter
Annahme Yon bh aus ml- mil der Sippe Yon mollis ,,weicb'':
doch wird ml- Yielmehr zu /?-.
blatea bei Paul. Fest. 34 M. (s. d.) ^balatrones et blateas
biillas Uiii ex itineribtis, aut quod de calciamentorum soleis eradiUir,
appellabant'- (im Thes. zweifelnd unter Uatta „Biultropfen'' einge-
reihl); die an sich unsichere Erklarung des Festus wird durch das
nach Korting^ 184 unerklarte ilaL bratta ^Schmutz'' sacWich ge-
stutzt. UnerklarL
Matero — boia. 9^
Schon wegen der Bed. iiicht iiach Ceci Rendic. d. R. Ace.
d. Lincei, ser. V, t. Ill, 472 unter Annahme dialektischen Wan-
dels von fi- zu M- (abzulehnen !) zu aisl. hladra „Blatter'' (ahd.
hldttara ds. ; zu Wz. "^hhU- ^blasen^ ; s. z. B. Kluge Wb.*^ und
unter f^dre) und — richtiger oder — arnu jjalar ^ Blase, Puslel"^
(idg. h^ wie bulla usw.).
lilatero, -are „plappern, (dumm) daherschwatzen; auch vom
Geschrei des Kamels, Widders, Frosches'', hlatio-^ tre „plappeni^
schwatzen'' : auf demselben schallmalenden Element Ma-, haV be-
ruhend wie hlandiiSy balbtis, s. auch babtilus und vgL bes.
lit. blebhiti ^schwatzen"^, aisl. bladra, mhd. bladeren, ahd, blabbizon^
nhd. iiHa'pj^ern (wenn als Schallworte mit stockender Lautver-
schiebung; verfehlt Ceci Rendic. d. R. Ace. d. Lincei, ser, V, t. Ill^
471). Vanicek 176.
Matta etwa ^Schabe, Kakerlak, Molte (Wanze?)'' : mit Yulgarer
Assimilation aus ^blactcij vgL lett. blakU ^Wanze"*, lit. bloke
„Wanze^ (Vanicek 179, Solmsen lA. XIX, 30).
^blatta {:Uea, -ttiUy -tteia) ^Bluttropfen, Purpur'': unerklart; von
der f^arbe der Schabe? s. C. Gl. L. VI, 145. — Auch bracteay brattea hat
durch die Vermischung mit unserm Worte die Bed. „Purpur'' uber-
nommen (G. GL L. IV, 594, 15 und 602, 6); daraus stammt ab.
usw. bros% „Purpur^^ (Jokl Jagic- Festschrift 485; anders Berneker
Slav. Wb. 88).
boa „Schenkelgeschwulst, Wasserschlange,Masern'': unerklart, —
Von Fick I^, 36, 406, Prellwitz Gr. Wb. mit der schon von Bugge
KZ. XIX, 432 vereinigten Sippe gr. poupdjv ^Schamdriisen, Weichen'',
ai. gaolnl du. f. ^Leisten^', aisl. kcmn „Geschwar mit starker Ge-
schwulst'' (das vielmehr als ^Schware'' nach Zupitza Gutt. 78 zu
russ, zudeth ^Jucken'', lit. zaudus „reizbar^) zusammengebracht, wo-
bei aber bestenfalls (als o.-u. Lehnwort) "^bova zu erwarten Vv^are
(die vereinzelten Belege fiir bova betrachten Bersu Gutt. 140 a 1
und Solmsen Stud. 148 a 4 mit Recht als Erzeugnisse der Volks-
etymologie oder Grammatik); dafi rein lautliche Analogic wd^chbom^e
die Verdrangung des v bewirkt habe, ist bei der Gegenwirkung von
bovis usw. nicht sonderlich wahrscheinlieh.
Auch Entlehnung aus dem Griech. (Bersu a. a. O.) ist ganz.
hypothetisch, da kein gr. p6a oder per) in ahnlicher Bedeutung
nachgewiesen ist.
An einen Schrecklaut bo-bo der Kinderstube denkt — mich
nicht uberzeugend - — v. Ettmayer ZfromPb. XXXII, 7:25.
boia „eine Jochartige Halsfessel fiir Sklaven und Verbrecher'' :;
kaum entlehnt aus gr. p6eia „(Riemen) aus Rindleder** (Weise 361^
Saalfeld), da die boiae ^tam ligneae, quam ferreae^ waren (Sommer
IF. XI, 79) und das jochartige der Fesselungsart dabei nicht be-
riicksichtigt ist. Vielleicht nach Solmsen KZ. XXXVII, 24 eine den
Romern durch die Boii bekannt gewordene Fesselungsart, „die
Bojerin'S vgl. franz. cravatte ^Krawatte, Halsbinde'', eigentlich ,,die
Kroatin''.
Nicht nach Sommer a. a. 0. als ^bodhid zu ai. bddhate
„drangt, zwangt ein^, da das ai. Wort wegen got. {ga-)baidjan^
ahd. {gi)beit€n ^drangen, nStigen, zwingen" (wozu auch ab. 6eV?#^!
94 hombus — bos.
^zwingen^, nicht aber lit. haidyti ^scheuchen"; s. audi unter
fldo) vielmehr Anlaut hh- voraussetzt (Wz. %ke{i)dh'; vgl. bes,
Solmseri a. a. 0*; unberechligle Zweifel hex Uhlenbeck KZ* XL,
553).
bombns (gelegentlich bumbus) ^dumpfer Ton, Summeii,
Brummen^, bombicdre^ bomblre ^summen'': wegen o nicht ur-
verwandt mit gr. p6|iipO(; ^dumpfer Ton^,^ po|Lip{iKia „summende In-
sekten" usw., lit, himbalas ^Kafer^', bambeti ^brummen" (schallnach-
ahrnend, vgl. deutsch bum btcm^ Vanicek 176), sondern aus dem
Oriech, entlehnt-
bonus ^gut'', altlat. dtconus^ noch alter Duenos (nicht da-
mit ablautend; vgl. Thurneysen KZ. XXXV, 204, Pedersen KZ.
XXXVI, 91), vgl. anch bene^ belhts: nach Darmesleter De conjug.
latini verbi dare (1876), 26 ff. , Ostboff MU. IV, 370 ptc. auf -mo- zur
Wurzel voa ai. duvah n. „Gabe, Ehrerweisung", duvasydti „ehrt,
verehrt, erkennt an, belohnt'', dtwasyu-h^ diwoyu-h „verehrend, ehr-
erbietig''^ wozu auch lat, heave ^begliicken, erquicken", heattis
^selig, gliicklich^; hierher nach Wood Mod. Philology IV, 499 als
idg. ^dtiei'tO" vermuilich anch mnd. Uvlden „willfahren, gewahren,
bevvilligen, erhoren", mhd. ztvlden ds. , md. getwedic „zahm, will-
fahrig^S vgl. auch as. fu{g)tdon „ gewahren''^ ags. tygdian^ tldian ds. ;
<iie Bed. „durch Gaben, durch Beschenkung ehren oder erfreuen"^
(woraus die Bed. von ital. ^du-eioj ^du-enos sich leicht ergibt) ist
der Hirt'schen (IF. XXI, 169ff*.) Ankniipfung der Sippe an alat.
duim usw. „icli moge geben'' (s. do] er fuhrt idg. *5o-, '^dou- auf
alteres ^doue- zurlick) gtinstig. Sehr fraglich ist Zugehorigkeit von
dmctia, Imitia^ s, d.
Wenig ansprechend ist Frohdes BB. IX, 111, Ficks P, 457,
II '^y 150 (ebenso Prellwitz Gr. VVb. unter buva^ai) Verbindung
Yon bontcs mit einerWz. ^^du^i'^deud- -j,stark, fest'' in gr. buvajLiau
boo^ -are „brullen, laut schreien'': wegen des man gelnd en t? der
Stammsilbe (von der Schreibung bovare gilt dasselbe wie von bova
fur boa^ s. bes. Solmsen Stud. 148 a 4) nicht als o.-u. Lehnwort ur-
verwandt mit gr. p6au> „schreie", ai. jogtive usw. „laut ertonen
lassen^', ab. qovon ^Larm"*, russ. govoritt) ^reden^ usw. (VaniCek 85,
Fick l\ 36,^406, Frohde BB. XIV, 92; vgl. zur Sippe auch Ostboff
IF. IV, 286, Persson Wzerw. 197, Zupitza Gutt. 146, Iljinskij AfslPh.
XXIX, 496), sondern aus dem Griech. entlehnt (Weise 30, Saalfeld,
Solmsen a. a. 0.).
borrio, burrio, -ire ^wimmeln": Ficks Wb.l^ 519 Verbindung
mit den Ameisennamen gr. |u{)p|ur|g, lat. formica usw. ist lautlich
nicht genligend gerechtfertigt. Vielmehr lautmaleud von dem Ge-
•sunim einer groSen Menge, wie bair.-osterr. wurln := wimmeln.
bos^ bdvis „Rind": als umbr.-samn. Lehnwort (fiir echt lat.
^^vos) s. zuletzt Ernout ]fiL dial. lat. 123 f,, der auch bobus neben
bubus als dial, auffassen will, doch s. Sommer Hdb. 418) = u. bue
.^bove", bum „bovem", osk. in Buvaianud (W. Meyer KZ.
XXVIII, 109, V. Planta I, 335), gr. poOg, g. ^o6<;, dor. po)? ^Rind''
<4KaT6|UL-p[^*/]-ri), air. bo ^Kuh", cymr. buw ds,, abret. bou{'tig „sta-
bulum'' ; zahlreiche Ableitungen bei Fick 11^, 178, vgl. bes. acymr.
buch „juvenca^, corn, buck „vacca^, bret. buch mit lat. buctda)^ ai.
botulus — braca. 95
gauh j,Ri^d'' (loc. gam usw.), av. gdus ds., ahd, chtio (ursprgl. ace.
sg, ^ gr. pOuV; ai. gam)^ ags. w, aisl. hyr (n. sg. "^g^ouSy s. Walde
grm. Ausl. 81, van Wijk IF. XIX, 393 ff.; anders Trautmann Germ.
Lautges. 24) ^Kuh''; ab. gov§do „Rmd'' (weiteres aus dem Slav. z. B.
bei Pogodin [lA. XXI, i04 oben]), lett. gtiws „Kuh'' {Curtius 478,
Vanicek 85), arro, kov ^Kuh", kogi C^'g^'ouio-) „ Butter'' (Hubschmann
Arm. Stud. I, 36, Arm. Gr. I, 461), s. auch bubuUis. Lat. vacca
ist nicht ankntipfbar, s. d.
# botulus ^Darrn (s. Thes. II, 2149, Z. 81 ff.), sonst stets eine Art
Wurst" (s. Mau Pauly-Wissowa III, 796): wohl als umbr.-samn.
Lehnwort aus "^g'-ot- : Fick I ^, 400 verbindet es unter einer Wz. ^guei-
(angeblich ^winden^) mit den Wortgruppen :
einerseits gr. poTpuc; „Traube, Baschel", p6Tpuxo(; „Trauben-
stengel" (wohl Verquickung von poaxpuxoc;, s. unter vesjyices^ und
p6Tpuc;), deren Zugehorigkeit — wenn liberhaupt idg., s. Meillet MsL
XV, 163 — aber nicht glaublich ist, und ai. gutsd-h „Buschel,
Bund", das aber Hyper sanskritism us fiirgucchd'h, mind, aus ^^grpsd-s ist,
vgL ai. grapsa-h „Buschel, Bund'' (Wackernagel Ai. Gr. . I, 158),
andererseits got. qi]^us „Bauch; Mutterleib", aisL huidvy ags.
cwid^ cwida ^Bauch, Unterleib", ahd. quiti „ vulva '^, quod en „femina,
interior coxae pars", mndd. qtiederi „Bauchfell der Eichhornchen
(nicht dazu mit Nasalierung lat. venter: gr. pOxToc^' Y^vaiKO^;
mboTov Hes. ist aber wohl identisch mit puaao^ „Meerestiefe",
s. Lewy PBrB. XXXII^ 138 f.), wozu vielleicht (Lewy a. a. O, nach
Wood) weiter noch ags. codd „Hulse, Schote", ahd. qiiedilla
^Hautblaschen", ndd, quadel ^eine umschriebene entztindete An-
schwellung der Haut". Dieses idg. ^g^et- ^Schwellung, schwanger
usw." ist moglicherweise nach Kluge ZfdtWortf. VIII, 312 mit got.
qens^ gr. T^vri; ^ava^ ai. gndy ab. i^^na„Weib" auf einfacheres *^^#-
zuriickzufuhren , kann freilich auch aus ganz verschiedenem An-
schauungskreise erwachsen sein.
An hotuhcs erinnert noch bes. mhd. hutelny nhd. laiUeln
„Kaldaunen", die als gut hochdeutsche Worte (gegeniiber ndd.
haldcmnen) kaum nach Fick 1-^,37 zu ndd. hilty ved. gitdd-m
„Darm", makedon. Y6ba' ^vxepa MaK€b6v€<; Hes. zu stellen sind
(Kluge Wb. ^) ; dafi hochd. kutieln und nd. kut Erweiterungen mit
verschiedenen Dentalen von einem "^g^e- (aber kaum nach Fick
a. a» 0. der Wz. von huhinari) seien, ist durchaus nicht unmog-
lich; doch ist kilt ^Darm" und kutteln „Ba,uchfell, Baucli"
wenigstens nicht notwendig auf denselben Begriff zu beziehen.
bOTile: s. huhile."
bOTiiior^ -arix Bedeutung und daher Etymologie zweifelhaft, s.
Solmsen Stud. 117ff.
braca „Hose, Pluderhose": nach Diodor 5, 30 aus gall, hracciy
das weiter mit ahd. bruoh „Bruch (= Hose)'^, ags. brdo^ aisl. brok
ds. zusammengehort ; und zwar ist nach Kluge Wb. ^ 59 wegen ags.
brec^ engl. breech „SteiS" das Grm. die Quelle des kelt.
Wortes: brdca ist dann ent^veder so friih aus dem Grm. entlehnt,
dafe es noch den Wandel von o zu kelt, a mitmachte, oder, wenn
idg. a zugrunde liegt, allenfalls zu einer Zeit, als dieses noch nicht
zu grm. 6 geworden war. Auf spaterer Entlehnung beruht
^J6 hrado — brevis.
mir. hroe ^Hose" (Zimmer KZ. XXX, 87 f.; iiicht *hrach oder
&;m'c!). Vgl. noch Much Z. f. dt. Alt. XLIf, 170; sachliches bei
d'Arbois de Jubainville, Rev. arch. 1903, 337—342.
Zu hraca stellt sich vielleicht nach Schrader ZfdtWortf. I, 239
direkt lat. suffragines „Hinterbu^ der Tiere" als „was imter
dem Stella gelegen ist% werm nicht eher speziell lat. Bildung der
Bed. „Knick% s. unter amfractus; auch fiir braca ist weiterer An-
schiufi an frango, hrechen moglich als ^Bruch" (vgl. mhd.
stiu^ : stolen) ; doch konkurriert mit letzterer Anknupfung als andere
Moglichkeit die an fragro.
brado ^Schinken" (Anthim.): grm. Wort: ahd. brato ursprgl.
„Wade, Schinken, dann Braten% andd. brado „Wade" (Kiuge Wb.«).
branca „Pranke, Pfote" (spat): scheint grm.; Lit. bei Kdrting
LaL-rom. Wb. ^ 183. ^
brassica „Kohl" : nicht nach Ceci Rendic. d. R. Ace. d. Lin-
cei, ser. Y, t. Ill, 470 als ^Weifikohl" zu der unter fraxinus
besprochenen Wz. ""bherag- „wei6 glanzen" unter der Annahme
eines mundartUchen br- statt fr-, me auch ss mundarllich =
ks sein muBte (s. dagegen Walde IF. XIX, 111). — Eher mochte
ich brassica als gall. Wort {br- aus *ur- wie in brigantes) mit
radix verbinden, Gdf. etwa *urad-so- mil Bedeutungsverschiebung
von rettig- und rubenartigen Kreuzblutlern zu Kohlarten.
brattea (seltener bractea, Lit. bei Stolz HG. 1,319, Ernout El.
dial. lat. 125 f.) „dunnes Metall-, meist Goldplattchen; Flitterstaat"
(iiber die Bed. „Purpur" s. unter blatia): unerklart.
Von Ceci zur selben Wz. *bherag- wie brassica gestellt (als „leuch-
tendes Plattchen"; tt vulgar bezw. dialektisch fiir hochlat. ct); da
aber br- nirgends als ital. Entwicklung aus fr- anzuerkennen ist,
miifite dies bestenfalls durch Annahme keltischen Ursprungs modi-
fiziert werden, vgl. cymr. berth ,,pulcher, nitidus" (unter flagro);
nur ist gerade eine Vokalisierung *braJc- oder *brag- nicht aus dem
kelt. zu belegen, denn Fick's 11*, 170f, rair. brafad „Augenblinzeln,
Augenblick" (sei entlehnt aus einem brit. *brapat aus *bra]cu-) ist
nach K, Meyer Gontr. 248 vielmehr brathad, air. brothad.
Ahd. brU „Brett", got. {f6tu-)batlrd ,(Fufi)bank% mhd. bort,
ags. ndl. bord „ Brett" (: ai. bardh- „schneiden''; s. Uhlenbeck
PBrB. XXX, 276) ist nicht zu vergleichen.
bratus (PMn.) „eine vorderasiatische Gypressenart" ; aus dem
Semit. : hebr. beros, mit syr. Aussprache berot, chald. berat, ar. brot
„Cypresse", woraus auch gr. ppddu „Sebenbaum« (G. Meyer Alb.
Wb. 45).
breyis ,kurz, klein" : nach Osthoff MU. V, 89 ff. aus *brehtn,
fem. zu gr. ppaxu? „kurz% vgl auch lat. brevia und gr. ppdxea
„seichte Stellen" (Gurtius 291, VaniCek 177), ppdYOC ^Xo<; Hes.
(maked. nach Fick BB. XXIX, 199f.). Dazu vielleicht (doch s. Ber-
neker SI. Wb. 110 und unter festlno) trotz der abvsreichenden Be-
deulung ab. br^^^ ^schnell" (schnell und kurz, langsam und iang
decken sich vielfach), vgl. bes. brizeja „Untiefen, seichte Stellen*
(Gurtius a. a. 0., Johansson KZ. XXX, 440 f.; Solmsens KZ. XXXVIf,
575 Verbindung von brzzi, mit lat, fortis uberzeugt mich nicht). —
S. noch brum a.
bria — broccus, 97
Idg, "^breghti-, nicht "^mreghu-j wie Johansson a, a, 0. und v*
Planta I, 303 f. unter weiterer Verkniipfiing mit got* gamaurgjan
^verkiirzen'', ags. myrge ^kurzweilig'' nsw. (vielmehr zu mar-
ceo, s. d.) annehmen [mr- wird lat. frA Osthoff MU. V, 85 ff.).
hrevis nicht zu lit^ grams ^schon"" (Bezzenberger BB, 11, 271)
Oder zu ahd. pfragina ^Schranke'', got ana^^aggan ^be-
drangen" usw. (Fick GGA. 1894, ^32)-
bria ^WeingefaS, Becher oder dergl/ : unerklart — Nicht
nach Ceci Rendic. d. R. Ace. dei Lincei, ser. V, t III; 470 mit an-
geblich dialektischem &r- statt fr- entweder zu ahd, brio ^Brei""
(aisL hrlme ^Feuer'' ?) oder (recte: und) zu lat friar e [frivola sunt
proprie vasa fictilia quassa Paul. Fest 64 ThdP.). — Auch ganz
fraghch, ob o.-u. aus ^g^r-iia^ zu vorare, lit. geriit ^trinke*"
{Walde IF, XIX, 111). — Ob auch in ehrius enthalten?
bridus ^eine Art Kochgeschirr"" (Anthim.): wohl germ. Wort;
Yermutlich zu ahd. hratan „braten" usw., mit i = got. geschlos-
senem e.
brigantes bei Marcellus Emp. 8, 127 ^sive vermictilos habeant
auf brigantes J qui cilia arare et exulcerare solent^ : nach Zupitza
lA. Xlli, 51 f. als gall. Wort = cymr. gwraint ^worms in the
skin", air. frige^ nir. frigh ^Fleischwurm, Milbe''.
UnrichtiK Ceci am unter bria gen. 0. : aus fricantes.
brisa ^Weintrestern'': das beim Spanier Columella 12, 39, 2
{sonst nur in Glossen) belegte Wort, das in span, brisa und nach
G. Meyer Alb. Wb. 34 in alb. bersi „Wein- und Oltrestern; Dung-
€rde" fortlebt, kann von gr. pp{iT€a, pptjxia „Trestern'' (Athenaeus)
nicht getrennt werden ; doch ist die Art des Zusammenhanges un-
deuthch, Entlehnung aus dem - gr. Worle (Saalfeld) hochst unwahr-
scheinhch. An ein Wort aus der Sprache der voridg. Mittelmeer-
anwohner zu denken (wie bei baca und andern ins Gebiet geistiger
Getranke weisenden Worten) ist mir zu gewagt, well ppurea als
nordliches Wort zu thrak. ppuTov, ppOxo^ ^Bier'', ahd. hHuwan
^^brauen", lat. defrutum ^eingekochter Most' gehoren wird, deren
reich entwickelte Sippe sicher idg. ist.
brocciis „mit hervorstehenden Zahnen, raffzahnig" : unsicherer
Herkunft Kaum nach Fick IP, 179, I^ 409, Prellwitz Gr. Wb. zu
ppo'KUj ^beifee", PpouKoc;, ppoOxo(; , kret ppeuKo*;; ppuKog „eine
Heuschreckenart' (ahd. Wouwil „dreizinkige Gabel, Kralie, Klaue'^,
gr. nhd. schweiz. hrcluel „ Gabel mit Haken zum Fassen'', ahd.
chroutvan, nhd. krauen^ also eigentlich ^krallen'', gehoren vielmehr zu
grumus) mit Anlaut idg. b oder (wenn broccus o.-u. oder kelt) alien-
falls g^ {broccus aus -oc- mit dial. 6 aus au oder oui) — Viel wahr-
scheinlicher Henry Lex. bret 45: brocctis als kelt Wort zu air.
h7'0CCy cymr. corn, broch^ bret broc^h ^Dachs'' (gall. Broc{c)omagOy
Fick II 4, 185); er fuhrt auf das Bild der spitzen Schnauze, bezw^
des spitzen schlechthin auch frz. broc „vase a bee", broche „Spiet3,
Schmucknadel" usw. (s. die reiche Sippe bei Korting^ Nr. 1582)
zuriick.
Unrichtig denkt Keller Volksetym. 68 an Entlehnung aus gr.
ppouKoq, und Ceci Rendic. d, R. Ace, d. Lincei, ser. V, t. Ill,
470 an Verbindung mit lat, frango.
Walde, Etym. Worterbuch d. lat. Sprache. 2. Aufl. 7
^8 bruma — bubile.
briima ^Wintersonnenwende, Winter^ Kalte": als „Zeit der
kurzesten Tage^ Superl. zu hrevis, "^brevi-ma (Paul Fest. 23 ThdP.,
Vanicek 177, Pott KZ. XXVI, 148, Osthoff MU. V, 91, Sommer IF.
XI, 210). Bartholomaes BB. XV, 36 Verbindung mit d.\. mrura ist
von ihm selbst Airan. Wb. 1197 aufgegeben, da das av. Wort iiicht
^starrer Frost'' bedeutet.
Davon hrumdria herba ^Leontopodmm (Pflanzenname)''.
bruscum (Plin*) „ein Auswuchs oder Knorren am Ahornbaum
mit schOnen Masern% s. bes. Meyer-Liibke Wiener Stud. XXV, 93 f.,
wo auch tiber die allfallige Besserung des glossemat* brustum^
brtistrum „materiae genus" in brusoum^ sowie tiber gloss. — eigent-
lich romanisches — bruscus „Mausedorn'', das wohl lat ruscus mit
Einmi=5chung von frz. bruyere usw. ^Heidekraut" darstellt (andere
Auffassungen bei Korting^ Nr. 1601). Unerklart. Fine unsichere
Vermutung s. unter frutex. — Ein glossematisches drittes brtiscus
^ranae genus ^ (G. Gl. L. VII, 214) will Ernout I^L dial. lat. 128 als
""g^rot'SkO'S mit jon ppoxaxoq, att. pdTpaxo<;, ahd. chreta^ cJirota
^Krote'' zusammenbringen*
brutls, woraus nach Niedermann Contrib. a la crit. et a
Fexplic. des gloses lat. 33 ff., lA. XVIII, 75 durch Umbildung (vgL
nepta aus neptis) brnta ^nurus"" (GL): aus dem Grm., vgl. nhd.
Braut (Keller Volksetym. 325, Domaszewski Neue Heidelberger
Jahrb. Ill, 193ff., Rh. Mus. LV; 318, Gundermann ZfdtWortf. I,
240 ff., Thumb Germ. Abhdlgn. f. H. Paul 233 f., Loewe KZ. XXXIX,
276, Braune PBrB. XXXII, 30ff.); zur Et. s. Frutis.
briitus ^schwer [brutuni antiqui gravem a2:)peUabant, PauL
Fest. 23 ThdP.), sehwerfailig, stumpf, gefiihllos, unverniinftig" : mit
umbr.-samn. b aus g^ = lett. gruts ^schwer'' ; beruht auf idg.
^g^ru', Ablautstufe zu lat. gravis (s. d.), ai, giiruh, gr. papuq^ got.
kaurtis .schwer^ (Fick BB. II, 188, Vanifiek 82, Gurtius 475).
Weitere Anreilmng von gr. ppl&u(; ^schwer, lastend"" usw.
(Fick a. a. 0., Bersu Gutt. 130, anders Wiedemann BB. XXVIII,
34 f., s. auch Boisacq s. v.) ist ganz fraglich. — ^ Fernzubleiben
hat ingruo (Fick a. a. 0., Osthoif MU. IV, 15^ Ceci Rendic- d.
R. Ace, d. Lincei, ser. V, t. Ill [1894], 313) und got. braips
(v. Grienberger Wiener Sitzungsber. GXLII, 53).
biia^ -ae „Trank (in der Kindersprache)'', vgl. auch PauL Fest.
77 ThdP, ^,...unde infantibus an velint bibere dicentes^ bu syllaba
contenii sumus'^ : Lallvt^ort, vielleicht in Nachahmung von bibo. Auch
in vlni'buas (LuciL: Vanicek 178, Heraeus AflL. XIII, 163), das
unannehmbar von Fick I^, 408 mit gr. ^bvii^y puu) ^stopfe*',.
pOoTpa ^Spund""^ puSriv ^gedrangt voU'' verbunden wurde (s. Prell-
witz^ Boisacq s. v., Trautmann BB. XXX, 328)^
Nicht hierher gehort exbures (s. d.).
bubalus „die afrikanische Gazelle: spater Biiffel** (s. Schrader
Reallex. 691): aus gr. poupaXo? (Saalfeld). J)iel:iehenfovmbufalus
(Ven. Fort.) wohl trotz Ernout El. dial. lat. 129 Nachahmung dia-
lektischer Formen von bubus (d. abl. pL von bos), bubulcus: ^bufus^
ital. bifolco.
biibile (Quantitat der ersten Silbe unsicher, s. Lagercrantz
KZ. XXXVIl, 177ff.), bovile „RinderstaIP : bovile ist die urspriing-
bubino — bucca. 99
liche Form; daraus hoHle^ btiHle, wie do-, clu-aca aus clovdca;
huUle nach Thurneysen GGA. 1907, 803 mid Thes. durch Einflufs
von cuhlle ^Tierlager'' (nicht nach VaniCek 86 durch lautliche Assi-
milation von ?; an &, oder nach Ascoli Sprachwiss. Briefe 94 durch
AnschhiS an bubalus) ; huhlle^ wenn so zu messen, ware nach bubus
weiter umgestaltet. bovlle mit nach bovis usw. aufgefrischtem v.
l)nbino^ -are ^mit dem monathchen besudeln"" : sehr wahr-
scheinlich (als umbr.-samnit. Dialektwort) nach Fick P^ 37 zu ai.
ffutha-hy gutha-m ^Kot, Schmutz'', bei Grammatikern auch guvdti
„cacat^, ab. govjbno 5,Kot**^ wozu weiter ab. o-gaviti ^belastigen",
(!ech. o-7tat^/if^* "^^erunstalten'*, o-havny ^ekelhaft''^ kin hyd „Eker,
ags. ctvead ^Kof" (zu scheiden von der allerdings z. T, damit asso-
ziierten Sippe von ags. cwed^ nhd. kot usw., iiber welche Lit. bei
Zupitza Gutt, 86, Wiedemann BB. XXX, 212 ff., Solmsen Beitr. z.
gr. Wtf. I, 237), arm. A:o/^Mist^ (s. zur Gdf. ""g^'ou-so- Pedersen KZ.
XXXIX,, 383 m. Lit.), cymr. budr ^schmulzig'S budro ^beschmutzen*'
(Zupitza Gutt. 80 f.). Es ist wohl ^bovino- (== ab. govtuo-) wegen
seines lautUchen Anklanges an die Sippe von bos ebeuso zu bubino-
umgestaltet, wie bovUe zu btiblle.
bubOj 'Onis {auch dial. biifOy s. Ernout EL dial, lat. 130 f.)
^Uhu'', btibilo^ -are „bu bu rufen'^ (vom Uhu): gr. Pua<;, pOSa ^Uhu'',
pOZiuj „schreie wie ein Uhu'* (dafe im Gr, damit ein dem mhd. hutze^
nhd. hauz entsprechendes Wort zusammengeflossen sei, s. Zupitza
Gutt. 81, ist wegen p = ^^ vor u kaum glaublich, s. auch Ceci
Rendic, d. R. Ace, d- Lincei, sen V, t. Ill, 399; VaniCek 178, Gur-
tius 291), arm. bu, buec ^Eule'' (Hiibschmann Arm. Stud. I, 23;
ohne Lautverschiebung, da schallnachahmend).
Eine andere Nachahmung des Eulenrufes in ahd^ uwo ^Uhu**,
lit. yvas „Uhu'^, und in lat. cucnbio^ -ire.
Ibflbnlcus „Ochsenknecht, Ochsentreiber'' (itaL bifolco setzt
umbr.-samn. -^bufulcus voraus, s, Ascoli Sprachwissensch. Briefe
94 ff.)r enthalt bos und, wie su-, au-bulcus wohl ein dem gr. cpuXaKot;
^Wachter"^ (q3uXd0au), cpuXaS) entsprechendes zweites Glied, s. Frohde
BB. XIX, 238 1 Anm., Lagercrantz KZ. XXXVII, 177 ff., wo auch gegen
Ascolis a. a. Erklarung husfulcio, angeblich nicht blofe ^stutzen*",
sondern auch „unterhalten'' im Sinne von „nahren" ; auch nicht
nach Siitterlin BB. XVII, 166 zu ahd. ^j^/Z^r/an „pflegen, fiir etwas
.sorgen% s. dagegen Zupitza Gutt, 25, Franck KZ, XXXVII, 132 ff.,
KlugeZfdtVirortf. VIII, 29 ff., van Wijk IF. XXIII, 372 f. (trotz Meringer
IF. XVII, 115, s. auch Janko Worter und Sachen I, 105).
bubnlns „zum Rinde gehorig'': zu bos, Bildung unklar; es
scheint Identitat mit gr. ^ot^akoc; (woraus lat. bubalus entlehnt)
^afrikanische Gazelle'^ (eigentlich „rindartiges Tier""; zu bestehen;
das Verhaltnis zu ai. gdvala-h „Buffel^ ist dunk el, obgleich es eine
Entsprechung in ai. ^awnf \,Leisten'': gr. poupujv ^Schamdruse*^
(allerdings ohne vergleichbares im Lat.) zu haben scheint,
bucca ^die aufgeblasene Backe'': von einem schallmalenden
"^buq- (vgl. hu- m ndd. pupen „furzen^) „pusten, blasen, wobei ein
dumpfer Ton entsteht^^• ai, buk-'kdra-k „das Gebriill des L8wen**^
biiJckaU ^bellt'', gr, ^{}Krr\q ^heulend'', ab. hicati „brullen^^ byhh
„Stier''' (aber bzcela ^Biene"* vielmehr als btcela zu fiicus), lit*
100 biicera — buda.
bukczhis ,,Stamii]Ier'', mhii. ]}fuchen ^pfauchen^', i^M, pogge ^Frosch''
(Vanicek 179), mir. bochna ^das (brullende?) Meer'', cymr. hugacl
„boalus, mugitus'^ (Stokes BB. XXI, 130), mir, burithm\ buirethar
,,c]amat" (wenn aus ^bucr-? Geci Rendic. d. R. Ace. d. Line, ser* V,
t. Ill, 398; cymr. corn, boch, bret. boc'h „Wange'^ — Thurneysen
KR. 40, Fick II^ 179 - sind, aus dem Lat entlehnt).
Fernzuhallen ist (trotz G. Meyer Alb. Wb. 57) alb. buze
^Lippe; Spitze, Rand, Schnabel eines GefaSes, Mundart". — VgL
liber die Sippe besonders Johansson KZ. XXXVI, 358 f.
Davon lat, bucco ^der Pausback, der Tolpel in den Atel-
lanen"; s, audi lat- bucina „Horn, Trompete''.
Mcera saecla u. dgL: aus gr, podKepuu? (Saalfeld; vgl. auch
Osthoff Et Par. I, 5).
biicerda: s. muscerda.
biicetiim ,,(Kuh-)Trifl": bos; in ^cetum sucht man z, T. ein Zu-
sammensetzungsglied und vergleicht got. haipi, aisL heidr^ ags. h^d,
abd. heida ^lleide'\ galL ceto- (wohlbesser<:icy^ifo-) in Cetobriga.EtO'Cetum
usw., acymr. coit^ ncymr. coed „Wald", corn, cuit^ bret. coit^ coat
^Wald, Geholz"; die spatere roman. Aussprache -zetum liegt den
deutschen Ortsnamen auf -scheid am linken Rheinufer zugrunde
(Vanicek 45, Fick IP, 76). — Die Nebenform bmUum bei Varro und
in Glossen (angezweifelt von Niedermann IF. X, 256 f.) halt Solmsen
KZ. XXXIV, 14 fiir die ursprgl. Form {% — unbetont ai), die nach
dem Suffix -etiim zu gew6hnlicl)em -cetum ^vurde; dagegen geht
Niedermann a. a* 0. unter wohl zutreffender Leugnung der Form
bucUum Yon cetum = Vce{i)fom (sei Hochstufe zu germ, kelt. ^^haito-)
aus, und betrachtet bilcetum als die Quelle des Suffixes -{c)ehim, wo-
gegen dessen sonstige Verwendung zur Bildung von Koilektiynamen
von Gebiischen und Strauchern und die sonstige Unbelegtheit einer
Hochstufe ^'he[i)tO' spricht.
Wohl richtig betrachtet daher Brugmann Grdr. II, 18
-cetum als durch falsche Zerlegung von nucettmi^ ilicetitm entslandenes
Suffix, was schon mangels eines selbstandigen lat. cetum das beste
erscheint.
bucina „ Waldhorn, Jagdhorn'' : gewiis nicht nach Keller Volkset.
112 aus gr. pUKdvri ^Trompete'' entlehnt, das, da erst seit Polybius
belegt und auch als pouKdvri erscheinend, nach Kuhn KZ. XI, 278,
Thurneysen GGA. 1907, 803, Guny Melanges Saussure 109ff. (gegen
Pauli KZ. XVIII, 18) vielmehr umgekehrt aus dem lat. (bzw. einem
entsprechenden o^-u,) Worte stammt. Dieses fafit man entweder
dl'^^ovi'Cina {boSy cano\ so dafi hiicina ursprgL „Hirlenhorn'' war (so
bes. Guny a. a, 0.) ; oder als die ^bu-Macherin'' urverwandt mit gr. ptJKTri<;
usw., s, bucca (Georges, Noreen Ltl. 106). VgL Saalfeld m. Lit.,
Kretscbmer KZ. XXXI, 452. Fiir die zweite Auffassung spricht, dafi
bei einer Zs. bovi-cina dativisch gedachtes erstes Ghed anzunehmen
ware.
buda vulgar = ulva „Schilfgras" ; wegen seines spaten Auf-
tretens wohl nicht nach Johansson KZ. XXXVI, 351 zu ai. budUida-h
^V^asserblase, Blase'', gr. putov itukvov, auvexov, fotOpov be koX \xt{a
Hes. i^udio-; ursprgL ^aufgeblahf' ?), schwed.-dial. (usw.) puta
^Kissen'\ schw. jMta „aufgeblasen, angeschwollen sein", jpt# ^aufge-
bufalus — bulla. 101
blasene Knolle, Geschwulst^ (Weiterungen versucht Scheftelowitz
BB, XXIX, 40). — Wohl Lehnwort; W. Lehmann erinnert brieflich
an ags. hoden „loliiim''.
Mfalns: s. htihalus,
• Mfo ^Krote'' : sehr wahrscheinlich nach Niedermann BB. XXV,
83 f. (s, audi Ernout EL dial- lat, 130) als osk,-sabell. Lehnwort {u
aus*o) zu apr. ^a&a^^o „Kr6te^ {^g^9bh-), ^h. zaha ^Frosch^ {"^g^'ebh-),
und wohl auch ahd. quappa (^g^dbh-), nhd.Kcmlquappe (das allerdings nach
Weise ZfdtWortf. V, 251 zunachst mit md, quahbelig usw. zusammen-
gehort; Quappe auch fur ^schleimige, elastisch zitternde Masse,
Wamme des Rindviehs u, dgl/ gebraucht; doch konnen die aufier-
germ. Froschnamen auf einer ahnlichen Anschauung beruhen oder
die germ. Sippe erst von der Schleimigkeit und Zappeligkeit der
Kauiquappe aus entwickelt sein). ItaL ^g^obho.
Ficks (BB, XVII, 321, Wb. P, 407) lautlich einwandfreie Ver-
bindung von btifo mit m. godhd „eine grofee Eidechsenart" uber-
zeugt wegen der weit abliegenden Bedeutung nicht (trotz der von
Zup'itza BB. XXV, 102 11 nachgewiesenen starken Bedeutungs-
schwankungen in Tiernamen).
bug^illOj -onis „eine Pflanze^ (Marc. Emp.; die Bestimmung als
^ajuga reptans'' scheint ganz willkuriich): unerklart, Im Thes.
wird an den Anklang von radioo bugiUonis an glossemat. 7Xidix
bulgaginis erinnert {bulgago oder viilgago nach Fischer-Benzon 56
^Asarum europaeum*"), so dafs btigillo allenfall& aus "^btdgillo
(ibulga??).
bulbus „Zwiebel,Bolle'': gr. p6\po<;„Zvviebel'', woraus vielleicht
nachAVeise, Preliwitz Gr. Wb.^ entlehnt (nicht ganz sicber, s, Curtius
291, Saalfeld, Schrader SprachvergL^ 428); redupL aus ^6o^, vgL lit.
bulbe, bulwis, lett. pi. bulbes, btilwas „Kartoffel(n)", bumbuls „ Knolle'',
lit. bumbitlas ^knotenartige Verdickung'', bttmhulys ^Steckrlibe'' (dis-
similiert aus bulbnl- wie gr. po|LipuXi(; Hes. ^ Wasserblase'' ; mit an-
derer Diss, lit, burbiilas „Wasserblase") (Vanicek 178, Curtius 291),
wozu weiter lat. bulla ^Blase, Knospe"", lit. buVis „Hinterbacke^,
ai. buli'h „weibliche Scham, After'', russ. bulka ^rundes Brotchen,
Semmel'', buldyvb ^Beule'', nl. puilen ^hervorschwellen'', mwOi. pule^
pole, ndl peul *„Hiilse'', engl. pulse ^Hulsenfrucht^ (Uhlenbeck PBrB.
XX, 326 f., Ai. Wb. unter bulih), vielleicht ai. bdlbaja-h „eine Gras-
art'' (,,aus Wurzelknollen hervorkommend''? Johansson KZ. XXXVI,
344; noch weiteres ibd. 363 f. und IF, XIV, 318 f.). Idg. %ol-,
'^bul', (%uel?') ^schwellen, sich aufblahen''. Fine Parallelwurzel
^bhuel', '^bhul' s. unter folmm.
bulbuSj poXp6? nicht nach Frohde BB. I, 331 zu ahd. cholbo
^Kolben, Keule", aisL Tcolfr „Pflanzenknollen", lat. globus usw.
(s. dO; unannehmbar ist Ficks GGA. 1894, 232 Grundform
%holbhO'.
bnlga ^lederner Sack": gall Wort, vgi. mir. bolg ^Sack'', cymr.
corn, bol ^Bauch", zu got, balgs^ ahd. usw. balg „Balg% also ursprgL
„die abgezogene Tierhaut'' (Fick 11^ 177, Kluge<5 28, Holder I, 629).
bulla ^ Blase, Buckel, Knospe, KapseP", hulUre^ hulldre
5,wallen, sprudeln u. dgl/^: s, biilbtis.
102 bumammus — bustum,
biimammns {bu- und mamma eigentlich ^groSbriistig^'), bu-
rn as ttis (pou|uacfro(; ds.) „gro6beerig'' (uva), bu-Umum „Esels-
hunger, grower Hnnger'' u. a. zum Teil rein griech. Worte enthalten
bu' aus gr. pou- ^Rind'' als Vergrofierungsprafix {vgl. unser ^Esels-
hunger, Viehdurst*' u. dgl).
Mra^ Mris ^das Knmimholz, der Kriimrael am Hiiiterteile des
Pfluges'', imbunts ^gekrummf: muS wohl nach Fick BB. XVII,
321 (z. T. so schon Frohde KZ. XXII, 255), Wb. l^ 406 als o.-u.
Lehnwort mit gr. yvriq „Krummholz am Pfluge'', cipoTpov aOxoTuov
„Pfliig, an welchem Krummholz und Scharbaum noch aus einem
Stiick bestanden" verbunden werden, wozu unter vielem andern (s,
vol a) gr. Y5po^ ^krlimme", fopdc, ^krumm'' (z. B. Frohde a, a. 0.,
Prellwitz Wb/^ s. v.; s. nocli Geci Rendic. d. Ace. dei Lincei, ser. V,
t III, 387 — 398). Da weder fur gr. 'jauaoc, „krumm^, yauadbac;'
x\f£vaTr\q Hes. (librigens eher galatisch, vgl air. gau ^falsum'', bret.
ffaou ^niendacia'^ unter hattd) noch fiir die ilbrige Sippe von vola
idg. g^, vielmehr g anzusetzen ist, kann die Verbindung nur unter
dem Ansalze o.-u. '^guosa, gr. "^gusa bestehn.
biirdo^ burdns „Maultier (Hengst + Eselin)'' : am ehesten als o.-u.
Lehnwort nach Frohde BB. VIII, 167 mid bes. Prellwitz BB. XXII,
100, 127 zu al gardabhd-h „Esel''» gdrda-h «geil, gierig'' und weiter
moglicherweise als ursprgi. ^gefrafiig'^ zu vordre, wie das von
Wackernagel Ai. Gr. I, 171 mit gardabha-h verglichene engl. colt
^Fiillen'' vielleicht zu der idg. Parallel wurzel ^g^el- ^verschlingen''
(auch ai. gdlda-h ^briinstig, geiP' wohl mit altem /). — Oder nach
EL Richter Wiener SB. CLVI, V, 9 als ,das dumme, trage (?) Tier^
o.-u. Entsprechung von gurdtcs, ppabix;? — Oder zu sp^tlat. bilri-
cus 3,kleines Pferd''? (Thurneysen Thes. zweifelnd),
Mit Unrecht halt Stowasser Progr. d. Franz- Josef-Gymn. Wien
1891^ S. XXIV f. burdus wle veredus fur entlehnt aus hebr.
phered „Reittier, Pferd, MauleseP'.
bnrdubastai s. bastum.
burgns ^castellum parvulum, auchWachturm'', teils masc-, teils
fern.: nach Vendryes De hib. voc. 117, 200 je nach dem Geschlechte
verschiedener Herkunft ; burgus masc. aus gr. TrOpTO^, vgl. auch die
schon zu Hadrians Zeit begegnende Ableitung burgarii (Much ZfdA.
XLI, 113ff.); burgus fem. aus dem Germ., got. baurgs^ ahd. nhd. Burg.
burra „zottiges Gewand'^: s. unter birrus,
burrae ^lappisches Zeug, Possen'': zu baburrus (Vanicek 176),
s. unter babuhcs. Wegen der mangelnden Reduplikation ist viel-
leicht anzunehmen, dafs ein burrae ^Zoten'' (s. burr a) durch ba-
burrus in der Bedeulung beeinflufst wurde.
burrus „feuerrot, scharlachrot'': aus gr. iruppoc; ds. (Saalfeld).
bnstum ^Leichenbrandstatte", bustar^ -dris „Leichenbrand-
statte", bustio „das Verbrennen^, bustirapus „Leichenbrandstatt-
bestehler^; durch falsche Trennung von amb-uro = gr. 6t|Liqp-eOuj
„senge ringsum^ und bes. dem darnach gebildeten (Osthoff Pf. 535a;
kaum eher nach Ascoli Arch. Glott. X, 41 aus ^co-amb-uro entstan-
denen) comb-uro ins Leben gerufen, s. uro, — Nicht zu nir. boi
„Feuer^, das vielmehr zu gr. cpaedoj (Fick 11 '^j 176).
btlteo — caballus, 103
btiteo ^eine Falkenart, Bnssard'', butio ^Rohrdommel'', biitire
^vom Naturlaut der RohrdommeP : Schallworte; mit demselben bti
wurde auch z. T. der Uhuruf nachgeahmt: bilbo ^Uhu" (Vanicek 178).
Zupitza Gutt. 81 verbindet butio ^Rohrdommel^ nicht iiber-
zeugend mit ags. cyta ^Rohrdommel, auch Gabelweihe'S so da6
es ein (wohl o.-u.) Lehnwort ware; doch wurde man im iso-
lierten Worte Verlust der Labialisation vor tt erwarten: auch
wegen des nicht identischen Stammauslautes unglaubwiirdig ; vgl.
auch Schroder PBrB. XXIX, 556, Holthausen A. f. neuere Spr.
GXIII, 38.
buttnti^ buttubatta Naevtus pro nugatoriis posuit, hoc est
nulUus dignationis PauL Fest. 26 ThdP., ahnlich Ghar. Gr, Lat* I,
242, 10 von Plautus: scherzhafte Bildung [Thurneysen Thes.]; laut-
lich ahnhch ist nhd. potz.
butymm ^ Butter ""r aus gr. poiixupov ds. (Saalfeld); aus dem
Lat. stammt ahd. usw. butera, nhd. Butter^ s. zur Geschichte des
Wortes Kluge Wb.^ 66.
buxiis „Buchs, Buchsbaum'': aus gr. it(i2o(; ds. (Saalfeld); aus
buxa ^Buchse aus Buchsbaum*^ stammt u. a, ahd. buhsa „Buchse'',
vgl. z. B. Kluge Grdr. I^ 335, Schrader Reall 119.
c.
caballns ^Pferd, Gaul, Klepper", cabo, -onis (GI.) ,,Wallach";
gall. Caballos (Eigenname; mir. capall, bret. ca^val^ cymr, ca-
fall sind Lehnworte aus dem Lat., s. Vendryes De hib. voc. 121 und
Loth Rev. celt XVII, 443, wo auch tiber cymr. ceffyl)^ gr.
KapdXXr^*;* ^pYdxric; ittttoc; Hes.
Der Ursprung der Sippe ist nicht im Kelt, zu suchen (vgl. Stolz
HG. I, 10); auch dai^ gr. KapdXXr)^ (wenn nicht liberhaupt galatisch!)
die Quelle des lat. und durch dieses des kelt. Wortes sei (Pick II ^
68), ist unglaublich; ja nicht einmal seine Vermittlerrolle zu er-
weisen; die Sippe beruht wohl auf Entlehnung (worauf auch die
Bedeutung als ^minderes, grobes Pferd"* gegeniiber der urverwandten
Sippe von eqnus deuten mag) aus Nordosteuropa, vgl. ab. hobyla
,Stute% kom ,Pferd" (nach Bohag Listy fil. XXXIII, 1906 [Rev. des
revues XXXI, 110] ist koby-la Ableitung von *^o% •=:=: lat. cab6[n],
und kont aus ^kabn- der casus obHqui entstanden); auch aruss.
k6mon% cech. komofi, apr. eamnet ^Pferd'' (wozu lit. kumele y^Sinie'',
kumelys ^Fohlen'') werden nach J. Schmidt Krit. 138 f. (trotz Char-
pentier KZ. XL, 435, 464 a, der ubrigens kom nach Johansson als
^verschnittenes Pferd'' zu kopati stellen mochte; s. auch Thesaurus
s. V. cabo) hierhergehSren, aber nicht nach ihm mannus (s. d.) im
zweiten Gliede enthalten, sondern wohl eine aus ^kobni- zunachst
entstandene Mittelstufe "^komni- darstellen unter im einzelnen nicht
festzustellendem Einflusse der Hin- und Herentlehnung zu den nicht
idg. Nachbarstammen.
Zugehorigkeit der Sippe zu ai. gaphdh ^Huf, Klaue*', ^\\ safo,
aisl. hofr^ ags. hof^ ahd. huof ^Huf^ (ab. ko])yto aber zu koimti
104 cabanna — cacula, cacus.
^grabeii'S s. Uhlenbeck Ai. Wb, 303, Trautmann Grm. Laiitges.
54), so daJ& an eine centum-Sprache, eventuell an das Makedo-
nische als Heimat des Wortes zn denken ware, ist ganz unwahr-
scheinlich,
cabanuat s. cap anna.
eal}enseS5 -tmn „Priester der Feriae latinae auf dem alban.
Berge":?
cacabOj -m^e ^gaekern'' (vom Rebhnhn), cacillo^ -are ds. (von
Hiihnern): gr. KaKKcxpr) „Rebhuhn''^ KaKicapiSu), KaKKdZioj „vom Natur-
laute der Rebhiihner'' (wegen der genau stimmenden Bedeutungs-
nuance die Quelle von cacahdre, Thes.), 2i\idi. gackizon „gackern (von
der eierlegenden Henne)'', nhd* gackern^ dial, gaggezen, ab. kohoth
^Hahn'', kokos^ kokosa „Henne'', frz. coq „Hahn". Schallnachahmend
wie lat. coco coco „Naturlant der Hiihner'^ cucurlre „vorn Kollern
des Hahnes" (s. d,) (z. B. Vanicek 45, Fick P, 388, Stolz HG. I, 441).
caccitus von einem schonen Knaben (Petr.): unsicherer Bed.
und Et.
cachinno^ -are ^hell auflachen*', cachinmis „Gelachter": gr.
KaxdCu), KaKxdZiu), Ka-fXciZu) „Iache^, ai. kakhati, kakkhati, khakkhati
(Gramm.) ^lachf*, russ. nsw. chochoh „Gelaehter'', ab. chochotati
^lachen"" (nicht nach Kozlovskij AfsPhil. XI, 384 zu ai. hasana-m
„Gelachter"); ahd. huohon ^(verlachen,) spotten, hohnen'', * /^?^o/^
„Spott, Hohn'' (Vanicek 45), gr. KriKdSiu „schmahe'^, KriKaber \oi-
bopei Hes. (Prellwitz Gr. Wb.), mir. cainim „schmahe, schelte'^ (Fick
IP, 66), arm. xaxank „ cachinmis" (Htibschmann Arm. Gr. I, 455)*
Schallwort, vgl. nnser hahal, das fur die Vorgeschichte der sog.
Aspiraten w^ertvoU ist,
Ist cachinmis nach W. Meyer KZ. XXVIII, 165 als ^^caccnd-
nO'S mit KaKKdZ^oi aus -^^kakknd-id auch in der Stammbildung
verwandt? — Nicht iiberzeugend denken Keller Volksetym. 74
und Stowasser Progr. d. Franz- Josef-Gymn. Wien 1891 an Ent-
lehnung aus dem Griech. unter Anlehnung an hinnio „wiehere".
caco, -are „scheifien'^: gr. KaKKduj ds., KaKKi] „Menschenkor'
(dazu vielieicht ursprgl. als Kinderwort — vgl. nhd. gegga ^pfui'' —
auch gr. kukoc; ^schlecht'', s. Prellwitz^ s. v,), mir. caccaim „caco%
cacc ^Kot", cymr. cach^ bret. cac^h, mbret, cauch, corn, caugh ds.
(Vanicek 66, (iurtius 139), russ. usw. kakaU, nhd. kakken (braucht
nicht nach Kluge Wb.*^ entlehnt zu sein, s. Kretschmer EinL 353),
arm. ¥akor ,Mist" (Pedersen KZ. XXXIX, 378). — Damit sind nicht
unmittelbar zu vereinen lit. szlkti „cacare'^ (trotz Curtius, Vanicek),
ai. gdkrt, gen. gakndh .^Mist'', gr. Koupoc; ^Misf" (Bartholomae BB.
XV, 4f, Hirt BB. XXIV, 230, Kretschmer a. a. 0. usw.). Doch ist
urspriinghche Identitat mit dem Kinderlaliwort kaka kaum zu be-
^v^eifeln.
P cacula^ cacus „ein Soldaten- oder Offlziersaufwarter im Felde''
(kaum dazu auch ealo „TroSknecht") : unsicherer Herkunft. Ganz frag-
lich, ob als ^Laufbursche oder dgl.'' (vgl. got. pragjan „laufen'':
ahd. drigil ^Knecht'') nach Rheden Progr. Vicentinum Brixen
1896, 3 zu ab. skok^ „ Sprung '\ skociti^ skakati ^springen,
hupfen", wozu wohl nach Zupitza (iutt. 27, 154 (Lit.) ahd. giscehan
^geschehn''^ ags. sceacan ^eilen", aisL skaga „hervorspringen, her-
cactlmen — caduceum. 105
vorragen'^, air. roscaich (Windisch KZ. XXIII, 214) ^praeteriit''^
derscaiglm ^zeichne mich aus^, lit, (mit Palatal) szdkti ^springen'',,
Zugehorigkeit auch von air. cele ^Diener", celsine ^Dienst'' (Fick 11^^
66) zu dieser Sippe wird nach Thurneysen GGA. 1907^ 803 (dem
liberhaupt die Etymologisierung der lat. WOrter vorderhand hoff-
nungslos scheint) durch cymr. cilydd ^Genosse, anderer" (erweist
eine Gdf. ^heglios) verwehrt.
Brugmann IF. XIX, 385 vermutet als Alternative Verbindung
von cacula mit ai. gaknoti ^er kann, ist forderlich, hilft", aisl. hagr
^geschickf usw. (s. unter cohtcs)^ wie sclion VaniCek 65, Fick I*^
41, 419.
caciila gewifi nicht nach v. Planta II, 407 ein ursprgl Abstrak-
turn "^catld ^Wache**, zu nhd. Hut usw. (s. cassis).
• cacumeu ^Spitze, Gipfel'': vgL ai, kakud- (auch kakuhh-) ^Gipfel^
Kuppe", kakudmant' ^rait einem Hocker oder Gipfel versehen"^
(Yanicek46); die -w<3n-Weiterbildung wohl nach acwm^^^ (Thurneysen
Thes.). Ai. kdkud- ^MundhShle, Gaumen" spricht fiir eine ursprgL
Bedeutung ^Wfilbung (teils konkav, teiis konvex)^ (Uhlenbeck Ai.
Wb. s. v.); s, auch cumulus.
cada ^arvina" (GL): ob als germ. Wort zur Sippe von hotulus?'
^cadaverj -eris ^Leichnam*': wohl P. P. A. ^Gefallenes"" (wie
gr. TTTUJiua „Fair' und ^Leichnam") zu cado (Vanicek 67, vgL auch
Schulze Qu. ep. 250a 1). — Bersus Gutt. 170 abweichende Verbin-
dung mit der Wz. von ai. kadanam „Vernichtung^^ usw. (s. calamitas^
cadamitas) ist unwahrscheinlich, da ein P. P. A. dazu nur „ver-
nichtet habend^ bedeuten wiirde und eine andere Auffassung des
Suffixes aussteht.
• cado^ -ere „fallen^: o. antkadum ^ occidionem(?) "^ (sehr zweifel--
haft schon in der Lesung ; v. Planta L 326) ; ai. gad- (pf. gagdda^ fut.
gatsyanti) ^ab fallen, ausfallen^ (Vanicek 67, unbegrundete Zweifel bei
HirtBB. XXIV, 232), niir. casair ^Hagel" (auch „Blitz"); cymr. cesair
„Schlof3en'', corn. kese7% bret. kazarc'h „Hagel'' (Fick 11^, 74; nicht
entscheidend dagegen Loth Rev, celt. XVIII, 90), arm. cacnum
„fallen, niedrig werden" (Scheftelowitz BB. XXVIII, 287). — Dagegen
hat gr. K6Kd5ovTO ^sie wichen% ^KeKY\hei ^wich"* (Fick P, 56, V^
43) wohl fernzubleiben, da wegen K€Kabd)v „beraubend", KeKa&f|0ar
pXdijiai, KaKiDaai, 0Tepf|aai Hes. zu einer trans. Wurzel „schadigen,.
berauben, verfolgen"* (KeKdbovTo eigentlich „wurden zurtlckgedrangt*')^
ebenso otTtoKabeuj' dadeveuj (Prellwitz Gr. Wb. unter K€Kd5ovTo; s.
unter calamitas) und ags. hentan „treiben", hunta „Jager'' (s. unter
cassis), nhd. hetzen, HaM (Fick a. a. 0.; s. unter calamitas). — Un-
verwandt ist auch cedo, s. d.
Zu cado gehort u. a. dis-, ex-, stilli-cidtum (Stowasser
Dunkle Worter II, S. XI f.), caducus ^hinfalhg'', casus ^Fall"^
(um die Erklarung des a bemtihen sich Sonimer Hdb. 136 f,,
Meillet Msl. XV, 265) und sehr wahrscheinlich cadaver, s. d.
• cadticeiim^ -eus ^Merkurstab^ Heroldstab'' : aus gr. Kr{pxjK]ov^
dor. KapUKiov „Heroldstab"; d fiir r in Anlehnung an cadere (Cur-
tins 438, Keller Volksetym. 41 unter Verweis auf caducus ^hinfalhg^
und auf die Eigenschaft Merkurs als Totengeleiter; Saalfeld).
106 cadurcum — caelebs,
cadnrcnm ^foscem lecti^, ^tentorium quo merces proteguntur":
nach Thes. (wo iiber falsche Bedeutungsangaben der Glossen) vom
^aquitanischen Voike der Cadnrci.
cadus „gro6eres kegelformiges irdenes GefaS'': aus gr* Kctbo^
.„Weinkrng% das nach Mtiller BB. I, 276, 288 (s. audi Prellwitz
s. V.) aus hebr. had stammt (s. Saalfeld).
caecilia ^Blindschleiche": zu caecus (Vanicek 65), — Dagegen
<:aectlia ^eine Art lactuca" (Colum. 10, 190) ist Abklirzung des plmian.
'€aectlmna lactuca, nach Columella 10, 182 nach (Qu.) Gaecllius
Metellus benannt
caecus ^blind, hchtlos": =^ air. caech, cymr. coeg, corn, cmc
^einaugig" (nicht Lehnwort, s. Stern ZfceltPh. IV, 577), got. haihs
.„einaugig'' (Vanicek 65); ai. hehara-h ^schielend" (Uhlenbeck Got.
und Ai. Wb., PBrB. XXX, 286; dieselbe Bed. hat mir, leih-caech,
Stokes KZ. XXXVII, 254 f.).
Sehr unsicher ist Zugehorigkeit von gr. KaiKiac; ^Nordostwind''
^Is ^der verdunkelnde'' (setzte die nur im Lat. belegte Bedeutungs-
^ntvvicklung zu ^ blind'' voraus; vgL aqxdlox aquilus; Prellwitz Gr.
Wb.; dagegen Pick GGA. 1894, 238: „Yom KdiKOc;, einem Flufi der
Aohs, herkommend"). Gr, koikuXXuj „ gaffe umher'' {nach Lindsay-
Nohl 278 aus *KaiKi)XXaj) bleibt besser fern, wie sicher arm. cm'g
,Nacht" (Scheftelowitz BB. XXXVIII, 288), da nach Meillet (brief lich)
vielmehr e-a^g (vvortlich „jusqu'au matin*^, wie c-ereh i,Tag^ wortlich
^jusqu'au soir"). — Vt'egen der Gdbed. ^einaugig'' sehr ansprechend
:sucht Prellwitz BB. XXII, 113 in idg. "^qaiqos dasselbe *ga/- ^allein''
wie in caelehs\ das suffixale -qo- ist aber wegen der Guttural ver-
schiedenheit nicht ^0(^'- ^Auge'' (: oculus). Anders, aber nicht iiber-
^zeugend statuiert Uhlenbeck erne Gdbed. „schief".
caedo^ -ere „hauen, schlagen, erschlagen'': wohl zu dl. khiddti
{sTchiddti) „st6M, druckt, reifit'^ khedayati „belasti§t, ermiidef,
kheda ^Hammer, Schlegel^, kJieda-h „Mudigkeit, Erschlaffung'' (Vani-
<3ek 293, Curtius 247); Wz. ^{s)qaid' (ind. kh dann aus sq-) oder
^sqhaid' (vgL auch arm, xaifem „steche" nach Scheftelowitz
BB. XXVIII, 312?) ^schlagen'', erweitert aus ''^{s)qai' in mnl. heie
„Rammblock'', mhd. nhd. heie ^Schlegel, holzerner Hammer, Ramme'',
nhd. heter ds., mnl. nhd. heien „schlagen, stofien, rammen'' (Holt-
hausen PBrB. XI, 554).
Hierher lat. ca^'a^ caidre C^^ealdid; s. d.), ancaesa^ caedeSj
caementum, caelum „Meil3el'^. — V^z. ^sqaid- „ schlagen^ ist
(trotz Curtius, Vani6ek, Fay Mod. langu. notes 1907,38) scharfzu
trennen von ^skeid-^ "^skeiU, ^^sqeid-y ^sqeit- „spalten'' in scindo
usw.: Bed. und Vokalismus sind verschieden.
caelebs^ -ibis ,,unvermahlt, ehelos^^: aus "^caivilo-h^ oder eher
nach Prellwitz (s. u.) aus "^cailo-W „allein, fiir sich seiend oder lebend'^
Im 2. Gliede wohl Vl^z. ^"hhu- ^sein"", s. fui, fore, Solmsen KZ.
XXXIV, 35 f.; kaum V\^z. ^l)hl~ ^scheinen'' [s, fdmim], Prellwitz BB.
XXII, 113 f. Zum ersten Gliede vgl. ai. kevala-h „jemandem aus-
schliefilich eigen'', daher einerseits „allein", andererseits „ganz, voll-
standig", ab. cegh^ ke''g^ch^ „ solus'' (Pick l^y 18)^ lett. kails ^nackt,
kahl, bloi^'S kaili laudis „Ehepaar ohne Kinder'' (Bezzenberger bei
caelum. 107
Fick II '^j 88, Prellwitz a. a. 0-, letztercr auch mit selir ansprechender
Heranziehung von cae-cns s. d.).
Da in ai, kevala-h auch die Bed. „ganz, vollslandig'' vorliegt,
hat man auch folgende Worte hierhergestellt: ab. ceh „voll-
standig, ganz'', apr. kailustishan „Gesundheit^; ahd. heil ^ganz""
(daraus abgeleitet ^gesund"), ags. Ml, engl. whole ^ganz, voll-
standig", got. hails ^gesund, heilsam'', ahd* heilison ^augurari^''
usw., air. eel ^augurium^, cymr. coel ^omen^, gr. koiXu* to Ka-
Uv Hes. (Hoffmann BB. XVI, 240, Fick IP. 88, Johansson IF.
II, 28). Doch weisen einige dieser Worte auf Ablaut eA: oi, wes-
halb mir Trennung von der ersteren Sippe vorsichtiger scheint.
VgL noch bes. F^-ugmann Ausdruckef. d. Begr. d. Totalitat41, 50 f.
caelum ^Meifiel, Grabstichel des Giseleurs'-^ caelo, -are „m
erhabener Arbeit ausfiihren'' : aus '^caM-{s)lom, zu caedo (Vanidek
293).
•caelum ^Himmel, spater Wolbung iiherhaupt'': vieileieht nach
Solmsen Stud. 184 als '^caid4om (oder ^caid-y cait-slom; nicht "^cait'
lorn) zu Wz. ^sjqait'y "^{sjqaid- „hell, klar'' in aisL heid ^klarer Him-
meP, heldr shelter", ahd. (usw.) heitar ^belter, glanzend (ursprgL
nur voni wolkenlosen Himmel)^, ai. citrd-h „augenfallig, herrlich'',
av. ci^ra- „ augenfallig, klar", ai. ketu-h „Helle; Licht, Strahlen"^
av. xsaeta- ^licht, hell'', lit. skaMruSy lett. skaidrs ^ lit. skdistas,
skaistiis ^h^W j got* haidtts „Art, Weise", aisl. heldr „Ehre, Wiirde'',
ahd. usw, heit „ Stand, Rang, Beschaffenheit, Art und Weise*', ursprgL
wohl ^Erscheinung, Glanz% arm. (? s. Pedersen KZ. XXXIX, 371))
Jcaic „Funke''; auch ahd. hei§, aisl. usw. heit7^ -j^heifi^, got, heito
^Fieber^S lit. kaitra „Feuerglut", kaitrus ^Hitze gebend**, kaittdys
^SchweiS'^ (vgL Uhlenbeck PBrB. XVII, 435 ff.) sind wohl nicht als
eine eigene Sippe mit der Bed. „Hitze'' abzutrennen; s. noch
caesius.
Got. dat. pi. haizam ^den Fackeln^ und ahd. hei ^diirr^
gihei ^Hitze, Dilrre"^, arheigetun ^verdorrten" kdnnen allenfalls
auf eine kiirzere Wzf. "^qai- bezogen werden, aber auch zu "^shei-
in ab. sijati, sinqti „glanzen, scheinen, hell werden '^ gehoren —
s. van Helten PBrB. XXX, 241 — , wozu u. a. auch ab. siv%,
sim^ lit. szyvasy ap. sywan ,,grau"; ai. gyavd-h „braun, dunkel^
(s. auch cwtex), av. sydva-j arm. seav ^^scliwarz", norw. dial, hy
n. ^SchimmeP" (Zupitza Gutt. 185, Brugmann Grdr. 11^, I, 201),
ags. heeven „blau" (s. auch Lehmann ZfceltPhil. VI, 437), ab.
sewb (^s^mnis) ^Schatten'^ (iiber stenh^ tent ds. s. Vondrak BB.
XXIX, 173 ff.,Iljinskij AfslPh. XXVIII, 160), gr. OKOidq ,schattig^
CKid „Schatten% alb. he (G. Meyer Alb. Wb. 149 f.) ds., got. u.^w,
skeinan ^scheinen" (:ab. sinati, Hirt BB. XXIV, 263, PBrB.
XXIII, 353, Pedersen KZ.XXXVi, 318; ob hierher lat. 5c^n^i7^a?),
skeima ^Leuchte", skeirs „klar^ (woraus russ, sciryj „lauter, auf-
richtig'' wohl entlehnt; ab. cist^ „rein'' zu cediti ^seihen''?
Pedersen Ark. f, nord. fil. XX, 383; lett schMsts bedeutet nicht
^rein", sondern ^diinnflussig'', wie lit. skystas), ai. chdyd „Glanz,
Schimmer, Schatten'', np. say a ^Schatten^ Schutz"* (air, sciam
^Schonheit'', Fick IP, 309, aus schema entlehnt; iiber mir. c'ir
und ahd. her usw. s. unter caerimonia).
108 caementum
caerimoma.
Beachtenswert dagegen Thurneysen GGA. 1907, 803; caekcm viel-
leicht das substantivierte Neiitrumdes Adjektivs caerulus{c a er ulcus)
^dunkelblau" (mit Synkope *caer'lom , caellum), das bisher (z. B.
Vanieek 70, Goetz AfiL. XIV, 76 f. m. Lit.) erst als Ableitung von
caelum, also dissimiliert aus ^'caelul{e)us, aufgefafit worden war, wo-
bei die Art der Ableitung im Lat. alleinstunde (Goetzens *caelulum
„lieber Hirnmel" tiberzeugt mich nicht). Nur ware r nicht wegen
got. haizam (s. o.) aus s zu erklaren, sondern (vgl. Keller Zur lat.
Sprachgesch. I, 13) alt: zu dem nach der blauen Farbe benannten
gr. KYipiAoq „der blaue EisvogeP, wozu nach Prellwitz^ s. v. viel-
leiclit ai. gdrd-h „bunt". caendus kann genau == gr, Kr^puXo^ ge-
setzt werden, wenn *cgr- lautgesetzlich zu *<;fr- wurde (vgl. die durch r
erhaltene often ere Klangfarbe e statt * in iwrnerium; cera ware dann
sicher Lehnwort), so dafi Annahme von Ablaut {e[i]: ai) entfallen
diirfte. Weitere Beziehungen unbekannt (abd. her usw. enthalt wobl
idg. oi, nicht ai).
caehtm nicht aus *covilom zu koxKoc, .ibohl" (Vanicek 70, da-
gegen Solmsen a. a. 0.). - Thurneysen, H. Osthoff zum 14. Au-
gust 1.894, S. 7 f. setzte friiher wegen o. kaila (wohl /fempel", s.
Gray BB. XXVII, 300 f.; nach Biicheler .irepipoXoq") fiir caehim
erne Gdf. *kagMelo- (ware ^caiulum) an, zu o. hahad ^capiat",.,
lat. incoJiare usw. (s. d. und cancer).
caementiim „Bruchstein'' : *caid{s)mentom, zu caedo.
caemim ,,Schmutz, Kot, Unflat", obscenus, obscaenus „kotig,
schmutzig, ekelhaft, unsittlich" (letzteres Rilckbildung aus '*ohscenare) :
obwohl caenum, nicht coentim die richtige Schreibung ist (Brarabach
Hilfsb. 29, 50, neuerdings Skutsch Rom. Jahresber. V, I, 62, Heraeus
AflL. XIII, 167; anders Sommer Hdb. 89 a 1), ist die Verbindung mit
■in-, con-quindre „beschmutzen, besudeln", cunire „est stercus
facere, unde et inqmnare'' Paul. Fest. 35 ThdP. (nicht nach Skutsch
zu cUnae), ancunulentae „feminae menstruo tempore" trotz Bersu
Gutt. 120a I, Skutsch a. a. O. nicht aufzugeben, sondern nur das
lautgesetzliche Verhaltnis ausfindig zu machen; wegen punio: poena
vermutlich anlautend quoi- vor -e- zu cu-, vor -o- zu cae- (tiber coe- ;
ahnlich wohl can[is] aus *cuon-) ; unter derselben lautMchen Voraus-
setzung caerimonia vielleicht aus *quoisom6nia (oder, unter Mit-
wirkung von r = s, aus *quoisem6ma?).
AuSerhalb des Lat. vgl. ags. a-hwsenan .^plagen, qualen, be-
lastigen", aschw. hivin „molestia'' (Zupitza Gutt. 53; auch lat. m-
quinare wird in libertragenem Sinne gebraucht), nir. eaotiach
„Sumpf, Morast" (Much Z. f. dt. Alt. XLII, 169; aber iiber gr.
Kivaibo^ „unzucht!g", angebhch „mit befleckter Scham" s. Fick
BB. XXVm, 101).
caerifolium ^Kerbel": aus gr. xotipecpuWov ds. mit Ubersetzung
des zweiten Gliedes (Weise, Saalfeld). ' *
' caerimonia „heilige Verehrung" : unsicherer Herkunft. Auf-
fallig ist das Auftreten des ViTortes erst seit Cicero. Vermutlich
steckt in der alten Ankniipfung an (etrusk.) Caere^ Caeretani doch ein
richtiger Kern, trotz der lat. Bildung des Wortes.
Wenn idg., so noch am ehesten nach Fick P^, 24 zur Wz. idg.
'*q^ei- „scheuen, ehren, schatzen; strafen", ursprgl. ^beachten, auf
caerulus — caesaries. 109
etwas achten" (vgl. zur Bed. einerseits animadverto „vermerke
tadelnd'^ andererseits lat. vereor: nhd* getvahren) in ai, ciheti „nimmt
wahr", cdyati ^verehrt^, cctyu-h ^Ehrfurcht bezeugend^, cay ate
^racht, straft^j gr. ti'uj, ark. reiuu „schatze, ehre, bezahle", T\\xf\
^Ehre, Strafe^, tivu) ^biifee^, xivoiaai „ strafe'', ttoivrj „ Strafe*^ (dar-
aiis lat, poena) = av. Icaena ds., ab. cena ,,Ehre^ (dazu m\v. cin
^Schuld""? Uhlenbeck Ai. Wb. 88); av, tJcaeso „Glaubeiislehre'',
coisdm ^ich gelobte'', cinahmi ^lehre^ stelle in Aussicht, verspreche^
(ursprgL ^religios geloben"? Fick P, 35, X Schmidt KZ. XXV, 80),
weleh letztere mit lat* caerimonia (ware "^qtiotso- oder ^^quoise-
moniaj vgl. zum Lautlichen caenum) auch in der ^-Erweiterung am
nachsten verwandt waren. Wenn Schulze Qu. ep, 355 diese Sippe
mit Recht in ein "^qHi- ^ehren, scheuen^ und ein "^q^ei- „bufien,
strafen" zerlegte, ware caerimoitia wohl mit idg. oi ersterem zuzu-
teilen, wobei dann c statt qu widerstrebt ; s. tlbrigens nocli quaero.
Begrifflich ansprechend, aber lautlich auch nicht einmal nnter
obiger Voraussetzung zu rechtfertigen ist Danielssons Ait. Stud. IV,
165 Ankniipfung von caerimonia an lat. cUra^ coiravit usw.
Unbefriedigend Brugmann Ber. d. sachs. Ges, d. W. 1900,
408 ff.: dissimiliert aus '^crairoSy zu got, hrains usw., lat. cerno^
Wz. Vc{e)rei' ^sichten, scheiden^. Ebensowenig nach Brugmanns
Alternativvorschlag (von ihm selbst offenbar aufgegeben, s. z. B.
Grd. 112, i^ 349) ^u ahd. her ^wiirdig, erhaben'', aisL harr, ags.
har ^altersgrau, grau", da die Bed. ^erhaben, wiirdig" aus
^altersgrau'' entwickelt ist, vgl. ab. ser-o, poln. szary^ 6ech. se?y
^grau'' (vgl. bos. Pedersen KZ. XL, 176 f. gegen Uhlenbeck
IF. XVII, 97; vielleicht Lehnworte aus germ, \airoZy Meillet
Et. 3^21 f., 403, Brugmann IP, I, 349, welchenfalls die gleichbed.
ab. sed^, 6ech. Udy ^%x^Vi^ sich im Anlaut danach gerichtet batten),
gr. xoipo<; ^Ferkel'' {vgl. zur Bed. mhd. grls ^grau'': aisl. gr%s8
^Ferkel"), mir. ciar ^dunkel""; clrdnb ^kohlschwarz'' (s. Stokes
KZ. XXXVII, 255, Uhlenbeck PBrB. XXX, 308; cir ,Gagat, Pech-
kohle^, das in clrdub steckt, konnte — da mit seinem I schwierig
' — allerdings nach Thurneysen Thes. s. v. carbo als "^kero- zu
letzterem gehoren, s. d.) und die unter caelum genannten Worte
ab. siv^y sim „grau" usw. (Zupitza Gutt. 185, s. auch Pedersen
KZ, XXXVIII, 392 f. : ahd. her ist naturlich nicht von aisl. hdrr^
ags. hdr zu trennen, und auch der Ubergang zur Bed. von
caerimonia nicht wahrscheinlich zu machen).
Verkehrt Stowasser Dunkie WQrter I (Progr. Franz-Josef-
Gymn. V^ien 1890), S. XVI und Zimmermann KZ. XXXIX, 264.
caerulus, caernleus „dunkelblau'' : s- caelum ^Himmel\
caesaries, -ei ^Haupthaar'': ai- Msara-hy -m ^Haar, Mahne"
(Btopp Skr.-Gloss. 85, VaniCek 60; ai. 5 statt 's aus einer Form "^kes-
ra-\ keqa-h ^Haupthaar'' vielleicht schlechte Schreibung fur ^kesa'h?)^
mit (Zfe-Erweiterung ndd. fries, hede ^Werg"" {^^heizdon-^y ndl. herde^
ags. heorde ds. {^hizdon-; Sievers Z. ags. Vokal. 25, Trautmann Grm.
Lautges. 33) ^ ags. heord- und had'[sM>^pe] ^Haar[hullerinj"
{""hizd^ und ""haizd-, Pogatscher Angiia BeibL XII, 196 ff., XIII,
233 f.); Trautmann a. a. 0. vermutet Zugehorigkeit zu lit. kaiszti
110 caesius — caestus.
^schaberi", (qyJccdszU ^abreiben" wegen der Bed. Parallele KeOKiov
„Werg": aisl. haddr {*haz-d-) „Haar": ab. cesati „kammen'' (s. unter
carro).
Uhlenbecks PBrB. XXVI, 299 Heranziehung von mhd. heister
„junge Eiche oder Buche" unterbleibt besser. — Das s von
caesaries ist wohl nicht durch Dissimilation gegen das folgende r
(V. Planta I, 527 «; Zweifel bei Stolz IF. XVKI, 441) dem Rota-
zismus entzogen, sondern eher durch Entlehnung aus dem Osk.
(Keller Volksetym. 327) zu erklaren, die auch das erhalLene mitt-
lere a rechtfertigen wurde (Ernout El. dial. lat. 132 f.).
caesius „YXauK6(;'' (von den Augen), caesttllae „mit Augen
dieser Farbe" (Fest. 378 ThdP.) : wohl zu lit. sMistas ^hellglanzend";
idg. *sqatd-, *sqait-to- (Pick KZ. XXI, 8 f. , Vanicek 293), s. weiteres
unter caelum.
caespes, -itis „Rasenstuck, Rasen" (dazu cespitat „cadit",
„offendit", G. Gl. L. VI, 204; vgl. zurBed. engi. grounds, trans, und
intrans., = runs on the ground, Fay Class. Quart. I 28), ursprgl. wohl
^Abschnitt, Stuck" (ahnliche Bedeutungsspezialisierung wie in mro),
vgl. nach Bugge Ait. Stud. 27 o. Icaispatar etwa ,,sie (er?) sollen
(soil?) zerstuckelt werden".
Die weitere Verwandtschaft ist unklar wegen des absonderlichen
Suffixes, das auch in secespUa ^Opfermesser" (aber gewifi nicht in
cusjns „Spitze, Stachel") wiederzukehren scheint. VaniCek 338 sucht
darin die unter pinna besprochene Wz. ^'spif- ^spitz", doch ist ein
*caedi-spif- „Hauspitze, Haumesser" ebensowenig verlockend wie ein
^seces-spit- „Schneidespitze, Schneidemesser". Da seces^j/^a andererseits
auch nicht nach Fay a. a, 0. eine Zusammensetzung ^'sece-caespUa,
ursprgl. „Rasenschneidmesser", ist (schon in der Bed. ganz hypo-
thetisch), so ist der suffixale Anklang wohl triigerisch und
''^'caesp- eher aus *kaips- umgestellt (vgl. vespa, ascia u. dergl.) ; es
ergibt sich dann Anschluis [zwar kaum an got. haifsts „Streit",
aisl. heipt „Ha6, Rache", ags. hsesi „Gewalt, Heftigkeit", afris. haest
„Eile% ahd. heisti ^heftig% Pick I*, 421, iiber welche Worte ein-
leuchtender Zupitza Gutt. 182; wohl aber:] an [das mit letzteren von
Uhlenbeek Got. Wb. 65 verknupfte] ab. cepiti ^spalten" (das trotz
TJhlenbeck PBrB. XXVII, 131 nicht zu scipio gehSrt; s. unter
cippus), wozu wohi nach Wood Mod. Phil. IV, 495 ahd. skivaro
„Steinsplitter", nhd. Schiefer (auch ^kleiuer, in die Haut eingerannter
Holzsplitter").
Weder im Guttural, noch in der Bed. lassen sich mit letzteren
Worten die von Pick IS 46, 421 in Rechnung gezogenen av. saepa-
„Metallbearbeitung, -schweifsen" (fiber av. sifaiti ^bohrt" s. Grdr. d.
Iran. Phil. I, 302 und Bartholomae Airan.Wb. 1547 f.) und gr. Ki^hr\
..Metallschlacke" vereinigen. — caespes nicht nach L. Meyer Vgl.
Gr. II, 610 zu ai. gaspam „Graskeim, Junger Trieb von Reis usw."
(fiber dieses zuletzt Gharpentier KZ. XL, 436; mit Ceres trotz Hirt
PBrB. XXIII, 353 nicht verwandt).
caestus, -us „der lederne, mit eingelegtem Blei oder Eisen ver-
sehene Riemen, mit dem die Faustkampfer Hand und Arm um-
wickelten": als '^caed-stus ^Schlagriemen" zu caedo.
caetra — calamitas. 111
Nicht nach Paul.Fest 32 ThdP. mit cestus ^weiblicher Schmuck'^
aus gr. KeaTO? ^gestickt^ zusammenzuwerfen (auch Frdhde BB^
I, 202 zwe^^felnd).
caetra, cetra ^ein kurzer Schild, bes. bei Spaniern und Afri-
kanern im Gebrauch'': wohl Fremdwort; spez. kelt, Ursprung
(Holder I, 679 f.) steht nicht fest.
caia ^Priigel'', caiOy -are ^hauen, schlagen^: aus ^'caidid zu
caedo (Bersu Gutt 178 zweifelnd; Thurneysen KZ. XXXIlfSGe,.
Solmsen Stud. 59). Verfehlt Stowasser Wiener Stud, XXVII, 302 1^
aus gr. xotiov „Ka|LHTu\riv paKTripiav*^.
cainm: s. cohus.
cala ^Holzstiick, Brennholz'': aus gr, Ka\ov ^Holz" (stets pL.
KfiXa!) entlehnt (z. B. Saalfeld); nicht urverwandt mit ab. 7coh (lit.
Mlas aus dem Slav.) ^PfahP, ai, Mla-h ^Pflock, KeiP* (mind, aus-
^kalya-Sy Uhlenbeck Ai. Wb.), mit welchem gr. xotXov [nicht *Kf|\ov,
daher als "^Ka/eXov ^Brennholz'' zu Kaiuu, vgl. z, B. Prellwitz,
Gr. Wb.] unverwandt ist (VaniCek 59, J. Schmidt Voc. II, 216, Fick
BB. II, 197^
calabrix^ -Ids ^ spina silvestris'':?
calamitas ^Schaden'' u. zw. landwirtschaftlich : ^Hagelschlag^,
Kornbrand, Mifiwachs'', allgemein: ^Unheil, Verderben'': fiir Her-
leitung aus cadamitas (mit ^sabin.^ I fiir d, Conway IF. II, 166)
scheint die nach Mar. Victorinus Gr, Lat. VI, 8, 15 von Pompeius.
gebrauchte Form cadamitas zu sprechen (wenn nicht Neuerung^
der unzutreffenden Ableitung von cado zuliebe, die auch bei Stolz.
HG. L 265; vgL Isid. Orig. 1, 26, 14; aber die von Gray BB.
XXVII, 298 herangezogene Gl. cadmeae [codd. catmeae] victoriae non.
honae G. Gl. L. IV, 215 gehort zum Eigennamen Cadmus).
Es bietet sich dann zum Vergleich gr. Krjbiu, dor. Kfibuu „ver-
letze, schadige'' (?; auch ^betriibe'' s. u.), K€Ka&d)v „beraubend^
usvv. (s. unter cado)^ ai. kadanam ^Vernichtung^, eakdda kadanam^
„richlete eine Vernichtung an'^ (Bersu 169 f. und v. Planta I, 327
m. Lit); das von Ehrlich KZ. XL, 380, Thurneysen Thes. in Rech-
nung gesetzte Kdbauoc Tucp\6?. ZaXaiiiivioi Hes. (freilich z. T. in
Zweifel gezogen, s. Schmidt zur Stelie und Herwerden Lex. gr.,
suppL s. V.) stiinde formell dem lat. Worte am nachsten; aus dem
Lat. selbst entspricht in Bildung und Bed. genau incolumis
(Thurneysen ; ^encalamis\ was allerdings voraussetzt, dafi die ^Form
bereits zur Zeit der Anfangsbetonung im Lat. vorhanden war.
Got. hatlSj ahd. usw. hag ^Hafi'' (Bersu a. a. 0.) braucht nicht.
wegen ahd. hetzen, nhd. hetzen unter einer Gdbed, ^verfolgen''
mit der vorstehenden Sippe vereinigt zu werden, sondern be-
ruht auf einem idg. ^kad- : "^kdd- ^seelische Verstimmung'' in
av. sddrg^m „Leid, W^ehe, UnheiP, gr. Krjbiu in der Bed. -^betriibe'^
(auch sonst? s. o.), Kfibo?, dor. Kd&o^ ^Kummer, Trauer'', cymr.
cawdd ^offensa, ira, indignatio'^, corn, cuethy bret. cuez^ ceuz
„Leid. Trauer^, mir. caiss^ cymr. cds^ bret. cas ^HaS'' (Geldner
KZ. XXVII, 242 f., Fick 11*, 68, Zupitza Gutt. 184 m. Lit.), o.,
cadeis amnud „inimicitiae causa ^^
Die alte Verbindung mit calamus als ^Halmschaden*" (auch bei
Corssen Krit. Nachtr. 274, 276, VaniSek 68, Petr BB. XXV, 140, der
112 calamus — caleo, -ere.
calamitas und cadamitas nicht liberzeugend als verschiedene Worte
betrachtet) ist bloiSe Volksetymologie.
Sollte calamitas und incolumis idg. I haben^ so ist vielleicht
Ankniipfung an die Wz. von clddes (s, d.) zu suchen (Fick I ^, 387) ;
^s verhielte sich dann "^calamo-i KoXopo^ wie lett. ^Z^^w^ ^hinkend"^;
lit. szliibasy oder wie gr. \a\x6c, : xa^oc, {Niedermann IF. XXV, 53).
calamus „Rohr'' : aus gr. Kd\a\xo<; entlehnt (Weise, Saalfeld),
wie auch ai. Tcaldmah „ein Reisart, Schreibrohr^. Urverwandtes s.
luiter culmus,
ealaiitiea „Kopfbedeckung vornehmer Frauen^': unerklart.
Herleitung aus KaXutrTiKri (Weise, Saalfeld) ist lautJich hochst be*
denklich.
calcar^ -dris (eigentlich calcare ferrum ^Ferseneisen^) ^Sporn",
<^alceus ^Schuh'', calcOf -are ^treten'': s. calx.
calcatrippa (Gl.) „eine Pflanze'': Bed. und Etymologie un-
bekannt, s. Meyer-Liibke, Wiener Stud. XXV, 95.
calendae „der erste Tag des Monats'': bisher allgemein vom
-Ausrufen der Kalenderdalen erklart^ zu calo^ -dre^ ygl. die inschr.
haufige Form kalandae. Der Mittelvokal von calendae neben
dem a-Verbum caldre ist allerdings schwierii?. Daher faBt Dohring
AflL. XV, 222 6\ als „Neumond'' (gegentlber Idas ^Vollniond'') unter
Ankniipfung ^n occulo^ clam ^ celo; "^calere ^verborgen sein^ ware
das regelrechte Mediopassiv zu dieser Sippe, und Jmlandae eine
Umbildung infolge der alten Ankniipfung an caldre ^rufen". Filr
Dohring spricht, dafe an den Kalenden die Ansetzung der Nonae
auf den 5., bezw. 7. Tag durcli die Formel Dies te quinqtce (bezw.
septem) calo^ Jttno Covella (Mondgottin!) erfolgte.
-•caleo, -ere ^warm, heifi sein, gluhen", ealidus (vulg, caldus)
„warm, heifi'', caldor „Warme, Hitze'': Wz. "^kele- (Hirt Abl. 86)
oder ^kaU' „warm sein'', vgl. lit. szylu^ szilau^ szilti „warm werden''^
sziltas „ warm's ahd. Ido^ Idtver^ nhd. lati^ aisL hlf/r^ him- ^lau,
mild" (J. Schmidt Voc. II, 454; weiteres germ, bei van Wijk IF.
XXIV, 32 ff.); arm. colanam ^leuchte, glanze, scheine" (?? Scheftelo-
witz BB. XXVIII, 289).
Daneben eine gleichlautende Wz. der Bed. ^kalt sein'' in ai.
gigirah „kilhl, kalt", av. sardto „kalt", savd-dd- ^Kalte bringend",
aisl. hela i^x^x^on-) „Reif"; ab. sloia ^Winter", slana ,iReif",
lit. szalnd „Reif", szdlti ^frieren", szdltas „kalt", paszolys „Nachl-
frost, Frost in der Erde", nl. hal ^gefrorener Boden", ahd. usw.
hdli ^schliipfrig", nhd. bair.-5sterr. hdl ds. (s. Fick P, 44, Zu-
pitzaGutt. 184 m. Lit.), und mit idg. r arm. safn ^Eis", safnum
^friere", aisL hiarn ^hart gefrorene Schneekruste", russ. serem
^Reii^ nslov. sren „Reif, gefrorener Schnee", poln. srzon „Reif"
{s. auch unter friged)^ lit. szarnd ds. (Lit. bei Zupitza Gutt. 184),
ahd, nhd. Hornung ^Februar", nhd. grofser und Meiner Horn
= „ Januar und Februar" (Walde Anz. f.^dt. Alt. XXX, 145, 235 mit
Lit.). Ai. gardd' ^Herbst", lit. szihis „ August" sind aber nach
Wood Am. Journ. Phil. XXI, 182 auf "^Me- „warm sein'' zu
beziehen.
Fur calidiis erweist der osk. Ortsname Callifae (sc. aquae) Suffix
-dho- (Niedermann BB. XXV, 76 f.).
caliaiidr(i)um — callidus, 113
caliandr(i)um „hohe Frauenfrisur mittels kiinstlicher Haarein-
lageii'^ Oder eher „Haubchen" : gegen Entlehnung aus gr. KotWuvxpov
^Gerat zum Scli5nmachen" (Weise, Saalfeld) s. Sittl AflL. II, 478 ff.
Nach letzterem wohl identisch mit roman. mlat. ^caliandra, calan-
dr{i)us, ^calimidrus ^Haubenlerche'' ; die Sippe stammt aus gr. x^'
pdbpiot; ^Regeiipfeifer, vielleiclit Ortlicli auch Haubenlerche'^ das
bereits griech. dissimilatorisch und volksetymologisch zu x^^^^P^o?>
Xapdvbpio<;; xaKdvhpxoc^ umgestaltet war.
calico; s. calx.
caliga „der Schuh des gemeinen Soldaten" (s. Mau Pauly-
Wissowa III; 1355): unerklarL Vervvandtschaft mit calceuSy calx
(Vanidek 59) ist ganz problematisch ; man mtifete dabei von dem
in lit. kiilms ^Ferse'' vorliegenden einfacheren Stamme "^"qal-
ausgehn.
caligo^ 4nis ^dunkler Nebel, Ranch, Finsternis": s. callidtis.
calim Oder callim? altlat. == clam (Paul. Fest. 33 ThdP.):
s. clam.
calix^ -ids „tiefe Schale, Becher, Keleh" : u. scalsetOy shalgeta
wohl „ex patera^, scalsie „in patera" (? v. Planta I, 473; anders Fay
CI. Rev. XIII, 351), ai. kaldga^h ,Topf, Krug, Schale% gr. kOXiE
^Becher'' (aus welchem calix trotz Keller Volksetym. 82 nicht ent-
lehnt ist) (Vanifiek 314, Fiek IP, 57, 1\ 386), gr. 0Kd\\iov, OKaXiq
ds. (Hes.), nhd. Schale (v. Planta a. a. 0. nach Buschke Iguv.
Tfln. 158). — Dazu auch gr. KdXuE „Fruchtkelch, Samenkelch*',
ai. kalika ^Knospe'' (Vanicek a. a. 0.).
Zugehorigkeit zu lat. celo „verhulle'' (Van., Fick) ist
schon wegen des palatalen Gutturals des letzteren abzulehnen.
Gr, KuXiS notigt nicht zum Ansatz einer Wz. ^kual-^ sondern
enthalt vorgr. ul = y^p. Aus lat. calix stammt ahd. chelihy
nhd. Kelch. — Lat. culigna „kleiner Kelch, Becher'' stammt
aus gr. KuXixvri (Weise, Saalfeld), wie o. culchna ds.
calleo^ -ere „gescheit, gewitzigt sein, erfahren sein", eallidus
-^gescheit, lebensklug, schlau*': cymr. caU^ corn, cal ^astutus" sind
Lehnworte (s. Thurneysen I A. IV, 46 zu Loth) und ai. kaldyati u. a.
.bemerkt, nimmt wahr" (Fick II*, 73, Hirt BB, XXIV, 275; iiber
av. aipikardta- ^eingedenk" s. aber Bartholomae Airan. Wb.
84,448) vermag kein idg. *gaZ- ^schlau, aulmerksam oder dgl.*^ zu
erweisen; yielmehr identisch mit calleo, -ere „dickhautig sein^
(s. callum ^Schwiele''), vgl. Cic. de nat. deor. 3^ 25 ^calUdos [eos ap-
pello\ quorum tamquam mamts opere^ sic animus ustc concalluit^
(ebenso VaniCek 55).
eallidus (calidus; Gloss.; s. auch Bucheler AflL. I, 106,
Medermann BB. XXV, 78): = u, kalefuf ,cal(l)idos^ (Aufrecht-
Kirchhoff II, 210); mir. caile (Thurneysen Thes.) ^Fleck'', gr. Kr|\ig
„ Fleck ^, Kr]\d<;' . . . aiS, fixi? Kaxd to ^exaJTrov arjiuieiov €X€i xuXoeib^t;
Hes., lit. kalybas (Thurneysen Thes.) „Hund mit einem weifien
Halsring''; urspr. „dunkler Fleck "", vgl. IsX. calf go „Nebel, Fioster-
jnis'', Kr|\d(;* vecpikx] &vubpo? Kai x^^l^^P^^H i^l^^poi* Kai ai£ . . . (s. o.)
Hes., ai. kala-h „blauschwarz^, kali „schwarze Farbe, schwarz auf-
ziehendes Gewolk" (Fick BB. II, 197, Bezzenberger BB. XVI, 246);
dazu von einer Parallelwz. ^qel- ai. kalawka-h „Fleck; Makel^, kd-
Waldo, Etym. Worterbuch d. lat. Sprache. 2, Aufl. 8
ll^f callis — callum, callus.
Inm-k ^schmutzig", kakma-m, halmasa-h „FIeck, Schmutz", kalmd-
sa-h „bunt, gesprenkelt" (Gurtius 146), gr. KeXaivo? ^schwarz" (ibd.-
trotz Hirt BB. XXIV, 268, Pedersen KZ. XXXIX, 380), nhd. schweiz:
helm „weii3er Fleck beim Vieh auf der Stirn" (Ehrismann PBrB. XX
57), mhd. hilwe „feiner Nebel", bair. gehilh „Nebel, Herrauch"'
(Zupitza Gutt. 113); s. auch columha.
Zugehorigkeit auch von lat. callum „Schwiele" = ai. hina-k
ds, (Biicheler AflL.I, 106) war trotz des GrmeTov xuXoeibec; in' der
Erklarung von Kr\\d(i schon an sich fraglich und ist durch neuere
Zubeziehungen zu callus, Ichiah wlderlegt; die Sippe vonc«?-
i>us (Pick l\ 26, v. Planta I, 187) ist fernzuhalten.
callis, -is „Bergpfad, Waldweg, Gebirgstriften": man vergleicht
2. T., vom Begi'iff der unwirtlichen, gebirgigen Waldgegend aus-
gehend, mir. caill „Wald", cymr. celU ,Wald% com. kelU „nemus^
(Johansson KZ. XXX, 435), die nach Gurtius 149, Thurneysen
KZ. XXVin, 147 als *kald- weiter zu gr. K\d6o«; „Reis, Zweig",
aisl. holt, ahd. usw. holz „Holz, Wald", ab. Idada „Holz, Balken",
die vielleicht als „gehacktes Stuck Holz — Holz — GehSIz" auch
mit clades usw. urverwandt sind, s. d. [z. B. Pick IIP, 72j und
vgl. noch ai. Jcdsthdm „Holzscheit% nach Johansson IF. XIV, 314f.
aus *kold-tho-, und nach Schrader KZ. XXX, 475 noch Cech. klest,
klesf „Zweig" aus ""kledti, nslov. Mestiti „abasten"?
Wahrscheinlicher aber gehort callis vom Begriffe des „entren
Weges, schmalen Gebirgspasses" aus als ■\alnis nach Torbiornsson
Die gemeinslav. Liquidametathese I, Upsala univ. ^rsskr. 1902, 82
zu s. kldnac „Engpal3% slov. kUnec, kldnjec .Hohlweg, Dorfgasse,
Rmnsal eines Baches, pb Gebirgsweg", Cech. klanec .Einsenkung im
Gebirge% bulg. kldnik „Raum zAvischen Herd und Wand", wozu
nach Solmsen PBrB. XXVII, 366 nhd. helle, holle „eneer Raum
hinter dem Ofen zwischen diesem und der AVand" (ags. heal „Winkel,
Ecke"? Kluge« 171).
Wenig pragnant in der Bed. und lautlich wegen lat. II aus
lu mindestens problematisch ist "Vanifieks 54 (wo ilbrigens auch
mir. caill) und Gurtius' 146 Verbin dung mit gr. ic^Xeudo^ .,Vi^eg'',
lit. keliduju „reise" {Ulias „Weg'' wohl erst postverbal),' deren
Basis --'qeleu- zu sein scheint nach Hirt Abl. 118, der auch got.
hlaupan, ahd. usw. (h)loufan „laufen" hier anschliefien will (die
aber besser nach Zupitza Gutt. 118 zu lett. kluhurat Jiinken''
usAv. gestellt werden; tlber gr. KdArrTi ^Trab", Brugmann Grdr.
12, 572, s. noch Hermann KZ. XLI, 52 f., Iljinskij AfslPh. XXIX,
164, wonach vielleicht qu enthaltend). ■— Trennung von callis
„Wald" und c. ^Pfad" ist trotz Johansson abzulehnen; ebenso
auch seine zweifelnde Ankniipfung von c. „Weg" an callum
„Schwiele", das auch die „harte Decke des Erdbodens" be-
zeichnet.
callum, callus „die verhartete dicke Haut, Schwiele": ai. Una-h
{mind. QMS ■■^krnas) „Schwiele" (Bezzenberger BB. Ill, 131a, vgl. auch
Hirt BB. XXIV, 268); vgl. weiter nach Thurneysen Thes. a.-mir.
caUtth, calad .hart" und ab. usw. kaliti „Eisen gluhend machen
und kuhlen und dadurch harten\ MOglicherweise besteht entfernter
Zusammenhang mit der in clades vorliegendeii Wz. ""qola- oder
calo — calpar, 115
'^'qala- ^schlagen'^, vgl. zur Bed. gr, qpucTKa „SchwieIe": mhd.husch
,,Kniittel, Schlag, der Beulen gibt'', lat fustis {y. Sabler KZ. XXXI,
281). Ein andrer unter caUidtis erwahnter Ankntipfungsversuch wird
durch calathy Jcaliti beseitigt. — calhim nicht nach Biicheler AflL. I,
106 f. aus ^caluos zu calmis ^kahl"^ als „helle, glanzend% Stelle'*.
ealo^ 'Onis ^TroBknecht"^: kaum als "^cacslo zu cactila^ da
die Snffixbildiing nicht anspricbt. Eher vielleicht nach den Alten
(s. Thes.) Yon cdla ^Holz"* (weil sie das Brennholz zu besorgen
gehabt hatten? oder weil sie mit holzernen Keulen ausgeriistet ge-
wesen seien?).
calOj -onis „ein Art Holzschuh, der Kothurn der Griechen**:
von cala „Holz^. Keller Volksetym. 93 mochte darin eine Kurz-
form von calopodium (aus gr. KaXoirobiov) „Schusterleisten^ sehen.
calo^ -are ^ausrufen, zusammenrufen** : = lett. kalut ^echwatzen^'
(aber nicht ahd. as. usw. halon ^rufen^, nhd. herbeiholen, die viel-
mehr ursprgL ^ziehen'' sind, Mansion PBrB. XXXIIL 547 ff.); u.
hafetii ^calato"^ (v. Planta I, 291 nach Aufrecht KZ. I, 278, s. noch
Brugmann IF. XVIII, 532; anders Petr BB. XXV, 135, Ehrlich
KZ. XL, 381), gr. KaXeui ^rufe"", KiKXrjaKUj „rufe herbei, an'',
6fA0K\r( ^Zuruf", ags. hlowan „rugire, boare'S ahd. {h)ldjany
{h)luoen, mhd. liiejen ^brlillen'', ags. hletan ,,grunzen", ahd. hhiotida
.Jatratus"*, lat. clamor^ elamare^ clarus^ nomencldtor^ u.
miglar ^oscines"^ („avis inclamans'' nach Brugmann Ber. d. sachs. Ges.
d. W. 1890, 205), lat. classis (s. d.); nnir. cailech^ tjmx. ceiliog^
corn, chelioo „Hahn'', lit. Jcalba ^Sprache^, lett. kalada „Geschrei,
Gezank, Larm'', ai. usd-kala-h „Hahn'' (eigentlich ^fruh rufend^)
and viele andere Worte, z. B. ab. Malcoh, r. kolokoh ^^Glocke''
(Solmsen PBrB. XXVII, 364 f.; Wood Indo-eur. a^, Nr. 415); Wz.
^qala-y woneben "^qeliay in ahd. mhd. hell „laut, tonend^ (erst nhd.
^glanzend''), ahd. hellan ^ertSnen'', mhd. hal „SchalP, nhd. Hally
aisl. hiala ^schwatzen**, gr. KdXabo? „Larm'^ usv7., ^q(ejlem-- in ags.
Mimmany hlymman ^klingen, IQnen usw.'', ahd. {h)lnnmen „brummen,
heulen'', ai. krdndati ^schreit, briillt'' usw., s. Vani6ek53, Gurtius 139,
Zupitza Gutt. 107, 118 m. Lit, Johansson PBrB. XIV, 810 f., Hirt
Abl. 86; problematisches bei Siebs KZ. XXXVII, 299 f., wozu vgh
Zupitza KZ. XXXVn, 391. Vgl. aus dem Lat. noch con-cilium
„Versammlung'', caldhra curia „die zum Ausrufeu bestimmte
curia'', calendae (wenn von einem Verbum ^^'calere: gr. KaXeu;,
doch s. dieses), clan go ^schalle usw.''.
calo (chalo)^ -are ^herablassen" (ital. calare ^nachlassen^*): aus
gr. xotXdu) „lasse herab" (Stolz HG. I, 88).
calpar, -am i^Weinfafi": gr. Kd\in^, KdXuri ^Krug'^, ai. A:ar-
jpara-h „Schale, Scherbe, Hirnschale" (oder rait idg, r? s. Uhlenbeck
Ai. Wb. s. v.; Gurtius 148, VaniCek 64, Bezzenberger-Fick BB. VI,
236), air. cilornn ^urceus", acymn cilurnn ^urnam", bret. quelorn
^Eimer" (Rhys Rev, celt. II, 331, Stokes KZ. XXX, 558, Pick 11^ 84).
— AUenfalls aus dem Griech. entlehnt (Saalfeld); das lat. ^'-Suffix
ist keinesfalls mit dem ai. (?) und kelt. r gleichzusetzen, sondern
aus 'dli- dissimihert.
Dafi unsere Sippe (als ^Gefafe mit Handhabe") nach Bezzen-
berger-Fick a. a. 0. (ebenso Pick 1% 377, Prellwitz Gr. Wb., Hirt
8^
116 caltlia — calvus.
BB. XXrV, 265) zu ahd, halh ,Halldhabe^ lit- hllpa .Steigbiigel,
Schliiige" usw. (s. Zupitza Gutt. 116) geliSre, ist ganz zweifel-
haft; Scheftelowitz BB. XXVIII, 149, XXIX, 69 nimmt Entlehnmig
aus assyr. karp-Uy harjya-tu „Gefa6, Topf^ an.
caltha ^eine gelbliche Blume'': a.iis einem nicbt be-
legten gr. %d\0^r) (Weise, Saalfeld), das Bls^ghldha zu helvus usw, ?
DaYon calthula ^Frauenkleid von gelblicher'^Farbe'' (Lit. in C. Gl
L. VI, 170).
calmimia {uy vgL Grober AflL. I^ 540) „Lug und Trug, Ver-
leumdnng, B.anke'', aus '^'caluomnia (Solmsen KZ. XXXIV, 547,
J. Schmidt Krit. 134); vgl. cdlvor, 4 und ealvio^ -ij^e „RSnke
Schmieden, hintergehn, tauschen'^ (s. auch cavilla): gr. Kr]kioj
.zaubere, beriicke'^ (? Vanicek 52, Hirt BB. XXIV, 268), got. Jwlon,
afholon ^verleumden^, abd. huolen ^betriigen", ags. hoi „Verleum-
dung" (Diefenbach Vgl, Wb. d. Goth. II, 593, Bersu Gutt. 170; die
grm. Worte niciit zu oelo), Cech. Mmn ,^Falschheit, Betrug^ (Zupitza
Gutt. 122).
Ai. Jcutam ,Falle, Fallstrick" (v. Bradke KZ. XXXIV, 157)
bleibt wohl fern; gr. uaXeij uj „Iocke Vogel ins Garn*' (Bradke ibd.)
ist auch im Gutt. mit der vorigen Gruppe unvereinbar, mag aber
vielleicht (trotz Uhlenbeck ai. Wb.) mit hutam zusammengehoren.
~ Auch gr. kujXuuj ist wohl trotz Diefenbach a. a. 0, und
Solmsen KZ. XXXVIII, 448 beiseite zu lassen.
Da^ die Gdbed. der Sippe „Gerede, Geschwatz'' gewesen sei,
wird durch aisl hoi „Lob, Eigenlob, Prahlerei"", hMct ^preisen,
prahlen"" {Uhlenbeck PBrB. XXX, 292 unter Anknupfung an calare)
nicht erwiesen; ^prahlen" kann „mit groJ&en, andere herabsetzenden
Worten einen falschen Schein erwecken'' sein, z. T. vielleicht unter
Aufsaugung eines zur Sippe von calare^ aisl. hjala gehorigen Ver-
bums fur ^rufen""-
calva „Hirnschale, Schadel", ealvaria „ds.'', in Glossen auch
„Becher": fiir die Doppelbed. ^Schadel— Becher'' vgl. die zahlreichen
Parailelen bei Scheftelowitz BB. XXVIII, bes. 155 f.; u. zw. braucht
nicht ^Becher'' stets die altere Bed. zu sein (vvie z. B. in lat. testa
„Krug, Topf, Hirnschale'' : frz. tete ^Kopf"); wegen der haufigen
Verwendung von Schadeln zu Bechern kann im einzelnen Palle eben-
sogut auch erstere Bed. die primare sein. Lagercrantz' KZ. XXVII,
181 ff. lautlich trotz Scheftelowitz a. a. 0. tadellose Gleichung calva
=^ gr. KeX^^r] ^Becher" (kann aus ^KaXeprj assimiliert sein), idg. ^Tcale-
g-'dy zwange aber zur Trennung von calva von calvtiSy die wegen
zahlreicher ahnhcher Bedeutungsverhaltnisse (z. B. lit. galva, ab.
glava „Kopf'': ab. goh ^^nackt"", ahd. kalo „kahl% Schulze KZ. XL,
424; s. anderes bei Scheftelowitz a. a. 0. 116) unnaturlich ist (Vanicek
312, Thurneysen Thes.). S. also calvus; gr. KeXe^r^ vielleicht zu
engl scalp ^Schadel, Hirnschale" (Lewy KZ. XL, 561).
calvus „kahl, haarlos": ai. dti-kulva-hy -kurva-h ,,allzu kaW
(VaniCek 312), av. kaurva-^ np. kal ^haarlos'' (Geiger lA. IV, 23),
.ai. hhalati-h „kahlk6pfig'', khalvata-h ds. (woher M? idg, Doub-
lette mit qh'> vgl. Scheftelowitz BB. XXVIII, 156), kalvaUkria-h
,,kahl gemacht" (J. Schmidt Voc. II, 354), V\^ohl mit Unrecht zieht
V, Bradke KZ. XXXIV, 158 ai, kutdh ^ungehornt^ (vom Rinde)
calx, 117
hierher unter einer Bed.-Entwicklung ^Hervorragendes — Kopf,
Scliadel — alle Abnormitaten des Schadels: Haarlosigkeit bei
Menschen^ Hornlosigkeit bei sonst gehornten Tieren'' (s. vielmehr
curtiis). Ital. Gdf. "^kalouos (aus ^'qeleuo-s), vgl. o. Kaluvieis und
noch o. Kalaviis ^Calvius'', pal. Cahman (Solmsen Stud. 136,
KZ. XXXVII, 16).
Ahd. usw. kalOy kalwe)* ^kaW ist nicht aus lat. calvus ent-
lehnt (Kluge KZ. XXVI, 91, audi Grdr. P, 335), sondern nach
Job. Schmidt (Red.-Note dazu; anders Iljinskij AfslPh. XXIX,
166 f.) urverwandt mit ab. goh ^nackt" (s. audi unter calva);
gohy halo und calvus usw, betrachtet Zupitza KZ. XXXVII, 389
als alte Anlautdoubletten^ zu denen sich als dritte vielleicht ai.
hhalatih (s. o.), arm. xalam ^Schadel'' geselit. Wegen Bucheler
AftL, I," 100 f. s. callum und callicltts.
. calx^ 'Cis ^Ferse'': ab, hhka „popies'', nslov. holh ,,Htifte",
bulg. hl^k^ „Schenkel", lit. IcullcsmSj knlJcsznls „Kn6chel am menscli-
lichen FuSe, Sprunggelenk beim Pferde'^ (Fick I^, 396). Oline
stammausl. Guttural lit. helms ^Ferse"* (Curtius 362, Hirt BB. XXIV,
275; liber lat. caliga ^Soldatenstiefel^ s. d.).
Die Sippe gehort vielleicht (die erstern Worte mit gebrochener
Reduplikation) zu lit. Mtlti „dreschen'\ kdlti ^schla^^en'', lat.
clddes (usw.), enthalt also dann den Begriff des Aulstampfens
mit dem Fufse (Gurtius a. a. 0., Vanifiek 59, Johansson PBrB. XIV,
311 ff., wo weitere Ankntipfungsversuche; unannehmbar Fay Gl.
Rev. Xin, 351), der auch in gr. KoXerpdv ^treten'' (Gurtius) vor-
liegt; oder (mir nicht wahrscheinlicher) nach Meillet Msl. XIV, 375
zu ab. koleno ^Knie^, lit. kelys ds., kenkle ^Kniekehle'' (s. liber
diese beiden auch colo)^ gr. aKe\o<;, kojXov „Glied'', KubXrixp^
KUiXea ^Kniekehle'', ab. ^'clem ^Glied''. — Fernzuhalten ist ags.
h^U „Ferse^ (s. dariiber Zupitza Gutt. 115). Ableitungen: cal-
care „treten^, i7tctclcare; calcitrdre (in der Endung durch
KoXcTpdiv beeinflufet? Thurneysen GGA. 1907, 806) „ausschlagen'',
calcar „Sporn^, calcetis „Schuh''.
-• calxj 'CIS ^Stein, Kalk^: Beziehung zu gr. x^^^S ^Stein, Kies;
Kalk^ ist sicher, doch liegt vermutlich nach Weise^ Saalfeld usw.
Entiehnung vor, wie sicher die engere Bed. ^Kalk, gebrannter
Kalk'' griechischem Einflusse zuzuschreiben ist nach Ausweis des
Mittelvokals von calicdre „wei&tunchen". Unter eineni idg.
^(s)qeliq'' (gebrochene Red. zu einem "^sqel-"?): ^^(sjqeliq- (bezw. mit
qh wegen gr. xdkx?.^ das wegen des redupl. KdxX-r|H „ Stein, KieseP,
Prellwitz VVb. ^ s. v., nicht selber Fremdwort sein wird) lafit sich
auch lat. silex ^Kiesel" (dissim. aus '^scilic-y alter ^sceltc-) anreihen
(Fick*2 486 und bes. Johansson KZ. XXX, 435, Brugmann IF. V, 377),
wozu nach Stokes BB. XXIII, 59 auch ir. scelic ^Fels"" {^^skeUnki-);
ferner wohl ab. skohka ^ostreum^, lat. s Hi qua ,,Schote" (Johansson
a, a. 0.), von denen das letztere deutlich auf Zugehorigkeit der
Sippe zur Wz. ^'sqel- „spalten, zerschlagen'' (vgl. rupes „Fels'':
rumpo) weist (s. scalpo); am nachsten steht wegen des ausl. Gutt.
nach Pedersen KZ. XXXIX^, 422 arm. cel¥em „spalte, zerschlage'' ;
vgL auch noch ab. skala ,,Fels, Stein" (Fick IP, 270) und ^Schale"",
ferner got, skalja ^Ziegel" (von Fick IP^ 270 — nicht mehr P, 566
118 calyx — camisia.
— , Johansson a. a. 0., Hirt BB. XXIV, 282 direkt zu xct\iH, skala
gestellt, von z. B. Zupitza Gutt. 151, Uhlenbeck PBrB. XXX, 308
dagegen zu ^'sqel- „spalten'*, was sich nun vereinigen lafet).
Eine ahnliche Sippe mit idg. r ist gr. KpoKn, KpoKdXri „Kiesel
am Meeresufer", ai. Qarhara-h, qarkara „Kiesel, Stein" (Curtius 144,
Pedersen KZ. XXXVl, 78), die" aber in ahnlicher Weise mit ai. grndti
„zerbricht" zusammenhangen konnte.
calyx, -ijcis „Knospe": aus gr. kcxXuH, s, urverwandtes miter
calix.
cama „kurzes niedriges Bett, Pritsche" (Isid.): vielleicht nach
Diez Wb. II, 112 als „Streulager, niedriges Bett" aiif gr. xaM«i i>e-
ruhend, etwa Kurzform zu xoti^i-euvri „ niedriges Lager".
cainbio, -are „wechseln, tauschen": nicht aus gr. KdjuuTU) ent-
lehnt (Weise, Saalfeld), sondern aus dem Kelt., vgl. cambiare „reni
pro re dare" (Endlichers Glossar; s. Zimmer KZ. XXXII, 231), mir.
cimh „Tribut", nir. gaimUn „Zinsen" (bret. quem „delai, exception,
difference", es-qiiem „echange" sind aber Riickentlehnungen; s.
d'Arbois Rev. celt. II, 128, Thurneysen dt. Lit.-Z. 1882, 1248, vgl.
auch R. Schmidt IF. I, 68, Zimmer a. a. 0. 240, Osthoff IF. IV, 267,
Fick II*, 79 u. s. campus).
camelis mrginihus supiMcare mipturae soUtae erant Paul.
Fest 44 ThdP.: jedenfalls das gr. xaiunXiai (Keller Volksetym. 34)
mit c fiir g nach Camena, wenn nicht eher bloS alte Schreibung ftir
gamelis vorliegt.
Cauienae, wahrscheinlich „Quellg6ttinnen" (vgl. zur Bedeutung
und Form bes. Solmsen Stud. 165 a 3), alter nach Varro und Festus
Castnenae (angezweifelt von Ernout Msl. XIII, 335). Da daraus
nicht ^'Camena, sondern *Cammena, Camena wurde (vgl. penna aus
pesna, *petsna), kann nicht ursprgl. ^casmena zugrunde liegen,
Avodurch Bersus Gutt. 179 f. Ankniipfung an got. hazjan „loben",
ags. herian „loben, preisen", ahd. haren, heren ^rufen, sehreien"
(fetzteres iibrigens nach Holthausen A. f. neuere Spr. GXIII, 46
zu aisl. herma, s. carmen) widerlegt wird, ebenso die Verbindung
mit ai. gasti {s. muter castigo) „weist zureclit" (Fick I*, 42 usw.), zu-
mal die Deutuiig als „Gottinnen des Gesanges, Weissagerinnen" sachlich
nicht zutrifit. Wenn echtlat,, so wohl nach Solmsen a.a.O. als *cad!-swewae
zu ai. edgadur, cdgadanah „sich auszeichnen", gr. KeKabiuevo(;, K€-
Kaaixivoc, ursprgl." „sich auszeichnend, gianzend, prangend", ^K^Kaoro
^er zeichnete sich aus", wozu nach Fick 11^, 67 cymr. ca<^r „tapfer,
stark", abret. cadr, mbret. cazr ds.; am nachsten steht mir. cad
,,heilig" und das nachStokes BB. XXIX, 169 gallische caddos „sanctus"
G. GI.'l. V. 493, 30. — Mit carmen besteht keine Verwandtschaft
(trotz Pascals Riv. di fil XXIV, 298 ff. Annahme dialektischer Unter-
schiede).
camera, camara „gew6lbte Decke, Zimmerwolbung": aus gr.
Ka}xdpa entlehnt (Saalfeld), womit urverwandt camur, s. d.
Aus dem Roman, stammt ahd. chamara, nhd. Kammer, woraus
ab. Jeomara, Jcamara, lit. hamard, „Kammer".
camisia „Hemd" (spat): gall. Wort; aus dem Lat. stammt air.
caimmse „Hemd" (s. Thurneysen KR. 51, Loth Rev. celt. XVII, 443
auch ilber die brit. Worte): damit urverwandt ai. gamulya-m
camillus ~ campus. 119
^wollenes Hemd", ahd, usw, hemidi ^Hernd", ygl. zum Suff. bes,
aisL hams ^Schlangenbalg''. Zu der nnter camtir besprocheneii
Wz. ''kern-, "^Jcam- (vgL bes. Johansson BB. XVIII, 12 f., Fick IIS 70).
Camillas ^freigeborner Knabe oder Jmigling aiis vornehmer
Familie, daher zum Tempeldienste befahigt" : wenn echt ]at., nach
Solmsen Stud. 165 a 3 zu derselben Wz, wie Camenae^ Gdf, ^cad-
millos oder ^cadsmillos.
Nicht nach Fick IP, 70 als JTempel-)Diener'' zu mir. mimal
^Sklavin^ {^kanmla9),
Doch wohl vielmehr Fremdwort, Zusammenhang mit dem
etrusk. Namen Camitlnas (Umstellung aus '^'Catmllnas?) und dem
nach Schulze Eigennamen 290 ebenfalls etrusk. Camilhts ist kaum ab-
zuweisen (Thurneysen Thes.). Andrerseits erinnern Berger MsL
VI, 140 ff, und Keller Volksetym. 241 an KabjuiXot, KaajuiXoi „mini-
strierende Knaben bei den samothrak. Mysterien", phSnik. QuadniU
= gr. "Ep^ufi*;, so daS die itaL Worte am ehesten (als etruskische?
oder wenigstens durch etrusk. Vermittlung?) aus dem Osten stammen.
caminus ^Feuerstatte^ Herd, Kamin": aus gr. Kd|Liivo? ds. (Saal-
feld), s, camtir; aus dem Roman, stammt u. a. mhd. Jcamm^ nhd.
Jcamin und — auf alterer Entlehnung beruhend — alem. hemi^ bair.
Mmich (Kluge Wb.« 191).
cammarus ^Meerkrebs, Hummer"^: entlehnt aus gn KdiLi(iu)apo?
ds. (Saalfeld) = aisl. humarr^ nhd. Hummer ^ als ^liberwolbtes Tier''
zur Sippe von camtir (Prellwitz Gr. Wb.; Zweifel bei Uhlenbeck
Got, Wb. 2),
campagns ^ein nur Zehen und Sohle bedeckender Schub, auf
dem Fufsblatt mit sich kreuzenden Riemen befestigf" {Mau Pauly-
Wissowa III, 1433 f.) : Zusammenhang mit gr. Ko^pauiv ds. (von
k6\x^o<; „Schleife'*?) ist sicher, nicht aber Entlehnung aus diesem
(Mommsen Ber. d. Sachs. Ges. 1851, 73, Schuchardt Voc. I, 181),
wobei nach Keller Volksetym. 94 Einflufe von compageSy und durch
campus (gleichsara ^FeldstiefeP) untersttitzte rtickwirkende Assimi-
lation zu campagtis gewirkt babe. Viel eher scheint das lat. und
gr. Wort auf eine unbekannte gemeinsame Quelle zuruckzugehn
(Thurneysen Thes.).
campso: s. campus.
campus ,,Feld'': ursprgl. ^Biegung, Einbuchtung, Senkung,
Niederung'' (wie lit. lanha „Tal, Wiese'' zu leiihti ^biegen''): gr.
Ka|uur| „Biegung'', KdjuTTTUi ^kriimme, beuge'', Ka.uTr6\o(;, Kauipot; „ge-
kriimmt'' (nicht auf letzterem, sondern nach Schulze Thes. auf dem
Aor. KdiLiHiai beruht lat. camps are ^navigando praeterire''), lit.
hampas „Ecke, Winkel, Gegend'' (== lat. campus)y vielleicht ai.
Tcdmpate ^zittert'', wenn ursprgl. ^kriimmt sich'' (Fick IP, 52, 1^, 377),
lit. hmnpti „sich kriimmen", Jciimpas „kruimm'' (anders, doch kaum
wahrscheinlicher, tiber die lit. Worte Kluge Wb.^ s. v. Htifte)^ ai.
kumpa-k (^^kdvnpd-? unbelegt) „lahm an der Hand", got. hamfs
„(verkrtimmt,) verstiimmelt'S as. hof, ahd, hamf ^verkruppelt"^
(Prellwitz Gr. Wb.^ s. v. KajuiTrri), vielleicht poln. kg2m „Flufiinsel''
(Stokes IF. II, 173), ai. kapatam {a =: m) ^Betrug^ Hinterhst''
(Uhlenbeck Ai. Wb.). — Dafi nach Fick, PVellwitz und Ublenbeck
120 camum — canabula.
ai. capa-h, -m „Bogen'', capald-h „mistet, schwankend", Tcapana
^Raupe" '(vgl. gr. KctiaTTri „Wurm, Raupe"; tiber lett. kape ds. s.
Prellwitz Wb.^ 206) eine unnasalierte Form *ge/> unserer Wz.
*qamp- darstelle, ist deshalb unsicher, well andererseits ab. Jcg,t~o
^Winkel" (kaurn *JcqpU, Brugmann Grdr. l\ 357, 513, 583), gr. icavOo?
^Augenwinkel" (iiber cymr. cant „Einfassung eines Kreises" s. aber
unter lat. cantus; Kozlovskij Arch. f. si. Phil. XT, 388) es moglich
erscheinen lassen, dafe *qantJi- uiid *qamp- Weiterbildungen eines
*qam' sind, das vielleicht auch in der Sippe von caniur vorliegt.
Eine Nebenform *qmnh- in gall. Cambo-dunum usw., air. camm,
cyinr. corn. bret. cam „gekrummt", wohl auch gall.-lat. cam-
hiare „wechseln, tauschen" (Fickll*, 78 f.). — Gr. Kf|Tro^, dor.
KdTro<; ^Garten", ahd. huoha ^Hufe" usw. bleiben fern (s. die
Sippe bei Zupitza Gutt. 103 und unter scapulae)-^ ebenso Capua
{Campania hat m erst durch Volkset.ymologie von campus be-
zogen, Schulze KZ. XXXIII, 374, v. Planta II, 15).
camiim „eine Art Bier" (UIp. dig.): pannonisch, s. Holder I, 728.
camur(us), -a, -um ^gekriiramt, gewolbt" (dial.; echt lat.
eamerus ^obtortus" bei Non. 30, 7; s. die Stellen bei Ernout El.
dial. lat. 1341'.): gr. Kajadpa ^Gewolbe" (daraus lat. camera, camara),
vgl. auch KdiAtvo^ jjOfen" (daraus lat. camlnus), KjneXeOpov „Stuben-
decke, Dach, Haus", ai. kmdrati „ist krumm" (unbelegt), av. kamara
t „Gurtel" (tiber av. kamdVdda- „Kopf" s. aber Bartholomae IF.
V, 224, Airan. Wb. 440), lat. cum era., cumerus ^Behaltnis" (?),
got. himins — ahd. usw. himil „Himmer („W6lbung"; s. auch Uhlen-
beck PBrB. XXX, 290), ahd. himil auch ^Zimmerdecke", vgl. nhd.
Himmelhett, ndl. hemel ^Dach"; aber camisia „Hemd'', wozu aisl.
hamr „HLille, Haut, Gestalt", ags. homa „Hulle^ got. ana-, ga-hamon
„sich bekleiden", ahd. lihhin-amo aus -hamo „Leib, Korper, Leich-
nam" ist so wohl wegen der Bed. als wegen des Palatals von ai.
gamtdi/dm fernzuhalten (s. noch Uhlenbeck Tijdschr. v. Ned. Taal- en
Letterk. XXV, 245 f.). — Gurtius 140f., Vanicek 51, Pick I*, 23, 383
Bersu Gutt. 170 usw.
Unrichtig zieht v. Sabler KZ. XXXI, 284 ags. hvamm „angu-
lus", aisl. hvammr ^kleines Tal" heran (s. Zupitza Gutt. 55). —
canaba, cannaba (dafi nn erst durch Anlehnung an cannabis,
canna eingedrungen sei, Keller Volkset. 131, ist entbehrlich, wenn aus
gr. Kdv{v)a^oq, s. u.), canapa (s. zur Form Mommsen lierm. Vll, 304)
flCine leicht hergerichteteBude; auch Vorratskammer": trotz RSnsch
Beri. phil. Wochenschr. 1886, 259, Ha vet Mem. soc. lingu. VII, 56
nicht Entlehnung aus gr. KaXOpri ; vielmehr Avohl nach Pick II s, 50
und Saalfeld trotz der abweichenden Bedeutung aus gr. Kdv(v)apo?
„Holzgerust zum Modellieren, Modeir, da nichts anzunehmen hindert,
da& in Unteritalien noch die weitere Bedeutung „Rohrgerust, leichtes
Holzgerust" oder „Rohrhutte" lebendig war; vgl. noch die ebenfalls
auf "Kdvva „Rohr" (s. canna) beruhende Sippe von Kdva^pov
,Wagenkorb", KavoOv ,Korb" (z. B. bei Prellwitz Wb.^ 207). —
Mit Umstellung vielleicht hierher capanna (s. d.), das z. T. eine Be-
tonung candba u. dgl. bewirkte (v. Ettmayer ZfromPh. XXXII, 725 f.).
canalbala ,eine zur Trockenlegung von Grundstiicken angelegte
AbzugsrShre": wie candlis (s. d.) zu Kdvva, canna; formell eher
canalis — canicae. 121
Deminutiv zu can{n)aha in sonst nicht belegter Bed., als durch Ver-
mittlung eines Verbiims *can{n)are.
canalis „R6hre, Rinne, Kanal" : nach Georges, Breal Mem. soe.
lingu. V, 438, Osthoff z. B. Par. I, 41 Ableitung von canna „Rohr",
mit n aus nn vor dem Ton.
Nicht zu ai. khdnati ,,grabt% av. ap. kan- ds. (Vani6ek 293,
weiteres bei Hiibschmann Arm. Gr. I, 413, lA. IX, 44, Prellwitz
Gr. Wb. s. V. Kvfiv, Persson KZ. XXXIII, 290).
caneanum „das Gmnmi des Balsamstrauches": aus gr. KdYKa|uov
ds., das durch ind. Yermittlung aus dem Semit. stommt (Uhlenbeck
Ai. Wb. 56).
cancer; -cri, cancelli ^Gitter, Sehranken": dissimiliert aus
career {s/d.) nach Skutsch BB. XXII, 127. Nicht zu cingo usw.
(s. d.) nach Vanifiek 46.
cancer, -cri ^Krebs" : ebenso wie ai. Mi^Jcatah ^Panzer" (Hop-
kins Am. Journ. of Phil. XIV, 12) mit aus r dissimiliertem n zu ai.
harkata-h ^Krebs", Icarki-k, karkin- ds., gr, KapKivo<; ^Krebs"; vgl.
weiter ai'. karkara-h ^hart", gr. KdpKap0(;' Tpaxu<; Hes. (Gurtius 143,
144, Vanicek 55; daB ab. rak^ ^Krebs" aus *krak^ dissimiliert sei,
ist nicht sicher); hierher auch carina? Yonder nicht redupl. Wz.
*qar- wohl auch got. hardits, ahd. usw. hart „hart, fest" (das nicht
nach Meillet Et. 325 mit lit. kartus „ bitter" zu curtus, card), gr.
KpaTO? usw. „stark, fest, hart", Kpaxaipivo^ „mit barter Haut%
s. noch career.
Dafs cancro- nicht aus *carcro- (bez. idg. *qan(iro- aus
*qarqro-) dissimihert, sondern aus *carcno- umgestellt sei (wegen
gr. icapKivo^; Havet Mem. soc. lingu. Ill, 196, vgl. auch Solmsen
KZ. XXX, 21 a), ist unwahrscheinlich. Lat, cornus hat wohl
fernzubleiben.
candeOj -ere „glanzen, schimmern, hellgliihen" : ai. cand;gcand-
„leuchlen", candrd-h „leuchtend, glanzend, gliihend: Mond", canda-
na-h, -m „Sandelholz (Raucherwerk)", gr. Kdvbapo^ „Kohle" (Vanifiek
309), alb. geg. hq^ns, tosk. hcne „Mond'' {^skandna: G. Meyer Alb.
Wb. 151, Alb. Stud. Ill, 59), cymr. cann „weii", mbret. cami „Voll-
mond", gall. Cantohennicus „Berg in der Auvergne", abret. cant
^canus" (Prellwitz Gr. Wb.'^ 207, Pick 11^, 90), mir. condud, connud
„Brennholz", cymr. cynneto ^ziinden", cynmid ^Feuerung", corn.
kunys, bret. queuneud „Brennholz" (ibd.); vgl. noch m-, ac-cendo^
cicindela. Wz. *{s)qend- „leuchten, entziinden"; lat. kelt. arni.
alb. -an- mufs wohl mit gr. -av- gleichen Ursprungs sein, so dais
nicht aus n (z. B. Brugmann P, 421) herzuleiten. Unbegriindete
Zweifel bei° Hirt BB. XXIV, 248 f. — Arm. sand, kmf „Funke,
Blitz, gliihendes Eisen" (Bugge KZ. XXXII, 57: Hiibschmann Arm.
Gr. I, 47 a zweifelnd)> das schon im Anlaut schwierig ist, stimmt
auch im Dental nicht.
Kaum annehmbare weitere Kombinationen bei Pick I*, 23
(s. aber auch KZ. XLI, 199 f.), Prellwitz Gr. Wb.^ 232, Petr BB.
XXV, 135 (:ab. kaditi ^rauchern", cad% „Rauch", gr. Kobo|ir) „Gersten-
rdsterin" usw.).
canicae, -arum „eine geringe Art Kieie" : nach Paul. Fest.
32 ThdP. ,,« ciho canum vocatae"- (etwa ^Hundskleie"), was wegen
122 canis — cannabis.
des^ in seiner Bildung imklaren (s. u.) cantahrum ^Kleie von
Weizen oder Gerste'' nicht ftir sicher gelten kann (Helmreich AflL.
I, 326 halt cantahrum nicht liberzeugend fur volksetymologische Urn-
gestaltung einer Zusammensetzung von canis und tero). Nicht nach
de Saussure Mem. 108 zu cinis, kovxc,.
* canis ^Hund'' : gr. kuudv, kdvoc;, 2i.gvd {gvan-^ g.gilnah), ^Y.spa, g\
suno „Hund'', med, oixdKa, jyers.sabah ds. (darans russ. sohdka, und nach
NiedermannlF.XXV, 44 f. das wohl aus andKabec; umgestellte crirdbaKGc;-
KXiv^q Hes.), ht. sz'iiy g. szunSy russ. poLn. suka „Hundin'', air. ou, g. con^
cymr, ciy corn. Bret* ki „Hund", got. himds, ahd. usw. Jiunt^ hhd.
Ilimd (liber den ausL Dental orientiert Osthoff Par. L 240 f.)
(Curtius 159, Vanicek 70), arm. sun {%eu. km) ^Hund" (Hiibschmann
Arm, St. I, 46; zum Anlaut vgl. Osthoff a. a. 0. 229 ff., Pedersen
KZ. XXXYIII, 197, Scheftelowitz BB. XXVIII, 290; s. noch Rozwa-
dowski Materyaly i prace 11, 344 liber Kav-bauXrjO. — Die Bedeutung
von canis als ^unglucklicher Wurf beim WurfelspieP kehrt in gr.
K\)\x)v wieder, sowie in ai. gva-ghnin- eigentlich „Hundetoter'\ d. i.
^der die schlechten Wiirfe vermeidende, gewerbsmaJSige, auch un-
ehrliche Spieler^' (Schulze KZ. XXVII, 60 f.). — Uber lat. a s. unter
caenum; anders Hirt Ark. f. nord. fil. XIX, 361 und IF. XXI, 168:
^^^ — e, Gdf. "^kenes, was (auch abgesehn von dem angeblich idg.
geschwundenen u, richtiger u; der Vergleich mit ^avd: yvvr\ trifft
daher nicht zu) schon durch ir. C07%- unwahrscheinhch wird; noch
anders Horton-Smith Law of Thurneysen 29; nicht iiberzeugend
Osthoff a. a. 0. 251 ff,: a von catulns bezogen. — Uber c- (aus en-
nicht cu') s. casens (nicht dialektisch nach Ernout EL dial. lat. 72).
Weitere Ankniipfung ist unsicher: Vanicek 70, Hirt AbL 102,
Persson BB. XIX, 282 u. a. suchen in idg. ncmn die Wz. ^%e-
,,anschwellen'' entweder im Sinne von ai. gavlra-h ^raachtig"''
usw., oder — wegen ai. gigtt-h „Junges, Kind'', ai'sl hunn ds.,
gr. Kuo<; ^fetus"" ansprechender — in dem von lat. inciens
^schwanger"", so daft ^Tierjunges'' die ursprgL Bed. gewesen
ware (ahnliches in der Sippe von cahdus); Osthoff a. a. 0. denkt
— schon an sich ganz problematisch — an Ableitung von idg.
^pehi- ^Vieh'', '^{p)ku-6n' „der als Wachter beim Vieh seiende'',
doch ist auch ganz fraglich^ ob der Hundenarae jiinger sei als
das Vieh hiiten (Hirt Ark. a. a. 0.).
canna ,^kleines Rohr, Schilf': aus gr. Kdvva ds., das wieder
durch Vermittlung von babyl.-assyr. kanu auf sumer.-akkad. gi^i
,,Rohr" zuriickgeht (Saalfeld, Schrader bei Hehn Kulturpfl. ^ 301. —
tber kelt. Lehnworte s. Vendryes De hib. voc. 130. — Davon lat.
candliSy s. auch canaha^ canabiila,
cannabis ,,Hanf'': aus gr. (seit Herodots Zeiten) icdwapK; (Weise,
Saalfeld); von den nordeurop. Hanfnamen stammt lit. kanar>es^ apr.
hnapios aus dem Slav., vgL ab. konoplja\ rein lautlich betrachtet
konnte letzteres aus dem Germ, stammen, vgl. ags. hmnepy aisL
hamp)r, ahd, hanaf „Hanf'', und das germ. Wort aus der stideurop.
Form verschoben sein (z. B. Hirt Idg. 280, Meillet Et, 182). Trotz-
dem ist Kdvva^xc, als Vermiltler zum germ, hanap-, und gar zum
Slav, konop' nicht gesichert; vielleicht gehn beide ohne siideurop.
Vermittlung direkt auf dieselbe osteurop. Quelle zuruck, v/ie gr.
cano — cant{h)us. 123
Kdvvapi<; uiid ai. gand-h „eine Hanfart^, osset. san „Weiii" (der
Hanfrausch Vorlaufer des Weinraiisches!); Schrader Reallex* (v^L
auch HehnKulturpfl,^ 188 f.) vermiitet die Mutterworte in ceremissisch
hene^ Hn^ „Hanf^ nnd syrjan.-wotjak. ^:>f\9; ptis „Hanf, Nessel^; be-
riihn ai. hhavga-hy hhaiigd „Hanf", av. bcmha- „Hanf, und das daraus
bereitete Narkotikum", rass. jjentkd, poln, pienka ^Hanf^' anf einer
iimgestellten Form? Die geographische Lagerung empfiehlt direkte
Herkiinft des slav. konop- aus dem Osten: doeh ist germ, h- bei
dieser Annahme gegentiber dem unversehobenen p (ob einst
pp^ woraiis nicht iirgerm. f?) als ernste Schwierigkeit zu bekennen.
cano^ -ere ^singen'': =: u. kanetu ^canito^, 2jrocantirent „prae-
cinuerint", afkani ^^ccinium, cantus flaminis^ (v. Planta 1, 327);
=^ air. canim „icli singe", cymn canu ^singen", bret cana ds., mir.
cetal, cymr. cathl „Gesang", bret, qtientel „leQon''; gr, Kavdlvj ,,ich
tone'', f'HKav6(; „Hahn'' („Fruhsanger''), Kavaxn ^Geton, Gerausch'S
got. hana, ahd, usw. hano ^Hahn'^ (dazu ahd. henna „Henne", ahd.
usw, huon ^Huhn'' s. n.), vielleicht ai. kankanl ^Schmiick mit
GlOckchen^, kmikanah „Reif, ringfSrmiger Schrauck'' (^klingendes?'^
Oder schallnachahmend, wie ghigm in der deutschen Kindersprache?
Oder als ^Reif" zu cingo?) (Cm*tius 141, A^anicek 48); lit. kankles
^,die litauische Zitber^? (Fick P, 376; weitere Lit. bei Zupitza Gutt.
108 f.).
Die Zugehorigkeit von gr, Kdva^oq ^Gerausch''', Kova^ivj
„rafile" (Cm^tius nsw,) ist wegen der Bed. zu unsicher, als daS
ihretwillen die Wz. als ^qono- {icano-rtts) angesetzt werdon
miiSte (Hirt Abl. 92). — Wahrseheinlich ist dagegen die Zuge-
horigkeit von lat. ciconiay pran. conia „Storch" (s, d.) mit
dem ahd. iiuon entsprechender Ablautstufe (Vanicek; Noreen
LtL 45).
cantabrxiin ^Kleie von AVeizen oder Gerste": s. canicae.
canterins ^Gaul, Klepper'', nach Varro und Paul. Fest. aller-
dings speziell ,,kastriertes Pferd^ (vgl. Rittvveger-WSlfflin AflL. VII,
316): letztere Bed. ist (wenn richtig) sekundar, da Entlehnung aus
gr. KavOriXio? ^Lastesel^ (KdvOujv ^Esel, Lasttier'', vgl. Kav&rjXia
^Saumsattel zum Bepacken der Lasttiere^^ Kav-&iai ^grofie KSrbe'';
Saalfeld, Thurneysen GGA. 1907, 804) nicht zu umgehn ist,
Dadurch entfallt Schraders Reallex. 626 Herleituna^ aus "^canc-
terios (allenfalls als gall. Wort; Diefenbach Orig. eur. 278) und
Verbindung mit ahd. hengist^ lex salica hangistOy ags, hengesf^
aisl. Jiest)' ,,mannliches Pferd'', nhd. Hengsty die Kluge Wb.^ an
lit. szankiis ^schnell, behend'' (vom Pferde), dr^klj szankmti „ein
Pferd sprengen", ax:>szan¥infd kumel§ „eine Stute bespringen
lassen'', unnasaliert szokU ^springen^' {szankiis also eigentlich
^springend, bespringend^') anknupft (weiteres bei Solmsen Beitr.
z. gr. Wtf, I, 145 a 2).
cant(h)us ^eiserner Radreifen" : nach Quintilian inst. 1, 5, 7/8
^^harbarismus . . . si quis afrum vel hispanum latinae orationi nomen
inserat: ut ferrtimy quo rotae vinciunhir, diet solet cantus, quani-
quam eo tamquam recepto utiUir Persius''^ also Fremdwort afrikani-
schen oder span. Ursprungs. Am nachsten steht cymr. cant ^Ein-
fassung eines Kreises'', bret. kant ^Kreis'', die mit ab. kqth „WinkeP,
124 caniis — caper,
gr. Kavdoc; ^Augenwinker^ vereinbar waren („Biegmag"; s. campus)^
doch wohl yielraehr aus dem Lat. entlehnt sind (Diefenbach Orig.
eur. 279, Thurneysen KR. 53; etwas zweifelnd Loth Mots latins 144),
wie auch die rmr in SchoL II. nnd Et. Magnum erwahnte Bed.
„eiserner Radreifen^ von gr. Kavd6^* Der Ursprung von cantus ist
dunkel. Entlehnung aus einem dem bret. camhet an rot „Radfelge'^
entsprechenden altkelt. ^cambitoSj ^cammitos (Thurneysen a. a* 0.,
Fick 11^ 78, Schrader Reallex. 238) ist nicht wahrscheinlich, da
dann lat* ^campUis zu erwarten ware; es miifite denn die Stufe
^cantos schon im gebenden kelt. Dialekte erreicht gewesen sein.
canus „grau, aschgrau": aus "^cas-nos^ vgl. o. palign. casnar
^senex^, sabin.-lat. casetis ^alf (ursprgl. ^altersgrau'', vgL auch v.
Planta II, 592, I, 148, 329), ags. haste „graubraun'^, aisL hgss ds.,
ahd. hasan ^^grau, glanzend, poliert, fein^; auch der Hase ist als
das graue Tier bezeichnet: ahd. haso^ aisL here^ ags. ha^-a^ apr,
sasnis „Hase^, cymr, cemach {^casmaccd) „Hase" (Aufrecht KZ, II,
151 ff., Vanicek 60, Fick I ^ 42, II ^ 74, Uhlenbeck PBrB. XXI, 104),
ai. gagd'h (assimiliert aus "^'casd'Sy vgl. afgh. soi ds., ibid.; nicht
wahrscheinlicher zu gr. KGKfiva?' \ai;\no\}(;. Kpf|Te^ Hes,, s. zuletzt
Solmsen Beitr. z. gr. Wtf. I, 144 f,); vgL zur Bed. r. serjaH „grauer
Hase^': seryj ^grau"^ (Uhlenbeck Ai. Wb.).
Das von Bezzenberger BB. XVI, 246 zweifelnd herangezogene
lett. Jcoss „klar, durchsichtig'', av. hahvqn „blinken^ (s. aber zu
dessen Bed vielmehr Bartholomae Grdr, I, 78, 79, Air. Wb. 472,
wornach ^klingend, pfeifend'') stimmt weder im Gutt. noch in
der Bed.; auch air, ad-clu „sehe'' (Fick 11^, 85) ist fernzuhalten.
Hierher der o. Stadtname Casimim „ Forum vetus'^ (Varro 1. L
VII, 28^ 29; s. aber auch Schulze Eigennamen 550). — Weitere
Verwandtschaft bestehtmit gr. 2ou&6^ ^gelbhch, braunlich'' [^k{a)s-ou-^
vgl. grm. ^hasu' oben] und 2av&6<; „blond" \^7t{a)sen-y vgl. itaL
""cas-nioy], Fick P, 377, Hirt Abl. 118, 137.
capanna Isid. orig. 15, 12, 2 (unter Ableitung von capio)
^Hiitte^ (it. capanna^ prov. cahana^ span, cabana M. L. im Th.; also
l3esser als cahanna). Kelt. Ursprung ist unerwiesen, nir. eabdn^
cymr. caban usw. sind Lehnworte, s. Thurneysen KR. 53 f., Vendryes
De bib. voc. 118, KSrting Nr. 1683. Nach Keller Zur lat. Sprach-
gesch. 1, 19, 179 und Thurneysen Thes. vielleicht Umstellung aus
canabay canapa^ s. d,
capedo^ -ims „ein einfaches tonernes GefaS im Opfergebrauche ;
TrinkgefaS" (s. Mau Pauly-Wissowa III, 1504): zu capio als ^Gefafi^,,
s. auclii. cap is,
capello: s. capo.
caper^, -prl „Ziegenbock, Bock^\ capra 5,Ziege": = u. kabru,
7ca2^rum „caprum'' {cabriner „caprini"), gr. KdiTpo<; ^Eber^' (Kdirpa'
ail. Tupprivoi Hes.), aisL hafr „Ziegenbock", ags. heafor ds., nhd.
HabergeiM (Gurtius 142, Vanicek 63), cymr. caer-iwrch ^Rehbock";
vgl. auch air. caeray g. caerach ^Schaf" (Fick 11-*, 64; setzt allerdings
"^kaperO'y nicht '^kapro- voraus; liber arm. hauj* ^Herde von Ziegen^
Schafen oder Grofevieh^' — Federsen KZ. XXXIX, 350, 387 -- s.
Liden Arm, St. 26, wornach vielmehr zu pasco).
caperro — capillus. 125
Gegen Uhlenbecks PBrB, XIX, 330 Heranziehimg von npers,
capis ,,einjahriger Bock", woraus (bezw, einer altern iran. Form)
poln. klr. sloY* cap und viele Worte der Balkansprachen entlehnt
zu sein scheinen, spricht der Vokalismus, vg]. Hirt BB. XXIV,
266 (wohl Yielmehr zu as, skap, alid. scaf „Schaf'', idg. "^sqeh-^
^^sgep')* — Vielleicht bezeichnet idg. ^qapros ursprgL nur das
mannliche Tier, vgL ai. hdprf „membruin virile"; ca2yra dann
erst nachtraglich dazugetreten (Foy IF. VIII^ 295). ~ Hierher
n. a. caprea ,^wilde Ziege", wohl audi Caprotina „Beiname
der Juno"^ (s. Wissowa ReL 118).
caperro^ -ar^ (richtiger als capero^ s. Nettleship Gl. Rev. VI,
168) ^in Runzelri zusammenziehen, runzeln^: unerklart. Die Alteii
dachten an caper („a caprae fronte"), was Thurneysen trotz der un-
klaren Bildungsweise fiir mSglich halt, — Vanicek 50 verbindet es
als ursprgL „krauseln^ mit capronae ^Stirnhaare (Krauselfransen)'',
doch ist ftir capronae (bes. von dem liber die Stirn der Pferde
hereinhangenden Teil der Mahne) der Begriff des gekrauselten
nirgends betont (s. noch capillus). — Idg. ^qep- in ai. cdpa-h, -m
^Bogen'', capald'h ^bewegiich, schwankend, unstat^, npers.* cap
^link^ (*„krumm''; s. campus) [womit Fay GL Quart. I, 17 capillus
„Haar^ verbinden mOchte], liegt wohl zu fern, wlirde aueh die
Bildung nicht erklaren. — Stowassers (Progr. d. Franz-Josef-Gymn.
Wien 1891) Annahme von Entlehnung aus gr. KaTa<pdpuj scheitert
schon am rr von caperro. — JnglaubUch auch Keller Volksetym.
446 (iKdpcpuj „einschrumpfen lassen").
capillas „Haar, bes. Haupthaar"": wird gewGhnlich (z. B. Vanicek
49) und wohl richtig als „Haupthaar'' mit caput verbunden; die
auffallige — weil nicht als deminutivisch zu fassende — Endung
ist nicht als no-Erweiterung eines mit ai. kapdlam „Schale, Hirn-
schale, Schadel", ags. hafola ^Kopf^ zu vergleiclienden idg. ^qap{e)lO'
„Kopf'^ aufzufassen, da dieses im Lat. eben nicht vorkommt; viel-
mehr wohl aus fiir "^caput-los (sc, crinis) geneuertem ^caput-sloSy
^capulloSy woraus durch Anlehnung an capitis capillus [das wlirde
sich noch vereinfachen, wenn fiir capitis nicht von u in der zweiten
Silbe auszugehn ware]. — Nicht liberzeugend denkt Brugmann Ber.
d. sachs. Ges. LVIII, 160 fF. an eine Zusammensetzung '^cctp[u.pp]illos
aus ^caputpilsosy dessen zweites Glied als „Haarmenge^ zu pilleus,
-m ^Filzkappe'^ {pUtts „das einzelne Haar am Korper"") gehore; denn
das idg. Kollektiv "^pils- zeigt auch im gr. iTt\o<;, ab. phsti>y wie in
Iht pilleus nur mehr die spezialisierte Bed. ^Filz''.
Anknupfung an capula^^e „in Stiickchen hauen, abschneiden'^
(erwogen von Thurneysen Thes.), concipulare „kurz und klein
schlagen" ist nicht vorzuziehen.
Die in der 1. Aufl. vorgeschlagene Verbindung (als ^caprolos)
mit capronae „Stirnhaare" hatte (unter Beiseitelassung von caperro)
einen scheinbaren Halt an crmis ^Haupthaar'': crista „Kamm der
Tiere", und da letztere auf dem Begriff ^sich schiittelnd, wallend''
beruhn, hatte fiir erstere Fays Ankniipfung an ai. capald-h (s. unter
caperro) einen gewissen Schein. Aber dessen Wz. („krumm —
sich hin und her biegend") ist bisher nur im Ar. belegt, und —
was den Ausschlag gibt — capronae ist anders aufzufassen, s. d.
126 capio — capis,
capio^ -ere ^nehmen'^- =: got hafjan^ ahd. heffen^ ags. hebban^
aisL hefia^ nhd. heben^ wozu u. a. nhcL haschen {^hafscon)^ Handhabe^
aisl. hdfr ,,Fischhamen^^ (mit cler Ablaatstufe yon laL cepi, Brug-
Biann IF. VI, 95, anders Kluge^ s. v. Hamen)^ ahd* havauy nhd.
Hafen „Kuchengeschirr" und wohl aiich aisL hgfny nhd. (Meer-)
HafeUy mir. cucm (?) „ Hafen" (s. Kluge^ 156, wo auch erne andere
Auffassung); got. usw. haban ,,haben'' (s. naheres unter habeo); gr.
Kibm-] „ Griff'', KduTiy ^schnappe, schlucke", KctTtri ^Krippe'' usw.
(s. capsa); lett. hampiii ^ergreife^ fasse'' (vgl. im allgem. Curtius
141, Vanicek 49); ai. ImiJaM ^zwei Handvoll" {Prellwifz ^, ^ s. v.
KduETOc, Pedersen KZ. XXXVI, 77), ht. hupa „Losegeld fur gepfandetes
Vieh, Pfandgeld'^ (s. capsa), mir. cdin „Tribut'' (Stokes KZ* XXXVII,
255); lett h'ejoju Jasse^' (Pick I^ 387, IIS 65, Bechtel HauptprobL
246, vgL auch Bartholomae IF. Ill, 44) ist im Vokalismus durch
erne g-stufige Form wie cepi beeinflufat (v, d. Osten-Sacken IF.
XXII, 317 f., wo auch fiber das fernzuhaltende russ.-ksL cex^h „Kette'',
Nebenform von russ. ceph). — Hieher w^ohl die Sippe von capiat
(s. d.); vgl. ferner capitis „gefangen^' =: ^\t. cacJit „Dienerin'\
cymr. caethj corn, caid „captivus, servus^', g^W. Mani-captos (Fick
II S 65; uber cymr. cael ,,erlangen, sich bemachtigen'' — ibd. und
IS 387 — s. unter cohns)^ got. hafts^ ahd. usw^ ha^t „captivus",
haft „FesseP' ; cap to ^ -are „suche zu begreifen'' :== mir. cacMaim
,,nehme gefangen", as. (nur zufalhg tibereinstimmend) hafton „haften";
capax „fassungsfahig, tauglich", capedOy capis^ cajjistrtcntj
cap>sa^ cap>iilus\ Zusammensetzungen wie aticeps ^Vogelfanger",
particeps ^teilnehmend'' usw.
Fernzubleiben hat arm. kap ,,Band, Fessel^, Jcapem „binde''
(Hiibschmann Arm. Gr. I, 457 f.; Bugge KZ. XXXII, 60) nach
Pedersen KZ. XXXIX, 379. — Alb. kajJ ,,ergreife, fasse'' be-
trachtet G. Meyer Alb. Wb. 174 — gegen BB. VIII, 185 —
als Lehnwort aus ttirkisch hapmak ^fangen, haschen". ~ Ai.
gap- [Dhp.] ^^beriihren'' (Fick I^, 52) stimmt im Gutt, nicht. —
Mindestens zweifelhaft ist Auffassung der Sippe ahd. huoba
,,Stuck Land"^, as. ho^a ds., gr. Kf|Tro<;, dor. KaiT0<; ^Garten'',
alb. kopste , Garten ^^ (z. B. Prellwitz^ s, v., Meringer IF. XVIII,
225 m. Lit.) als „in Besitz genommenes, behufs Bearbeitung
ergriffenes Grundstiick'' (wie allenfalls auch idg. "^agros, s, ager);
denn deren a paM nicht zu capio^ eepl, und vom Standpunkte
der Bed. aus liegt Vergleichung mit gr. Kdneroq „Grube'', lit.
kapoti „hacken, hauen'' (s. scapula) als „gegrabenes, geharktes
Grundsttick'^ viel naher.
Vereinigung von -q^ap- ^fassen^ und ^qap- ^graben" (Prellwitz
Wb. s. V. KdiTGTOc;) ist abzulehnen; mindestens ganz nebelhaft
die von '^qap- „fassen" mit ^qamp- „krttmmen'' (in campus) Uhlen-
beck Ai. Wb. 43, Got. Wb. 64; ,fassen^' ^^ ,sich beibiegen^'?
Oder vom Krallen der Finger?).
capiSjj -idis ^Henkelschale'': = u. kapife „capide'S o. Kaui-
biTOiiu „ollarium'' (Curtius 141, v. Planta I, 75, 327); vielleicht nach
Frohde BB. I, 185 (vgl. auch KZ. XIII, 452) aus gr. aKaqpic; entlehnt
(wie gewiS capisterium aus aKa9iaTripiov) mit s- Abfall in alien
drei ital. Dialekten. — Sonst wie capedo zu capio gehorig (Varro,
capistrum — capo, capiis. 1^7
Paul. Fest; von Neuern z. B. Curtiiis a. a. 0,), n. zw. als „Gefafi''
(rfassen; vgl. capsa^ captila „ SchSpfgefafi "^ — das formell dem ai.
kapdlam .,Schale, Hirnschale'', ags. hafola „Kopf^' am nachsten steht
— , captilare „aiis einem GefaSe ins andere sch5pfen^, sowie nhd.
Hafen ^Geschirr'') benanntj nicht vom ,,Henkel gum Anfassen'' wie
VaiTO 1. I 5, 121 will
capistrum ^Schlinge zum Halten eines Gegenstandes; bes.
Halfter*' (s, zur Bed. Olck Pauly-Wissowa III, 1511): wohl zu capio;
zur Bildung vgl. Osthoff KZ. XXIII, 314 (direkt von capio mit Suffix
-strum), FrShde BB. I, 185 (dnrch Vermittking eines ^capis ^Halfter"),
Niedermann ^ mid i 12 (aiis ^cape-strom; gewifa nicht zu caput nach
Lindsay-Nohl 377),
eapitium „Offnung in der Tunika, durcli die der Kopf gesteckt
wurde; Tunika mit einer solchen KopfSffnung als Kleidungsstuck
von Frauen und christl. Priestern'': von caput.
Gapitoliuin^ mit sabinischem I =: d fur Capitodnmi (Marius
Vict., Gr. L. m, 26, 3 K.), s. Petr BB. XXV, 129; zu caput.
"capo, capus ^Kapaun'', nach Solmsen Beitr. z. gr. Wtf. I, 211 L
wegen der roman. Abkommlinge (it. cappone usw.; vgl. auch die
Lehnworte ahd. kappo^ mhd. kappw% ^^Kapatm"^, woraus nslov. serb..
kopun) wohl lichtiger cappOy als welches auch Martials capones auf«
zufassen sein wird; pp Konsonantendehnung wie in vorri ^edaces'^^
Varro u. dgL; dazu wohl capulare (verbildet capellare, s. Keller
Volkset. 146) ^concidere; spoliare, funditus toUere, scindere, desecare'':
vgl. ab. skopiti ^verschneiden'^, skophCb ^Verschnittener'' (nhd.
Schojys entlehnt), ahd. (Solmsen a. a. 0.) hammer „verstummelt, ge-
brechlich^, ahd. skammer. aisL skammr „kurz^^ i^kap-moSy ^'skapmds),
ahd. hamal ^verstfimmelt'* {Hammel)y hamalony ags. hamelian ^ver-
sKimmeln, lahmen'' {-mm l- zu -ml'); gr. Kondq ^beschnitten, gestutzt
(von Baunien)^, kottic; ^Messer**, Kouavov „Schwert% OKo-neXoc, ^Fels^
Klippe"" (wie mhd. hamel 5,schroff abgebrochene Klippe, Anhohe''),.
KOTTTUJ ^schlage"" (wohl ursprgl. „mit einem schneidenden Werkzeug-
dreinhauen '' ; Trennung des gr. kott- von den obigen Worten halte ich
fur unbegriindet) zeigen o-Vokalismus, wahrend in ca^^o (und den
sL-germ. Worten?) eher ay als nach Solmsen ein e fortgesetzt scheint
dazu mit e gr. aK^rrapvov „B^il% ^ss. soap (Strekelj AfslPh. XXVIII^.
499) ^Anhieb; Stutzer"", scepdtb ^spallen, spleissen" (usw., s. Solmsen;
aber lett. scJik'eps „Speer, Spiels'', ab. stap^ ^Stock"" eher Lehnworte^.
s. scapus). S. liber die Sippe Gurtius 153; 167^ Vanicek 310, Persson
Wzerw. 58, Zupitza Gutt. 150 m. Lit.
Solmsen a. a 0. trennt die vorliegenden Worte^ fiir die er
^{s)kep-y ^{s)kop'y %s)kep'y %s)keP' ^(be-; ver-)schneiden'' als Wz.
ansetzt (doch s. wegen lat. a oben) scharf von ^\s)kdp' „graben^.
behacken" (s. scapulae) y sowie von ^skabh-, ^'skobh- „schaben,.
kralzen'' (s. scabo) [und gewife richtig von der Sippe von scapus].
Obwohl die Moglichkeit verschiedener Ursprunge grundsatzlich zu-
zugeben ist, miissen doch friihzeitig Wechselbeziehungen eingetreten
sein (deren Annahme auf bait. Gebiet auch Solmsen nicht zu ver-
meiden vermag)^ was nicht verwunderlich ist, da primitive Schneide-
werkzeuge gieicherweise zum schneiden, schaben und graben dienten..
128 cappa — capulus.
Lett. ha2)et „anhaufen'', hapole ^Kornhaufen", kapa „Melze
in der Miihie", Jca2)s „ein Schock, eiiie Kanne alsMais", gr, Kami
^Krippe", KarcdvY] ds., thess. „Teil eines Wagens" nicht nach
Prellwitz Gr. Wb. s. v. Kd-rreroc; mit Entwicklung von „kratzen,
graben." zu „zusammenscharren, anhaufen" hieheP; sondern zu
capio, capsa.
cappa ,eine Art Kopfbedeckmig" (Isid.): wohl nach Thurneysen
Thes. Kurzform zu capitul-are, -urn im Sinne von ^Kopfbedeckung".
— Nicht als kelt. Wort zu mir. cap (s, capsa), fiir welches eine
altere allgemeinere Bed. „fassendes Behaltnis" (vgl. zur Bed. nhd.
Haube: lat. cupa) reine Hypothese ware.
capronae „Stirnhaare, Stirnmahne, Haarzotten; die von den
Schlafen auf die Backen herunterhangen'^: im Sinne treiflich die
Alten „a capite pronae, in caput pronae'^ (s. Thes.). Ich halte ein
daraus erwachsenes univerbiertes ^caputpronae, capfuppjronae fiir
unanstoSig. — Nicht nach Stowasser Progr. d. Franz-Josef-Gymn,
Wien 1891 eine Zwitterzusammensetzung ^Kaxaprdnae. — S. noch
capilhcs.
Caproiina (Juno), von Macr. sat. 1, J 1, § 36 ff. mit dem Baume
caprifmis verbunden, also zu ca-per, capra; s. liber die Rolle der
Ziege (als Zeichen der Frucbtbarkeil) im Kulte der Juno bes. Wissowa
Pauly-Wissowa III, 1551 ff., Rel. 118, Otto Phil. LXIV; 183 ff.
capsa „BehaltniS; Kapsel, Kasten", capsus „der kastenformige
Hauptteil des WagenS; Wagenkasten; Kafig fiir wilde Tiere" (daraus
gr. Kdqja; Kd[X\\ia, Kajaxpiov, aus welchen die lat. Form campsa
stammt, s. Thurneysen Thes.): zu Wz. *gaj> „fassen, in sich ent-
halten% identisch mit *qap)- ^fassen, ergreifen" (s. capio), vgl. bes.:
gr. Ktttt^TK- „ejn Hohlmafa", ai. kapati „zwei HandvoU"; lett. Jcapa
^Metze in der Miihie", Kdirri ^Krippe", Kairavri ds., thessal. „der Wagen-
kasten", mir. cap „(* Wagenkasten), Fuhrwerk, Bahre" (letzteres nach
FicklP, 330; aber wieso^j = idg. p?)M. capulus „Sarg". Diezwischen
„fassen = nehmen" und „fassen = in sichenthalten" in der Mitte stehende
Bed. „zusammenfassen" in lett. ku2-)t „auf einen Haufen bringen",
Jcupin'a „Garbe", kup>a „Haufe, Summe" (vvenn nicht eher zu cupa,
s. d.), kapet „anhaufen", kapole „Kornhaufe", kajjs ^Schock, eine
Kanne als Mafe"; vgl. noch capis, capula, capedo (Prellwitz Gr.
Wb.^ 137, 138, 2208; aber gr. KdueTO^ „Grube, Grab, Vertiefung"
[s. sca^mlae] zeigt eine erst sekundar entstandene Bedeutungsver-
wandtschaft; ursprgl. sind *qap- „fassen" und *{s)giap- „ graben,
schneiden" scharf geschiedene Wzln., s. capio).
capiila, capulare: s. capis.
capiilo, -are „concidere usw.": s. capo.
capulus „Bahre", spater „Sarg", und „ Griff, Handhabe": in
beiden Bedeutungen zu ""qap- „fassen", s. capio; zur Bed. „Griff',
Handhabe" vgl. bes. gr. kOjttii „Griff, Stiel% ahd. haba, nhd.
Hand-habe] zur Bed. „Bahre, Sarg" bes. capsa.
Mit Unrecht kniipfen Prellwitz Gr. Wb.^ 137 (s. aber auch 2 208)
und Berneker Preufa. Spr.300 an dieWz. *(s)ga^- „graben" (s. scapidae)
an: capuhis heifit ursprgl. „Bahre", zudem wiirde ein capulus von
^{s)qdp- „graben" nur „grabend", oder „Mittel zum Graben" bedeuten.
caput — carbo* 129
caput 5,Kopf, Haupt'' (Monographie: 0, Kiispert; Ub. Bed. u.
Gebrauch des Wortes caput im altern Lat. 1903): — aisL hgfod
^Haupt'' (Fick IP, 51)^ ai. "^kaput in hapucclialam „Haar am Hint er-
kopfe, Schopf^ (Johansson IF* III, 236). Got. hauhip „Haupt, Kopf%
ags. heafod^ aisL haufod, ahd. houhity nhd* Haupt (Gurtius 148) be-
ruhen auf Verquickung von ^hafud = caput init einem zu ai-
JcaJcubh- ^Spitze^ GipfeP, gr. kOtttt TpdiY^nj ^.hd. usw^ huba^ nhd.
Haube usw. (s. cupa) gehcirigen Worte (Noreen Ark. f. nord, liL VI;
310, Johansson Beitr. z. gr. Sprachk. 135, Zupitza Gutt^ 103 f.;
Bartholomae IF. V, 226, Uhlenbeck PBrB. XXX, 289).
Idg, ^qap'tit {fqap'ij.et'y 'Uot-; diese voUere Suffixform vielleicht
in got. haubip und — ? — iat. capitis^ Brugmann Grdr. 11'^,
I, 428; die an sich denkbare Zuruckfuhrung auch des Norn.
eaptit auf -uot oder -uet- vertrete ich nicht) ist ppa. zu capio
(Johansson a. a. 0.), mit weichem es schon fr(iher (z. B. Fick
a. a. 0. und P; 19, VaniCek 49) verbunden wurde; von der-
selben Wz, auch ags. hafola ^Kopf^, ai. kapdlam „Schale, Hirn-
schale, Schadel, Pfanne am Schenkel, schalen- oder scherben-
fOrmiger Knochen*' (daher auch kapoU ^Kniescheibe'', kapolah
^Wange''; s. zuletzt Solmsen Beitr. z. gr. Wtf* I, 198); vgL in
der Bed. „Gefa% Behaltnis" auch capedo^ capis^ cap say
capulus. Altlat. hi caps, lat. biceps (: ahd. zwihoubit; vgL
auch Giardi-Dupre BB. XXVI, 219) sind in der Endung beeinflufit
durch die Zusammensetzungen auf -ceps {^-caps) von capto^
Lit. kopustas ^Kohlkopf von Wei&kohP trotz Johansson IF.
XIV, 336 nicht hierher, sondern wie nhd. kabis aus sL kapusta
aus lat. composita (Uhlenbeck KZ. XXXIX 259).
carabiis „ein kleiner Kahn aus Flechtwerk, mit Leder tiber-
zogen'' (Isid.): identisch mit dem folgenden (Saalfeld).
carabus „eine Art langgeschwanzter Meerkrebse"*: aus gr. Kdpa-
.^ot; ^Meerkrebsarf, E. M. auch „Art Schiff'' (Weise, Saalfeld), das
als unreduphzierte Bildung zur Sippe von KapKivo^, cance7% u. zw.
wohl als makedon. oder nicht echt gr. Wort, da -po? das idg. Suffix
-bhos scheint*
caracalla ^ein kurzer, nur den Oberkorper bedeckender, mit
einer Kapuze versehener tJberwurf: gall. Wort, s. Holder I, 762.
Biichelers Rh. Mus. XXXIV, 426 Deutung aus cava (: cerebrum) +
^ncullus^ also „Kopfhulle, Kopfmantel*' ist weder vom Lat., noch
vom Kelt, aus zu rechtfertigen. Eine ErklarungsmQglichkeit ist unter
2) all a erwahnt.
caragns^ caragius ^Zauberer" (spate EccL): scheint als Lehn-
wort (aus einem unbelegten gr. KdpaYO<;? Saalfeld) zu der von Ost-
hoff BB. XXIV, 109 ff. behandelten Sippe von lit. kerM „bezaubern%
ab. ear^^ car a ^Zauber*', ai. krtt/d „Behexung, Zauber^ zu gehSren.
carbasus f. ^feines Gewebe aus Baumwolle*': aus gr. Kaprracrot;
^feiner Flachs*'^ das wieder aus ai. karpdsa-h ^Baumwolle'^ stammt
(z. B. Schrader Reallex. 62).
"Carbo^ -onis „Kohle*': wohl aus "^car-dho^ vgL ab. krada
^Feuerstelle, Herd*^, weiter lit. kdrszfas, lett. karsfs ^heifi*^, lit.
karsztis „Hitze'', lett. karset ^erhitzen*^; got. hatiri ^Kohle", aisl.
Jii/rr ^Feuer^, lit* kiirtiy lett. kurt ^heizen*^, mit Ablautentgleisung
Walde, Etym, Worterbuch d. lat, Sprache. 2, Aufl. 9
130 career — cardo.
lit. hurenti ^heizen^^ ab. hiiriti ^rauchen", nslov. huriti ^heizen'^
(anders Uhlenbeck Ai. Wb, 62: mit ai. hulayati ^versengf, lit. ImUti
^brandig werden^ vom Getreide" zu Wz. *gau- Jirennen'' in gr.
KaiiU; Avas aber die Kurze von lit. hurtiy got. hauri usw. widerrat:
hulayati^ huletl kaum ebenfalls zu unserer Sippe als Parallel-
formen mit l)\ ahd. harsta „R^stung''; gaharstit ^gerostet^; mndd.
harst „Rost'^
Neben diesen Worten, denen wegen der amiahernden Gleicb-
heit von cm^ho und ab. krada wahrscheinlich idg. '^qar- zugrunda
liegt (so aucb Hirt BB. XXIV, 275; an sich k5nnte lat. -ar-
audi dem lit. -ur- entsprechen), steht idg. ^qer- in ahd. usw.
herd ^Herd'^^ lett. ze^n ^Glutsteine^, russ. ceren ^Kohlenbecken'';,
pobi. trzon ^Herd" (diese beiden nach v. d. Osten-Sacken IF.
XXII, 318 f.); ob dazu nach Bezzenberger lit. und lett. Drucke
des 16. Jhdts. I, XII a % Zupitza Gutt. 114 auch lit. hersztas
^Zorn"^, kerszuSy Icerszlngas „zornvolP; aisl. herstr „barsch^ als
„hitzig"? (s. noch Johansson IF. XIX, 123 f,). — Ablaut scheint
also "^g^m-: ^qar-^ ein *ggr- ware fiir mir. c%r „Gagat; Pechkohle''
anzunehmen, wenii hierhergehorig (s. unter caerimonia). Lat.
• cremare kann auf "^qer- oder ^qar- beruhen, ebenso das von
Bezzenberger BB. XVII, 214 herangezogene lit. IcrSsniSy lett.
hrdsns „Ofen\ Vgl. J. Schmidt Voc. ll; 332^ 458, Zupitza a. a. 0.
— Gegen Heranziehung von arm. hrak ,,Feuer, gliihende Kohle'^
(Bugge KZ. XXXII, 51, nach Fr. Muller) s. Zupitza a. a. 0.^
Pedersen KZ. XXXIX, 380 f. und bes. Liden Arm. St. 122 ff.
career^ -eris ^Umfriedigung, Einschlufe, Kerker, Schranken'':
die lautlich nachststehenden ags. hearg ^heidnischer TempeP, -aschw.
harg „lieidmscher Altar", aisL hgrgr ^Steinhaufen, heidnisches Heilig-
turn", ahd. harug ^Opferstatte^^ als ^umfriedigter, abgeschlossener
Raum" (Noreen Ltl. 87, 229; die germ. Worte nicht nach Hoops
Waldb. 120 als ^Eichenhain*^ zu neuind. harsu ^Eiche^) haben nach
Falk-Torp-Davidsen 418 f. wohl die Gdbed. ^Steinhaufen'' {: air. cam-
ds.); ist auch career einst „aus Steinen geschichtete Grenzmauer''
gewesen? Dann vgl. den unter acervus genannten Stamm ^kar-
(redupL ^kar-kar-^ ^kavd-k-) ^ Stein" (identisch mit ^kar- ^hart"? s.
cancer^ das schon von Prellwitz s. v. KapKivo(; mit career ver-
glichen wurde). — Nicht zu cingoy oder nach Vani^ek 316 zu scrlnium.
Hierher auch lat. cancelli^ catic^r ,,Schranke(n)", s. d. Aus
dem Lat. stammt got. karkara^ ahd. carcari ^Kerker", air. carear ds.
cardOj -inis ^Tiirangel, Wendepunkt" ; Gdbed. ^Drehpunkt". zu
gr. Kpdhr\ „Schwinge, WipfeP^, KpaSdoi ^schwinge, schwanke", Kpa-
baivuj ds., ai. kurdati ^springt, hiipft", aisl. hrata ^schwanken^
taumeln", ags. hratian (auch hrapian^ hradian^ was Lehmanns
KZ. XLII, 87 Anreihung von ahd. hardilla „Bachstelze" als ^Wip-
perin oder Hiipferin" als moglich erscheinen laM) „rasen", gr..
K6phd^ ^Tanz", Kopbivrniia ^Schwindel", mir. ceird ,,das Schreiten",
cymr. cerddaf ^wandle", air. fo-cherdaim ^werfe" (?) (Fick KZ. XX,.
164, Gurtius 154, Vanicek 315; aber mhd. scherzen ^frShlich springen''^
nhd, scherzen ist zunachst ^'^schernzeUy zu ahd. seem, Wiimanns Dt.
Gr. II, 109), lit, paklrsii „aus dem Schlaf auffahren" (Zupitza.
Gutt 123), Wz. '^'sqerdd- „sich drehend bewegen, schwingen'^
car dims — caries. 131
(weiteres s. nnter ciirrOy cortcsctts). — Arm. karth „Angel, Knie-
kehle, hakenformige Biegung*^ (Scheftelowitz BB. XXVIII, 303) ist
fernzuhaiten, s. Lid6n Arm. St. 36 f.).
Gegen Zupitzas Gutt. 113, 155 Verbindung von cardo mit
ahd, scerdo ^AngeP (idg. t\ gegeniiber idg. d in cardo), ags.
heorr^ aisL hiarre ^Tiirangel'', \ii. hcmu ^hange^, pakoi'-e ^Galgen'',
lett. pakars ^Haken"^, apr. imccaris ^Riemen'' spricht beztlglich
der bait. Worte (die llbrigens natiirlicher anf eine Wz. der d-
Oder d-Reihe znruckgefiihrt werden), dafe die romischen Tilren
sich nicht in Hangeangeln, sondern in Stehzapfen drehten.
Doch konnen die grm. Worte aiif eine einfachere Form ^sqer-
unsrer Wz. '^'sqerdd zurtickgehn.
carduns ^Distel'': s. carro, -ere.
careOj -ere „nicht haben, von etwas entblolst sein, entbehren;
sich enthalten, einer Sache fern bleiben"" (falisk. carefo ^carebo"):
zunacbst zu casttiSy -uSj castimonia „Enthaltung von Geniissen aus
religiOsen Grunden, Enthaltsamkeit, Keuschheit^, castus „sittenrein,
rein oder unbefleckt von etwas; uneigenntitzig", Ptc. zu ca7'eo (s.
V. Planta II, 634, Schuize Eigenn. 474 a 5, Skntsch Rom. lb. V, I, 65),
0. kasit ^oportet'' (v. Planta; das Bedeutungsverhaltnis „ entbehren,
notig haben, notig sein'' — ^sollen'' wie z. B. in gr. b^uj^ b^o|uai
^ermangle, entbehre, bedarf — hex „oportet"); carere^ castus
weiter als ^abgeschnitten sein, getrennt sein^' Mediopassiv zu idg.
''^'kaS' „ abschneiden '^ in ai. qasati ^schneidet", lat. castro^ -are
(s. d. ; Thurneysen Thes.).
Es entfallt daher die Gleichsetzung mit gr. Kapfjvai : Keipuu „schneide
ab, schere"* usw. (s. unter card), die dieselbe Bedeutungsentwicklung
voraussetzte ; ebenso Zupitzas Gutt. 110 und Hirts BB. XXIV, 275
zweifelnde Ankniipfung an mhd. nhd. harren^ lett. zeret „ barren,
hoffen^ ( — ^nicht haben" — ^entblofit sein""; die umgekehrte
Entwicklung bei engl. to %vant\ die Konstruktion mit dem Ablativ
mtifite dabei sekundar sein); ebenso Woods a^ Nr. 381 Verbindung
mit caries.
carex^ -ids ^Riedgras"* : unerklart. Air. curchas ^arundo",
acymr. abret. nbret. corn. co7's^ ncymr. cor sen ds., Fick 11^, 91, liegt
lautlich doch sehr ab, Auch Ableitung von carrere^ carere (Bersu
Gutt. 173) ist trotz der steifen, stechenden Halme kaum wahr-
scheinlich.
caries „das Morschsein, Faulsein'', cariosus ^mtirbe, niorsch'',
carina ^tinea'' (G. Gl. L. V.; 444, 44; s. dazu Meyer-Liibke Wiener
Stud. XXV, 95): ai. grndti „zerbricht, zermaimt'', gtryatCy glrydte
^wird zerbrochen, zeriallt'', glrndh^ -f^rfa/^, giirtdh ^zerbrochen usw/,
av. asardta- ^unverletzt'', sari- „Brach, Zusammenbruch, Untergang'',
sari- „Bruchstiick^ Scherbe'', gr. dKripaxo? „unverletzt'', Krip „Ver-
derben, Tod% K€paiZ;u) „verwiiste, plundered (L. Meyer BB. VI, 297 f.,
Gr. P, 278), gr. K€pauv6(; ^Donnerkeil, Bhtz'' (und vermutlich ai.
garu'h „Gescho6, Speer, Pfeil'', got. hairuSy as, usw. heru- ^Schwert'',
wozunach Stokes KZ. XL, 247 mir. coire ace. pi. „Schwerter'' ; anders
Uhlenbeck Ai. Wb. 305; nicht nach Luft KZ. XXXVI, 145, Stokes
a. a. 0. zu gr. KCipuj, s. caro^ die idg, q haben)^ air. ar-a-chrinim
^zerfalle''; do-ro-chair ^cecidit'', ir-cJire ^Untergang"" (Fick P, 43,
9*
132 carina — carmen.
422; IP, 95), arm. c7^em „zerstrene, breche, zerbreche'' (Scheftelowitz
BB. XXyill, 289). ~ Unrichtig Havet MsL V, 160 (zu cascus, cdnus).
carina ^Nufischale, SchifFskiel, SchifF: gr. Kctpuov ^Nufi'', Kapva
„NufBbanm^ (wohl auch ai. haraka-h ^KokosnuJS, daraiis bereiteter
Wasserkrng"; hara^ha-h ^SchadeP, s. auch Scheftelowitz BB. XXVIII,
145; Oder mit idg. <^i s. Uhlenbeck Ai. Wb. s. v.); Curtins 144,
VaniCek 55, Prellwitz Gr. Wb.; dazu vielleicht bret. crann „Art
ErdnuJ&'\ mir. eulardn (aus '^carulan?)^ cymr. ci/lof*^ mbret. color en^
nbret. keler (Stokes BB. XXIII, 45 f.).
Zusammenhang mit Wz. %ar-r ,,hart sein^ (s. cancer) ist
wahrscheinHch. — Entlehnung des lat. Wortes aus dem Gr. ver-
mutet Keller Volkset, 279, welchenfalls Kapuivoq die Quelle ware.
carinOj -are „hohnen, spotten'' (wohl mit a): air. caire ^Tadel'',
acymr. cared „nequitiae'', cymr. caredd^ cerryddy corn, caray mbret.
carez ^Tadel" (Gurtius 148; Fick II ^^ 71), lett. karinat „necken,
zergen'', ab. kor^ ,,contumelia", koriti ^demiitigen^, haixUi ^strafen'^
(Fick I^, 377, IP, 71), gr. Kdpvry Z;riiuiia; ai)T6Kapvo<;* a{}ToZ;fmiO(; Hes.
(Gurtius a. a. 0.). Daneben mit <?-Vokalismus lit. iszkerndti „ver-
leumden, schlecht machen'' (mhd. herwen ^verspotten"? s. caro)^
gr. K€pTO|uo<; „h6hnend", KepTOju^u) „h6hne, schmahe, lastere^,
{o)Kipacpo(; ^Xoibujpia" (Fick 11^, 71), die freilich auch mit caro
usw. verwandt sein (Brugmann IF. XV, 97 1, y. d. Osten-Sacken
IF. XXII, 316 f.) Oder eine Verquickung der Sippen von ^{sjqer-
^schneiden^ und ^qar- „tadeln" darstellen konnen.
Trotz Fick 1^, 377 nicht hierher die Sippe von got. harjis
^Heer*", ahd. usw. heri ds., mir. cuire ^Schar'', gall. Tri-^ Petru-
coriiy apr. karjis „Heer'' in karyago ^Heereszug", lit. karias
^Krieg", karas „Streit, Krieg, Armee**, ab, kara „Streit'', ap.
Icdra- „Heer^; wozu nach Osthoff IF. V, 275 ff. gr. Koipavo^
„Heerfuhrer" und nach Solmsen Glotta I, 76 f. Namen wie Koip6-
luaxo^, Wz. "^qor- etwa „Heereszug^.
carmen „Gedicht; Lied"": wenn mit altem r (doch s. u.), so zu
gr. KrjpoH, dor. KdpoH „Herold'', di\.kdru-h ^Sanger, Dichter''; neben
'^qm^- steht ^qe^id)- in ai. carkarti ^erwahnt riihmend'', carkrti-h
^Ruhm, Preis^, karkarihy karkart „eine Art Laute", klrti-h „Er-
wahnung, Ruhm, Kunde'',* gr. KapKaipo) „lasse erdrOhnen"", aisl. hros
„Ruhm^; hrodry ags. hrodory hredy ahd. {h)ruod „Ruhm^, got, hro-
peigs ^ruhmreich", ahd. {h)ruom „Ruhm, Lob, Ehre'' (Bersu Gutt.
174, Fick P, 19), apr. kirdU „h6ren'', aisl. herma (s. auch ahd.
haren unter Camena) ^berichten, melden'' (Zupitza Gutt, 114, Ost-
hoff Par. I, 35 m. Lit,, wie auch Stolz HG. I; 282 ; aber ab. krasa
^Schonheit'', Uhlenbeck Ai. Wb. 89, s. unter corpus). — Anlaut-
dubletten unsrer Wz. sucht Zupitza KZ. XXXVII; 390 in ai. grndti
„singt, lobt"; gr, T^put; ^Stimme", mir. ^a^> ^Ruf*' usw,
Gr. KrjXeoi ^bezaubere" nicht nach Pascal Riv. di fil. X, 289,
Siitterlin Z. Gesch. d. Verba denom. 56^ hierher, s. calumnia;
eher ware fiir die Sippe von caragus eine Grdbed. „incantare^
erwagenswert.
Carmen nicht aus ^casmen zu got. hazjan „loben^ (s. unter
Camenae) oder ai. gasman- (zu gqsayatiy lat, censeol) ^feierlicher
Anruf' usw. (Vanifiek 68; s, dagegen Geci Appunti glottologici
carmen — carpentum* 133
Turin 1892, Schrader Reallex. 132, und bes. Uhlenbeck Got.
Wb. 71, Meyer-Liibke lA, II, 29).
Dagegen ist Herleitung aus ^canmen {icano; Havet MsL VI, 31,
Thurneysen Thes, ; sehr zweifelnd Lindsay-Nohl 310^312; ablehnend
Brugmann Grdr. P, 852) lautlich unanfechtbar, indem immineo iisw.
aus m-m^ und ^gemma^ angeblich (s, aber dieses) aus ^genma keine
ausreichenden Gegenbeispiele sind, und wird direkt empfohlen durch
germen, fiir das "^genmen weitaus die natiirlichste Gdf. ist.
carmen „Kramper: von carrere (z. B. VaniCek 60).
caro^ carnis „Fleisch'', ursprgl. ^Abschnitt, Stuck (Fleisch)'',
vgL carnifex ^Scharfrichter, Henker'', das nur von der Bed.
^ Stuck Fleisch'' aus verstandlich ist, ferner die Bed. ^ Stuck'' von
carnem petunt^ accipiunt beim latin. Fest (s, Bticheler Rh. Mus.
XXXVIII, 479) und den Plur. carnes ^Fleischstucke'': = u. ham
^pars'', karmis ^partibus% o. camels ^partis" (Breal MsL II, 380 f.,
Biicheler a* a. 0.; aber o. Jcarante^* ^vescuntur", von Thurneysen
Thes. angereiht, und o. caria ^Brot'' s. unter Ceres \ mir. carna
,Fleisch% Stokes KSB. VIII, 315, BB. XIX, 54, Fick IP, 71, zweifelnd
Vendryes De hib, voc, 122, ist Lehnwort) ; Wz. '^{s)qer' ^schneiden'',
VgL u- a. gr. Keipuj, Kapf|vai „schneide ab, schere", ai. hrndtiy hrnoti
„verletzt, tStet'' {krntdti ^schneidef", lit. hertu „haue scharP usw.
mit i-Erweiterung, s, cenay cortex ^ so or turn), ahd. usw. sceran
„schneiden, abschneiden'' (weiteres bei Neckel PBrB. XXXIII, 466 ff.),
air, scar aim ^trenne'', cymr- ysgar „sondern", ysgryd „Bruchstiick,
Splitter", lit, skiriity skirti „trennen, scheiden'', Mr wis „Axt'^, alb.
(G. Meyer Alb. Wb. 410 f,, 148) s-k^er ^reifie auseinander% haf
„sehneide Baume oder Weinst6cke, jate aus'', arm. {Meillet MsL VIII^
154, Pedersen KZ. XXXIX, 377) k'orem ,kratze% k'erem „ds.,
schreibe" {¥erfem ^ziehe die Haut ab, schale ab"); auch von
Gefuhlseindriicken, vgL ai. katu-h „scharf, beifeend", lit. kartus
^bitter", mhd. herCy herwer ^herb" {her wen ^verspotten", ags.
hierwan ds."? s. unter carino)^ \%ii. schk^erhs „herb**, skarhs ^scharf,
streng, rauh"; usw., s, die Sippe bei Gurtius 147 f., 156, VaniCek 311,
Johansson de der. verb. 193, 198 a 3, Zupitza Gutt. 154 (mit Lit),
aufierdem unter coriitm^ curtuSy crena^ cernOy mtcscerday
carpo, scrlbo^ scrohis.
carpa ^Karpfen'' (mlat.): wohl aus der nSrdlichen Sippe von
ahd. karp{f)0y lit. karpay cymr. kar2yy russ. karpy korop, serb. krap
^Karpfen'' (woraus alb. krap „roter Fisch in der Bojana'S G. Meyer
Alb. Wb. 204), u. zw. nach Thurneysen Thes. wohl speziell aus dem
Germ.; zu diesen Karpfennamen, in denen G. Meyer a. a. 0. ein
V'Orarisches Wort Europas vermutet, gesellen sich wohl auch ai.
gaphara-h „eine Karpfenart^ cyprinus sophore'^, lit. szapalas „cyprinus
dobula'', gr. Kuirpivog ^Karpfen'' (?) mit dissimilatorischem Verluste
des wurzelhaften r (Uhlenbeck PBrB. XIX, 331, XXVI, 288 f.; ahn-
lich Niedermann BerL phil. Wochenschr* 1903, 1305), deren Kon-
sonantismus die Einbiirgerung des Wortes ins Germ., das also nicht
als die nachste Quelle der nordeurop. Worte zu gelten hat, in die
Zeit nach der- Tenuesverschiebung verweist.
carpentum ^zweiradriger Stadt-, Reise- oder Gfepackwagen,
(nach Man P. W. Ill, 1606 f. wohl ungenau:) auch Streitwagen der
134 carpinus — carrago.
Gallier und Britannier" : gall Wort, vgl. Namen wie Carhmitorate^
Kap^avT6piYov (riickentlehnt ist nach Vendryes De hib. voc. 122
air. carpat ^Wagen'^, daraus wieder cyran cerbt/d^ abret. cerjnt ds. ;
Diefenbach 281 ff., Fick 11% 71, Stokes BB. XXIII, 42).
carpinus „Hagebuche, Hainbuche^ (fiber t s. Gr6ber AflL, I,
543): wohl zu lit. skirjpstus ^Rotbuche'', apr. sherptus ^Rfister''
{Schrader Reallex. 117; eine- Weiterung versucht Charpentier
BB, XXX, 164: ai. kfpUam unsicherer Bed.).
carpisciilum „eine Art Schuhwerk": air. cairem „Schuhmacher^
[Vcarpimon), cjanr. crydd ds. {^ceryddj Vcarpjos)^ corn, chereor^ bret.
kere^ kereour ds. ; lit. kurpe^ apr. lett. kurpe ^Sehuh'', gr. Kpr\Ki<;,
-Ihoq ^Schuh'S Serb. kf*p>lje ^Schneeschuh'', poln. kierpce „Art Be-
schuhung% cech. k^jyec „Bastschuh'' (Rhys Rev. celt. II, 329, Bezzen-
berger BB, XVII, 214, Fick ll\ 70, Mikkola BB. XXI, 1201). DaS
das bei Vopisc. begegnende Wort echt lat. sei, ist allerdings un-
sicher (Thes.),
carpo, -ere ^rupfen, abpfliicken^': nrsprgl. ^abzupfen, abrupfen'',
vgl. Scarpa {■==^ excarpo) ^^eligo^' (d. i. „wahlerisch an etwas
herumzupfen") C. GL L. V, 578, 15, ferner scarpinat: scripit haen^
C. Gl. L. V, 390, 11, „der Hahn kratzt, scharrt'' (hierher nach Ronscli
ZfoG. 1882, 593), jind dazu Lowe Goni. Plant. 209, Stowasser AflL. I,
287 (wo wie bei Fisch AflL. V, 64 mascarpio fur echt lat. Anlaut
sk- geltend gemacht wird; docli s. masturhator)^ Lommatzsch Rh.
Mus. LII, 3031; wegen der Bed. „zupfen^ zunachst zu ags. hearpey
aisl. hmyciy ahd. harfa (mhd. und nhd.-diaL audi mit pf] also
urgrm. ^harp{py mit Konsonantendebnung) „Harfe'' („ Instrument
zum Zupfen''; etwas anders Zupitza Gutt. 114 f., Meringer IF. XVI,
128 f.; unrichtig daruber Uhlenbeck PBrB. XXVI, 288; hierher
auch mir. (?arr „the cross-tree of a harp"?); die Bed. ^abrupfen''
scheint aus „abreilien, abtrennen^' modifiziert, carjy- also eine^-Er-
weiterung der Wz. ^'{s)qer- „abschneiden, trennen" (s. ear a) zu
sein, vgl. gr. Kapirroc; „Frucht (Abgepfliicktes, Abgeschnittenes)'', Kpib-
TTiov ,,SicheP' (dazu mir. eorran „Sichel^, eir^Hm ^haue, schneide^
mit rr = rp>^ Zupitza KZ. XXXV, 264; mit idg. b mir. cerbaim
„schneide", Stokes Rev. celt. XXVII^ 87 f.), ags. hw^festy ahd. herbisty
nhd. Herbst („Zeit des Abpfluckens, Erntens''), lit. kerpiiy kirp)ti
„schneide mit der Schere", lett. zirpt ds., zi7ye „SicheP, lit. karpyti
„schneiden^', ai. kvpana-h „Schwert", krpanl „Schere, Dolch''
(Curtius 144), aisl. herfe '^Egge'', lett. karplt ^scharren'' (Zupitza
Gutt. 114; aber nicht lett. krdpjii „stehle^ mit einer Bed. wie
zwischen ab. kradq, „stehle": m. krndti „schneidet ab^ trotz Wood
a^ Nr. 418) ; zweifelhaft ist Zugehorigkeit von ab. cr%pqj creti
^schopfen^ (J. Schmidt Voc. II, 33), abzulehnen die von corpus. Eine
Paralielform ^sqar-b- in ahd. scarfs ags. scearp usw. s. unter s or obis.
Unbegrundete Zweifel bei Hirt BB. XXIV, 267 und bei
Lommatzsch a, a. 0. (des letztern Bedenken erledigen sich durch
die Annahme, daS KapTr6<; ,,Handwurzel" in einigen Fallen
hereinspielt).
car[r]aciitium „eine Art hochraderiger Wagen'^ (Isid.): zu camis
(gall; vgl. Diefenbach Orig, eur. 283 ff.); ebenso carruca.
carrag^o „Wagenburg^, von Ammian, Marc, XXXI, 7, 7 als got.
carro — cartilago. 135
Wort bezeichnet: c cirrus ^Wagen'^ + grm, "^hagaSy "^'hago in ahd.
usw. hag ^Umfriedigung, Hag" (Diefeiibach a. a, 0.; s. auch Kempf
Jb. f, cl. Phil. SuppL Bd. XXVI, 347).
carro^ -ere „{Wolle) krampeln'^: zu ah kasati (mind. . aus *fcar-
mti nach Fortunatoy BB. VI, 219) ^reibt, schabt, kratzf, lit. kar-
^ziii^ karszti ^kamme, striegle, krample'^, ab, krasta „Kratze'',
mndd. harst ^Rechen, Harke"", und vielleicht von einer Hosen
Wzf. (so da 6 die 5-Erweiterung ursprgL blofi verbal) ahd. haru^ aisl.
Jigrr ,Flachs" (FrohdeBB. VI, 175, Zupitza Gutt. 110; Tz^rr ,Flachs^
f?tellt Meringer IF. XIX, 448 abweichend zu curvus „biegen —
ilechten — weben'' ; ?).
Da nicht von cdro (1- Aufl.), sondern von carro auszugehen
ist, entfallt der Vergleich mit lit. kasytl „kratzen, krauen,
striegeln"^, kasinti ^kratzen, jucken'', kasii^ kdsti „graben", ab.
cesati „kratzen, scliarren, kammen'' (Vanifiek 60, Fick IP, 59;
dazu gr. Eaiviu „kratze, kamme'', Heu) „schabe, glatte'', Fick P,
387), ab. kosa^ lit. (aus dem. SL nach Bruckner?) kasa „Haar-
flechte", aisl. hacldr ^Haar^ (Pedersen IF. V, 46; dagegen ahd,
hdr, ags. hmry aisl. har ^Haar'' setzt w^egen der nord. Umlant-
losigkeit got. '^7^gr, nicht ^hes voraus, Better ZfdA. XLII, 55;
s. noch unter caesaries und novacula)^ Wz. idg. "^g^esd : "^qas- mit
demselben Ablaut wie ^qerd : ^g'ar- (s. carmen).
Hierher auch car dims „Dister, auf Grund von ^carridus
^kratzend''.
carroco ^ein Meerfisch, vielleicht Stfir*' (Auson.): jedenfalls
fremd, vgl. Diefenbach Or. eur. 302; ist carr- echt kelt, Entwicklung
aus carp- in car2)a??
carriica: s. carraciitium.
carrus ^eine Art vierradriger Wagen, Karren'': gall. Wort, vgL
den gall. Stadtnamen Kappobouvov (Thurneysen Thes.) und — wenn
nicht Riickentlehnungen — mir. carr „biga**, cynn\ carr „carruca,
biga'', abret. c^rr ^vehiculum" (z. B. Fick II ^^j 72), urvenvandt mit
€urrus. Aufskyth. Kapapu€<;* oi ZKudiKoi oikoi, ^vioi be tclc; Kaxr)-
peiq ot|LidHa<; Hes. verweist alternativ Thes., gewiS nicht vorzuziehen.
cartibiiluui „einfiifiiger, steinerner Tisch zum Aufstellen der
GefaSe im Kompluvium" (Varro 1. L 5, 125): unerklart Nicht liber-
zeugend Bersu Gutt. 171: zu got. hardus ^hart" usw. (s. cancer ^
<^arcer),
cartilage^ -mis „der Knorpel im tierischen Korper^: scheint
von den knotenartigen Endverdickungen der Knochen benannt und
nach Curt] us 144, Vanicek 58 usw. zur Sippe von c rat is „Flecht-
werk*^ zu gehSren: Wz. ^qerat- ^verflechten, zusammenkniipfen, zu
einem Knauel zusammenwickeln^, vgl. zur Bed. bes. gr. KpoTOivri
^Astknorren'S air. certle „ Knauel'', ab. krqU ,,festgedreht, fest''.
Abgesehen von der nicht ganz klaren lat. Weiterbildung (s. Stolz
HG. I, 528) stehn im Vok. am nachsten aisL herdar ^Schultern",
ahd. harii „Schulterblatt'', und als Korperteiibenennungen auch
russ. korUjski .Schultern'' (Hirt PBrB. XXIII, 351, BB. XXIV, 276),
russ. koiiocki „Fersen^ (Lewy PBrB. XXXII, 137), deren recht ab-
liegende Bed. bei den in Worten fur KCrperteile haufigen Bedeutungs-
verschiebungen nicht zu sehr ins Gewicht fallt.
136 earns — caseus.
earns „lieb, wert, teuer (auch vom Preise)'': = lett. kdr$
^liistern, begehrlich*' ; galL Carant-uSy -ilhis usw.^ abrit. Carant-mus^
'OriuSj air. cara ^Freund^, caraim ^liebe", cymn corn, bret. car
^Freund*', cymr. caraf ^liebe'*; got. hors ^ehebrecheriscli", aisl.
horr ^Hurer'', ags. hor ^Hure'', ahd, usw. huorra ^Hure'', Ktwr
^Ehebruch" u. dgl. (woraus ab. kwi>va ^Hure''; die germ. Worte
nicht nach Siebs Mitteilungen der schles. Ges. f. Volksknnde Hft. XI^
S. 5 a 3 des S. A. zu ahd. usw. horo ^Schmutz^, lat, muscerda nsw.),
s. VaniCek 44. Von Wz. "^qa- {^gdi-?) „lieben, begehren" in ai. hdya-
mdna-h „gernhabend'' (Fick P," 34, I^, 18, Persson Wzerw. 70),
av. kd- ^verlangen nach*" (s. Bartholomae Airan. Wb. 462, 463, der
ricbtig — Avie anch Wood a^ Nr. 67 — auch ai. kd-ma-h ^Begehren^
Wunsch, Liebe'', av. ap. kdma- ^Verlangen, Wunsch*^ anreiht mid
die ai. Wz. kam-j z. B. kamana-h ^begierig, liistern*' erst dai^aus
entstanden sein lafit), ab. kochati ^lieben'' {-chati analogisch fur
-sati; Fick a. a. 0.; s. auch unter comis); daneben idg. ^'qe- in ai.
cdru-h „angenehm, Avillkommen, liebMch" (Fick a. a. O.), cdyamana-k
^begehrlich", nicdyya-h ds., cdyii-h ^begehrend" (Foy KZ. XXXVl^
130 f.). ^'qd-i'^qe- wie ab. repa^ ahd. rata „Riibe'': iat. rd2^ay ahd.
rmha ^Rtibe (Zupitza Gutt. 6, 122, Pedersen KZ. XXXVIII, 404); es
ist demnach ai. cdru-h nicht nach Hirt BB. XXIV, 248 (vgl. auch
Bezzenberger BB. XVI, 240) zu gr. TrjXOT^TOc; „jugendlich bliihend''
zu stellen. — Dafe ^qd- nach Zimmermann KZ. XXXVIII, 502 auf
einem Kinderlallworte beruhe, das in malam partem gewendet in
KaK6^^ caecdre erscheine, ist ganz unsicher. Erwagenswerter da-
gegen ist seine Heranziehung von eicaro (Petron.) etwa „Liebling,
Junge*^; nicht annehmbar aber die von Cicero^ cicw^ „beb, sanff".
casa ^Hauschen, Hiitte": zu Wz. '^'kat- ^bergen, decken'' (s.
eassiSy castrum: Gurtius 168, Vanicek 306), Casa nicht fur '^cassa
{^catsd oder ^cat-td) durch EinfluS der Ableitung casdlis (Stolz HG.
I, 279), sondern wohl aus einem Dialekte, der, wie der oskische von
Bantia, ti zu s wandelte; Gdf. '^catid.
Frohdes BB. XVI, 182 (vgl. auch Johansson Beitr. z. gr.
Sprachk. 152, Zupitza Gutt. 212) Verbindung mit ndd. schans^
mhd. schanz^ nhd. Schanze^ gr. OK\\vr\ „Zelt" versagt fiir casa,
wie fur castrum.
cascabns „caccabus grandis*", C. Gl. L. II, 571, 34, gesichert
durch prov. kataL kaskavel „Glocke^ (Meyer-Liibke Wiener Stud.
XXV, 95 f.): das Verhaltnis zu cac{c)abus ^Kochtopf' (aus gr. KdKKapoq)
ist unklar.
caseus ^uralt, altersgrau" (nach Varro 1. 1. VII, 28, 29 osk. und
sabin., Ennius): s. cdntis. Nicht wahrscheinhch trennt Pedersen
IF, V; 45 caseus von cdnuSy und verbindet es als "q9s-Ii'os mit alb.
kohe ^Zeit^ {^qes-Jco-) und ab. cas^y apr. kisman ace, ^Zeit''.
casens ,,Kase^: ab. kvas^ „fermentum'' (dazu ablautend ab,
kyseh ^bitter'', kysnqti ^sauer werden''; Vanicek 64), prakr. chdsl
^Buttermilch'' (Pischel Abb. d. Ges. d. Wiss. zu Gottingen V, Nr. 4,
S. 47 f. ; zunachst aus ^skvdsl). Wenn diese Worte s aus idg. s
haben, so ist fiir Iat. caseus dial. Ursprung anzunebmen (Ernout I^L
dial. Iat. 137 f.). Doch kann s == idg. Dental -f s sein (nur unter
dieser Voraussetzung ist si. kys-eh^ -nqti regelreclit!) und es ergibt
casilam — cassis. 137
sich dann wohl Anschlufe ah ai* hvatJiati ^siedet, kocht", got. hapo
^Schaum*', hapjan „schaumen" (Pedersen IF, V, 37 mit Lit.; vgL
das mit dem Garen verbundene Aufbrausen gewisser Stoffe; die germ.
Worte kamxL besser nach Zupitza Gutt. 56 zu quatio). Andererseits
sucht Petersson IF. XXIII, 388 eine einfachere Wzf. ^qua- in engL
wheyy ags. hse§y ndL hui ^Molken^ als ^qtw-io-. Die ganze Sippe
scheint ^Buttermilch; Butter schlagen und dessen Begleiterschei-
nuiigen^ zu bezeichnen.
Wegen ai. hv- (nicht k-: vgl. Zupitza a. a. 0.) ist von idg.
^qu{u)dt{hy mit silbisciiem u auszugehn, das im Lat. sekundar
unsilbiseh wurde und ebenso schwand, wie in canis aus '^cuiujon-^^
vgl. gr. kOujv usw. mit silbischem u. — Ai. hvathati (d. i. wohl
hvathati) hvathati nur Dhatup.) also kaum nacli Brugmann Ber.
d. sachs. Ges. 1897, 36 f. aus "^ksvdthati und zu ahd. siodan
^sieden'', lit. szuntUy sziisti ^schmoren*^ (auch letztere beiden
will trennen Charpentier KZ. XL, 428), obwohl man fur chasl
mit ^ksmsl durchkame. — Schraders (bei Hehn Kulturpfl.® 159}
Herleitung von cdseus als ^^cafteos aus turko-tatar. katik „lac
concretum** ist beim Fehlen der geographischen Mittelglieder
ganz unwahrscheinlich ; woher auch ^-tt-^ das nach uridg. Art
behandelt erschiene? — Nicht nach Fay CL Phil. I, 23 f. ^lac
quassum^.
casilam antiqui pro casside ponehant Paul. Fest. 33 ThdP.;
mit sabin. I z=z d; nicht mit echtem Z-Suffix nach Petr BB. XXV,
140 f.
Casinnin ,,Forum Vetus'': s. edntcs.
Casmena: s. Cam en a.
casnar: s. cdmis.
cassis J 'idis {casslda^ -ae sieht aus wie ein griech. Akkusativ;
doch fehlt fiir griech. Ursprung des Wortes sonst jede Grundlage;
s. auch casila) „Helm aus MetalP : wenn echt lat., aus *ga^-^/-, zu
Wz. '^qat- „bergen, umhuUen, ursprgl. wohl umschliefien "^ (s.
auch castrtim); vgl. ahd. mhd. huof „Hut, Mutze, Helm'', ags.
hod „Kappe*^, ags* hsett, engl. hat^ aisL hgttr „Hut*'; ags. h^dre
^sorglich; angstlich'', hod^ ahd, huota „die Hut, Aufsicht, Fiirsorge'',
ahd. usw. huoten ^htlten, besorgen**; cymr, caddu „sorgen fur etw.",
air. cathir ^Stadt*', cymr. cader ^saeptum" {? s. unter ca strum) ^ mir,
caisscj cats ^^Liebe'', miscais „Hafe*^ (Gurtius 168, Vanidek 306,
Kluge Wb.« s. V. Hut, Zupitza Gutt. 206 f.; anders uber die
kelt. Worte Fick IP, 68). Hierher auch lat. casa (s. d,); auch
castula ? ?.
Was ist auf Isid. Orig. XVIII, 14 j^Casstdemantefu a Thuscis
nominatam dicunt. IIU enim galeam cassim nominant: credo a
capite"^ zu geben?
cassis^ -is „Jagergarn, Netz*": nach Frohde BB. I, 206 zu
catena „Kette'' i^cates-ndy Skutsch De nom. lat. suff. -no- ope form, 8f, ;
daher cassis eher aus "^cat-s-is als aus ^cat-ti-s\ wozu nach Hellquist
Ark. f. n. fil. VII, 167 isl hadda {^had-id-on) „Kette von Ringen%
und m5glicherweise nach Johansson IF. XIX, 114 ags. headorian
^cohibere, coartare^'.
Aber got, hinpan ^fangen", hunps ^Gefangenschaft", ags. hud
138 cassita — castro.
^Beute'', alid. he}i-lmnda ^Kriegsbeute'', und ags, himta „Jager'',
ktmtian ^jagen^ (Konsonantengemination? oder von einer Wz.-Vari-
ante mit idg. d? ygl. Noreen LtL 164; iiicht nach Holthausen IF. XX,
326 zu scando) gehoren wohl mit dt. Hand (woruber nicht wahr-
scheinlicher Mikkola IF* XXIII, 122; ab, kqh) zu einer e-Wz. mit
stammhaftem Nasal (s. v. Blankenstein IF. XXI, 106 f., Ill unter com).
cassita ^Haubenlerche": von cassis L
cassiterum „Metallmischmig, Zinn"": wie ab. hositen und ai.
hcisUra-m ^Zinn" aus gi\ (schon bom.) Kaaaixepot;, dessen Ursprung
fioch ganz nnklar ist, s. Schrader Reallex, 993; Keltizitat wird trotz
S, Reinach Rev* celt. XV, 107, s. aiich Boisacq Rev. d'instr* pubL
en Belgique 1904, 248, dureh die gall. Namen Cassi-velUmrmSy
-gncctus nicht erwiesen.
cassus „leer von etwas; nichtig, erfolgios" : wohl Ftc. zu
careo {cast us) von demselben Typus wie census zu ce7%seOy haestts
zu haereo, cursiis zu ctirro, mit nachtraglicher Bed.-Scheidung gegen-
tiber casUis.
Nicht zum sonst isolierten alb. hot {^'qet- oder ^qat-) „umsonst,
vergeblich; Mufie; Dunkelheit, Nacht'' (Frellwitz Wb. ^ s. v, TrjTri
„ Monger'; nicht mehr Wb.^); weiterer Anschlufi an cadamitas usw.
[Wz, '^qad- „vernichten''] nach Bersu Gutt. 170 ware schon wegen
der Auslautdifferenz unsicher, und in der Bed. ebensowenig be-
friedigend, als etwa Anknilpfung an ahd. scado „Schade'', got* usw.
sTcapjan ^schaden^, nir. scathaim „lahme, versttimmle"; gr. daKridri^
[urgr. e] ^unversehrt''.
castanea ^Kastanie'': aus gr. Kdaxavov „Kastanie'', das wohl
auf arm. hash ^Kastanie", haskeni „Kastanienbaum'' beruht (Schrader
bei Hehn^ 387 m. Lit.); aus dem Lat. stammt ahd. chestinna^ nhd,-
obd, khestUy durch neuere Entlehnung Kastanie.
castlgo^ -are „zurechtweisen, riigen, ziichtigen, strafen'' (von
^casti' wie fatlgdre von fciti-): zu cast us „enthaltsam, sittenrein^
(s. careo), also etwa „auf jemands Sittenreinheit hinwirken'^. —
Kaum, da vom lat. Standpunkte aus Jetzt isoliert, zu ai, gdsti-h
^Zlichtigung'', gdstly gdsati ^weist zurecht, ziichtigt; herrscht usw.'',
^Isdnt- ^untervveisend"^, gistd-h „ unter wiesen, zurechtgewiesen'', av.
sastii „er unterweise'S s%sd (fVohde KZ. XXIII; 310 f,, VaniCek 69),
arm. sast „Schelte, Vorwurf , sastem ^schelte, drohe'% sastik ^heftig''
(Hiibschmann Arm. St. I, 48 f,, Arm. Gr. I, 4881), mir. cain {Vmsni-)
,Gesetz" (Fick II^ 74, s. auch Uhlenbeck Ai. Wb. 308 f. gegen
Fick IS 42, 420).
castro J -are „abschneiden, verschneiden, kastrieren^, Denomi-
nativ von -castrum ^Messer'', wohl = ai. gastrd-m „ schneidendes
Werkzeug, Messer, Dolch"", zu ai. gdsati y gdsti „schneidet, metzgt,
raetzelt% gasta-k ^niedergemetzelt^ (Frohde KZ. XXIII, 310), wozu
vielleicht (doch s. Sommer Gr. Lautst. 79) gr, keIvj, Kedlvj ^spalte""
<Fick P, 54, I S 424 ; aber K^axpov ^spitzes Eisen% Kiarpoq ,,PfeiP,
k€(Jt6(; „gestochen, gestickf' vielmehr zu KevT^uj, z. B. Frellwitz^
218); nir. ceis {^kestl-) „Speer'' (Fick IP, 85); vielleicht ags. has
JJorn'' (Zupitza Gutt. 184; mndd. hdr „ Werkzeug zum Scharfen
der Sense", haren „scharf sein, scharfen'' dagegen eher zur Sippe
Yon coSy catuSy obwohl in dieser bisher blo6 o-Vokalismus nach-
castrum — castula. 139
gewiesen ist); liber ab. sooha ^KniippeP, osositi „abscmdera'', Fick
a. a. 0., s, unter seco. Wz. "kese- (Hirt Abl, 15, 142), oder eher
^Icesd- (vgl. KedZvj): *^'as- ^f^a^-V -— S. noch castrum.
Wenig wahrscheinlich ist entfernte Verwandtschaft der Sippe
von novdculay s, d. — Verfehlt Keller Volksetymol. 285, Stowasser
Dunkle WQrler II, S, IV f. {castrare von castor ^BiberM). — Ganz
abweichend will Ehrlich KZ. XL; 381 wegen u. kafitUy hafettt
(das er an einigen Stellen — h5chst hypothetisch — mit „caedito^
ubersetzt) und wegen des lat* a castro als '^cad-tro{m) mit dem
u, Worte vereinigen; aber weitere Ankniipfung an cadamitasy
calamitas entspricht in der Bed. nicht recht; ware ein n. hafetu
in der Bed- ^caedito"^ besser gestiitzt, wtirde ich darin eher
Kreuzung von "^har- {-= Vcas- ^abschneiden"", s. eareo, castus)
und "Jeer- (lat. caedo) suchen.
castrum „ mit Wall mid Graben umgebenes Lager'', castellum
(daraus mir. caissely cymr, usw. cestylT) „kleineres Lager; Befestigung;
audi Sammelbecken bei Wasserleitungen (WasserschloJ^)'' : zunachst
zu u. hastriivufy castnw (aec. pL), o, castrous (gen.), wenn diese
^fundus'', nicht, wie nach Buck Gramm. 236 (auch fiir u. ueiro
2^eqtio castruo als ^virorum pecudumque capita '') wahrscheinlicher
^ caput "^ bedeuten (dann aus ^capstro-y ^captit47^om? ?). Vom ita-
lischen Standpunkte aus liegt Riickbildung bezw. Ableitung aus ca-
strare ^abschneiden" entschieden am nachsten (Rreal Msl. IV, .83),
so dafi (das o.-u. Wort allenfalls als ^Grundstiick"), das lat. Wort
als „abgeschnittener Lagerraum"^ oder „ locus ad segregandum
instructus'' (Tlies,) aufzufassen ware.
Eine ernste Schwierigkeit boten air. cathir (gen. cathrach; kann
analogisch nach nathivy g. nathrach flektiert sein. Loth Rev. celt.
XXIV, 298), cymr. cairy caevy mbret. caery nbret. kear, corn, caer ^Stadf",
wenn sie mit lat. castra zusammenhingen, Entlehnung aus dem Lat.
(z. B. Henry Lex. bret. 57) wird furs Ir,, und gewifi richtig fiirs Brit,
bestritten von Loth a. a. 0. ; die brit. Worte wohl aus dem ir. ( Aussprache
cahw) entlehnt (Foy IF. VI, 326 f.), kaum nach Loth a. a. 0. und
Stokes KZ. XL, 245 f. als "^hagrd zu cymr. cae ^saepes, clausum''
usw. (s. cohus); das ir. Wort (aber nicht die brit., s. Loth) ware
aus '^catr{ehy herleitbar, zu Wz. "^qat- „umschliefien, umhiillen,
bergen'^ (s. unter cassis „Helm''; v. Planta I, 422, Foy a. a. 0.);
eher aber ist es wie das nach Stokes a. a. 0. mit cathir zu ver-
bindende cymr. cader ,.saeptuni, castrum, locus munitus'' doch Ver-
stummelung von lat. castrum (anders Pedersen Vgl. kelt. Gr. I, 31).
Wie ir. cathir nach ersterer Auffassung konnte auch lat. castrum
als „Bergungsort*^ auf Wz. "^qat- bezogen werden; doch ziehe ich
Verbindung mit castrare vor.
Eine abzulehnende Etymologie Frohdes BB. XVI, 182 (unter
Preisgabe einer altern Auffassung BB. I, 178) s. unter casa.
castula ^Schniirleib der Frauen^ (nur Varro bei Non. 548, 29;
Mau PW. Ill, nil i,^ wo die Lesung caltula als wahrscheinlichere
angenommen wird): wenn die Lesung castula zu Recht besteht, am
ehesten als ^umschliefeendes^ zu cassis ^Helm'', casa [s. diese; Gdf.
^cat'tld mit -s'tl- aus -ttl-^ wie -str- aus -ttr-?) oder als ^Verschnilrung" (?)
zu cassis „Netz, Jagergarn", catena (Gdf. '^cat'S'tld't). Unter letzterer
140 castus — cater va.
Anffassung reiht Johansson IF. XIX, 113 noch an: ai. gasta-m ^eine
Art GiirteP {^kaUs-to-), gr- (Xen,) Kaa(a)a? ^Pferdeschabrake'' oder
^Reitrock" {^^Jcatsd-JFeyr-). Sehr nnsicher.
Gegen Frohdes KZ. XXIII, 310 Verbindung mit castlgo wegen
pectus castigatum bei Ovid s. Johansson a. a. 0.; auch nicht
nach Stowasser (Progr. des Franz- Josef-Gymn. Wien 1891, S. XXIX)
Entlehnung aus Kaxaaidki] (iTepiPo\f|<;) ^das Herablassen des
tJberwnrfs, so daS der rechte Arm bedeckt bleibt'', spaler „Klei-
dung, Bedeckung''.
castus ^sitthch rein, fleckenlos, zuchtig*': s, careoj castlgo.
Gegen Cnrtius' 138 Verbindung mit gr. Kadap6? ^rein"^ spricht
(vgh FrShde KZ. XXIII, 311) die Verwendung des lat. Wortes im
sittlichen Sinne. Auch nicht nach Hirt BB, XXIV, 276 (zweifelnd)
zu apr. kdnxtai ^ziichtig''^ ni-Tcanxts ^unhtibsch*' (lett huschs aus
^^kansis ^hiibsch, fein, zierlich'', vgl. Berneker Pr. Spr. 296).
catasta ^die Sklavenbiihne, Schaugerust zur Ausstellung ver-
kaufhcher Sklaven oder Verbrecher" (spater ^Geriist, auf dem die
Martyrer den Tod oder die Folterung erhtten''): aus KardaxaaK; in
der ursprgh Bed. „das Hinstellen** (Weise, Saalfeld; oder einem xa-
TacTTaTTi ^aufgestellte, sc- Btihne, aKrivt^"?) entlehnt — Verkehrt
Stowasser Progr. Franz-Josef-Gymn. Wien 1891, S. XXIX (kut^ hasta^^
vom ^unter den Hammer komrnen^; zur MOgMchkeit einer solchen,
aber nur volksetymologischen Umdeutung s. Ettmayer Z. f. frz. Spr.
u. Lit. XXXIII, 274 f.).
cataXj -ads „hinkend, lahm** : wohl aus gr. Kax-axei^ ^gelahmt"*"
(von KaxdYvuiLii ^zerbreche, zerschlage''), mit Angleichung der Endung
an fugaxy capax usw. (z. B. Keller Volksetym. 135).
Vani6eks 66 Verbindung mit ai. gdtdyati ^haut ab, haut zu-
sammen, wirft nieder^ (vgL zur Bed. ahd. lamy nhd. lahm: aisL
iemja ^zerschlagen'', ab. lomiti ^brechen") ist bei der Vereinzelung
des ai. Wortes nicht vertrauenswurdig (vgl. ubrigens Fick T^ 56^
cateja ^eine mit Nageln beschlagene Wurfkeule, die, mit einem
Riemen geschleudert, in die Hand des Werfenden zuriickkehrt'':
y^tela gallica'^ nach Serv. zu Aen. VII, 741, Isid. Orig. 18, 7, 7
(allerdings andererseits auch als pers. oder germ. Wort bezeichnet^
s. Thes.)^ daher w^ohl auch das Wort fremd, vermutlich gall, und
zu air. cath ^Kampf" usw. gehSrig (Holder I, 839, Fick II*, 66 f,).
catena ^Kette'': s. cassis ^Jagergarn"; caterva (s. d.) bleibt
fern.
caterva ^geschlossener Haufe, Trupp, Schar": u. hater amii
^catervamini, congregaruini'^ air. cethern^ cethernach ^Truppe"; ab.
ceta .Schar'' (Bezzenberger BB. XVI, 240, v. Planta I, 524; unbe-^
grundete Zweifel bei Hirt BB. XXIV, 255).
Durch das Ir. wird lat. r als ursprgl. erwiesen gegen Havet
Mem. soc. lingu. VI, 22 a, Jordan krit. Beitr. 359, die ^cates-ud
voraussetzten ; dadurch wird die in der Bed. unbefriedigende, ini
VokaUsmus allerdings bestechende Heranziehung von catena
{^catesnd) durch Havet ibd. IV, 86, Skutsch de nom. lat. suff.
-no- ope form. 5 ff. auch forrnell ferner geriickt.
catinus — catus. 141
catinus „eine liefere oder flachere Schiissel zum Speisenauf-
tragen'', dem, catillus: = ags, heden ^Kochgeschirr'' (Zupitza Gutt,
207), idg. ''qdt%nos\ dazu gr. kotOXti ^Becher, Hdhlung*" (aus *Ka-
TOXri?), k6tu\o<; ^Pfanne'^, ai. catoala-hy catvala-h, -m „H6hlung''
{Vanieek 46, Gurtius 154; Zweifel bei Hirt BB. XXIV, 249) und wohl
nach Better Z- f. dt. Alt, XLII, 58 auch die Z-Ableitungen engl. skull
^Schadel'' {^sqBtU'), mhd, schedel ^Schadel'' i^sqdtelO"), aisL shalU
^Schadel^ (Kreuzung der vorhergehenden), ahd, scala ^Schale""
i^sqetld; vgl. zur Bed. laL testa: frz. tete u. dgl).
Zweifelhaft ist Zugehorigkeit von ai. cattd-h ^versteckt", cd-
tant' ^sich verbergend", got. hepjo „Kammer*' (Curt., Van, a. a. 0.,
Fick P, 22, 381), zu welch letzterem (wenn nicht nach Grien-
berger Wn. Sitz.-Ber. 142, VIII, 112 f. fiir heipjo stehend) zu-
nachst av* Jcata- ^Kammer, Vorratskammer, Keller'' (Bartholomae
Airan. Wb. 432, ZfdWortf. VI, 355). — Aus dem Lat. stammen
got. katils, Sihd. usw. che^gil, nhd. hessel, und durch grm. Ver-
mittlung lit. katilas, apr. catils^ ab. Jcothh ds.
cattia ^Maurerkelle'' (Gloss.): s. Meyer-Ltibke Wiener Stud.
XXV, 96.
cattus, catta „Kater, Eatze'^ (Martial; dann spatlat.; vgl. Sittl
Arch. f. lat. Lex. V, 133, Sainean ZfromPh. Beih. I, 5 ff. mlt tber-
sicht der Erklarungsversuche): beruht auf der nordeurop* Sippe von
gall. CattoSy mir. catt „Katze'', cymr. corn. catK bret. fca^^ ds.; nhd.
Katze, ahd. hazza^ hdtaro ^Kater'^, mengl. hitte^ nhd. kitzey aisl.
hetUngr usw. (vgL bes. Kluge PBrB. XIV, 585 f.), ab. koteh ^Kater*',
kothka ^Katze''; lit. katiy lett. katins, apr. catto ^Katze''.
Trotz der auffalligen Mannigfaltigkeit der germ. Formen scheint
am ehesten das Kelt. (vgl. bes. Thurneysen Keltorom. 62, Schrader
bei Hehn Kulturpfl.^ 477 ff., Reallex. 412) den Katzennamen ge-
pragt zu haben, und zwar auf Grund eines ^qatos ^Tierjunges*^,
s. catuUcs. Doch ist aus dem Alter der einzelsprachlichen Belege
keine Stutze dieser Ursprungsreihe zu gewinnen, s. Sainean
a. a. 0.
catuliis ^Tierjunges, besonders aus dem Katzen- oder Hunde-
geschlecht; junger Hund'^: = u* katel, g, katles ^catulus'^ (z. B.
V. Planta I, 349); dazu serb. usw. koUti „Junge werfen'^, kot ^Bruf^
(kaum erst vom Katzennamen aus gebildet, wie Miklosich Vgl. Wb.
135 meint) und nach Osthoff Par. I, 250 (m. Lit.) aisL hadna „Junge
Ziege"^, mhd. hatele „Ziege'', nhd.-schweiz. hatle ds., mir, cadla^
cadhle „Gei6''; ursprgl. wohl allgemein „Tierjunges von Haustieren'';
die Spezialisierung auf verschiedene Arten (Ziege, Hund, Katze,
s. cattus) ist einzelsprachlich.
Verwandtschaft mit canis ist trotz Bugge BB. XIV; 57, Pers-
son BB. XIX, 282, Pascal Riv. di fil, XXIV, 289 nicht zu recht-
fertigen,
catus^ nach Varro sabin. = acutus „scharfsinnig, gewitzigf:
= ai. gitd-h „schart" (Aufrecht KZ. I, 472 ff.), mir. cath ^weise''
(Fick I^, 45); zu ai. gigati, gydti ^^wetzf", gdna-k ,,Wetzstein'' (mind.
aus "^gdna-Sj vgl. np. san; anders Bezzenberger BB. XXVII^ 171) =
gr. Kujvo? „spitzer Zapfen, Kegel** (anders Bezz. a. a. O.), lat cos,
cotis ^Wetzstein", aisl. hein^ ags. hdn „Schleifstein^, a;v. saenis
142 cavannus — caucla.
^Spitze, WipfeP', saenikaofa- „mit spitzem (d. i, aufgerichtetem)
Hocker" (Gurtius 159, Vanicek 65, Fick P, 45, 425, Brugmann Grdr.
P> 353 usw.), arm. sur ^scharf'', sair „Schneide'' (Scheftelowitz BB.
XXYIII, 284, Pedersen KZ. XXXIX, 407, Liden Arm. Stud. 80), Wz.
^^^koii)-: "^fcdi-: "^ftd- ^scharfen, wetzen, spitzen% eigentlich wohl ""Jceii)-:
"^^koiiy (s. auch Hirt AbL 32), da auch mhd. har ^Werkzeng zum
Scharfen der Sense'' (mndd, haren ^scharfen, scharf sein'' : nicht zii
castrare) anzureihen ist,
Gr, k6to<; „Groll, Ha der ^^ traXiTKOTO(^ ^von iieuem erziiriit''
(Fick a. a. 0.) ist fernzuhalten, s. Fick P, 66; ebenso gn eKo,u£V
. riadoMeda, kov dbo? Hes. (Reichelt KZ. XXXIX, 10). — Cnsere
Wz, ist wohl Weiterbildung von ^ak- ^scharf' (Persson Wzerw,
88a 3, 148a %■ Bartholomae IF. II, 270, Hortoii-Smitli BB. XXII,
193, Pedersen a. a. 0,).
* cavaniius ^Nachteule'' (Anth. lat,): von SchoL Bern, in Buc.
VIII, 55 als galL bezeichnet, vgl. abret. couann^ nbret, kaouen^
kaouan, cymr. cuan ^Nachteule''; das nach Liden AfslPh. XXYIII,
36 zu ab* sova ds. ('^kaud), ahd, hiiwo ds., hmlen, Muweln „heulen^
schreien", ahd. hiutvilon „jubeln'^; mit q lit. naktlkova „Nachteule
Oder Nachtrabe"; vgi. ahniiche Schallworte unter caiiHo, ciicuhiOy
cociOy queror.
caucnm ^Becher'': vgL gr. KUUKa, KauKia, KauKd\iov, mir. ctiaeh
,,Becher" (zweisilbig, daher von Stokes KZ, XLI, 383 abweichend als
"^kupdko- mit mjpa verbnnden, doch kann die Zweisilbigkeit nach
Thurneysens Mitteilung vielleicht erst durch Einwirkung von cu-a
^holir\ subst, „Hohlung, eine Schale"" zustande gekommen sein), cymr.
cawg „Becher, Schale^, doch ist der Ursprmig der ziemlich spat en
Wortsippe fraglich; aus "^cavicum zu cavus? s. Thurneysen Thes.
Cauda (coda) „Schwanz, Schweif des Tieres, Rute"" : am ehesten
zu lit. kidas „Schopf'S l^tt. kudeVsz ^Flachswickel" (Wiedemann Prat.
38, Zupitza Gutt. 153), Gdbed. -„Haarschopf". cauda wohl Hyper-
urbanismus fur coda {z. B. v. Ettmayer ZfromPh. XXX, 528), kaum
urspriinglicher (so zuletzt Ernout El. dial. lat. 140) und mit Ablaut
m gegeniiber bait. d{u). — Fiir Cistella caudea (Plaut. Rud. 1109
und darauf bezugliche Glossen, s. G. Gl. L. YI, 191 m. Lit., wonach:)
^juncea" fiihrt Lehmann A. f. neuere Spr. CXIX^ 186 a 3 eine Bed.-
Parallele an; auch Cadet a appellatur ager trans Tiberim^ quod in
eo virgivlta nascuntur ad caudarum eqitinarum similitiidwem PauL
Fest, 40 ThdP. zeigt Anwendung fiir Pflanzenbezeichnungen.
Wohl nicht zu got. skauts „Zipfel, Saum^, aisL skant
„Zipfel, Ecke"j ags. sceat ^Ecke, Zipfel, KeiP', ahd. sco^ „Rock-
schofe^5 nhd, (eigentlich ndd.) Schote „Segelleine, Schote^, ags*
sceata ^Segelleine"" (ibd., Leo Meyer VgL Gr. 1036, Got. Spr.
167), die als „hervorschieJ&endes" zu ahd. usw. sciogan^ aisL
skjota ^schiefien", ahd. scog „SchoS, junger Sprofi'', ohne <^-Er-
weiterung lit. szdujti^ szduti ^schieJSen" (ab. stijq ^stofae, schiebe'^?)
gehoren (Uhlenbeck Got. Wb. 128 f.). — Caviares hostiae (ein
alle 5 Jahre stattftndendes Opfer) dicebantur^ quad caviae id est
pars hostiae caiida temis dicitur (geiehrte Yolksetymologie!
Paul. Fest. 40 ThdP.; s. auch Wissowa Rel. 445a 1) steht sach-
hch vielleicht (s. ForceUini s, v.) in Beziehung zu dem bei Fest*
caiideiis — caveo. 145
194 ThdP. erwahnten Opferpferd cums ccmda, iit ex ea sangtiis
in forum desfilktret, magna celeritate ;perferehatur in regiam
(freilich alljahrlich). Etymologisch aber kaum nacli Persson
Wzerw. 148a 2, Ceci Rendic. d. Ace. dei Lincei, ser. V, torn.
IV, 635 hierher (Gdf- ware ^candid) oder als ^Brandopferstiick'^
zu gr. Kaiuj ^brenne'', sondern wobl zu cavus^ obgleich die der
Benennung zugrundeliegende Anschauung dunkel ist. — coda
nicht nach Havet Mem. soc. lingu. V, 444, Thurneysen KZ*
XXVIII, 157 zu gr. iroa^r) ^mannlichesGlied^, das vielraehr zu
penis (vgL Persson Wzerw. 148 a % Walde KZ. XXXIV, 493);
auch nicht nach Bersu Gutt. 177 zu catidex.
candeus ^von Binsen'': s. unter.dem vorhergehenden Wort.e.
caiidex^ codex „Baumstamm^ Klotz; zu Schreibtafeln gespal-
tenes Holz, Notizbuch", codicillns ^^Scheitholz'', caudica y,em
aus einem Baumstamm gemachter Kahn'' Grdbed. offenbar ^ge-
schlagener Baum, gespaltenes Holz^, weshalb nicht nach Vanicek
309 zu Cauda. Vielmehr zu cudo , -ere ^schlagen'' (lit. kdujic
^schlage^, shd. hoiuva7i ^hauen" usw.), s. d.; Bedeutungsentwicklung^
ahnhch wie in tr uncus.
cavea„Kafig u. dgl.^: s. unter caulae.
^cayeOj -gr<? „sich in Acht nehmen, sich vorsehen^: aus'^cove^'e
(vgl Thurneysen KZ. XXVIII, 155, Solmsen KZ. XXXVII, 1 ff.) =
gr. KoeuD ^merke''; '&u6aKoo^ „Opterschauer^, got. tis-skaws „(*aus-
schauend,) besonnen", ags. sceaivian (und hdivian aus ^Jceu-?? Po-
gatscher Anglia Beibl. XIII, 233), ahd. scouwon „schauen", aisl.
shygna ^spahen^, skoda ds., got. skuggwa ^SpiegeP usw. (dazu auch
got. skauns^ ahd. usw. skoni „schon'' als ^ansehnlich"^? doch s. auch
Uhlenbeck Got. Wb- 128 und Bartholomae ZfdWortf. IX, 19, der
wenigstens als nachsten Bed.-Verwandten miran. skoh, np, sikoh^
sukoh aus ^skccuaba- „Pracht, Herrlichkeit, Majestat, Wurde^ nennt;
liber die von Pogatscher a. a. 0. herangezogenen got. hitvl „Au3-
sehen", ags. huv ^Gestalt'' s. vielmehr Zupitza KZ. XL, 251 a 1); ai.
kavi'h „klug, weise; Seher, Dichter", d-kuvate „beabsichtigt'S a-
kUta-m ^Absicht'' (vgl. bes. Osthoff M. U. IV, 92, 105), av. cSvUl
„ich erhoffte' (vgl. Bartholomae BB. XIII, 66 f., Iran. Grdr. I, 87),
arm. cucanem „zeige" (Scheftelowitz BB, XXVIII, 294), 6ech. skoumati
„merken^ (z. B. Miklosich VgL Wb. s. v., Zupitza Gutt. 152); neben
diesen Formen, die auf *gowg(j)- weisen (Hirt Abl. 102, 109), steht
:mit ^-Vokahsmus ab. cujq, Sufi „empfinden, fahlen, wahrnehmen'',-
nslov. cuti „horen, wachen", wr. klr. serb. cue „horen'', ab. cutit%.
stutiti „fuhlen'', cudo [sUido) „Wunder" (s. zuletzt Ujinskij AfslPh.
XXIX, 488 f.), serb. euvati „hiiten^ (anders, aber in der Bed. unbe-
friedigend, Hirt BB. XXIV, 254; noch weitere Trennungsversuche
bei Frohde BB. XVII, 308; lit. kavdti „verwahren, pflegen'' ist
nach Bruckner 92 Lehnwort aus poln. cJiovac), mit ^-Erweiterung
russ. cuchath ^schmecken'', gr. dK€uu) (Gortyn) „nehme wahr, be-
hiite", dKotJU) „hore^, got. hausjan^ ahd. usw. horren „horen^',.
sehr wahrscheinlich auch lat. custos „Wachter" = „Obachtgeben-
der" (Bezzenberger BB. XXVII, 146). Wesenthch nach Curtius 152,
Vanicek 318, andre Lit. bei Zupitza Gutt. 152. Dazu u. kutef^
wohl ^cautens'' (v. Planta L 473 usw.), und die lat. Glossen cuius-
144 caviae — cauiae.
iind € ate ties ^sacerdos^ aus '^^cou{e)toSy ^cmt{e)tos (scil. rei divinae^
Stolz IF. XlII, 114),
caYiae, cayiares hostiae: s. caiida.
cavilla „Neckerei, Stichelei, Frotzelei'', cavillor^ -dri ^neckeii,
bewitzeln; behohnen'': sehr wahrscheinlich nach ROiisch GolL phiL
194 aus '^calvilla zu calvor^ calummia.
Nicht besser nach de Saussure Mem. 106, Havet Msl. VI, 21,
Lagercrantz KZ. XXXV, 279 ff. (vgl auch Meyer-Liibke lA. I, \%%
Solmsen KZ, XXXVII, 7a 1) zu gi\ K6pa\o<;, K6p€ipo? „Possenreifeer,
Gauner^, KopaKTpa' Ko^a\d)\xai:a^ 'Kavo\)p^^r\\kaxa Hes., Kopaxpa*
KopaXeOjuara Phot., so da& cavilla aus "^cogHlla. Vgl iiber das
gr. Wort Niedermann lA. XVIII, 75, IF. XXV, 46 (:ai. gaUla-h
„bunt, scheckig^? anders Thumb KZ. XXXVII, 193 ff.: got. h6])an
^prahlen, sich brusten'^, iiber welches aber auch Uhlenbeck PBrB.
XXX, 294, Osthoff BB. XXIX, 259; s. auch Prellwitz'^ 232).
In der Bed. etwas iiaher lage gr. KauaS, KdpaH (p = /)
^schelmisch^, KaOpO(;' KaKoc; u. dgL, ay. sktUara- (wenn
„ peinigend "^ ; ganz fraglich), aisl. hyja ^necken'^ (Fick P, 243,
817, VaniCek 319; s* auch Lagercrantz und Solmsen a. a. 0.),
canlae^ caiillae bei Lucrez „Offnnngen im K5rper, in denen er
^ich etwa die Transfusion der Korperbestandteile als vor sich gehend
Yorstellt^, auch eaulae aetheris: kaum ^a cavo dictae^ Paul. Fest. 32
ThdP,, so dafi spec. lat. Ableitung von eavus „hohP (z, B. Vani-
cek 70; ahnlich gr. koi\o(; ^hohl'' aus ^KoJxKoq); denn der philo-
;sophische Ausdruck ist weit eher eine Weiterentwicklung des gleich
zu besprechenden eaulae^ ursprgl. ^Geflecht^, zu ^siebartig undichf.
Da]& namlich auch eaulae ^Umfriedigung im Sinne von Htirde
und der saepta des Heiligtums'' von cavtis abstamme (Paul. Fest.
^Antiqtdttis enim ante iisum tectortim oves in antris claudebantur^)^
leugnet Havet MsL IV, 184 mit Recht; vielmehr „als geflochtener
Zaun** Deminutiv wohl eines ^^cavd aus Vcag^hdj deutsch Hag usw.,
s. unter cohus und colo; vgl. bes. glossemat. cavella ^Korb""
{daraus ags. cawel, cymr. hawell ds. usw., s. Pogatscher Prager
Deutsche Studien VIII^ 84 a 2, wo auch:) lat. cave a ^Umfriedung,
Oehege, Behaltnis, Kafig, Bienenstock'' (erst spat „H6hle'' durch
EinfluS von cavtis). — Verwandt Thurneysen Thes, : zu cohus^ inco-
hare als eigenthches caholdj cahuld = o. kaila^ das eigentlich lea-
held darstelle und trepipoXo? bedeute (vielmehr wohl „templum^,
was allerdings aus „eingefriedigter Ort^ entwickelt sein kann).
Diese Auffassung hatte zu wahlen, wer neben ^^Jcagh- ^fassen'^
(: cohus) kein ^Jcag^h- „Hurde, Fiechtwerk*^ anerkennen wollte, ftir
das aber cavea im Sinne von „saepes, sporta'' eine wichtige intern
lat. Stiitze bildet, wahrend Thurneysens Etymologie von kaila viel
zu unsicher ist^^ um als ausreichende Gegeninstanz gelten zu konnen.
Ganz problematisch sucht Niedermann IF. XXV, 48 unter Be-
rufung auf Anlautverhaltnisse wie zwischen lat. splendere und lit.
spind^ti „glanzen'^ Verbindung von cavea mit gr. k\{Jj^6(; „Vogel-
kafig" unter ^^^k{J)og^os; ich mochte aber auf jene idg. Anlauts-
variationen bin, die, selbst soweit plausibel, doch eher auf Reim-
bildung als auf lautgesetzlicher Konsonantenvereinfachung zu be-
ruhen scheinen, noch keine Etymologien wagen.
caulis — causa. 145
caulis (colis, coles, s, zuletzt Ernout El dial. lat. 142; audi
caulus^ s. Baehrens AflL. II, 475) ^Stengel, Stiel an Pflanzen*":
gi\ KauXo^ ^Stengel; Federkiel, Schaff (wohl nicht die Quelle des
lat. Wortes); lit. Jcdulas „Knochen^ {^qdu9los oder "^qdulos^ vgl. Hirt
BB. XXIV, 268), lett. kauls ^Stengel, Knochen", apr. ace. kmdan
.^Knochen" (Curtius 157, Vanicek 70); mir. miaille ,PfahP (Pick IP, 65);
weiteres unter cavus. Grdbed. „Hohlschaft", u. zw. sowohl „hohler
Stengel^ als ^RohreDknochen''. Dazu mit schwachster Ablautstufe
aM. usw. hoi „hohl*^, got. ushulon „aush6hlen^ (Curtius a. a. 0. ;
gegen Verbindung rnit celare, Zupitza Gutt. 185, Uhlenbeck Got.
Wb., s. L. Meyer GGN. 1906, 187), ai. hulya-m ^KnocheIl^ hulyd „Bach,
Graben, KanaP (Uhlenbeck Ai. Wb. 60)- — Vgl. nocli mit Palatal
gr. K^Xa (s. unter cavus), av. sura- (?) ^Loch", arm. soil i^keulo-)
^Hohle" (Scheftelowitz ZdmG. LIX, 707).
canpo (copo), -onis „Schenkwirt, Inhaber einer Herberge^,
<^opa^ etipa ^Schenkmadchen'': unsicherer Herkunft. — Nicht
naeh Curtius 142, Thurneysen KZ, XXVIII, 157 zu gr. KduriXo?
^Kleinhandler, Hoker'' (das wohl vielmehr nach Prellwitz^, ^ Ableitung
von *KdTrri „kleiner Bissen'', vgL Kdnrixov ^Grunfutter'', lett. kajmini
^HackseP'; an ein voridg. Vi^ort denkt Ernout EL dial. lat. 143 fiir
co2:>o und xduriXoc;), so da^ o nach Thurneysen der ursprtingliche
Laut, au Hyperurbanismus ware: dagegen macht auch schon be-
denklich, dafe die Lehnworte got. kaupon ^Handel treiben^, ahd.
osw. koufon ^kaufen^, woraus weiter ab. kupiti ^kaufen", apr. kmi-
piskan ^Handel'', auf der nicht volkstiimlichen Form beruhen sollten.
Auch Verwandtschaft mit coeio ist kaum mOglich. — Am ehesten
scheint cuppa ^Becher'' (s. unter eupa) in Betracht zu kommen (vgl.
nhd. „Krug^ = ^Wirtshaus"), mit dem cupa ^Schenkmadchen'' und
rspatlat. cupo im Vokal stimmen konnen, wenn nicht gegentiber
catC2)o ein ahnlich dunkles Vokalverhaltnis besteht wie in ratidus:
rodus: rudus.
caupnliis „eine Art kleinerer Schiffe": moglicherweise dissimi-
liert aus ^caljmlus {icalpary ndXtrrj); wie spates cauculus aus calcu-
his (Thurneysen Thes.). Oder Fremdwort?
canrio, -v^e ^schreien'' (vom briinstigen Panther; Anth. lat.):
ebenso schallnachahmend wie gr. KaOaH, -aKO*; ^^Movenarf^, lit.
Mvas ^Dohle'', serb. ca^Dka ^Dohle*^, ai* kduti „schreit", ab. ktijati
^murren", kurh ^Hahn", lit. kaukti ^heulen*' usw. ; vgl. liber die
Sippe z. B. Pick I\ 380, Iljinskij AfslPh. XXIX, 496; s, auch
^cavannus.
caurus (corns) „Nordwestwind": lit. szidure ^Norden'', sziaurys
flNordwind'', ab. severh „Norden''; mit Ablaut ahd. skur „Unge-
witter", nhd. Schauer, got. skura windis „Wirbelwind", ags. scur
^Schauer'* (Vanigek 307). Wz. ^keuer--^ ^kdur-y ^kur-. — Nicht wahr-
^cheinlicher stellt Thurneysen Thes. Zugehorigkeit zu caurio zur Wahl.
Weder Beziehung zu ahd. usw. sciogan „schie6en'' (Prellwitz
Gr. Wb. s. V. axEOo^; s. cauda), noch zu obscurus (Vanicek) ist
wahrscheinhch.
cansa^ caiissa „Grund, Ursache, Streitsache, Sache" : nicht zu
^eaveo (Vanicek 318, Keller Volksetym. 312). Eher (vgl. Wharton Et.
lat. 17) vielleicht als Juristischer Ausdruck ^Schlag als Ursache'' aus
Walde, Etym. Vi^orterbuch d. lat. Sprache. 2. Aufl. 10
146 caute>s — cauiis.
"^caud'ta zu cudere, vgl. zur Bed. nhd. Saehe^ ursprgL ^Streitj.
Fehde".
cantes, cotes ^spitziger Fels, Riff^: da Priscian Gi\ L. II, 39,
9 cotes als „more antique "" bezeichnet, wohl nacli Havet Msl. IV,.
410 zu cos „Wetzstein". Also kaum mit echtem mi zu lett. schMaute
^Kante'', scMmiteris ^scharfe Kante an einem Stein" (Fick BB. III,.
166), wozu vielleicht ai. kustha „hervorragendes Ende eines Dings,,
Schnabel, Spitze'' (Johansson IF, XIX, 125, der Verwandtschaft mit
cudere „hauen^ [V], lett. skaudre „scharfe Kante" usw, annimmt).
Letztere Sippe als ^q-ou-y "^q-eu- mit dem idg. "^^-w- von cos [k, s.
Fersson Wzerw. 148) in entfernte Beziehung zu setzen als Erweiterung
von "^aJc-^ ^aq- in acuOy acer, ware eine ganz vage glottogonische
Spekulation. — S. noch cicutct.
cautus „vorsichtig", cautus „sacerdos": s. caveo.
cauiis „hohl; gewolbt (konkav)": aus "^couos (vgl. porl. cova^.
span, cueva „H6hle", Thurneysen KZ. XXVIII, 154, Horton-Smith
Law of Thurneysen 4, Solmsen KZ. XXXVII, 10, Kretschmer Wochen-
schr. f. cL Phil. 1895, 923, Stolz IF. XIII, 109) = gr. kooi- koiXuj-
luaxa Hes., mir. cua „hohl" (Vendryes Msl. XIII, 405 f.; mir, cuass
^Hohle"; bret. Mo ,,Grotte" aus "^kou-io-, ibd., woneben viel Lehngut,
s. auch Ernout Rev. celt. XXVII, 133 ff. ; iiber cymr. gogofy bret. koiigon
„Hohle" s. aufeer Vendryes und Ernault a. a. 0, aber auch Loth
AfceltLex. Ill, 259 unter c\ibo)\ koi\o<; ^hohl" (*ko/i\o(;). Wz. idg.
''^JceuQy- „w6lben, sich wolben", woraus negativ ,,H6hle" (dazu auch ai.
QiiUh „H6hlung eines Rohrs", giisird-h „hohP?), positiv „W6lbung„
Schwellung, schwellen"; vgl. noch ai. gvdyate „schwillt an, wird
stark, machtig", av. spaiy)- „aufschwellen", ai. ga.vah „ Starke ";,
gdvlra-h „ stark, machtig", gund-h „geschwollen, aufgedunsen", gura-k
„ stark, tapfer; Held", av. sura- „ stark, gewaltig" ^=^ gr. [aJ-Kupo^
„[un]gtlltig", Kupxoc, „Herr", ai. gotha-h „Anschwellung, Aufgedunsen-
heit", lat. inciens „trachtig", gr. ku^u) „bin schwanger", kOoc
„fetus" (weiteres bei Persson BB. XIX, 282), Kuap „Loch", Ktjadoc;
^Becher", Ki)Xa pl.^ wenn „Vertiefung unter dem Auge" (s. aber auch
cilium\ K\JTO<; „H6hlung, Bauch, hohler bauchiger Korper", Kujua
„Woge", ^XKo'iJ^uav „schwanger" (hierher auch dor. iTa'0acrOai „Ver-
fiigung und Gewalt uber etwas bekommen"? Brugmann Totalitat
61 f.); gall, cimo- „hoch", cymr. cwn „H6he", cynu „sich erheben",.
gall. Kauapo^^ mir. caur „Held", cymr. cawr „Riese", corn, caur
ds. (Gurtius 157, Vanigek 70; iiber cumulus s. aber d.); gr. kujo<;
^HShle; Gefangnis", lett. schdwa „eine scheidenartig geformte Spalta
Oder Hohlung an einem Baume" (Bezzenberger BB. XXVII, 171 f.); arm.
sor „Hohle" (von Scheftelowitz ZdmG. LIX, 707 allerdings als Lehn-
wort zu av. sura- „Loch" — s. cauiis — gestellt), bildungsverwandt
mit lat. caverna und gr. xOap „Loch" (Meillet Mem. soc. iingu. X,.
278, der auch ai. guna-m „Leere, Abwesenheit, Mangel", ab. sujh
„eitel" heranzieht; caverna trotz Hirt PBrB. XXII, 310 nicht aus
^^cauesina: ahd. hiis^ s. liber letzteres unter custos); Ablaut "^ketta-:
^kau-: ^kau". Hierher vielleicht auch canis, coleus; fiber cohus^
cous s. d. — Eine Wzf. mit idg. *^- s, unter cauiis (Gurtius,.
VaniSek usw.). — Verfehlt tiber cavtcs^ Ko/bi Helm PBrB. XXX^
331 a 3: als „durch Feuer ausgehOhlt" zu Kaiu).
'Ce — cedo, 147
-ce hinweisende Partikel „da", z. B. in hicey hiCy si-c, illUCj
tun-c iisv/.: == -c in o. iz-i-Cy id-i-k, pal. eci-Cy ectt-c, marr* iaf-Cy
esti'Cj u. ere-ky efe-k usw,, sowie in air, coi-ch „ cuius''
(Vendryes Msl. XIII, 404); lat. ce-dOy ce-tte ^gib her, gebt her^,
o. ce-bnust „huc venerit'' (z. B. v. Planta I, 564, II, 216). Lokativ
des Pron,-St. "^ko-y woneben *%o-; "^ki-; vgl. o.-u. e-ko-y z. B, in o.
ekas „hae", pal. ecic „hoc^, ecuc „huc^, mit so- erweitert o. ekso-y
z. B. o. exae ^hac'' (v- Planta I, 471, 11, 216 m. Lit.; liber u. eso-
s. aber ijyse)] s. auch lat. ecce; lat. cis, citery citra^ u. gimUy
simo „ad citima, retro'', give „citra"; gr. d-K€i „dort" (:mars.-lat,
cei-p ^hier'', v. Grienberger IF. XXXIII, 342) usw., Keivoc;, dor, Kf|VO<;
(*K€i-€vo<;, Prellwitz BB. XV, 154 ff.), crrnmepov, att. Trjjuiepov C^'Ki(o)-
a|Li€pov) ^heute"; aisl. hanny hann ^er'', hdn ^sie'' {^MnO')y as. hCy
hie, ahd. My her ^er", ags, he ^er", engl, he ^er'' (St. *^'o-); got.
himma „diesem" nsw., ahd. hina ^weg'', nhd. hiriy hinweg, got, hiri
„komm hierher'^, ahd. her a ^hierher'', nhd. hevy ahd. hiu4Uy as.
hiu'diga „an diesem Tage, henle", ahd. hm?m aus ^hiu-jdni ^in
diesem Jahre, heuer'' usw. (St. ^K-^ ^Mo-), as. hodigo ^heute" (*^o-;
Brugmann Dem. 52, nach Franck; weiteres germ, z, B. bei Traut-
mann Grm. Lautges. 34); air. clan (v. Rozwadowski Quaest. gramm.
10) ^remotus, ultra'', ce ^dieser"; lit. sz\s ^dieser", sze ^hierher",
ab. sh ^^dieser", alb. si-vjet ^in diesem efahre", so-nte, sci-nte „heute
Nacht" (G. Meyer BB. VIII, 186, Wb. 383; s. auch Brugmann Dem.
51); arm. -s (z. B. ter-s ^der Herr, dieser Herr", Htibschmann Arm.
St. I, 48, Arm. Gr. I, 487); phryg. se7mm „ diesem" (Pick BB. XIV,
50, XXIX, 239). Vgl. z, B. Brugmann Grdr. II, 769, mid bes. De-
monstr. 51 ff. (wo 72 auch ai. gvah ^morgen" auf "^ko- bezogen
wird).
cectoria „ein um ein Grundstiick gezogener Grenzgraben" :
unerklart. Kaum nach Bersu Gutt. 170, Medermann ^ und t 34 mit
cicatrix (?s. d. ; clgnus „ein Mafi" bleibt fern) zu einer unnasalierten
Wzf. "^qeq- neben "^qenq- in cingo. Nicht Ableitung von gr. *€ktov
(z, B. Saalfeld) mit Angleichung des Anlauts an cinctorium ^Giirtel"
(Keller VolksetymoL 101).
cedo, pi. cette „gib, gebt her, her damit": ce- (s. d.) + "^do
(wie in endOy indu) ^her-zu"; so dafe cette eine nachtragliche
Pluralisierung wie gr. beOre von beOpo ist (Lit. bei Medermann lA.
XVIII, 75 f.). Nicht wahrscheinlicher mit Imp. "^do (vgl. lit. du^ky
gr. bi-5uj; furs Lat. eben ohne tatsachlichen Anhalt)^ date zu dare
(Gurtius 237, Vani5ek 115, vgl auch Stolz Hdb.^ 161 a 3).
-cedo^ -ere „gemessenen Schrittes einhergehn, von statten gehn ;
weichen, nachgeben, einraumen, zugestehn^ abtreten". Die beiden
kaum zu vereinigenden Bedeutungen weisen wohl auf zwiefachen
Ursprung. cedo „schreite einher" wohl nach Brugmann IF.
XIII, 84 ff. (ohne Trennung vom andern cedo) aus ce- „her'' (s. d.
und cHo) + "^zdo (eventuell mit erst lat. Synkope aus "^sedol) zu
Wz. "^sed- ^gehn" (= "^sed- ^sitzen", s. sedeo) in gr. bh6q ^Weg",
ab. chod^ „Einherschreiten'', choditi ^einherschreiten", s^d^ „ge-
gangen", ai. d-sad-^ „hintreten, hingehn, gelangen", ut-sad- „sich
beiseite begeben, sich entziehen, verschwinden" (auch gr. o6b6^,
epidaur, dhdq ^Schwelle", ^baqpo^ ^Boden"?); -zd- auch in av. na-
10*
148 celeber — celei\
zd-yah-^ ai- ne-diyas- „naher", av, dsna- {^^d-zd-na-) „nahe^^, jjm-
zdayeiti „er riickt weg'^ (Bartholomae ZdmG. L, 686)* Perf. cessi
aus ^^ce-zd'Sl. — Dagegen cedo ^weiche, gebe nacli usw/ wohl
zu ain cet ^Erlaubnis'' (Thurneysen KZ. XXXII, 567 f»; das von
Zimmer KZ. XXXIII, 153 ff. zugunsten einer ir. Gdf. '^cant angefuhrte
cymr. caniad, mcymr. canJiyat .,Eiiaubnis" ist vielmehr wie bret.
kimiad ^ conge", corn, hihmiaz ds. aus lat. commeatus entlehnt, s.
Thurneysen IF. XIV, 131); Gdf. ^kezd- oder, wenn Vci- zu ital. und
kelt. k- wurde, eher ^^kiezd-\ in letzterem Falle weiter zu av. syazd-
„zurucktreten vor — , aufgeben", sUdyamna ^zuruckweichende'',
sizdyo ^aufgebend"", 6'f^6?ra- (Geldner KZ. XXV, 407) ^scheu'' (Thurn-
eysen a. a. 0.) ; da das von Bartholomae Grdr. I, 77 (aber nicht mehr
Akan. Wb.) angereihte ai. gisydte ^bleibt tlbrig'S gindsti „la6t iibrig'',
das das d der vorgenannten Verben als Prasenscharakler erweisen
wiirde, wegen der starken Bed.-Verschiedenheit besser fernbleibt, darf
auch idg. "^Me-zd- mogiicherweise als Zusamraensetzung mit "^sed-
gelten, so daia cedo in beiden Bed. dieselben Elemente enthielte.
Nicht nach Vanicek 67, Curtius 503^ Fick I^ 43, 424, Bezzen-
berger BB, XXVII, 166 (letzterer mit gr. k€&v6<; ^geehrt'' als
^cui ceditur") zu gr. iKeKr\h£i (Konjektur)' ibv:e{Ke)x^pr\Kei Hes.,
KeKcxbovTO ^sie wichen'', K^Kabov, K€Kabriauj „verdrangen, zuruck-
weichen machen" wegen deren dann notiger Trennung von
KeKahf\aai „schaden, berauben" (s. cado^ calamitas) und bes.
wegen des Pf. cessi statt dann zu erwartendem ^^cesL Audi
nicht nach Uhlenbeck KZ. XXXIX, 258, XL, 553 zu ab. ceznqti
^schwinden'', das wegen is4ezovati^ iUazati nicht aus ^kezdn-
herleitbar ist (Brugmann Dem. 143a 1; s. auch conquinisco). —
Natiirlich nicht zu caedo {Fay Gl. Quart. I, 281).
celeber, -hris^ -hre „zahlreich; belebt; viel besprochen, gefeiert ;
haufig": wohl zu gr. k^XXuj ^treibe" usw. (s. celer; VaniCek 54; die
Sippe von gr. tiKoc, ^Schar^ usw., ags. sceolu, as. scola ^Schar",
Ehrismann PBrB. XX, 63, ist wegen g^-; nicht q-, fernzuhalten), als
flbetrieben, befahren'', vgl. ma Celebris, dann auch locus celeber^
oppidum celebre; Gdf. nach Fokrowskij Rh. Mus. LXI, 186 ^kele-dhlo-
{-dhli-) mit Diss, des zweiten L
Unrichtig Breal Mem. soc. lingu. XI, 121 f. {celebmre aus
"^calebrare zu curia caldbra^ caldre) und Bersu Gutt. 170 (als
„hoch, erhaben'' zu celsus).
celer „schnell, rasch": Entweder:
L zu gr. K^Wui (Gramm.; literar. in fut und aor. Formen, z. B.
K(!Xa-€iv, -ai) ^treibe'S Ke\r|g ,,Renner" (kaum zu 2. ; Johansson WZKM.
XIX, 237 vergleicht zunachst av. caraiti- ^^Madchen''^ ahd. helid
^Held"*), Ki\o\Jiai „treibe an (durch Zurufj", KeXeiJUJ ^befehle"
("^^treibe an"), ai, kaldyatiy haldyati ^treibt", pouKoXo? „Rinderhirt,
eig. Ochsentreiber'' (Gurtius 146, Vanicek 54), mir. buachaill^ cymr.
biigail^ corn, bugel ^Hirf", bret. bugel ^Kind (*Hirtenknabe)'' [wenn
die kelt. Worte und Pouk6\o(; nicht etwa zu colOy s. d.], wohl auch
got. lialdan „Vieh weiden", ahd. usw. haltan ^hiiten, halten'' (Zu-
pitza Gutt. 106 m. Lit. und Osthoff IF. IV, 281 f. unter richtiger
Trennung von colo usw.; die aufeergot. Bed. Jialten'' wohl durch
Einmischung eines dem lit. keliii „hebe" — s. eelstis — entsprechen-
celia — celo. 149
den Verbnms; vgL baii\ Jiehen = ^heben" mid „halten") und mnd.
Mlde, Mile ^rasch^eifrig" (L. Meyer, Hdb. d. griech. Et. II, 424 f.). Uber
alb. Jcal ^stifte, stelle an^ s. G. Meyer BB. VJII, 185 und bes. Alb.
Wb. 168; liber das von Hoops BB. XXII, 435 1 bierherbezogene
ags. helmciy aisl. hjalm ^Steuerruder'' s. Zupitza Gutt. 113, Pedersen
KZ, XXXIX, 378 (der auch an arm. h^eU ^Steuerruder'' erinnert).
— Von ""qele- ^treiben"" scheidet sich durch die Bed, "^qele- Jieben'',
s. celsus, und auch lautlich "^q^ele- in lat. colo usw., vgL Hirt BB.
XXIV, 261 gegeniiber z. B. Vanicek a. a. 0., Fick 14, 386. — Fiir
diese Deutung spricht, dafe auch celeher an diese Sippe anzuschlie^jen
sein dtirfte.
Oder 2. allenfalls nach Hirt BB. XXIV, 234 zu Wz. ''{s)Me'
„springen^ in gr. K^Xr|<; „Renner, schnell segelndes Schiff'' (eher zu
1.), ai. gdlati ^eilt'' (?Dhatup.; wohl eher nach Zachariae KZ. XXXIII,
444 eine falsche Abstraktion aus ucchalati = ^tid-salati)^ galabhd-h
^Heuschrecke^, galuna-h ^ehi bestmimtes Insekt** (?), galiira-h
^Frosch'', lit. szulys ^Galopp**, lett. sulis ^Schritt'' (die Verbindung
der ai. und bait. Worte nach Zubaty BB. XVIII, 252 unter Annahrae
einer o-Wz. ; die bait. Worte kaum nach Wiedemann Lit. Prat. 32, 37,
Zupitza Gutt. 195 vielmehr zu got. sketojan^ aisl. skmva ^gehn"),
mhd. schel „springend, auffahrend, aufgebrachf' (auch in nhd.
SchoUkratity Lehmann Praf. liz- 145 a), schellec „springend, zornig,
wild'', ahd. scelo „Schellhengst", eigenthch ^Bespringer'', nhd. be-
schdlen „bespringen^, gr. KriXujv ^Zuchthengst'' (Zupitza Gutt. 195^
Prellwitz Gr. Wb.^ 220).
celia „elne Art Weizenbier in Spanien'': span. Wort, vgL
Holder I, 675.
celia „Vorratskammer, Kammer, Zelle'': mit gr. KaXid „Hutte,
Scheune, Nest^, ai. gala „Hutte, Haus, Gemach^, ndd. hille „Ort
uber den Viehstallen, wo Gesinde und Kinder zu schlafen pflegen'',
ahd. usw, halla „Halle" (A. Kuhn KZ. V, 454, Gurtius 140, VaniCek
314; s. auch unter catUis)^ air. cttile „ Keller^ Magazin" (Fick II 4, 83;
wenn nicht identisch mit air. ciiile „culina" aus lat. cullna) zur
Sippe von celdre^ s. d.; Gdf. wohl "^cel-s-d (oder ^^eel-n-d? YgL
Solmsen KZ. XXXVIII, 438), vgh bes. ahd. hidsa {htiUs Ahd. GL
II, 552; 16) ^Hulse"^, got. htdisfr ^Hulle"^, ags. helostr, heolstor
^Hiille usw."". Ai. kuldya-m „Geflecht, Nest, Gehause'' (Fick P,
527, nicht mehr l\ 386: IIS 83) liegt im Gutt- und in der Gdbed,
ab (Gurtius 140). — celia nicht nach Wilbrandt KZ. XXIX, 192 als
""c^rla zu cera „Wachs" (Ygl. dagegen W. Meyer KZ. XXX, 337a).
Eine willktirliche Gruppierung bei Scheftelowitz ZdmG. LIX,
707: von ^keul- „hohl" (s. cauUs) und *^^Z- „bergen'' (wozu ai. gala)
sei als 3. Gruppe das Wort fur Htltte zu trennen: arm, kal „Tenne,
Scheune^ (s. aber Pedersen KZ. XXXVIII, 203, XXXIX, 380), np.
karld „ Scheune, Feldhiitte*", ai. kuldya-m, gr. KaXid, und mit n-
Suffix apr. calene „ Scheune", lat. cella^ ahd. halla, idg. ^qal-.
*celIo^ -ere: s. einerseits procello^ jpercelloy andererseits
excellOy celsus.
celOj -are „Yerhehlen, verbergen''; dehnstufiges Pras. (v. Roz-
wadowski IF. IV, 411; nominal in ai. gdld^ s. u., und mhd. h^le
5,Verheimlichung'') zu Wz» ^kel- ^yerhiillen, verbergen'' in lat. oc-
150 celox — cena.
culo = air. celim ^verhehle", cymr. cehi ds,, argelu ^verbergeii; ver-
stecken'', air. foiehlim „hiite mich", cymr. gogehi ^sich hateri'' (die
Fick II '^j 83 unrichtig mit colo verbindet), ahd. as. ags, helan „hehlen^
verbergen''; got, hulundi „H6hle'' (^^hehlende'' ; ahd. usw. hoi „hohP
dagegen trotzdem zn caulis, s. d.), got ahd. Imljan „hullen", ahd.
hulsa „Htllse'S got. hulistr „Hulle, Decke^, ahd. hulst ^Decke^, aisL
hulstr ^Futteral", ags. Tiehtstr^ heolstor ^Schlupfwinkel" ; got. halja^
ahd. nsw, hella ^Holle'', aisl hgll, ags, heall^ ahd. halla „ Halle'';
got. hilms^ ahd, usw. Jtelm ^Helm'' (woraus durch sL Vermittlung
lit. szdlmas, apr. salmis ds., s. Uhlenbeck PBrB. XXX^ 290); ai.
garman- ^Schutzdach, Schirm'^ garand-h ^schirmend, schiitzend^,
gd^la „Htitte, Haus, Gemach''; gr. KaXtd „Hutte usw.'', KaXiiTtTUJ „ver-
berge" (dessen u vielleicht in mir. cul ^protection'', culaid ^Hiille",
Stokes BB. XIX, 63, nachwirkt) und viele andere Worte, vgl. noch lat.
cellay clam; color y cilium [calix hat dagegen idg. q; auch cdlidus,
callgo ist fernzuhalten).' Vgl. Gurtius 140, Vanicek 313, Fick I^, 486,
IP, 83, Zupitza Gutt. 185 usw. — Got. holon ^verieumden" usw,
nicht nach Kluge Grdr. P, 405, v. Grienberger Wiener Sitzungsber.
CXLII, VIII, 7, Wood Journ. Germ. Phil. II, 213 ff. [lA. XI, 205]
hierher, sondern zu calumnia,
celox: scheint nach Thurneysen Thes. Umbildung von gr. Ki\r\<;
(lak, Ki\r\^) nach velox. Also kaum urverwandt mit celer.
.celsus „emporragend, hoch": ptc. von "^cello in ante-y ex-y
prae-cello ^hervorragen", -<?-Frasens zu Wz. "^qele- ^ragen, hervor-
ragen" in: lat collis ^Hugel", coUtmeriy ctilmen ^Gipfel"; got.
halhis „Fels'', ags. heally aisl. Jiallr ^Hiigel", as. holm ^Hugel", aisl.
holm?* ^kleine Insel", ags. holm ^Meer" (vgl. ^hohe See"), nhd.
Holm, ags. hyll, engl. hill ^Hiigel", norw. hildra ^hervorragen",
aisl. hiallTj hilla ^Gestell", lit. Tcdlnas ^Berg", heliii, kelti ^heben'',
isz-UUas ^erhaben" (trotz Hirt BB. XXIV, 261), gr. koX(jdv6(; „HugeP,
KoXdivrj ds.; KoXoqpiJbv ^Gipfel, Hugel, Spitze" (Curtius 153, Vanicek
55, Zupitza Gutt. 106 f. m. Lit.;.rair. colha ^Saule", Fick IP, 83,
ist aber Lehnwort, vgl. die altere Lautform coloma)^ ags. heolor
^Wage", ab. celeshm ^praecipuus", celo „Stirn'' (Zupitza a. a. 0.
und 51; s. auch Meillet Msl. XIV, 375 ^egen \^eYh. der si. Worte
mit xeXoq), ai. ktita-m „Horn, Schadel" („Erhebung, Vorspringendes",
V. Bradke KZ. XXXIV, 158f.; aber in der Bed. „ Hammer" zu clades),
hulmala-m „Hals der Ffeil- oder Speerspitze " (Zupitza Gutt. 51), s,
weiteres bei Uhlenbeck Ai. Wb. s. v. gildy Got. Wb. s. v. hallus. Nicht
uberzeugend knupft Johansson PBrB. XIV, 297 unter einer Gdbed.
^wolben", alter ^biegen", Bb.hlonitiy sloniti y.hiegen'^ (als Weiterbildung
von ^^sqele-) und andere Worte an; arm. fcr^w ^bringen, tragen, ertragen"
(Scbeftelowitz BB. XXIX, 13) bleibt fern. — S. noch collum „Hals".
celtis „der Meifiel des Steinmetzen" (Vulg.): wegen seines e
und seines spaten Auftretens Lehnwort (Skutsch BB. XXII, 126 £;
ein idg. "^qelth- hat Petersson IF. XXIV, 46 nicht erwiesen). —
Ebenso celtimn ^SchildkrStenschale" (s. Thes.).
cena ^das Mahl", alat. cesnas (Fest. 244 ThdP.; ist auch sab.
scensas Fest. 504, 505 ThdP, Verderbnis aus s cesnas?): = o.
kerssnais „cenis'^, herssnasias n. pi. f. ^cenariae", u. sesna
^cenam", gersnatur ^cenati"; aus "^qert-snd zu Wz, "^qert-
censeo, 151
^schneiden'' {vgL zur Bed caro ^Fleisch^: Keipu); bai^ ^Mahlzeit'':
^diZuj ^zerteile") in: ai. krntdti ^schneidet", kdrtana-m „das
Schneiden", Jcrti-h, b,y. Jcafvta- ^Messer" usw., lit hertu ^^haxw^y
krintu ^falle** (*„*werde abgeschnitten^), ab. intq. ^schneide^, alb.
k^eb „schere*' (G. Meyer Alb. Wb. 221), arm. ¥erfem, ¥erdem ^ziehe
die Haut ab, schale"" (Pedersen WL. XXXIX, 377), air. scrissid
^rasorium**, scris ingen ^^Nagel schneiden** (Vendiyes Rev. celt.
XXIX, 203 f.); "^qert- (auch in cortex ^ scorttim) ist erweitert aus
^qer-, s, caro. — Vgl. bes. von Planta I, 409 f., 496 f.^ wo fiber
friihere Deutungsversuche, Brugmann Grdr. 1 2, 120. Abzulehnen
Buck Voc. 67 ff. (Gdf. ^qersnd-; ware lat, "^cernal) und Fay AflL.
XIII, 436 1 (aus "^Ceresna ^Fest der Geres'^); Ankniipfung an Ceres
(Prellwitz Wb.^ s. v. Kop^vvu|ui, auch Hirt IF. XXI, 173) ware nur
unter einer mich nicht liberzeugenden Gdf. "^cers-sna mSglich. ~
Uber silicernium (Bucheler Umbr. 129) s, d.
^ censeo^ -ere „begutachten, schatzen^, o. censamur ^censetor",
eensaum ^censere"* (v. Planta I, 315, 326, 393, II, 268): ai. gg.sd-
yati (= censeo) „laM aufsagen^ kiindet an'', gqsati „rezitiert, lobt,
sagt auP; gasti'h ^Lob'', av. sqhaiti „er tut kund", av. sastis ^Wort,
Vorschrift'', ap. hatij oder ^a^^f^atij „er spricht, verkiindigt** (VaniCek
69), ab. s^h ^inquit'' (Brugmann IF. I, 177), alb. dom „ich sage*'
i^^osmi, ^^hensmi) G. Meyer Alb. Wb. 91). Aber nir. caint „Gauner-
sprache'' (Fick II ^ 69; dazu nach Loth Rev. celt. XX, 354 cymr.
ymgeinio ^zanken", ceintach ^Streit, Zank'' als ^cantio?) ist nicht
aus "^kansti'y ^kns-ti- herleitbar (ist engl. cant die Quelle, oder seiner-
seits entlehnt? Thurneysen brief lich). — Vgl. noch lat. censor =
o. heenzstur ^censor"", ai. gqstar- „der da rezitiert'', lat. census
= 0. an-censto n. sg, f. ^incensa, non censa", ai. gastdh ^gesprochen,
gepriesen'' (idg. "^his-td-s). — Censorinus = o. hensstirineis
<echt osk.?)-
Idg. ^kens' scheint „autoritativ verkiinden, feierlich sprechen*
bedeutet zu haben. Brugmann Distr. 19 vermutet, dafi in „nacli
einer bestimmten Mafegabe und Ordnung, autoritativ kundtun*^
das Begriffselement des Kundtuns und der milndlichen Aufierung
erst nachtraglich hinzugekommen sei, welchenfalls gr. Kdaiuoc;
.Schmuck, Ordnung, Welt" als %6v(T|U0(; (Frohde KZ. XXIII, 311,
Prellwitz Gr. Wb. s. v., Zupitza Gutt. 109) und got. hansa
^Schar'', ahd. hansa ^Gilde*' (s. aber auch unten; apr. kanxtin
^Zucht'' stimmt im Gutt. nicht) und nach Brugmann auch -gas in
ai. dvigdh „zu zweien", rttigdh „Jahreszeit fiir Jahreszeit" usw.,
av. navaso „zu neunen, neunmal'', gr. dvbpaKd? „Mann fur Mann*^
herangezogen werden konnten. Arm. casnum „zurne" (Scheftelo-
witz BB, XXVIII, 288) bleibt fern.
Die Zugehorigkeit von got. ahd. hansa „Schar", mhd. ^Handels-
abgabe, dann Handelsgenossenschaft*^, ags. hos ^Schar'' (so auch
Helm PBrB. XXIX, 194ff.) ist hochst zweifelhaft; s. dagegen, wie
ge^^n Wiedemanns BB. XXVII, 217 Verbindung von hansa mit hinpan
,fassen^ Uhlenbeck PBrB. XXX, 289, ferner Kaufmann ZfdtPhil.
XXXVIII, 238 ff, wonach der Gang der Bed. ,Menge — Burschen-
schaft, societas — Eintrittskarte in eine solche^ ist; daher am
ehesten nach Bugge PBrB. XII, 418 ff. aus "^'kom-sod (coniy sedeo)
152 cento — cera.
^Versammlung'', trotz Osthoff PBrB. XIII, 425 ff. (der "^kom-chtd, zu
lat. ConsuSj annimmt und lat, consul als Ableitung dayon betrachteii
mochte),
cento „aus Lappen zusammengenahtes Kleid oder Decke, Flick-
werk": gr, K^vxpcuv ^Rock aus Lumpen'' (in dieser Bed* spat; durch
lat. Einflufe?), ai. kanthd ^geflicktes Kleid"; ohne Nasal vieileicht
ahd. hadara „Hadern, Lumpen" (Vanifiek 48), arm. kotor ^Hadern"^
(?? Bugge KZ. XXXII, 49; es ware k^ zu erwarten! Pedersen KZ.
XXXIX, 380; s. u.).
Da arm. kotor auch „ Strait" bedeutet, denkt Zupitza Gutt. 103
an Zugehorigkeit auch von ab, kotora ^Streit", mhd. hader ^Hader^
Streit", ahd. hadu- „Kampf-" (dazu air. cath ^Kampf", cymr.
cadarn ^fortis" usw,; s, Flck IP, 66 f,, Uhlenbeck AL Wb. s. v.
gdfru'h^ das mit dem q von kotor ^ kotora nicht stimmt^ s. u.) unter
Annahme eines Bedeutungsverhaltnisses wie in gr. f)dKO(; ^Lumpen";.
ppdKO^ {fp'Y iiLidTiov Tro\i)T€X^^ : ^i. vrkmUh „abgehauen, gespalten" :
as. wroht ^Streit"; aber die arm* Worte sind wohl auszuscheiden
und die % Gruppe wegen gatruh abzutrennen. Uber ai. Qithird-k
^lose" s. Lit. bei Hirt BB. XXIV, 235. — Da6 gr. KevTem ^steche"^
K0VT(5<; „Stange", lett* sits ^JagdspieS" usw. (s. unter recens; '^Jcent-
„ spitz") anzureihen sei (Prellwitz^ s. v.), widerstreitet deni k von
ai. kanthd.
f centum ^hundert": =^ gr. ^-Kaxov (uber 4- zuletzt Brugmann
IF. XXI, 7 f.), ai. gatd-m^ av. satgrn^ air. cety cymr,, nbret. cant^ corn.
cans^ got. ags. hundy ahd. Jiimt „hundert" (aisl. hundrad 120, 100^
ahd. usw. hunterity hundert); lit. sziihtas; ab. s^to (vgl. uber letzeres
bes. Pedersen KZ. XXXVIII, 386 ff., Meillet Et. 108); z. B. Gurtius
135, VaniCek 120.
Zum Suffix von lat. centuria „ Hundertschaft, Genturie'*^
vgl. aisl. htmdari, ahd. himtari n. ^Hundertschaft, Gau", ab.
s^torica ^Hundertschaft", lit. szimteridpas ^hundertaiiig" ; %i nach
Schulze Eigennamen 545 nach deciiria. — Idg. '^'hnto-m aus
"^dkmto-m „Zehnheit von Zehnern" (s. decern) mit derselben
Anlautvereinfachung wie in gr. Tpid-Kovra ^dreiMg" usw. (Bugge
BB. XIV, 72, Kretschmer KZ. XXXI, 361 ff.; Spekulationen bei
Stewart BB. XXX, 243 ff.).
^ cepe (indecl.), cepa (caepa)^ -ae „Zwiebel": gr. Kama* aKopoba,.
K€puvf|Tai Hes. (Gurtius 148, Vanicek 49). Verknupfung rait caput
(wegen der BlutenkSpfchen; z. B. auch bei Trautmann BB. XXIX, 309)
geht schon auf das Altertum zuriick, ist aber verdachtig w^egen des
sonst in dieser Sippe fehlenden Ablauts, cepe scheint Lehnwort
aus gr. ^Kr\nr\ oder ^KxyKxa {cepe ist schon als Indeklinabile der Ent-
lehnung verdachtig; ist kypr. Kduia eigentlich Kauia?), das mog-
licherweise zu gr. KaixOiu „hauche aus", Katrvoc; „Rauch" usw. (s.
unter vapor) gehSrt, vom scharfen Hauch, Geruch der Pflanze, wie
allenfalls dhtm (Schrader bei Hehn Kulturpfl.^ 203); damit ware
allerdings der Vergieich von mir. cainnenUy cymr. cenin, acorn.
kennifif bret. kiHen „Zwiebel" als* kapn- mit xduia nicht zu vereinen.
cera „Vi^achs": von Gurtius 149, Vanicek 57 als urverwandt
betrachtet mit gr. Kr\p6(; ^Wachs", Krjpi'ov „Wabe, Wabenhonig", lit.
Jwrps „ Wabenhonig, Honigscheibe der Bienen", lett. kdrites ,,Bienen-
cerasus — cerebram, 155
zellen mil Honig'', wozu nach Zubaty A. f. sL Phil XVI, 411 auch
polii. skarkyk „der VorstoS im Bienenstock'',
Da dor. Kap6(; (Pick IS 378) nach Osthoff Par. I, 18 f., Her-
werden Lex. graec. suppl: nicht geniigend gesichert ist, beweist es
nicht fur Entlehnung des lat. Wortes aus dem Griech., luid es
bestiinde dann gegeniiber den bait •-si. Worten Ablaut a : e (Kretsch-
mer KZ, XXXI, 411). Endgultig widerlegt ist aber eine idg.
Gdf. "^qdro- nicht, indem Kr^po? aufierhalb des Jon.-Att. Lehnwort
aus dieser Dialektgruppe sein kann, so daS (vgL Fick BB. II, 196^
Saalfeld) lat. cera als griech. Lehnwort gesichert ware. Letzteres
steht auch vom lat. Standpunkte aus fest, wenn altes cer-
durch lat. *cgr- (caer-) vertreten ist (s. unter caelum). — Un*
natiirlich ist Osthoffs Trennung des lat.-gr. Wortes, das er als
^gewachsenes"" (: ^Wachs'') zu creo, cresco niit der Ablautstufe
von procerus^ sincerus stellt^ von den balt.-sL, die entweder zu
lit. kdrti „hangen^ oder zu lit. kurti ^bauen'' gehSren sollen.
cerasus ^Kirschbaum^, cerasum ^Kirsche'*: aus gr. Kepa<5o<;
^Kirschbaum", das als kleinasiatisches Wort wahrscheinhch nach
Gurtius 147, Schrader bei Hehn Kulturpfl.^ 391 ff., 400 zur Sippe
von cornus gehSrt. Ahd, kirsa, nhd. Kirsche aus rornan. ^ceresia
(vgL gr. Kepdmov „ Kirsche^ usw.; Kluge Wb.^ 206 f.).
cerceris ^ein im Wasser und auf dem Lande lebender VogeP:
nur Varr. 1. 1. 11, 79, wo als gr. Wort angefiihrt. Anklingende,
wohl durchaus schallnachahmende Vogelnamen wie K^pKaH' idpac
sind unter querquedula erwahnt.
cerdo ^gemeiner Handwerksmann": entlehnt aus gr. Kepbuuv
^Gharaktername fur den profitwiitigen Banausen" (Fick GGA. 1894,
239; Weise, Saalfeld); kaum urverwandt damit, sowie mit K^pbo^
^Gewinn, VorteiP, K€pba\€0<; ^schlau'' usw., air. cerd „Kunst, Hand-
werk", cerd ^aerarius, figulus, poeta", cymr. cerdd „musica"'
(Gurtius 155; Schrader KZ. XXX, 474 unter nicht uberzeugender
Ankniipfung an cor „Herz^ als Sitz des Verstandes).
cerea „ein in Spanien libliches Getrank aus Getreide'' (Plin.):
wohl kelt., VgL cervlsia (Holder I, 675).
cerebrum „Geliirn": aus "^ceras-ro-m (Gurtius 143, J. Schmidt PL
364 ff. usAV.), VgL ai. Qirah n. „Kopf, Spitze'' (s. zur Form neuestens
Hirt IF. XXI, 170 f.), (^irsdn- ^Kopf (g. qlrsndhy abL glrsatdh)^
av. sard {sarah-) ^Haupt Kopf" ; gr. Kapdpa „Kopf" Hes. (als "^Kapao-pa
mit cerebrum in der Bildung nachst verwandt, Thurneysen Thes.)^
Kipac; „Horn'', Kap (*Kap<; nach Ehrlich KZ* XXXIX, 556), Kdpa^
Kdpavov (*Kapaa-vov), jon. xdpr); Kdpi-jvov (tiber diese Formen
s. Brugmann IF. XVIII, 428 ff.) ,Haupt, Kopf% exKapoc;, iTKpoc
„Gehirn**, Kpdviov ^Hirnschale^, jon. Kprjbeiuvov ^Kopfbinde^, Kopax)
^Schlafe, Haupt^'^ ahd. Jiirni^ aisl. hiarne „Hirn'', aisl. hiarse „Kopf-
wirbel, ScheiteP (auch aisL huern „die beiden bootformigen weiSen
Knochen im Fischgehirn'', nach v. d. Osten-Sacken IF. XXII, 319
mit hU' statt 7^- nach [got.] Ivatrnei, s. u., und als herzn- nahe zu
gr. K^pvai, K^pva pL ^die beiden Hervorragungen an den Knochen-
fortsetzungen der RuckenwirbeP), arm. sar „H5he, Gipfel, Abhang""
(Hiibschmann Arm. Stud. I, 49), bret, kern ^KopfwirbeP (Fick II '^^
81; anders Henry Lex. bret. 64; s. noch v. d. Osten-Sacken a. a. 0.
154 Geres — cerno,
322 f. uber andere kelt» ce^m) und viele andre Worte, vgL bes,
eernuus (^^cersnuos)^ cornUj cervtiSy cerv%Xy wohl auch crahro.
Lit, bei Gurtius 142, VaniCek 68, Zupitza Gutt. 185 usw. — Wz*
wohl nach Fick I^, 423 "^ker- „m die HShe ragen, starren", so da6
auch die unter crmis (das aber selber fernzubleiben hat) erwahnten
Worte fiir „Borste, rauh" angeschlossen werden kSnnen; fiir ^Haupt''
dient vorzugsweise (nicht ausschliefilich trotz Ehrlich KZ, XXXVII,
83 ft) ein -es-^ -95-Stamm davon. — Fernzuhalten ist got. Jvairnei
^Hirnschale^ usw*, s* Zupitza Gutt. 57 f. und unter cortina.
Ceres^ -^m „G5ttin der fruchttragenden Erde" (Geschichte der
Etymologisierungsversuche bei Osthoff Par. I, 26 ff,): o. Kerri
^Gereri", herriiuiy kerriiai „Gereali*^, u. 'Serfie ds., paL Gerria
ds., marr, Cerie, urit "^heres- (Bugge KZ. XXII, 423 ff.)* — Weitere
Ankniipfung ist nach zwei Seiten moglich:
1. als ^Wachstum'' zu ere are: „ Ceres a creando" Serv. zu
Verg. Georg. 1, 7, Gorssen P, 473 f.^ VaniCek 51, Gurtius 154 f.,
Osthoff a. a. 0., vgl. bes. den Gotternamen Cerus.
2. als Personifikation der Nahrung, Sattigung zu lit. szerti
^fiittern^, paszaras „Futter**, szermenys pi. ^Begrabnismahl"^ gr.
KOp^vvujui ^sattige'^, K6poq „ Sattigung", 0. carta ^Brot^, karanter
„vescuntur'', vielleicht auch ahd. hirsiy Mr so „Hirse^ (das nicht zu
cirrus); Bugge Ait. St. 45 ff., weitere Lit. bei Osthoff a. a. 0. und
Y. Planta I, 328 f.
Durchschlagende Grunde fiir die erstere Ansicht auch bei Ost-
hoff a. a. 0. nicht. Im letzten Grunde ist wohl ^Jcer- ^wachsen'^ =
"^Jcer- ^nahren"", vgL alo „wachsen^ und ^nahren".
cernOj -ere ,,sichten, scheiden; deutlich wahrnehmen, erkennen'' :
aus ^crinoy vgL gr. Kpi'vui (*KpiVj[u)) ^scheide, unterscheide, ent-
scheide", Kpiaiq „Entscheidang", biaKpibov ^abgesondert'', lat. eerftis
^geschieden, entschieden, sicher, gewifi" = gr. icpiTOc;; beruhen
auf einer Wzform ^{s)q{e)re(i)' ^sondern, scheiden'', deren stark ere
Ablautform im pf. cre-vi (danach auch cretum, vgl. Pedersen
IF, II, 315), in excrementum ^Ausscheidung'' (vgl. zur Bed. ai.
apa-y ava-skara-h ^Exkremente"), und gr. Kpriff^pa ^feines Sieb'^
vorliegt; dazu lat. crlhrum „Sieb, Durchschlag'' (ital.-dial. crefrat
= crihraty Lowe Prodr. 421) aus ^qreidhrom (wegen crefrat kaum
^qr%dhrom)y air. cruUhary acymr. criiitry corn, croider^ mbret. croezry
nbret. kroner „Sieb" {^qrEitrom)y ags. hrtdder, hrlddel ^Sieb**, ahd.
Titer a, nhd, Reiter „grobes Sieb'' i^qrgi- oder ^qr%-dhrom; wegen
lett. kretulis ^Sieb'' zu lit. kreeziu ^schiitte, schiittle" denkt allerdings
Zupitza Gutt. 125 f. an Zugehorigkeit dieser Siebnamen vielmehr zu
grm. hrisjan ^schtitteln'^, s. lat. crmis \ dies ist wenig wahrscheinhch
wegen der Unbelegtheit einer einfachern WzL "^krei- neben "^kreis-,
sowie wegen des nach Kluge PBrB. VIII, 525 ebenfalls hierher-
gehorigen got. hrainsy ahd. usw. hreini „rein^, nhd. rei^iy das im
Rheinfrank. und Schweizerischen auch ^fein gemahlen, gesiebt^ be-
deutet; ^gesiebt'^ und ^rein'^ vereinigen sich wenigstens unmittel-
barer aufGrund eines Begriffes ^scheiden, sichten"" als ^schiitteln^l
Ygl. Gurtius 156, VaniCek 312 f.
Kaum hierher gr. Kaip6^ „Zeitpunkt, Zeif" (Persson Wzerw.
107, Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1900, 410 a 1, wonach aus
ceriiuus — certo. 155
*Kpaip6? dissimiliert, urspr. entweder ^Entscheidungspunkt",
vgl. lat. discrimen ds., oder ^Zeitabschnitt", vgl. aisl. hrld
,Zeitabschnitt, Weile"), woriiber neuerdings anders Bragmann
IF. XVIII; 145 fif. — Wz. *{s)qerei- ist Erweiterung von *sqer-
^trennen, scheiden, schneiden" in caro usw. ; zu cerno, Kpiviu
der Gerichtssprache vgl. mir. cer't ^Recht" von *{s)qer-.
cermms, cernnlus ^Gaukler, der Purzelbaume macht, Rad
schlagt u. dgl., kopfuber oder vorntiberhin sich iiberschlagend": zur
Sippe"^ von cerebrum (VaniCek 68, Gurtius 142 f.); am nachsten
liegt KepaviSm* KoXufApfiaai; KupiarfjCJai und KpaviHar ^irl KecpaXriv
anro^f)iilJai Hes. (Doderlein Syn. VI, 60 f., Thurneysen GGA. 1907,
804); nach Thurneysen gehn die lat. Worte vielleicht auf die
Sprache der griech. Jongleure zuriick.
cemuus „Schuli ohne Sohle, Gamasche" (Lncil. 129, 703, s.
Marx zur Stelle; Isid., Paul. Fest. 38ThdP.): wenn die Bed.-Angabe
nicht auf einem Mifeverstandnis des Lucilius- Verses beruht, wohl
als „auf den Kopf gestelller, die Offnung nach unten habender
Schuh" mit dem vorigen identisch; ein zu carimciilum gehSriges
kelt. Wort (Vokalismus !) ist darin keinesfalls zu suchen.
cerritus ^verruckt": nach Vanifiek 52, Osthoff Par. I, 30 AId-
leitung von Ceres (kaum vom Erdgeist Cerus, selbst wenn dieser
eigentlich Cerrus sein sollte) „von der Geres besessen", vgl. lym-
2)hatus, Idruatus, und bes. den Gegensatz num laruatus aut cei^ritust
„ist er von Larven oder der Ceres besessen?", ferner die Glosse
Ar^^riTpioXnTTTO? • cererosus (s. Schulze Eigenn. 467, wo audi das
Gentilicium Cerrmius).
Also nicht nach Fick KZ. XVIII, 415 zu lit. shersas ,quer,
schielend", pr. hirscha, Tcerscha ^tiber", ab. cresh, r. 6erezh
„ ultra % gr. i-xvi&paxoc;, ^m-Kdpmo? „schrag, schief, Kdpcriov
irXdYiov Hes. {vgl. zum Lautlichen Brugmann Grdr. 1 2, 786,
anders Pedersen IF. V, 54), wozu nir. gal. cearr „querk5pfig,
verkehrt" (Strachan IF. II, 369), arm. xef „querkopfig, wider-
spenstig, stOrrisch" (? Bugge IF. I, 446 ; die Bed. ware allerdings
trotz Hubschmann I A. X, 47 nicht unvereinbar).
c err ones leves et ineptif a cratibus dicti, quod Si-cuU adversus
Athenienses cratibus pro scutis sunt usi, qtias G-raeci Y^AAa^ appel-
lant Paul. Fest. 28 ThdP.: s. C. 0. Muller zur Stelle (40 M.), der
wegen der Ahnlichkeit der Stelle mit Varro 1. 1. 7, 55 wohl mit
Becht vermutet, daS damit das plautin. congerro gemeint sei; s. auch
Thurneysen GGA. 1907, 804.
cerrus ^dieCerreiche": wahrscheinlich nach Fick I'^, 386, Thurn-
eysen Thes. zu ir. cerr ^distortus" (s. unter cerritus), — Kaum
aus ^q^risos {tiber *crizos, *cerzos), zu gr. iTpivO(; (sei ^q^ris-no-s)
^Steineiche" (Ehrlich KZ. XL, 374 f.; weitere Anknupfung s. unter
cornus, das aber nicht nach Vanicek 55 selbst verwandt ist), da
*q^risnos wohl gr. *q)pivo<; ergeben hatte.
certo, -are „kampfen, streiten": von eertus „entschieden
usw." (s. cerno), also „streitend entscheiden", vgl. lat, decernere
u. a. „eine kiiegerische Entscheidung herbeifiihren, streiten", gr.
Kpivecfdai ^streiten" (Gurtius 156, VaniCek 313).
156 certus — cestns.
Es liegt keine Veranlassung vor, an Einiiiischung eines dem
lit, hertii „haue scharf^ (s, careo^ cena) entsprechenden Verbums
2a denken.
certas: s. cemo.
cerYes(i)a5 cervlsia „eine Art Bier\- galL; vgL Holder I, 995 ff-
und Thes. m. Lit.; s. aiich cere a.
ceryiXj -Ids „der Nacken^ das Genick": ^cers-mc-s; vgL cere-
brum^ cermius. Die zweite Silbe ist eher ein Zusammensetzungs-
glied als ein Suffix; vermutlich nach Breal MsL VII; 190f. (VaniCek
256) zu vincire ^binden'', vgL bes. daS gewohnlich (und ursprgL)
der Plural cernces erscheint {den sg. gebrauchte zuerst Hortensius^
nach Varro 1. L 10^ 78), also „die Kopfbander, die den Kopf mit
dem Rumpfe verbindenden Muskeln''. Oder ^cers-m-cos (kauni
'^cers-u% woraus uVc-s nach datrlx aus "^datrt) ^Kopfwender", zu
viere? Gegen eine ganz abweichende Erklarung Burys s. Zupitza
Gutt 50.
Cerus manus ^creator bonus ^^ (Paul. Fest., Varro): zu creare
(Vanieek 51, Gurtius 154 f.). Sehr unsicher ist die Vermutung v.
Plantas I, 486 (nach friiheren) und Osthoffs Par. I, 30, daS Cerus
nur altlat. Schreibung fiir Cerrus sei und daher den 8-St. von Cerea
enthalte.
ceriissa „weiSe Schminke, Bleiweifs"^: aus gr. ^^Kr]p6eaaa^ ursprgL
^wachsern" (Saalfeld und bes. Stovvasser Progr. d. Franz-Josef-Gymn.
V^^ien 1891).
cerviis ^Hirsch": beruht auf einer Vl^zform ^kerdHi- ,,Horn (am
Kopfe)" (woneben '"^Jcoren-y s. cornu)^ vgL ahd. hiru^^ aisL Mgrtr^ ags.
heorot ^Hirsch^' (dazu nach Johansson KZ. XXX, 347 auch aisL
hrutr ^Widder''), gr. Kepa{J')6<; „gehornt'' (anderer Bildung ist Kepac
^Horn^), cymr. carta^ corn, cartm, carow^ ]3ret. carte ^Hirsch^' (Gdf.
^h^uo- nach Strachan Rev. celt. XXVIII, 203); lit. Mrve „Kuh% pr*
kurwis ^Ochse^'; ab. krava^ r. kordva „Kuh" (mit q statt k infolge
uralter Entiehnung aus dem centum-Gebiet? Dagegen k in:) apr,
sirwis ^Reh'', ab. sr^na „Reh'' (trotz Berneker Pr. Spr. 320); av.
sm-, srva- ^Horn, NageP, srvara- ^gehSrnt^ (Gurtius 147, VaniCek 68),
air. cru „Huf'' (Fick II, 79); vgL auch gr. K6pubo? ^Haubenlerche''^
Kopui; ^Helm", Kopucpr] ^GipfeP usw. (Prellwitz Gr. Wh. s. v. Kopu-
5o<;), die auf der ursprgL Bed. unserer Sippe ^emporragendes"^
beruhn; „Horn" ist also nicht als das „am Kopfe beflndliche'' be-
nannt, sondern geht ebenso wie die Bed. „Haupt^^ von cerebrum
usw. direkt auf die Bed. ^ragen"^ der Wz. ^ker- zuriick. Mit an-
derem Suffix vgl. in der Bed. ^gehOrntes Tier" noch gr. Kdpvo(; ^Schaf*^
Hes., ahd. {h)rmdy ags. hryder ^Rind'' (z. B. Gurtius a. a.- O.^
Gharpentier KZ, XL, 431), gr. Kplot; ,Widder" {G. Meyer BB. V, 240),
aisL hreinriy ags. hrdn ^Renntier" (s. bes. Wiedemann BB. XXVIII^
33 f.). VgL noch : Danielsson Gramm. und et. Stud. I, 30, J. Schmidt
PL 363 ff. und bes. 373, Krit. 36, Osthoft* Par.; I, 296, Zupitza
Gutt 116 f.
cespitat: s. ca espies.
cessOj -are „zuruckbleiben, saumen^ : Frequentativ zu cg(^o,
Gdf. '^cezdso.
cestns: s. caestus.
ceterus — cibus. 157
ceterug „der andere oder ubrige'': vielleicht nach Brugmann IF,
YI, 87 L aus "^eei- oder *c#- (Loc. oder Instr^ zum Pronominalst. *^o-,
s. ce; hier mit der Bedeutung eines vorgesetzten Artikels?) + ^etero-
^anderer^ in u. etro- ^anderer", Etruria etwa „Fremdland, Elsafi*'
(Corssen KZ. Ill, 272 ff., Voc, IP, 537; anders^ Deecke-Pauli Etr.
Fo, 11. St. Ill, 18), ab. jeten (s. anch Meillet Et. 406) ^quidani'';
alb. jdtere „anderer^ (G. Meyer Alb, Wb. 162), Komparativ zum
Pron.-St. ejo- in e-quidem. — Eher aber steckt im ersten Gliede ein
-^'cae = gr, Kai {s. audi unter ceu)^ so da6 ^cae-eterl eigentlich „und
die andern'^
Nicht nach Johansson BB. XV, 313 aus ce (gr. Kf|, ceii) +
Komparativsuffix -tero. — tjber das SchlufegUed von cetero-qm,
-quln s. unter alioqul.
cetra: s, caetra.
ceu „gleichwie, ganz wie'': vielleicht aus ^cei-ue oder "^ce-ue;
s. dann das erste Glied unter ceteriy-ve = ai, {i-)va „wie, gleichsam''
(Havet Melanges Renier 1886, 370 f.), identisch mit ^u§ ^oder** in
lat ve, gr. f]{J^)i ^oder'', ai. vd ^oder*" (VaniCek 257, Brugmann
IF. VI, 87 f., Horton-Smith BB. XXII, 192). Eher aber ist das erste
Glied nach Wackernagel bei Niedermann lA, XVIII, 76 identisch
mit gr. Km, so da& ^kai-ue „wie auch'^ mit e aus a^' wie in prehendo;
dafiir spricht, da6 ein dem gr. Ka{ entsprechendes Woxl audi fur
ceteri die nattirlichste Erklarung bietet.
ceveo, -ere ,,wackehi (mit dem Hintern beim Beischlaf); wie
ein wedelnder Hund schmeicheln^: nach W. Meyer KZ. XXVIII,
173 zu ab. Jcyti^ hyvati ^wackeln, schiitteln** ; die Doppelbedeutung
des slay* Wortes la6t auch VaniSeks 318 Heranziehung von ahd.
scutten^ as. shuddian ^schiitteln*^, ahd. sctitilon ^schiitteln'' als m5g-
lich erscheinen, wozu lit. huteti ^aufriitteln'', aisl. kossa „schutteln,
schleudern'^ (Zupitza Gutt. 56; 121; oder letztere nach Ehrismann
PBrB. XVIII, 232 zu quatio?).
Unwahrscheinlich ist Zugehorigkeit von ceveo als ^kieueio
(Sommer Hdb. 222) zu ai. cydvate ^regt sich, geht fort" usw.,
s, cieo (W. Meyer a. a. 0.).
cibus „Speise (fur Mensch und Tier)*': u. hehu abl. ^cibo"
(v. Planta I, 367 mit Lit.), das aber der Entlehnung aus dem Lat.
verdachtig ist. Vielleicht nach Osthoff Par. I, 7 a 1 (teilweise schon
Hirt Abl. 107) zu einer Wz. *6^a(j> ^essen** {% allerdings bisher
nur wegen cibus angesetzt, s. Thurneysen GGA. 1907, 797; doch
vgl. ab. seno unter fenum) in ai. gigdU „teilt mit, bewirtet" (wenn
von Qigati ^wetzt, scharff^ zu trennen), gitd-h „bewirtet^, agndti
^ifit'', av. hahrh-dso „Hiihnerfresser, Geier'', wozu aisl. seja „mit
den Pferden ruhen und sie mittlerweile weiden lassen'' aus ^ahjan,
nisi. usw. offn „Aas, Lockspeise fiir Fisch** (Falk-Torp s. v.,
V. Blankenstein IF. XXIII, 133), und gr. kujiho<; ^Festschmaus,
frohliches Gelage'^ (Prellwitz s. v., Osthoff a. a. 0.; unwahrscheinlich
Meillet Mem. soc. lingu. IX, 146; Zusammengehorigkeit mit Kuuimr]
j^Dorf'', s. unter civis^ ist trotz Bezzenberger BB. XXVII, 168 f. nicht
notwendig), air. eaithim ^verzehre^ (? Fick 11^, 64), ahd. as. fehon
^verzehren, essen'' (wenn aus ^pi-ehony Sutterlin PBrB. XVIII, 260;
nicht liberzeugend Wiedemann BB. XXX, 211: zu niKpot;; inngo),
158 cicada — cicDnia,
arm. san „ alumnus, ZSgling^, -stm (in Zusaramensetzungen) ^ge-
nahrt" (Osthoff a. a. 0.)* Ital. Grdt ware ^ki-hho-y u. kehu also
dann entlehnt.
AnschlieSend an Paul. Fest. 30 ThdP. ,,cihiis a2^2:^eUatur ex
Graeco^ quod illi peram^ in qua cibtim recondunty cibisim appellant"^
erwagt Thurneysen Zusammenhang mlt gr. Ki^iaK; „Ranzen''; Kipu;-
t6(;^ Kipoc TiKiste, Lade*' (aus dem Semit., s. Prellwitz s. v.), so dafi
die Anwendung auf das Futter der Tiere sekundar ware,
cihus nicht nach Zupitza Gutt, 32 a als "^hehos zu ahd. habaroy
aschw. hafre^ nhd. Hafer {^kop-); s. iiber Hafer zuletzt Charpentier
KZ. XL, 436 f.).
cicada 5,Gikade, Baumgrille'^: schallnachahmend. — An redup],
^ci'Cdla (: caldrey mit d ftir — im Roman, begegnendes — I wie
in adeps) denkt v. Ettmayer ZfromPh. XXXII, 725; aber caldre
hat a.
cicaro ^Bezeichnung eines Knaben, Liebling, Junge'' (Petr.):
wohl redupL Bildung zu cams (Zimmermann KZ. XXXVill, 502),
cicatrix ^Narbe, Schramme": vielleicht nach Fick KZ, XX, 400,
Wb. P, 22, 381 zu ai. kaca-h ^Narbe, Band'' (gewohnlich freilich
^Haupthaar''), hdncate „bindet^ usw. (s. cingo)^ so dafi auf Grund
eines '^cicdre aus "^cecdre „zusammenbinden, yernarben" zu einer
unnasaL Wzf. ^'qeq-^ die man z. T. auch in ceetoria sucht.
Nicht nach Wharton Et. lat. 19 zu cicur „zahm^' trotz
Varros 1. 1. VII, 91 : nulla res neque cicur are neque mederi
potis est.
cicer „Kichererbse^: vgl. arm. sisern ^Kichererbse'^ i^keiker-
Oder ^koiker-y do Lagarde Arm. Stud. 136); eine daraus sanskriti-
sierte Form nach Brunnhofer BB. XXVI, 108 in ai. gi^na RV. X,
33, 3, wenn „Erbse''. Neben diesen scheinbar redupL Formen mit
Reduplikationsvokal i^ el oder oi (Stolz HG. I, 441) steht gr. Kpio?
^Kichererbse"" (Curtius 144; allenfalls aus *KeKpi6? dissimiliert) und
(trotz Hirt BB. XXIV, 263) mit anderem Gutt. apr. keekers ^Erbse^
und (mit auffalliger Bedeutung) lit. keke ^Traube"", lett. kekkars
ds. (Fick P, 515).
Gerade die Gutturalverhaltnisse, die sich mit denen der nicht-
indogerm. Sippe von cannabis genau decken, deuten im Vereine
mit den formalen Schwierigkeiten darauf, dafi der Pflanzenname
aus einer nicht idg. Sprache Osteuropas stamme, mit einem
Guttural, der von den asiafc. satem-Stammen als ^ Palatal*^, von
den europaischen als „ Velar ^ aufgefafit wurde.
cicindela „Leuchtkaferchen, Ollampe^, cicendula „Lamp-
chen" : zu candeo (Vanifiek 309) als redupL Form: ^'cecend-, alter
^cecand- mit vortonigem a- aus ^ce-. Zur Bildung vgl. Brugmann
Grdr. II, 192 f. (teilweise abweichend Stolz HG. I, 194 m. Lit.).
cicirrus „Beiname eines Messius als zungenfertiger Streiter^
(Hor.), scherzhafte, schallnachahmende Bildung, etwa ^Kikeriki"',,
vgl. KiKippo<;- dXcKxpuibv (Thurneysen GGA. 1907, 804).
''cicoiiia^ praenest. (nach Plaut. True. 691) conia ^Storch*":
vielleicht zu cano (Vanifiek 48), mit der Ablautstufe von aisL hma
„Huhn'', hms ^Hiihner'', ahd. huon, nhd. Huhn (Noreen Ltl 45).
ciconia dann aus "^ce-conia; praen. conia eher daraus synkopiert
cicnr — cieo* 159
(Jordan Krit. Beitr. 12, 357, Sommer Hclb. 150), als iirsprgh redu-
plikationslos (Ernout MsL XIII, 308).
Nicht vorzuziehen scheint mir Forstemanns KZ, III, 52 und
Zimmers Ai Leben 430 Ankniipfung an ai, gaktmd-h „groSer VogeP,
gr. Ki)KVO(; ^Schwan" (letzteres wohl vielraehr als „der weiSe'^ zu
ai. gocati ^glanzt", guci-k ,,glanzend, weiS", Wood Am. J. of Phil.
XXI, 179); zu gakundh wohl nach Fick I^^ 45, 425 auch ah. sokoh
^Falke'', so dafi lit. saJmlas Lehnwort ware (anders Pogodin [lA.
XXI, 103]: sok' zu seqtior; arm, sag ^Gans'' nicht nach Scheftelowitz
BB. XXVIII; 284 hierher, sondern aus ^kaua „Schreierin% vgl. ab.
sova unter cavannuSy Liden Arm. St. 80 ft, 133).
cicnr ^zahm'^: wohl aus ^cecuros = ai. gakura-h ,,2ahm" (Hirt
BB. XXIV, 232).
Havets Rev. de Phil. XV, 64 (s. auch Ernout :^1. dial. lat. 135)
Messung amr, um derentwillen in der 1. Aufl. eine Gdf. ^'ewicuros^
etwa „heimisch (zivilisiert) gemaclif (zu clvis) vermutet wurde
(wobei das Suffix unklar blieb), ist nicht geniigend begriindet (s.
Ribbeck Trag. Rom. fragm. 3. ed. Pacuvius Incert. 24—26).
Weder cingo (Bersu Gutt. 170), noch cicatrix und cicuta sind
verwandt.
cicuta ,,Schierling, Wasserschierling; Rohrfi5te'' : nicht nach
Bezzenberger BB. IV, 353, VaniSek 66 zu chur ^sanft'' wegen der
besanftigenden Wirkung, die der Pflanze, in geringen Mengen ge-
nossen, zugeschrieben wurde, Auch nicht zu gr. koivo^; „ Kegel "^
usw. (Prellwitz Gr. Wb. 171).
Eher vielleicht als redupl. Bildung zu c antes ,,spitzer Pels'",.
von den schmalen lineal-lanzetten spitzgezahnten Abschnitten
der fiederschnittigen Blatter (s. auch Lehmann KZ. XLI, 394); da
aber wohl cotes die altere und echte Lautform von caivtes darstellt,.
miiMe das it von cicuta dabei auf dialektischer Lautgebung beruhen.
cieOj ciere und cio, clre „in Bewegung setzen, rege machen,
week en'': gr. kioj „gehe'', Klveuu „setze in Bewegung, treibe", ki'vu-
lum „bewege mich'', hom. ^kiov usw., 6vo-K{-vbio<; ^Eselstreiber"^
KivbaS ^beweglich*", |a€T€Kl'ade „er folgte nach"; corn. bret. ke
^geh" (Gurtius 149, Vanieek65, Fick II 4, 75); got. haitan^ ahd. usw.
heigan „befehlen, antreiben; dann auch mit Namen nennen'' (Brug-
mann IF. VI, 94 m. Lit., Hoffmann r^pa<; 40 f.; Bedeutungsentwicklung
wie in gr. KeXXui ^bewege** : KdXo|aai „treibe an, fordere auf, rufe
an, rufe beim Namen, nenne''; anders fiber haitan Zupitza Gutt, 105;
Zweifel wegen des germ, ai bei Uhlenbeck Tijdschr. v. Ned. Taal-
en Letterk. XXV, 273); moglicherweise nach Kluge Grdr. I^ 434,
Glotta II, 55 auch ahd. hi-r-Hh ^eilig" und ags. higian ^eilen*^
(sei redupl. ^kt-kai-mi),
W^zerweiterun gen in ai. cS-stati „regt sich, ist geschaftig, treibf^
(Uhlenbeck Ai* Wb. s. v.) und in gr. aeiiuu „bewege heftig,.
scheuche, treibe weg, schleudere'', ^crauTO „eilte", ai. cydvate
„regt sich, geht fort, entfernt sich'', by. syav- „sich in Bewegung^
setzen", arm. eu ^Autl^ruch" (idg. ^qi-eu-y woneben nasal-infigie-
rendes ^ql-n-eu- in den obgenannten kcv^uu, Kt'vu|aai; Ebel KZ. I,
300 f. u. Pedersen IF* II, 311a 1, wo auch fiber andere An-
160 cignus — cimex.
kiiiipfungsversuche aus dem Ind.). — Cieo usw, nicht zu catuSy
cos (^scharfen'': „anspornen", Curtius 149, Vanicek 65, Johansson
de der. verb. 122), — Hierher lat, citus „(in Bewegung gesetzt,)
rasch, schnelP, citdrg ^in Bewegung setzen, kommen lassen^,
solli-cittis „ganz, stark bewegt, beunruhigf' usw.; s. auch
eUlo, etiuctus.
cigims ^ein M.a&^ {— 8 scrupuli): spates Wort, daher der Ent-
iehnung dringend verdachtig und nicht zu cectoria s. d,
cilium „Augenlid, bes. das untere", siipercilium ^oberes
Augenlid'': aus ^'celtom „das verhuUende'^, zu celdre. Dazu mit
Ablaut gr. kuXov wenn ^Augenhd'' (nach andern alierdings ^Ver-
tiefung unterm Auge'', ygl. Gorssen P, 462 f.; in letzterem Falle
vielmehr zu cavtis). Auch cilmm aus ^ctilmn zu erklaren, scheitert
an der Bewahrung von tc in mulier (Sommer IF. XI, 328); i statt
li auch kaum aus dem Komp. siipercilium.
cillo, -ere „bewegen, von einer wippenden, schwingenden Hin-
und Herbewegung'' : dafe das nur bei der Erklarung von oscillare
<und ftircillae) belegte Wort hloSe Gramraatikererfindung sei^ ver-
mutet Funck AflL. IV, 244, Niedermann e und ^ 63 ff.; oscillare
sei zunachst mit os '^cellere erklart worden und letzteres dem i von
oscillare zuhebe in ^^cillere geandert worden. — Sollte das Wort
-echt sein, so verhielte sich cillere zu oscillare wie pell ere zu com-
pelldre u. dergl., und es lage Verwandtschaft mit cieo nahe, ohne
dafi die Bildung klar ware. Fiir ein idg, '^qil{no) ware das mit lit,
Mle^ hyUy lett. zelatva ^Bachstelze^ (Prellwitz Gr. Wb.^ 148, 2 223)
zvi verbindende gr. Ki\\oupo<;* 0eiaoTriJTk Hes. (Frdhde BB. Ill, 306)
als „Schwanzwipperin'' eine ganz"" problematische Sttitze, zumal es
liochst unsicher ist, ob auch in lat. motacilla ein cillo zu suchen
*sei; ai. khelati ^schwankt'' (Frohde a. a. 0.) bleibt besser fern.
Gr. TiWu) „zupfe, zerre'' (Fick BB. XVI, 283) liegt in Laut
und Bed. feme; ebenso gr. k^Wov 0Tp€pX6v, ixXd-jiov Hes. und
die librige Sippe von scelus trotz Fortunatov BB. VI, 219, Jo-
hansson FBrB. XIV, 296 (s. claudtcs, coluber).
cilo (cillo^ ^?) „jemand mit schmalem Kopfe und vortretender
Stirne, cui hoc contingit in partu'' (Gramm.): unerklart. Ankhngende
etrusk. Nam en bei Schulze Eigennamen 149. — Nicht als ^hiq{hysld
odor ^keiq{h)sld ^Spitzkopf zu ai. gikhd ^Spitze*' (auch „Haar-
biischel*' u. dgL, s. cincinnus)^ gihhard-h ^spitzig, zackig'^, m.
„Spitze, Gipfel; Zinne'', qehhara-h ^Gipfel usw/, wozu nach Horn
Np. Et. 168 np. sex ^Bratspiefi^j'baL 6^/^, si „Bratspie6, Ladstock''.
Bersus (Gutt. 181) Ankntipfung an cos^ catus ist auch mor-
pliologisch unwahrscheinlich.
cimex, 4cis ^Wanze'': am ehesten nach Prellwitz BB. XXX, 176
als '^cim-oqs ^von braunem Aussehen" zu ai. gydma-h „schwarzgrau,
;schwarzgrun, schwarz^ (auch gr. Ki|uujv?), gydvd-h ^braun, dunkel''
usw. (s. unter caelum) ; das zweite Glied ist aber wegen atroxj ferox
<Dehnstufe!) eher als suffixal bezw. als Nachbildung bes. von culex
2u fassen.
Nicht wahrscheinlicher als Bettungeziefer zu ^^kel-m-, s, cwis
(so 1. Aufl.). — Unannehmbar Fay Glass. Quart. I, 281.
cimussa — cinis. 161
»
cimussa (eher simussa nach Stowasser Progr, Franz-Josef-
Qynm. Wien 1891, S. XXVII? Sonst vgL Keller Volksei 67) ,Blei-
weife'' (Gloss.): aiis gr. xjJiiniLjdiov, ipi|i)Li<)^xov (Weise, Saalfeld); bei
Plin. ]j$imithiiim.
cimnssa j^a^xpa^ (Gloss.): wohl griech,, doch Etymon unbe-
Icannt.
cincinnus ^gekrauseltes Haar, kunstliche Haarlocke*': aus gi\
KiKivvO(; ^Haarlocke''* Weitere Ankniipfung fehlt. Besteht Zusammen-
hang mit cinnus „tortio oris; nutus'' (s. cinmis „Mischtrank*)? —
Fernzuhaiten ist ai. gikhd ^Haarbiischel, Pfauenkamm'', gikhi „einen
Haarbusch tragend, Pfau, Komet, Feuer*' (Fick IP, 61, P, 46, 425
usw.), vveil ^Spitze, Gipfer' die altere Bed* ist, s. unter cilo. Ebenso
iihd. Hdher usw. (vgl. fiber dessen Sippe Osthofif BB, XIII, 415 ff.).
cingo, -ere ^giirten, giirtelartig umgeben'': u.^sihitu ^cinctos*",
ansihttu „*iiicinctos, d. h* non cinctos*" {z. B. v. Planta I, 327);
,^ehr wahrscheinlich welter zu ai. kdflcate ^bindet** (unbelegt), Jcdnct
^GiirteP, hancuha-h „ Panzer, Wamms, Mieder'^ {kawkana-h „Reif,
ringformiger Schmuck'' hierher oder zu cano7)\ lit. kinkau^ kinkyti
„Pferde anschirren'^ ; gr. kiykXi? ^Gitter'^, KOxoXa {^qnq-) ^Mauern'',
TroboKdK(K)r| ^FuSeisen'^; Wz, ^genq- „gurten, umgeben" (daneben
^qeq- in cectoria?'^); lat. cing- kaum von einer ursprgL Neben-
form "^qeng-^ sondern wohl Umbilduntg nach den Pras, wie mingo
usw, auf Grund des doppeldeutigen cinxi^ einctum (Vanifiek 46,
weitere Lit. bei Niedermann e und i 26) ; cancer, cancelli hat fern-
zubleiben. — cingo nicht als nasalierte Form zu Wz. Vcagh- „um-
fassen"" (s. cohtis), die trotz Fick P, 22, Prellwitz Gr. Wb. s. v. icd-
xa\a mit der vorigen nicht zu vereinigen ist.
Gegen Vergleichung mit gr. KOjupo^ ^Band, Schlinge*' u. dgl.
s. Zupitza Gutt. 22.
ciniflones ^ornatrices'' (s. bes. G. GL L. VI, 212): ob nach Schol.
:zu Hor. Serm, I, 2, 98 (einziger literar. Beleg) ^quod in cinerem
fiant ad ferrum calefaciendum^ ? Dafiir lait sich anfiihren, dafe die
Sklaven, die das Brenneisen in gluhender Asche heifi zu erhalten
hatten, auch cinerarii hie&en. — Kaum nur eine dieser Anschauung
entspringende volksetym. Umgestaltung eines gr. Wortes mit kikivvo*;
.als erstem Gliede (Keller Lat. Volkset. 102). Unannehmbar Fay
^Cl. Quart. I, 280.
ciuis^ -eris „ Asche ^ : wahrscheinlich zum flexivisch genau
istimmenden gr. k6vi<;, -loq „Staub'', KOvia-aaXo? ,,Staubwirbel*'
(Curtius 502, de Saussure Mem. 100; Suffix -^V; Danielsson Gramm.
und etym. St. I, 51, nicht -98-, Bartholomae BB. XVII, 113), und
weiter dann vielleicht nach Fick I^, 389, Prellwitz Gr. V7b. s. v. zu der
z. B. in ai. kiknasa-h „Schrot, Griefe" (auch khanati ^^grabf? av.
kan- ^graben" mit ursprunglicherem Anlaut? doch s. Bartholomae
Grdr. I, 8f.), gr. Kvfiv ^schaben, kratzen^ vorliegenden Wz, '^qen-
■i^^qn-es-y "^qn-e-). — Lautlich sei cims als '^k^'nis = Kovi? nach Meillet
I)e rad. meny vgl. ir. sain: lat. sine\ ?.
G. Meyer Alb. V^b. 152, Alb. Stud. Ill, 59 kniipft dagegen
unter Annahme eines ursprgl. Anlautes sk- an alb. hi (St, Mn-)
Walde, Etym. Worterbuch d. lat, Sprache. 2. Aufl. 11
162 cinnus.
„Asche" an, das vielleicht als ^gitihende Asclie'' waiter zu got.
slceinan ^leuchten'^ usw. (s, sciOy caelum^ scintilla) gehOreii
konnte (so fiber cinis auch van Helten PBrB. XX, 241).
cinnus „ein Mischtrank'' (lit» bei Arnob. zuerst belegt, doch
nach Non. 43 „apud veteres"): unsicherer Herkunft. Jedenfalls nicht
urverwandt mit gr. KUKeibv ^Mischtrank", KUKdoi „ruhre ein, niische'^
KOKri^pov „Ruhrkelle'S die von Bezzenberger BB, XXVII, 170,
Prellwitz^ s. v. mit lett, susla „ein mit Syrup siifi gemachtes Ge-
trank", lit. szcmhsztas ^Loffer, sziukszmes ^Geroll, Auskehricht''^
sziiiksztus ^mit Spreu oder Kleie gemischt^^ von andern (z. B. Va-
nicek 207) miter einer Auslauts variation k:g mit as. khdjati ^ruhrt
um", khaja-hy khajaka-h^ khaja „Rtthrstock, Butterstofiel, Loffer',
aisl. skaka „schiitteln, erschiittern**, skaka sfrokk ^buttern", ags.
sceacan ^schiitteln^ {s. auch Uhlenbeck Ai. Wb. 73) verbunden
werden (o-Wurzel, kuk- dann wie vOH; also cinnus niohi^LVLS^cegnos
herleitbar, das zudem "^cignus^ d. i. chmus^ ergeben hatte), Auch
Entlehnung aus kukeujv ist hSchst zweifelhaft; jedenfalls nicht nach
Keller Volksetym. 80 f. aus dem %QXi, KUKeilivo^' tlber ^ctieiomiSy
volksetymologisch "^concionus^ ^concinnus^ woraus cinnus losgeiost sei ;
auch kaum direkte Verstummelung von KUKeu;vo<; zu ^cicmcs^ cimms^
da tatsachlich cinnus. Letztere Lautung auch kaum durch EintluS
des gloss, cinnus ^tortio oris; inde dictus est cincinnus^ und c in mis
y^nutus^^ (itaL cenno)^ cinnavit ^innuit^ promisit^ (Loewe Prodr. 393f.,
C. GL L. VI, 213), die etymologisch trotz Fay CI. Quart. I, 279 f.
selbst dunkel sind (s. auch cincinnus). Auch nicht nach Niedermann
e und z 54 als ^centnos (ebenso concinnus aus ^concenfnos^ s. u.) zu
cento.
In Eechnung zu Ziehen ist auch concinnus „wohl zusammen-
gefugt, gefallig, harmonisch abgemessen^, concinndre „geh6rig
zurechtmachen", bei Naevius belL Pun. 42. L. MuUer ^rem hostium
concinnat"^ im Sinne von ^dissipat'' (G. GL L. VI, 249), „in Ver-
wirrung bringen" {concinnus also nicht etwa als „sich zusammen
neigend" mit cinnus ^Wink'' zu verbinden!), die nicht nach Fick
KZ. XXII, 378, BB. II, 196, Wh. 1\ 41 zu aisL hagr .geschickt^
usw. (s. die Sippe unter cohus) gehoren, welchenfalls ^concangnos
(doch sonst nirgends Nasal in dieser Wz. !) -nn- aus -ngn- nach unbe-
tontem Vokal (gegeniiber quini aus ^quincnoi) entwickelt haben
muJ&te{?); ebensowenig nach 1. Aufl. 136 als Vcetsnos zu gr. Koajao*;,,
oder nach Vanicek 67 als „zusammenfallend'' zu cado, was eher
den Sinn 5,gleich, identisch mit etwas'' ergabe; am ehesten nach
Nonius 43 und Thurneysen GGA. 1907, 804f, vora richtigen Mischen
des cinnus {concinnus also Riickbildung aus concinndre^ das bei
Naevius die Bed. „durcheinandermischen" zum Sinne von „pertur-
bare" entwickelt hat), so dafi sich fur die Etymologic von cinnus-.
daraus nichts ergibt. — Ganz anders Prellwitz KZ. XLI, 202 ff.
(ahnlich Fay a. a. 0.): dem „Zusammenfiigen, so dafi alle Telle zu-
sammenpassen"^ gehe das ^Zurechtschneiden" voran (auch vinum
concinnare = „Wein verschneiden^); daher concinnus als ^concidnos-
„zusammengeschnitten'' zu caedo, ebenso concinnat bei Naev. ^macht
nieder, vernichtet"; dafe cinnus ^Mischtrank" ein "^cidnos ^geschlagenes-
Getrank" (vgh etwa unser „Schnee schlagen'') sei; ist Prellwitz selbst
cippus — cirrus. 163
zweifelhaft; auch Riickbildung von cinnus aus concmnare (1. Aufl.
121) bliebe ganz fraglich.
-cippus „Pfalil, spitze Saule aus Holz oder Stein'': die Schreibung
ceip. (mars.-lat. Bronze vom Fucinersee) weist auf ^ aus ei; o.
Kiipiis (s, V. Planta I, 103, 192, 329) kann als Eigenname, der
ganz andern Ursprungs sein kann, dagegen nicht konkurrieren,
Wenn iiberhaupt idg., so vielleicht zu ai. gepa-h „penis% wozu mit
Anlaut sk- prakr. c7^^^a- „ penis'' (Johansson IF. Ill, 213); Anreihung
auch von lat. sclpio „Stab'', gr- 0Kl'TruLiv „Stab'' (Fick KZ. XX,
361 f., Vanicek 311) ist wegen deren altem % (: d[i]^ d[il s. unter
scaptis) bedenklich; eher hierher ai- gipM ^diinne Wurzel, Rute,
Rutenstreich" (Hirt BB. XXIV, 236, Uhlenbeck Ai. Wb. s. v,), das
ebenfalls auf kurzvokalisches *{s)keip' weist. — Dagegen gr.
0KOiTroc f\ ^Hoxn TiJbv HOXuiv, ^cp'' iliv eiaiv ol K^pajuoi Hes. („T6pfer-
scheibe''?) trotz Fick und Johansson a. a. 0. vielmehr zu ahd. sclha,
aisl. sMfa „Scheibe" (Uhlenbeck Ai. Wb. s. v. Qep>ah\ s. auch
unter dissipo), Wenig ilberzeugend sieht neuerdings Uhlenbeck
PBrB. XXVII, 131 eine Wz. Hqeib-, ""sqeip- ^spalten'' („Stock" und
^Scheibe" als ^gespaltenes'') in smpio, aKi'truDv, aKoinoq, ahd. sclba^
audi got. usw. sJcip^ ahd. scif, scef „Schiff'' {cipptcs und gepak
bleiben dabei aufier Rechnung) unter Berufung auf ab. scepiti,
cepiti ^spalten'', das aber vielmehr als ^{sjqaip- zu caespes gehort.
Abzulehnen Danielsson Ait. Stud- IV, 139 {cipptis zu caput).
circum ^ringsumher, ringsum; zu beiden Seiten usw/, adver-
bieller ace. zu circus^ im altlat. Sinne von cir cuius; circa Um-
bildung nach sup>rd^ extra^ wesentlich seit Cicero (WSlfflin AflL. V,
295 f., doch s. altere Belege bei Stowasser Wr. Stud- XXII, 120ff.;
zuerst G. L L. I, 198, 13 vom J. 122 v. Chr.). circiter ^beilaufig^
nach hreviter usw.; id-circo. — Verfehlt liber die Bildung von
circum^ gircd^ sowie von circuldri Stowasser a. a. 0. (vgl. gegen
letzteres auch Meyer-Liibke Z. f. 6. G. XLV, 36).
circus „Zirkellinie, Kreis in der Astronomic, bes. die (runde
Rennbahn": gr, KipKO<; „Kreis'' (gegen Entlehnung daraus macht die
Prap. circum sehr bedenklich), Kpixo^ ds. (Gurtius 158; mir. cercerm
^ Kreis ^, acymr. circhenny ncymr. cyrchyn^ corn, yn kerghen^ yn
Jcerghyn „umgebend, um''; Fick 11^, 79, stammen aus dem Lat., s.
Vendryes De bib. voc. 124, Loth Les mots lat. 157); u. Jcurglasiu
Name eines Monats, falls „ circulario '' (? ? *grg- oder ^qorq- ; z. B. v. Planta
I, 278). Gr. KipKoc, lat. circus enthalten altes i; eine Gdf. "^kerkos
(bezw. "^kerkros^ woraus Niedermann S und ^ 79 mit anderer Dissi-
milation auch cir cuius erklaren woUte) ist mir unglaublich. Mit
verschiedener Reduplikationsweise zur Sippe von curvus (Gurtius
a. a. 0., Vanicek 56 usw.); steht der Red.-Vokal von ^qir-q- in
naherem Zusammenhang mit der '^-Weiterbildung von ab. krivh
^krumm", lit. krewas ^gewunden''?
cirrus ^von Natur gelocktes Haar, Haarlocke; auch andere
Haarzotten, Schopfe, Fransen": unerklart. Eine Gdbed. ^BiischeP,
unter Verkniipfung mit ahd. hirsi^ hirso, nhd. Hirse (zweifelnd Kluge
Wb.^ s. v., doch s. unter Geres) ist schon an sich nicht glaublich.
Auch kaum wie circus zu curvus.
11*
164 cis — civis,
CIS „diesseits'^; citer^ -tra^ -trum ^diesseitig", citrd (Junge
Analogiebildung nacli extra^ intrdy zuerst G» J» L, I, 603, 5 vom
J* 58 V* Ghr.) ^diesseits''^ citrd ^hierher^: zum Pronominalst, ^M-
^dieser"^ in u. gimti^ simo „ad citima; retro'', give „citra'' (v.Plantal,
99), got. hi-mma „diesem", lit szls, ab. sh ^dieser'' usw., s. -ee; zu
citrd usw. vgL bes. got. hidre „hierher'^, ags. hider^ engl. hither
^hierher'', zu lat. citimus bes. (nach Franck, s. Brugmann lA.
XVIII, 9) ahd. hitnmum.
cisium „leichter, zweiraderiger Wagen": scheint gall. Ursprungs,
VgL Holder I, 1031.
cista „Kiste, Kasten": Entlehnung aus gr. Kiarr) ds. (Weise,
Saalfeld), trotz zahlreicher Ableitungen, worunter cistema ^unter-
irdischer Wasserbelialter, Zisterne" (Suffix nach caverna^ taherna; u.
cisterno ^cisterna'', v. Planta I, 341, II; 21, stammt sicher aus dem
Lat); das gr. Wort nicht zu lat. cUra ^Sorge", cUrdre „sorgen,
besorgen'' (als ursprgl. „verschliefien'', wie area: arced) nach v. Planta
a. a. 0, (noch anders Fick BB. II, 266), sondern eher zu gr. koiti<;
„Kastchen" (Prellwitz^s.v.), oder als^Geflecht' zu air. ainches ^fiscina"
(Fick IP, 12), cissil) ^tortis (crinibus)", cisse ^sporta'' (s. Thes. palaeohib.
I, p. 725).
citer^ citra: s. cis.
clto^ -are „(rege machen,) in Bewegung setzen^ Iierbeirufen^
vorladen" : von citus^ s. cieo.
citrus „der Zitronenbaum , orientalischer Lebensbaum '^ : aus
gr. Kebpo<; ds. (Saalfeld)^ mit Wandel von dr zu tr (Thurneysen KZ*
XXXII, 564 f.).
cltiis ^schnell, rasch": ptc. zu cieo.
fcTvis „Burger'': = o. ceics ^civis''; got. heiwafrauja ^Hausherr",
ahd. Mwo „Gatte^, hvwa^ Gattin*^ aisL hjun ^Ehegatten% ags. Mwan
pL „Hausgesinde'' (usw.^ s. Noreen Ltl. 21); ai. geva-h „traut,
freundlich, lieb, wert", gim-h ^vertraut, lieb, heilsam"; lett. sewa
^Weib", saime ^Gesinde'', lit', szeimynay apr. seimms ^Gesinde", ab.
semija ds., semh „ Person "" (Curtius 145, Yanicek 65, Fick I^ 42,
421 usw.; letzterer mit vielleicht richtiger Heranziehung auch von
aisl. hyrr „sanft^', ags. heorCj ahd. tm-hitiriy mhd. ge-hiure, nhd. ^^'•
heuer, ungeheuer^ ab. posiv^ 5,gutig, miW); air. coim^ cdem „hiibsch,
lieblich'', acymr. cum^ ncymr. cu „heb'^, acorn, abret. cum usw. ds.
(Windisch IF. Ill, 78 ft, Fick 11^ 75), arm. ^gr „Zuneigung, Liebe%
sirem „liebe^ (Scheftelowitz BB. XXVIII, 284). Gdbed. der Sippe
ist „sippenangeh6rig, daher vertraut, liebreich usw.^; ^7cei-u-y "^Jfei-m-
zu Wz. ^'kei- „iiegen'', z. B. in ai. gete^ av. saete, gr. Keixai „liegt";
ai. eat/ate^ ^ -ti ^liegt; ruht', gr. dj-Keavoc; = ai. d-gm/dna-h, gr.
Kokri ^ Lager" (: bret ajyud ^leichter Schlat' aus ^^are-coi-to-,
Loth Rev. celt. XXII^ 334), ' Koijuduj „bette, schlafere ein'', aisl. Md
„Lager desBaren"^, ags. hxman „beischlafen, heiraten'' (Gurtius 145,
VgL auch Uhlenbeck Got. u. Ai. Wb. unter heiwafrauja und gevah,
Zupitza Gutt. 49, 184); ^ansassig sein, Ansiedlung, Sippe, Gemeifi-
wesen'' bilden eine Begriffseinheit Von Wz. "^Jcei- „liegen" trennt
Hirt BB. XXIV, 286, Bezzenberger BB. XXVII, 168 eine Wz. *goi-
etwa „gesellen, sich scharen" in lit. hemas „Bauernhof", haimas
„Dorf% lett. zems „Dorf, Versammlungshaus der Herrnhuter'', apr.
clacendix — clades. 165
eaymis „Dorf^, lit. haimynas ^Nachbar'', havmene „HercIe" (die aber
der Entlehnung ans den flgdn, germ, Worten verdachtig sind,
V. Grienberger Wr. Sitz.-Ber- 142, VIII, 305; nach Bezzenberger audi
lit. Tcmkaras „ Horde, Haufe^, lett. ztku „truppweise''), got. haims
^Dorf, Flecken'^, aisL heimr „Wohiiung, Welf", pingheimr „die ganze
beim ping anwesende Versammlung'', ags. ham, 5hd. heim „Heim,
Wohnort'', gr. KUJjuri „Dorf'' und kuj|uio^ ^Festgelage'' (aber s. tiber
letzteres auch unter cibtis); doch konnten die germ. Worte auch auf
^kei' beruhen, so dafe dann alles auf die Lange von KUijuri an-
kommt. — Eine dritte bedeutungsverwandte Wz. siehe unter quies.
clacendix oder claxendix, -ids (Plaut. Vid. fr. VII, p. 22
Stud, und darauf bezugliche Glossen), nach Stowasser Z. f, 5. G.
XLI, 200 f. nicht „Musehel'', sondern ^Siegelring, gefafeter Stein''
(auch ^ genus conchae'' bei Paul. Fest. 32 ThdP. kann dasselbe
meinen), wohl aus calx endix [endo -\- jacio) ^eingesetzter Stein'';
wenn clacendix die richtige Form ist, so entweder aus den casus
obliqui, wie dat. calci endici, oder durch Dissim. des ersten x
gegen das zweite. Die Umstellung zu clacendix ist durch die Vor-
tonigkeit begiinstigt.
clades^ 4s „Verletzung; Schaden, Unheil, Niederlage'' : Wz.
^qoldd' „schlagen, brechen, graben'' in gr. K\abap6(; „zerbrechlich^,
xXabdaar ceiaai Hes. (dazu vielleicht als ^abgehacktes Stiick Holz"
gr. KXdbot; ^Zweig"* und dessen unter callis erwahnte nachste
Verwandtschaft), ab. kladivo ^Hammer'^ (^Schlagel, Zerbrecher''},
russ. kladu ^verschneide'' („zerbreche die Hoden''), cymr. claddu
^graben'' (bret. claza^ vann. claouein ds., Loth RG. XVIII, 90), mir.
claidim ^grabe'', clad ^Graben''^ cymr. cladd ds.^ clawdd, corn.
clcmd ds., bret. cleuz „ds., Hecke^ (W, Meyer KZ, XXVIII, 171,
Fick 11^ 81 f.; vielleicht auch mir. slaidim ^schlage, zerhaue",
cymr. lladd „occidere, mactare usw.'', abret. ladam „caedo", wenn
aus "^sqhd-, doch sehr unsicher, vgl. Fick II ^^ 319, W. Foy IF. VI;
321), air. claideh, cymr. cleddyf „Schwert, Klinge'' (Fick II ^ 82, s.
auch gladius), ai. hhadgd-h ^Schwert^ (Frankfurter und Rhys KZ.
XXVll, 222), wenn aus ^qoldg^d-s (doch ganz unsicher, s, Vendryes
Mel. Saussure 309 f. ; nicht zu (pdaYavov nach Jakobi bei Bartho-
lomae lA. XII, 28, das vielmehr *acpaY-cJK-avov). Hierher auch
percello^ -ere ^zu Boden werfen, niederschmettern'', pro cello
^irepixpeTTUj", se procellere „sich hinstrecken^, |jroc£;^?a „ Sturm*',
re cello ^schnelle zuriick'' (s. d.), wohl aus "^lyer-caldo (Brugmann
Grdr. P, 479; kaum aus ""-calso, v. Sabler KZ. XXXI, 281, oder
aus "^celno nach FrShde BB. IX, 109, der, wie auch Hirt BB. XXIV,
233, 286 unrichtig an ai. ^p^ati ^zerbricht'' anknupft, das vielmehr
zu caries) fur e- Vokahsmus der 1. Silbe ist gall. Su-celUis, d'Arbois
de Jubainville bei Reinach Rev. celt. XVII, 49 f., natiiriich keine
ausreichende Stutze; ein n-Prasens nimmt auch Fick GGA. 1881,
1427 an); wohl auch ai. hdyj^da-h, -m ^Abschnitt, Stiick, StengeP
(Johansson PBrB. XIV, 314, IF. 'II, 42 f.; Gdf. ""qdlndo^s); betreffs
allfalhger Zugehorigkeit von got. halts „lahm'' usw. s. clatidics
„hinkend, lahm''.
Idg. "^qoldd- ist erweitert aus "^qold- in: lit. kdlti „schlagen,
Schmieden'', kkUi ^dreschen, auf SprSdes schlagen*^, ab. klati
166 clam — clango.
^schlagen'^, i\ hoUth „abstecheii, schlachteii" (Solmsen PBrB.
XXVII, 366 geht abweichend fiir diese slav* Worte Yon der Bed.
^stechen'' aus untei^ Verbindung mit ab. hlas^ „Ahre'', alb. Teal
ds., s. aiich unter coUum; doch ist nur in ab, hlafi in der Bed,
^stechen" und vielleicht in den Worten fiir Ahre ein ursprgL
verschiedenes Wort eingeflossen, das nach Meillet Msl. XIV, 374
zu mir. cechlatar ^foderunt", cymr, jpaUt „fodere'', mir. celtair
„Speer^, cymr. loaladr ds., s, auch unter pala)^ lat. cldva
^Keule" [fiber incolumis ^unversehrf' und calamitas s.
letzteres], gr. K\duj ^breclie^ (Vanifiek 59; aber gr. €ii-, bO^-KoXo(;
„leicht, schwer zu behandeln" sind trotz Hirt Ablaut 86 fern-
zuhalten), gr. K\f|po? (dor. Kkdpoc;) ^Los, AnteiP', ain cZar „Tafel,
Brett% cymr. dawr ds. (Prellwitz Gr. Wb. ^151, 2 227; anders
Fick 1I^ 100 f.), bret. clem'- ,,Gabelbaum am Wagen"" (Loth Rev.
celt, XVIII, 92), gr. KdXoc, ^verstiimmelt, ungehornt, gestutzf",
KoXo^o^ ^verstiimmelt", koXoPouj ^verschneide^^ ai. Jcutam „ Ham-
mer" (y. Bradke KZ. XXXIV, 159; in der Bad. ^Kopf" usw. da-
gegen zu eelsiis), mir. colg^ calg „Schwert", cymr. cola, col
^Spitze, Ahre^, acymr. eolginn gl. „aristam'', ncymr. colyn ^Spitze'',
corn, collan (Loth RG. XXIII; 249) „Messer'', cymr, caly ==
bret. calch, corn, cal „ penis", mir. coll, cymr. bret. coll „Ver-
derben" (kaum aber got. halks ^durftig", s. die Lit bei Uhlen-
beck PBrB. XXX, 287), und vielen anderen Worten (Fick II ^
8 If.; Zupitza Gutt. 107 m. Lit.; viel Unsicheres bei Johansson
PBrB. XIV, 313 ff.; mit ht. skeliii „spalte", gr. aKdXXuj „scharre,
grabe", aisL skilja „trennen, scheiden", air. scailim „findo, zer-
streue, nehme auseinander u. dgl.*^ — vgL auch scalj^Oy sculpo —
besteht trotz Persson Wzerw. 38 keine Verwandtschaft; auch
culter hat fernzubleiben). — Dafi ^qold- Ablaut von ^qel{dy sei,
wird durch mir. cellach ^Krieg", as, ags* hild, ahd. Mlta
„Kampf" u. dgl. (s. auch unter gladius\ Prellwitz Gr. Wb. s. v.
Kkdhoc,, Zupitza a, a. 0.; Fick IP, 81 zweifelnd) nicht gesichert,
da deren Zugehorigkeit nicht feststeht.
clam ^heimlich": zu celdre, Bildung wie in palam^ corcim
(fiber alat. calUm s. Lindsay-Nobl 667 f.).
clandesHnus eher nach Breal Msl. IX; 39 f. ndicli intestimis
gebildet (doch ware nicht von ^clam-dum^ -dent, sondern von
altlat. clam-de, clan-de auszugehn, nach Stolz Wiener Stud. 11,
288 f., Lindsay a. a. O.), als nach Stowasser AflL. VI; 564, Po-
krowskij KZ. XXXV, 240 Ableitung von ^clam destus {^desiUis zu
desinOy wie j)^^^^^ ^^ *^2)osinOy pono) ^heimhch abgelegen". —
clanculum ist Deminutiv (Vanicek 313, Funck AflL. VII, 23),
nicht redupL "^clamclam (Stowasser a. a. 0. 563).
clamo^ -are „laut rufen, schreien^: zu caldre, mit der Wurzel-
stufe von cld-rus, u. angla-, ags. usw. hlowan, gr. KUcXriaKuu (Gur-
tius 139 f., Vanicek 53).
clango, -ere „schmettern (von der Trompete; von Vogeln:)
schreien, krachzen'', Subst. clangor: gr. KXaYTH nKl^^g""? kK6Z\d
{*K\aTTi^)? pf- KiKKwf^a „t6ne", aisL hlakha ^schreien, krachzen"
(=: clango)\ lit. klageti, lett. kladset „gackern'^ (dazu ablautend lett.
klegdf „ schreien'^, lit, khigeft ^glucksen", sukUgu „schreie auf, und
clSrus — claudo. 167
[mit Ablautentgleisung? s. u.] lit. hlegeti „laut lacheii'^, lett- hlegt,
hlaigdt ^schreien", vgL Leskien Abl. 275)^ mir. ro chichlaig
(Zupitza Gutt. 118) ^wehklagte*' ; VoUstufe in lett. kUgdt, gr. K\\ht\xy
^sehnalzej schreie''; mit ausl. Tennis gr. KXubaaiu ^glucke'': got.
hlahjan^ ahd. nsw. lahhen^ lahhan „lachen^, ags. hleahtor ^Schall''
(Fick 1 3, 70, P, 103, 395 f., Gurtius 53, Vanidek 53, J, Schmidt
Voc. 497, Zupitza Gutt. 118).
Unklar ist die Sippe von nhd. Gloohe, mir. clocc, cymr. nsw.
doch ^Glocke^ (letztere zunachst aus mlat. clocca^ Vendryes De
hib. voc. s. v.), vgL Fick IP, 103, Stokes IF, II, 168, Zupitza KZ.
XXXVI, 241, Kluge Wb.^ s. v. — Nach Vanicek a.a.O,, Persson
Wzerw. 13f. Erweiterungen der in caldre vorliegenden Wz, ; die
vokalisch abweichenden bait. Worte, sowie ab. hlegota ^Geschrei",
^deg^tati „clangere'^, klekhtati ^clamare'' daher eher mit ursprgl.
Variation, als mit Ablautentgleisung.
darns „laut, weithinschallend ; beruhmt; klar, hell": z\xcalare
mit der Ablautstufe von clam are (z. B. Vanicek 53); Bedeutungs-
entwicklung wie im wurzelverwandten ahd, hell „lautt6nend'', nhd,
auch „hell, glanzend^, — Dafi Int. r aus s entstanden sei, wird
durch got. Mas „heiter, frohlich'' (Holthausen Anz. f. dt. Altert.
XXIV, 34) nicht enviesen; vielmehr wie gndrus mit altem -ro-.
classis^ -is ^Aufgebot" (Herbeirufung), bes. in militarischem
Sinne ^Heer^ Flotte''; „Klasse, Abteilung*': zur Sippe von caldre
^rufen'' und zwar nicht als Lehnwort aus gr* KX^aK;, bezw. einem
dor. K\aai<; (Saalfeld m. Lit. ; Breal Mem, soc, lingu* VI, 8), sondern
aus ^qlad'ti zum erweiterten Stamme ^qeld-d- in K^Xaboq ^Getose,
Larm'', lett. halada „Geschrei, Larm, Gezank'', ai. krdndaU „schreit,
brlillt^
Nicht nach Corssen P, 496 fa mit dem Dental von gr. xXr^TeOiu
^vorladen, vor Gericht fordern"", das vielmehr spez. gr. Bildung
von K\r|T6<; aus. — Ganz abweichend Stowasser Lat.-dt» Wb.:
classis als „Abteilung, Abschnitt'' zu gr, K\du) ^breche^, vgL
die Sippe von clddes; doch zeigt diese im Lat. sonst durchaus
den Begriff des ^Schlagens", nicht des ^Schneidens''. -^ Den
Vergleich mit ai. hrsti-h ^Stamm, Volk'' (de Saussure Mem. 262 a 1,
Niedermann lA. XVIII, 76) halte ich fiir triigerisch.
clava ^ Stock mit verdicktem Ende, Kniippel, Keule**: mit u.
hlavlaf ^clavolas, Keulen (des Opfertiers)'' (v. Planta I, 121, unter
unrichtiger Ankniipfung an clunis) wohl zu Wz. ^qold- „schlagen,
brechen% s. clddes (Vanicek 59). Wood Mod. Phil V, 274 f.
sucht diese 2*-Erweiterung ^qld-u- auch in got, usw. hlauts „Los
[-^Losstabchen], ErbteiP, aisl. (mit Ablautsneubildung) hliota ^auf
sein Los erhalten"; unsicher.
claudo^ -ere ^schliefien, sperren'', clavis ^SchlusseP, clavus
^NageP (zum Nageln): ursprtlnglicher Begriff ^Nagel, Fflock*^, indem
das Verpflocken die alteste Art des Verschlusses war, bezw. „Haken''
oder „anhaken^: zu ahd. sUogan^ afris. sluta „schlieBen^, as. slutil^
ahd. sluggil ^SchltisseP [si- aus shl-^ vgL l3es. v. Fierlinger KZ.
XXAai, 191, Johansson PBrB. XIV, 289 ff„ 294), ab. Ujuh ,Haken,
SchliisseP, hljuciti ^zusammenschliefien", lit. Jcliuvu^ hliuti „anhaken,
hangen bleiben", hlmtisy kUute „Hindernis^, kliandzht^ kliausH ^hin-
168 claudus — clemens,
dern, aufhalten" usw. (s. claudus)^ ain clo^ pi. cloi ^Nagel'', mcymiv
do ^Riegel, Yerschlufi^, pi. cloeii ^clavi'S oloi ^verschlieBen^ ver-
riegeln*' (ob dazu air. cloim ^vinco'' ? vgL Windisch IF. Ill, 82^
Fick II ^ 103)j gr. K\r\\(;, dor. kKoAc,, kK&I „Schlussel'', KXriiZ;iu,
KXeiu) ^schlieSe'', KXeiaxpov ^Schlofe". VgL Gnrtins 149 1; Vanifiek
320 usw. - Der Ablaut ^{s)qleu' : ^{sjqleU' : ^{sjqldtj.' ist noch nicht
aufgeklart, vgl. z. B. Hirt BB. XXIV, 269. Lat. claudo eher aus
^qlaui-d' als aus ^^qhu-d-.
claudus (auch altlat. dud us in Nachahmung von cludere neben
claudere „schlie£en'S vulgar clod us; anders Thurneysen KZ.
XXVIII, 157) „lahm, hinkend", claudeo^ -ere (und nacli claudo
^schlieBe" auch claudo y -ere) ^hinken'': am wahrscheinlichsten mit
lit. hliauda ^kSrperliches Gebrechen" (Fick KZ. XX, 164 f., Wb. P,
395; zu 4au- vgl. ab. -ju- in kljuct ^Schlussser^ gegeniiber lat.
clavis)^ hlidudq padaryti ^Possen treiben, indem man sich z. B.
lahm stellt'' (ob dazu ab. Mjuditi ^deridere'', Berneker IF. X, 151?)
zu lit. Jdiaudi/fiy kUatisti ^hindern, aufhalten^, kliitU ^anhaken^
hangen bleiben", lett. kViims usw, (s. Leskien Abl. 37) „Hindernis'S
lat. claudOy clavis^ clavus usw. (Vanicek 320). Es bleibt dabei
zweifelhaft, ob die Bed. ^Gebrechen'' von kliaudh und claudus be-
reits idg. aus ^anhakend, hangen bleibend, gehemmt'^ entwickelt
ist Oder ob claudus {^eldvidos) als einzelsprachliche Bildung auf
cldvis oder claudo {"^ claudere y^geschlossen, gehemmt sein'' ?) beruht.
S. noch Iljinskij AfslPh. XXIX, 490.
claudus wegen . seiner abweichenden Bildung nicht zu got.
usw. halts^ ahd. halz „lahm'' (Noreen LtL 90; ai. khoda-h
^hinkend"^ ist, da richtiger hhora-h^ fernzuhalten, s. v. Bradke
KZ. XXXIV, 152 ff.; auch arm. kai ,lahm% Bugge KZ. XXXII,
50, wird von Pedersen KZ, XXXVIII, 203, XXXIX, 380 abge-
lehnt), russ. koldyka „lahmer, hinkender Mensch'^ koldykatb
„hinken^, koUa „Hinkender^ usw. (Miklosich Vgl. Wb. 154,
Uhlenbeck Got. Wb. 68, PBrB. XXX, 288; iiber ai. ktm-h
^lahm am Arm", gr. kuX\6? ^gekrummt, gelahmt'', KeWov
) aTp€pA6v, TcXdYiov Hes. bei Fortunatov BB. VI, 216, Hubschmann
Arm. Gr* I, 457, s. unter coluber); diese Worte eher zu Wz.
^{s)qeh „krummen" (s. scelus, auch coluber)^ als zu ^qold-
in clddes usw. als „geschlagen, gebrochen sein" (Lit. bei Zu-
pitza Gutt. 107; air. cloim ^besiege'', Strachan IF. II, 370,
bleibt fern, s. Windisch IF. Ill, 82). — Verbindung von claudus
mit ai. grdvana-h^ grona-h ^lahm'' (v. Bradke a. a. 0., Wood
IF. XVIII, 28, Am. Journ. of Phil. XXIII, 195 ff. in mir unan^
nehmbarem Zusammenhange und wie Niedermann BB. XXV, 295
mit Heranziehung auch von got. halts) ist trugerisch, denn diese
konnen nach den Genannten mit ai. groni-h, lat. clunis „Hiifte,
SchenkeP' (Gebrechen haufig von dem betroffenen KQrperteile
benannt) zusammenhangen , deren Vokalismus, idg, -o?^-, von
claudus abweicht, oder mit idg. r zu aisl. hrumr ^gebrechiich'^
usw. (s. unter cruor) gehoren (Uhlenbeck Ai. Wb. 320).
clavis^ clavus; s. claudo.
Clemens, -tis ^mild, sanft'' : zur Sippe von clindre als „ge-
neigt^ (Breal Mem. soc. lingu. Ill, 248 ff., Gurtius 150, VaniCek 71,
depo — clingo. 169
allerdings unter Annahme von Zusammensetzung mit mens); und
zwar nach Osthoff AflL. IV, 463 (eine nicht iiberzeugende Modi-
fikation bei Charpentier KZ. XL, 464 a) ein Ptc. ^clepmenos zmn
Pras, ai. gray ate „lehnt sich an''. VgL formell noch vehemens.
"^ clepo^ -ere ^heimlich wegstehlen*' : gr. kX^tttud ^stehle", KXoTrri
^DiebstaW, K\{b\\f, KX^trxric; (daraus lat. elepta entlehnt) ^Dieb^;
got, hlifan ^stehlen*^ (= clepo)^ hliftus ^Dieb" ; apr. au-klipts „ver-
borgen'', ab. poMop^ ^Hiille, Bedeckung*^, za'Mop^ ^clanstruni"^
zaldepe „KaT^KX€t(T€^ (Gurtius 149, Vanifiek 63), mir. eluain ^Betrug,
Schmeichelei'', cluainech ^trugerisch** (Pick II "^^ 103; arm. kolopitf
^Diebstahl'' ist aber nach Pedersen KZ, XXXIX, 378 fernzuhalten ;
weitere Lit. bei Zupitza Gutt 118; obne ausreichenden Grund halt
Hirt BB. XXIV, 269 die balt.-slav. Worte fern); mit anl. si aus sql
wohl lit. slepiic, sUpti .verbergen^ (s. Siebs KZ. XXXVII, 285).
Die Gdbed. „verheimlichen, verstecken, steblen'' macht an
sich erwagenswert, dafi ^qlexj- eine Erv/eiterung der in celdre
Yorliegenden Wz. sei (Gurtius a. a, 0., Persson Wzerw. 51), vgl.
bes. gr. KaXiiTTTUJ, KaXOpr] (allerdings im Auslaute als Nach-
bildung nach Kpi^TrTU) verdachtig); aber letztere zeigt idg. k,
nicht q (Reihenwechsel?). — Hierher auch wohl lat. cUipeuSy
elipeus „Schild''.
clibanus „Backform, Of en" (gloss, audi camera^ wie das ent-
lehnte ags. cleofa „Stube", aisL klefe „Gemach'', Kluge Grdr. P, 336,
Glotta II, 55): aus gr. KXi'pavo? (s. Uhum).
' cliens^ -Us „der sich an jemanden schutzeshalber anschliefiende^
der Horige; Klient" : da das friiher an einigen Plautusstellen ge-
lesene chiens jetzt durchaus durch cliens ersetzt ist (auch Men. 575^
s. Thurneysen GGA. 1907, 805), ist es nicht mehr als ^Horiger'^ an
clueo anzukniipfen (wie Gorssen II ^^ 740, VaniCek 72, Gurtius 151,
Holzapfel bei Kroll Die klass. Altertumswiss. 223 nach Neumann
tun; auch ab. sUiga „Diener^ nicht zu chieo^ sondern als „bewaff-
netes Gefolge"" zu air. sUiag, cymr. llu „Armee, Menge, Volk", Zu-
baty A. f. sL Ph. XV, 479, Brugmann IF. XIX, 377 a 2, Mikkola [lA.
XXI, 86]). Vielmehr nach L. Meyer BB. V, 176 ff., Bersu Gutt. 180
als „sich an Jemanden anlehnend, Halt und Schutz bei ihm
suchend'* (dieselbe Bed. hat ai. a-grita-h) zu clino^ -dre^ s. d.
' clingo, -ere „cingo oder cludo'' (Paul. Fest. 39 ThdP., GL):
nach Johansson PBrB. XIV, 298 zu aisL hlehker „Kette", ags. hlence
„ Panzer'', engL link „Glied, Kette*', to link „verbinden, fesseln'^,
ahd. {1i)lanca „Hufte", mhd. lenken^ nhd. lenken (urspriingl. „eine
schrage, schiefe Richtung geben"), mhd. gelenke ,,Verbeugung, Bie-
gung, Hiifte*', nhd. Gelenk; dazu mit Auslauts variation ai. gmkhald
„Kette, FesseP? vgl. noch (mit q-) ab. klgknqti ^niederknien",
poklecati „sich biegen, hinken" (s. auch Brugmann G. St. VII, 276,
281 1.; ahd. slingen ^schlingen*^, aisL slyngua ^^werfen'^, woruber auch
Zupitza Gntt. 69, sind in ihrer Zugehorigkeit ganz unsicher). Neben
"^kleng- oder ^qleng- „ biegen'' steht gleichbedeutendes ^q7-eng{hy in
u, cringatro „ein Schulterband als Amtszeichen"^ (v. Planta I, 291)^
ab. krqg% „Kreis", ahd. usw. hring ^Ring'^ (Vanicek 56 f., Gurtius
15S); s. noch carvus.
370 clino — clipeus.
clino^ -are „biegep, beugen, neigen'': ai. grdyati (vgL lat.
Clemens; aliens) ^lehnt, legt an" usw,, g^^dyate „lehnt sich an, be-
findet sich" (ob mit ahnlicher Bedentnngsentwicklung auch arm-
linim ^werde, entstehe, gescheho, bin''? Bugge Beitr, 8, Htlbsch-
Biann Arm. Gr. I, 451, vgl auch arm. learn ^Berg''; aber Pedersen
KZ. XXXVI, 341, XXXIX, 343 vereinigt linim mit alb. Me, h'e
^war'' unter idg. ql-), gritd-h, av. srita- {isray-) ^geiehnf; gr.
xXivuj i^KXiviw) ^neige, lehne an% KeKXirai; kXivy] ^Bett'', kXixxjc;
„Abhang, Htigel'S K\i|Lia „Neigung, Gegend, Weltgegend'', kXi^uH
^Leiter'S kXito?, k\ito(; ^HiigeP', KXiaia „Hutte, Zelt"; air. cloin^
mir. eloen „schief, ungerecht, schielend^^ mir. eUath „ crates'' = cymr.
usw. clwyd ^Hiirde, Barriere" (kaum Lehnwort aus mlat. eleta, s.
Thurneysen lA. IV, 44, Vendryes de hib. voc. 127), air. cle, cymr.
eledd, corn, gledh, bret. cleiz ^link" (vgL zur Bed. bes. got.
hleidtcma ^link'', lat. cllviics ^schief, ungunstig, von Vorzeichen''),
mir. clen (Stokes BB. XXV, 253) „Neigung, Wunsch" ; as. Minon,
ags. hlinian, Meonian (bis auf % = lat. cllnd^'re)^ ahd. {h)Unen
^lehnen (intr.)", ahd. {h)leinan^ ags. hlmian „lehnen (tr.)'', got.
Mains ^Hugel", hlaitv^ ahd. usw. (h)leo ^Grabhiigel, Grabdenkmal*'=
lat. cHvus (s. dazu auch Meringer IF. XVI, 117 if., Uhlenbeck
PBrB. XXX, 291; Kuck [lA. XXI, 60]), ahd. hlina ^reclinatorium",
got. hleipra „Zelt, Hiitte'' (s. clltellae), ags. hlldan ^bedecken",
aisL Mid „Tiir'^, ags. Mid ,, Deckel, Tiir", ahd. lit ^DeckeP, got.
Mija „Zelt, Hiitte'' (ob nach Uhlenbeck in Mwa zu andern ? ? s. zu-
letzt PBrB. XXX, 291; Stokes IF. XII, 186 f.), aisL Me, My
^Schutz'', ahd. {h)Uta, nhd. Leite (Bergabhang), aisl. Mzd, ags. Mid
,,HiigeP; ags Mmder, Madder, ahd. {h)leitara ^Leiter"; lett. slinUj
slit „anlehnen, stiitzen'', lit. atszlainis „Erker, Anbau an ein Ge-
baude", szlejit „ lehne", szllj^s „schief geworden", szleivas ^krumm-
beinig'', szlmtas „ Bergabhang'', altlit. szlite ^Leiter", lett slita „aus
liegenden HSizern gemachter Zaun". — cUno beruht wie die ubri-
gen angefiihrten n-Pras. auf idg. ^Mi-na-mi (s. bes. Pedersen IF.
n, 303). Vgl. Vanieek 71, Curtius 150, Zupitza Gutt. 186 m. Lit. -
Wz. ^Jdei' ^lehnen" ist Weiterbildung von "^keh in aisl. hallr, ags.
healdy ahd. hald ^geneigt", ahd. halda^ nhd. Halde „ Bergabhang",
ahd. nhd. hold ^geneigten Sinnes, gnadig usw.", got. usw. hulps
^gnadig" (oder diese germ. Worte mit Velar zu ai. Tcafakah „ Berg-
abhang u. dgl.", lit. atkalta „Riickenlehne" ? s. Zupitza Gutt. 107),
lit. szaVis ^Seite, Gegend" (Bed. wie in gr. K\{|ua), vgl. bes. Persson
Wzerw. 100, und s. unter auscnlto. — Zu weitgreifende An-
kniipfungen (u. a. celo) bei Wood Am. Journ. of Phil. XXIII,
195 ff.
clipeus^ alter elupeiis ^runder, eherner Schild": wohl als
„hullender, deckender" benannt: wegen lat. u scheint gr. KaXiiTTTOi
^umhiille", KaXOprj „Obdach, Hiitte" nachst verwandt, doch s. unter
clepo (Curtius 539, Vanidek 63). — An Zusammenhang mit got.
Meihjan „schonen, sich freundlich annehmen", ahd. liban ^schonen",
aisl. Mlfa ds., hUf „ Schild" zu denken (Aufrecht KZ. I, 361,
Frohde BB. XXI, 329); verwehrt die altere Form chipetcs (Zupitza
BB. XXV, 94 a 1).
clTtellae — clueo. 171
clitellae „Saumsattel, Packsattel fur Esel und Maulesel*^: De-
minutiv von ^clUrd {^Jcleitra) = u. kletram ^feretrum, lecticam'',
got, hleipra ,Zelt'* (Biicheler Umbr.^154, v. Planta I, 147, II, 20),
arm, learn, gen. lerin „Berg'' (auf "^kleitrd beruhend, Scheftelowitz
BB. XXVIII, 292); cymr. cledren ^Zann, Gitter% mir. clithar „Hag''
{Zupitza KZ. XXXV, 259). Zu cUno (VaniCek 71, Gurtius 150),
vgl. auch, dafd nach Paul. Fest. 42 ThdP. ^^et in via Flaminia loca
qimedam devexa subinde et adcliva^ clitellae hieSen; zur Bed.
„Packsattel'' (: ^Satteldach''; von den gegeneinander gelehnten
Hauptstangen, wie auch bei „Zelt") s* Meringer IF. XVI, 120.
clTviiis flUnheilkiindend (von Auspizien)'': ursprgL „schief, link''
zu bllno^ vgl. zur Bed. air. cle^ cymr. cledd^ got. hleiduma ^link^^
(vgl Pick ^^ 101; unrichtig VaniCek 320).
cliYUS „Abhang, HugeP: zu cllno*^ vgl. bes. got. usw. hlaiw
^Grabhiigel" (bis aufs Geschlecht = cUvus aus ^cloiuos^ s. Solmsen
KZ. XXXVIII, 453, Soramer Hdb. 91), lit. szlewas „krumm-
beinig''.
cloaca, cluaca (altest clovaca; vgl. Solmsen Stud. 141 ff.) „Ab-
zugskanaP : zu cluere ^purgare** (Vanicek 72, Gurtius 151).
clodns: s. claudtis,
cloppus ^x^^^^y lahm, hinkend'' (Gorp. GL L. II, 102; vulgar-
lat., vgl. die Nachkommlinge auf gall. Gebiete bei Grober AflL. I,
547), daneben "^sclopiis ^hinkend'' (nicht zu vervvechseln mit
^scloppiis, stloppus flKlaps^ ! Stolz HG. I, 257), zu erschliefien aus
dem Lehworte alb. Wep ^hinkend'' (G. Meyer Alb. Wb. 410): cymr.
cloif „]ahm, hinkend'' ist lat. Lehnwort, so dafi fur Picks IP, 103
Auffassung von cloppus als gall. Wortes kein Anhalt bleibt. Wohl
nach Diez Wb. II, 260 aus gr. xwA6-^ x^^<^i-'rrou(; ^hinkend''.
cluden, 4nis vermutlich „das SchAvert des romischen Schan-
spielers^ (angeblich „dessen Klinge beim Aufstofien in den Griff zu-
riickwich^ und als ^sich schliefiendes'' zu claudo): Avohl aus dem
Griech., vgl. Ko\oibiov uapaHicpibiov Hes., DSderlein VI, 68.
cliidus: s. claudus.
^clneo^ -ere (spater auch cluo^ -ere) ^ich werde genannt, heifie",
cluvior ^nobilior" (GL), inclutus „beruhmt'' : Wz. ^kleu- ^horen",
vielfach im Sinne von „was man vlel nennen und ruhmen horf* :
o.-u. nur in Namen, o. Kluvatiis „Glo(v)atius, Cluatius'', volsk.
CloiL „CloiliuS; Gloelius, Cluilius**, u. Kltiviier g. „Gluuii**
(v. Planta I, 326, Otto, Fleckeisens Jbb. Suppl. XXIV, 874 f.; zu
den Lautverhaltnissen der entsprechenden lat. Namen vgl. Solmsen
Stud. 141 ff.); ai. gri^ofi nhort**, grudhi „hore!*', gravdyati ^lafet
horen*' (nicht = clueo wegen der Bed.), av. surunaoiti „hort, steht
im Rufe, heiM'' (s. zuletzt Keller KZ.' XXXIX, 158 ff.); gr. kXeuj
„ mache beruhmt , rilhme '' , KX^oiiiai „ werde beriihmt " , kXCOi ,
K€KXudi „hore!''; cymr. clywed „auditus, audire**, corn, clewaf „ich
hore'', cleivas „Gehor**, bret. devout ^horen'', air. clunim „ich
hore'', cymr. cigleu ^audivi'^ (u. a. m. bei Fick 11^, 101 f.), got.
liliup „Zuhoren, Aufmerksamkeit, Stille'^, aisl. hljod „Gehor, Ton'^
(:= av. sraotdm „das HOren", slov. slut „Verdacht''), ags. hleodtor
„Ton, Melodie'', ahd. hliodarn. „Ton, SchalP' (= ai, pro^ra-w „Ohr'',
av. sraothr9m „das Singen"); got. hliuma m. ^Geh6r, Ohr'' (: av.
172 clunacnlum — cluo,
sraoman- „Geh5r"), ahd, hliumunt, nlid* Leumtmd (= ai. gromata-m
^guter Ruf"); ab. slovq^ sluti „heiSen, beruhmt sein'S slava ^Ruhm'',
slaviti „beruhmt machen", lett. sludinat ^verkiinden^ lit, szlove
(nicht aus dem Slav,, s. Meillet Et. 208) „Ehre"; arm. lu „kund%
luv J^unde, Geriicht, Nachricht% Isem ^hore" nsw, (Htibschmann
Arm. Gr. I, 453, Scheftelowitz BB. XXVIII, 292), messap. UoU
^hore!^ (Deecke Rh. Mus. XL, 142), alb. k'uhem ^heii3e\ ghmn,
h'uan „nenne^ (Pedersen IF. V, 36). — Mit dem -^.^-St. von lat.
eluor ^b6Ha** (Gloss.), gr. kU{J')o(; „Riihm% ai. grdvah n. ds., av.
^r^M^ ^Wort% ab. slovo „Wort% air. clu ^Ruhm'' (aber cymr. cUfw
^Geh6r^ ist eine jungere Bildung, s. Foy ZfceltPh. 271), illyr. Ves-
Jclevesis ^euKXeric;" hangt die erweiterte Wzform Vdetis- in folgenden
Worten znsammen: ai. grosati ^hort, horcht, gehorcht% g?msU-k
^Willfahrigkeit", av. sraosa- ^Gehor^ usw., air. doo7' [^Mtis6-r)
y,h6ve"' , rO'Chloss „wurde gehort'', cliiasa ,,Ohren'', cymr, dust „Ge-^
hor'' i^Motistd); ab. slysati „h6ren", shldl^ ^Gehor** (= ags. hleoy
aisl. hlpr, as. JiUor „Wange% vgl. Wheeler Nominalacc. "83, Zu-
pitza Guit 54), und mit Reihenwechsel (niclit nach Hirt BB.XXIV,
285 f. dmxh Entlehnung aus dem Grm.) lit. hlausau „h6re'', po-
khisnus „gehoi*sam'', apr. MansUon „horen'', lett. hlmmt ^horen,
gehorchen'' nsw. ; ahd. hlosen „zuhoren, horchen''; nhd. (bair. alem.)
losen ds., ahd. lustren^ schwab.-bair. Icmstern ds., aisL hhcsta, ags*
My stmt „aufhorchen, zuhoren'^, aisl. usw. Must „Geb6r", nhd.
laiischen i^hluS'Sko'). — Vgl. z. B. VaniCek 71 f., Curtius 151, Zu-
pitza Gutt. 186 m. Lit., Persson Wzerw. 123; fernzuhalten ist c?im^
und gloria, — chieo nicht aus ^dov-^ sondern als g-Verbum mit der
Tiefstufe ""fclu- (Solmsen Stud. 133).
clunaciiliim ; s. clunis.
cluniS; 'ts „Hinterbacke, Hinterkeule, SteiS bei Menschen und
Tieren'' : = ai. groni-h „Hinterbacke, Hufte^, av. sraonis ds,; ht.
szlaunls „Hufte, Oberschenkel, Deichselarm% pr. slmmis „Ober-
schenkel", cymr. dun^ bret. dun „clunis, coxendix''; aisl. Maun
^Hinterbacke''. Auch gr. k\6vi<; ,,Steiiibein", kX6viov „Hufte",
xXoviaTrip' Trapapipioc judxaipa Hes. (vgl. lat. clunaciilum „kleines
Schwert oderDolch^ die man hinten trug") scheinen kaum losgelost
werden zu konnen; doch ist das Lautverhaltnis unklar: gewiF^ nicht
aus ^kXo/vi<; (Fick I^, 48); auch nicht durch Annahme Yon
w-Epenthese fiir die Worte der iibrigen Sprachen erklarbar (Kretsch-
nier KZ. XXXI, 449) ; am ehesten Ersatz von ^kXoOvk; durch kXovi^
nach KXoveiv (Brugmann Z. heut. Stand der Sprw. 70, Schulze Qu.
ep. 105 al; an Einwirkung von t^vu dachte Holthausen PBrB.
XIII, 590). — Vgl. Vanieek 72, Curtius 150, Zupitza Gutt. 186
m. Lit.
clttO^ altlat. ^purgo** nach Plin. 15,119 und Serv. zuVerg. Aen.
1, 720 (zur Prasensbildung vgl. Solmsen Stud. 132), dazu cloaca:
ai. gf'U'y gruvaf ^zerfliefien'' (FrShde BB. VIII, 162; oder eher or-
thograph. Variante von sru-?), gr. kXi^Ziu (^KXtjbiuj) „spule*', KXubu)v
^Wogenschlag"", xXuajuo^ ^Platschern'' ; got, hlutrs, ags. hluttor^ ahd.
hluttar flhell, rein, klar'^, nhd. lauter (? s. u.); lett, sluta ^Besen",
slauzlt „fegen, wischen", slaukschet „platschen, pladdern'', slduM
cluor — codes. 173
^melken'', lit. szlu-Ju, -Hy szlaviau ^fegen, wischen% szluta
^Besen'' ; ir. Cluad Flufiname, Ptol Areclota^ cyrnr. cUr {^Uuros^
Osthoff ZfcellPh. IV, 3951) «hell, klar, heiter, rein\ Urspriingliche
Bed. der Wz. ist ^bespulen*", daraus „reinigeD, fegeIl^ Vgl.
Vanicek 1% Gurtius 151, Fick I^ 48, IIS 102.
Abweichend verbindet Berneker IF. X, 152 got. usw. hlutrs
vielmehr niit Cech. hliditi „reinigen^, r. hljudt ^Ordnung'', each,
klouditi flSauber machen" (ohne d nach IljinskiJ AfslPh. XXIX,
491 russ. JcljuvyJ „gut, passend** u. dgl); sind die slav. Worte
Mhe Entlehnungen aus dem Germ. ? Mit Unrecht halt Berneker
kXiiZuj fern.
cluor: s. clueo.
cliipea „ein sehr kleiner Flufifisch" (Plin.; itaL chieppa ^Ahe^,
span, chopa, galiz. jouba weisen ins Harlngsgeschleclit) : vielleiciit zu
nhd. Lcmbe, Lauben ^WeiBfisch", woneben allerdings auch LaugSy
Laugeny LauJce stelit,
cinpens: s. clipeus.
clilra^ cluria ^Affe*': aus gr. KoX-oupo? ^stutzschwanzig"
(SaalMd).
clnyiorj s. clueo.
coagulum: s. ago.
coaxOj -are ^quaken'' (von den FrSschen): wohl Nachbildung
des aristophanischen KodH ; derselbe Naturlaut im Ovidverse quanwis
sint sub aquciy sub aqua maledicere tentanty und nhd. qtiachen. Et-
was ahnlich, aber mit ftir das Schwein charakteristischem t, gr.
KO*iZ;€iv ^quieken*' (vomFerkel), ab. hvicati ^grunzen (vom Schwein)",
nhd. quieJcefiy quiehseny quietschen (vgL Vanicek 62, Gurtius 574 f.).
eocetum y^genus edulii ex melle et papavere factum'^ Paul.
Fest. 28 ThdP., GL (bei Tert. = KUKedjv): wohl nicht zu coquo^ son-
dern Lehnwort aus gr. KUKrjxov (mit o far u nach coquo); nicht
nach Vanieek 307 damit urrerwandt,
coc(h)lear, -arts „ein Loffel, dessen eines spitzes Ende zum
Ausziehen der Schnecken aus ihrer Schale diente (Mart. 14, 121),
das andere breite und gehohlte dagegen zum Essen von Eiern
und andern weichern Speisen'': aus ^cocledU dissimiliert, das Ab-
leitung von coclea ^Schnecke'' (aus gr. koxXioec; ds. ; Saalfeld). —
Nicht mit gr. kOkti^pov „Riihrkelle% ai. hhaja-h „ Loffel, Ruhr stock''
usw. (s. unter cinnus) zu Wz. ^sqok-y ^sqog- ^umruhren** (VaniCek
307).
cocio (oder wegen ital. cozzone ^Pferdemakler*', das nicht aus
x^oc[c]io herleitbar ist, wohl richtiger:) coctio (s. Bugge Altit. Stud.
35, Grober AflL. 1,549), wohl nicht cotio, „Makler, Handler": un-
erklart. Nicht xiberzeugend Bugge a. a. 0: zu in-cohare (Bildung
wie ojMo); noch problematischer ware Ankniipfung an lit. szau-
Jciu, szauJctiy lett. sauJct ^schreien, nennen" (mit denen auch caup>o
wohl nicht — als Lehnwort — zusammengehort) ; nicht nach Paul.
Fest. 35 ThdP., Vanidek 66 zu cimctari oder nach Bersu Gutt. 127
zu gr. KOTCi? „Schwatzer**.
codes, -itis ^der von Geburt einaugige": wohl aus gr. k()kXlu\|j
(Weise, Saalfeld, Keller Volksetym. 273, Havet Mem* soc. lingu,
V, 283). Verbindung mit octilus (Pott Et. Fo. II 2, 446) ist unm6g-
174 coco — cohors.
lich, da c weder nach Meringer Wiener Sitznrtgsber. GXXV, 11, 41
als Prafix, noch nach Lewy KZ. XL, 423 (:lit. aklas^ s. aquilus) als
Reduplikation zu betrachten ist, und odes nur eine von Varro zn
etymologischen Zwecken gebildete Form ist,
coco ^Naturlaut derHiihner^: schallnachahmend wie c a cab are
(s. d.), vgL bes. ab. kohoto „Hahn", franz. coq ds. (Vanicek 45).
coctiiriiix: s. cotumix.
codeta: s. cattda.
coenum „Schmnlz'', falsche Schreibmig fiir caenum, s. d.
coepi; s. apis cor.
cogitOj -are ^denken'': ^co-agitOj als „secuni agere^' zu ago
(Gorssen P; 532; nicht nach Vanicek 9 zu aio).
cognomen: s. nomen.
cogOj -ere ^zusammentreiben, zwingen^^: ^co-ago.
cohors, 'tis „Hofraum, Gehege, Viehhof; Haufe, Menge, Schar,
Gefolge'': au.9 co + i^g"- ^ghrti-s zu Wz, ^gher- ^fassen^' sowohl im
Sinne von „zusammenfassen, ergrelfen" als von „umfassen, einfassen,
glirten'', vgL lat. hortus ^Garten'' („umzauntes, eingehegtes Grund-
stiick'') == o. hurz, ace. hurtum ds,, gr. yjypxoc, ^Gehege, Weide-
platz'', 2l\\ gort ^Saat" (kelt. *^orto-; daneben "^gartd in:) hvet garz
^HeckC; Zaun, Garten", cymr. garth ^ Garten "" (mit Unrecht stellt
V. Bradke Z. d. dt. mgl. Ges. XL, 655 ff. die vorstehenden Worte
zu grdmen usw.), got, gards ^Haus% aisl. gardr 5,Zaun, eingehegter
Hof% ags- gea^xl ^Umfriedigung, Garten, Wohnung", as, gard „Um-
zaunung, Wohnung'', ahd, gart „Kreis'' (dai^aus hochst wahrschein-
lich entlehnt lit- gar das „Hurde", ab. grad^ ^Einhegung, Stadf",
VgL bes. w^tograd% aus got* aurtigards^ vinogard% aus got. veina-
gards \ Aveniger einleuchtend halten J. Schmidt Voc. II, 128, 318,
kZ. XXV, 120 fif., Fiek 11^ 115, G. Meyer Alb, Wb. 119 f. die bait-
Slav. Worte fiir urverwandt mit ai. grhd-h „Haus'', av. gdrddo
„H6hle'', wozu vielleicht phryg. -gordiim ^Stadt'' und — aus dem
Slav.? — alb. gar^ „Hecke; Zaun'', s. Meyer a. a. 0., Uhlenbeck
Ai. Wb. 82, mit idg. gh--^ y^\. noch Uhlenbeck Got. Wb. 56 und
beztiglich der ar. Worte die Zweifel Gharpentiers KZ. XL, 468 ff.),
ahd. garto, as. gardo „ Garten", got. garda „ Stall" (letztere grra.
Worte eher aus "^ghorto-y erstere eher aus "^ghordh-y vgl. :) lit. zardis
^Htirde", apr. sardis „Zaun" {und mit Umstellung lit. darzas „ Garten",
Hirt IF. XXI, 172: kaum zu fortisY dazu nach Fick BB. XVII, 322,
Wb. I*, 436 auch got. gairdan^ ags. gyrdan, ahd. gurten ^gurten",
ags. gyrdel^ ahd. gurtil „Gurter, und die Hesychglossen Kop&eXax'
au0Tpoq)ai, auipoi, und Kopbxkac, kcCx Kop&iv toik; auupotj^. koX Tr\v
auaxpocpriv; ai. harmydm „festes Gebaude" (Uhlenbeck IF. XVII, 97)
ist wohl unverwandt.
In der Bed. „fassen = ergreifen" vgl. o. heriiad\cdi^mi''j
herrins 5,caperent" (wenn nicht als „sich wunschen, aussuchen""
zu her- „wollen", s. horior), gr. eO-xepr|? ^leicht zu behandeln"^
XGip (dor. ark. kypr. XHP? S,oL ace. -pl.x^ppaq) „Hand" („Greiferl"y
s. auch lat. hir), arm. (Hubschmann Gr. I, 470) jefn „Hand",
alb. (G. Meyer Alb. Wb. 72, Alb. Stud. Ill, 86) dors {""ghera)
'„Hand"; ai. hdrati „nimmt, halt", harana-m „das Nehmen, der
Arm". — S. noch lat, hara, und vgl. hir^ hirnndo^ foriis.
cohortor — cohus* 175
Sicher fernzuhalten isi her es, hercttcniy Hercules. Wesent-
lich nach Gurtius 199 f., Vanicek 93, Fick 1\ 436, 11^ 115;
vielfach abweichend, doch nicht wahrscheinlich Meringer Abhdlgn.
z. germ. PhiL 180 ff.
coliortor^ -dri „anfeuern, ermuntern": co{m)-\-hortor; die bes.
Anwendung auf das Anfeuern der Truppen ist unterstiitzt durch
den Anklang an cohors.
cohus (ecus) L nach Varro 1. 1. 5, 135 ^siib jugo medio cavum^
quod hura extrema addita oppilatur, vocatur coum a covo^^ aber
nach Paul. Fest. 28 ThdP. y^cohum lorum^ quo temo huris cum jugo
colUgatur^ a cohihendo dictum^; % ^Hohlung des Himmels*': in
ersterer Bed. nach Thurneysen „H. Osthoff zum 14, Aug. 1894""
(s. auch Zupitza Gutt. Ill) als ^Halter; Umfasser" zu einer Wz.
"^hagh-y "^hogh- ^umfassen, fassen" in lat. in c oh are (besser als
inchoare, vgl. Stolz HG. I, 90) ^incipere, anfangen", wozu nach Bugge
Ait. Stud. 34 o. kahad „ capiat, incipiat", und nach Thurneysen a. a. 0.
noch cymr. caf^ inf. cael ^erlangen, bekommen, finden"" (das nicht
nach Fick 1^, 387, II*, 65 zu capto; liber die durch Kreuzung von
kag- und gdbim — s. haheo — entstandenen cymr.^ caffael, corn.
cavely mbret. caffouty nbret. caout ds., cafoiit „haben'' s. Thurn-
eysen a. a. 0.).
Bugge a. a. 0. reiht noch an ahd. hag „Einfriedigung", nhd.
Hag, Gehege, hegen, ags. haga „Gehege", aisL hage ^Weideplatz""^
ahd. heggay hecka^ nhd. Hecke^ ags. hecg ds., Thurneysen a. a. 0*
ferner noch abret. pL caiou ^munimenta*^, cymr. cae ^saepes^
clausum'', corn, ke ^Hecke'', mbret. quaCy nbret. cae „Dornhecke,.
Zaun% gall (5. Jhdt, s. Zimmer KZ. XXXII, 237 f. und C. G. L.
VI, 164) caium „Gehege'' (daraus frz. quai)y wo von abgeleitet
cymr, cati ^einhegen", bret. kea „einen Hag machen'' (uber
cymr. caer ^Stadf* s. unter castrum), Aber diese Worte^
* die ursprgl. „geflochtener Zaun" bedeuten, sind an sich schon
nur gezwungen als „Umfassung'' mit den obigen Worten fiir
^fassen'' zu vereinigen, und beruhen nach Pogatscher Prager
Deutsche Studien VIII, 84 a 2 auf einer Wz. niit labiovelarem
g^'h (im Germ, mit Verallgemeinerung der Formen mit lautgesetz-
lichem Verluste des ^), die er auch in lat. caulae „Hurde'' er-
kennt, s. d. und colo. Auch ai. kaksd ^Giirtel^ Ringmauer, ein-
geschlossener Raum'' (verschieden von kaksd „Achselgrube'\ s.
coxa\ Zupitza Gutt. Ill) fiigt sich. — Ah.koSa „Haut'' ebenfalls
nicht als „Huile** hierher, - sondern zu koza ^Ziege"" (Lager-
crantz Zur gr, Lautgesch. 114ff. m. Lit.); uber gr. k6xXo<;, K0xXia(;,
KOxXiov „Schneckenhaus^ Muschel, Schnecke'' s. congius. — Fern
bleibt auch trotz Uhlenbeck PBrB. XXIX, 332 f. serb. kos .Scheuer
aus Flechtwerk, Meierhof% russ. kos „Hutte aus Flechtwerk,
Gehege, Hurde, Schafstall", kosara „Schafstall, Pforch*", die viel-
mehr mit si. koh „Korb" zu lat. qudlum.
Unsicher ist Bugges und Thurneysens a. a. 0. Gleichsetzung^
unserer Wz. mit der von aisl. hagr ^geschickt'', haga „anordnen%
h0gr „passend% ags. onhagian „gelingen, moglich sein, gefalleU; zu
etwas imstande sein*', as. hihagon „behagen% mhd. hehagen „freudig^
frisch" usw., wozu nach Zupitza Gutt. 104 prakr. ca{y)a{t)i ^ist
176 coinquo — collum.
fahig", A^oka-Inschr. caghati ^ist zu etwas bereit, willig", av. cag-
(in Verbindung mit rafdhrdm) „(Hilfe) gewahren, leisten" (weniger
wahrscheinlich verbinden Fick P, 41, 419 f. und Bnigmann — s.
eacula — die grm* Worte mit m. gaknoH „kanii, verrnag, hilft^
unter Annahme eines Bedeutungsverhaltnisses wie zwischen lat.
a^ptiis imd apiscor).
Ob altlat. cohus^ cohum ^Himmel'' ebenfalls als „Umfasser^
hierhergehort, oder als cous^ coum zu cavus {^covos) flhohr, ist kanm
zu entscheiden (Thurneysen a. a* 0.; caelum ^HimineP bleibt fern);
frtiher wurde cohus anch in der ersteren Bed. zu cavus gezogen von
Vanicek 70 und Thurneysen selbst KZ. XXVIII, 155 f., der audi
incohare als ^die Deiclisel in den cohus einfugen, einhaken^ anfangen"
erklart hatte; auf diese unwahrscheinliche (bezw. fur cohum ^lorum'^
unmogliche) Auffassung mufite zuriickgreifen, wer einen Ablaut
a:o leugnet,
coinquo, -ere, und coinqmo, -^r^^ in der Religionssprache „mit
dem Messer beschneiden'' (s. zu Bed. Jordan Krit, Beitr, 279 ff.):
unerklart. Bei Herleitung aus ^co-in-squo zu secdre (Brugmann
Ordr. P, 766) ist bes. qu fur c schwierig.
colons ^Hodensack": am ehesten Ableitung von dem auch fiir
^penis'' gebrauchten caulis^ coliSy mit vulg. o fur au. — Oder
allenfalls nach Berneker IF* X, 155 zum freilich sonst alleinstehenden
aruss. suljata ^Hoden'' (Ablaut "^keul-: ^'hul- oder: '^Icd[u]l-'i oder wie
in kljuct: clavis? Weiterbildung von ^Jceua- ^sehwellen^ in cavus
usw.?) — Kaum identisch mit culleus ^Sack'' (Georges), mit 6 nach
gr. KoXeog „Sack^; eher vielleicht Kreuzung von culleus oder koX^o^
mit colis = caulis. — Gegen Verbindung mit nhd. Hode^ ahd. usw*
hodo (Kluge Wb.^ 177; s. unter cunnus) spricht auch lat. <5,^ wenn
man sich nicht auf dialekt. o ftir *m/; ausreden will (Ernout EL dial,
lat. 141 setzt ahnlich diaL o = ^au an).
colliciae ^Wasserrinne'': vielleicht dls "^con-Uquiae zu liquere
<Vanicek 237); oder — vgL elix — nach Paul Fest? 81 ThdP. von
con und lacio („ab aquis coUigendis'')? Dabei miifite allerdings
liqueo in der Bed. hereingespielt und die Nebenform colliquiae er-
zeugt haben. — delicia est tignum quod a culmine ad tegulas angu-
lar es infimas versus fastigatum coUocatur; unde tectum deliciatum
£t tegulae deliciares (PauL Fest. 51 ThdP.) ist ersterer Auffassung
giinstiger. Gegen Verbindung von del. als ^Abschragung^' und coll,
als ^konvergenf^ mit ohUquus s^riohi i.
collis „Hugel, Anhohe": aus "^colms^ vgL got. hallus „Fels",
ags. heall, aisL hallr ^HiigeP, lit. 7c din as ^Berg'', gr. ko\ujv6<;
„HugeP usw., oder (nach Kluge Glotta I^ 55) aus ^^Jclnis = ags. hi/ll^
engl. hill „Hugel'', s. celsus (Vanicek 55, Curtius l53).
colliico: s* lucus.
collum, collus ^Hals (bei Menschen und Tieren)": aus ^colso-
= got, aisL ahd. hals, nhd. Hals (Vani6ek 56), air. coll ^ Hals''
{Stokes IF. XII, 187; Lehnwort?). Herleitung aus "^q^olsos (zu Wz,
"^q^eU „drehen^; s. colus) als „Dreher'' (Vanicek a. a. 0., Noreen
IF, IV, 322, Solmsen KZ. XXXIV, 547, Pedersen IF. V, 56; vgl. zur
Bed. ab, vrat% ^Hals'': vntefi „drehen''; Niedermann lA. XVIII, 76)
wird von Zupitza Gutt, 50 kaum mit Recht wegen des Grm. be-
colo ~ colo. 177
stritten; andernfalls nach Zupitza als ^Trager des Hauptes^ Saule''
(vgl. ai. giro'dharah ^Hals'^; ags. stver „Pfosten^: ^^^. siveora usvv.
^Hals'') zuT Sippe yon celsus, Ws. ^qel- ^erheben, ragen*';^ und
dann wohl weiter == ab. Mash ^Ahre^ (eigentlich „Spitze, Gipfel,
€olumen*), alb. hai ds. (G. Meyer Alb. Wb, 168), wenn diese nicht
etwa nach Solmsen PBrB, XXVII, 366 auf eiiier Bed. „stechen**
beruhen (s, unter clades).
Niedermann a. a. 0. erklart lat.-germ. "^kolso- durch Diss, aus
^q^ol'SlO'y was mir weniger zusagt, als seine Zurflckfiihrung von lit.
kaklas auf "^g^ol-tlo- tiber "^kolklo-.
Da6 gi\ kXox6(; ^Halsband'' als ^qlos-ids eine andere Ablaut-
stufe des in ^qols-os weitergebildeten s-St. enthalte (fragend Hirt
AbL 128), ist ganz unwahrscheinlich.
colo, -are „durchseihen, reinigen, lantern'^, eolum ^Seihkorb^
Seihgefafi, Durchschlag; Fischreuse*": innerlich am wahrscheinlichsten
3st eine Grundbed. ^Flechtwerk''. Das von Havet MsL IV; 184 und
Iljinskij a. a. 0. verglichene caulae ^Umfriedigung, Hiirde** bietet
etymol. Anschlufi; und zwar ist 6 in cdhim als dialekt. Entwicklung
neben dem cm von caulae unanstSfiig.
Kaum zu lit. Tcdszln^ hosztij lett. kast ^seihen'^, gr. KoaKivov
T,Sieb'' (Bersu Gutt. 174), Gdf* entweder "^qSs-lom {colare ist Deno-
minativ), so daJ& lit. kosziu^ gr. K6crKivov auf einem Praes. "^qds-sJco
beruhten (ahnlich Zupitza Gutt. 103), oder ^qdk-slom'. Doch hat
vielleicht K6aKivov auszuscheiden, wenn nach Prellwitz ^ und Iljinskij
A.fslPh. XXIX; 165 als redupl. k6-0ki-vov zu V7z. "^ski- (s. scindOy scio)
.gehSrig; was freilich wegen des RedupL-Vokals o bei nicht u- haltiger
Wz. hochst unsicher ist; andererseits weisen die bait. Worter auf a,
nicht 0, was das Vertrauen in die ganze Gruppierung erschtittert.
„Sieb'' ist nicht nach Iljinskij, Lindsay-Nohl 128 als ^cavillum
^oder "^cavelom ^kleine Offnung*' (leavus) aufzufassen. — Prellwitz
Wb.^ s. V- K\iJbduj ^spinne'' sucht Ankntipfung an ein idg. "^klo-^
"^Me- fldrehen, flechten" (KdXadot; ^Korb*', lett. slogsne „ Reiser zum
Korbflechten u. dgl.*^, s* auch unter colus), was schon am langen
*o von colum scheitert.
C0IO5 -ere ^treiben^ bebauen, bewohnen {incolOy -ere ^bewohnen'';
dncola ^Einwohner"); hegen und pflegen; ehren'*: aus "^q^elo (vgl.
inquillnus ^Insasse", Exquiliae ^auSerhalb gelegene Wohn-
statten"^), idg. Wz. \^el- ^sich (drehend) herumbewegen'', daher einer-
sdts „drehen^ (im Lat. wohl in collum, c alius ^Hals^ als ^Dreher'^,
:s. d., allenfalls auch in co?t^5 „Spinnrocken'*, und [?] in coluber,
column a), andrerseits ^versari; in Bewegung sein, irgendwo verkehren
(auch abgeschwacbt: wohnen; sein); sich um jemanden (auch ftirsorglich)
bewegen u • dgl. '^ : gr. udXoiuai „ bin in Bewegung; versor " , ^nXero „ versatus
^est"; u€piTr\6|Li€vo<; ^sich herum drehend'^; itdXiv (nach Solmsen Berl.
Phil. Woch. 1906; 755 ace. von ^trdXi? ^Wendung^) „zuruck'', tr6Xo<;
^Achse (Drehpunkt); umgepfliigtes Land"; uoXeOiu „bewege mich
herum", it. y^v ^pfluge um^, TtoXeui ^bewege mich herum; verweile
wo", iruuX^ojuai ,,bewege mich an einem Orte herum, komme haufig
hin"; amoXo^ ^Ziegenhirf^; dcoTroXeuj „bin Priester" (teilweise unter
Einmengung von idg. "^peh in opiliOj pello? s. d.; strittig ist, ob
.gr. pouKoXoij; cymr. usw. hugail — s. auch unter celer — mit q
Walde, Etym. Worterbuch d, lat. Sprache* 2. Aufl. 12
178 colonus — coluber,
aus q- nach u hierhergehSren, vgL mit ^eottoXeu) auch dGT^-KoXo^
^Priester''; OeoKdXo? • iepeia Hes., oder zu idg. "^qel- „treiben*^; Lit.
bei Boisacq s. v» aitroXoc;)^ tcX^Oui ^bin, werde"; ai, cdrati ^bewegt
sich, wandelt, treibt usw/, ^y. caraiti ^versatur, obliegt einer Tatig-
keit, u. dgl/, carana- ^Feld" (Benfey KZ, VIII, 90 ff., Gollitz BE.
V, 101^ Gurtius 470), aip. parikara ^pflege'' {^cole^'l s. Meillet MsL
XIV; 190), ab. Jcolo {es-St, s. auch Meillet Et. 357 f.) ^Rad% ab.
koleno ^Knie'', lit. kelys ^Knie^ (oder diese beiden eher mit q zu
scelus? Ygl. KU)\r]Hi j^Kniekeble*'; nocli anders Iljinskij AfslPh. XXIX,,
163 f.), api\ Jcelan „Rad", aisL hvel ^Rad"^, redupL ai. ca-Jcrd-h^ -m
^Wagenrad, Scheibe, Kreis'', av. caccram ds., gr. kOkXo? ^Kreis^, aisl.
hjol, ags. hiveohly hweol^ hweohol, hweogol „Rad^ (vgL bes, Osthoff
PBrB. VIII, 259 ff. mit Lit. und iiber die grm. Worte noch Zupitza
Gutt. 6, 56 L, wo weiteres, und Siebs PBrB. XXIII, 255 f. ; cymr. pel
^KugeP, Zupitza a. a, 0., ist aber nach Thurneysen GGA. 1907, 805
aus \2X.pila entlelmt), phryg. kikXyiv ^der groSe Bar" (d. i. „Wagen'',
Fick BB. XXIX, 239); ob hierher mit ho- aus yk'o- arm. holov „da&
RoUen" nach Pedersen KZ. XXXIX, 387?
Fernzuhalten ist wohl got. haldan „Vieh weiden" usw. (s. unter
celer); sicher air. foichlim ^hiite mich'', cymr. gogelu „sich hiiten'^
(trotz Fick II ^ 82 f.; s. celo)\ wegen der Bed. wohl auch (trotz,
Gollitz und Zupitza a. a* O,) ai. caramd-h ^der letzte, auSerste"^
usw., s. unter procivlj und alb. sjet ^bringe'^ (trotz Pedersen
KZ. XXXVI, 322), Unberechtigterweise verteilt Darbishire Cam-
bridge Phil. Soc, Feb. 9 [lA. IV, 86] unsere Sippe auf zvvei ver-
schiedene Wzln. "^qel- ^Bewegung'^ und ^g^'^?- „Ruhe^. — Meringers.
IF. XVII, 126 Gdbed. „steche, ackere mit spitzem Pfahl'' fur idg.
^'q^elo ist blofie Konstruktion.
colonus „Landwirt, Bauer'': vom vorigen.
coloi> -oris ^Farbe'^: als „Hulle'' („Aufeenseite") zu celo (wie
ai, vdrf^a-k ^Umhiillung, Farbe*^ zu vrfioti „verhullt, bedeckt'', xP^^ct'
^Farbe'' zu xpiix; ^Haut''), vgl. Vanicek 314; der -^^-Stamm von
color auch in got. huUstr ^Hiille'', ags. heolstor „Hiille, Schlupf-
winkel, Dunkel", ahd. hulsa „Schote" (J. Schmidt PL 144), sowie
wohl auch in cell a.
colostra, colustra „die erste, dicke Milch in den Briisten und
Eutern, Biestmilch'': vielleicht nach Thurneysen GGA. 1907, 805 als
^coloS'tera ^rahmartig" von colds (^Farbe'^ als ^Hiille") abgeleitet,,
das wie ai. gdrah „die Haut auf der gekochten Milch '^ einst vielleicht
die auf stehender Milch sich bildende Rahmdecke bedeutet hatte. —
Vt^ood Gl. Phil. Ill, 81 vergleicht dagegen wegen gr. ttOo? „Biest-
milch^: ttOuj „mache eitern^, ags. hwelian „eitern^, lit. szvelnus
„weich, sanft anzufassen ''j so dafe "^kuelos-tiejrd „eiterartig^ (oder
^schwammig*'?) ware. Doch scheint in hwelian wegen ags. hwylca^
^Krampfader" der Begriff des Eiterns erst sekundar zu sein (Zupitza
Gutt. 57: lett hwele „Entzundung einer Wunde", kwelet ^gliihen"*).
coluber, -bri „Schlange'': zunachst als „sich windende, kriim-
mende*' zu gr. k€XX6v arpc^Xdv, irXdtiov Hes,, kuXX6<; ^gekriimmt,,
gelahmt", ai. kufhi-h ,,lahm am Arm"; weiter entweder zu Wz»
'^{s)qeh ^Kriimmung'''(s. sceluSy und unter claudus\ Brugmann Grdr..
I ^j 425) oder, da gr. XX aus pX, ai, ?^ aus rn entstanden und colubei^
colum — coins. 179
aus "^cortiln'os dissimiliert sein kann^ nach Sommer Gr* Lautst. 63
zur Parallelwz, ^qe?^- ^krummen'' (s. curvus)^ was deshalb vorzu-
ziehen ist, well im Lat. und Gr. (KupTocj; Kopuuvo?) in der nicht liber-
tragenen Bed* ^krumm" nur mehr die r- Form lebendig ist.
Nicht so treffend in der Bedeutung, und kgXXov ausschliefiend
ist Anschlufi an colo (z. B. Bersu Gutt. 135, Thurneysen GGA. 1907,
805, s. auch columna). — Audi nicht aus gr. x^^^&po? „Schlangenart,
Wasserschlange*^ (Havet AflL. IV, 142, Keller Volksetym. 306 &.).
colum: s. colo.
'^ columba^ -bus „Taube, Schlagtaube": von der dunkeln Farbe
benannt (vgL zur Bed. ab, "^golqbyj^y y. goluhyj ^blau'', apr. golini-
ban „blau^^* ab. golqbh T^aube^; palleo : palumbes)^ indicia wohl zu
K€Xaiv6(; ^schwarz'' usw. {s/ealidus) nach Prellwitz BB, XXIL 102 f.;
zum Suffix YgL Frohde BB, VIII, 187, Brugmann Grdr. P,' 224 f.
Daf3 ai. kddamba-h „eine Gansart mit dunkelgrauen Flugeln'',
ab. golqbh „Taube'' und gr. K6\ujupo<; „Taucher'' fernzuhalten seien
(Prellwitz a. a. 0.), ist nur fur ersteres sicher; gr. KdXuiupo? aber
ist wohl = Columbus^ obwohl ein anderes Tier bezeichnend; golqbh
(das Prellwitz mit lit. usw. gulbe, gulbis ^Schwan'' verbindet, s. Wz.
^ghel- unter glaber) ist wegen der Bed. ^Taube'' wohl aus dem Lat.
geflossen, so dafi russ, gohibyj „blau'', apr. (ursprgl. slav.) golimban
„blau'', lit. gelumbe „blaues Tuch^ (s. auch Brugmann Grdr. IP, I,
386, Uhlenbeck KZ. XL, 557) erst nach dem blauen Schimmer des
Taubenhalses benannt erscheinen (Thurneysen GGA. 1907, 805).
golqbh daher auch nicht urverwandt mit ags. ctUufre „Taube'' (s.
Charpentier KZ. XL, 434 a 3 mit Lit.) ; letzteres vielmehr nach Po-
gatscher Festschrift zum VIIL allg. deutsch. Neuphilologentage 1898,
103 ff. durch vermutlich kelt. Vermittlung ebenfalls aus mlat. colum-
bula, roman. ^columbra entlehnt; s. auch Liden Stud. z. ai. und vgL
Sprachgesch. 95.
columen^ eulmen „H5hepunkt, Gipfel'': zu Wz. *g^?- „ragen",
s. celsus (Gurtius 153, Vanicek 55). — Hierher vielleicht auch
columna (dem. columella) „Saule" (ibd.) als „in die Hohe ragen-
der Balken"; von Thurneysen GGA. 1907, 805 dagegen als „Rund-
holz, gedrehte Walze'', ptc. zu colercy gedeutet, was formell der
erstgenannten Deutung ilberlegen ist; doch liegt von dessen einstiger
sinnlicher Bed. „drehen" (genauer „sich drehen^) sonst im Lat. keine
Spur mehr vor (aufier wenn coluber anzureihen sein sollte; collum
und -?- colus waren schon vorlateinisch von colo isoliert). Nicht
nach Stowasser Lat,-dt. Schul-Wb. als „*Strunk, abgehackter Stamm*'
zu incolumis, gr. koXoOuj ^verstummle", k6Xo<; usw. (s. clddes,
calamitas).
columns „haseln, von Haselholz'' : statt ^corulnuSj s. corulus
(VaniCek 60).
colus^ -us Oder -i „Spinnrocken'': bisher zu colo gestellt, so
dafi entweder aus "^q^olos {-us) oder aus "^q^elos (-us); vgl. Havet
Mem. soc. lingu. V, 160; in letzterem Falle = aisl. hvel ^Rad", apr.
kelan „Rad", in ersterem = gr. ttoXo? ^Achse"".
Aber der Rocken dreht sich nicht Daher sehr beachtenswert
Osthoff Verhdlgn. der 41. Philologenvers. Miinchen 1891, 302: zu
gr. KXibdiU; KXu)0KUi „spinne''; wozu (wenn nicht zu ab. Jcr§tnqti
12*
180 com-; cum.
^drehen'^) auch vielleicht ai, hrndtti „spinnt'' (weitere Anreihung
versucht Prellwitz^, s. unter colo).
^ com-, cum ^mit" (zu o:u s. Meyer-Liibke Abhdlgn. Schweizer-
Sidler gew. 20 f,) ; die Form quom auf alteii Inschriften beruht auf
Einflufe dor Konj. "^com^ cum (aus ^quom) zu einer Zeit^ als neben
letztere nach den andern Formen des Relativstammes von neuem
quom trat und den Sieg errang (Solmsen Stud. 79); die Form eo-
ist eine ursprgl. Doppelform zu com- (Bugge PBrB. XII, 413 ff.); =
osc, com^ con, co- ^mif^ (Prap, mit AbL; davon mit no-Suffix
comono, comenei ^comitium''), u. com^ -co^ co- 5,mit" (Prap. mit AbL),
„apud, juxta'' (Postpos. mit AbL), vcdsk. co-, faL cun-captum „con-
ceptum"; vgL an Zusammensetzungen noch u. Jcuveitu: lat, con-
vehito; volsk, cottehriu: lat, curia; u. comohota ^commota^^ \ comoUu
„ commoUto " ; conegos „ conixus '' ; couertu „ convertito " (v, Planta
passim).
Die Doppelheit coniy co auch im Kelt.: air. com-^ cum-y con- „mit"^
cymr. cijf, galL com-y aber auch galL co-veros^ air. coir ^gerade^
recht^, cymr. co-^ cy- (z. B. cywir)^ corn, abret co- (Vanicek 288).
Far Gleichsetzung auch mit germ, ga- (Bugge a. a. O., Brugmann
Totalitat 21, Streitberg PBrB, XV, 102) sprechen bes. Gleichungen
wie got ^a^an: commemini; gadeigan: confingo; gaqiman: convenio,
o. kumbened pf., kumbennieis g. sg. „conventus''; gabrikan:
confringo] gabairan = confer o (beides auch in der Bed. „ vergleichen") ;
gateihan ^anzeigen, verkiinden'^ : lat. condico; gapahan: conticeo;
mhd. genanne, gename subst ^desselben Namens": lat. adj. cogno-
minis: got. gamains: communis {^kom- wohl in grm. ^hanso, s. unter
censed). Germ, g- aus X" im unbetonten Prafix hat nach Rolffs
„Got. dis' und du-^ S. 52 f. vergleichbares, so dafi "^kom nicht von
einem "^gha oder "^gho (zu ab. za ^hinter"", arm. z- „um, bei, liber,
wahrend'') funktionell aufgesogen zu sein braucht (Meillet MsL
IX, 52 ff., Wiedemann BB. XXX, 215, Trautmann Grm. Lautges. 56).
tJber gr. koiv6<; ^gemeinsam^ (eher ^KOju-ioc; als ^Koi-voq) und anderes
auf einem idg. "^qo- beruhende s. Brugmann a, a. 0. 21 und 50, und
IF. XVII, 355.
Zu it. kelt (grm.? gr.?) "^kom ^mif^ steht in Beziehung idg.
"^knt- {^"^kmt-) in a.-mir. cet-^ cymr. cant, can^ gaUy bret. ganty corn.
cans „mit, bei, langs^^, galL canta- und gr. Kaxd ^entlang, gemafi,
herab von" (Havet MsL IV, 372, Breal ibd, VIII, 476, X, 404, XII,
241, Fick IP, 94; man beachte, dafi nach Breal sich z. B. condere
mortuos mit KaTaridiiiui deckt) und (s. Havet, Brugmann KG. 479)
aus dem Lat. selbst contra „gegenuber, dagegen, gegen*^ (AbL sg.
eines a-St,, wie contr6-[versia] = o. contrud „ contra'' eines o-St.,
s. V. Planta II, 192, 447, Lindsay-Nohl 668 f. und fiber contra 640);
doch ist das mit com in der Vokalstufe stimmende contro- (gegen-
iiber kelt. gr. n) wohl in ^com'tro- zu zerlegen und hat als eine
Komparativbildung wie al4er {: alius) spez. die aus dem „beisammen''
blo6 zweier erklarbare Bed. des ^gegeniiber'' (trotz Meringer IF. XIX,
451; s. auch v. Blankenstein IF. XXI, 114). >
Meillet MsL IX, 49 ff. reiht auch ab. s^ (aus ^knt-, wie s^to
„100*' aus ^^hntom) an, allerdings nur teilweise (s. u.) u, zw. m. gen.
^von — herab" (sinngleich mit ai* av. m-), vgL z. B. ab. s^^esti —
combennones — - combretum. 181
KaxaKaOam — comhurere, shdelati — KaTairpoiSai — conficere, ferner
«^, KaTd m. ace. einerseits z.B. in serb. s onu stranu — Kar' dvavnov,
andererseits z. B. ab. s^ tri smohvy — gr. Katd bei Zahlangaben
^beilaufig". Dagegen ab. st ^mit" sei wegen sq- der Nominal-
zusammensetzungen, das allerdings sicher = ai. sam „mit" ist, davon
zu trennen, und ebenso lit. sii nmit", in Nom.-Zus. san-, sq--, aber
lit. su ist (auch trotz Vondrak BE. XXIX, 211) ,aus *som oder *sm
nicht herleitbar (so spater auch richtig Meillet Et. 162 f,, wo wegen
ab. su-guU „doppelt" auf idg. *sou-: *sw- geschlossen wird) und am
ehesten nach v. Blank enstein a. a. 0. IIB ff. [vgl. hier und bei
Meillet auch liber gr. HOv, ciiv] aus dem Slav, bezogen, und si. ^
erst nachtraglich mit sq- (= ht. san-, sq-) assoziiert; auch dais lat.
kelt. com ^mit" von com — Kaxd — s^ „von" zu trennen und mit
ai. ham „Partikel zur Hervorhebung der Beziehung des Dativs", ab.
Ich „zu" zu verbinden sei, ist nicht glaublich, da ,mit" und „herab"
von Blankenstein a. a. 0. (vgl. auch Gunther IF. XX, 120: Kard
p6ov „mit dem Strome" = ^stromabwarts") befriedigend vermittelt
werden. Es ist demnach an der Zusammengehorigkeit von *honi
^mit", Kaxd, cet- gant, si festzuhalten.
V. Blankenstein geht aus von idg. ^kem-, *kem-t- (die auch
in got. fra-hinpan ^gefangen nehmen", handus ^Hand", idg.
*de-km, "^de-kmt- ^10" = „zwei Griffe" vorliege, wovon auch
^hn-idni „100°) ^fassen"; also „an etwas fassend", woraus „mit%
^herab" (Kara Tfl<; KXinaKO? Kaxapatveiv ursprgl. „an der Leiter
sich festhaltend ") usw. — Sehr zweifelhaft ist, ob adan. aschw.
handser ^jenseits", agutn. handarmair „noch weiter bin" (Noreen
Ltl. 138, V. Rozwadowski Rozpr. ak. um. w Krak., wydzial filoL,
Ser. II, torn. X, 398 a 2) und got. usw. Undar „hinter'' als
Bildungen wie contra hierher, und nicht eher zum Pron.-St. *ko-,
*ki- {s. ce) zu Ziehen sind, obgleich in letzterm Falle das Suffix
-ntero noch zu erklaren bleibt (s. v. Blankenstein 114 f.).
Contra usw. nicht nach Meringer a. a. 0. zu gr. kovt6(;
,Stange".
combennones: s. henna.
combretum (Plin. 21, 30 und 133) „eine aromatische Pflanze" ;
die gewohnliche Bestimmung als eine Juncus-Art ist ganzlich aus
der Luft gegriffen; ^foUorum exilitate usque in fila attenuata"' weist
unzweifelhaft auf eine Umbellifere oder noch eher auf eine der
Artemisia (Wermut) ahnliche Komposite, wie auch die von Plin. als
habituell ahnlich bezeichnete pdKKapi^ nicht das orientalische (nicht
europaische !) Gnaphalium sanguineum oder eine verwandte Immor-
tellenart, sondern wohl ebenfalls eine Komposite mit kugeligen
Bltitenkopfchen (wie die wermutartigen) bezeichnet (Mitteilung von
J. Murr): aus *quemfr-, idg. *kuendJiro-, lit. szvefidrai pi. „Schilfart,
Typha latifolia" (Bezzenberger-Fick BB. VI, 237), aisl. hugnn „ An-
gelica silvestris" aus *huondh-nd (Liden Uppsalastudier 94, Noreen
Ltl. 173; Fick P, 428), dan. faro, qvander {*kuondhro-) ds., nir. gal.
contran ds. (Lehmann ZfdtWtf. IX, 23, 161,' KZ. XLI, 390). Die
starken Bedeutungsverschiedenheiten bilden bei einem Pflanzennamen
keinen Einwand, lassen aber immerhin die nur auf Lautgleichheit
182 combaro — commiinis,
und der allgemeinen Kategorie als Pflanzenname aufgebaute Ety-
mologie als unsicher erscheinen.
comMro: s, bustum.
conies^ -ifds ^Begleiter": "^com-i-U ^Mitgeher*^, s. com- und eOj
VaniCek 37; Bilduiig wie ai. vigva-ji-ty deva-grii-t usw.
comis „munter, frohsinnig, freundlich^: aus cosmis (Duenos-
inschrift, vgl, Osthoff Rh. Mus. XXXVI, 483); am ehesten als ^co-smi-s
„mit Lacheln, daher freundlich^ frohsinnig'' zu Wz. "^smei- „lacheln,
lachen" in ai, smdyate iilachelt" usw,, s. m%rus:^ ^smi- Wurzel-
noinen.
Die bisherigen Deutungen befriedigen nicht: ab. kochati „ lie-
ben'' (vgl. Pauli Ait. Stud. I, 15) hat idg. a, s. carus (das von
Ehrlich KZ. XLI, 287 fur ^/o-Vokalismus geltend gemachte lit.
Jceksze ^Hure", so da& kochati aus ^koks-^ comis aus ^koks-mis
— wogegen auch Suff. -mi- bedenklich macht — , braucht nicht
eigentlich ^Liebchen" zu bedeuten). — Gr. Kdaixoc; ^Schmuck,
Ordnung, Welt" (s. censeo, cinnus) ist lautlich unvereinbar; an
der altern Form cosmis scheitern die Erklarungen Vanifieks 66
und Ficks V^ 18.
comissor^ -^ri „einen frohlichen Umzug halten, umherschwel-
gen"; aus gr. KUUiadZuj (kiji)|uo<; ^Gelage"; Weise, Saalfeld).
commetare: s. met a,
comminiscor: s. memini.
commimis^ comiims ^handgemein, ganz aus der Nahe" : com-
und manusy vgL zur Bed. gr. €y-T^<; ^nahe": av. gava „die beiden
Hande"; zum Formalen s. Brugmann Grdr. II, 700^ Breal Msl. XII,
242, Delbrtick Grdr. I, 637 (nach letztern ware mmfii's ein Abl.
manu{bu)s).
commisceo „mische zusammen": vgl. bes, air. commescatar
^commiscentur", cummasc „das itfischen, Vermischen", cymr. cymmysg
^commixtio", mbret. cemesc ds. (Fick 11^, 87); s. mis ceo.
communis ^gemeinsam", altlat. comoin[em]: got. gamainSy ags.
gem^ne^ shd. gimeini „gemein(sam)''; o. muinikad ^communi"; lit.
mamas ^Tausch", mainyti ^tauschen", ab. mena „Wechsel, Veran-
derung", meniti ^andern"; ai. may ate ^tauscht", lett. mlju ^tausche''
(Vanicek 219; unrichtig Curtius 324). Wz. ^mei- ^wechseln, tau-
schen"; daraus einerseits ^im Austausch stehend", vgL auch lat.
muntis (alter moinos)y -e^Hs ^Leistung, die zu verrichten ist (ursprgl.
Gegengabe^ Tauschleistung), Geschaft, Amt", u. muneklu „munus,
Sporteln" (Brugmann Ber. d, sachs. Ges. 1893, 141 ff.), lat. munia
(alter moinia) ^Leistungen" (davon immUnis „frei von Leistungen",
wie communiSy das aber alter ist; municipiu^Uy altlat. moinioipiis
„die autonomen Stadte Latiums, deren Burger gegen Rom die
gleichen Pflichten [munia] hatten wie die cives^ Romani"); und
„Gegengabe, Geschenk", ygl. lat. mUmiSy -eris ^Liebesgabe" (s. d.).
Andrerseits ^tauschen" als ^vertauschen, verfalschen" in ahd. mein
^falsch, trugerisch" (nhd. Meineid „falscher Eid"); ags. man „Falsch-
heit; Verbrechen, Frevel", aisL meinn ^scMdlich", mein „Schade^
Beschadigung, Ungluck" (Schade 599), vielleicht auch in gr. \xl\xo<;
.Schauspiel, -er" (anders Prellwitz BB. XXVI, 310; aber s. auch Wb.^
s. v.). Eine erweiterte Wz. ^'met't{hy s. unter mUtdre^ muttais.
compages — compTio, 183
Dafi mit unserer Wz. die Wz. ^mei- ^mindern" (s. minor)
identisch sei {Fick I"^, 102, Prellwitz Gi\ Wb^ s. v. [uivOduj,
Uhlenbeck Got. u. Ai, Wb. s. v. minniza und mindtl^ Meringer
IF, XVIII, 270 f*) ist ganz zweifelhaft; sehr unsicher auch, da6
lat. meare ^gehn*' auf dem Begriflfe der Ortsveranderung beruhe
(Prellwitz Gr. Wb. s. v. ilxoito?). — DaE communis als „wer die-
selben Hauswande hat, Hausgenosse^, ebenso got. gamains und
die andern ital. Worte zu mognia usw, gehoren soUen (Meringer
a. a. 0,), ist ganz unannehmbar.
compares; s- paeiseor.
comparo: s. par und p><^^io.
comparsit: s. compesco.
compello: s. appello.
comperce: s. compesco.
comperio^ -ire „genau erfahren**: s. perltus.
compes ^Fufifessel, FesseP: s, pedica.
.compesco^ -ere „im Zaume halten*' (dazu erst als Gegensatz
neugeschaffen dispesco ^reifie auseinander^, Brugmann IF. I, 175):
aus ^comparc-scoy vgl. altlat. comperce ^compesce'' (Paul. Fest. 42
ThdP.), comparsit Terentius pro compescuit posuit (ibd.), pascito
Unguam in sacrificiis dicebatur^ id est coerceto^ conUneto, taceto
(Paul. Fest. 222 M., oder parcitOy wie ThdP. 279 schreibt), ferner
(z. B. Wiedemann BB. XXVIII, 17, Thurneysen IF. XXI, 179 f.)
par CO y -ere mit Dat. coramodi ^sich zuruckhalten jemandem gegen-
uber, ihn schonen", parens ^zusammenhaltend, sparsam'' (auch
mlat. parens ^eingezaunter Wald" halt Meringer IF. XVIII, 259 fur
ein altes Wort), und nach Brugmann Grdr. II, 1035 o, hum-
parahineis ^consilii (convocatae contionis)'', comparascuster „con-
sulta erit*' [also ursprgL vom Zusammentreiben, Zusammenrufen einer
Versammlung; wegen des Vokalismus kaum besser zu poscOy v. Planta
11, 262; noch anders Fay Am. Journ. of Phil XXV, 182 f., s. 1, Aufl.
701; u. praco i^racatartim „saepium saeptarum**, v. Planta I, 321,
ist in der Bed. nicht sieher und ware wegen ra statt ar schwierig].
AufieritaL Anknupfung versucht Wiedemann BB. XXVIII, 17 ff.:
idg. "^perk" „umschlie6en^ in si.pdrgu'h f. „Rippe, gebogenes Messer",
av. pdrdsii' ^Rippe, Seite", osset. fars „Seite, Strich* Gegend*^, ab.
2yr^s^ ^Briiste'*, pr^st^ „ Finger'', Y\i. pirsztas ds., got. f airbus ^Welt",
ahd. usw. iiriha ,^Menschen'', ahd. usw. ferdh ^Leben, Seele", ursprgL
„Leib'', wie ags. feorh ^Leib, Gestalt", gr. 'K6pKr\<; ^Ring um den
Speerschaft zum Festhalten der eisernen Spitze'' (aber lat. porcere
,,zusammenhalten, abhalten" bleibt fern, ebenso parma „Sehild**,
2:>ersdna ^^Maske*', o. pestlum „TempeP, das zu posco) und zweifel-
hafteren anderen Worten. Schwierig bleibt dabei ital. a, und die
Bedeutungsvermittlung ist doch sehr lose.
Verbindung mit j^maHi „mischt, setzt in Verbindung; fiillt, gibt
reichlich'' (Vanidek 16*2, Curtius 166; s. unter jprojp6:) ist aber trotz-
dem nicht vorzuziehen.
compile^ -are ^durchpriigeln, durchblauen*^: von pllum , Stem-
pel zu Stampfen, Wurfspiefi'', plla „M6rser^, s. d.
compilo^ -are „ausplundern^ rauben^ stehlen*'^ expllare ^aus-
pliindern*', supplJare „unter der Hand ab- oder ausplundern*^,
184 compitum — confestim.
p%latr%x „die Berauberin": das klarlich mit ^yildre ^zusammen-
driicken'' (VaniSek 149) zusammengesetzte compllare ^cogere est et
in unum condere'' (Paul. Fest. 28 ThdP.) macht es weitaus am wahr-
scheinlichsten, dafi auch compllare „stehlen'' als ^zusammenraffen"
damit identisch, und ex-, sup-pUdre erst von ihm aus gebildet sindy
wie auch pllatrix.
Kaum nach Fr5hde BB. I, 249 zu gr. \piX6? ^nackt''^ h;i\6u>
^mache kahl, beraube'' mit einem Anlaiitverhaltnisse wie bei palpare^
parra. — Auch wohl nicht zu lett. sp%let ^klemmen, zwicken, spannen^^
spnle ^Zwicke'', spailes ^Tortur"" (die von pilar e, mX^iu ^zusammen-
driicken*' trotz Bezzenberger-Fick BB. VI^ 239 zu trennen sind)
unter einer Wz. ^{s)pll- {^spnl-y ^spaHl-) etwa ^zerren, zupfen'',
vvomit x\}ik6(; wohl ebensowenig zu verknupfen ist, wie das von
Trautmann Grm. Lautges. 14 f* angereihte ahd. spilon „sich in
zuckender, zitternder Bewegung befinden, hupfen, spielen". — Un-
annehmbar Persson Wzerw. 116 a 2,
compitum ^Kreuzweg, Scheideweg": y^ubi viae competunt^ (zu-
sammentrefifen) Varro I L VI, 25. Nicht nach Vanifiek 152 zu pons^
compos: s. pot is.
coiicilium ^Vereinigung, Verbindung'', u. zw. materiell, geschlecht-
lich, und als ^Verein, Zusammenkunft, Versammlung", concilidre
^verbinden (materiell^ und geschlechtlich, auch = kuppeln), cogere
(Varro L L 6, 43 vestimentum apud fuUonem cum cogitttr^ conciliari
dictum); herbeischaffen; geneigt machen, befreunden'', inconcilidre
^verfiihren, hineinreiten; betriigerisch an sich bringen'': ^e^en Ver-
bindung mit calare (vom Zusammenrufen der Volksversammlung)
macht die materielle Bed. ^zusammenbringen, verdichten'' bedenk-
lich, s* Gorssen Beitr. z. itah Sprachk. 41 f., dessen eigene Ankntipfung
an celdre (^zusammenbergen**; ebenso Vanicek 314) aber gewiS den
Sinn verfehlt; mit dem von Prellwitz^ s. v, d.itiWa verghchenen
gn k\6vo<; ^Schlachtgetiimmel''; KXovdu) ^bringe ins Gedrange" einen
vagen Wurzelzusammenhang zu konstruieren, iiberzeugt nicht; auch
wohl nicht zn KdWu) „treibe'' (s. celer).
coociiiYius ^wohl-, gehorig zusammengefiigt; gefallig": s. cinnns.
condio^ -Ire „einmachen, wurzen, einbalsamieren*": die nachst-
liegende Verbindung mit condercy etwa als ^einmachen'^, ist wegen
der i-Konj\ formell noch nicht sichergestellt; doch diirfte letztere
nach andern Kiichenausdriicken zustande gekommen sein, vgL salllre
^salzen"; das liber salUre die Oberhand bekam, vielleicht auch
farclre.
Solmsens KZ. XXXIV; 546 Anknupfung an gn xivbr\(; „Naschery
Schlecker, Prasser*', TevOeuq, b5ot- TTevdeuq unter Zugrundelegung
eines ^q^ondhi- ^Leckerei'', also etwa ^jLeckerbissen zubereiten''^
darf dann als beseitigt gelten.
condo^ ^ere: s, facio.
confer© „trage, bringe zusammen usw.*': = kelt. ^kombero «ver-
einige'' in mir. commor ^Zusammentreffen von Talern, Strom en oder
Wegen*^^ cymr* cymmer ^Zusammenflufi'^j cymmeraf ^capio, sumo'',
bret. kemerout ^capere'' (Fick II ^ 87); s. fero.
confestim ^stracks, sofort'': adv. Ace, von ^festi-^ woneben
^festion- in festlnOy s. d. (Vanicek 184, Lindsay-Nohl 639),
conflages — conjiix. 185
conflages: wenn echt; zu flag rum; cloch wohl Verstummelung
das figdn., s. Thes* s. v. conftnges.
conflages: s. fluo.
confracesco: s. fraceo.
confute^ -are „niederschlagen, dampfen; widerlegen'^; refufdre
^widerlegen (zurtickschlagen, ziirtickstofien)^: vielleicht mit u aus
nachtonigem au (denn fiitare arguere esty tmde et confutare PauL
Fest. 63 ThdP- und Gloss, ist gewifi nur Grammatiker-Riickschlufe ;
an sich ware auch idg. u moglich, s- ftistis) zu einer Wz. %hmi'
^schlagen" in aisL bauta ^schlagen, stofien'', ags. beatan, ahd* bdga7v
ds,, nhd. AmboM (aber ahd. bouuen^ beuuen ^driicken, reiben, con-
ficere'^, aisL bitinn ^verfertigt" bleiben fern, s, Kogel PBrB. IX^
515 I, 532, Uhlenbeck PBrB, XXX, 265; problematisches bei
Petersson IF. XXIII, 395); wohl auch nach Johansson und Persson
(s. U-) in lat futuo^ -ere „beischlafen** (als „ stolen''); vgl. mir.
both ,,penis" (Wharton Et lat. 40) und aisL b0ytell ^Zeugungsglied
des Pferdes"; s. noch Persson Wzerw. 140 f., 73, der auch fattitcs^
famex „d\da|jia" (aber nicht zutreffend auch favissae^ faux) heranzieht
(s. diese Worte), die gegeniiber den erstgenannten kaum Wzvariation
^bhd'y %hd'\ %}idU'y ^bhou-j sondern Ablaut %heud': %hdu-: %hud-
(woraus einzelsprachliches *6M-) zeigen; auf letzterer Stufe beruht
die Sippe von battuo (auch von Johansson GGA. 1890, 755 mit
con-y re-futdre und fuhio unter "^bhud-t- vereinigt).
Nicht liberzeugend sieht Ostlioff MU. IV, 86, 99 f. in con-,
re-futdre die Wz. "^dhu- „schuttehi, erschiittern''^ in ai. dhUnotl
„schiittelt, erschiittert^ usw. {s, suffio^ fumiis)^ welcher er auch
effuUre „schwatzen, herausblasen** zuteilt, das aber eher zu
fundOy s. d.
Dagegen ist die naheliegende Anknupfung an exfuti ^exfusi*^,
futilis, fundo (Gurtius 204 f., Vanidek 97) als ^hingiefeen, nieder-
schlagen'' immerhin noch beachtenswert; freihch weist die sinnhche
Bedeutung von Titinius com, 128 ^cocus magnum ahemim, quando
fervity jpatUa conftitat trua^ gerade nicht in diese Richtung,
congerro, -dnis ^Schmausgenosse, Zechgenosse^: zu gerro
^Maulaffe", gerrae „Possen**, also etwa ^Ulkgenosse, SpieSgeselle'^
(s. bes. Sonny AflL- X, 378). — Nicht zu der sonst nur schwach,
im Lat. gar nicht belegten Wz. ^ger- ^verschlingen'' (s. unter
gurges),
- congius „ein MaS fiir Fliissigkeiten, sechs sextarii enthaltend'^:
gr, k6yxoc, k6yx>1 «Muschel, HohlmaS'', ai. gaiokhd-h „Muschel,
Schlafe" (VaniCek 66), lett. senze „Muschel" (Prellwitz Gr. Wb. s. v.;
wenn urspriinglicher als auch vorkomme.ndes fenzpy s. Bezzenberger
BB. XXVII, 175a 1, der dafur nslov, senec ^Schlafe*^ einzusetzen
geneigt ist). Congius (wenn nicht aus k^txH?) ^eigt idg. -gh gegen-
tiber ai., lett. (auch griech.?) -qh, vgl. Uhlenbeck IF. XIII, 217. Eine
unnasaherte Form in gr. koxXo^ „Muschel, Schneckenhaus, Schnecke''.
congruo^ -^r^ ^zusammenlaufen, -treffen, -stimmen, passen":
s. ruo.
conia praenest. ftir ciconia^ s. d.
COMJiix^ -jugis ^zusammengejocht", bes. ^Gatte, Gattin": zu
jungo] vgl. bes. ai. i/ilJc^ yu{n)j' ^^verbunden"^ usw., aguk „nicht
186 coniveo — conor.
paarweise , ungerade "", gr. bptd-lvZ ^ Genosse % cruSuH ^ gepaart ,
Genosse, Gemahlin% fiZuS ^nicht gepaart*' (VaniSek 226, Gurtius 182),
und mir. cumg ^Joch'^ {Vcom-jug-; Zupitza KZ, XXXV^ 270), got.
gajuka ^Genosse''.
- coniveo, -ere^ -nivi und "nixi „sich zusammeniieigen^ sich
schlieJ&en^ {claustraj Uneae); bes. die Augen schlieSen; ein Auge zu-
driickeD; nachsichtig sein"; zunachst zu nictOy -are ^zwinkerri; zu-
blinzeln^ nicken*^; waiter wohl als '^co7J'Cni{g)uBre ^'^nicken'' rait
tittor (s. d,) zu Wz. ^kneig^h'j vgl. got. hneiwan, ahd. {Ji)neigen
^neigen^ beugen**^ got. hnaiws ^demutig, niedrig (sich neigend)*^
(Corssen P, 83, 11 2, 1017; weitere Lit. bei Zupitza Gutt. 100; von
Uhlenbeck Got. Wb. 76 bezweifelt; teilweise anders Johansson PBrB.
XIV; 366). U. conegos, kunikaz ^conixus*' (gleichsam "^conigatus)
zeigt Verlust der Labialisation, der aber wohl nicht mit den laut-
gesetzlichen Formen wie lat. co-nixi^ nictare (vgl. v. Planta I, 339^
469; ein lat. nicere gibt es nicht, vgl. Osthoff PBrB. VIII, 274) auf
eine Stufe zu stellen ist, sondern — worauf auch die Media statt
Spirans weist — auf Analogiebildung nach Verben auf -g- beruht.
coniveo nicht nach VaniSek 142 (ebenso Fick P, 500, aber
richtig 391) zu ab* po-niH „oculi demissi^, ponicq „oculos de-
mitto^, po-niknqti ^pronum esse*^, die vielmehr idg. ^nlq^o- aus
'^ni'Oq^' (s, octihis) enthalten. Gr. vfaao^ai hat trotz Fick GGA.
1894, 242 fernzubleiben; s. die Lit. bei Lagercrantz Zur gr.
Lautgesch. 80 f.
conmug^ento: s. mtcgio.
Conor J 'dri ^den Anlauf zu einem Unternehmen machen, den
Versuch machen; sich kOrperlich anstrengen'^ : unsicherer Herkunft;
am ehesten aus "^couenor, zu ahd. giwmnan ^durch Arbeit, Muhe, Sieg
wozu gelangen, etwas erwerben, gewinnen, siegen*^, winnan ^sich
abarbeiten, streiten"", got. -wimian ^sich plagen, Schmerz empfinden'',
aisl. vinnci „arbeiten, leisten, gewinnen'^, ags. winnan „streiten, sich
abmiihen", ai. vdnati^ vanoti in der Bed. „gewinnt, siegt'' (s. auch
unter vemis). Wz. "^uen- „einen Wunsch niit Anstrengung durch-
zusetzen suchen". — Oder ein zu ndvus j^riXhrig^ gehoriges ^con-
ffndvdri? Da vom v keine Spur mehr zu merken ist, ware dies
wohl eher zu ^con-gnd-io abzuandern, mit Abzug des adj. uo- Suffixes.
Wenig ansprechend Vi'ledemann BB. XXVII, 196 f.: idg. ^qen-
„sich strecken, wonach verlangen, lieben*' in lett. zistes, zUes
^streben, trachten, ringen"*, zlmtes „kampfen, ringen, sich be-
miihen'', zenstes ^sich anstrengen, sich bestreben, sich sehnen'',
ai. odnah ^Gefallen, Befriedigung*", av. cinah-y cinman- „Huld,
Liebe"" (ciazu m.-nir. Hn ^Liebe'', Stokes KZ. XL, 246), gr. Kaviijv
^gerader Stab, Richtschnur" [doch wohl vielmehr zu Kdvva] und
zweifelhafterem andern; lat. ist formal hochst bedenklich. —
Mcht fiberzeugend denkt Thurneysen GGA. 1907, 806 mit Vossius
an Herkunft aus Kiuvav, vom Umtreiben des Kreisels (kujvo(;);
condri der Knabensprache ^sich rastlos herumtreiben wie ein
KreiseP habe zunachst zu absolutem „sich anstrengen "" gefuhrt,
was doch gerade die Umkehrung einer planlosen in eine plan-
voile Tatig^keit bedeutete.
conquinisco — considero. 187
Nicht tiberzeugend Pedersen KZ. XXXIX, 382: arm. oonam
^Sorge^; auch nicht aus "^eo-onare zu einem mit onus ^Last**
verwandten "^onari; gewifi nicht aus '^conc-nari zu mmctdre (BedJ)
Oder nach Schwyzer KZ. XXXVII, 147 f. aus "^co-sndri ,,mit An-
strengung schwimmen''.
conquinisco^ -ere, conquexi „sich niederbucken** : Pras- aus
^con-queg-nisco dissimiliert (Brugmann Grdr. II, 971) oder eher aus
nasalinfigierendem "^con-que-ne-c-scd (Pedersen IF. II, 289 f., wo Lit.);
mit eoxim ^hockend'', incoxare ^ niederhocken '^ (Vanigek 45;
Grdf. ^queC'S'^ s. Solmsen Stud. 31 ff.; aber coxa „Hufte" hat wegen
q, nicht q^ fernzubleiben) zu faero. hvokJca (aisL %ueJcka)^ prat»
hvahh ^vor Schreck zusammenfahren, rasch abnehmen, verschwinden**,
aisL huika^ huak „wanken, nachgeben, weichen", caus. huekkia
„qualen, belastigen'^ (*„vor Schreck sich ducken machen"), ab. cez-
nqti „ abnehmen", isceznqti^ isteznqti „vor Schreck zusammenfahren,
verschwinden'' (Zupitza Gutt. 58 und bes. BE. XXV, 105; s. auch
cedo). Gegen weitere Ankniipfungsversuche Frohdes BB. I, 330 f.
vgl. Johansson Beitrage 74.
Consentes dii „die zwSlf obersten G5tter, der GStterrat", auch
dii complices genannt: „die Zusammenseienden", com -f- sens, ptc.
zu esse (Vanicek 32).
conseYius; s. consiva.
consider©, -are „betrachten", deslderOy -are ^verlangen; (erst
klass.:) vermissen**: Zusammenhang mit sldus ^Gestirn*' (VaniCek
350) ist unabweisbar (vgL auch praeslderdre dicitur cum maturms
Mherna fempestas movefur, quasi ante sideris tempus Paul. Fest.
279 ThdP.). Es ist aber trotz FrOhde BB. XIV, 111 und obwohl sich
auch z. B, in ab. z^reti „sehen, bhcken'': ht. £ereti ^strahlen'' die
Begriffe „sehen'' und „glanzen*' beriihren, nicht auf eine altere Bed.
„bHcken" der Wz. ^s{u)eid- „glanzen^ {sldus) zuruckzugreifen, ob-
gleich die Bedeutuugsentw. von sldus ^Stern*^ aus noch nicht mit
Sicherheit klargestellt ist. Nach Prellwitz r^pa<; 63 ff. ware co^isl-
deratus ursprgl. der Landmann, der seine Arbeiten im Einklang mit
den Sternen (= der fiir Jede Jahreszeit zu gewartigenden Witterung)
einteilt, daher verstandig, erfahren, inconslderdtus der darauf nicht
bedachte, ^conslderdre (von con und sidus ohne Hilfe eines ein-
fachen Verbums) „die landwirtschaftlichen Arbeiten im Einklang mit
den Sternen einrichten*^, woraus ^bedenken, besorgen, beurteilen" ;
endlich destderdre ursprgl. von Pflauzen, die eine giinstige Witte-
rung verlangen, was am wenigsten befriedigt. Dagegen Thurneysen
AflL. XIV, 180 ff. (m. Lit.) schwankt fiir conslderdre zwischen der
Erklarung „a contemplatione siderum" (Paul. Fest. 29 ThdP.) d. i.
„die Sterne oder ein Sternbild mit dem Bhck zusammenfassen* und
folgender: slderdtus (zu sldus in der haufigen Anwendung auf das
Hundsgestirn mit seiner verderbHchen Hitze) p&(jTp6pXriT0<;, vom
Sonnenstich befallen; lahm**, siderdrl „den Sonnenstich bekommen*,
deslderdre i^-drl) ^*der Hitze erliegen, erschlaffen'' [de- wie in de-
2)erl7'e)^ woraus (wie schmachten nach^ frz. languir apres) „sich
sehnen"; so sei conslderdtus vielleicht vom Erlahmen der Bewegung
beim Nachdenken genommen und conslderdre (unterstiltzt durch
188 considium — Gonsus.
contemplare) von ^liberlegen^ zu „mit den Blicken priifen" fortge-
schritten (?),
considium; s. consilium.
'^ consilium ^Ratsversammlung, Beratschlagung, Rat": wegen der
Bed.-Parallele o. Tcumparahineis ^consilii'^: comparasmister „consiilta
erit": lat, parco ^coerceo"^ (s. unter compesco) lafit Thurneysen IF.
XXI, 180 auch consilium vom ^Versammeln der beratenden Be-
horde^ benannt sein unter Verbindung mit gr. ^\eiv ^nehmen''; air.
selb, cymr. helw ^Besitz'' {^selud); consulere senatum nvs'pYgh ^den
Senat versammeln", dann erst ^ihn um Rat fragen, sich mit ihm
beraten", consul ^nominatus qui consuleret populum et senatum^
(Varro 1. L 5, 80; fiber soUno „consulo% Fest. 526 ThdP., s. die
Zweifel Thurneysens).
Diese Etymologie setzt Yoraus, dafi considium Plant. Gas. 966-
im Ambrosianus entweder Schreibfehler oder (? Lindsay-Nohl 327)
ein verschiedenes Wort sei. Indem mail es als die altere Form von
consilium fafite, suchte man Anschlufi an sedeo^ als ^Ratssitzung""^
bzw. consul ^Beisitzer'^ (angeblicli ^im kSnisrlichen Rate"; zum Laut-
lichen s. Gonway IF. II, 166, Petr BB. XXV, 130 ra. Lit fiber
fruhere Etymologien).
Interessant, aber wohl unzutreffend Pedersen KZ. XXXIX^ 355 r
consulo zu censeo mit Ablaut und einem verbalen -^?-Sui!ix wie
sepeliOj ocpeXXui = arm. avelum und dgl.
Consiva Beiname der Ops: vom Namen des ihr rituell (und
daher als Gemahl) verbundenen Consus abgeleitet (vgl. bes. Wissowa
Ind. lect. aest. 1891 Marburg, S, VI, Solrnsen KZ. XXXIV, 11 ff.,
wesentlich nach Jordan Herm. XV, 16, Jordan-Preller IP, 21 a 1).
Dagegen Janus consevius (nicht conswius) bei Tert. zu sero, sevi;
s. noch Skutsch Berl. Phil. Woch. 1895, 369.
consobriuuSj -a „Geschwisterkind von mutterlicher Seite": aus
^consuesrlnos, zu soro?% s. d. (Vani6ek 349).
COnsolOFj -ar? „trosten": s. solor.
cousors: s. sero,
consternOj -are (bei Nonius auch exsternavit) ^besturzen,.
aus der Fassung bringen": ahd. stornen ^^attonitum esse" (Schade
876) und wohl auch gr. tttD'pu) CuTVpiw) „ich mache scheu", tttD'-
pojuiai ^werde scheu, gerate in Schrecken" (Walter KZ. XII, 409^
Bugge KZ. XX, 37, Gurtius^ 706; mit unrichtiger Heranziehung von
spernere VaniCek 335). — Lat. -e- mu^ nicht aus -u- geschwacht
sein, wenn gr. -up- aus -r- entwickelt ist (Brugmann Grdr. P, 454);
doch kann lat. -er- auch fiber -r- aus -ur- entstanden sein; Wz.
also ^psfer- oder ^pstur-. ~ Nicht zu sternere.
consul^ consulo^ -ere: s. consilium.
Consus^ 'i (ursprgl. wohl auch Consus y -us, vgl. Consualia „das
dem Gonsus geweihte Fest" und Schulze Eigennamen 474 mit a. 5)
ein altromischer, chthonisch-agrarischer Gott: nach Osthoff PBrB.
XIII, 425 als „conditus, verborgen" bzw. ^Verborgenheit'' oder
„Bergung" (vgl. den unterird. Altar des Gottes!) zu condere (so schon
Vanicek 128, doch unter unrichtiger Gdf.), mit tiefster Wurzelstufe:
^kom-d'tO'^ 'HC'y vgl. ai. devd-t-tah ^gottgegeben'', auch da-dh-mdh „wir
contagium — convexus. 189
setzen, legen" usw. (tiber grm. ^hanso ^Schar^ s. aber uiiter
censeo)*
Nicht zu Wz, *56- ^saenr" nach Wissowa bei Roscher Myth.
Lex, s, V. (aber nicht mehr ReL 166), Zimmermann BB* XXIII,
82, Auch nicht nach Fay Proc. Am, Or. Soc. 16, CLXXII [lA.
VIII, 154] zur ved. Gottheit ^qsa- (offenbar zu censeo nsw.),
cotttagmin ; s. c on t dm en.
cent amen ^Beriihrung, Ansteckung, Befleckung'', xontdmino^
-avBy spater auch attaminOj „in Beruhrung bringen, bes. mit Fremd-
artigem, daher besudeln, beflecken, entweihen, schanden"": zu con-
tagium ^Beriihrung, Ansteckung usw.^, Hdmen =i ^tag-smen, s,
tango (Vanigek 325).
contemplor, -ar? ^betrachten'': zu tern plum (VaniSek 103
nach den Alten) auf Grund von dessen Bed. ,,Beobachtungsbezirk^
(s. auch Prellwitz Tipac, 72). Nicht nach Fick P, 443 unmittelbar
von der Bed. ^spannen" der Wz. Hemp-- aus nach Art von gr.
d.T£vx\<; „sehr angespannt, straff, fest auf etwas gerichtet": dTeviCw
^mit unverwandtem Blick auf etwas hinsehen**.
coiitlimas ^zusammenhangend, sich unmittelbar anreihend'':
cum und teneOj „zusammenhaftend**, also mit dem intransitiv-
passivischen Sinne wie attinere, pertinere und continens in der Bed.
^enthaltsam^ und ^continuus", wahrend contineo das transitiv ge-
wordene teneo enthalt.
contio „Zusammenkunft, Versammlung'^ : aus ^^ooventio (SG. de
Bacch. noch coventionid; jungeres conventio ist Neubildung), Va-
nicek 73 und bes. Solmsen Stud. 83; s. venio.
contra; s. com.
contubernalis^ contuherniumi zu taherna (z. B. Vanicek
102).
coutumax ^trotzig, widerspenstig" : zu tumeo ^schwelle, Walle
auf, bin von Stolz oder dgl. aufgeblasen" (Wharton Et. lat. s. v.,
Pokrowskij KZ. XXXV, 231 f.); wohl nicht zu contemno.
contnmelia ^Ehrenkrankung, Schmahung, schimpfliche Mifi-
handlung": wohl nach Isid. Or. X, 46, Wharton Et. lat. s. v., Po-
krowskij KZ. XXXV; 231 f. wie das vorhergehende zu tumeo; das
zugrundeliegende Adj. ^contumelis (Stolz HG. I, 513) bedeutete etwa
^contumax" und zwar in dessen tatlichen Aufierungen. — Kaum
als "^con-temeUa zu contemno (so z. T. schon die Alten), ob wohl in
der Bed. sich leicht fiigend; verkehrt Stowasser Prog. d. Franz-
Josef-Gymn. Wien 1890, S. XIal; auch nicht nach Jacobsohn AflL.
XV, 424 f. als ^con4emes4is zu temerdre.
conveho: u. kuveitu ^convehito".
converto: u. couertu „revertito*'.
convexus ^nach oben oder unten sich zuw6lbend'': kaum aus
"^cdnvaxoSy zu Wz. "^uaq- ^kriimmen, biegen*" in: lat. vacillOj -are
„wackeln, wanken*' („krumm oder schief gehn", vgl. zur Bed.
tvanhen unter vagor)^ varus ^auseinander gebogen**, ai. vdflcati
-pgeht krumm oder schief; wankt, wackelt, schleicht'' (kaum dazu gr.
6Kvoq ^Bedenklichkeit, Zaudern"" als ^oykvo?, L. Meyer (jrr. Et.I, 502, s.
oculus), vacydte „schwingt sich, fliegt'', vancayati „weicht aus, ent-
wischt, tauscht, betriigt'', vafihu-h ^krumm gehend, schief gehend'',
190 convicimn — coquo.
vmoTca-h^ ^vm^hara-h ^Kriimmnng eines Flusses", vahrd-h „gebogeii,
krumm'', ags. wohy as. wah ^verkehrt**, got, unwOhs ^untadelhaft*',
aisL vangr ^falsch'' (ursprgL ^krumm, gebogen"), as. ahd. wanga^
ags, loonge ^Wange'' („gew6lbte Gesichtsflache"), got. waggareis
^Wangenkissen, Kopfkissen''; got. usw. waggs „Feld, Aue*" (^Niede-
rung, Einbiegung'', Bed. wie in ancraeu. dgl.; apr. wangus ^Daine-
rau"", nm dessentwillen Uhlenbeck PBrB, XIX, 523 fur germ, tmnga-
„Feld" vielmehr idg. gh annimmt, wird aus dem Grm. stammen;
YgL noch Lewy PBrB. XXXII, 136), Fick P, 417, 123, 541; dazu
cymr. gwaeth (^uaJcto-) ^schlechter'', gwaethaf „der schlechteste'',
corn, gtoethy mbret. goaz ^schlechter" (Fick 11^, 260), av. niuasta-
hosrua „mit einwarts gebogenen Hornern'' (BartholomaeIF.il, 264,
Airan. Wb. 1084).
Von diesen Worten zu trennen ist trotz Johansson PBrB, XV,
237 got. afswaggwjan (?zur Beglaubigung s. Uhlenbeck PBrB.
XXX, 255) „schwankend niachen^, ahd. swingan ^schwingen"
(vielmehr W'z. '^siejiiei^q^-, vgl. Uhlenbeck Got. Wb. s. v.). —
Eine Parallelwz. "^uag- ders. Bed. s. unter vagor. — Gegen Ver-
bindung von convexus mit gr. cpoS6^ ,,zugespitzt'', ahd. wahs
^scharf^ s. Zupitza Gutt. 33, Liden Arm. Stud. 59 f. (m. Lit.).
Zu dieser Auffassung von convexus stimmen schlecht die davon
nicht zu trennenden devexus „geneigt, abschiissig", suhvexiis
„schrag aufsteigend% weshalb mit Thurneysen GGA. 1907, 806 der
alten Verbindung mit vehi der Vorzug einzuraumen ist; convexus
also „zusammengeneigt, von beiden Seiten einem Punkte zustrebend^.
convicium „Larm, Geschrei, Gezank; Scheltrede, Vorwurf"*:
wohl zu voxy vocare usw. (Gurtius 459 f., VaniCek 258), obwohl
v^eder eine Gdf. "^kom-ueqHom (Gorssen Krit. Beitr. 12 f., Solmsen KZ.
XXXIV,^15; ai- vakya-m „Rede'' hat wohl idg. o), noch -umoq^iom
Oder 'UlueqHom (vgl. ai. vlvahti und zum Lautl. vita aus ^vivitd\
Brugmann Grdr. P, 134), noch gar die Annahme von Ablautent-
gleisung (wie gr. eiTreiv?? ibd. 505 a 1) frei von Bedenken ist.
conyolvulus ^Vi'^ickelraupe; Winde (Pflanze) ^ : spez. lat. Bildung
von con-volvo 5,zusammenrollen usw." aus; ai* varvarah ^kraus"^
(Uhlenbeck Ai. Wb. s. v.) vielleicht ebenso gebildet, doch eher mit
Reduplikation der einfachern Wz. %^?-.
copa: s. caupo.
copis^ cops ^copiosus** (altlat., s. Thes.), copia „Vorrat, Fiille,
Hiille und Fiille'': "^ co-op-is, -ia zu ops (Vanicek 15, Gurtius 510),
vgl. den Gegensatz m-opiai nicht nach Prellwitz Gr. Wb.^ 138 zu
lett. hupa ^Haufe, Surame", Jcupin'a ^Garbe" usw., s. dagegen Brug-
mann lA. IV, 30; auch nicht nach Bugge PBrB. XII, 416 zu got.
gabei ^Reichtum'^, aisL ggfugr^ gQfogr ^ansehnlich'', s. Uhlenbeck
Got. V^b, s- V.
copula ^Band, Strick": "^co-apula, zu apiOy -ere (Vanicek 15).
coquo^ -ere „kochen'': aus ^qtiequo, idg. "^peq^o (vgl. zum An-
laut quinquCj quercus) = ai. pdcati „kocht, backt, brat'' {pdcyate
^reift**, pakvd'h „gekocht, reif ), av* pac- ds., ah. pehq ^backe^
brate" {pek^ „Hitze"), lit. (umgestellt) kepu ^backe, brate**, alb.
(G, Meyer BB. VIII, 185, Alb. Wb, 341) pjek ,ich backed vgl.
noch gr. n^fffftu i^peqHo) ^koche^ verdaue", dpTOKdTto? ^Brotbacker*^
cor — corcus. 191
(nach Solmsen Sbornik Fortunatov ans umgestelltem -q^opos mit
dissim. Enllabialisierung des q^ gegen den folgenden Labial: s. noch
Brugmann GrGi\^ 117), irdTravov ^Geback, Kiichen% irdiTiuv ^reif*",
cymr, po^Mryes ^pistrix*^, corn, peber ^pistor^, bret. pibi ^kochen**,
pobet, pober ^Backer" usw. (ebenfalls aus "^peq^- uber *g^^g^-; Cur-
tins 465 f., Vanicek 147), ags. a-figen ^gerOstet* (Liden IF, XVIII^
412 f.); aus dem O.-U. stammt lat. poplna = coqulna (s. d,). —
LaL cocti'0{n') = aL pahti-h „das Kochen, gekochtes Gericht",
gr. irdipii;; coot or = ai, paJctdr- ^der da kocht*', dazu f. gr. ir^ir-
Tpia; sup. cocttcm = ai. pdktum, ab. pesH\ cactus „gekocht^ =
gr. 'n:€TrT6<;, ai. paJctd-h ^gekocht", cymr, poeth ^heifi'', bret. poaz^
^gekocht^, mit Umstellung von ^^peq^- zn ^q^ep- auch gr. reiTTd*
ETtTd (d. h. ^cpOd) Hes. (Fick BB, XVI, 281); coqtius /Koch'^ = gi\
[dpTO-]K6Tto<; ; pert coxii gr. ^tr€i|;a, ai. aor. pdksaL
*cor {aus ^corr, dies iiber ^cors aus ^cord), cordis ^Herz": gr.
Kpahir], Kapbia „Herz**, Kf|p, Kf|po<; ^Herz''; air. cride {^krdiom)
^Herz'', cymw craidd „Herz, Mittelpunkt"^, bret. A:rm „ milieu"; got.
hairto, ahd. usw. herza 5,Herz^; ab. sr%dwe ^Herz'', lit. szirdts
^Herz"" {szirdis ^,Herz des Holzes'', s. zur Betonung Gauthiot [lA.
XXI, 98]), lett. sirds, apr. seyr^ slran „Herz"; ab. sreda ^Mitte"^^
lett. serde „Mark, Kern des Holzes" (Gurtius 143, Vanicek 315), arm.
sirt (g. srti\ Hubschmann Arm. Stud. I, 49) ^Herz^. Hierher^auch
lat. usw. credo ^glaube"*; ^Jcred-, ^kErd-, "^krd- beruhen auf *^^^r^{?-
(Hirt Abl. 124). — Ein verschiedenes Wort ist ai, Jifd-, av. zdrdda
(instr,) „Herz" (s. z. B. Lewy KZ. XL, 419).
coram adv. und (erst nach Cicero) prap. „angesichts, in Gegen-
wart, vor": Zusammenruckung aus "^cofw)- und einer zu a^, oris
gehori gen Form, allenfalls einem a-St. (FrShde BB. VII, 119), u. zw.
dann nicht Instr. (Lit. bei Stolz HG. I, 132 f.), sondern Acc- (Vanicek 33,.
Lindsay-Nohl 669, Brugmann KG. 451); eher aber Nachbildung von
clam^ palam (Breal MsL XV, 138 f.), bezw. Umbildung eines "^core
= ^co{m) ore nach letzteren. ^^>
corbis ^Korb": = mir. corb „Wagen^ (wohl ursprgl. ^gefloch-
tener V^agenkasten''; Fick II*, 91), wenn dies nicht etwa erst entlehnt
ist; statt der a. a. 0. versuchten Heranziehung von lit. suhargyti
„verschranken'', die ein nicht echtlat. corbis voraussetzen wiirde
und das folgende ausschlosse, ist weiter hSchstens naherer Vergleich
mit aisl. hrip n. „h6lzernes Gefafi'', ahd. ref „Gestell zum Tragen
auf dem Rticken" (ursprgl. geflochten; Hirt Abl. 125) moglich, wenn
idg. ^kreb', nicht ^krib-^ welchenfalls es nur als Wzvariante ^qreib-i
"^qerb^hy zu corbis Beziehung baben kOnnte. Im letzten Grunde
vielleicht mit curvuSy cratis usw. (Wz. "^qer-) verwandt (so schon
Isid. Orig. 20, 9, 10: Corbes dictae^ quia curvatis virgis contexuntur)^
Aus dem Lat. stammt ahd. nhd, Korb (Kluge Wb. s. v.).
corbita „langsam fahrendes Transport- oder Lastschiff** : von
corbis (Vanidek 64), vgL Paul Fest. 26 ThdP.
corcus „das Kollern im Leibe*', corcinor^ -drl „Kollern im
Leibe bekommen**: spates Wort, aus gr. KopKoputi^ „ Kollern im
Leibe^ verkurzt (z. B. Saalfeld), nicht damit ur verwandt (Prellwitz
s. v.).
192 cordus — cornix.
cordus „spat reifend {faenum^ twae), spat geboren": nnerklart,
Zuriickgreifen auf ein zu gr. K(5pr|, lat. creo gehoriges adj\ "^corus
liefie gerade den wesentlichen Begriff ^spat'' unerklarL
corgo (-0) ^zuverlassig, profeclo^ (altlat): aus "^com rego oder
<:6m rogo „mit der Richtung, mit Recht, furwahr'^, s. auch ergo^
erg a; der zweite Teil ist wohl schon in adverbieller Erstarruiig
mit com- ziisammengewachsen ; vgL Gorssen P, 449, VaniCek 229,
€iardi-Dupre BB. XXVI, 193. — Wegen des Auslauts nicht nach
Persson (Stud, etyni. 87) zu ai. kar-M ^wenn'S aisl. hvar-ge ^ubique"",
ags* htvergen, as. hwergln ^irgendwo"* (s* iiber deren erstes Glied
unter cur).
^ coriuiu „dicke, feste Haut, Fell, Leder": wenn echt lat,, so mit
cortex ^Rinde'', scortum ^Fell, Leder'' zu aisL hgrundr „Haut^,
ahd, herdo ^vellus^, ags. hear da ^Wildhaut", ags. hserdan {-^harupjan,
s. Trautmann BB. XXX, 329) pi. „Hoden% aisl. herdjar ds. (ags.
hrider „Haut", Lehmann A. f. neuere Spr. GXIX, 188 a 7, Yon einer
Wzf. ^qreit')y wozu nach Lehmann a, a. 0. und ZfceltPh. VI, 436
wegen mir. scairt ^Netz urn die Gedarme, Zwerchfell'* wohl auch
got. hairpra, ahd, herdar^ ags. hreder ^Eingeweide'' (andere Auf-
fassungen s, unter crassus); ai. kfUi-k nFell'^, carman- (av. car9-
man-) ^Haut, FelP; ab. \s)kora ^Rinde", korhch „Art Gefa^", slov.
horec „Korbchen aus Baumrinde'S lit. karna ^Lindenbast'' (J, Schmidt
Voc. II, 76, 216, Vanifiek 311; weitere Lit. bei Zupitza Gutt. Ill),
russ. usw. kor'b ^Maseru" (wie poln. o-dra ds. zu b^pui, bipixa) und
^Motte^ {/Schererin%- Strekelj AfslPh. XXVIII, 485 1), arm. xorx
,,Schlangenbalg'' (Bugge IF. I, 448), ab. (^retm ^Zelt*' (ursprgl. aus
Hauten), ahd. scerm, scirm „Schild ("^aus Hauten), Schutz, Be-
cleckung** (aber apr. kermens „K6rper*^, Uhlenbeck Ai. Wb. s, v.
carman- und kriti-hj s. unter corpus).
Durchaus Ableitungen von Wz. ^sqer-y ^sqer4- (s. caro)
^schneiden, abtrennen''; die Bedeutungsentwicklung von „ab-
schneiden'' zu „abgezogene Haut, Balg** auch in ai. drpdti
^spaltet usw.'', got. ga-tairan „zerreiJ&en'', gr. b^poj ^abhauten,
schinden" : bopd, hip\xa „abgezogenes Fell, Haut** und anderen
von Liden BB. XXI, 93 ff. angefuhrten Fallen. Aber ahd. aisl.
har^ ags. hmr^ aisl. skgr ^Haar*" (s. daruber auch carro^ -ere)^
lett. zera ^Haupthaar"^, :^e7'ha „ Locke", lit. karcziai „Mahne*'
kaum nach Noreen Ltl. 205, Zupitza Gutt. Ill als „abgeschnit-'
tenes Haar'' hierher (eher zu lit. kdrti „hangen*'?).
Doch ist nach Prellwitz Wb., Thurneysen Thes. Entlehnung von
'Corium aus gr. x^^P^^^ ^Leder (dafiir erster Beleg bei Theokrit),
Fruchthiille, Nachgeburt'^ unabweisbar, auSer wenn umgekehrt
ietzteres in Sizilien aus dem Ital. entlehnt sein soUte; doch begegnet
das gr. Wort als Bezeichnung einer mit Honig und Milch zubereiteten
Speise nach Athen. schon bei Alexis,
• cornix, -ids „Krahe'' (davon divae Corniscae „die Krahen-
gottinnen" VaniCek 52), eorvtis „Rabe'': wie die unten anzuful>
renden Rabennamen anderer Sprachen von einem sehalinachahmen-
den Element '^kor- ^krachzen^, das teils ^-, teils (vielleicht mehr-
fach infolge steter Neuschopfung in den satem-Sprachen) . q- zeigt.
VgL: u. curnaco „cornicem'' (v. Plantal, 110, 319), gr. KopaH 5,Rabe'',
corim ~ cornus. 193
Kopujvr) ^Krahe'', Kopacpo^* ttoio^ 6'pvi^ Hes. ; ahd. hnwh^ ags. hroc,
aisl. hroJcr ^Krahe'', ahd, hrahan y,Rube", urn. HrahnaE^ aisL hrafn,
ags. hrcefn^ ahd. hrcwi (zur Stammbildung vgl. Holthaiisen KZ,
XXVII, 623, und dagegen Hirt PBrB. XXIII, 306), lit, szdrJca ^Elster\
lett. sarke, r. soroka^ ab. svrctka ds. {v niclit erst nach svrhcati
^einen Laut von sich geben''; womit es Mikiosich kaum richtig
direkt verbindet, lit. szvlrhszti ^pfeifen, sausen**, sondern alte Paral-
lelform mit sit- wegen:) alb. sore (G, Meyer Alb. Wb. 390, Alb. St.
Ill, 15, Pedersen KZ. XXXVI, 337 fi.) „Krahe*' ; die bisher genannten
Worte nach Hh't Abl. 78 von einer Basis ^'kord-; eine ^^-Erweiterung,
wie in corvus, in folgenden: ai* kdrcwa-h ^Krahe*^ (iinbelegt;
kmrita-h ds., kard^ikd „eine Art Kranich''), mii\ cru „Rabe'', aisL
hrcmkr\^SeeYSihe'^ J ab. Arrw7a „Rabe'', lit. krauklys ^Krahe'', Verbal
in lat. crociOj -Ire „kraehzen^, croco^ -are ds., ab. krakati
^kraehzen"^, lit. krokiu^ krogiit ^rochle, grunze^, lett. krdz^i ^krachze*',
schnarche", lit. krcmkiu „krachze, schnarche*", gr. Kpu)Z;uu ^krachze'',
KpdZiuj ^schreie''; got. hrukjan ^krahen'' (nisi, hrygla^ nhd, rocheln
usw., Liden Bland, sprakhist bidrag 33 ff.; gr. Kpauyr) ^Geschrei^),
lit. krcmkiu ^krachze'', ai. kroqati ^kreischt, schreit** ; vErweiterung
in aisL hrika ^knirschen*', hrikta ^kreischen'', gr. KpiSiu ^knurre,
kreische*', ab. kr^k^ ^Geschrei'', kricati „schreien'', und vieles
andere; vgl. auSer VaniCek 52 t, Curtius 153 besonders die reiche
Auswahl hierhergehoriger Woiie bei Zupitza Gutt. 123 f.
Abzulehnen ist Kozlovskijs (A. f. si. Phil, XI, 394) direkte
Verbindung von corviis mit ab. k^lr^ ^Hahn'' (Kretschmer KZ.
XXXI, 450).
coriiu^ 'US und (selten) -u „Horn'': got. hatcrn, ahd. usw. horn
^,Horn, Trinkhorn, Trompete*"; Kdpvov Trjv adXiriYTOt. faXdrai Hes.
(dazu nach Osthoff Par. I, 38 ff. auch cymr. corn. bret. karn ^Huf der
Einhufer''; aber mir. corn. bret. corn ^Trinkhorn"^, cymr. corn ^Horn"
sind Lehnv^orte); ai. gpjga-m ^Horn'', gr. Kpa^Ydiv ^Art Krabbe''
u. dgl., s. Johansson Beitr. z. gr. Sprk. 13, Zupitza KZ. XXXVI,
60 f. (auf einer Basis ^^Tcereng-, "^kp^^g- beruhend, die Niedermann
lA. XVIII, 76 fiir das Ergebnis einer bereits idg. Vermischung mit
der Sippe von ab. rog^, lit* ragas „Horn^ halten mSchte). — Weiteres
:s. unter cervus (Curtius 147, Vanicek 68). Der u-St des lat. Wortes
isj; nach Danielsson Ait. Stud. Ill, 188 aus dem Dual ^^cornoiu) [bzw.
^^rno(t()], g. ^cornoiis eines o-St. ^'corno- = got. usw. haurn ent*
wickelt.
cormis, 4 „der Kornelkirschbaum*', cormim „die Kornel-
kirsche'': "^kpiosy =^ gr. Kpdvo^, Kpdvov „Kornelkirschbaum, Hart-
riegel" (Vanicek 55, Curtius 147), wozu auch lit. kirnis ^cerasus'^
{Schrader Reallex. 429, 458, Niedermann Melanges Meillet 97) und
moglicherweise alb. ^ana ^Kornelkirschbaum" (?G. Meyer Alb. Wb.
S8, Pedersen KZ. XXXVI, 332).
Nicht nach Bezzenberger bei Fick IP, 63 (ebenso Schrader
Reallex. 458) weiter zu lit. keras „hoher, alter, verwitterter
Baumstumyf, Staude^; klrna „Strauchband**, apr. kh-no ^Strauch"^
kerherse „Wirsenholz'', lett. zers „Strauch, knorrige Baumwurzel'';
russ. cerenokz ^Pfropfreis'', cerenh (v. d. Osten-Sacken IF. XXII,
315; s. auch Schwyzer IF. XXIII, 308 f.) ^Eichenholz'', air. crann
Walde, Etyin. Worterbuch d. lat, Sprache. 2. Aufl. 13
194 corona — corpus,
^^Baum'S eymr. prenn ^Bamn, Holz'', corn, |>r^^^ „Holz", bret.
prenn ^holzern"^, wegen des Labiovelars der brit Worte, der audi
die Anreihung von Trpivoc; (s, unter cerrus) an letztere Sippe
empfiehlt. — Dagegen ist Zusammenhang mit Kepaaoq (s, lat.
eerasus ^Kirschbaum") sehr wahrscheinlich (Gurtius a. a. 0.);
Beziebung zu comic als ^hornhart*^ (vom Holz) ist wegen des
Gutt, Ankniipfung an Wz, ^qar- .,bart'' (s. carina, cancer-
Vanjeek 55; Prellwilz s. v* Kpdveia mit beiden Alternativen)
wegen des Vokalismus unsicher.
corona ^Kranz'': aus gr, Kopuivr] „Ring, viberhaupt alles ge-
kriimmte" (spez. in der Bed. ^Kranz'' ist Kopujvi<;, x^P^^o? belegt;
urverwandt mit curvus) entlehnt (z. B. Preliwitz Wb. .s. v,), nicht
damit urverwandt (trotz z. B. Gurtius 158, Vanifiek 56).
corpus^ -oris ,,K6rper": ai* hfp- ^Gestalt^ SchOnbeit", ^Y.Jc9r9fs^
gen. Tcghrpo ^Gestalt, Leib*', mpers, harp ^Korper" (Vanifiek 52),.
mir. crl ^Leib'' (aus \^rpes- nach Pick II S 97, Stokes KZ. XXXVl^
275?); ^q{^)rep' oder ^'q{^)ro2>nio- vielieicht in avm. orovain ^Bauch^.
Wanst, Mutterleib, Lende" {Liden Arm. St. 22 f.); aucb ahd. (7^)rfe7
m. ^Leib, Unterleib, Mutterleib'', andd. rif ^Bauch'', ags. hrif n.
^Mutterleib, Bauch" (Pick IP, 97), fiir die Trautmann Germ.
Lautges. 13 wegen ags. i idg. ^^q{^)rip- fordert^ setzen idg. ^"qi^-^yrepes-
fort {eS'^L wie corpus] das wurzelliafte urgerm. i also durch das
flgde. -iz- aus -es- bewirkt); dazu ags. miclhrif, afris. midref „Zwerch-
fell'' und gr. upatribec; ds. (Havet MsL VI, 18, Wiedemann BB.
XXVIII, 5), das idg. q^ erweist (zur Bed. s. u.); erwagenswert ist
Zugehorigkeit von ab. Jcrasa „Sch6nheit^, poln. „I)ieke, Fettigkeit des
Leibs"", als ^'q^rops-a (Pick I^, 30; gegen Gharpentier AfslPh. XXIX,.
7f;, Jokl ibd. 20 ff. s. Briickner IP. XXIII, 207 ff., bes. 212). —
Aber gr, npejivj ^falle in die Augen, erscheine, steclie liervor,.
zeichne micb aus", irp^TC€i „es geziemt sich'', arm. erevim ^werde
sichtbar, erscheine'^ sind wobl fernzuhalten, s. Osthoff IP. VIII, 43 fV
und Pedersen KZ. XXXIX, 363 m. Lit.
Idg. ^q^rep- scheint Erweiterung von idg. *g^^r- „bilden, ge-
stalten (woraus audi farbloseres :) maclien" (vgl. zur Bed. „Gestalt''
lat. fades, frz. fagonx facer e) in ai. Tcarotiy hpiotiy av. kgrdnaoitl
„macht^, ai. harman „Handlung, Werk*^, lit. kuriu, Tcurti „bauen",.
apr. hiira ^^baut**, ab. hr%c'b ^Baumeister'' usw. (vgl. Osthoff Arch,
f. Religionswiss. VIII, 51 f£, bes, 63' iiber:) air. cruth ^Gestalt'' r
cymr. x^^^if^ „Aussehn% nach Zupitza KZ. XXXV, 254 aus q^rt-
(u. zw, ^^^rtU' nach Thurneysen Gramm. § 222, wahrend ^q^rto- in:)
mir. creth „Dichtung", cymr. prydu ^dichten" (cymr. p>^^^ ^^facere""
ist lat. Lehnwort, iMrio -f paro). Auf dieser einiachern Wzf. beruhn
vielieicht ab. a^evo (^^q^eruo-) ^Leib^ (nicht ansprechender Pedersen
KZ, XXXIX, 459, s. auch crassus)^ apr. Jcermens ds, (oder aus "^^kerp-
mens?; Berneker Pr. Spr. 298, Wiedemann BB. XX VIII, 5f\); auf
einer ^'-Erweit. vielieicht ags. hrdtVy hrmw, ahd. {h)re{o); aisl. hr^
^Leichnam'', got. hraiwadubo „Leichentaube'' (Pick 11^, 97, Zupitza
Gutt. 208; vgL bes. Wiedemann BB. XXVIII, 32 f., der allerdings.
fur die Wz. eine Bed. ^decken"* voraussetzt).
Mit ^{s)qer2> „schneiden'' (s. carpo) besteht wegen q^ keine^
Verwandtschaft (gegen Uhlenbeck Ai. Wb. 63 f.).
corrigia ~ coruscus. 195
^corrig'ia^ corrigitim ^Riemen'' (u, zw, altest zum Binden des
Schuhs, daher nicht zu corrigo): mhd. ric^ gen. rtckes „Band, Strick",
air. conriug ^binde zusamixien'', adrmg ^binde an", cymr. mod-rwy
^Ring'', rhwym „ vinculum'^, acymr, ^\. ruimmein; bis auf das Suffix
entspricht genau air. cuimrech {^hom-rig-om) ^Fessel, Fesseln'' (Fick
11^, ;233); eine Wzdublette auf ^ in lit. riszii ^binde'^, raiszyti „fort-
gesetzt ein wenig binden" (kaum mit Ablautsentgleisung zu ai. ra-
gand ^Strick"; ab. resiti ^I6sen" ist wegen s fernzuhalten ; vgl.
Pedersen IF. V, 79, Zupitza Gutt. 27). — Entlehnung des lat. Wortes
aus dem GalL (Henry Lex. bret. 236) ist mindestens zweifelhaft.
corruda {corudct) ^wilder Spargel": unerklart. Der Anklang
Yon Kopuiiipoq' 6 KauXog toO datrapdYOu Hes. ist wohl trugei'isch.
corrugus „Kanal, Stollen": s. arrtcgia.
cortex ^auBere Rinde, Schale, Borke; bes. Kork" : ursprgl. 5,ab-
geschalte, abgeschnittene Rinde", zu Wz. ^{sjqer-t- „schneiden", s.
coriumy cena (Curtius 148, Vani(5ek 58),
cortlna „ein rundes Gefafi, Kessel; der Dreifuli ApoUos mit
dem Kessel darauf ; Wolbung zw. Himmel und Erde, cavum theatri" :
da samtliche Bed. unter der Anschauung des Kesseiartigen vereinbar
sind, ist der Ankniipfung an curvtis ^krumm" (Vanicek 56) -wohl
die pragnantere an die Sippe cortex^ scortum [coritcm?) vorzu-
ziehen, als ^Korb oder GefaiS aus Baumrinde (vgL slov. Jcorec
^Korbchen aus Baumrinde", ab. horwh ^Art Gefafi" unter coriiim)
Oder Leder" (Fay CI. Rev. XI, 298 ; Gdf. aber nicht "'cor^rma; sondern
'^cortic-sna oder am besten "^corHna).
Dem verlockenden Vergleiche mit aisl. htcerr^ ags. hwer, ahd.
{h)wer^ aisl. hnerna ^Schiissel"^ got. hairnet ,,Hirnschale", ai. car^-h
„ Kessel", r. cava ^ Schale"^ mir. coir By cymr. pair ^Kessel" (s, die
Sippe bei Fick I^ 24, Zupitza Gutt. 57 f. und v. d. Osten-Sacken
IF, XXII, 318 fi.; cortlna ware dann ^^qiwrtina) ist das t des lat.
Wortes sehr ungunstig. — Davon verschieden ist das spate corttna
^Vorhang", ^cortinae stmt atUeae^ (Isidor Orig. 16, 26; 9), das nach
Thurneysen IF, XXI, 176 puristische tJbersetzung von aiiXaia, aOXeia
ist, weil a\}\i\ gleich lat. cors {cohors) war; also nicM aus ^co-uortmci
{co- und verto; Bergk Beitr. I, 118 a 3).
corulus 5,Haselstaude" : air. colly acymr. usw. coll „Hasel", air,
collde „haseln", ahd. hasal^ aisl. hasl, ahd. h^^sel ^Hasel", lit. (nach
Niedermann Melanges Meillet 97 f.) hasulas ^Jagerspiefe" („Hasler");
coltirmis „aus Haselholz" aus '^conUnus, vgl. ahd. hesilm „haseln"
(Vanifiek 60, Zupitza Gutt. 206).
coriiscus „in schwingender Bewegung, schwankend, zitternd",
corusco^ -are „mit den Hornern stoiend gegeneinander springen,
schnell bin und her schwingen, schillern, flimmern" (eine Neben-
form scoruscus bei Loewe Prodr. 355, vgl. auch Ullmann Rom.
Forsch. VII, 191, 219 und Thes.): die Bed. „mit den Hornern
stolen'' erinnert an gr. KopOipai „sto6en (voniBock'', Theokrit), att.
KUpiTTeiv^mit den Hornern stofeen", hom. KUjua Kopuaacxai „baumt
sich"^ (zu Kepa<;, cereh'ttm usw.), weshalb coruscdre wenigstens in
dieser Bed., wohl aber liberhaupt, eher aus dem Griech. (etwa aus
einem KOpuSai) stammt (Thurneysen GGA. 1907, 806).
13*
196 COITUS — coturnix,
Besonders das mittlere u erschwert Anknupfiing an aisL }iorskf\
as. ahd. Jiorsc ^rasch'', gr. <JKaipuu, daKaipuu ^springe, hupfe, tanze'^
(Vanifiek 315), s. unter currOy bezw. wenn zunachst an die Wzform
"^sqerad- ^schwhigen'' anziikntipfen ware [^{s)qo7*9d-sqO'S'^], unter
ear do. — Nicht zu querquertts „schaurig kaif (Brugmann IF,
Xm, 160 a 2).
corviis ^Rabe'': s, eornlx.
cos^ eotis „Wetzstein, Schleifstein'' : s. catiis.
cossimi s. coxim.
cossiiSj cossis jiOine Art Larven unter der Rinde der Baume,
Holzwurm^ (seit Plin.): wenn echt lat,, am ehesten — doch sehr
unsicher ~ zu aisL htidta ^durchbohren^^ aschw. h0ta „den Boden
durclilochern*' usw. (s. die Sippe unter triquetrus); man hatte
neben idg. ^q^ed- d^uoh'^q^ed- anzusetzen(?). — Nicht nach Bezzenberger
bei Frohde BB. I, 205, und Bersu Gutt. 174 zu lit* kdndis ^Milbe'',
kdndu ^beii3e% poln. kq$eh ^Bissen, Stack, Brocken'', gr, Kvd^baXov
^wildes Tier"* usw,, da deren n wurzelhaft ist. — Auch nicht zu
lit. hasu^ hasti „graben^ usw. (s, carro\ Vanicek 60) wegen lat. 5s
(ai, kaskasah „ein schadliches Insekt^, kasati ^kratzt'' haben mind,
s aus rsj s. carro)) gr. Kl'q „Holzwurm, Kornwurm'' (Frohde a, a. 0.)
liegt auch im Vokahsmus ab.
costa „Rippe; ubertr. Seite'': wohl zu ab, kost^ ^Knochen*'
(Curtius^ 209, Frohde BB. I, 193); weitere Ankntipfuag an oSy ossis
usw. sucht P/Ieringer Wr, Sitzungsber. GXXV, II, 42 unter der un-
bewiesenen Annahme eines c-Prafixes, Hirt Abl. 137 unter Voraus-
setzung von '^oqosth-\ beides unmoglich, wenn os aus idg, ^'od't{h)i.
Costa kaum aus ^'co-sita ^dabei, daneben liegende (neben dem Ruck-
grate)'' Oder ^zusammenliegende*' (Breal-Bailly 49). Noch ein anderer
Versuch unter coxa.
cottidie ^Jeden Tag, taglich" : aus ^^qiiotitei (nicht ^^'qttefitei nach
J. Schmidt KZ. XXV, 94 a 1, vgl. Wackernagel KZ. XXIX, 148, Stolz
Hdb.^ 54 und bes* Solmsen Stud. 34; zu qiioty vgl, bes. ai. katithd-h
„quotus^) + die (vgl Vanicek 125, Lindsay-Nohl 644), eigentlich „am
wievielten Tage auch immer''.
coturniXj -Icis ^Wachtel'^: es ist unsicher, ob quocttcrnix
(im Quadratus des Lucrez), cocturnix die ursprgl. Form ist, woraus
cottirnix (Plant.) und cottirnix durch Dissimilation und An-
lehnung an cothurnus entstanden ware (Havet Mem. soc. lingu.
VI, 234 ff., Keller Volksetym. 50 f.; v. Ettmayer ZfromPh. XXXII,
726 f. fiihrt rum. pottrniche, das ein o.-u. '^'imhturnix fortsetzen
konne, fiir echtes quocturnix ins Feld), oder ob erstere Formen
voiksetymologisch aus cot- nach coctiis^ ^og^^^o umgestaltet sind; doch
ist die Folge zweier Gutturale in dem doch auf Lautnachahmung
beruhenden Vogelnamen a priori wahrscheinlicher. Ankniipfung an
nhd. Wachtely ahd. tvahtala unter einer Gdf. ^^'q^okt- im erstern
Falle ist bedenklich wegen ags. wyhtel (nicht "^'hwi/htell), w^enn ags.
tv' nicht etwa durch Volksetym oJogie oder Dissimilation fiir hw-
eingetreten ist. Bei altem cot- moglicherweise nach Bopp Gloss. 122,
Forstemann KZ. Ill, 59 zu ai. catakah ^cuculus melanoleucus'S
eataka-h „ Sperling'', was freilich ganz abliegt, — Die Endung
erinnert an sjnnttirnix und iafet Eintlufe von gr. opvi^; dor. opvtS
Covella — cracentes. 197
wenigstens denkbar erscheinen; Stowasser AftL.. VI, 562 f. clenkt an
hy bride Zusammensetzung '^quocta ^Wachtel'' -]- opviS.
Coyella Beiname der Juno als Mondgottin (s. Wissowa Rel. 116):
vermutlich zn obscurus (vom Neumonde, s. auch miter ealendae;
Dohring AflL. XV, 222), Nicht nach Otto Phil. LXIV, 214 f. als
Gottiii des (Mond-)Einganges zu ccmlae.
coyinnus [covlmis) „Sichelwagen, Reisewagen" : kelt. Wort,
urverwandt mil vehoy vgl. Fick IP, 266.
coxa „Hiifte'', coxendi^ {eigentlich ^Htifteinsatz'', ^endix wie
in clacendix) ^Htiftbein, Htifte" : ai. Jcdksd^ Jcaksa-k ^Acbselgrube,
Gurtgegend der Pferde'', av. Jcaso (also idg. ^'qoJcs-) ^Achsel'', ahd.
hahsa ^Kniebug des Hinterbeins'', nhd, Hdchse^ bair. Haxn, air. coss
^Fu6'% abret. ^Apt€vt6-koEo^ etwa ^Weififufe'' [dagegen cymr. coes
trotz Bezzenberger BB- XVI, 246, Solmsen Stud. 31 a 1 aus dem
Lat. entlehnt, vgl. Loth RG. XVIII, 91, Foy IF. VI, 331, Zupitza
Gutt. 66, 104, 115] (Curtius 154, VaniCek 45). Dazu fiech. kosina
^Fliigel", mahr.-eech. kosirehy kosdrek ^Feder am Hut" (Prusik
Krok VI [lA. Ill, 104]).
Dafe nach Wiedemann BB. XXVIII, 15 f, von emer Gdbed.
^gebogener Knochen" aus auch lat. casta (sei ^coxta) ^Rippe'',
ab. kosth ^Knochen'', und gar z. B. ab. kosor%j russ. kosa „Sense''
(^Rippe^) hierherzustellen sei, uberzeugt mich nicht. Fernzu-
bleiben hat eonquiniscOy coxim wegen der Gutturale; ebenso die
Sippe von cmgo trotz Fick P, 22.
coxim ^zusammenkauernd** {cossim daraus wohl nicht durch
Ferndissimilation nach Brup^mann IF. XI, 107, sondern vulgar nach
Solmsen Stud. 31, Ernout EL dial. lat. 143 f.): s, conquinisco,
•* crabro ^Hornife''; aus '^'cras-ro, zu ht. szirsz^^ szwszlys
^Wespe*', szirszone „Horni6", lett. sirsis^ apr. sirsilis ^HorniB'',
ab. snsa „Wespe", sr^senh ^HorniS, Bremse*', serb. srsljen ^Hornifi'^
p;.^ ^ lat. ra — idg. f) (Bezzenberger-Fick BB. VI, 237), ahd. hor-
n^§y hornag, ags. hyrnet^ ndL horzel „Horni6^ {^hurz-y ^htirznata- ;
Kluge PBrB. VIII, 521; trotz Fick II ^ 98 nicht Kurzform zu as.
hornobero^ das eher selbst Volksetymologie ist). — Gymr. ereyryn
^Wespe'' (Fick 11^, 98) ist vokahsch schwierig; es wird von Thurn-
eysen Thes, rait mir. crebar ^Bremse** und — zweifelnd — lat.
crabro zu einer eigenen Sippe zusammengefaSt. — Wohl naher zu
gr. K€pa? „Horn'' (s. cerehrtimy cormi; so Lindsay-Nohl 253), als zu
ab» svochoH ^asper'' usw, (s. crmis), wenn auch letztere Sippe auf
derseiben Wz. *^^7-- „starren, ragen'' zu beruhen seheint.
cracca, nur Plin. h. n. XVIII, 142 „eine Pflanze, degenerans ex
leguminibus . . . eohcmbis g7rUa . • /: unbekannter Herkunft; lat.? —
Weder Verbindung mit cicer usw. als ^^kf-k-a^ noch mit craeenSy
gracilis als „zierhche, schlanke*" (Vanicek 57) hat irgendwelchen
Wert.
.cracentes, cracilOy alle Schreibungen fiir gracentes, gra-
cilusy gracilis ^mager, schlank, zierlich'' (Stolz HG. I, 262):
vielleicht zu ai. krgd'h „mager, schwachlich, krankhch% krgyati
„magert ab^ (Gurtius 153, VaniCek 57, Bersu Gutt. 172), decL krs
^verschrumpfter Baum% krsati ^abnehmen^ lit. kdrszti „sich in
hohem Alter befinden, altern*' (a her nhd. hager kaum aus ^harger
198 crapula — crassus-
dissimiliert nacli Zupitza Gutt. 104, sondern nach Trautmann
ZfdtWortf. VII, 267 zu lit; nuhaszM ^ganz entkraftet werden^, av.
kasu- 5,klein, gering"), mit Dissimilation von cr- %e%en das inlautende
c zu gr- (Solmsen KZ. XXXIV, !21a); sollte eracca hierhergehoren,
so beruhte das Unterbleiben der Dissimilation auf andrer Silben-
trennung.
Nicht als „schlank, biegsam wie eine Ranke*' nach Wood a^
Nr, 467 zu aisL kringr „rund, biegsam, geschmeidig", hrangr
,,schwachlich'', hringla „Kreis", ahd. kj^ago „Haken" (sttinde lautlich
dem lat, grac- am nachsten), ab. s^gr^ciU se „sich zusammenziehen'^,
serb^ grc ^Krampf'', so da& altes cr nur graphische Altertiimlichkeit
ware; doch zeigen gerade die unnasalierten unter den angefiihrten
Worten recht abliegende Bedeutungen,
crapula ^ Weinrausch mid das darauf folgende Ubelbefinden*" :
aus gi\ Kpanxdh-] (Weise, Saalfeld, vgL audi Meyer-Liibke Rom.
Gramm. I, 32, Stolz IF, XVII, 88 ff.), bezw. KpaitrdXri (Fay KZ. XLI,
208, Jacobssohn Phil LXVII, 509), — Nicht urverwandt mit ab.
kroptti ^tropfeln'^ (so Wood Am. Journ, of Phil. XXI, 178).
eras „morgen": vielleicht nach Nazari Riv. di fil. XXVIII (1900),
250 ff. (auch Bartholomae Airan. Wb. 1631) zu ai. gvah „morgen, am
folgenden Tage"", wenn dieses wegen des von Geldner KZ. XXVII. 253,
261 damit verknupften av. suvdm ^friih morgens'' etymologisches
Qvm% nicht gvas ist. eras dann aus ^kufs^ ai. gvar aus ^-gvars.
Sehr unsicher, da mindestens ebensogut auch cv-dh (vgL hgdh^ x^eq
5,gestera*' !); su-ra- getrennt werden kann.
crassus „dick, fett, grob'' : sehr wahrscheinlich aus ^qrdt-to-
oder eher ^qft4o- = ab. cr^st^ „solid, massiv", gewShnlicher crzstn
und mit Urastellung cvnsU (Fick KZ. XIX, 254), wozu wohl auch
ai. krtsnd'h ^vollstandig, ganz*" (Brugmann Tot. 55 f.; freilich kurz-
vokalisch). Vermutlich als „zusammengebalit'' zu Wz. '^qerdt-,
"^qert- „flechten, zusammenkntipfen, zu einem Knauel zusammen-
Avickeln'' (vgL zur Bed. ai. graihndii ^kniipft": grathitd-h ^geballt,
knotig") in: lat crafts „Flechtwerk, Geflecht, Hiirde, Rost, Faschi-
nen'' = got. haurds ,,Tur", ahd. usw. hurt (pi. hurdi) ^Flechtwerk'',
nhd. Hiirde) got. hairpra^ ahd. herdar, ags. hreder ^Eingeweide''
(?? Noreen Ltl. 102, Zupitza Gutt. Ill; doch s. auch Uhlenbeck
Got Wb. 66, PBrB, XXX, 286, ferner unter cormw; gegen Meillets
Et. 167 Verbindung hairpra: ab. crevo ^Bauch" s. Pedersen KZ.
XXXIX, 459 und unter corpus); gr. KapxaXot; ^Korb'', Kpoxihvr\
(^KpaTUJvri, J- Schmidt KZ. XXXII, 370 ff.) ^Astknorren", K()pxoq
^Binsengeflecht, Fischreuse'', Kupxia ^Flechtwerk'' ; ab. krqt^ ^zu-
sammengedreht'', kr§{t)nqti ^drelien'', kr^tatl ^flectere'' (iiber sia-
visches s. noch zuletzt Jokl AfslPh. XXIX, 20 ff., wo aber krasa
fernzuhalten ist), lett. kreHiis (lit. ^krentncis) „tuchtig, treffhch''
(v. d. Osten-Sacken IF. XXIII, 381), ai. krndtti „dreht den Faden,
spinnt" (Oder zu colusl), crtdtl (trotz Hirts BB. XXIV, 249, 267
Zweifel) „bindet, heftet zusammen", katah „ Geflecht; Matte" (Gurtius
144, Vanifiek 58, Fick I^, 25, 385); wpr.' korto „Gehege''; air. certle
^KnaueP (Fick 11^, 80), mir. crett „Korper, Wagenkasten'' {^qrPna^
Stokes' IF. II, 173). Idg. ^qerdt-^ ^qert- ist wohl erweitert aus "^'qer-
cratio — cremo, 199
^biegen'^, s. etcrvus (Osthoff a. a, 0.)- — Hierlier cratire ^eggen"^
und wohl anch lat. cartilago ^Knorpel** (s. d.).
Nicht wahrscheinlicher ist Verbindung von crassus, cr%sHy
krtsnd'h mit gr, KpdTO(;, xpaxOc;, KpaT€p6<; „ stark, hart'', got.
Jiardus ^hart" (s. cancer \ von Brugmann a, a, 0, zur Wahl
gestellt, von Wood ct^ Nr. 427 mit dera obigen verquickt).
cratiOj -Ire (Plin,), vom Saubern und Ebnen der Acker und
Wiesen durch Dariiberziehen von Flechtwerk: Denom. von or at is.
Nicht nach Bersu Gutt. 124 zu Wz. '^qeret- ^schneiden" (s. crena).
cratis^ -is ^Flechtwerk'': s. crassus,
creber^ -hri, -brum ^dicht aneinander stehend, gedrangt, voll;
haufig'': ^Jtre-dhrO'S oder ^kre-sro-s {: Ceres? Hirt brief lich) „dicht
wachsend", zu cresco (Doderlein Syn. I, 17 ff.), s. creo.
credo, -ere „vertrauen, glauben*' [iihev creducmt s, imter dtum):
ai, grad'dJta ^das Vertrauen'', grdd-dctdhdti ^vertraut, glaubf (ge-
trennt noch z, B. in grdd asmai dhatta 5,glaubet an ihn''); a v. zraz-
da- ds. (aus ^'sraz-da- durch volksetym. AnschhiS an zdrgd- ^Herz'',
Bartholomae Airan, Wb. 1702 m. Lit.), air. cretim „glaube'', cymn
credit ds. (nicht '^crethu^ daher erst spat zur festen Zusammensetzung
geworden, vgl. Brugmann Grdr. T^, 691), corn, cresy^ mbret. cridiff^
nbret. credi ds.
Idg. ^h^ed- mit Ablaut zu lat. cor{d) „Herz'' (s. d.), + 'Hhe-
(s. facio)^ Grdbed. „das Herz auf jemanden setzen" (Curtius 254,
Vanicek 71, Kretschmer EinL 141; zum Lautlichen vgl. Walde
KZ. XXXIV, 494, Sommer Hdb. 251, Solmsen lA. XIX, 30 f.).
Nicht hierher trotz Fick I'*, 44 ai. gdrdhciU ^ist frech, trotzt'',
Qvdhyd „Frechheit, Trotz".
Wefrat: s. cemo.
cremo, -ar^ ^verbrennen'' (trans.): u. krematra pi. ^'^crema-
tra" (v. Planta I, 326); dieses vermutlich aus *2^r- (s. carho) er-
weiterte ^qerem- (Persson Wzerw. 94 a 1) steckt vielleicht auch in
erefuor^ -oris ^der aus aufgeweichten Getreidekornern oder sonst
aus Pflanzen gewonnene dicke Saft, Brei'', wenn eigentlich „Decoct'',
wozu wohl nach Fick II ^ 93 (s. auch Geyer AflL. VIII, 471) galL
KoOpiai, mir. ciiirm^ coirniy cymr. cwrwfy corn, coref^ coruf ^Bier*',
sowie allenfalls in gr. Kepajiio? „T5pfererde, Ziegel, Topf, Krug **
(„gebrannte Erde", VaniCek 67; gewohnhch mit K€pdvviJ|ui verbunden,
s. u.); in der Bed. unsicher ist ai. JccilmaU-h (^Glanz''?), hcvhnaUkt
{^flammend, brennend''? Bezzenberger BB. XVI, 251).
Da liber den Gutt. nichts feststeht, hat man (z. B, v. Planta
a. a. 0.) auch an entferntere Verwandtschaft mit idg, '^kerd-^ ^kerdi-
^mischen'' und (wohl vom Umruhren beim Kochen, sekundar?)
z. T. „ kochen, braten'' gedacht, z. B. in gr. Kdpajuai, Kepdvvu|ui
^mische", ai. grlrhdti, ptc. Qrltdh ,,mischt, kochf, crdtdh ^gekocht**,
d-Qlrta-h „ durch Zumischung warmer Milch gar gemacht'' (auch lat.
cremor ' wird in ahnlichem Zusammenhange gebraucht), av. sar--
„Vereinigung, Verbindung" (usw., s. z. B. Brugmann IF. XVII, 364 L),
auch ags, hrman „beruhren" (Fick I"^, 44, Zupitza Gutt. 187); von
letzteren jedenfalls zu trennen sind aisl. hr0raj ags. hrercc^ ahd.
{h)riioren ^umriihren", die nach Gharpentier KZ. XL, 454 und Traut-
mann ZfdtWortf. VII, 171 zu a v. frdxrm'haya- ^erschtittern'' ge-
200 crena — creper.
horen (trotz Sommer Gr. Lautst. 74 bleibt KpouuD usw., s. unter
cruor, fern).
crena ^Einschnitt, Kerbe'' ist aus dem lat. Worterbuclie zn
streichen, denn Plin. h. d. 11, 180 wird jetzt r^m^ geleseii, mid
^die Glosse crenae y\vq)ihe(; steht bei Labbe, aber mit dem Zeichen
0, d. h. sie stammt aus dem Onomasticon, dessen modern en Ur-
sprung Loewe Gloss. Nom. p. 125 f. nachgewiesen hat" (Mitteilung
von G. Gotz, 5. IIL 09). Daf^ ratorom, erenncty ital. crena (lat.
"^ crena nach Grober AflL. I, 555) ein erst im Roman, in die Literatur
aufgestiegenes altes Wort sei, bleibt freilich immerhin denkbar. Es
kame im letzteren Falle eine Gdf. "^cre-nd und Yergleich mit aisL
sJcrd-ma „Schramme'' (Persson Wzerw. 213 a) in Betracht, idg.
*(5)2r6-, Erweiterung zu ^qer- ^schneiden" in caro usw.; mit shrdma
vergleicht Mikkola IF. XXIII, 121 riiss. kromd „Stuck Brot% ab.
hrome ^abseits'' nnd ahnliches auf „Schnitt, Rand"" beruhendes. —
Keinesfalls aus ^^qret-snd (VaniCek 58), das lat. ^crenna ergeben
hatte; audi wird eine Wzf. ^qret- ^schneiden^ (neben ^qert- in cena
usw.) weder durch gr. Kporoc, „das Schlagen^', KpoT^iu „schlage
klatschend% Kporaqpit; „Spitzhanimer'' (VaniCek, Fick P, 25, 385),
noch durch poln. krzesio, cech, kreslo „Armstuhl", lit. kreslas
^stattlicher StuW, apr. creslan „Lehnstulir, lett. kresls ds. (Meringer
Wiener Sitzungsber. GXLIV, VI, 95 f.) erwiesen (Bed.!).
creo^ -dre ^schaffen, erschaffen'^, eresco^ -ere ^wachsen", Ce-
riis manus „CTeator bonus ^: zu Wz. ^ker- ^wachsen'^ (Osthoff Et.
Par. I, Iff, m. Lit.; zu scheiden von ^q^er- „gestalten u, dgl/, s.
cor])us) in arm. ser 5,Abkunft, Naclikommenschaft, Geschlecht'', serem
^bringe hervor'', serim „werde geboren^ stamme ab, wachse'', sef
^Geschlecht, Nachkommenschaft'^, serm^ sennn „Same" (so bereits
v. Patrubany Sprachw. Abb. I, 215 f. zweifelnd), gv. att. Kopo? „adu-
lescens% spater auch „SchoS, SchSfiling, junger Zweig", horn, jon.
KoOpo^, dor. KUJp0(;, att. usw. Kopi-] „Madchen, Jungfrau''; av. sa-
rdda- „Art, Gattung", w^.pard- ^ Art", ai, gdrdhah (m. und n.) „Herde,
Schar", gr. KopQ-u? ^Haufe", got. usw. ^a/rrZa/ahd. Mrta „Herde''
(ab. creda „Herde", lit. kerdzius aus dem Grm., Hirt PBrB. XXIII,
332, Oder in alterer Zeit aus dem centum-Gebiete iiberhaupt entlehnt,
Brugmann Grdr. P, 546); allenfalls hierher ahd. harz „Harz, Pech''
(^Auswuchs"^?), mnd. hurst^ horst „Dickicht^, mhd. harst „Reisig-
haufe, Haufe, Schar" (s. auch Johansson IF". XIX, 123 mit Lit., der
wegen ahd. hart ^WaW von einer mit t oder dh erweit. Wzf. aus-
geht; andernfalls von dem sSt Ceres). — Fern bleibt ai. gdrdhatl
„ist frech, trotzt" (auch ^furzf", daher Grdbed, nicht „wachst'',
sondern 5,blast, ist aufgeblasen*", s. Uhlenbeck Ai. Wb. s. v.). —
Lat. creo aus ^^creid, Denominativ eines ^creid 5,Wachstum". S. noch
Ceres; jj'^oceriiS) sinceriis (?).
creper oder creperiis [n, sg. m. unbelegt], -era, -erum „dam-
merig, dunkel, ungewils, zweifelliaft", crepusculum ^Dammerung'':
ganz fraglich, ob mit or- aus en (?; s. zuletzt Ernout JjI. dial, lat,
145 f.) zu gr. Kvlcpaq ^Dunkel", ij/eqpa*;, t|Jdcpo? ds., x^ecpapoc;, xifecp^voq
^fhister, dunkel '', &v6(po<;, jvocpoq „Finsternis'', ai. ksap, ksapd
^Nacht", av. xsa2)' 5,Dunkelheit" (Grdf. etwa "^^sq^nejjihy^ ^q^snep{h)'^'i)^
crepida — creta, 201
deren Zugehorigkeit untereinander selbst ganz problematisch ist
(Curtius 705, Bersu 164 a 2, Johansson BB. XVIII, 7; es ist wolil
nach Wood a^ 3 an Anahnlichung ursprgl. verschiedener Worte zu
denken).
Unwahrscheinlich Corssen Krit. Beiti\ 407: creper zu gi\
KpUTTTOJ „verherge''j KpOcpa ^heimlich^, KpupbriV; Kpupba ds*
(u ware zu beurteilen wie vielleicht in TrxD'pu): eonsternare u.
dgL); aber Wzauslaut wohl hh^ da& lat. ^ als Sabinismus deni
gr. qp, sei es Yon Kpi^jcpa, sei es von Kvdcpac; entspreche (Ernout
a. a. 0.), vermag alpum^ nach Fest sabinisch fur albtcs, dXcpoc;, doch
nicht zu sichern. — Ficks BB. XVIII, 136 Anknupfung an
gr- irp€U€iv (s, unter corims) hat kaum mehr als die Laute fur
sich, — Sehr fragHch auch Traulmann BB. XXX, 329: zu lett.
hrdpt ^triigen, betriigen'', lit. hropU ds. (doch wohl idg. a; da
im Lat. die Bed* ^dunkel, dammerig" als die ursprunglichere
zu gelten hat, miifite der Bed.-Wandel auf Seite des Bait,
iiegen).
crepida „der griechische Halbschuh'* : aus gr. KpiiTtiba, ace. von
KprjTTiq (Weise, Saalfeld), womit carpiscuUim urverwandt; die Kiirze
der Vokale nach Thurneysen Thes. durch EinfluJ^ von crex^m^e. Eben-
dalier auch crepldo ^Sockel, Steindamm an Gewassern".
crepo, -as und -isy -iiiy -iUimy -ere ^knattern, knistern, krachen
u. dgL", erepundia^ "drum ^Klappern als Kinderspielzeug; Kasta-
gnetten": zvl dl. hfpatey kow ahrapista ^jammern" (Fick P, 30) und
weiter zu den vielen Schallwortern mit Anlaut hr-^ vgl. unter comix:
ob in aisl. usw, hrafn ^Rabe'' ebenfalls die Wzf. ^'krep- vorliegt (Holt-
hausen KZ. XXVII, 623, Persson Wzerw. 50, Zupitza Gutt." 23) ist
unsicher (vgl. Hirt PBrB. XXIII, 306), — tFber ahd. usw. harfa
(Schade^ 374) s. vielmehr unter carpo. Ah. hlopoU ^strepitus''
(Vanieek 62) zeigt idg. I neben r, wie klih%:lcriH ^Schrei\
crepiindia ^Klappern als Kinderspielzeug "": von ^crepimdns,
crepo.
crepiisculnm „Dammerung^: s. creper.
cresco^ -ere „wachsen, entstehen'' : s.creo.
creta „Kreide und andere wei6e Lehmarten'' (daraus ahd. crulctj
nhd, Kretde): das Verhaltnis zu air.^rg, gen, criad (zweisilbig)
^Lehni; Ton, Erde'', cymr. pridd „weifie Topfererde'', corn.prif^ bre\.
p7*i ds. ist unklar; Fick's 11^, 63 GdL ^q^'reid- versagt; Henrv's Lex,
bret. 228 ""q^reia, bezw. Pedersens (Afnf. XXIV, 300) ""q^riiat-, ^q^rliaU
(nach Kelt. Gramm. I, 68 aus q^rUet-) genugt dem Kelt."; aber wain'-
scheinlicher als Urverwandtschaft"('^2^rgt^^) oder als Herkunft des
lat. creta aus dem Kelt* ist die Annahme, daf3 aus lat. creta zu«
nachst air. ere, C7nad, und aus letzterem (daher niclit mit cymr. w/
aus lat. e) cymr, pridd usw. stamme, obwohl die lat. Entlehnungen
sonst iiber Britannien nach Irland gehn.
Lat. creta dann wohl terra creta (icerno) „gesiebte Erde^
(Kluge Wb.^ 225 nach Kie&ling Horatius Oden I, 140); nicht nach
Brugmann M. U. I, 40 zu gr. x^pajuo^ ,,terra coctihs^ (s. unter
cremo; fiir keine der dort genannten Wzln. ^qer-, ^ker- ist eine
Form auf -g- gesichert); unrichtig ist die Deutung als .kretische
Erde\
202 cretio — crinis.
cretio, -dms „die Willenserklarung ziir Ubernahrne cler Erb-
scbaft unci die daflir bewilligte Uberlegungsfrist'': zu oerno here-
d it at em „ich nehme die Erbschaft an^,
crlbrDiii „Sieb, Durchschlag'': s. cerno.
crimen, -im5 „Bescbuldigung, Anklage, Verbrecben'': trotz dis-
crimen (Homonym?) ist Auffassung als ^t6 Kpiv6iLi€vov" (Gorssen
Beitr. z. it. Sprk, 229 f., Curtius 156, Vanicek 313) imd Ziigeh5rig-
keit zu crlhrumy discrlmen nicht zweifellos, obgleich fiir eine alteste
Bedeutung ^Pvechtsfair' — neben der gleich alt zu belegenden „An-
schuldigung'^ — Verbindungen wie insimiilatio criminis, crimine
acciisarey reus criminis geltend gemacht werden k5nnen.
Andernfalls nach Brugmann IF. IX, 353 ursprgl. „das Geschrei;
mit dem man seinen Schadiger beschuldigt" (vgi. querela „Weh-
klage'', dann j,Beschwerde", und nachklass, „gerichtliche Klage''),
vgi. aisL hrma „schreien^, hreimr „Geschrei", ahd. scrlan „schreien'^^
mit Gutt.-Erweiterung gr. Kp(K€, KpiZiu; ^kreische, knarre"", Kprfn
^das Schwirren'', lit, Icrykszeziu „kreische'', ab. TcriH 5,Geschrei",
aisl. hrlTca ^knirschen", hrilcta ^kreischen", ahd. hreign% nhd. Beiher^
aisL skrikia „Schreier'' u. dgi. {y%[. noch Zupitza Gutt. 158); ^Wz.
^qrei' beruht auf der unter comix besprochenen Schallwz, ^Jcer-^
"^qer-. crimen dann von '^hrei- oder von ^hreig-y "^kreiq^ aus mit
Suffix -men oder smen gebildet.
vermis „das Haar, bes. Haupthaar'': als "^eris-m-s zu crista
(Gorssen P, 515 f.; t wegen italien. cresta) und mit diesem wahr-
scheinlieh als ,,sich schiittelndes, zitterndes, wallendes'' zu got.
afhrisjan ^abschtitteln'', ^/^^Ks/an „ausschiitteln", as. ags. hrisjan
^sicli schuttein, zittern'', aisL hrista ^schiitteln'' (so beziiglich crista
sclion Frohde BB. I, 193 zweifelnd); dazu wohl ai. krtdatl „spielt,
tanzt usw/' {^kriz-d-] Persson Wzervv. 167, Johansson PBrB. XV,
229, IF. II, 49). Neben "^qrei-s- steht "^grei-t- in ags. hrida^ hrid
^Fieber'', hridjan ^fiebern'', ahd. {h)r%ddn ^zittern^, {h)rit{t)o „Fie-
ber'', mir. crith ,^Zittern, Fieber", cymr. cryd ^Fieber'', ysgryd^ corn.
scruthy bret. skrija „vor Furcht zittern^' (Liden PBrB. XV, 511,
Fick 11^, 99, Kluge^ s, v. ReiSy ahd. hrls usw.^ das ursprgl. „das zit-
ternde, sich schuttelnde"); dazu wohl lat, crfso^ -are (Bersu Gutt,
178; Gdf. wohl ^qreit-s-o oder ^^qrU-s-O; kaum ^^qreiz-dsoy nicht ^qreis-o
mit dissimilatorischem Unterbleiben des Rhotazismus). Weitere
Wzanalysen (zu curviis'i) bei Persson a, a. 0., der vielleicht zu-
treffend auch crisxytis heranzieht.
Morphologisch unwahrscheinhch ist Zugehorigkeit zu ahd.
htirsti „ cristas^, ab. sr^sth ^Haar^, r. sersth „Wolle^, ab. sr^ch^k^
^rauh"", vtsrasati ^die Haare strauben machen'', nslov. sersiti se
„sich strauben (von den Haaren)", r. sorocM „rauhe Oberflache**,
lit. szurksztiis ^rauh'', norw. he^^ren ^steif, hart*', aisL herstr
„rauh"^ nhd. harsch, verharschen^ lit. szerys ^Borste'', ab, v^sor^
^rauh'^ (J. Schmidt PL 373, Prellwitz Gr. Wb. s. v. Kopari „Haupt^
haar, Schlafe", das er wie J. Schmidt heranzieht, Fick I^, 423),
deren Gdbd. vielleicht nach Prellwitz a. a. 0, ^starren, in die
Hohe ragen'' ist, so dafi zu ders. Wz. wie cerebrtmi. Aber eine
Gdf. "^cresta (J. Schmidt) und ^cr^-ta (Bally Mem. soc, lingu. XII,
criso — cruor. 203
315 ff., der crmis unter einer Gdf. '^crpio- als ^Haupthaar^ mit
cerehrum usw. verbindet), ist nicht annehinbar.
criso (besser als crissOy Lachmann zu Lucr. 276), -are „mit
den Schenkeln wackeln*" (beim Beischlaf, von der Frau): s. unter
cr litis.
crispio, 'Ire „Naturlaut der Henne^ : wohl schallnachahmend.
* crispus „kraus, sich krauselnd, vibrierend'', crisx}0^ -are
^krauseln, in zitternde Bewegung setzen, schwingend bewegen*^:
cymr. crych „kraus", galL Crixos ^Dux Boiorum'^ (ks aus sp oder
— s. u. —2^8; Fick 114, 95^ 332; s. zuletzt Osthoff ZfceltPh. VI, 410 a).
Weitere Verbindung mit ahd. hrespan „rupfen, raffen^, gi{h)raspi
^quisquiliae", {h)rispahi „Gezweig, Gestrauch'', mhd. nhd. ris2)e (Fick
1 4, 394) ist fiir erstere lautlich (Ablaut en tgleisung?) und in der Bed,
bedenklicli, dagegen fiir Bisx^e ansprechender (vgL Reis unter crmis).
Die Bed. ^Lockengeringel'' und „vibrierend, schwingend" machen
Verwandtschaft mit crlnis, crista, crlsare (Persson Wzerw.
166 f,, 291) erwagenswert : '^qris-p-. Oder es ist von ^qri-x^s- aus-
zugehen, das zunachst zu lit. kryiJti „sich drehen, wenden", hreipti
j,drehen, wenden", ab. kres^ ^xpoTrri, temporum mutatio^, aisL hreife
^Handwurzel" und weiter wohl im letzten Grunde zu curviis gehorte
(so auch Pedersen Kelt. Gr. I, 75),
crista „der Kamm am Kopfe der Tiere": s. crlnis.
crocio^ -Ire und eroco^ -are ^krachzen (vom Piaben)": s.
comix.
crocodilus u, dgL: aus gr. KpoK6bi\o<;; s. liber Formen und
Etymologie bes. Solmsen Berl Phil. Woch. 1906, 758 f.
crudelis ^grausam, herzlos'': zu crudus^ wohl durcli Vermitt-
lung des Verbums ^crUdere^ inchoativ crudescere (PokrowskiJ Rh,
Mus. LII, 426; anders Stolz HG- I, 512).
crudns „roh, rauh, hart'': zu cruor; Gdf. entweder ^g^m/o-cZo-;
mit o-St. fur ^^-St. in der Ableitung, bezw. Zusammensetzung (Skutsch
Forsch. I, 45), oder mit alter Suffixabstufung '^qrUzdo-s (Johansson
IF. II, 49), so da6 zunachst zu ai. hruddyati ^macht dick, fest''
{krtiddti ^wird dick, wird fest*' Dhatup,), av. xruMro^ xraoMvo
^hart''; VgL auch crusta; kaum ^'qreud-do^ ^^qrudo- (Hirt Abl. 103),
zunachst zu air. cruaid „hart, fesf* (Fick 11^, 98), wenn aus "^croudis^
nicht mit altem d aus zd (s. unter cncsta). Die Bed. „dick, fest*^
und ^Blut'' sind aus ^geronnen*' entwickelt.
cmentus „blutig*': = lit. kriivintas ,,blutig gemacht**, YgL auch
lit. kruvinas „blutig*', ab. k^^ivbUo ds., und av. xrvanU ^grauenhaft,
grausig''; s. cruor.
crnmiua^ crumena ^das (gewShnlich vom Halse auf die Brust
herabhangend getragene) Geldbeutelchen, Borse'' (uber die Endung
s. Solmsen KZ. XXXIV, 14): wohl aus gr. xpujuaia „Tasche*' um-
gebildet. — Nicht liberzeugend Fick KZ. XX, 363, Vanidek 319,
Bersu Gutt. 172: zu scrantmn ^^Ledertasche'', scroUmi „Hodensack*'.
- cruor, -oris „das rohe, dicke Blut" : o. krustatar „cruenta-
tor'' (Ableitung von einem Adj. Vcruues4o-s; v. Planta I, 123, 228);
ai. kravih; kravt/am „rohes Fleisch''^ av. xrvisyant" „ blutdurstig,
Grausen erregend*", ace. xrum „blutiges Fleisch*', ai. krurd-h „wund,
roh, blutig*', av. xrura- „blutig, grausam''; gr. Kpeag ^Fleisch*' ;
204 crus — crux.
min C'r% cymn crauy corn, croiv „Blut"; apoln. hry^ ab. ky%vh
„Blut'^ lit. h^aujas „Blut''; hriivinas ^blutig'' (s. anch cruentus),
apr. crauy Oy hratvia ^Blut'', aisL /^rar, ags. hreaWy ahd. {h)ro^
{h)rawer, nhd. roh (aber nicht got. hraiwa-clubo ^Turteltaube'',
eigentlich ^Leichentaube'S ahd. usw. hreo ^Leichnam" trotz Bugge
PBrB. XXIV, 427, s. bes. Wiedemann BB. XXVIII, 31 ff. und cor-
pus). „Blut^ ist als „gerinnendes bezw. geronnenes'^ benannt, vgL
crtista und s. auch crudus (Curtius 156 f., Vanicek 62 f., Johans-
son Beitr. 138).
Fernzuhalten ist dagegen ab. Tcruslti ^brechen", kncch^
„Brocken^, kr^c^^a „mica'', r. Ja^ochd ^Stiickchen'S lett. hrauset
^stampfen'', lit. kr[i)uszti „zerschmettern^ (lit, kr{i)tisza, lett.
knisa „HageP hierher nach J. Schmidt Voc. II, 341 a? oder zu
crustai)y gr. Kpouo) ^stofie, schlage'S Kpoaivu) ^stampfe", aisL
hrumr ^gebrechlich'*, ahd. hrmwan ^Schraerz empfinden, leid
sein'', nhd. reuen, ags. hreowan „verdrie6en, argern", aisl. hryggva
^traurig machen'', poln. ^/i^r'?.^^;^^^ „zermalmQn'\ skrueha ^Eeue"^^
Ygl. Pedersen IF. V, 36 f,, Solmsen KZ. XXIX, 97, Trautmann
Grm. Lautges. 45.
erUs^ cruris „Unterschenker': arm. srtm-k% gen. sruni-c pL
^Schienbeine, Waden'' (Hubschmann Arm. Stud. I, 5, Z, d. deutsch.
morgenl. Ges. XXXV, 176, Pedersen KZ. XXXIX, 343). Weitere
Beziehung zu ai. qdruh „Gescho6, Speer, PfeiP, got. halrus^ as. usw.
herii' „Schwert" ist 'trotz Hirt BB. XXIV, 263 (Gdbed. angeblich
„Knochen*', doch s. unter caries) abzulehnen.
criista ^Kruste, Borke, Rinde, Schale'' : ursprgl. ^das durch
Gerinnen festgewordene'', vgl. auSer der Sippe von cruor besonders
gr. Kpu0Taivui „mache gefrieren'^, KpuaraXXoc; ^Eis", Kpuo? {-Kpvaoc;
oder eher nach Sommer gr. Lautst. 81 ^^qruuos) n. ^Frost"*, Kpojuo*;
ds., Kpvoeiq ^schauerlich'', Kpuepoc; ^schauerlich, kalt" ; ags. hrtcse
^Erde""; ahd. {JijrosOy {h)rosa „Kruste, Eis'' (dazu nach Kogel PBrB.
XVI, 511 auch der Name des Monte Rosa), aisl. hrjosa^ Jiratts
^schaudern'', hrudr „Schorf", lett. kruesiSy krmvesis „der den Weg
holprig machende gefrorene Kot'' (auch lit. kritiszd ^HageP? s.
unter cnwr); von der nicht durch s erweiterten Wz. oder eher mit
ui'kelt. 'd' aus -zd- nach langem Vokal air. criiaid ^hart, fest", s. auch
crudtis. Vgl. Curtius 155 f., VaniCek 62 f., Zupitza Gutt. 124 m. Lit.
criiXj cruets ^das Marterholz, sowohl zum Anpfahlen, als zuni
Hangen oder zum Spiefien, besonders aber zum Kreuzigen": von
dem Begriff „Marterwerkzeug'' ausgehend vergleicht Vanifiek 56 f.
ai. kriincati „krummt sich'', ahd. hrukkiy as. usw. hruggi ,,Rucken^,
gall. PennO'Crucium ,^Berg'', air. crocenn ^Riicken'' (cymr. usw. croen
„Fell"?), mir. cruach „Haufe, Schober, Hiigel", cymr. criig „Haufe,
Schober, Hugel, Beule'', corn, crttc ^colHs'', abret. cruc flHaufen"",
aisl. hruga „Haufe'S ags. h7^ectc ^Kornhaufe" (eine einfachere Wzf.
in lit. kraut I ^aufeinanderlegen, haufen", kruva ,,Haufe"), welche
Worteauf den Begriff der „Krummung, Wolbung'' zurtickgehen konnen
(vgl. fiber die Sippe Kluge Wb.^ 322, Pick IP, 99, Uhlenbeck Ai,
Wb. 68), wie auch lit. kriauklas „Rippe'' (Zupitza Gutt. 127). Crux
ware dann ursprgl. Abstraktum „das Kriimmen, Verkriimmen,
Martern", woraus „Marterwerkzeug^.
cubi — cucubio. 205
Richtiger ist aber von der Bed. „Pfahl* auszugehen. Trotzdem
kaum iiach Charpentier BB. XXX, 159 zu got. hnigga „Stab'', ags.
Jirung ^Balken", mhd. mnd. runge, nhd. Wagenrunge (mit nicht
wurzelhaftem Nasal? doch s. Petersson IF. XXIV, 45).
V. Mansberg Z. f. Kulturgesch. VII, 64 glaubt an punischeii
Ursprung nicht bloS de^ Kreuzigens, sondern auch des Wortes crux)
letzteres unbewiesen und unnotwendig. — Aus dem Lat. stammt
ahd. chriizi ^Kreuz" usw.
cuM: s. uhi.
ciiMtum, cnMtus „ Ellenbogen " : gr. ku^itov „Ellenbogen''
(Hippokr, und spat.) ist entlehnt, s. Stephanus Thes.; KiiptuXov ds.
Poll, daraus nach dj\evri (: ulna) umgestaltet ; urverwandt sind: kO^oc;
^Hohlung vor der Hiiite beim Vieh" (auch in der Bed. ^Wiirfei"
hierher? oder naher zu lit. A;a%)o^s usw., s. cwpa? daraus lat. cuhus)-,
got. hups, ags. hype J ahd. huf ^Hufte", aisl. huppr ds. (Vanidek 50,
Curtius 529, Pedersen IF. II, 301, 304). — Kaum auf Grund einer
Wz. '*kub- weiter zu av. suptis „Schulter*, 2i\. Qiipti-h wahrscheinlich
ds., alb- sup ds. (G. Meyer Alb. Wb. 396), ndd. Schuft ^Sehulterblatt"
(Curtius a. a. O., Bartholomae Stud. 11, 15; -pt- = *-ht-'i), sondern
wohl vielmehr mit cuhare (und ags. on-htipian, aisl. hojya ^zuiUck-
weichen", Holthausen Anglia Beibl. XV, 350 f.; auch ags. hop
.Schlupfwinker als „Lager''? Holthausen IF. XX, 322) von einer
Wz. *qub- „sich im Gelenke biegen, biegen", woneben '^gubh- in
gr. KDq)6q ,gebuckt, gekrummt" (nicht wahrscheinlicher aus *gheuhh-,
s. gibber), K5cp6a) „biege vorwarts, krumme", ai. kubjd-h (aus *Jcuhjhds,
s. Walde KZ. XXXIV, 512, alter \uhhk6-s — mhd.* hogger, hoger
„Buckliger% Bartholomae IF. X, 181, Brugmann Grdr. IP, I, 476)
^buckelig" (Curtius a. a. 0.), vielleicht auch in gr. K{)TrTUJ „beuge
mich vorn iiber, ducke mich" (s. Prellwitz Gr. Wb. ^ 169); auch die
Sippe von ai. huWianyu-h etwa „tanzend, sich drehend", nhd. hilpfen,
mhd. hilpfen, hupfen, hopifen, aisl. hoppa, ags. hoppjan, ags. hoppettcm,
nhd. hopsen, russ. huhdrh, kubec ^Kreisel", gr. Kv^xaxduj fltanze"
(wohl thrak. oder maked. fur *KV<piardw) — s. Uhlenbeck PBrB.
XXI, 100 f., Ai. Wb. 58 — hat die Bed. „sich drehend bewegen"
vielleicht aus „sich biegen, sich in den Hfiften wiegend drehen"
entwickeit. Eine Wz. *qup-, *qub- „wolben", vielleicht ebenfalls
urspr. „ biegen", s. unter cup a.
ciibo, -are „liegen, gelagert sein", cumbOf -ere „sich legen":
palign. mcw&a^ Jncubat", sab. cumba ^lectica": s. cubitus; Gdbed.
„sich biicken, sich zum Liegen niederbiicken" (Vanifiek 50 f.), Und
zwar wegen fal. cupa (d. i. cuba, neben loferta derselben Inschrift)
von der Wzform "^qub-, nicht '^qubh- (Meyer-Liibke Wiener Stud.
XXIV, 528 f.). — Hierher nach Loth als ^u{p)o-kuba auch cymr.
gogof (aitere Ableitung gtwcobauc), bret. Tcougon ^HShle" (s. unter
ccivus). — Abweichend Osthoff Pf. 580.
Ciibus: s. cub it urn.
cucubio, -ire „Naturlaut der Nachteule": schallnachahmend wie
gr, KiKUpo? (wenn „Nachteule", vgl. KiKUjioc;- XaiHTrxrip. fi Y^ai)K6(;.
6^oiuj? Kai KiKupo(; Hes. mit kiku|Ui? „Nachteule''), unredupliziert ahd.
hwoo ^Euie" (VaniCek 61), vgl. auch ai. Muti „schreit^ hokuyate
ds., ab. hujati nmurren", gr. kwkuiu „schreie, wehklage", lit. kauUi
206 cucuUus — cucurio.
^heulen"; andre Nachahmungeii des Eulenrufes s. unter huho. Ein
ahnliches ^ququ in gr. KouKoucpa? ^Vogelart", ai. kukuhha-h ^wilder
Hahn" imd in cuculus s. d. (Vanicek a. a. 0., Fick P, 21)".
cucuUns „Kapuze; Diite": nicht als urverwandtes Wort nach
J. Schmidt Voc. 11, 253, KZ. XXV, 118 zu celdre (liber ai. kukvJa-h
^Hilise, Hiilsenfeuer" s. vielmehr Uhienbeck Ai. Wb. 55; auch got.
usw. haktcls ^Mantel" bleibt fern, s. Zupitza Gutt. 106, Wiedemann
BB. XXIX, 314, Uhienbeck PBrB. XXX, 287, Trautmann ZfdtWortf.
VII, 171), sondern aus dem Kelt, vgl. Holder I, 1183 (cymr. ctvcwll,
wohl auch cwgivl ^Kapuze", sowie air. cochull sind freilich aus lat.
cuculhis riiekentlehnt).
cuctalhis „Kuckuck% als Schimpfwort ^Hundsfott, Schurke" (die-
selbe Doppelbed. zeigt auch das iibrigens unverwandte nhd. Gmich;
unrichtig scheidet v. Sabler KZ. XXXI, 274 cimilus ^Kuckuck" und
ciiciihis, angeblich. *pcw-cw?ws, ^Hundsfott"): schallnachahmend, vgl.
gr. k6kkuS „Kuckuck", k6kku „Ruf des Kuckucks% kokkOSoj „rufe
Kuckuck", ai. kokild-h „der indische Kuckuck", koka-h „eine Gans-
art, auch Kuckuck", mir. cuach, cymr. cog ^Kuckuck",. lit. kukuti
„Kuekuck rufen", ab. kukavica ^Kuckuck", nhd. (ohne Lautver-
schiebung im Schallworte) Kuckuck (Vanifiek 61 ; ahnliche Tiei-namen
bei Fick I^, 21, Meillet Mem. sec. lingu. XII, 213 ff.; s. auch cu-
cuhio). — cuculus ist direkte Ableitung von *cucu, nicht wegen
gr. KOKKDY- auf *cucug{s)los zuriickzufuhren (zweifelnd Fr5hde BB.
Ill, 290).
ciiciima „Kochgeschirr, Kochtopf : aus '^cocuma assimiliert, zu
coquo (Vanidek 147).
• cncnmiS; -eris nGurke": gr. kukuov tov ctikuov, KUK^iZa- vXuKeia
KoXdKUVTa Hes. (Fick 1 2, 22, 381; aber av. cakus- „Schleuderkeule,
Wurfhammer", ab. cekam ^malleus rostratus"^ lett. tschaka ^Kniittel
mit Knorren oder Wurzelende als Griff, apr. quehe ^Stakel" ist fern-
zuhalten); wenn iiberhaupt idg., so vielleicht zu ai. gvdi/ati „schwillt
an" usw. (s. cavus, inciens). Auf Entlehnung aus einer nicht idg.
Sprache weist aber vielleicht gr. aiKug, aiKvc,, oxkdoc, „Gurke" (wenn
nicht Lehnworte aus dem Thrak.-Phryg., s. Hirt IF. II, 149 a,
Kretschmer KZ. XXXI, 335) und ab. tykij ^Kiirbis" (vgl. Fick P,
449; lat. cucumis, gr. kukuov trotz Johansson IF. 11, 14 nicht aus
Huq- : Hueq- assimiliert), so daBs ein p- oder f()fc')-artiger Laut ver-
schieden substituiert ware.
cucnrbita ^Kiirbis": ai. carhhafah, drhhatl , cucumis utilissi-
mus" (Vanieek 64). Aber ags. hwerfeite ^Kurbis" (Kluge Et. Wb, ^
221, Schrader bei Hehn Kulturpfl.e 313) ist nach Hoops Lbl. f. grra.
u. rom. Phil. XVIII, 123 nur fehlerhafte Lesung fiir hwerhwette,
das nach Zupitza Gutt. 59 vielleicht zu ai. karkaU, karkdru-s
^Ktirbisart" (weniger ansprechend Hoops a. a. 0.). Die Reduplikation
ist im Lat. wohl erst nach cucumis eingefiihrt. ~ Aus dem Lat.
stammt ags. cyrfet, ahd. kurU^, nhd. Kilrhis.
cucurio, -ire „kollern (vom Haushahn)": schallnachahmend wie
ai. ktirkiifa-h „Hahn", bulg. kukurigam, serb. ktikurijekati usw.,
ngr. KOUKOupitu), samtlich vom Krahen des Hahns, nhd. kikeriki
(Vani(;ek 45).
cucutium — culex, 207
cucutium ^eine Art cucuUus": weim richtig liberliefert (doch s.
Holder I, 1184, wo Meursius Lesung cuculUa erwahnt ist), allenfalls
Kreuzung von cutis und ciccullus.
cMo^ -ere ^schlagen, klopfen, stampfen, pragen'', dazu incus
^Ambofe'^, caudex (s. d.); da cudo als Simplex viel seltener ist, als
die Zusammensetzungen, so vokalisch aus letzteren riickgebildet fur
^ccmdo^ vgl. caudex; d-Prasens zu emer Wz. ^qoud- : "^qdu- ^hauen''
Oder *go^^ {^qau-"^): ^qm- (s. Hirt Abl 102, Brugmann IF. VI, 99) in:
ahd. houwany aisl. hggguay ags. heatvan, nhd. hauen (got. hatvi^
ahd. usw, hewiy hou „Heu'' eher als „gemahtes, gehauenes'' bierher^
als wegen des russ. hovyh ,^ federartiges Pfriemengras in den
Steppen\ vgL Uhlenbeck PBrB. XXII, 191, Lehmann IF^ XXI, 192,
zu letztereni); lit* kdujuy hcmti ^^schlagen, Schmieden, kampfen'',
lett. Tcaut ds., lit. hugis „grofier Hammer'', hova ,,Kampf, Streit,
Schlacbt''; ab. kovq^ hujq ^^schmiede", serb, Jcujem ^haue'', ab, Jc^jh
„ Hammer" (Vanicek 61); mir, cuad ,,schlagen, kampfen", coach
i^kovakO') „Angriff, Anfall" (Fick 11^^ 88; weitere Lit. bei Zupitza
Gutt. 122; Johansson IF* XLX, 125 f, bringt m. E. zu viel miter
einen Hut).
cMo^ -onis „Helm von Fell'': zu av. xaoho ^Helm", ap. xauda-
ds., pamird. skid „hohe Mutze aus Schaffell", Hiibschmann KZ. XXIV,
412 unter Verkntipfung mit Wz. ^sqeu- ^bedecken" in lat. cntiSy
scutum usAV., VgL noch bes. aisl. skauder ^Scheide", mhd. nhd.
schotCy got. skauda-raix) ^Schuhriemen", ags. (Ritter A. f. neuere
Spr, GXIX, 177 f.) ceod, ceode ^Geldbeutel" ; s. auch J. Schmidt KZ.
XXV, 164 ff., Bartholomae BB. X, 290, Stud. II, 57. Idg. ''{s)q{h)eu'd-
^bergen" neben sonstigeni ^{s)q{h)eti'Clh- in Keuduu usw., s. unter
custos.
caias^ -atis „woher stammend, was fur ein LandsmannV, ge-
bildet wie Arpinds von:
cuius J -a, 'Um ,,wem angehSrend" zu qui und identisch mit
dem ^gen." quoiuSy cuius] s. zur Bildung i^quoi-io-) Brugmann Ber.
d. sachs. Ges. LX, 61 ff., 83, IF. XXHI, 311 a f, Hujer IF. XXIV, 70 ff.
cuiiie: s. quoniam.
culcita „Kissen, Polster" : ai. kurcd-h „Biindel, Ball en, Biischel"
(Vanicek 57, s. auch Kretschmer Einl. 134). Verbindung mit aisl.
hualf ^Gewolbe", huelfa ^wolben", ahd. usw. {h)welban ^wolben"*,
got. hilftrei ^Sarg", gr. koXttoc; „Wolbung, Busen" (Zupitza Gutt.
54 m. Lit.) unter idg. ^'quel-q- : "^quel-p-y wozu mit ^qlup- aus ^qidt^-
lit. klupdti ^knieen", kliipti „stolpern, straucheln'', lett. klupt „ds.,.
fehlen, irren", apr. klupstis „Knie'^ (die zunachst jedenfalls zu apr.
poquelbton ^knieend'' gehoren, Bezzenberger BB. II, 157 ; s. noch
unter callis wegen gr. KaXuri) ist ganz unsicher, da eine Gdbed.
,,gew6lbtes" fiir culcita und kUrcdh reine Annahme ist (s. auch
Uhlenbeck Got. Wb. 82); ebenso auch Anknllpfung an Wz. "^qel-
^biegen" (s. unter coluber; Fick 1 4, 26). Entferntere Verwandtschaft
von ai. cUda-hj cUda „Wulst, Schopf, Kopf, Gipfel" (Hirt BB. XXIV,
249; anders SchefteloAvitz BB. XXVm, 156) ist nicht wahrscheinlich
zu machen.
culex^ -icis ^Miicke, Schnake^ Gallwespe" (Suffix wie in pUleXy
clmeXy apex): air. cuil {^ku-U-) ^culex", cymr. cylion-en ^culex^
208 culigna — culpa.
musca", corn, kelionen^ bret. qneli/enemi ^musca*' (Fickll^, 94). Als
stecheiides Tier vielleicht nach Liden Arm. St. 78 ff. zu ai. gula-h^'m,
gilld ^SpieJS, WurfspieJ&, Bratspiei^; Pfahl; stechender Schmerz'',
arm. sla¥ {^siU-a¥) ^Spiefi, Lanze, Dolch, PfeiP (aber mir. usw.
cftil „Versteck, Winkel'' iiicht als ^Ecke'' hierber, s. ohseurtis), wozu
mit andern Suffixen ai. gu-ka-h, -m ^Stachel eines Insekts; Graime
am Getreide'', av. sukd ^Nadel'', land wahrscbeinlich auch lat.
cimeusy s, d,
culigna ^kleiner Kelch, Becher'' : aus gr. KuXixvn „kleiner
Kelch" entlehnt (Weise, Saalfeld), wie o. culchna ds.
culina ^Kiiche'': zu coquo (VaniCek 147), aus ^cocsUnd (vgl.
coxilina ^coquina'' C. GL L. VI, 283, Schulze Eigemiamen 439 a 2);
u fur o ist ,^nicht sicher erklart, s, Stolz HG. I^ 229, Sommer
Hdb. 125; doch kann der Gegensatz gegen das erhaltene vortonige
o von columba^ colostra durch das folgende Vokalextrem I gerecht-
fertigt Averden.
culleus ^lederner Sack, grofeerer Schlauch'' : wenn Erbvvort, so
wohl als ^ciit'Sleios (wenig iiberzeugende Suffixkombination !) zu cutis
„Fell", Lit. hulls ^Sack"*, kullkas ^Beutel'', lett. kule ds. stammt
aus russ. ktch ^Sack"" (Bruckner SI. Fremdw. 99), dieses wie polo.
I kul 5, Sack*' vielleicht aus lat. cttUeiis (Solmsen Versl. 78). — Doch
liegt Entlehnung aus gr. att. Ko\e6g ^Schwertscheide, Scheide^ Fltigeb
decke der Insekten'' {^KoXeJ^dq, vgl. berod, KoXeoO) viel naher, doch
ist die lauthche Seite noch nicht geklart; denn bom. kouXeov ist
nur metrisch gedehnt, vereinzeltes att. K0uXe6<; bloB epische
Schriftform (s. Solmsen a. a. 0.), daher trotz Ha vet AflL. IX, 308
iind Meyer-Liibke Phil. Abhdlgn. f. Schweizer-Sidler nicht die Quelle
von culleus, wahrend andrerseits KoXeo? dem lat. n und bes. II nicht
gerecht wird. DaS culleus blofi zufallig an KoXeo? anklinge, ist
wenig wahrscbeinlich; Urverwandtschaft (Frohde BB. Ill, 297), w^o-
bei culleus aus ""kHueios (W, Meyer KZ. XXYIII, 163; U aus lu??)
Oder ^'kH-n-, -^-m/ herzuleiten ware, rait Ablaut gegeniiber KoXeot;,
vertrete Ich nicht
culmeii, 4nis 5,der hochste Punkt, Gipfel, Kuppe'': s. columen.
ciilnms ^Halm*": = ahd. usw. halniy halam, nhd. Halm; gr.
KdXajuoij, KaXd|uri „Rohr'' (daraus lat. calamus^ aus diesem trotz
Loth RC. XVIII; 90 cymr. usw. calaf)y ab. slama^ serb. slama^
russ. soloma ^Strob'', apr. salme ds., lett. salms „Strohhalm" (Cur-
tius 139, Vani^ek 68). — Ganz unsicher ist, ob ohne ^-Suffix hier-
ber ai. Qila-h ^eine auf dem Felde zuruckgebliebene Abre"" (s. jetzt
Uhlenbeck KZ. XL, 554), ai. galaka-hy galdkd u. a. ^Halm" (Fick IP,
73; s. Uhlenbeck Ai. Wb. s. v.).
culpa, altlat. colpa ^Verschulden, Schuld", cul])0y -are ^be-
schuldigen, mifsbilligen, schelten", o.kulu^ju „culpa" {v. Flanta IF.
II, 438). Vertrauenswurdige weitere Ankniipfung fehlt. Nicht zu mir.
eol^ gen. cuil ^Sunde,Blutschande'', cymr. ctol „culpa, peccatum'', abret.
caul ^piacula""^ col 5,nefariam rem" (Fick ll^^j 94) wegen cymr. cwl
(Zupitza KZ. XXXV, 264), Auch nicht nach Zimmermann Progr.
Celle 1893 [lA. Ill, 201] zu "^^colpus ^Schlag" in frz. coiq) usw.
(s. Grober AflL. I, 550, Korting s. v.; die rom. Sippe vielmebr aus
lat. colaphus „Scblag, Backenstreich''); war ^Schlag'' (als ,,Schuld'')
culter — cum. 209
'die Gdbed. von culpa ^ so mogiicherweise zu gr. KoXduriu ^beliaue,
behacke'', KoXarcTTip ^MeifeeP' imd zu Wz. ^qolci- in clades usw.
<nicht zu smlpo\ Fay Am- Journ* PhiL XXIV, 73 f., Gl. Quart. I, 15),
colpa trotz Bezzenberger BB. II, 157 nicht zu lett. hhi^pt
.,stolpern, fehlen, irren^ usw. (s, unter culeita; Wz. ^quelp-
^knien^ einknicken*'; -qiiolxM hatte lat. "^volpa ergeben^ was freilich
nicht unbestritten ist). Andere Versuche verzeichnet Bersu
Gutt. 135 a 1.
cnlter^ 4ri ^Messer'': wohl dissimiliert aus ^^qer-tro-s^ zu Wz.
^^'(5)g^r- „schneiden^ in caro usw- (s, Vanicek 58 und bes. Skutsch
BB. XXII, 126 gegen Osthoffs Transact. Am. Phil. Assoc. XXIY, 59 ff.
Verbindung mit gr. KoXdTTTU) ^behaue, behacke, hohle aus''^ KoXanTrip
^Meifael'', die yielmehr zu Wz. ^qold- ^schlagen'^ in clddes^ von der
€uUe7^ trotz Zupitza Gutt. 107 [Lit.!] zu trennen ist); dazu w^ohl auch
ai. Tciithdra-h ^Axt'' (mind, aus Vcrthdras^ Bartholomae IF. Ill, 168).
culter und kuthdrah stellt Solmsen PBrB. XXVII, 367 ab-
weichend zu einer Wz. '^qel- ^stechen'', die aber durch ahd.
hulis^ Mils ^Stechpakne, Mausedorn, Walddistel'', ags. Jiolegn ds.,
air. cuilennj cymr. celyn^ corn, kelin^ bret. qitelenn ds. nicht ge-
niigend gesichert ist; lautlich ware das lat. und ai. Wort alien-
falls vereinbar mit mir. celtair^ cymr. paladr ^Speer'' (^q-)j ab.
klciti ^stechen, schlachten, schneiden'' (ab. klas^y alb. kal ^Ahre"?),
s. unter cldcles. — Noch anders Meringer IF. XVII, 126 (: cola).
cuius „die Miindung des Mastdarms, das Loch'': wohl zu air.
€ul, cymr. usw. cil ^Rucken^ (Osthoff MU. IV, 16a, Stokes BB. XI, 70,
Fick US 94; nicht Lehnwort, s. Stern ZfceltPh. IV, 577), wozu mog-
iicherweise ai. kulam ^Abhang, Ufer'' (?; Uhlenbeck Ai. Wb. 62),
allenfalls auch (nach Rozwadowski Rozpr. Akad. urn. w Krak., Wydz.
filoL Ser. II, torn. X, 420 f., Pedersen Kelt. Gr. I, 50) ab. kyla ^ hernia^,
Serb. usw. Mia ^hernia, tuber arboris^, jon. yd\Kr\j att. KdXr] ^Bruch
im Unterleibe'' (vokahsch sehr schwierig, s. Kretschmer KZ. XXXI,
472), ahd. holay aisl. haull ^hernia*^ (die Krankheit nach ihrem Sitz
henannt?). Pehl. kun ^Hinterer^ (Bezzenberger GGA. 1875, 1213 f.)
bleibt fern.
Oder allenfalls dls'^qUg-slo-y '^quk'Slo- zulit. kitszys^ ku^ySy lett. kuse
^cunnus, die Haare auf der vulva'' (Vanifiek 70; ai. gim-h ^Hohlung''
aber wohl zu cavtis), wozu ai. kuksl-h ^Bauch, Hohluiig, Mutterleib,
Scheide^ (Frohde BB. XVI, 196), av. kusra- ^Hohlung, Wolbung,
Schlucht" ((jreldner Metr. 159, Bartholomae IF. I, 491), vielleicht
auch ai. koga-h (neben kosa-h, s. curia) ^Behalter, FaS, Kufe,
Kasten*'? (JohanssonIF.il, 18 f.; aber lit kduszas „grofier Schopf-
loffel'' vielmehr aus russ. kovs^ s. Leskien Bild. d, Nom. 44; tiber
lit. kidtisze ^SchadeP, kiauszis „Ei'' vgL Leskien a. a. 0. 129, liber
.av. afratatkitsis Bartholomae Grdr. I, 198). Idg. ^qeit-k-y verwandt
mit "^qeti-clh-j't- in cunmcs.
Cilhis ist nicht mehr aus '^qudh- oder '^^qut'Slo-s herleitbar
(ware ^'cttlhts), hochstens vielleicht aus ^'qudh-^ ^'qut-slo-s; daher
nur unter letzterer Gdf. allenfalls unmittelbarer an lat. cimmts
(z. B. Bersu Gutt. 133) und gr. Kuado^; j,w^eibliche Scham*^ (Brug-
mann Grdr. I ^, 704) ankniipfbar.
cum Prap. ^mif: s. com.
Walde, Etym. Worterbuch d. lat. Spiache. 2. Aufl. 14
210 cumatilis — cuncton
cilmatiiis ^meerfarben, wasserblaii": voii '^'cuma, entlehnt aus
gr, KOua ^Meereswelle^ (Weise, Saalfelcl),
criiiifoa ^Nachen": aus gr. Kuiuprj (Weise, Saalfeld): aber sabin.
eumba ^lectica'' echt itaL, zu ctcmho^ cnho.
'^cnnibo^ -ere ^sich legen^ in accumho usw»: s. cnho.
ciimera „Bebaltnis zur Getreideaufbewahrung'', cnmerns
„Kastchen mit den Utensilien der Braut" : vielleicht aus ^comeso-
(vgl. umerus aus "^^omeso-) zu ahd, hamastro ^Kornwurm, Hamster^
(kaum entlehnt; s, auch Schrader IF. XVII, 30, Reall. 827), lit.
hemsziiy Jcimszti „stopfen'' (?, Fick BE. II, 266; s. auch v. d. Osten-
Sacken IF. XXIII, 381 f,). — Oder zu camiir ^gevv^Slbt'' (Vanicek 51)?
— Nicht zu gr. Kajjuix; ^Biischel, BiindeP (Bersu Gutt. 178).
cumulns ^Haufe, aufgetiirmte Masse'': nach Frohde BB. XVI^
192 zu lit. Mgis ^groEter Heuhaufe", lett. kaudfe „Haufe", mhd.
nhd. Schoehy obd. hock ^Heuhaufe"; u. zwar nach Justi lA. XVII, 86
Yon einer einfacheren Wzf. ^qeu- (oder dgL; ahnlich aisl. hruga
^Haufe*': lit. hrdu-ti „haufen") in av. fra-^ apa-havo „vorn, hinten
buckelig''; andere Wzerweiterungen z. B. in ai. kakud ,, GipfeU
Kuppe" (s. caciimen)^ lit. kaupas ^Haufe'' (s. unter wjpa), lit. katc-
kara ^Hugel", got. usw. hcmhs ,,hoch".
cumulus trotz Gurtius 157, Vanicek 70, Uhlenbeck Ai, Wb. 322^
kaum zu ai. gvayati „schwillt an'' usw., s. cavus, inciens.
cfinae^ cunabula (pL) „V\^iege, Nest, Lagerstatte kl einer Kinder
Oder Tiere"; wohl aus '^Jcoind^ zu gr. koitii ^Lager", Keijuai „liege''
usw,, Wz, "^kei-, s. unter clvis (Wharton Et. lat. 26).
An cumre ^stercus facere", caenum ist trotz der Beschrankung
des Wortes auf Kinder- und Tierlager kaum zu denken^ obwohl
lautlich allenfalls durch caerimonia: cur a (?) zu stiitzen, — GewiS
nicht nach Helm PBrB. XXX^ 330 zu got. hauns ^niedrig, demutig"..
CHUCtor^ "dri „zagen, zaudern" : aus ^concitor^ Frequentativ zu
"^ coned = ai. qcmkatl „schwankt, zweifelt, ist besorgt, furchtef
[gmokd ,,Besorgnis^ Furcht, Verdacht, Zweifcl"); dazu vielleicht got.
hahan ,,hangen lassen, schweben lassen", ahd. usw. hahan ^hangen"
trans., aisl. hanga, ahd. hanc/en^ as, hcmgon^ ags, hongian ^hangen''^
intrans.; sicherer aisl. hsetta ^Gefahr", hsetta ^riskieren" {^hmdxtjctn^^
mit ai. gawkita-h ^besorgt, angstlich vor" und cunctor nachst ver-
wandt; Vanicek 66, Gurtius 708, Noreen Ltl. 25 usw.).
Arm. kaxem ^hange'^, Trautmann Grm. Lautges. 52 nach Fr..
Miiller, wiirde, wenn mit den germ. Worten fiir ^hangen" zusammen-
gehorend, wegen seines Velars Trennung von den ai, lat. grm..
Worten fiir „zagen, furchten" fordern, deren Bed. ohnehin nicht
aus „hangen" entwickelt sein mufi: freilich ist arm. k^ statt ¥^
aus idg. q bedenklich, s. Pedersen KZ- XXXIX, 379. — Wz. ^kenq-
^zaudern", allenfalls (s. o,) als „geistig in Schwebe sein" === ^schweben,.
hangen". Dazu vielleicht ^keng- in mir. cclchaing „a rack for ban-
ging-up arms" (Stokes BB. XXV, 252 mit wegen des fehlenden Nasals
kaum richtiger Heranziehung auch von aisl. haki^ ags, haca^ ahd.
hdkoy hdcko „Haken*').
Nicht hierher trotz Hirt BB. XXIV, 232 got. huhrtis, ahd.
usw. hungar ^Hunger", aisl. hd „qualen'', gr. K^jKev rreiva^
die vielmehr zu lit. kenkti ^wehtun'', ai. kmksati 5,begehrt, sehnf
cuDctus — cimniis, 211
sich'' gehoren (s. Uhlenbeck Ai. Wb, 51); aiich ciconia bleibt
fern. — Nur volksetymologisch an cunctor angelehnt ist jp^r-
cunctor neben percont07% eigentlich ^mit dem kovtoc, conUiSy
der Schifferstange sondieren^, dann ,,untersuchen, forschen''
(Keller Volksetym. 108, wie schon Verrius Flacc. bei Fest.
266 ThdP.).
cnnctus {Si.^l, conctos im carmen arvale) ^gesamt, samtlich":
Ys^ohl aus ^con-citO'Sy s- cieo^ ursprgL ^versammelt'' (so Jetzt auch
V. Grienberger IF. XIX, 164).
Nicht aiis ^conquitoSy alter '^co-enquo- : co + '^enq^- in ai-
samy-dnc- ^universus'', jpraty-anc- ^zugewendet, znriickgewendet''
(schwache Kasus praUc-)^ lat. 2^^opinqtms, longinquuSy gr. TrobaTr6<;,
dXXobaTr6(; ^fremd"^; "^^conquitos sei ursprgi. Adv, auf -tos wie
prlmitus zu primus (Brugmann Tot. 17 — 22 mit Beurteilung
friiherer Erklarungen; mit lat. uncus iisw. ist dieses -enq^o-
nicht vereinbar; hochstens konnte idg. -enq^o- oder "Onq^o- „wo-
hin gewendet, gerichtet, blickend'' auf Verquickung yon ^-onqo-
„gebogen, gewendet*^ nnd ^-og^*- ^sehend'^ — s. ocuhis — be-
ruhen; vgL noch J. Schmidt PL 388 ff.).
cuueus ^Keil'': wohl nach Liden Arm. St. 79 zu cu-leXy s. d.
Wegen lat. -^m- (gegeniiber moneo usw. ; hOchstens aus "^n)
kaum nach Wiedemann BB. XXVII, 198 f. zu idg. ^q^en- „ spitz''
in air. cenn ^caput'', cymr, ^j^nn „ds/ (Bed.?!) und (recte oder,
da nicht mit Labio velar, s. unter recens) ab. iskoni „ab initio'',
Tconwb ^Ende*', nslov. honica ^Spitze*', klruss. hin „Ecke'S russ.
konaU „bis aufs auSerste treiben'', ab. Tcaniti „treiben, ermuntern''
(^anstacheln''?).
Auch nicht zu gr. kojvoc; „ Kegel, spitzer Zapfen'' usw. (s. catus)
Gurtius 159^ VaniCek 65, de Saussure Mem. 112), da ein sekun-
darer Ablaut c6- (: co-) im Lat. ohne Parallele ware; KOJvog auch
nicht als dehnstufige Bildung nur mit cuneus zu verbinden;
nattirlich nicht zu Wz, ^Jceud- „schwellen'' (s. eavusj inciens).
Gymr. cyn „KeiP stammt aus dem Lat. (Fick 11^, 110).
cnmcwlus ^Kaninchen; unterirdischer Gang; Kanal": scheint
iberisches Wort (Diefenbach Or. eur. 308, zweifelnd Osthoff Par. I; 252
m. Lit.), da auch das Tier von Spanien her den Romern bekannt
wurde; baskisch unchi ^Kaninchen"? (Schrader Reallex. 70, 407 f.).
— Kaum Ableitung von caniSy bezw. einem ausgestorbenen f. ^cum-cs
^Hiindin'' (s. Osthoff a. a. 0.); nicht zu eavus usw. (Bersu Gutt. 171),
oder zu ai. khdnati „grabt" (Fick I^, 32; s. unter ccmulis).
cfinio^ -Ire ^stercus facere'': s. caenum.
chhuus ^der weibliche Geschlechtsteil'': als ^kut{s)nos oder ^kudh-
snos zu gr. Kva6<;' f\ nu'jr]' f\ yuvaiKeTov dboiov Hes. (Gurtius 159,
Vanifiek 70; Gdf. ^icud^oq oder ^Kvrtoc, oder ^kvt-, ^'Kv^-aoq)y Kva^oq
.weibliche Scham'' (vgL Buhler KZf VIII, 149, Kluge PBrB. IX, 153,
Bartholomae BB. X, 290, Ar. Forsch. I, 176, W. Meyer KZ. XXVIII,
166; liber abweichende Auffassungen orientiert Johansson IF, II, 18 f.,
Prellwitz Wb.^ s. v.) aus *kut-, *Kud-(a)-do<; (s. zur Gdf.^ wie uber
die Sippe noch bes. Johansson IF. XIX, 128 ff.), gr. KOxTapOf;, ku-
Tap0(; „Hohlung, Wolbung^, Kt)aaapoq .anus'' (^Kux/apo^; J.Schmidt
Voc. II, 351 a reiht cutif^rnitim an^ s. d.), kOto<; „H6hlung, Gefafi,
14*
212 cunque — cupa.
Urne" (Frohde BB. XIV, 100, XVI, 196), cymr. cwthr ^ After, Mast-
darm" (Strachan KZ. XXXIII, 306), mir. cuthe ^Grube'' (Zupitza
Gutt. 128, gr. Khaxiq „Harnblase, Beutel", ai. leustha-h „Lerideii-
hohle", Imsthihd „Inhalt der Gedarme", hostha-h „Eingeweide, Unter-
leib, Behalter fur Speisen und Fltissigkeiten", ii. „Vorratskaminer,
Ringmauer u. dgl.", ai. cuti-h (?) „ After" (Johansson a. a. 0.).
Diesen Worten der Bed. „Loch, Hohlung, Wolbung" (vgl. mit Wzvar.
auch *qeu-k-, -g- unter cuius) stehn nahe gr. kuti^ „kleiner Kasten",
lit. kut^s ^Beutel" (FrShde a. a. 0.), ahd. hodo, afries. hotha ^Hode"
(Berneker IF. X, 155), cymr. cwd „Hodensack" (Zupitza Gutt. 128;
letzteres wie gr. Hode waren freilich auch als jiAnschwellung" mit
ai. Qotha-h „Anschwellung, Aufgedunsenheit" verkntipfbar, \^%.*'keua-,
s. cavus)l die andrerseits von der Sippe von cutis (s. d. mid unter
custos) kaum trennbar sind; wenn man nicht Kreuzung zweier
ursprgl. verschiedenen Sippen annehmen will (etwa *sqeu- ^bedecken"
— „Fell, Haut" und "hua- «gew61bt — hohl"), diirfte *(s)grm- ,,be-
decken, verhiillen" als „uni etwas herumhiillen; umwolben, wolben,
Wolbung nach auSen oder innen" zu verstehn sein.
ctmnus nicht aus *cusnos (Lit. bei Johansson IF. II, 18) ; auch
nicht zu ai. khuddti ,sto6t hinein" (s. Uhlenbeck IF. XIII, 218).
CBnqwe Verallgemeinerungspartikel: Skutsch Festschrift fiir
C. F. W. MiiUer 1900, 85 sieht in quicunque die Konj. quom (daher
mit Ind., wie stets bei cum temporale) und que ^und", eigentlich „wer
und wann". Ebenso sei quisque eigentlich „und welcher", entstanden
beim Vorausgehn eines andern Relativs (z. B. uU quemque hommem
as'pexero, oUruncabo, eigentlich „wo und welche Menschen ich zu
Gesicht bekomme"), wobei quisque sich mit der Bed. „in jedem Falle
der betreffendeEinzelne" vollsog, ebenso w6%we; daher quisque 'sieU
an zweiter Stelle. — Diese Erklarung ist in ihrem zweiten Teiie
bestechend, obwohl osk. -pid, n. -pe, -pei eher auf ein altes verali-
gemeinerndes *-qHd, "^-(fe weisen (vgl. v. Planta II, 461); bei cunque
aber ware wegen des genau entsprechenden u. -pumpe (als Konj.
^quum" dient im O.-U. eine erweiterte Form \uomde, o. pon, u.
ponnel s. v. Planta II, 458) die syntaktische Entwicklung wenigstens
als vorlateinisch zu betrachten; es bleibt daher vorzuziehen, -que
(wohl auch in quisque) nicht als „und'' zu iibersetzen, sondern darin
idg. ^'q^e, das Pronominibus einen relativen und unbestimmten Sinn
verleiht, zu sehen (allerdings ursprgl. dasselbe wie *q^e ^und", doch
mit bereits ursprachlicher Bedeutungsentwicklung), vgl. ai. hag-ca
^wev immer", gr. oare, got. hah Jedes (was iramer)".
Im ersten Telle von cunque, alter quomque siecki die Konj.
quom „wann", quomque also eigentlich „wann iramer" (Lit, bei
Stolz HG. I, 308); nicht zu ai. cand, Pjwtikel der Verall-
gemeinerung und Unbestimmtheit, av. cina (s, Bartholomae
Airan. Wb. 594), got. -hun ds. [ains-him nirgendeiner"), ahd. gin
(in nhd. ir-gen-d, mhd. iergen, ahd. usw. io wergin, Kluge Wb.
s. V. irgend), wozu nach Persson IF. II, 210 a 2 lit. kana-Jcek,
-MM „einige", hanahiir „mancher Orten", hanakados „manchmar'.
ctipa „der Griff an der Oimiihle, die Kurbel": aus gr. KiwTtn
-Griff dureh osk. Vermittlung (osk. u aus o).
cnpa.
213
cupa „die Kufe, Tonne^ (rom. audi ^Wanne"): gr. Kuurj-
Tpd)TXn Hes. (d?), KuireXXov „Becher% ai. kupa-h ^Grube, Hohle^
(Vanicek 50, Gurtius 159), ags. hpf ^Bienenstock", aisl. hufr ^Schiffs-
rumpf^ (Zupitza Gutt. 128; alle diese Bedeutungen vereinigt lat.
aheus; liber mir. cuach — zweisilbig — s. unter caucus); durch
Verqiiickung von caput mit einem Worte unserer Sippe erklart
sich auch got usw. hcmhip ^Haupt'' (s. ca2mt; vgh bes. Johansson
Beitr. 135, Zupilza Gutt 104), Dazu Auslautsdubletten in gr- Kv\x^r\
^Becken, Kahn**, ku|liPo<; ^Gefafe'', ku|liPiov ^Schale'', ai* kumbhd-h
^Topf, Krug'', av, xumho „Topf, Vertiefung^ (Gurtius 158), nhd.
Humxyeyi (Fick I*, 380), cymr. cwmm /far (?, s. Pedersen KZ. XXXIX,
380 m. Lit), rain cum ^GefaS", cummal „Becher, Schale"* (Stokes
KZ, XL, 247) und ohne Nasal pam. kuhun „h5lzerne Trinkschale'',
poln. kubek ^Becher'' (Uhlenbeck Ai. Wb. 59). Eine Anlautsdublette
vielleicht nach Zupitza KZ. XXXVII, 390 in gr. yOtttt KOi\uj|aa Tn??
ags. cofa „Hohlung, Innenraum'' (wenn nicht zu gr. poO?, ai. gopd-
ycitiy Hirt brief lich).
Indem man in unseren Worten den Begriff „Wolbung nach ein-
warts'' sucht, verbindet man (so Fick I^, 380 f.) damit wohl richtig
als „W6lbung nach auswarts oder aufwarts" ags. heap^ as. hopy
ahd. houf „Haufe, Schar'' (grm. ^haupa- aus '^'hauppct- mit Konso-
nantengemination; oder mit idg. &?), ahd. hufo, nhd. Haufe (ebenso;
hierher auch ahd. nhd. hof ^Hof , aisl. hof „Tempel mit Dach"?
vgl. nnorw. hov „Erh5hung\ Trautmann Grm. Lautges. 24; Meringers
IF. XVm, 267 .Wohngrube^ paSt fiir die nord. Bed, nicht), lit.
kaupas „Haufen'', Bh.kupz ds., lit. kujjrd ^Hocker"^, kupstas „Hiiger,
kupeta ^kleiner Heii- oder Strohhaufen*', lett. kupt ^^sich ballen'',
ap. kcmfa- ^Berg" (J. Schmidt Urheimat 22), av. kciofct- „ds., Kamel-
bucket, ahd. hovar „BuckeP, huhil „HugeP und auf Grund von
'^qd[u)p' (s. Trautmann Grm. Lautges. 23) aisl. hopr „ Haufe'', lett.
kupa „ Haufe" (anders unter capio\ vgh auch aisl. usw. hop „See-
bucht'', ags. hop „Reifen", und das . damit ablautende o von gr.
Kucpo? unter cubitum), endlich auf Grund von ^qmp' (Iljinskij AfslPh,
XXIX, 162 f.) russ. kopz ^Haufen"", slov. kop „Biischel, Schopf**;
diesellDe Begriffspeziahsierung zu „Haufen", auch ^Haarschopf'',
auch in aisl. skauf^ ags. scecify ahd. scoub „Bundel, Strohband,
Garbe", aisl. skufr „Troddel, Quaste", ahd. scubil ^Biischel von
Haaren oder Stroh oder dgl., Haufen, Menge'', scobar ^Schober,
Haufe, bes. von Getreide oder Heu'', got. ahd. skuft ^Schopf, Haupt-
haar"", mhd* 6-c/^ojpf ^Schopf*', serb. cu2)a ^Biischel", cech. usw. cupy
cub ,Schopf" (Ehrismann PBrB. XX, 54 ff., Uhlenbeck Got. Wb. 130,
Berneker IF. X, 152, Iljinskij AfslPh. XXIX; 487; die Worte fiir
Haarschopf sind vielleicht als eigene Sippe abzutrennen, Berneker
Wb. 160 f.); ferner in ai. kilmba-k ^weiblicher Kopfputz, Hervor-
ragendes'', aisl. hufa „Mutze, Kappe**, ags. hufe ^Haube", ahd. hilba
^Haube"^ (Noreen Ark. f. n. fit VI, 310, Johansson Beitr. 135; oder
letztere als *^W6lbung nach innen''?).
Idg. '^^qeup'y %eub' „wolt)en'^ (mit andern Wzdeterminativen
^qeu-g-y -cl-, auch einfach \eu'\ s. c a cum en y cumulus) scheint
als ,,biegen^ mit der Sippe von cubiUis, cubdre^ cumber e im letzten
Grunde zusammenzuhangen. Allerdings wird die Bed. ^biegen'^
214
cnpio — cura.
nicht gesichert diirch lit. kimpccs ^krumm", das viel wahrschein-
licher zn camims gehort.
Cupa usw, trotz Scheftelowitz BB. XXVIII, 150 nicht Lehii-
worte aiis assyr. kuppcc ^Gefafa, Kasten^. — Neben cupa „Kufe,
Tonne^ steht euppa „Beciier^ (Gloss.; roman,), vgl. Meyer-Liibke
Wiener Stud. XXV, 97 f.; die von kutcWov nicht zu trennende
Form scheinteine spate KnrzformmitKonsonantendoppelungzu sein.
cupio^ -ere ^begehren" : u. Ctihrar ^Bonae'', sabin. cup^ntm
(bei Varro h 1. V, 159, teils mit y, teils mit i uberUefert; als
Eigenname ~ s. Mommsen U. D. 350 f. — dagegen meist mit Uy
das also ursprgL, gegen Vendryes bei Ernout EL dial. lat. 139)
„bonum'' (d, i. „erwunscht, begehrenswert", v, Planta I, 122); mip^ere
ist nrsprgl. ,,in Gemutsvvallung sein'', daher cupere alictii oder ali-
mms^ causa „lebhaft interessiert sein" {vgh bes. Osthoff Pf. 580):
zu ai. hupyati „walit auf, ziirnt, wird erschiittert'' (Curtius 115,
Vanicek 50), ab. hypeti ^wallen, sieden^ (vgl. Osthoff MU. IV, 33),
Wz. "^'qeuep- „wallen% s. vapor (Curtius a. a. 0,). — Nicht nach
Fick BB. XVII, 320 zu got hugjan „denken, meinen'' (woriiber
Gharpentier BB. XXX, 153).
Clippes {-edis oder -edis?) ^NaschmauP', etippedium ^^Na-
scherei, Leckerbissen'' : ob nach Sommer Hdb. 290, Brugmann
KG. 293 eine kurznamenartige Bildung mit Konsonantengemination
zu cupio'^ Die Endung (vgl. etwa abstcmedo) scheint eher mit dem
Suff, -do (auch cupldo usw.), als mit edere ^essen'', in-edia zu-
sammenzuhangen-
cuprum Jvupfer'', seit Spartianus Hist. Aug. I, 725 statt des
alteren aes cyprium (Vitr. und Plinius): aus gr. Kuirpiov „aes cyprium"
(Schrader Sprachvergl. ^ 288 f., Saalfeld); ahd- ImpfaVy nhd. Kup^fer
usw. stammen aus dem Lat. — Nicht nach Nazari Riv. di fil.
XXVIII (1900), 76 zu ai. kupyam „unedles Metall, jedes Metall aufier
Gold und Silber^ (das nach Uhlenbeck Ai. Wb. 58 als „leicht in
Wallung geratend, leicht schmelzend'' zu hupyati „wallt auf", s.
cupio). ~ Ludwig WZKM. XIX, 240 denkt, weil Kupfer z. T. in
Schiissel- oder Plattenform (panis aeris) in den Handel kam, nicht
liberzeugend an Entlehnung aus hebr. h'^povy happoret „ Deckel''.
cm* yjVvarum, weshalb?": aus ^^q^o-r [qiior bezeugt von Velius
Longus Gr. L. VII, 77, 9 K.) =: lit. Tcur „wo, wohin'' ; ai. har-hi
^wann?*^; ahd. as. hivdr ^wo** {^'q^e-r? oder sekundare Dehnung
des flgdn.?), got. aisL ags. hwar „wo?" {^q^'o-r); Lokative zum
Pron.-St. *2^o-; s. qui (Hirt IF. I, 30, Streitberg IF. II, 415 m. Lit.,
Lindsay-Nohl 695). Dafi cur aus ^q^ou-r (vgL gr. ttou ^wo") oder
"^qii-r (ai. ku^ av. ku ,,wo'') entstanden sei (J. Schmidt KZ, XXXII^
405, Persson IF. II, 248), wird durch quor widerlegt.
cflra ^Sorge*", euro^ -are ^sorgen'', altlat coiravit usw.
(: cae7*imdnia? ?), palign. coisatens ^curaverunt", u. kuraia ^curef,
kuratu ^curato"" (z. B, v. Planta I, 34 m. Lit., wo auch gegen
Osthoffs Pf. 369 f., 578, 580 weitere Verbindung mit gr. reTiir[iiai
„bin betriibt"; aber trotz v. Planta nicht weiter zu lat. cista^ s. d.).
AufieritaL Ankniipfung unsicher. Ganz fraglich, ob nach Holthausen
IF. XIV, 341 f. zu ags. selr „Dienst, Geschaft, Besorgung"", ahd.
scira „Besorgung, Geschaft'' (ware ^sqeisd oder "^sqisdjy und alien-
curculio — curro. 215
falls got. ushaista ^diirftig*^ (= ^vernachlassigt"? Wood [lA* XV,
107], Holthausen Arch* f. neuere Spr. CXIII, 42; nicht uberzeugend
liber ushaista Uhlenbeck PBrB, XXX, 320). Die gall Namen Koisis^
Coisa (Fick 11^, 88) helfen nicht welter.
Nazari Riv. di fil XXXVI, 567 If. stellt ital. "^hoi-sa zu ai. hhyati
^schaut, sieht" {^khi-d'); formell ganz vag.
Fern bleibt gr, Koipavo? (dagegen Schrader KZ. XXX, 475,
Osthoff IF. V, 279); ebenso die Sippe von cwis (trotz Scheftelo-
witz BB. XXVIII, 284). Unrichtig Fay GL Quart I, 21.
curculio flKornwurm'': reduplizierte Bildung von Wz. ^qer-
^kriimmen", s. curvtcs, coluber (wohl nicht Yon'^q^el' in kiikXoc;,
eolo usw.) VgL Vanicek 56, Bersu Gutt. 135; Bedeutungsparallelen
ftir flkriimmen*' : ^Wurm^ s. unter vermis. — Davon zu scheiden
ist gurgulio (falschlich curculio y s. J. Schmidt Voc. II, 350 a)
^Schlemmer'^ (zu gurges).
curia „gro6er Geschlechterkomplex; dessen Versammlungsort ;
Kurie, Amtsgebaude'' : volsc. co-uehriu wohl ^ curia''; co- + volsc.
*^nro-, lat. Hitro- .Mann'' in lat. vir usw. (Pott. KZ. XXVI, 149 ;
weitere Lit. bei v. Planta I, 440; Giardi-Dupre BB. XXVI, 207).
Unverwandt ist Quirltes. — curia nicht aus '^'cm4^sid und (vgL
Bersu Gutt. 178 m. Lit., Fick 1 4, 27) zu got. hiis, nhd, Haus,
aisL hauss ^Schadel"" (ursprgl. ^GefaS, Behalter''), ai. Msa-h
(neben koga-h) .Behalter usw." (s. Johansson IF. II, 18 f., XIX,
130 und unter culusy custoSy cutis).
curis, Curetes: s. Quint es.
curis (sabin.) ^hasta^ (liber iiy nicht u^ s. Deecke Fal. 85): un-
sicherer Herkunft. Ein ir. cur ^Speer'' (Stokes BB. XXI, 124) steht
nicht fest (s. Thurneysen GGA. 1907, 807); ob zu gr. Keiptu, lit.
kirvis .Axt"^ usw. (s. caro] Vanicek 311) mit dem Vokalismus von
€urftis? — Nicht zu cudo ^haue" (v* Planta II, 46). S. noch Qiti-
rlteSy Quirlmis (Bersu 39 a).
CUiTO^ -ere .laufen", currus ^Wagen'', cursus .Lauf'' usw.:
eurro aus ^qrso: gall. carroSy latinisiert carrus „Karren, Wagen",
ir. usw. carr ^'^biga, vehiculum'' (Fick 11 '^, 72, vgl. auch Foy IF. VI,
332), gr. ^TTiKoupo? „zu Hilfe eilend*' (-Kopao^; Fick 11^, 67 und
bes. Solmsen KZ. XXX, 600 f., Stud. 30; auch Ehriich KZ. XXXIX,
571), ai. kdsthd „Rennbahn, Bahn, Ziel" (Bezzenberger BB. XVI,
120; teilweise anders Bartholomae IF. II, 269 a3; noch anders
Uhlenbeck Ai. Wb. s. v., Johansson IF, XIV, 314), av. karsiptar-
^ein VogeP, wenn eigentlich ^Schnellflligler^^ (Bartholomae Airan.
Wb. 458), lit. karsziic „gehe schnell'^ (Solmsen KZ. XXX, 600 f.);
ahd. h^vSy -sseSy as. usw. hross ^Rofi'', andd. hers ds. (grm. ^hrussa-y
"^herssa-y Schade 426; wohl nach K5gel PBrB. VII, 176 von einer
dental erweiterten Wzform wie ai. kurdati)\ mhd. hurren „sich
rasch bewegen*" (Frohde BB. XIV, 105), arm, kafV „Wagen*' (Hiibsch-
mann Arm. Gr. I, 458; von den Galatern entlehnt? eher nach
Pedersen KZ. XXXIX, 380 aus dem Lat.)* Fernzubleiben hat lat.
accerso^ s. unter arcesso, — Wz. "^qer-s- (nicht ^q^er-s-y trotz equirria
^Pferderennen", das vielmehr aus "^equidrria durch Haplologie, oder
durch eine Mittelstufe "^equiquirriay vgL Brugmann L^ 454; un-
richtig Bersu Gutt. 151, Stokes BB. XXV, 254).
216 ciiiTnca — ciirvus.
Neben "^qef^-s- {^qere-s-) ^laufen, schnell sein" stehn andere Wz-
erweiterungen ^qere-t-y ^^qere-d- (s, cardOy eoruscus)^ vgl. bes.
Persson Wzerw. 86, 166 f.; doch scheint sich in diese vielfach
Wz. "^qer- mit dera Begriffe der drehenden Bewegung einzu-
mischen (lat. eurvus);^ deren Identitat mit unserer Wz. trotz
Persson ganz problematiscli ist. Die einfachere Wz, in gr..
aKaipuj ^hiipfe", alid. sceron „inntwillig sein (springen)'', S. noch
lat. sctcrra.
eurrnca angeblich ^die singende Grasmucke'': ganz unsicherer
Beglaubigung,
ciirsns: s. curro.
cnrtio (schlechter mrcio, Meyer-Ltibke Wiener Stud. XXV, 98;
itaL scorzone) ^vipera, ^x^^^^'' (Gloss.): ob irgendwie in die Sippe
yon ctcrvus gehorig?
curtiis ^verkiirzt, verstummelt'' : kurd. TcUrd ^kurz" (Bartho--
lomae ZdmG. L, 702), ai. Jmtd-h ^nngehornt'' (Wackernagel Ai. Gr, I^,
169); trotz des alten ^-Vok. (wohl idg. tir ans ^*r; auch in euris?
s. auch die unten gen. lit. und gr. Worte) wohl als ^abgeschnitteny.
beschnitten'^ Ptc. zu Wz. ^{s)qer' ,,schneiden^ in caro usw. (Gurtius
148; kaum von der erweiterten Wz, ^sqer-t- in cena nach Vanicek 58,
Fick P, 385); vgL zur Bed. bes. ab. hraUH ^kurz", mir. cerf
^klein"^ (Fick IP, 80), mir. cymr. corr ^verkiimmert, zwerghaft"^
["^^qor-S'O' ; Stokes KZ. XXXVIII, 462), und von erweiterten Wzformen
ai. JcrdhU'h ^verkiirzt, verstiiminelt, Idein, mangelhaft", lit nu-skurdgs
^im'' Wachstum verkiimmert^, shtirsth ^verkiimmere, bleibe im
Wachstuni zuriick", (JKUpOdXio<;; OKupdaS; Kupadvio*;, KUpaiov ^Un-
erwachsener^ (Prellwitz Gr. Wb. ^ 169 f., ^ 252; aber nhd. Schiirz
^gekiirztes Kleidungsstiick'^, engL short, ahd. scitrz ^kurz" stammen
wohP aus einem vulgarlat. exciirhis^ y%\. Kluge Wb.^ s. v.; klare
Lehnworte sind as, afries, kiirty ahd. nhd. Jcurz). Arm. karc ^kurz
bleibt nach Pedersen KZ. XXXIX, 380 fern. ^
Clirulis: eqici curules ^das fur die circens. Spiele aus der
Staatskasse angeschaffte Viergespann'', triumphus e. „^cp^ ofpiLtaro?''^
sella c. ^Amtssessel der hochsten Beamten" : Herleitung aus "^citri^Mis
^Wagen-" zu cur r us (Vanicek 54) ist formell einzig befriedigend;
liber die Bed.-Entwicklung von sella c. s. Mommsen Rom. Staats*
recht P, 395 ff.
curyus 5,krumm, gekriimmt, geAvolbt": gr. KOpdivii ^allerlei ge-
kriimmtes, gebogenes'' usw. (daraus lat. corona)^ Kopuivoc; ^ge-
kriimmt"; KUpxo? ^krumm*'; mir. a. pL ciiru ^Kreise", cymr. cor-
wynty bret, coruent ^ turbo**, air. eruind ^rund'', acj^mr. aninn^ abret.
cron ^rund'' (Gurtius 158, Vanicek 56), alb. kufus ^beuge, biege*"
(G. Meyer Wb. 190 zweifelnd; aber arm. kor ^krumm'', kivfn, gen.
kfan ^Rucken% Scheftelowltz BB. XXVIII, 304, vielmehr nach Liden
Arm. St. Ill, 115 f. zu gr. y^P^C usw.; tiber aisl. ligrr ^Flachs"'
s. unter carrd). Wz. ^qere- ^biegen, drehen'', wovon Weiterbildungen
z. B. in lit. kretvas „gewunden, schief'^, jib. krw^ ^krumm", ab.
O'krim ^(rundes) Becken'^y lit. skrejiiy skrefi „im Kreise bewegen"^,,
skreczuy sk^^Uti ^drehen'', apskritus ^rund'*, skritulys ^Kreis, Knie-
scheibe'', skrytds ^Radfelge", gr. KpiKOc; ^Ring'', lit. kreipti ^drehen%
aisl. lirei^ ^Handwurzei" (s. auch lat. circuSy scrlnium)^ ferner
tc-
cuscoliiim — custos. 217
in lat. crdtis^ crassiis usvv. (ganz problematisches unter ennis^
curro). Vgl. bes, Persson Wzerw. 30, 106 , 165 f. — Dagegen ab,
crotch ^Wurm^, ai. kfmi-h^ lit. kirmis^ air. crtdni ^Wurm'' gehii
wegen cymi\ pryf ds. auf eine Wz, mit idg. q^ zuriick und sind
ebenso wie die bei Fick P, 24 vereinigten Worte fernzuhalten. —
Eine Parallelwz. ^qel- ^drehen, kriimmen*' s* unter coluber^ scelus.
Dieselbe Doppelheit im verwandten ahd, hring ^ Ring " : lat.
dingo (s. d.).
cuscolinm ^Scharlachbeere der Stecheiche^ (angezweifelte
Lesung bei Plin. 16, 32, aber durch rom, AbkOmmlinge gestutzt
nach K6rting3 s. v.): erinnert an gr, kokko^ ,,Scharlachbeere,
Scharlacheiche'' (Bersu Gutt. 178) und lautlich an cascahus: caccahus.
cnspis^ -idis ^Spitze, Stachel^: Herleitung aus "^coisins zu gr.
KiaTtpa' TTiKpd TO rj^ocj; traXiTKOTO*;. Kujoi Has. (Fick BB. VII, 94>
ist an sich hochst unsicher und wtirde, wenn KQrting^ 327 altvenez.
eospelo mit Recht damit zusammenbringt, am ii scheitern.
Recht fragwiirdige Zusanimenhange (: ags, hasp ^Hohn'', hyspan
„spotten^ = ^sticheln"?) bei Johansson IF. XIX, 128, Holthausen
IF. XX, 319 f.
Nicht nach Zimmermann BerL pliil. Wochenschr. XII, 546 aus
"^co-spid'S zu ahd. spiz^ nhd. spitZy SpieM (s. unter pinna; ware
wohl Adj. „mit einer Spitze [versehen]*").
cnssilirem pro ignavo dicehant antiqidy Paul. Fest. 35 ThdP.r
ob Adjektivierung einer Vorstellung cossim (= eoxim) in lira ^sich
in der Ackerfurche duckend", ursprgl. von Vogeln, Hasen u. dgL?
(Rheden ZfoG. LVIII, 699).
custos, 'Odis {ul) ^Wacliter, Htiter" : am wahrscheinlichsten zu
gr. dKOuu) usw., s. caveo (Bezzenberger BB. XXVII, 145 f.).
Bisher meist (z. B. Curtius 259, Vanicek 61) als ^qudhs-tod-
(vgl. Brugmann IF. VI, 103 f., Walde KZ, XXXIV, 488, ausfuhrlich
Johansson IF. XIX, 131 f.; Vi?^eiterbildung des -eS'St von gr. KeOOoc;)
verbunden mit Wz. ^qeu-dh- ^verbergen** in gr. KeO&u) ds., k€u&0(;^
K€uO|Liujv „yerborgene Tiefe*', ags. hydan „verbergen''; cymr. etidd
^Verbergung, Verborgenes'', cuddio ^verbergen'', corn. C7ithe, bret.
ciizaff' ds. (auch mir. cuic a. sg. „Geheimnis" aus "^hudki-"^ Fick 11^,
89), ai. kiihaka-h „Schelm, Gaukler, Betriiger'', kuharam ^Hohle",
kuhu'h „Neumond'' („der versteckte Mond"; anders liber die ai.
Worte Wackernagel Ai. Gr. I, 116, Uhlenbeck Ai. Wb. 61; av.
xaoha- „Helm'' — vgL lat. cudo — erweist ar. qh-^ aus idg. ^^g-?
Oder aus idg. '^g/^? s. Bartholomae BB. X, 290). Dem lat. Worte
stiinde dann am nachsten got. usw. huzd^ ahd. hort „Hort, Schatz'',
urg. "^Jiuzda-j wohl aus ^'qud(h)Z'dho- (kauni "^qud-dho- aus ^^qtcdh-to-;
allenfalls -dho- zu "^dhe- ^setzen*" als „in Verborgenheit gebracht"^?)
und vielleicht got. ahd. hus ^Haus**, wenn aus "^qudh-so- (Brug-
mann IF. VI, 103 f.); doch wird letzteres wie auch ahd. Mctta
^Hiitte'' (Schade 435) eher auf der Parallelwz. idg. ^^qeii4- (s. cutis)
beruhen wegen lit. kutis „ Stair, lett. kiUs ^Viehstall, Vorhange-
schlofi'' (Bezzenberger BB. XXVII, 146 a 1); nicht wahrscheinlicher
bezieht man huzdy hus samt den unter cUria genannten aisl. hanss^
ai. kosa-h (und custos) auf eine Wzf. "^qen-s- (Grimm Myth. P, 922;
Gorssen \% 353 f.; Johansson IF. II, 18 f., nicht mehr XIX, 129 f.;
218 cutis — dalivum.
V. Patrubany IF. XIII, 163 unter Beiziehung des an sich auch auf
^qhudhsJcO' zuriickfuhrbaren arm. xuc als *qMisJco- „Stube, Zimmer",
das — wenn alt — im Anlaut zu av. ocaoba-, s. o., stimmt). S. noch
Ziipitza Gutt. 128 m. Lit. — Idg. *{s)qeu-d'h- „bedecken, verbergen"
ist Erweiterung von *(s)qeU' in obscurus; andere Erweiterungen
(auBer *(s)qeu-s; s. o.) s. unter cutis, scutum, cunnus und bei
Johansson \¥. XIX, 128 £f.
custos nicht uach J. Schmidt KZ. XXV, 164 ff. (mit Zweifeln
gegen die ganze Wz. *qeudh-, wie auch KZ. XXVIII, 180) zu curare.
Die Suffixbildung von custos ist schwierig, scheint aber zunachst
auf participiales *kusto- zuruckzuweisen ; Zusamraensetzung mit einem
zu gr. ddojuai „kummre mich", 6bY\ „Fursorge" gehSrigen Wznomen
(Prellwitz BB. XXV, 312 f.) als „wer auf den Ilort achtgibt" ist auch
bei Ankniipfung an *qeudh- nicht glaublich.
cutis ^Haut": als ^Bedeckendes" zu Wz. *sgew-^ „bedecken,
verbergen" (Erweiterung von '^sqeu-, s. unter custos), wie gr. klito?
^Hlille, Fell, Haut", aKOTOi; „Haut, Leder", ^ykuti, ^tkuti? „bis auf
die Haut" ; ags. hyd, ahd. hut ^Haut" ; lit. kiautas „Hulse", apr.
heuto „Haut'' (Curtius 169, Vanicek 306 f.), lit. laitys „Beutel, Geld-
katze% ahd. hodo nHode", cymr. cwd ds., eigentlich ^Hautsack"
(s. unter coleus und bes. cunnus, wo auch eine andere Auffassung);
in andrer Bed. wohl auch ahd. hutta „Hutte", got. ahd. usw. hus
„Haus", ht. kutis „ Stall", lett. kuts „Viehstall, Vorhangeschlofi"
(s. unter custos); ags. hos „Hulse, Schote", nhd. dial, hosen „Hiilse,
Schote, Balg von Friichten", ahd. usw. hosa „Hose" (Zupitza Gutt.
127 m. Lit.) konnen *qudh- oder *qut-so- fortsetzen; mir. codal
„Haut'' (Stokes RG. XXVII, 87) aus ^qudh-.
cuturnium „vas, quo in sacrificiis vimcm fundehatur'^ (Paul.
Fest. 35 ThdP.), guttttrnium ^vas ex quo aqua in mamis datur,
ah eo, quod propter oris angustias guttatim fluat"' (ibd. 70; ygl.
auch G. Gl. L. VI, 508; zustimmend Vanidek 319): wenn die
beiden Worte trotz der nicht genau stimmenden Bedeutungsangaben
identisch sind, was doch das wahrscheinlichste ist, so hat ent-
weder gutturnium als nach gutta (oder z. T. guttur?) umgestaltetes
euturnium zu gelten, oder c und g sind wechselnde Wiedergabe
eines gr. k-. J. Schmidt Voc. 11, 351a vermutet Entlehnung aus
gr. KijT(T)apo<; (s. cunnus-, vgl. bes. kOto? in der Bed. ^GefaiS") oder,
wohl zutreflfend (wie auch Keller Volkset. 91) aus gr. Kiw&iwviov,
Kibdujv „TrinkgefaB mit gewundenem Hals", auf das auch guttus
^GefaS mit engem Halse" (ebenfalls im Opfergebrauch) zuruckgeht,
wenn auch lautlich durch gtitta beeinflufit. — Wohl nicht Ableitung
von guttur {c muite dann wohl alte Schreibung sein).
cutns: s. caveo.
D.
dacrnma ^Trane": s. lacruma.
dalivum supinum ait esse Aurelius, Aelius stuUum. Oscorum
quoque lingua significaf insanum. Santra vero did putat ipsum,
quem graeci 5e{Xaiov, id est propter cuius fatuitatem quis misereri
-dam — damnum. 219
deheat (Paul. Fest, 47 ThdP.). Letzteres trotz Breals Mem. soc. lingu,
Vllly 50 Zustimmung nur gelehrte Volksetymologie; vielmehr aus
einem zu gr, baXi^;* luujpoc; Hes. (Weise 37) gehorigen, aber mit
beiXaioq ^ungltlcklich'' unverwandten Worte (s. zuletzt Ernout EL
dial lat. 149).
-dam: s. de.
dama (dainma) wahrscheinlich allgemeiner Ausdruck fur ein
Tier aus dem Rehgeschlecht (G-emse, Reh, Antilope): zu air. dam
^Ochs^, dam allaid „Hirsch'', corn, da ^darna^ (aber bret. dem
^daim, chevreuir aus frz. daim, Loth Rev. celt. XYIII, 97), cymr.
dafady acorn, clauat, bret. datiai ^Schaf*^, gr. ba|ud\ri(; ^Junger
Stier"", hd\xa\o<; ^Kalb'', vgl Fick IP, 142. — Trotz ai. damyah „un-
gezahmter Stier^ und „zu zahmen'' ist Ankntipfung an domdre
(Ablaut ^doma- : "^ddm-; Bedeutungsiibergang von „gezahmtes, ge-
liorntes Rind*^ zu ^gehorntes Tier uberhaupt^?) unwahrscheinlich ;
es sind wohl zwei ursprgL verschiedene Gruppen (^Horntier^' und
^zahmen'') infolge Lautahnlichkeit erst nachtraglich z. T. miteinander
assoziiert.
Entlehnung von ddma aus dem Kelt, (hat aber -am-, nicht
'dm- Oder -amm-l) oder anderswoher ist sehr ervvagenswert; nicht
aber ist es nach W. Meyer KZ. XXVIII, 170 als Lehnwort aus
dem Kelt, oder Ligurischen identisch mit nhd. Gemse^ Gams
(worviber Liden KZ. XL, 260) mit verschiedener Ersetzung des
fremden Lautes in beiden Sprachen.
damia „Bona Dea'', damium ^ein ihr von Matronen unter
freiem Himmel bei dem Pontifex maximus dargebrachtes Opfer",
damiatrix „ ihr e Priesterin ^ : Erklarungsversuche verzeichnet
Roschers Lex. s. v.: Entlehnung aus gr. brnuiov, dor. bduiov oder
aus dem Namen der gr. Gottin Aa|Li€ia (Weise, Saalfeld, Preller-
Jordan P, 403, Keller N. Jb. 1897, 348, Wissowa Realencycl. s. v.
Bona Dea, Rel. 177 f.) ist kultgeschichtlich gestiitzt, setzt aber wohl
voraus, dafi der Anklang von o. damns e . . ,; damsenniaSy sakrale
Bezeichnungen unklarer Art (Bucheler Rh. Mus. XXXIII, 71, v. Planta
I, Sil8a), sowie des Namens der gall. Gottin Damona zufallig sei,
was keine ganz leichte Annahme ist.
damnum ^Verlust, Schaden, Nachteil": aus "^dapnom? zu gr.
?)atrdvr| „Aufwand^, lat. daps „Mahl, Schmaus^ usw. (s. d. ; Vani-
cek 116, Fick I*, 64 usw.). Der Begriff des Schadens ist aus dem
des notwendig gewordenen Aufwandes, des erlittenen Vermogens-
verlustes entwickelt: damnum ist in den XII Tafeln die Ent-
schadigungssumme bei Sachdelikten (nicht LOsegeld fiir Korper-
verletzungen ; vgL z. B. Vetter Programm d. Gymn. Wien XVII,
1903, Heinze AflL. XV, 97 a), und damnosus noch zu Suetons Zeit
^verschwenderisch'^ (de Saussure Mem. 56 a 1); damndre aliqiiem
„jemanden am Vermogen schadigen**, gerichtlich vom obsiegenden
Klager wie vom verurteilenden Richter als Subjekt gebraucht,
ursprgl. blofi vermogensrechtlich, erst sekundar strafrechtlich
(Heinze a. a. 0.).
damnum ist „ erlittene VermSgensminderung " , daher nicht
wahrscheinUcher als „Gegebenes, als Entschadigung Dargebotenes''
220 danus — daps*
Ptc. zu dare (Ritschl Opusc. II, 709, Schmidt Krit. 132). — Nicht
2U ai. dabhnoti ^beschadigt, verzehrt, betriigt" (Kuhn KZ. I, 467^
Pedersen IF. II, 331), da ietzteres aus ^dhabh-noti (vgl. Uhlenbeck
Ai. Wb. s. v.).
claims: s. dardandrius.
daps^ dapis 5,Ma.hl, Schmaus, bes. Opfermahl": gr* baTrdvri
^Aufwand*", bairavduu „weiide auf" (daraus lat. da/pino „tische auf")^.
bduTULj „zerteile, zerreifee", baijiiXi^c; 5,freigebig^^ (vgL damnosus
^ verschwenderisch^^ damnum „ Anfwand, Vermogensminderung'' ) ;
ai, ddjpayati ^teilt''; aisL tafn ^Opfertier, Tieropfer", arm. (s, Liden
Arm. Stud. 8 m. Lit.) taun i^-dapm-) ^Fest^; als „opferbares Tier""
stellt man hierher gewohnlich auch die anf idg. "^dlpro- weisenden
ahd. zebm' ^Opfertier^'s got, Uhr „bujpov, Opfergabe" (wohl richtige
Korrektur aus tiberliefertem aih% das Wood Mod. lang. notes XXL 39
festhalt unter Vergleich mit ai. ibhya-h „reich" ; s. auch Liden
a. a. 0.), ags. tlf 67^ „Opfer, Opfertier", s'pkt mhd. tmgez^bere^ unziver^
nhd. TJngeziefer eigenthch ^unreines, nicht zum Opfern geeignetes
Tier"; wegen des auf "^dipgra zuriickfuhrbaren arm- tvar „Schaf-
bock", auch „Grofivieh", trennt aber Liden a. a. 0. sehr beachtens-
wert idg. ^^d%p{d)rO' „Vieh'' von ^dap{d)n' „ Schmaus, Opferschmaus^
(welchenfalls blofi germanische Bedeutungskonvergenz).
Dies idg. ^'^chp- (und eventuell "^dlp-: ^dd[i]p-) ^zuteilen, zerteilen
(auch im reh'giosen Sinne)" ist Erweiterung von ^^^ddii]- {a wegen
gr. bdiuo?, bfi|Lio<; „aufgeteiltes Land^ Gau, Volk, Gebiet", mir. dam
.Gefolgschaft, Schar^ s. Reichelt KZ. XXXIX,' 9, Prellwitz ^ s. v.)
in ai. ddt% dydti „schneidet, maht" (caus. ddpayati s. o.), ddyate
5,zerteilt, hat Anteil, Mitgefuhl", ddndm ^Verteilung""^ ddtu ^Anteil""
usw., gr. baiouai „teile, nehme Anteil", bcxr^oiuai ^teile"; haxc^j -to^^
bami, baiT^^ ^Portion, Mahl, Opfer", baiTpoc „Zerleger", baiv5jui
J^ewirte" (Curtius 232 L, VaniCek 116), hdvo^ ^Darlehen, Geschenk*^
(wohl nicht zu bibui)Lii; s. Prelhvitz^ s. v.; fur u, pttrtiius „por-
rexeris", purditom ^porrectum", purfifele ^porricibilem"; Brug-
mann IF. XVIII, 531, ist aber wegen 2^'^'^^otiitic, purtuvies vielmehr
von "^purduitom usw. auszugehn, mit d aus ^^^, s. unter biennium) ;
hierher als „Zeitabschnitt" wohl ahd. zlt ^Zeit", ags. as. t%d^ aisL
tld ds. = arm. ti ^Zeit, Alter, Tage, Jahre", ags. tlma, aisl. tlmi
^Zeit", nhd. aiem. zimmdn ^Gelegenheit, Zeit" (Liden Arm. St. 91 L
m. Lit.; nicht besser Kluge ZfdtWortf. VIII, 145 f., s. dies):^ wohl
auch (vgl. baT-eojLiai) ahd. zetten „ausbreiten, zerstreuen", nhd.
ver-zette[l]ny und allenfalls aisl. tedja ^bemisten", tad „Diinger"^
tada „das Heu von der Wiese in der Nahe des Hauses" (j,Diinger"
als „Ausgeteiltes"?; Fick P, 64).
Hierher vermutlich auch ^h. deU 5,Teil" als ^ddi-los (s. aber
auch dolo)y das nicht wahrscheinlicher mit Anlaut dh- zu got.
usw. dails ds. gehort (das trotz Prellwitz GrWb. ^ 66, ^ 103^
Pedersen E2, XXXIX, 372 nicht seinerseits aus dem Slav, ent-
lehnt ist; vgl. nach Wood Mod. langu. notes XXI, 39 ahd. usw.
tllonj tlligon „vertilgen"). — bemvov „Mahl" vermag kaum als
^dUpnom e-Vokalismus zu erweisen, s. Brugmann Grdr. I ^, 609>
Gr. Gr. ^ 52, 59 (: got. tetva); auch nicht nach J. Schmidt KZ.
XXXVIII, 21 durch Epenthese aus '^'beTnvov; b^Tta*; ^Becher"
dapsilis — de. 221
ist trotz Prellwitz s. v* fernzuhalten und bildet keine Stutze
fiir Hirts AbL 16 Ansatz einer leichten Wz. "^dSp. — S. noch I a pit.
dapsilis „reichlich, mit allem reichlich versehen'': aus gi\
baxpiXi^t; (Weise, Saalfeld), s, d. vorige*
dardanarins „Kornwucherer; Getreidespekulant'', daxms GL
^Wucherer^: damts scheint auf gr. hdvoc, (s. dcqis) „Darlehen, Zins^
zu beruhen wie danista auf gr, baveiaxri?; dardandrius offenbar
redupliziert aus ^^dandanarius] ob der Name Dardanus dabei von
EinfluS war (Zeyss KZ. XVII, 433, Keller Volkset. 103), bleibe dahin-
gestellt; das von Zeyss als danus-^hipxxy aufgefaSte ruslike darmm
des Papias wird wohl danus + dardanarins sein.
dantia^ 'drum „Bewirtung fremder Gaste und Gesandter in
Rom^, Fest 48 ThdP., sonst lautia mit sabin. I fiir d (Conway
IF, II, 165; mit Unrecht trennen Gorssen 1 2, 224, 358 und Petr
BB. XXV, 141 lautia von datitia unter Verbindung mit lucrum^ la-
verna usw,): man vergleiclit entweder ai. dutd-h ^Bote^, av, duto ds.
(Aufrecht Umbr. Sprachdenkm. I, 86a, L.Meyer BB, III, 79; s. dudum)^
so da6 ^Bewirtung der Boten*^ die eigentliehe Bed. ware; odev d tea
(s. dOy duim) ^gebe'' (Conway IF. IL 165; vgL audi ai. duvak
^Ehrerweisung'' usw. unter bonus); letzteres vom lat. Standpunkte
aus naherliegend, doch bes. wegen des Vok. ebenso problematisch
wie der erstgenannte Versuch.
de „von — weg, von — herab, inbetreff": zu einem I^ron.-St.
^dO'^ als alter Instr. *<^e (Buck Voc. 31 f.; gegen Auffassung als Abl.
"^ded spricht das Auftreten der Form de bereits in den altesten In-
schriften, vgL Lindsay-Nohl 669). Vgl. falisk. de zenatuo sententiad^
o. dat 5,de^ (AbL eines f. St. dd-^ oder eher aus ^'da-ti^ vgL per-t: lat.
23^r), als Prafix in dadid „dediderit'', dadilcatted „dedicavit*^; u.
daetom „demptum'' (kann -d oder 4 im Auslaut verloren iiaben; vgL
liber diese und die spater genannten o.-u. Partikeln v. Planta I, 94
und bes. II, 465 fif. m. Lit.); air. dl-^ cymr, corn. bret. di- Privativ-
partikel (z. B. acymr. usw. di-auc „segnem'', aus ^de-dc-, alter
"^de-oc'y zu lat. ocior^ Osthoff IF. VI, 2 f. m. Lit.), air, dCy di „von —
herab, von — weg*^, acymr. diy ncymr. y^ corn, the^ bret. di (Fick 11^,
143), VgL auch de als Vergrofierungspartikel in lat. demagiSy air,
dwwr „sehr grofi". Dem Pron.-St. do- entspringt eine groSe Anzahl
anderer Partikeln (vgl. VaniCek 115, Gurtius 233, Fick IP, 118, I^
65, 457 usw.), z. B. lat. de-niquCy -dem {idem^ quideniy tandeniy
tantus-deniy toti-dem\ vielleicbt ace. nach der i-DekL, Skutsch Glotta I,
319 a 3), 'dam {quldamy quondam; verkehrt Stowasser \Vr. Stud. XXI,
144 1), u. ^dam. (in nersa ^donec"), lat, duniy dudum^ nondtim;
lat. quan-dey in-de; idg. "^ddy "^de „zu^ in laL donicumy quandoy
i'do-neus (? s. d.), ags. as. tOy ahd. zuOy zay zey nhd. zu (got. du
proklitisch aus Ho, Delbrtlck IF. XXI, 356, Rolffs ^got. dis und du"-
S. 46 ff,), air. do*y cymr, du- usw. (anders daruber Fick II 4, 132),
lett. da „bis — zu^, audi Prafix z. B. in da-et „hingelin", lit. do
Prap, und Prafix (Bezzenberger Z. G. d. bt. Spr. 280), da- (verleiht
dem Verbum resultative Bed.), ab. do „bis zu^, lat. en-doy in-duy
av. vaesmgn-da „zum Hause bin", gr. oikov b€ ds., ^vddSe „hier-
lier" (vgL bes. Persson IF, II, 218a4; uber gr. bili s. unter domus)^
debeo — December.
got. unte „bis, weil'S ab, da „damit, dafe"; gv. 6-b€ „der da"; air,
'd' Jb'' (infigiertes Pron.) ; gr. bri „gewil3''j b^ ^aber'', u. dgl.
debeo^ -ere „schuldig sein, schulden": '^de-habeo „habe Yon je-
mandem etwas weg, bin im Besitze einer ihm gehorigen Sache",
delbills „schwachj gebrechlich" : sehr v/ahrscheinlich zn ai. hdla-m
„ Kraft, Starke, Gewalt'S hdUydn „ starker ''j hdlistha-h „der starkste''
(Bopp Gloss, saner. 238 a), ab, holijh „grofier'', gr. peXxepot;, peXxiiuv,
paxaTOc, peXTiaro? „besser, best^^ [?1 (Ahrens KZ. VIII, 358 f.,
Bickell KZ. XIV, 426, J. Schmidt KZ. XXVI, 379, Osthoff IF. VI,
1 ff. m. Lit.; allerdings mtifite dann kret. beXrov dYCtO-ov davon
getrennt werden, was schwierig ist; deshalb, sowie wegen des fur
samtliche nichtgriech. W^orte nOtigen oder zulassigen a-Vokalismiis
ist PgXtiiuv eher auszuscheiden; nicht uberzengend liber die gr. Worte
Wackernagel KZ. XXX, 301), nl. nd. fris. pal „unbeweglich, fest''
(Uhlenbeck PBrB. XVIII, 242); wohl auch niir. diUide „altersscbwacli''
(Fick IP, 177; aber air. adhol „valde, gewaltig" hat h ^=^ v^ vgL
Thurneysen bei Osthoff IF. VI, 1 ff., Stokes BB. XXIII, 49, 54), mid
vielieicht mir. hale „fest, dick, stark", cymr. halch „hochragend,
stolz", bret. halcli „stolz, schroff" (Osthoff a. a. O.) und phryg.
^aKr\v ^Konig'' (Fick Spracheinheit 412, s. auch BB. XXIX, 236 und
Bezzenberger BB. I; 255), debilis also „von Kraften, entkraftet".
Da de nie den Sinn einer reinen Verneinungspartikel hat, ist
Vaniceks 78 Herleitung aus "^dehabilis „ nicht tauglich^ abzulehnen.
decern jiZehn"; =: u. desen-idiif) „(duo-)decim, decemduo", gr.
beKa, ai. ddga^ av. dasa^ air. deich n-y bret acymr. corn. d.ec\ got.
taihuUy aisl. tniy ags. Uen, tyn^ ahd. zehan^ ht. deszimty deszimtiSy ab.
deseth ^zehn'^ (Gurtius 134, Vanifiek 120), arm. tasn (Hubschmann
Arm. Stud. I, 52, Gramm. I, 496), alb. djets (G. Meyer BB. VIII, 188,
Wb. 86). — Dazii als Ordinate lat. decimiis = ai. dagamd-hy ay.
das9md] mit Weiterbildung air. dechm-ady mcymr. decveiy corn, deg-
ves^ gr. heKaroq = got. usw. taihunday ahd. zehanto^ lit. deszirntas^
ab. des^U; arm. tasnerord. — Zu decimus auch dectimdmts (trotz
lionsch Cohect. phil. 149 f. ^ Jahrbiicher f. klass. Phil. 1880, 501), o.
dekmanniuis „Mecumaniis". Vgl. noch iat. de curia := u. de-
qurievy teJcuries „decuriis^; osk. dehhviarim „decurialem'', u.
tekvias (zum ^^ s. u.); o. deketasiiti^ degetasis wenn ^'^decen-
tarius" (doch s. decet)-^ Iat. Deeius =: o. Dekis; vgL v. Planta I,
114, 347, II, 7, 197 f., 679; Iat. decies ,,zehnniaP'; in Zusammen-
setzungen deeu-y das nach quadm- gebildet ist, oder mit dem ii
von vulgarlat. octuaginta (6Tbo(/')riKOVTa) zusammenhangt (Lit. bei
T. Planta I, 347, Brugmann Distr. 26), vgl. decussiSy decttplus; auch
in dectmx,
Im Ablaut zu idg. "^dehn steht ^'{d)kmt6m „ centum", und gr.
-KovTa aus '^{d)k6mtaj wenn nicht eher de- ein Zusammensetzungs-
glied ist, s. unter com; glottogonische Spekulationen auch bei
Stewart BB. XXX, 229 usw.
December, November, September, October: vielieicht nach
Thurneysen KZ, XXX, 490 (vgl. auch V^indisch IF. IV, 298, der frtiher
an Verwandtschaft mit air. nonbor „Neunheit", mir. dechenbor
„Zehnheit" gedacht hatte) ursprgL Kalendae "^Decemo-membres (aus
"^mensris zu mensis 5,Monat^; nicht besser ersetzt Zimmermann
decermina — clecet. 223
IF, XIX, 210ff, Suffix -ri' durch eine Ableitung von mensor), dissi-
miliert zu ^DecemenibriSy Decemhris [OctobriSy October Neubilduiig
mit dern aus December abstrahierten -ber). Dagegen nimmt Stolz
HG. I, 566 Suffix -dhri' an, Skutsch AflL. XII, 208 Suffix -r^; bei
letzterer mir jetzt wahrscheinlichsten Annahme ware "^Septemris erst
nach Erloscben des Wandels von mr zu fr^ br entstanden und dann
zu -mbris gewandelt worden (nach der alien Weise miifete Ocfobris
fur "^Octoris nach ^Septebris aus ^Septemris eingetreten sein und
Septembris usw, m erst aus septem usw* neu bezogen haben, was
nicht befriedigt), -Ganz ohne Analogiebildung (auch fiir October)
kame man mit Suffix -sri- aus.
decermina^ -um (pi.) „abgepfliicktes Laubwerk": zu decerpo^
Gdf. "^decmpmen (Vanifiek 58).
^decet^ decere „es ziemt sich, ziert, paM gut^', decuSy -oris
^Zierde'': u, tigit ^decet'' (fiber i s. v, Planta I, 87 usw,; Buck
Grammar B3); vielleicht auch o. dehetasiuiy degetasis^ wemi
nach Brugmann IF. XI, 109 ff. „ordinarms'S nicht „*decentarius''
(s. decern:^ Lit. bei v, Planta I^ 282, II, 197); ai. dagasydti „er er-
weist Ehre, ist gnadig'' (Denominativ zu ^ddgah = lat. decus)y ddJc-
sati „]st tuchtig, macht es einem recht, ist gefallig^, dahsa-h
„tuchtig, geschickt^ (aber wegen des Gutturals nicht a v. daxs-
„lehren", np. daxs ^Geschaft, Miihe", s. Uhlenbeck Ai. Wb. 119;
Curtius 134 f., Vanicek 118 f.), mir. deck ^der beste, vorzuglichste^*^
(Fick 11^, 145), gr. dpibeiKexog „ausgezeichnet^ (metrisch gedehnt
fur bdKeTO<;, Prellwilz Wb.^ s. v.). Hierher nach Persson IF, 11^
244 a 2., Pedersen IF. V, 48 auch die Sippe von lat dexter (mit
der Tiefstufe des es-^L von decus-^ die rechte Seite als die „passende,
gute, taugliche^ bezeichnet).
Mit idg. ^de%- etwa ^gut scheinen'' sind vereinbar (s. bes. Stolz
Zur ital. Verbalflexion I, 68 f., und vgL av. xm-y has- „lehren":
has- 5,gewahr werden^, Bartholomae Airan. Wb. 461, 541) und auch
wohl zu vereinen: lat. doceo „lehre'' („mache etwas einem gut
scheinend, einleuchtend'') = gr. boK^o) (boHu), ^boSa) ^meine, scheine^^
b6Ha ^Meinung'', b6Ki|Uo<; „ansehnlich, erprobt", bdYl^oi ^Beschlufi",
wozu auch discOj didici i^di-dC'Scd) ^lerne" und das davon nicht
zu trennende gr. bibdcJKUj „lehre^, bibaxn ^Lehre'' (freilich ist gr, a
schwierig, s. Hirt Abl. 162; zu einer langvokalischen Parallelform
'^'deJc-j die auch dem lat. disco zugrunde liegen kann? oder nach
Fick I^, 452 zu einer gleichbedeutenden Wz, ^dengh- „scheinen" in
lit. dingo ^es scheint'', dlngotis ,,sich diinken", pa-dhngti ^gefallen'',.
apr. podingai „gefallt**?). Nicht wahrscheinlicher liegt diesen Worten
der Begriff ^geistig aufnehmen, annehmen^ zugrunde, so da6 zu-
nachst an ^dek- „annehmen, gewahren" in gr. bdKO|uai ^nehme an'%
boKdvr)* br\wc\ (^aufnehmend''), ab. desiti „finden", serb. desiti „trefien",
ti'des ^Ungluck*^, ags. tigdian ^gewahren", tigd ^Gewahrung" (Vani-
cek a. a. 0.) anzukniipfen ware; dazu von idg. "^deJc- (Dehnstufe
oder Parallelwz.? s. o.) ai. ddgati, ddstiy ddgnoti ,,bringt Opfer dar,
erweist Verehrung, gewahrt, verleiht" (das nach L. Meyer BB. II, 260 ff.,
Wackernagel BB. IV, 268 f., vgl. auch Johansson Beitr. 57, Osthoff
Pf. 325, zu:) gr. brjKvujuai (so statt bexKvuiiiai zu schreiben) „begru6e".
Im letzten Grunde ist auch letztere Gruppe mit der vorgenannten
224 decrepitus — defendo.
identisch; sehr ansprecheDd geht Prellwitz Gr. Wb. s. v, beKOjitai
von der Vorstellung des Hinhalteiis der beiden Hande, sei es zur
Begriifiung', sei es, um zu gewahren oder zu nehmen^ aus; die engere
Sippe von decet ware also etwa ^annehmbar sein'' oder dgL Anders
Meringer IF. XVII, 159).
decrepitus ,,altersschwach, abgelebt": scheint Ableitung von
crer>o „knarren usw/, obgleich trotz unseres „ alter Kracher'^ die
Bed.-Entwicklung unklar ist; fiir ^decrepo die Bed. von spatlat. und
rom. crepcire „platzen, bersten'', nhd, krepieren anzunehmen, ist
problematisch.
An Kluges (Glotta 11, 55) ^abgekorpert", zu "^q^^rep- in eoyus
(ist tiefstufiges "^q^rpos), vermag ich nicht zn glauben.
Nieht mit anderer Ablautsstufe zu carpo als ^abgepfluckt, in
seiner Kraft gebrochen'' oder zu creper „dunkel'' als ^geistig
dunkel, geistesschwach geworden''. Woods a^ Nr, 424 Ankntipfung
an Slovak, hrpenef „rigescere^' u. dgL {^'qrep- ^kriimmen'^,
Erweit. zu ctirvtis) als ^verschrumpft'' ist ailzu entlegen.
clecus; s. decet.
decu-ssiS5, -plus; s. decern.
- defendo J -ere ^abwehren, verteidigen^, offendo^ -ere „ansto6en,
beleidigen^ : wohl nach Gurtius 255, Brugmann Grdr. II, 1051 aus
'^'g'-'hen-dho oder '^g^hen-do zu ai, hdnti „schlagt", ghndnti „sie
schlagen", ghand-h ^Kniittel, Keule^, s.Y.jamti „schlagt, trifft, totef^^
gr.deivo) ^schlage''' {euecpvoVy cpaxot;; Trdqpaxai)^ cpovo^ „Mord'',lit. ^m^^;
ab. ^eiig^ „treibe'' (durch Schlage; daher auch lit. ganyti „Vieh wei-
den, hiiten'^, eigentlich „Vieh treiben""), ab. ^'tnjq^ z^ti „ernten''
(auch ab. b^Io ^Stachel**, poln. zqdiq ds., r. zalo „Stachel; Schneide
eines Messers, einer Axt" nach Ciden BB. XXI, 99), lit. geniu geneti
„Aste abhauen", genys ^Spechf, ginczas „Streit'S ginu ^wehre'';
shd. gtmdea^ msl. gttdr^ gunnr^ s,gs. gud ^Kampf* (vgl. Fick P; 39f.),
air. gonim „verwunde, tote'', guin „Wunde" (Fick; vgl. bes. Liden
a. a. 0. und 114 m. Lit), geind „cuneus'' (Liden, Fick 11^, 110),
msi. gandr ^ Stock" (Liden), arm. ^an „Schlage" (Hiibschmann Arm,
St. I, 24, Arm. Gr. I, 431 f.), jin „Stock'' C^g^hen-l jnem ^schlage''
{Scheftelovvitz BB. XXIX, 17), alb. gem „jage, verfolge" (G. Meyer
Alb. Wb. 136). Fernzubleiben hat air. henim ^schlage" (s. Osthoff
IF. IV, 268 und bes. 273).
Hierher wohl auch lat. femtm „Heu", aus ^^fend{s)nom (vgl
zur Bed. lieu, wenn zu haueUy s. cudo)^ s. d. — Ai. gandhdyati
^verletzt" kaum nach Hirt BB. XXIV, 270 hierher, sondern wohl
nasalierte Wzf. zu russ. u-godith ^schlagen^^ lit. gad/mti „be-
schadigen", gendity gbsti „entzwei gehn^' (Petr BB. XXI, 213 mit
nicht befriedi gender Heranziehung auch von lat. fendo; s. liber
letztere auch Wiedemann BB. XXX, 212 tt). — Gegen GraSmanns
KZ. XX, 120 und J. Schmidts Voc. I, 95 Verbindung von -fendo
{^-yando ?) mit ai. hddhafe (s. auch unter bdja^ fasUdium) spricht
die Bed. ^einzwangen, drangen"" (nicht „stofien") des ai. VVortes
(vgl. Sommer IF. XI, 79). Auch nicht zu gr. uevdot^; itdcrx^
(trotz Wiedemann BB. XXVII, 197 a 1 nach Grafimann und
Schmidt). Auch kaum nach Fick I^ 463 zu alsl. detta ^schwer
I defrutum -^ deleo. 225
und hart niederfallen", datta „schlagen'^ (vom Herzen), ags. dynt
„Schkg\
defrfltum ^der eingekochte Most, Mostsaft": zu Wz. *&i^rm(a^)-
^wallen, garen, brauen" in thrak. ppOxo?; ppOxov^ ppoOxoq (s. auch
brisd) „eine Art Gerstenbier, Most** (Vanicek 188, Gurtius 531;
auch ahd. hior „Bier''? s, Schrader IF. XVII, 32), aisl ags. hrody
ahd, prod „Bruhe'', ahd. brimvan^ ags. hreowariy aschw. hryggja (aus
^hryggwa umgebildet) „brauen^, aisl. hrmcd^ ags. hready ahd. hrot
^Brot^, nhd. hrodelny ndl. hniis ^Schaiim, Gischt*', mhd. hruseny
nhd. brmcsen^ ahd. wintes prut ^Windsbraut** (J. Schmidt Voc. II,
369 ff,, Osthoff MU. IV, 87 ff.; s- uber letzteres aber auch Loewe
KZ. XXXIX, 291 ff ), vielleicht auch ai. hhrmd-h „Embi7o" (Osthoff
a. a. 0., anders M. U. V, 135), wozu mhd. h^ilne „ vulva'', mir. hru
igen.bronn) „Leib; Bauch" (Persson Wzerw. 126, Fick 11^, 187; ir.
Odf. %}irtisdy Gen. %hrusnoSy zunachst zu russ. hrjucho ^Bauch'' und
{? ?] ahd. h^ust ^Brast**; s. Lit. bei Pedersen Kelt. Gr. I, 72); air. hruth
^Glut, Wut^, mir. hriiiih ^Kochen'', hruithe „Briihe'^, cymr. hrwd
^fervidus*^, hrydio ,,fervere'', corn, bredion ^coctio"; hveUbroud „heiS,
garend'' (Persson a. a. 0., Fick 11^, 172), gr. qpp^ap (*cppri/ap)
^Brunnen", got. usw. brtmna ,,Brunnen*' (J. Schmidt a. a. 0. m.
Lit.), arm. aibetir ^Quelle'' (zunachst aus ^Ueuar\ Hiibschmann Arm.
St. I, 17), mir. tipra (g. tiprat) aus ^to-aith-brevant-y z. B. Zimmer
KZ. XXX, 156) ^Quelle" (s. auch fans); Ht. bridutis „sich vordrangen"^
{Uhlenbeck Ai. Wb. 208), russ. brujdt^ ,,stromen, rieseln*', lett.
hrauUgs ,geil^ u. dgl. (v. d. Osten-Sacken IF. XXIII, 379). Wz.
^bhreu' aus "^bhereu-, woraus auch %heru- in ferveOy s. d. und
vgl. filr defrutum bes. deferveo „koche ein" (intrans,).
degener „entartet" (Vergil): Riickbildung aus degenerdre^ Skutsch
BB. XXI^ 88.
dehorio: s. haurio.
deguno, -ere ^degustare'' (Paul. Fest. 50 ThdP.) : ^'de-gus-noy zu
ffttstus (Vanidek 86).
deiero: s. peiero.
deinceps ^folgend'' : y^deincipem antiqui dicebant in^oximo quem-^
que captumy ut pfHncipem primum captum^ (PauL Fest. 53 ThdP.),
"^deinde'CapO'S (VaniCek 49 usw.).
deinde: de + inde) dein daraus gekiirzt, vgl. Skutsch Forsch.
I, 82 ff., Af IL. VIII, 443.
delecto; s. I ado.
deleo, -ere „zugrunde richten, zerstoren": vermutlich auf Grund
von de-leviy ursprgL Pf. zu delinOy wozu als neues Pras. deleo ge-
bildet ist (Keller Volkset. 147, Meyer-Ltibke Lbl. f. g. u. r. Ph. 1906,
*^34; Vanicek 236 unter Vermengung mit der Ankniipfung an letum).
Andere Versuche: aus ^de'{o)leo (s. ab-oleo), Loewe Prodr. 342,
Pedersen IF. II, 301, vgl. auch Persson Wzerw. 109. Man wurde
aber dabei ein Perf. auf -ui erwarten; wenn vorhistorische Wirkung
des Jambenkiirzungsgesetzes feststtinde (doch s. armentum)^ konnte
man versuchen diese Schwierigkeit durch die Annahme zu beseitigen,
daft die Kontraktion von de mit dem vok. Wzanlaut schon so alt sei,
dafe das Jambenkiii'zungsgesetz, das ^alei£h zu "^alem, cdui wandeite,
Walde, Etym. Worterbuch d. lat. Sprache, 2. Aufl. 15
226 delero — delictus.
in delevl nicht jnehr wirken konnte; aber ein^alevi mit 6"ist ebenfalls
eine durch niclits gestiitzte Gdf. (s. zur Bildung Sommer, Hdb. 607 f.).
: — Ebenso bei Anknupfmig an gr, 5)i\^o|iai „zerst6re, beschadige''
(vgLbes. Prellwitz BB. XXI, 161 mid s. noch doldre^ dolus), — ^ Kaum
zii letum ^Tod, Hinschwinden" ; Gdf. "^de-leio; wiirde eher ein
jntransitives „ hinschwinden^ ergeben. — Unrichtig ist Whartons
(Academy Nr. 681) Herleitung aiis '^de^deo, s. Petr BB. XXV, 147.
delero s s. deliro.
. delibero, -are ^erwagen^ libeiiegen": eigenthch ^abwagen"*^
^^dellhrare, znUbra „Wage^' (Va.nieek 110), mit volksetymologischem
^-Einscbub nach Uherdre 5,befreien^* (Keller Volksetym. 147).
(delibuo, -ere) delibufus „mit einer fetten Feuchtigkeit be-
netzen, bestreichen", s. llhare (Curtius 365, Vanicek 237) ; -no nach
imguo^ tingiio^ imhuo.
delicatus „mollig, zart, reizend, elegant; weichlich": nnsicherer
Herkunft. Wegen Paul. Fest. 49 ThdP. y^delicata dicebant dis con-
secratdy quae nunc dedicctta. Unde adhuc manet delicaUlSj quasi Jusut
dicatus. Dedicare cmtetn propie est dicendo deferre^^ von Conway
IF. 11^ 166, Ernout EL dial. lat. 152 als sabin. Form statt de di-
catus betrachtet, mit volksetymologischer Unterstiitzung der sabin.
?-Form durch Anlehnung an deliciae^ durch dessen Sippe delicdtti^
stark in der Bed. beeinflu&t sein miifete. Aber es ist doch sehr
fragiich, ob diese Identifizierung mit dedicatiis mehr als eine antike
Etymologie ist, d. h. ob man wirklich altes dedicdtus in der Bed.
^delicatus"" zu Verrius,Zeit noch kannte.
Bei urspriinghchem Zusammenhang mit deliciae (z. B. Petr
BB. XXV, 141) wtirde man ^deliciatus erwarten; doch gibt es audi
elicdtores ,iUbpoaK6Troi" neben elicioy so dais vielleicht diese natur-
lichste Erklarurig von delicdtus gehalten werden konnte. — Wohl
nicht zu delicus ^von der Mutterbrust entwohnt", so daS delicdtus
zuerst von jungen zarten Tieren gebraucht gewesen ware, die eben
erst [„eben erst" allerdings im Worte nicht ausgedriickt] der Mutter
entwohnt waren; EinftuS von deliciae miiSte auch hier die rasche
Abkehr von der Grundbed. veranlaSt haben. — Kaum nach Bersu
Gutt. 149 zu delicdre angeblich „klaren'' (ursprgl. etwa voni VV^eine)
und mit elicdtores ^i^ibpoaKoitoi'' (doch s. vielmehr o.) zu liquere^
lixa („abgeklart", woraus „sauber, hubsch"); da delicdre „erklaren",
nicht „klaren" wie deliqudre bedeutet und eher identisch mit dedi-
care ist.
delicia^ tegulae delicidres: s. unter colliciae.
deliciaOj -drum ^ergotzliche Dinge, Genilsse, Galanterien" : aus
"^'delaquiae^ zulaciOy laqueus (Vanifiek 247).
delictus 5,verruclatus, einer, dessen Korper mit Warzen bedeckt
ist": de- wie in de-prdvatus^ -sertus usw.; dafe der zweite Teil zu
gr. Xeixnv „Flechte" gehore (Siitterlin BB. XVII, 162, der unter
einem Ansatz Hleigh- auch ahd. flechten „Flechten" heranziehen
mochte), ist wenig liberzeugend; Xeix^v wohl als „was um sich friJ&t,.
Jeckt" zu Xeixu) (Prellwitz 2 s. v.); und ob delictus „verruclatus"
eine authentische Erklarung von delictum bei Cic. pro domo 12 sex
(s. Scholl Rh. Mus. XLIII, 438 f.); ist uberhaupt fragiich.
cleliciis — denique. 227
deliens „von der Mntterbrust entwohnt'*: aus "^de-lac-os^ zu
lac „Milch" (z. B. Prellwitz Gr, Wb. ^ s. v. ^d\a)^ obwolil man die
im nom. entwickelte t-lose Form lac statt des Stamm.es lact- zu-
grunde legen mu6; iiicht zu Unquere (Vanicek 238).
(lellnio „besanftige" (zur Uberlieferung vgL Lindsay-Nohl 229)^
gewohnlich delenio (vgl. Keller EpiL zu Hon G, III, 1, 43), zu lenis;
urspgL deUnio^ detents usw- (Solmsen KZ. XXXIV, 15). Nicht nacli
Osthoff PBrB. XJII, 401 zu laena.
deliqiiia, delicia (letztere Form lautgesetzlich) „der obere Dach-
balken": s, colliciae.
deliquo^ -are „um'eine Flussigkeiten abklaren": zu Hqudre
5,flussig machen, klaren^, s, liqueo. Uber delicdre ^dedicare" s,
miter delicdtus.
deliro^ -are, eigentlich „von der Furche (s. Hra^ wo auch liber
die Nebenform delero), der geraden Linie abweichen'^, daher „irre,
verruckt sein", auf Grund von dellrtcs (VaniSek 245)-
deliibruin „Tempel, Heiligtum'': als „Suhnungs-, Reinigungsort'^
zu luo^ vgl. bes* polubrum ^Wascbxbecken" ; Suffix wohl -dhlo-m
(vgL Lindsay-Nohl 377 f.), ~ Die z. T. von den Alten vertretene
Verbindung mit Uher ^Bast^^ (z. B. deluhrtim dicehant fttstem deli-
hrahmty hoc est decorticatum^ quern venerabantur pro deOy Paul. Fest.
51 ThdP.) ist trotz Meringers Befiirwortung IF. XVI, 157, XXI, 297
ganz unwahrscheinlich wegen der dann notigen Annahme einer
Doppelform Huher neben liber mit ti {il).
-deins s. de.
demagis: s. de.
deiimai „eben, nun; erst'S altlat auch demus: Superiativ zu
lat. de, eigentlich „zu unterst", dann „zuletzt, endlich'' (Ebel KZ.
I, 308, Vaniaek 115, Sommer IF. XI, 209, Brugmann IF. XIV, 14).
demits ist erstarrter Nominativ, demurn adverbialer Ace. wie primum.
Mit gr. f|jLio<; „als", Tf||Lio<; „da'' besteht trotz Lindsay-Nohl 635 keine
Bildungsverwandtschaft.
denarius „zehn enthaltend, Denar^: von dent; aus dem Lat.
stammt gr. br]vdpiov, und durch dessen Vermittlung ai. dinar a-k
„eine bestimmte Goldmunze'',
deni „je zehn'': zu decern; von einem (unursprgL) St. dec- ge-
bildet, ^deC'SnO'y wohl far "^ dec-no- nach "^ sex-no- y sent (Baunack KZ.
XXV, 257 ffi, s. auch Brugmann Distrib. 30; vielfach mibefriedigend
Fieri' Biy. _di fil. XXXV, 318 f.).
denicales feriae colebantur^ cum hominis morUd causa familia
purgabatur. Graeci enim veKuv mortuum dicimty Paul. Fest. 49 ThdP. ;
etymologisch noch zutreffender Gic. leg. 2^ 55: denicales quae a
nece appellatae snnt . ♦ *; zustimmend Vanicek 137^ Stolz HG. I, 510
unter Zugrundelegung von "^necu-s oder ^neco-s „Leiche'', also ,,von
dem Toten reinig'end''. Verfehlt Keller Zur lat. Sprachgesch. I, 32 f.,
Volksetym. 128 (zu deniqtie).
deiii<j[iie „und nun gar, und dann, endlich": dcy und zwar
kaum ein ^da, dann'' bedeutender Abk5mmling des auch der Prap*
de zugrunde liegenden Pron.-St. "^do-^ sondern die Prap. selbst; es
herrscht die Vorstellung des untersten Punktes einer absteigenden
Aufzahlungs- oder Ereignisreihe. -ni- aus -ne- verstarkende
15*
dens — deorsura.
Partikel vom Pron.-St. ^no- (s. enim) wie in plant, hoci-ne usw.;
in gttando-ne^ u. ar-ni-po „ quoad", -g^^^ nicht verallgemeinerndes
-qtie {-ctimque)j sondern que ^und'' (Ebel KZ. I, 308). Vgl. bes,
Persson IF. II, 218 f.
deiis^ dentis ^Zahn*^: gr. 6bujV; 6&ou<;; -6vtoc;; aol. pi. Ihovxec;
^Zahn'', ai. ddn^ ace. ddntam^ g. datdh {= lat. dentis) ^Zahn'', air.
dety cymr. bret. dant, corn, dans ^Zahn", ahd. zandy ags. tod, aisL
tgnny got. tunptis ^Zahn", ags. tuse ^Zahn"; lit. dantls ,,Zahn^
(Gurtius 244, Vanicek 117), arm. atamn „Zahn" (Hiibschmann Arm.
St. I, 20, Arm. Gr. I, 422), o. dunte[s]y wenn „dentibus^ (?? Daniels-
son Ait. Stud. Ill, 184; V. Planla II, 393). — Da die Zugehorigkeit
von aisl. tmdr „Spitze, Felsspitze"", mhd. zint (g. zindes) ^Zacke,
Zinke", ahd. zinna^ nhd. Zinne (Gurtius a. a. 0.), ahd. zinho (ur-
germ. Hinkho aus Hint-ho) ^Zinke'^ (Brugmann IF. XI, 285 ff. unter
nicht liberz engender Heranziehung auch von gr. bdKTuXo^ „ Finger ""
als *&dTKuXo(;, *bnTKu\o<;) wegen des i von mir. dinn^ dind „Hiigel,
Hohe" (Fick II ^, 151), phryg. Aivbuiuo^ „Bergname" (Kretsehmer
Einl. 194) abzulehnen ist^ hindert nichts, unsere Sippe als ein altes
Ptc. zu "^ed- ^essen^ (s. edo) aufzufassen, vgl. Gurtius a. a. 0.,
J. Schmidt KZ. XXXII, 329 mit Lit,, Pedersen KZ. XXXVI, 97, Solmsen
Beitr. z. gr. Wtf. I, 32. — Vgl. noch lat. dent at us ^gezahnt'':
lit. dantdtas ds.; amhidens; gr. &|Li(p-6bou^; dafi lat. dentio „das
Zahnen'' direkt vom Verbalstamm ^dentl- gebildet, nicht aus dem
gewohnlicheren dentUio durch Silbendissimilation entstanden sei
(vgl Prokowskij KZ. XXXV, 250), widerlegt Niedermann Musee
beige XII, 267 f. durch den Nachweis, da6 in der Mulomedicina
Ghironis der nom. dentltiOy die casus obL aber dention-iSy -e lauten.
deiisus ^dicht^; nach Gurtius 233, VaniCek 123 zu gr. haaix;
„dicht'' (*bnT6(;, Brugmann Ber. d. sachs. Ges. 1901, 92 ff.; nicht
nach J. Schmidt Krit. 51 f. aus "^hnohq mit Bewahrung von -a- nach
nicht belegtem *^b^vcroq); h(xaK6v* baaO, baairexaXov iToXOqpuXXov
Hes.; dazu alb. dent „ich mache dicht'', dendem ^ich bin iibersatt",
dsndure „dicht, gefiillt, haufig" (G. Meyer Alb. Wb. 65, vgl. auch
Bartholomae IF. I, SOO a 1). Neben dem diesen Worten zugrunde
liegenden "^d.ent- (lat. densus kann ^dent-so- oder -to- sein) setzt man
^dens' an fiir {densus alternativ, und :) gr. bauXo? oder baOXo^ ^dicht
bewachsen'' (sei %novXo(;; Gurtius, VaniCek); aber dieses, zuerst
bei Aesch. Supp. 97 in Verbindung mit bd-aKio<; (^Zd-cfKioq =
"'bid-cTKioc;, s. Solmsen Rh. Mus. LX, 499 f.) kann als bd-uXo*; (: \j\r\y
Prellwitz^ s. v. zweifelnd) gerade nach bd-OKio^ gebildet sein (nicht
zu durusy Prellwitz als Alternative, Oder zu ai. dosa „Ai3end,
DunkeP, Bezzenberger BB. VII, 71, GGA. 1896, 961). Zu densus
stellt sich zunachst mir. dese „Trupps, Menge'', n. sg. deis (Stokes
KZ. XLI, 384; Lehnwort?).
DenseOy -ere (perf. densi) ^dicht machen" ist wegen seiner
trans. Bed. wohl primares Verbum wie censeo tmd densus Ver-
baladjektiv dazu (Brugmann a. a. 0.).
denno 5,von neuem": ^de novd{d), s, novus (z. B. Vanicek 137).
deorsnm „abwarts gewendet": "^devorsom (Vanicek 274, Solmsen
Stud. 58 ff.).
clepso — clestino.
depSOj -ere „kneten, durcharbeiten" : da in einem echt lat. Worte
altes ps wohl als sp erschiene (vgl. caespeSy vespa), nicht urverwandt
mit gr. hiM^\^)y h£Mfi\xi ^knete, gerbe" (eigentL ^trete'^), ahd. zispen ^auf
etwas treten, stolen *" (ohne 5-Erweiterung gi\ b^qpuu „knete; walke*',
mhd* zipfen j^trippeln", nhd. ZippeUritt^ zaiypeln^ ahd. zabalon, aisL
Ufa „trippeln"; vgl. zur Sippe Fick I^, 453), sondern aus gi\ beiyuj,
b€t4;du) entlehnt {Weise, Saalfeld ; weniger entschieden Fick a. a. 0.,
Prelhvitz s* v.).
depuyio, -vre oder depuTOj -ere ^abprugeln": zu pavire
^schlagen, hauen, stampfen'' (VaniCek 171),
derbiosus ^grindig^ : an der einzigen Belegstelle durch die
besseve Lesnng serniosus zu ersetzen (Niedermann IF. XV, 118); doch
ist in Glossen 5fter derbita „impetigo" belegt (und im Franz.,
Nordilalien. nnd Ratorom, fortgesetzt; s. Horning ZfromPh* XX,
86 f.), das — als Lehnwort aus dem Kelt. — mit b fiir v zu-
nachst zu cymr. tar ivy den (aus '^darwyden)^ bret. dervoed „FIechten-
libel'' gehSrt (Niedermann a. a. 0., vgl. auch Fick II ^5 148) und
welter zu den auf idg. "^dereu- mit verschied enen Reduplikations-
arten beruhenden ai. dar-drti-h „Art Hautausschlag", darduh ^Aus-
satz'', dadru'h ds., dadruha-h ds, === ahd. zittaroh [^de-drii-qO'S),
nhd. Zitterich („Ausschlag^), vgl. auch ags. teter ds., lit. dedervini
^flechtenartiger Ausschlag''. Idg. ^dereii- „rissige Haul'' wohl Er-
weiterung von Wz, ^der- „aufspringen machen, spalten, reifien" in
ai. drfidti „birst, sprengt, spaltet^, ptc. dlrna-h^ drta-hy ab. der a
^schinde, zerreiSe'S lit. diriiy dtrti ^schinden", gr. b^pu) „schinde",
bepiLia, bopd ^Fell**, cymr. corn, darn „Stuck^, got. -tairan^ ags.
teran, ahd. zeran „zerreifien", got. 4aurnan „reifien^ (intrans.), nl.
tornen ^sich auftrennen^S nhd. zerren^ zehren (das wesentliche bei
Vanifiek 121, weitere Lit. bei Niedermann a. a. 0.), arm. tefem
^schinde, kratze'' (Meillet Msl. VIII, 165). — ^dereii- auch in ahd.
trennen „trennen*'^ Kaus. zu mhd. trinnen „sich absondern" (idg.
^dr-en-u-o; Prellwitz Gr. Wb. s. v. bepuu).
Von Meyer-Liibkes Wiener Stud. XXV, 98 Annahme, ein erpita
(aus ?pTtr|^; -'H'^o?; sonst lat. herpes^ -etis) habe sich mit derbiosus
zu derbita verschrankt, ist allenfalls noch die Erwagung haltbar, ob
nicht kelt. derbita in der Endung nach erpita geformt sei.
des: s. bes.
descisco, *erey -sclvly 'Scn „abtrunnig werden, sich lossagen,
abfallen von jemandem^: s. scio (VaniCek 292, Gurtius 110, 145,
Osthoff lA. I, 84),
desidero, -are: s. consldero.
desivo, -are ^ablassen" : s. sino.
destico, -are „Naturlaut der Spitzmaus": Schallwort?
destine^ -are „festmachen^ befestigen; festsetzen, fest be-
schliefien", destina „die Stiitze", obstinare ,,bestehn auf etwas'',
praestindre „den Preis vorher feststellen, kaufen": aus ^standre^
n-Pras. zur Wz. von sto^ vgl. bes. gr. laTdvu), aravxjvj „stelle''^ air.
con-o-snaim i^con'Od-stdndio) „desisto, desino" (Fick 11-^, 311), arm.
stanam „ich erstehe, erwerbe^ (Bugge KZ. XXXII, 26), ab. stanq
„ich werde treten'' und zum ^^-Suffix auch ai. sthdna-m ,,Ort, Stelle",
ab. stamy lit. stonas „Standort"; gr. bOaTr^vo?, dor. btjOTavo^ „un-
230 deterior — deus.
gliicklich'' (z, B. Vanicek 321), aii\ fin-tan ^vinetum'' (Fick a* a, 0.)*
Nicht zutreffend sucht Hubschmann Arm. Gr. I, 492 in den obigen
Pras. eine Wz. "^sten- i^stn-na-mi).
deterior ^minder gut, schlechter'S superl. deterrimtcs:
Comp. zu de (vgL miser „herunter sein''), Gorssen KZ. Ill, 352, Som-
mer IF, XI, 12. Der Superlativ heifit nicht "^^detimus, well deterior
und 'Timtis erst von eineni "^defero- ^herunten" gebildet sind. Un-
riclitig wird z. B. you Vanicek 104 '^deter{i)us als ^abgeniitzt*' zu
deter „reibe ab, ntitze ab'' gestellt. Auch cleteriae porcae^ id est
macllentae bei Paul. Fest. 51 ThdP. wird in der ersten Weise zu
erklaren sein,
cletrecto 5,ablehuen, nicht gelten lassen, heruntersetzen^ :
s. tracto.
detrimentuHis s. tero.
deunx ^wobei eine uncia^ d, h. ^i^, fehlt: ^V^^'': de und tin-
dec, eigenthch ^weniger eine Uncia'' (z, B, Lindsay-Nohl 469).
deus „Gott'': mit dlvtis ^gottlich'' aus einem Paradigma
"^deiuos (daraus ^deoSy deos) ^deiui (daraus "^deij/iy dw%)\ dlvus und
dei beruhen auf nachtraghchem Ausbaue der so gewonnenen Doppel-
formen zu vollstandigen Paradigmen mit sekundarer Scheidung von
Subst. und Adj. (Lit. bei Brugmann IF. YI, 88). — Lat. densy dlvus
= 0. deivai ^divae'' (dazu o. deivinais =■ lat, cHvlniSy deiuaid
„juret"; liber o. diiviiai ^Divae'' oder ^Joviae*' s. miter dlvtcs\
u. deueia ^divina'', yoIsc. deue ^divae oder divo"; s. v. Planta
passim), ai. devd-h ^Gott'' {devt „G6ttin"), av. dctevo ^Damon", lit,
d^vas „Gott", devo sunelei „Himmelssohne" {deive ^Gespenst"), lett.
deioSy apr. deiws ,,Gott" (ab, d^v^ und divo, g. divese ^Wunder^', di-
mm „wunderbar''), ahd, Zlo (nhd. in Ziestag^ daraus verbildet
Dienstctg)y aisl, Tyr, ags. Tig, gen. Tvwes ^Zio'', aisl. pi. tlvar
^Gotter^ (letzteres sicher urgrm. H%ivaz\ liber erstere vgl. Bremer
IF. Ill, 301, aber auch Kfigei GGA. 1897, 655, Brugmann Grdr. IP,
I, 133 f.), air, dia ^Gott'', galL Devognatay Aeiouva usw,, acymr.
diihiy nay mr, dtiw J corn, dttt/y mbret. f?6>^, nbret, (?oie^' „Gott^^ (Gurtius
236, Vanicek 123).
Idg. ^'deiuos ^^Gotf^, eigentlich der „himmlische'S ist Ablaut-
form von "^'deietio-, von dem andere Ablautstufen ^dietto-. "^dieit-.
"^dm- usw. vorliegen in mcditiSy diuy dies^ diectileiy Jitp'
pitery Dialis, Didnay stib dlo, dins. — "^deieuo- ,,Ieucii-
tend" (daher „Himmel, himmlisch" und ^Tag"*) stammt von idg.
"^deid- „leuchten, scheinen^ in gr. b^axai „scheint'\ hr\\o<; „offen-
bar'' (^'heakoc^y '^deid'lO'S)y bia\o<; „schimmernd", b^eXo? „deutlich'',
bodacraTO „schien^ (die Ablautstufe "^doi- vermutlich auch in ags.
sweo4ol „offenbar, deutlich, klar" aus Hdl^ Holthausen IF, XX,
321), ai. dl'^ adldei usv/, „scheinen; strahlen'^^ dlpydte „flammt'S
lat. mtn-dinae s. d. (Gurtius, Vani6ek a. a, 0.), cymr. dyddy
corn, dety bret. deiz ^Tag'' {^diios'i Fick 11^, 144; eher Um-
bildung von -dues ■= "^diieitcjs, lat. dies); lit. dyreti „gucken,
lauern'', aisL tlra „sieuern, genau sehen'' (Hirt Abl. 99; tiber
bulg. dir''^ ^suche", v. d. Osten-Sacken IF. XXIII, 380, s, viel-
mehr Berneker Slav. Wb. 201). Weiterbildungen davon nach
Fick 1^5 454, Prellwitz s. v. bearai vielieicht in got. taihns
dexter — cllco. 231
^Zeiehen", lat. dico eigentlich ^zeige*^ (= ^mache klar''?), aisL
teitr\ alid. ^eiz ^frohlich'' (ygl. heiter = ^frohlich" und ^klar"").
dexter^ -t7'a, -t^^um „rechts^, comp. dexteriovy sup. dexti*
mil SI =^ 0. destrst (abgektirzt fiir ^destjnist) ^dextra est'', u. dest-
rame ^in dextram'' usw. (v. Planta I, 376)^ gi\ beHixepoq „rechts^;
iieben diesen Komparativbildungen (Gegensatz zwischen zwei Seiten)
auf -teres stehn mit anderer Bildungsweise gr. &€Hi6? ^reclits", ai.
ddksina-h, daksind-h „ dexter, sudlich, tuchtig, geschickt^, av. dasinoy
lit, deszini „die rechte Hand'', ab. destm ^rechts'', got. taihstva
^rechts'S ahd. zeso ds., zesawa „die rechte Hand"*; air. dess j,rechts,
siidlich", cymr. usw. deheic „rechts'', gall. Dexsiva dea (Curtius 235,
Vanicek 119), alb. djate ^dexter*' (G. Meyer Alb. Wb. 69). —
Weitere Wurzelverwandtschaft s. unter decet.
diagridium ; s. acridUim.
Bialis^ -ftdmen Didlis: von Diespitery dem alten Nominativ
zu Jiippiterj gebildet, wie auch von dies „Tag^ aeqid-y noven-didlis
(Solmsen Stud. 114 a 2, Stolz IF, XVIII, 455): s. dens und Jtip-
2}iter.
Diana /rochter des Juppiter": aus Diviana (noch bei Varro),
von dins ^gottlich'' {^diuios; s. d.; zu scheiden von dwics „g6tt-
lich"), s. Solmsen Stud. lllf. Die Gleichung Diana: Aiibvr\ ist auf-
zugeben, zumal beide Gestalten sich auch in religioser Beziehung
nicht decken, vgl. Kretschmer Einl. 116.
diciOj 'onis „die Macht eines Herrn liber andere, Botmafiigkeit,
Gerichtsbarkeit" (nicht ditio): zu dlco; urspgl. etwa ^Weisung,
Spruchrecht'' (Curtius 134, Vanicek 118).
dicis causa „zum Schein, nur der Form wegen**: ob als ur-
vervvandt zu dlco mit demselben kons. St. wie ai. dig- „Weisung,
Hlnweis, Richtung" (Curtius 134, Vani(^ek 118)? Viel eher wegen
seiner defektiven Art nach Forcellini, Keller Volksetym. 270 f. aus
gr. hiKY\q entlehnt wie dzca aus biKa.
dico^ -ere ^sagen'', dtoOy -are ^feierlich verkiindigen, zusprechen,
weihen^^: dlco {^delM) = o. deikum^ deietmi ^dicere", u. teitii^
deitti ^dicito", wozu ablautend o. dlctisf ^dixerit'', u. dersicust ^dixerit",
tigel „dicatio''; = got. gateihan ^anzeigen, verkiindigen '^y ahd.
zllian .,anschuldigen, zeiiien", ags. teon „aussagen, zeigen"; ahd. m-
zicht ^Anschuldigung''^ zeigon ^zeigen'': gr. beiKVo|uii ^zeige'', kret.
mbiKvoTi ^dmbeiKvuai^, gr. biKii ^Rechf = ai. diqa ^Richtung",
ai. die- ,,Weisung, Richtung'' (s. dicis causa)^ digdti ^zeigt, weist'',
didesti ds., av. daes- ^zeigen", air. dodecha „er sage^, fut. tndia;
mit dicdre deckt sich o. da-dikatfed „ dedicavit*', u, tikamne
^Micamine" (Curtius 134, Vanifiek 117 f,). Dazu auch aisl. tigenn
^vornehm'', tlgn f. 5,Rang, vornehmer Mann" (Osthoff M. U. IV,
206 f., der aber nicht iiberzeugend auch cUgntis als „was sich zeigt^
Vv'as sich sehen lassen kann" hierher stellt, statt zu decet).
Idg. ^deik- „zeigen**, woraus lat. und teilweise grm. „sagen,
mit AVorten auf etwas hinweisen"^; die ursprgl. Bed. „zeigen^
auch im Lat. noch deutlich in in dico „zeige an*', index auch
„Zeigefinger", sowie in judex „der das Recht weist'* (s. auch
Niedermann lA. XVIII, 73), — Eine M5glichkeit weiteren Wurzel-
zusammenhangs s. unter dens; anders, aber wegen der Bed.
232 dictio - dies.
ganz unwahrscheinlich Pedersen KZ. XXXIX, 358 (Alternation
zn deeet; s. dort auch liber arm, tesanem „sehe**); derselbe Um-
stand spricht gegen Hirts AM. 140 an sich schon hochst proble-
matische Herleitung von doceo aus idg, ^d{i)olC' (dann wohl
auch von decet aus ^d{%)elc''i) unter Ansatz von ^deiek'. — Aus
dem Lat. hierher u. a. noch dicdx^ dictio^ causidicuSy con-
dicio. — Neben idg, ^deih- ist vielleicht "^deig- fur gr, bebeiyfiai
pf. med., beiTlLxa ^Beweis, Beispiel% ahd, usw. zeihhan ^Zeichen**^
got. taikns „Zeichen, Wunder% ags. t^cmiy engl. to teach
^lehren'' anzusetzen (z. B. Uhlenbeck Got, Wb. 141), s. auch
digitus.
dictio ^das Sagen, Ansagen*': dicti-ion-) = ai* disfi-h ^Weisung,
Vorschriff, av. a-disti-s ^Anweisung, Lehre", ahd. in-zicht „An-
schuldigung'', nhd. Verzicht ^Entsagung'' ; s. dlco.
didintrio, -Ire „Naturlaut des Wiesels" (zw. Lesung), drindro^
-are ds.: oh kelL wie das lautahnliche drensS^re?
diecula „eine kurze Frist": Deminutiv zu dies, vgl. osk. [d]ii-
hulus, zicolo (liber das strittige o. iilklei s, v, Planta I, 410 t,
II, 26,^ 768, Buck Gramm. 184).
diemiium: s. hiennium.
dies, -ei ^Tag'' (masc: als feni. in der Bed. ^Termin, Frist,
Zeit^ vermutlich nach tempestas^ Schuize Glotta I, 331 ff.): u. Di^
Dei ^divom, dive^, kontrahiert aus *<iee- nach Thurneysen KZ.
XXXIi, 558, V. Planta II, 166 (anders friiher I, 173 ff.), I)i{m) also
= lat, dJem.
Das idg. Paradigma des zu "^deieuo- „leuchtend" (s, detis)
gehorigen Wortes ^dieus, ace. ^diem, voc. ^dieu^ loc. ^dieui^ dat.
^^diiidi, gen. "^diuh, ^diuds zerfiel \m Lat. in zwei Paradigmen:
ill der Benennung des Himmelsgottes ist ^dAeu- (ital. diov-) ver-
allgemeinert, wohl unter dem Drucke des Vokativs: Jovis i^^n.,
dann auch nom.), Juppiter ursprgL Vok.^ doch daneben noch
Diesp>iter mit "^dies statt ^dieus nach dem ace. ^diem, und das
neben Vediovis, Vejovis stehende Ve-dius aus idg. ^dmis (von
Zimmermann BB. XXIII, 81 ohne ausreichenden Grund als
Kurzname betrachtet), sowie Dius Fidius (setzt die Messung dms
als ursprgl. voraus, s. has. Stolz IF. XVIII, 453 ff.). In der Bed.
^Tag'* dagegen wurde der ace. die7n fiir das Paradigma maS-
gebend (vgl. im ubrigen Juppiter). Die Form ^diu- der schwach-
sten Kasus in der Bed. ^Tag'' noch in lat. hi-^ tri-duum i^'divom;
s. d. und auch:) dius^ interdius^ arm. tiv „Tag" (Hiibsch-
mann Arm. St. I, 53), cymr. diw^ dyw ^Tag'', air, indiu ^heute'^,
ai. diva ,am Tage% alb, dits /fag" (G. Meyer Alb, Wb. 68). —
Andere Reste der alten Flexion s. unter din (vgl. bes. Solmsen
Stud. 191 ff., und Stolz a. a. 0.). — Nicht uberzeugend (wegen
der -'^^-Formen tlberhaupt, wie wegen der lat. Verhaltnisse ins-
besondere) trennt Kluge ZfdtWortf. VIII, 145 f. die Worte fiir
„Tag'' von Wz. "^deieuo- ab unter Vereinigung mit nhd. Zeit
usw. (s. daps); obwohl der Tag der natiirhchste Zeitmesser ist^
brauchen „Tag'' und ^Zeit"^ im einzelnen Falle durchaus nicht
etymologisch zusammenzugehoren.
Diespiter ~ diniico. 233
Diespitei> andere Form fur Juppiter^ s. d, und dies.
digitus 5, Finger, Zehe": wohl aiis dicitus (App. Frobi; vgL
dazu UUmann Rom, Forsch. VII,^212, Lindsay-Nohl 87) und zu
ahd- zeha^ nhd. Zehe^ ags. aisL fa ^Zehe'' {^doik-ua)^ frank, zeive
nsw. i^doiJcud; vgL Zupitza Gutt. 70, Kluge Wb. ^ s. v. Zeh^ und
auch die Lit. bei Gurtius 133, Vanicek 119), Wohl als ^Zeiger'' ~
^Finger** (^Zehe" daraus sekundar, wenn auch sehr friih entwickelt)
zu Wz. ^deik- {digitus kaum zu einer Nebenform ^deig-) in dico.
Fernzubleiben hat osk. degetasiSy da nicht „*digitarius'' be-
deutend (s, unter decet). Da digitus nicht auf "^degetos (vgL er-
haltenes vegetusX) zuriickfuhrbar ist, nicht mit gr, bdKTuXo^
^Finger" zu vereinigen (Gurtius, Vanicek, unter Ankniipfung an
b^KOiuai „nehme'', s. unter decet)^ dessen Vokalismus allerdings
bei Feists Got. Et. 116 Hinweis auf got. tehan „beriihren'', engl.
to take ^nehmen'', aisL taka ^nehmen** (Lewy PBrB, XXXII^
148a4, KZ. XL, 563a 1 nennt auch ndl. tah „Zweig, Ast, Zacken%
nhd.% Zacken^ ht, dagys „Klette, Dorn'', tiber welch letzteres aber
wohl besser unter figo) verstandlich ware, Andere Auffassungen
• von bdKTuXoc; s. unter dens^ bei Meringer IF. XVII, 162 (: bdKvcu)
und Wood CL Phil. Ill, 74 f. (: aisl. tange „Spitze eines Messers,
Landvorsprung'', &dKTuXo(; eigentUch „Zinke; Zacke^^j. — S. noch
hallux^ pollex.
dignus „wiirdig, wert; zu etwas befahigt" : aus "^decnos^ zn de-
cet (Vanicek 119, Gurtius 134). Gegen Osthoffs M. U. IV, 206 f.
Zuruckfiihrung auf ^dicnos (aisL tigenn „vornehm*', ttgn „Rang**,
dlco usw.) als „was sich zeigen, was sich sehen lassen kann" spricht
die Bed. „zu etwas geeignet, befahigt'^
dlligo^ -ere „hochachten, schatzen^S dlligens „sorgfaltig" :
vielleicht als ^dis4ego „kummere mich um etwas'' zu neg^-lego
(nicht ^ne-glego, vgL Zupitza Gutt. 25 gegen Bezzenberger BB. XIX,
303) ^kiimmere mich nicht '', religens „gottesfurchtig'', religio
pGewissenhaftigkeif' und zu gr. dX^yuu „kummere mich um etwas'',
dXGT^Ziui ds., dXeYOvu) „besorge^, bXe^€iv6<; C^'^kummervoir) „schmerz-
lich", buarjXcYri? ^schmerzhch", ^Xtoc; „Kummer, Schmerz" (Gurtius
363, Fick I^ 535, Prellwitz Gr. Wb.^ 24; ohne dlUgo auch Vani-
cek 247),
Da in diligo „schatze hoch" das Prafix dis- Schwierigkeit be-
reitet, ist aber mit der Moglichkeit zu rechnen, dafi dlligOy -ere
^auswahlen, Soldaten ausheben usw.^ (natiirlich =: dis + lego
^sammle, lese aus") teils iiber „auswahlen, daher bevorzugen'^, teils
durch Verquickung mit religens und neglego den Begriff des Inter-
esses erst nachtraglich erhielt. Die ganze librige Sippe hat dagegen
trotz Wiedemann BB. XXVII^ 240 a kaum etwas mit lego gemeia.
diluvium: s. lavo.
dlmico^ -are „fechten, kampfen": ob als „nach alien Seiten
ausfahren** zu micdre „zucken, zappeln usw.", digitis micdre „Mora
spielen" (Stolz AflL. XIII, 112)? Dann in der Bed. von gr. biajiid-
X€(Jdai beeinfluSt, aus dem es aber (nach Keller Volkset. 124) am
ehesten direkt entlehnt ist, — Nicht als ^dis-macdre zu maotOy got.
mekeis ^Schwert" usw, (Frohde KZ. XIV, 454, wo gr. ludxea&ai
auszuscheiden ist), zumal mekeis auf idg. g weist.
234 dimiclius — discipuius,
dlmldiiis „ha]b'': '""dis-medios (Vanicek 207, Curtius 332).
dlo in suh d%o „unter lieiterem, freiem Himiuel'': zu dluSy
s. d,; suh dlu ist an diuy sub dlvo an dlviis angelehnt, das iiber-
haupt spater die Rolle von dms iibernahm (Solmsen Stud, 110 ff.,
bes. 113).
dims „grausig, grauenhaft, nnheilvoir^ (von Servius zu Aen. III?
235 auch als sabin. und umbr. Wort angefiihrt): zu Wz- ^duei-
„furchten^ in av. dvaeba „Bedrohung'', gn bei&uu ^furchte*', b€iv6i;
„furchtbar"; heikoc, „furchtsam'^ (b/'erwiesen durch korinth. A/eivia^
5eb./biKUJ(; Hes.^ geschrieben &ebpoiKiu(;, horn. Ihhexaevy heihxxxev
usw., richtiger ^b/€ia€V; beb/i^iev zu lesen) (Vanicek 127)^ ir, doel
„Schrecken'' (Fick 11*^, 158). dl-rii-s als „furchtbar" (vgl. darns
^horbar^' u. dgl.) mit Suff. -ro-y nicht mit r aus s zur ^-erweiterten
Wz. von ai. dvestiy dvisdti 5,hafit, feindet an'', av, dvaes-y tbaes-
„hassen*', vgl. zur lat. Bed* noch mp. bes 5,Leid, UnheiP* (z. B.
Uhlenbeck Ai. Wb. 134). — Urn des lat. d- willen ist nicbt eine
idg. Wzf. '^dei- neben ^duei- zu konstruieren, sondern nur diaiek-
tische Lautform anzunehmen (s. auch biennmm)^ wozu die Servius-
Notiz stimmt (Ernout EL dial. lat. 153 f.),
Zusammenhang mit ^^'dui- ^zwei'' (z. B. Uhlenbeck KZ. XL;
553; ai. dvis- ^Jiassen^ = ^entzweien"?) wird durch die Bed.
,,furchten'' der librigen Worte wenig empfohlen.
dis- untrennbare Partikel ^zer—''^ eigenthch „entzwei, ausein-
ander'' (s. Stolz AflL. XIII, 99 ff.): ==r as. afris. te-y ti-y ags. ^^^-^ ahd.
zi-, ze- (daraus jungeres zir- durch Verquickung von zi- und ir-^ s.
Rolffs „Goi diS' und du-^) ^auseinander, zer-^\ aus idg. '^dis-y vgl.
gr. bid (wohl nach \xexa aus *^bi<; erweitert, Brugmann KG. 478)
^ durch", eigentlich „zwischen durch ^ (mit Anlaut d-y nicht du- bei
Horn., s. Solmsen PBrB. XXVII, 361 ff.); auch got. dis- „auseinander''
ist nicht aus dem Lat. entlehnt (s. Loewe KZ. XL, 547 if.), sondern
nach Delbriick IF. XXI, 356 f., Meillet Msl. XV, 92, und Rolffs a. a. 0.
als vortonige Entwicklung aus His ^= lat. dis anzusehn, — Da-
neben (urspriingHcheres) '-^diUs (s. auch his) in got. ttvis „auseinander''
[fwisstandan „sich trennen"^), nhd. Zwist (Curtius 239, Vanicek 126),
auch ahd. zwis-hy -hi ,,zvviefach'\ in zwisken ^zwischen*' ; alb. ts-
z. B. in tsh'e2J „auftrennen" (Pedersen KZ, XXXVI, 321). Abieitungen
von ^^dui- „zwei" (s. biSy dtio)y wie vielleicht ai. dus-y gr. buq-
5,schlecht", arm. t- verneinendes Prafix, air. dtt- tadelndes Prafix,
got, Uiz-iverjcm ^schwergiaubig sein'', ahd. zur- „zer-^ von der ein-
facheren Stammform '^^diio-y '^^du- (v. Pianta I, 415).
DiS pater (gr. J)%tis)^ y^^ohn der Ops'", Ubersetzung von TTXoijtuliv,
also = dl{ve)s „reich^^ (Bechtel GGN. 1899, 195 f., Wissowa ReL 255 f.);
nicht nach Thurneysen KZ. XXXII, 558 f., Solmsen Stud. 116 umbr.
Form von IJiesjnter (u. di^ dei formell = lat. diem):
disciclium: eado.
diseipiihis ^Schuler": von ^'dis-cipio (Stowasser AflL. V, 289 f.,
Progr. Franz- Josef-Gymn, Vv^ien 1890, XVI f,) „nehme geistig auf%
Gegensatz praecipere „lehren^ == „etwas mit den Schlilern vor-
nehmen''^ praecep^tor ^Lehrer'' ; derselbe Gegensatz in nhd. ver-
nehmen : vor7ie'hmen. Aber nicht nach Stowasser speziell von einera
'^'discipere in der Bed. von disceptare „eine strittige Sache er6rtern'\
disco — dissipo. 235
trotz der Gleiclisetzung von discipuU mid Xurai im Sinne des Losens
Juristiseher Streitfragen bei Justinian.
Wegen des Suffixes nicht von disco ableitbar (Yanicek 117;
disci'pulus trotz Breal AflL, V, 579 nicht als „Sehiilerschar'' im
Suffixe nach manipiihis gebildet)* Doch hat discere die Begriffs-
entwicklung von discipiihis gewife begiinstigt.
disco, -ere^ didici piemen'': zu btbdaKOi, doceOy s. decet Nicht
als "^diC'Sco zu duere^ ursprgl. „zeigen, weisen" (wie engL to teach
Jehren"; Vanicek 117).
disertiones divisiones jpatrimoniorii^n inter consortes Paul. Fest.
51 ThdP. : aus ^dis-arti-oin) ^Trennung'' auf Grand von ^'ars Zu-
sammenfugung", vgL ars ^Kunsf* usw, und bes. ccrtdre^ gr, otpTueiv
5,zusammenfugen*'. Nicht nach Vanicek 93 zu herctimi ^Erbschaft".
disertus ^redegewandt" : aus '^'dissSrtuSy zu dis-sero.
dispalo, -are „auseinander streuen^ uberallhin verbreiten'' ; s,
lydlor.
dfepescos s. comxjesco.
# dissipo, -are ^auseinander werfen^ zerstreuen'^, insipo^ -ere
„liineinwerfen'S ohsipo^ -are „entgegensprengen (Wasser, um auf-
zufrischen)''^ sujyo^ -are „werfen^': wegen stqMre mit altem ii^ so
dafe das i der Zusammensetzungen aus ti {ii) vor Labial. Zu ab.
s^pati ^fundere'^, ras^2Mt^ ^dissipere*', ht. supti „scliwingen, schau-
keln, wiegen^, ab. svepiti se ^agitari'', sunqti ^effundere'', s^2}^
^Haufe'', syijati ^fundere'^, rasyxxiti 5,dissipare*' (Fick T^, 676, I^,
579, VgL auch Frohde BE. XXI, 329). Fraglich ist, ob dies idg.
'^snp>'^ ^'stiej)' eigentlich ^1cs-ux>y '^'ks-uep- ist und mit ai. vdpati
^wirft'' zusammengehSrt (Zupitza BB. XXV, 93 f.; dann auch gr.
KTUTioc; „drohnender Schlag"? Trautmann brieflich; nicht entscheidend
dagegen Sturtevant GL Phil. Ill, 435 f.); vgh dann zuni Anlaut
das flgde.
Nicht besser sieht man im it der Komposita altes i^ so dafi
stipdre das ii der Zusammensetzungen in u gewandelt hatte (de
Saussure MsL VII, 76, Stolz HG. I, 297; lautlich anfechtbar! stipo
auch trotz Frohde a. a. 0. nicht aus '"^slpo in haupttoniger Stellung,
s. dagegen Zupitza a. a, 0,) unter Ankniipfung an ai. ksipdti ,,wirft,
schleudert'^ cans. Mepdyatly hsiprd-h ^schneli*' (A. Kuhn KZ. IV, 23),
wozu vielleicht ahd. sib, ags. sife „Sieb" (Wood IF. XIII, 120; Sieben
durch Worfeln bewerkstelligt), poln. siexmc ^schiitteln'' und mit
^qseih' {: ^^qseq)-) ab. osibg. s§ „wende mich ab'', r. slbath ^werfen'',
sibkij „schneir, osibdth „abschlagen", osibattsja „sich irren^ (Zupitza
a. a. 0.)- Neben "qsei-p)') -&- steht '^sqeip- in gr. aKOiTroc;* f] eSoxrj
Tujv SuXuDv, ^qp' (Iiv €iaiv oi K^paiuoi Hes. (^Topferscheibe''?), aisL
sMfa^ ahd. sclba ^Scheibe*', mhd. scMben ^scheiben, rollend fort-
bewegen'' (Uhlenbeck Ai, Wb. s. v. hsipdtij Wood Mod. Phil. IV,
495 f.; s. auch unter cippus) und ''^siiei-p-^ -6- in ahd. sweifan
„schwingen, schweifeu^, av. xsviivra-y xsonvra- „schneir (Hiibsch-
mami KZ. XXVII, 107 f., Bartholomae IF. IX, 274), lat, vibrare
und den daselbst besprochenen Worten. Die Anlaute qs-y sq-y {s)u-
lassen sich unter qsii- oder squ- vereinigen, vgl. Kretschmer KZ.
XXXI, 419; em unsicherer Versuch, auch das obige ^{hs)ue2> unter
236 distinguo — dives,
einer Inlautsvariation , etwa "^'qsuexj- -^'^qsueip-^ anzuschliefien bei
Persson Wzerw. 192.
distinguo: s- ins tig o.
diu 5,bei Tage'': zu dies nsw. {z, B. Vanicek 124), und zwar
entweder nacli Solmsen Stud. 192 ff. der Lok. idg. '^dieui {^diouiy
^diouy diiX)y oder nach Osthoff IF. V, 284 dehnstufiger Lok. ^dilti.
Obwohl din in alterer Zeit nur in Verbindung mit noctu erscheint,
braucht es nicht nach J. Schmidt PI. 207 Neubildung nach noctu
(:ai. aktmt „bei Nacht'') zu sein; vielmehr ist altes diu nur bei An-
schiuS an noctii der Umgestaltung zum gewohnlichen die entgangen.
diurntis „taghch'' ist allerdings nach noctiirmis geschaffen.
diu flange'', diutinus flange dauernd", diutumtis ds.,
diutius^ diutius ^langer'' (vgl. zur Quantitatsfrage bes. Solmsen
Stud. 194ff.): am wahrscheinHchsten nach Sohnsen a. a. 0. aus
^du (noch in dudum^ s. d.) flange dauernd, lange" umgestaltet
nach dill „bei Tage" (auf Mitwirkung der Umstellung von ^'dmf o- zu
dmtO' darf man sich nicht mehr berufen, s. u.). — Abweichend sieht
Osthoff IF, V, 284 in diu einen Akk. der Raumerstreckung „die
Tage hindurch*^ wegen ai. ahhi dyun (neben dyuhhihy ilpa dyuhhih)
^im Laufe der Tage, lange Zeit'' zu dies usw.; ai. dyun == idg.
^diu-ns = ]at. 'hlius^ vor tonenden Konsonanten zu diu, das
wegen diH ^bei Tage'' zur Alleinherrschaft gekommen sei. Aber
einen idg. ace. pL ^'diuns gibt es nicht; ar. ^'diu-ns ist einzel-
sprachhche Neubildung nach dyubhth usw. — Ai.jyok „ lange", von
manchen als Prakritismus fur ^dyoh betrachtet und zu dydiihy dies
gestellt, gehort vielmehr zu ai. jw- ^leben", v/ie dei zu aevum (s.
Wackernagel Ai. Gr. § 140 a Anm.).
diutinus ist von diu abgeleitet nach crastinuSy ijvimotinusy
pristinus usw., vgl. zum Suffix ai. nutanah ^jetzig'^, divd-tanak
^taglich'' (mit dem diutinus nicht verglichen werden darf trotz
Johansson Beitr. 139), lit. dahaiHanas ^jetzig'' (Solmsen a. a. 0.,
Brugmann Grdr. P, 399). — Stowassers (Wb.) Erklarung aus diu
tenere als „lange anhaltend" ist ebenso ungliicklich wie die von
diuturnus als flange kreisend'' aus diU torn are,
diiito- in diutiuSy diuturnus (Endung nach diurnus) beruht
auf Jambenkiirzung in "^^diutilrnus (Skutsch Berl. Phil. Woch. 1895,
1335 a, Sommer IF. XI, 68 ff.), nicht nach Solmsen auf Umstellung
eines ^dUito-y die nicht rein lautlich sein konnte, aber audi nicht
durch Unterstiitzung von diu (aus ^^dioul) „bei Tage'^ begreiflich
wird; zudem wird eine Gdf. ^didto- (ware "^'duudto-y zu ^deua-y s.
du'dum) nicht mehr gestiitzt durch die von Foy Z. d. dt. morgenl.
Ges. L^ 130 f., KZ. XXXVI, 135 ff. beigebrachten ai. dmtd (sei ,,von
Alters her, vor Alters''), av. daihitd (sei „seit langem"), apr. duvitd-
tarnam (vielmehr duvitd^paranam) (sei „vor Alters"), weil die Bed.
dieser Worte nach Bartholomae IF. XXIII, 313 ff. anders zu be-
stimmen ist. dii4^4iiiSy -turnus auch kaum nach Osthoff a. a. 0. aus
^du'tiuSy -turnus nach diU umgestaltet, da u in einer ^j^a-Basis
nicht ohne Zwang anzunehmen ist.
dives^ 'itis (als Schnellsprechform dts^ dUis mit -^- aus -Ivi-)
„reich": = pal. des wenn ^dives", deti „*divitium^' d. h. ^divitias''
(v. Planta I, 146). Nach VaniCek 124, Hirt Abl. 99 usw. zu idg.
divido — dius, 237
^deieuo- ^glanzend*', dessen ital. Abkommlinge freilich sonst nur die
spez/Bed. ^Tag, Himmel, Gott*' {deus^ dies) zeigen. Bed. und
Form von dlvites spriclit daher fiir Breals MsL XV, 139 speziellere
Auffassung von divites = caelites^ von der dem Reichtum entgegen-
gebrachten naiven Bewunderung; allenfalls mag Anwendung von
dwus auch auf die KOnige mitgespielt haben, vgL zur Bed. dt. reich.
An die einfachere Wzf, ^deia- ^leuchten, glanzen^ anzukniipfen
ware beim Mangel eines lat. Suffixes -uet- nicht vorznziehen ; un-
glaublich ist mir Schraders Reallex. 666 Fassung „der rait den
G5ttern gehende"" {41-). Anders Liden Arm. St. 93: mit Suff. -uet-
Oder -wo^ (s. aber o.) zu ai. day ate usw. (s. daps\ die Wz. hat wohl
a-Vokalismus!) als „wer seinen Anteil, seinen Besitz haf.
dlvido^ -ere ^trennen, teilen'': u. uef a. pL ^partes**, vetic ^di-
vidito'' {""vef'tu), Biicheler Umbr. 39, lllff. und bei Osthoff IF. VI,
47; Brugmann Ber. der sachs. Ges, 1890^ 211, v. Planta I, 455, —
Zu ai. vindhdte „wird leer, hat Mangel an etwas"", viddhdh „durch-
bohrt, durchschossen^ (eigentlich „gespalten, auseinander getrennt'' ;
kaum dazu gn 6-iaT6<; ^Pfeil", liber das zuletzt ein Versuch bei
Jacobsohn Herm. XLIV, 93 a), vyadh- ^durchbohren", pras. vidhyati^
wie im Lat. auch mit der Bedeutungsentwicklung ^durch Isolierung
hervorheben, auszeichnen*^; caus. vyddhayatiy nirviddhah „auseinander
stehend^ voneinander getrennf", mdhura-h „getrennt, entfernt von,
ermangelnd'S vidhu-h ^vereinsamt", lat. vidua^ viduus samt Sippe^
lit. vidiis ^Mitte, Inneres, Inwendiges*", vidurys ^Mitte'' {„wozu man
durch Teilen kommt** ? freilich erinnert Zubaty^ lA, XXII, 60 an ein
ai., zwar unbelegtes^ viduh „die zwischen den beiden Erhohungen
auf der Stirn des Elefanten befindliche Gegend'') [Vanidek 282], ahd.
ur-wls „expulsus, entartet*'^ tvlsan ^meiden" (eigentlich „von sich
fern; getrennt halten"), urtveis perf. „subterfugi^, ahd. weiSy weiso
^Waise'' (Osthoff M. U. IV, 78 ff.; aber gn 6dv€io^ „fremd, aus-
landisch'' kaum als */todv€io<; hierher), Divlsus wohl nicht als
^uidh-so' in der Stammbildung mit grm. wlsan identisch (Brugmann
Grdr. P, 671), sondern - to -Ftc; s. noch vlto. — Idg. ^uidh-
^^trennen'* ist wohl aus *m- ^auseinander'' (s. vlginti) und '^dhe-
^setzen'' {s. facia) zusammengesetzt (Prellwitz Gr. Wb. ^ 113, 217I).
diYinus „g3ttlich": = o. deivinais „divinis''; zu detis^ divus\
IJber die Schnellsprechform dinus s. Solmsen Stud. 114
dius^ interdius „tags, untertags", perdius „tagsuber": Gen,
zu dies (vgl. lat. nox ^nachts*' aus ^noktes^ nhd. tags^ nachts; die
Verbindung interdius wie intervias „unterwegs") ; und zwar wohl
nach Solmsen Stud. 191 ff. mit spez, lat. Synkope (wie aes aus ^aios^
rus aus '^roiios) = ai. gen, divdh.
Dagegen J. Schmidt KZ. XXV, 59, Schulze KZ. XXVII, 546
vergleichen mit interdius ai. purve-j apare-dyuh „Tags zuvor, dar-
auf", u. zw. unter Auffassung als Lok. eines -^^-Stammes, was
Stolz IF. XVIII, 450 ff. durch die Annahme eines schwundstufigen
g. sg. ^diu'S ersetzt, so dafi die Synkope des Gen.-Vokals schon
ursprachlich ware. Mir steht die Ursprachlichkeit der ai. Formen
nicht fest; und lat. interdius setzt syntaktisch jedenfalls ein schon
adverbiell erstarrtes ''^'dius voraus, das auch als (^en. nicht ursprflng-
lich von inter regiert gew^esen sein kann.
238 dius — doleo.
dins 5,g6ttlich*' (vgL a^uch dlum „Himmelsraiim" bei Paul. Fest,
52ThdP., stib dlOy dlus FidiuSy Deadlay Casmiltts elites; zu
unterscheiden von dtvusl): nach Bucheler Rh. Mus. XXXVII, 644,
Fick 1 4, 67, 460, Solmsen Stud. 110 aus \Uvios {4ui- liber -ii- zu -l-)
= ai, divyd-hy dwia-hy gr. h\o<; {^'hxlxoc^. VgL bes. das substantivierte
dlum ^Himmelsraum" mit ai. divydni „die himmlischen Raume'*,
gr. e^ibc'a „heiterer Himmelsraum'S und s. detiSy dies usw. — NicM
nach Danielssoii Gr. Anm. I^ 16 als idg. '^dl-io- zur einfacheren Wz.
^deid' „leuchten^.
Diuturiia is. J at urn a.
(liYiis „gottlich, Golt'': s. deus. Fur Thurneysens, Verba auf
-io 42, KZ. XXVIII, 156, v. Plantas I, 173 i Herieilung von urit
"^dmo- aus ^diuio- (s. dessen Nachkommen vielmehr unter dms) durch
Epenthese bietet o, diiviiai keine Stutze raehr, s. Thurneysen lA.
IV, 38, V. Pianta II, 768, Solmsen Stud. 112.
do^ dare {ddfmtSy ddtiis) „gebeD^^, do(t)s „Gabe, Mitgift", r?o-
nuTU ^Geschenk'S sacer-doCtJs „Priester": vest, didet ^dat^, pal.
dida „det", u. dirsay derscty tefa „det", dirsans „dent"; o. dadid
conj. perf. (wohl '-'dad-dedid) „dediderit", dedey u. dede ^dedit'',
tefusty dirsust ^dederit" (Fut. II), vgl. lat. dedi; o. didest j^dabit''
usw. (s. V. Pianta passim)^ vgL lat, redddy ¥/enn aus red{t)dd; gr.
bibuJiLii „gebe^, bujpov ^Geschenk'S btUTivr), bibg, boai? „Gabe'* (aber
liber bdvo? n. ^Darlehen" s. auch unter dardanarius und daps), ai.
dddd-ti „er gibt'', av. dadaiti ds., ap. imp. daddttw; ai. ddtrd-m
^Gabe"; lit, duti ^{dumiy dudti) „geben^, lett. duty preuJ&. ddt dass.,
lit. dav^s ppa., dunis ^Gabe'S ab. dati 5,geben" {dainty dad^U)y dar^
^Gabe"", dan^b „Abgabe, Steuer''; cymr. dawn ^donum" (Gurtius 237,
Vanicek 215), arm. tur = gr. baipoV; eUi (= ai. d-dd-m) ^gab'',
ta-mh"^ 5, dam us", tarn „ich gebe" (Hiibschmann Arm. St. I, 52), alb,
hase (idg. '^dd-) „ich gab**, geg. hansy tosk. h&ns „Gabe'' (G. Meyer
BB. VIII, 188, Alb. Vi^b. 83).
VgL nocli bes, : lat. ddt or ^Geber"^ ai. ddtdy data {'-tar'')y gr.
bdjTUjp; borrip ds. ; ddtrlXy gr. boxeipa; ddtiis ^gegeben'' ;==
falisk. datu „ datum", vest, data 5,data", paL datas „datae od.
datas", = ai. dita-h ds., gr. boT6<; ds., mit tiefster Stufe "^-d-to-
in ai. d-t-tahy devd-t-tahy lat. Con sue (s, d.); lat. doSy -tis = ab.
dathy lit. dutis (?, s. Leskien Bild d. Nomina 554) „Gabe", ai.
ddti'Vdra-h „gerne verteilend, freigebig"^ havya-dati-h ,,die Opfer-
gabe besorgend, das Darbringen des Opfers"", av. dditis „Geben,
Schenken, Gewahrung", vgL auch gr. buuTl'-vri und h^q „Gabe",
und mit Ablaut lat. datiOy ai. diti-hy gr. bom? und noch
schwacher ai. hhaga-t'ti-h; s. noch donum und dtcimy wo uber
die Wzf. ^dou' {^doue-?).
doceo^ -ere „lehren": s. decet.
dodrans j,^/^ oder ^/i2 des as": aus ^^de-quadransy eigentlich ^ein
Viertel ab, ein Viertel v^eniger" ; vielleicht nach Corssen Ausspr. II ^^
370 f., Stolz HG, I, 99 liber '^'dequodranSy ^'ddqtc{o)drans? Eine Neu-
bildung ist dodra (wohl 6) 5,ein Trank aus neun Stoffen" bei
Auson.
doleo^ -ere „Schmerz empfinden", dolor y -oris ^^Schmerz" :
lett. deUt „qualen, martern" (Prellwitz BB. XXI, 162); Wz. ""del-y
dolium — clolo, 239
"^'del' ^behauen, spalten'' (s. dolare ^behauen", doHum „Fafe") in
Anwendung auf das Gefiihlsleben (Vanifiek 122, Prellwitz a, a. 0.,
Johansson de der. verb. 198 a 3), wie wohl auch gr. hdWev KaKOUpYeT
Hes.: lesb. Zd-h^Xoc, ^zerrissen*' (G. Meyer Gr.Gr.^ 80 f.), vgl. unser
„das Herz zerreifien'^.
, Nicht nach Fick BB. YIII, 203, Wb. I^ 404 zu lit. gelia ^es
schmerzt^, ahd. qtiellen ^qualen'' iisw.
dolium ^Fafe*": wie ab. dlijy g. dhve^ und dehva ,,Fal3", bulg.
delva „gro6er, irdener Topf ' zu dolare (Curtius 232, Vanicek 122);
aber ai. ddrvi-h, darvt „L6flfel'^ (Fick I *, 456) wohl zu bopu usvv.
(s. larix; Uhlehbeck Ai. Wb. s, v.).
dolOj zclre ^bearbeiten, behauen'', dolcihra „Hacke*': mit do-
Hum „ Fail's dolere „Schmerz empfinden" zu Wz, ^del-y ^dll-
5,spalten, behauen, auch kunstvoll behauen" in gr, baibdXXui „be-
arbeite kunstvoll", baibaXov ^Kunstwerk", ai. ddlati ^birst^ springt
auf, ddlayati „spaltet", ddlam „Stack, Teil,' Halfte, Blatf' (dazu
nach Liden Stud, zu ai. und \^\. Sprachgesch. 80 ff. auch ai. dandd-h
^Prilgel, Keule, Stab, Stock u.. dgl/ als ^abgespaltenes'', wie mndd.
toly tolle „Zweig", nndl. tol ^Kreisel" nach Ehrismann FBrB. XX, 59),
dali'h „Erdscholle*^ (Lex.), lit. dylii^ d\Ui „sich abnutzen", lett. deliiy
dilt ds., lit. dctlhSy slav. dolja^ apr. delUeis „Teir', aisL tcdga „das
Schneiden^', telgja „schneiden, schnitzen'', mhd. zelgey zelch ^Zweig"
(anders dariiber Solmsen FBrB. XXVII, 361 ff. wegen ahd. ziielgay
dessen zw aber wohl nach ztvig „Zweig^'; so jetzt auch Lewy FBrB .
XXXII, 148), lit. dalgis ^Sense*" (dazu nach Fick IP, 158 auch mir.
dluigim ,,scindo", und vielleicht nach van Wijk IF. XXIII, 367 ff.
ahd. 23-fiiiog usw. ^Pflug", wenn germ, tl- zu lol-y und — ? — gr.
YXa)xt'? „Spitze"), mhd. zol{T)y zolle 5,zylinderf6rmiges Stuck, Klotz,
Knebel", zol als LangenmaS 5,Zoll*^, is-zolJe ^Eiszapfen^^ (vgl. Curtius
232, Vanicek 122, Fick IIP, 120; dazu weiter nach Fick IP, 150:)
air; delb „Gestalt, Fovm'\ dolhtid „figmentum", diCjmw dehiy ncymr,
dehv „Bild, figura'', bret. deltc; nach Liden a. a. 0. u, a. auch air.
fO'ddlim ^ich trenne", s.covn. di-dcml „expers'^ (eher aber zu ab. c?^??.
„Teil% s. unter dapsy und bei Fick IP, 142), deil „Stab, Rute%
corn, dele „ antenna'' (anderes bei Fick IP, 149 f,); nach Scheftelowitz
BB. XXIX, 27f. auch arm. tai ^Einpragung, Eindruck, Zeichen, Vers",
taiem 5,prage ein, brenne ein", nach Pedersen KZ. XXXIX, 372 audi
arm. ifol^Reihe, Zeile" (vgl. auch dV Zahl unter dohcs^ Scheftelo-
witz a. a. 0.). Die langvokalische Wz. "^del- auf^er in lat. dolmni
noch klar in gr. biiXeojuai „zerstore" (Fick IIP, 120; s. auch deled).
Gr. b^\TO(;, kypr. bdXxoq .„Schreibtafer', das als „Spaltftache"
den Ubergang zur Bed, der tblgenden Worte vermittehi konnte,
ist vielmehr nach Solmsen Berl. PhiL Woch. 1906, 757 f. semit.
Lehnvfort. Wenig glaublich ist daher, dafi aisl. tjald „Zelt, Zelt-
haus, Teppich, Vorhang", ahd. nhd. Zelt (eigentlich „ausgespannte
Decke"), ags. ^^?^g/<:Z „Vorhang, Decke, Zelt" (die nicht nach Kluge
Wb. s. V. auf einem vulgarlat. tenda „Zelt" beruhen), sowie lit.
delna „flache Hand", ab. dlam^ russ. dial, dolonh (Fick IIP, 120
usw.; vgl. zur Bildung der slav. Worte bes. gr. boXuiv „kleines
Segel") ihre Bed, „ausgebreitete, ausgespannte Flache" aus „flach
gespalten u. dgl." entwickelt haben sollten; keinesfalls ist unter
MO dolo — doniinus.
einer ahnlichen Annahme cymr. dalen^ corn, deJen^ bret. delien
„Blatt'S air. duilen ds., galL TrejuntebouXa ^irevTdfpuXXov'' anzu-
reihen (s. unter folium).
DaJS '^del-y ^^deh aus ^^dd{iy ^teilen^ (s. daps) erweitert sei (s.
Fick II ^ 142, Prellwitz Wb.^ 68, M06, imd bes. Pedersen KZ.
XXXIX, 372, Wood Modern Laiigu. Notes XXI, 39, ax Nn 318),
ist ganz unsicher (s. aber dolus am Schlusse); ab. deh „Teil'^
(vvenn nicht mit idg, dh-) kann '^del-os oder ^dn-lo-s sein. —
S. noch dolus.
dolo, 'Onis „eine Art Stockdegen*^ : aus %v. h6\\})v „Stockdegen,
Dolch der Meuchelmorder" (Weise, Saalfeld); aus lat. dolo stammt
ndL dol ^Degenstock'', nhd. DolcJi usw. (Kluge Wb. s, v., Schrader
Reallex, 751; anders liber Dolch Mikkola BB. XXV, 74 f.). — Ebenso
ist dolOj -onis „das YordersegeP das gleichbedeutende gi\ boXiuv
(s. unter dolOy -are).
dolus „List, Tauschung": = o. dolom^ dolud^ ace. und abl.
^dolus^, gr, boXo? „FalIe, List"; dolosus 5,listig", gr. boXoeiq ds.
(Gurtius 237, VaniCek 122); aisL tal „Betrug% ahd. zdla „Nach-
stellung, Gefahrdung'' (Curtius a. a. 0.; Fick 1 4, 456) machen, weil
von ahd, zdlon^ zdlen ^wegreifien, rauben*^ nicht zu trennen, Hen-
titat unserer Wz. '^deh, '^del-y etwa „es worauf abgesehen haben,
worauf abzielen, berechnen'' mit der Sippe von dolOy -are (z. B. Pe-
dersen KZ, XXXIX, 372) sehr erwagenswert ; vgl. weiter nach Fick
BB. II, 209, Wb. P, 456 auch ahd, zala „Zahl'', ahd. zalon „zahlen,
rechnen, berechnen", zellen „zahlen, rechnen, sagen'', aisl. tal
„ZahI, Aufzahlung, Rede, Gesprach'S telja ^zahlen, erzahlen*^,
tala ^reden^ usw. (^berechnen^? oder nach Uhlenbeck Ai. Wb. 122
als „teilen'' und „mitteilen^ naher zu ai. ^r^Zaw „Teil", s. doldre^ ?);
dagegen got. gatilon „erzielen, erlangen"^^ ahd. zil „festgesetzter
Punkt, Ziel" usw. nach Uhlenbeck Got. Wb. 142 wie nhd. Zeile
ZM einer fWz., deren Vokalismus Pedersen KZ. XXXIX, 372 aus
der nach ihm auch in ^'d-el-j ^^d-el- weitergebildeten Wz. ^ddi- (s. do-
Idre) erklaren will. — Nicht einleuchtend liber dohis^ h6\o<;y tdl
Wood CL Phil, III, 75.
domicilium „Wohnsitz; Palast": zu domus; wohl nach Stolz
HG. I, 461 Weiterbiidung von ^domicula; kaum Zusammensetzung
mit einem zu celdre^ cella gehorigen '^celiom (Vanidek 314, Curtius
140) als ^Haus-raum"*,
domiims ^der Herr*": nicht als ^Bandiger'^ direkt zu domdre
(wie Curtius 232, VaniCek 117 u. a. wollen; vgL auch K5hm Altlat
Forsch. 162 f. 5 wonach ursprgl e^^uSy nicht dominus das Verhaltnis
gegenuber dem Sklaven bezeichnet), sondern nach Johansson GGA.
1890, 708 als „der im Hause seiende, wesenthch zum Hause ge-
horige'' Ableitung vom loc. ^domen eines neben domus „Haus''
stehenden en-Si. ^domen „Haus", der nach Danielsson Gramm, u.
et. Stud. I, 34 a 2 auch in gr. otbjLiGvi&G? • boOXai Et. M. {^n-dmen
^,im Hause") vorliegt; oder nach v. Bradke IF. IV, 85 eine Ableitung
vom St. idg, ^domo-s „Haus", wie ai. ddmunas- „zum Hause ge-
horig" vom Loc. des tc-St idg. ^'domu-s (auf den Solmsen Glotta I,
77 auch lat. dominus selbst zu beziehen fiir moglich halt).
domitus — domus. 241
doiiiitiis ^gezahmt, gebandigt" : = ai. dmnita-h d^,; mit anderer
Ablautstufe ai. danta-hy gr. d-bd|uaTO? ; s. domare. Uber da^j wohl
nur zufallig anklingende cymr. dafad ^Schaf vgl. lat, dama.
domitor „Bezahmer": == ai. damitd?''^ vgL audi gr. bjiiriTriP;
iravbajudxiup ; s, domare.
dome, -are „zahmen, bandigen^: ^domd-io == ai. damdydti „be-
zwingt, bewaltigt; beherrscht sich^, ahd, zamon „zahmen''; YgL ai.
ildmyati ^ist zahm, zahmt, bandigt", dantd-h usw. (vgl. domitus)
^gezahmt'S damd-h „bandigend"^ ddma-h ^Bandigung^'j damya-h ^zu
zahmen; m. Junger, noch zu zahmender Stier'' (s. aber auch dama;
gr. bdiuvr]!Lii; ba|uda) „bezwinge, bandige""; b|ur|T(>?^ dor. biuaxoc; „ge-
bandigt'', dbdiiaTo? „ungebandigt", biuaxia • bafxaarea Hes., otbiufilr)?
5,ungebandigt'', hixwq ^Sklave"; got. iisw. tamjany ahd. zemmen
^zahmen'', ahd. usw. zcmi „zabni''; mir. damncmn „bandige, zahme
(Pferde)^' (inf. damnad und domnad; nach Strachan Verbal-System
61 spielt wohl lautliche Vermischung mit damnaim aus lat. dmn-
nare mit; schwierig ist das ptc. dammainti mit seinem doppelten
mm), air. nidaim ^non patitur", pf. damair „passus est'', cymr, usw.
goddef „dulde" (aber cymr. dof^ bret doff ^zahm'S cymr. dofi
^zahmen "^^ acymr. dometic ^gezahmt^', ar-domaul „gelehrig" stammen
aus lat. domare^ Thurneysen) ; Curtius 232, Vanicek 117; liber die
weitern Beziehungen zu domus s. d.
domus^ 'US ^Haus'' beruht auf dem Zusammenfliefeen eines o-
und 1^-Stammes: vgl. (nach Curtius 234, Vanicek 117) gr. boiLioc;
^Haus''^ ai. ddma-h „Haus^, loc. dame ^im, zu Hause'' = lat. doml
(liber lit. namm s. Bezzenberger BB. XXI, 303 a, XXVI, 167 gegen
J. Schmidt PI. 221, Kretschmer KZ. XXXI, 406; mir. dom-, dctm-liaco
„ domus lapidum'' ist mit der Sache aus lat. domus libernommen,
Thurneysen; ebenso auf^-dam ^prodomus''); ab. domz ^Haus" (^^St.
= lat. domus y vgl. auch ai. ddmunas- „zum Hause gehorig"); da-
neben als Fortsetzer eines kons. St. ^do{m)^ g. ^dems gr. buj|ua
^Haus'^ (vielleicht auch gr. bOu nach J. Schmidt PL 221, Streitberg
IF. Ill, 331, wenn nicht eine zu lat. de gehorige alte Praep., s.
Bartholomae IF. I, 310; do = domtts bei Ennius, s. Heckmann IF.
XVIII, 318 f., ist Graecismus)^ heav:6r\]c;y hio'KOwa „Herr, Herrin''
{^'dems-p,; eine andere Auffassung s. unter hos]}es)y ai. pdtir ddn^
av. loc. dam, ^en. deng ^Haus'', arm. tuny g\ tan ^Haus'' (Hubsch-'
mann Arm. Stud. I, 53), gr. bd-rrebov {^diyi-p.) „Fu6boden, Erdboden''
(nach Bugge PBrB. XXI, 42 =) aisl. top „Platz fur Gebaude'' (vgl.
bes. J. Schmidt PL 221 ff. m. Lit., Kretschmer KZ. XXXI, 406), lit.
dlm'Sti'S ^Hof, Gut'' (eigentlich „Hof-, Haus-stelle", Mikkola BB.
XXV, 75, Bezzenberger BB. XXVI, 167), gr. bdju-ap, -apTO<;, aol.
b6|LiopTi<; ^Hausfrau*^ (als „des Hauses waltende" mit -ap aus V^(i)
zu ars nach Schulze KZ. XXVIII, 281, Schmidt PL 221 f.? oder mit
demselben -ap wie fiitap; also durchgefiihrtem r-St, s. Bezzenberger
BB. XXVII, 152 und vgL auch Benfey GGA. 1861, 140 und v. Bradke
IV, 85, deren Heranziehung auch von ai. ddra ^Gattin*" — anders
daruber Johansson IF. Ill, 229 ff., Wiedemann BB. XXVII, 217 f. —
und ddsd'h ^Sklave'^ aber abzulehnen ist, s. Bezzenberger a. a. 0.);
vgl. auch av. ddrndndm^ mdndm „Haus", gr. |Li€06-b!Liri ^Querbalken""
Walde, Etym. Worterbuch d. lat. Spraclie. 2. AuQ. 16
242 (lonicum — donum*
(eigentlich ^Mittelbau^), ai. mana-h ^Haus'' (vgl. Schmidt a. a. 0.,
V. Bradke GGA. 1890, 911). Reste eines St. domen- s. unter dominus.
ZugTunde liegt Wz. ^demd- ^bauen^ in gr. beiuuu ^baue*", ppp.
b€'b)ur]^evo?, ^Ob|LiaTO? (Find.) ^wohl gebauf", b^fjiat; „Gestalt, Form^
got. timrjan „erbauen, zimmern'', ahd. usw. ztmberen^ nhd. zimmern^
as. timhrony ags. timhrian ds., ahd. usw* zinibar „Bauholz, Hoizbau^
Wohnung, Zimmer*' (Curtius, Vanicek), mir. damna ^ Material ^ cymr.
defntjddy mbret, dajfnez ds. (Fick II ^ 141; tiber materies s. d,).
^Baiien'' aus ^znsammenliigen, passen*' (Holzbau!), vgL got. gatimem^
as. teman ^geziemen, passen'', ahd. zeman ^ziemen'' (Fick P, 66^
454: unwahrscheinlich Klu'ge Wb.^ s. v.).
Hierher auch domdre ^zahmeii, bandigen'S und zw. nicht als
Kaus. zu ^demd' ^fiigen'' als „sich fiigen machen", sondern vom
Begriffe „Haus*' aus als „domestizieren, ans Haus fesseln". Trotz
Fick IP, 123 f., Prellwitz Gn Wb. s. v. hoixoc;, Uhlenbeck Ai. Wb.
s. V. ddmah ist nicht umgekehrt von „unterwerfen^ zahmen'' als
Grdbed. auszugehn, so dafi h6}xoq usw. das ^ Qnterworfene, Bereich
der Gewalt des Hausherrn'', und „bauen'' erst aus pilaus'' sekundar
entwickelt ware.
domciini (altertiimlich; eine spate Spur bei A. Zingerie AflL. il,
604), donee, seit Lukrez anch donique ^so lange als, bis daJS, bis
endlich''^ aber auch ^dann*" (FauL Fest. 524 ThdP. ; auch die roman.
Fortsetzer weisen auf 5,dann, also''): auszugehn ist von ddnicum^
das sich von u. arnix^o nur im ersten Gliede unterscheidet ; wie
o. ne 2^on (mit ursprgL zum Hauptsatze geh5rigen ne) von 5,nicht
(erst in dem Zeitpunkte), wo'' zu „ehe'', ^bevor" entwickelt erscbeint^
ist auch ^ne quom in do-nicum {-com regelrecht aus ^quom, wahrend
in selbstandiger Stellung quom erneuert wurde), ar-nipo ursprgL
solches ^ehe, bevor", bezw. mit Betonung des Endpunktes der Er-
streckung „bis''; dieser Begriff ^bis" ist ebenso wie in lat adquoy
quoad^ 0. ad pud durch ad^ so in unserm Falle durch u. ar-^ lat.
do- (ahd. zuo) verstarkt; s. tiber letzteres unter de^ quando.
donee mit abgefallenem -om^ -urn (wie nihily non); donique
daraus durch analogische Einwirkung von denique (Brugmann IF.
XXIV, 85 f . ; die Negation ne sieht auch v. Planta II, 460 unter dem
Widerspruche Zimmermanns AflL. XI, 584 f, in unserm Worte);
s noch dune
Abweichend Thurneysen KZ. XXVII, 175, Buck Vok. 129:
doneque + um, Ablautform zu -em in idem (vielmehr = Hd-dem) ;
fiir doneque w^urde, von der Bed. ^dann" ausgehend (woraus ^bis"
und — wie bei dum — die relativ-konjunktionelle Bed*), bis auf den
Ablaut do- Identitat mit denique vermutet (vgl. bes. Persson IF.
II, 218 und Stolz HG. I, 338 m. Lit.); dagegen Zimmermann
AflL. V, 567 ff. (s. auch XV, 419 if,), Lindsay-Nohl 6991 zerlegen
donicum in ^do ^zu" 4- ne (wie in quandone^ russ. kudano)
+ conj. eum {quom); aus donecum sei durch falsche Zerlegung
donee cum^ donee und daraus nach nee : neque seit Lukrez auch
doneque geworden. — Eine Ubersicht der Deutungsversuche bei
Schmalz AflL. XI, 333 ff.
doiiTim ^Gabe, Geschenk": = o. <^^^n?^w „donum'' {duunated
„donavit'')5 vestin. dwio^ mars, dunom^ u. dunu ^donum", ai. ddndm
dormio — driingns. M3
ds., cymr. daivn ds., air, dan ^donum, ars, ingenium*' ; vgl. auch ab.
damk% ^donum, tributum'^, dant „Abgabe, Tribut" und mit Ablaut
alb. geg. hqne, tosk. hene ^Gabe''; s. do.
dormio J -ire ^schlafen"^: ab. (und urslav.) drematiy i\ dremath
^schlummern", gr. horn, ebpadov ^schlief' (pras. Kaxa-bapddvu) erst
seit Plato, daher die ap-Form vielleicht sekundar und ^bpadov «=
^edrmdhom nach Pedersen IF. II, 309, Zupitza KZ. XXXVI, 55), arm.
tartdm (redupl.) „addormentato, langsam^ (Pedersen KZ. XXXIX,
416); neben "^doreni' (dieser Ansatz nach Hirt Abl. 82) steht ein-
facheres ^dore- in ai, drdtiy drdyatiy -te ^schlaft'^, ni-drd „Schlaf,
schlafend'', nidrita-h „schlafend, eingeschlafen" (Gurtius 233, Vanicek
122). dormio nicht' nach W. Meyer KZ. XXVIII, 172 aus ""dm-dhmio
mit dem dh von gr. bapddvuu.
dorsum „Riicken, bes. von Lasttieren^ seltener Menschen; Berg-
rneken u. dgL^ : wohl nach Breal Msl. X, 5, Skutsch Rom. Jahresber. V;.
I, 70 = ^deorsum ^Herabgewandtes, Abschussiges'', vgL noch Skutsch
Berl. Phil Wochenschr. 4895, 1333 a.
Nicht Avahrscheinlicher als ^drtsom zu air. druim (pi. drom-
mann) „Rucken, Bergriicken'', cymr. trum ^Rucken"^ (urkelt. ^drot-
smen; Fick I^ 458, 11 \ 157).
Nicht zu ai. drsdty drsdd- „Felsen, Miihlstein*' und (doch s.
Ehrhch KZ. XXXIX, 56^ unter veru) gi\ att. heipdq^ kret. br|pd<;
(sei ^hepadh") ^Bergrucken^ Abhang" nach Gurtius 235^ Vanidek
121, Prellwitz Gr. Wb. s. v., da, abgesehen von der abliegenden
Bed. des ai. Wortes, eine fiir dorsum dabei anzusetzende Gdf.
^drS'SO-m audi formell nicht liberzeugt. — Noch anders Levy
P&B- XXXII, 149 a 1 (: ahd. m^^ .penis'*).
dos, dofis „Gabe, Mitgift'': s.do.
dossum „ dorsum'', dossudrms „mit dem Rucken tragend":
dorsum mit volkssprachlicher Assimilation von rs{s) zu ss.
draiicus „wer mit Mannern Unzucht treibt'': von gr. bpduu ge-
biidet (Weise^ Saalfeld). Ableitungsweise unklar.
drensOj -are ^Naturlaut der Schwane'' (Anth. lat.): gall. Wort,
vgl. mir. dresacht ^knarrendes oder quietschendes Gerausch^, zu ai.
dhrdnati ^tonf, gr. dpf|vo? ^Totenklage'^, nhd. drohnefiy hess.
drensen ^achzen'' usw., §• Fick II 4, 147, Prellwitz Gr. Wk s, v.
dv&pr|bu)v, Kluge Wb.^ s. v. Drohne.
drindro^ -are „Naturlaut des Wiesels"*: s. didintrio.
drino^ -onis „eine Art Fisch" (Plin. h. n* 32, 145): kelt? kaum
direkt vom Flufinamen Drinus.
drungus „ globus hostium, Schar'' (Veget., Vopisc): daraus
byzant bpouTTO? ,,eine Heeresabteilung bis zu 3000 Mann'', bpouy-
fdpio? „deren Befehlshaber** ; mir. drong „Schar'', abret. drogn
^coetus"^ stammen nach Vendryes De hib. voc. 136 ebenfalls aus
dem Lat. (oder direkt aus dem Germ.?). Das zugrunde liegende
germ. Wort setzt Loewe KZ. XXXIX, 274 ff. als ^prunga- „zu-
sammengedrangte Masse'' an unter Verbindung mit got. preihan^
ahd. dringaUy was in der Bed. wie im Nasal besser zutrifft als die
Verbindung mit got. driugan „Kriegsdienste tun'', gadrauhts „Krieg^,
ahd. usw. truht „Schar, Kriegsgefolge" (ahd, truhsU§go „Vorsitzer
des Gefolges, der auch fiir die Verpflegung zu sorgen hatte*', nhd.
16*
244 diibenus — dtico.
Truchsess), wozu lit. usw. drmJgas „Gefahrte", ab. drtigh ^Genosse,
Freund'^ (Diefenbach Or. enr. 321, Fick II ^ 157, Schade^ 961;
s. audi Wood Mod. FhiL V, 271 ff.).
dubenus apud antiquos dicebatur^ qui nunc domintis (Paul.
Fest. 47 ThdP. ; liber die vielleicht in duhenus zu bessernde GL
fluMus beauoTriq s. die Lit. im C. GL L. VI, 366) : wohl nach Breal
MsL VI, 261 und VaniCek 117 = dominus^ aber nicht mit tTbergang
von mn im synk. domnus liber mpn zu pn^ hn (lautlich unmogiich),
sondern durch Ferndiss. des ersten Nasals in die entsprechende
Media (Brugmann Rh. Mus. LXII, 636), ~ Also nicht galL Ursprungs
(: gall, DuhnO'Hx usw., air. domun ^Welt^, Gorssen Krit. Nachtr. 185^
vgL audi Fick II ^ 153, Uhlenbeck Got. Wb. 33, Pedersen KZ.
XXXIX, 353).
duMus „zweifelhaft, unschlussig^: im ersten Gliede du- „zwei'^
(s. diiOy his)j wie in du-plus^ -plex^ -pondiuSy -centiy u. tuplah
„ duplex "", dtcptirsus ,,bipedibus'', lett. du-celes (Endzelin BE. XXVII,
325) ^zweiradriger Wagen^ u. dgL; dies dii- ist aber (trotz idg. "^du-Sy
s. unter dis) wohl kein sehr alter Abkommling von duo- ^zwei'',
sondern nach der Stammsilbe von duo usw, einzelsprachlicli um-
gestaltetes '''dui (Bartholomae IF. XXIII, 44 f.), wie auch in u. dutiy
pali dutiy am ^zum zweitenmale". hius ist mehrdeutig: entweder
na,ch OsthoYl M. U. IV, 148, Pf. 432 zu Wz. *6M- ,sein^ (s. fuiy
fore) als 'hlu-bhu-iioSy Ygl. aL dbUva-h ^allem Sein widersprechend'',
u. diftoe ^bifidum, hi<pveq^'' (vgl. v. Planta I, 413), gr, bicpurj? „von
doppelter Bildung'^, (}v:ep(pvr\q ^liber die gewQhnliche Beschaffenheit
hinausgehend, ungewohnlich grofe'', vielleicht auch gr. UTtepcpiaAog,
lat. superbus ^libermiitig'', lat. probus (wenn nicht, wie folgt,
aufzufassen). — Oder, mir weniger wahrscheinlich, zu Wz, ^bhe-
„scheinen, glanzen'', s. fdmim (Prellwitz BB. XXII, lllff.; nocli
anders liber tiiepcpiakoq Prellwitz Wb.^). — Oder, nach demselben,
wegen ai. dvi-dha „zweifach, auf zwei Arten'' (vgL auch lett.
t&'d-s „ein solcher^' aus Ha-dho-s „von solcher Art, von solchem
Tun" u. dgL, Wz. ^dJie-y s. facto) aus ^'du-dh-ios? — Zur Bed.
„Zweifel'' vgL auch gr. hoir\y got. tweifis^ ahd. zwifaly nhd. Zweifel
(unter Mduum), Lat. dubito ist Iterativ zu altlat. dub at ^dubitat"^
(PauL Fest. 47 ThdP.).
dubiws ^Herr*' (?): s. dubenus.
duco^ -^r^ ^Ziehen, schleppen, anziehen; fiihren (mit sichzieben)**,
altlat, douco: = got. usw. tiuhan ^ziehen", ahd. ziohan ds.; gr.
bai-bOaaeabai • eXxeadai Hes. (Gurtius 135, Vanifiek 126), wozu alien-
falls (s. aber Boisacq Gr. Wb. 12) auch gr. dvbuKeajc; „eifrig, sorg-
faltig", beOK€i • cppovTiSei^ dbeuKri^ „schrecklich" {? aliquid in animo
trahere ^etwas liberlegen''? Prellwitz Gr. Wb. s. v., Lagercrantz KZ.
XXXV, 276 ff.) und wahrscheinlicber alb. nduk „rupfe, reifie die
Haare aus" (G. Meyer Alb. Wb. 301). S. auch duXy ductiOy
ducOy -are. Dazu aus dem Grm. u. a. ahd. zucchariy zucehen
^ziicken'', giziugon „bezeugen, erweisen", eigentlich „zur Gerichts-
verhandlung gezogen w^erden*' (Kluge Wb.^ 439, Meringer IF. XIX,
454), nhd. ZeugCy zeugen) mit Bedeutungsiibergang von ^ Ziehen^
(iber ,,producere'' zu „hervorbringen, zeugen" ahd. giziug ^Aus-
riistung, Gerat'', mhd, ziugeny nhd. erzeugeny Zeugy ags, toht „Zucht,
dtico — cludum. 245
Naclikommenschaft", team (zur Form s- u.) ^Nachkomnienschaft",
ndl. toom ^Brut'', und aii\ diiil {^dukU-) „Geschopf, Element'', did
C^duJclO') flSchopfer'^ (Fick 11^ 153). Dafe wegen B.hd. zotcm^ as. torn,
aisi. tmimr ^Zamn'', ags. team^ ndL toom (s. o.) die Wz, ais ^deuq--
anzusetzen sei (vgl. die Lit. bei Osthoff IF. V, 282, und Brugmann
Grdr. II, 164), ist nicht erwiesen; Hauma- vielmehr aus Hau^-ma-^
nicht "tati^u-ma-.
diicOj -are ^Anftihrer sein'' : = aisL toga^ ahd. zogon „ Ziehen",
ohne daS die Gleichnng in idg. Zeit zuriickreichte, da ducdre spez.
lat. Ableitung von dux ist, s. d. mid dtieo.
ductio^ 'Onis ^Ftihrmig'', diictim ^zugweise, in voUen Ziigen'' :
duett- =: got. us-tauhts „Vollendung, Vollkommenheit'', ags, tt/ht^
ahd zuht^ nhd, Zucht; zu duco.
dMiim flange schon, langst, vor geraumer Zeit": tiber den
zweiten Teil s. dti^n; cUi- zn iat. durare ,,ausdauern, aushalten,
wahren", gr. hr\v (el. bdv Hes.) flange" (*b/av)^ hr\M „lange", bripov^
dor. botpov „lange", bodv ds., baov • TToXuxpoviov Hes. (Bnttmann
Ausfuhri. Sprachl. II 2, 44, weitere Lit. bei Osthoff IF. V, 280), ab.
da/ve ,,einst", davhm ^antiquus", slov. dcwi „kurz vorher, heute
fnih" (Bezzenberger BB. XII, 340, Fick P, 458, Prellwitz Gr. Wb.,
Solmsen Stud. 196)^ air. doe „langsam" (Meillet Rev. celt. XXIV,
170); arm. tevem „dauere, halte aus, halte stand, bleibe", tev „Aus-
dauer, Dauer", i tev „auf die Dauer, lange Zeit hindurch" (Osthoff
a. a. 0.), tok „ Dauer, Ausdauer" (zunachst aus Houoko-^ Liden Arm.
St. 114), nhd. zaudern (Prellw^itz a. a. 0.)- — Formell kann durare
als Denominativ eines 5-St. "^doiis (idg. '^deuos) „Weile, Dauer" be-
trachtet werden, der allenfalls auch in dudum (dann aus "^douz-dom)
voriiegen konnte (Osthoff a. a. 0. 288); doch ist besser altes du-
anzusetzen, v^as sowohl fur du-dtim das wahrscheinlichere ist v^egen
diu (s. d.), als auch fiir durare (dann auf "^du-ro- beruhend, vgi.
mit Ablaut gr. br]p6v). — dtidtim nicht nach Radford Gh Phil. Ill,
165 aus ^dm-dum,
Neben Wz. ""deim- (Hirt AbL 104): ""dau- mit dem Begriffe der
zeitlichen Erstreckung, der Dauer, hegt eine ahniiche Wz. mit
dem Begriffe des Vordringens oder Vorwartsliegens im Raume:
ai. durd'h „fern, weit", comp. ddvlydUy sup. ddvUtha-hy dutd-k
,,Bote, Abgesandter" (s. auch unter dautia), av. duroy' ditto ^ ap.
dura- „fern", ved. duvds- „vordringend, hinausstrebend", duva-
sand'h „in die Feme dringend, vorwarts eilend" (Bezzenberger,
Fick, Prellwitz a, a. 0.), trans, av. dew- „forttreiben, fortreifien"
(Bartholomae Airan. Wb. 688) deren Identitat mit unserer nur
auf zeitHche Erstreckung begrenzten Sippe ganz unsicher ist
(Osthoff a. a. 0.), zumal zu duvasandh usw. wohl nach Fick und
Prellwitz auch md, zuwen ^sioh voranbe wegen, wegziehen, sich
hinbegeben", mhd, usw. zouwen „eilen, etwas beeilen, vonstatten-
gehn, gelingen", mhd. zomvic ^riihrig, tatig", ahd. zaiven „von-
stattengehn, gelingen", got, taujan „machen" (ursprgl. also „vor-
Y/arts bringen, von der Stelle bringen"), aisl. t0jay tyja „tun,
machen, helfen, nutzen", urn. tawido „ich machte, verfertigte",
ahd. zouivitun „exercebant" (s. weiteres germ, bei Trautmann
Germ. Lautges. 27 f.) und nach Brugmann IF. XIX, 386 ff. auch
^46 duellum — dumus.
gr. boOXo.; „SkIave'' (,*regsam, tatig") gehSren. Gr. beOouai
„entbehre, bleibe hinter etwas zuruck", att. biomh ^^T \x€. Twoq^
heijrepoq^ beijxaxoc, sind vielmehr zu ai. dosa-k „ Mangel" zu
stellen (so jetzt auch Brugmann Gr. Gr.^ 277; Lit. bei Osthofl:
a. a. 0.; weiteres bei Wood Mod. Lang. Notes XVI, 17, XXII,
121, Holthausen JF. XX, 324).
duellum, altere Form fur helium, s. d.
dnim, duis usw. ^dem, des" (Belege bei Lindsay-Nohl 592):
zur Wz. von dare, we u. pur-dovitu ..porricito", purtuvies
„porricies« (usw., vgl. v.Plantall, 752, Thulin Rh. Mus. LXIII, 259,
und s. unter daps), gr. boJ^ivm, boOvai, ai. davdne „zu seben",
daddu „habe gegeben", lit. dovanco „Gabe", daviau „icli gab", ab.
davati (eine der Musterformen fur die Iterative auf -vati), vgl. aiiSer
Curtius 237, Vanicek 116 bes. Darmesteter De conj. latini verbi
dare 26 ff., Bechtel GGN. 1888, 409, Fick I^ 70, 459, Bronisch e-
und »-Voc. 109, Wiedemann Lit. Praet. 41 ff., 97, der von *<?d«- als
der ursprgl. Form der Wz. ausgeht, Brugmann Grdr. II, 605 f.,
1138, V. Planta II, 252, Hirt IF. XXI, 169 ff., der *^ow- als Ablaut
zu alterm ^doue- betrachten m5chte (s. auch bonus).
Sehr unsicher ist Zugehorigkeit von dautia, s. d.; ein av.
duie „geben" gibt es nicht (vgl. Bartholomae IF. I, 495 a 3). —
Dieselbe w-Form auch in |jerc?w«w zu perdo, creduam zu credo
u. dgl. (ursprgl. idg. ""dhe- enthaltend), bewirkt durch das lat. Zu-
sammenflieBen von ""do- und '^-dhe- in Zusammensetzungen.
dulcis ^siig" : zu gr. tXukiji; „su6% ^XexiKoc, ^Most" (Vanicek
86, Curtius 358) mit gr. Wandel von dl- zu yX- (J. Schmidt KZ. XXV,
153; assimilierenden EinftuS des flgdn. h anzunehmen, scbeint un-
nStig); Hirts, Abl. 119, Basis *doleuk- {dulcis ware dann *dolucis)
ist abzulehnen, wenn nach Scheftelowitz BB. XXVIII, 290 arm. Jchaicr
„suB, angenehra" als ^dulJcu- anzureihen ist; gr. yXukO? dann iiiit
lu aus ul.
dnni „noch", als Konj. ^wahrend, indes, indem" : ursprgl. De-
monstrativ ^dann", vgl. etiamdum, inderdum, nondum, age-
dum (vgl. gr. ate bi^), quidum „wie so", primumdum „vor
ailem" usw.; daraus entwickelt sich die relativ-konjunktionelle Bed.
wie in donee, vgl. dummodo, dumne, duntaxat (vgl. noch
Schmalz AflL. XI, 337 ff.). — Zum Pron.-St. *^o in de, denique,
donique; Gdf. "^dom, vgl. die osk. Identitatspartikel -dum in is-
i'dum „idem% wenn so zu trennen (s. Buck Gramm. 147; wohl
vielmehr is-id-um); Lit. bei v. Planta II, 465 f., Osthoff IF. V, 288,
vgl. noch bes. Persson IF. II, 221 ; mit Lindsay-Nohl 698 f. an alte&
*du-m von einem Parallelstamme *du- zu denken, liegt keine Ver-
anlassung vor.
dumus „Gestrupp, dicht verwaehsener hoher Strauch", altlat.
dusmo in loco Paul. Fest. 47 ThdP.: ir. doss „Busch" {*du8to-,
Stokes BB. XXI, 128; alternativ Fick III 4, 216); wohl weiter zu
mhd. zusach ^Gestrupp", ahd. erzusen, zirzuson, nhd. zausen (Fr5hde
BB. XVI, 209, Osthoff MU. V, 74). -- Mcht iiberzeugend EhrHch
KZ. XLI, 287: als *dul^smo8 zu lit. dausiii nStoi^e", ahd. ztvangon
^anstacheln".
dune — durus. 247
dune auf Inschriften der Kaiserzeit, nachgewiesen von Zimmer-
mann AflL. V, 571 als volkstiimlich = ^donee^ dum^ : entweder
synkopiert aus donee (Brugmann Grdr. P, 143) oder aus ^dum-que
(Skutsch Forsch, z. lat. Gv. I, 152, Stolz HG. L 338).
duntaxat „genau genommen, nacli richtigem Maie'' (vgL zur
Bed. Wolfflin AflL. IV, 325): eigentlich ^indem man die Sache
genau abschatzt", dum-^-taxat^ conj. zu HaxOy -ercy das zu tayigo^
me viso zu video usw, (Breal MsL V, 36, ahnlich Vanicek 325).
duo ^zwei'': \x.tiiva neutr. ^duo*', tuveSy dtiir ^duobus'', dur
masc, „duo^, ttvf „duas^; gr. h\)\x) biJO; b(/')ib-beKa; ai. dvd{u)y
dtivd{%i) m.; dvcy duvef.^ n, ^zwei''; air. daUy da m., dl f., cymr. dau
m., dwy f. ; got. twai^ UvoSy twdj aisL tveivy^tvmrj tvaUy ^^s.Uvegen^
twciy tU; ahd. zwmey zwoy zweiy lit. du {^dvu) m., dv\ ^dve) f. ; ab.
d^vay dva m,, d^vey dve f. (Vanicek 126 f., Curtius 239), alb. diiy di
^zwei" (G, Meyer BB. VIII, 188, Alb. Wb. 78); uber arm. erhu s.
Brugmann Grdr. II, 469, Pedersen KZ. XXXIX, 398. Zur Flexion
und zur Stammbildung der Ableitungen ygl, bes, Meringer KZ.
XXVIII, 234 ff., Brugmann Distrib. 55 ff, — Giottogonische Speku-
lationen bei Stewart BB. XXX, 234 ff., v. Blankenstein IF. XXI, 110.
— Weiteres s. unter hiSy diSy h%niy dubitcs.
duodecim, duodecimus „zwolf, zwolfter"" : = ai. dvddagay dva-
dagama-hy av. dvadasccy gr. buObbeKa^ bibbeKa; u. desenduf.
duonus^ altere Form von ho^iitSy s. d.
dnpiex^ -ids ^doppelt": = u. tii-i^lah ds. ; gr. bitrXat; -aKoq
ds. tlber d^i* s. dubius; das zweite Glied wegen u. -'j^lak als ^Schlag''
= „mal" zu i^langOy j-)Za^a (Fick 1% 486; Brugmann IF. VI, 96),
nicht zu plieOy i)lecto (Curtius 165). — Dafi sich dasselbe "^plah-o
^schlage" auch in aj^pUcdre in dessen Bed. ^navigia adpellere,
admovere*' einmenge, ist nicht anzunehmen notig.
dupllis ^zweifach, doppelt'': := u. dtij^la ^duplas*', ttcj^ler
^duplis*'; gr. biTrX6o<; „zweifach''; das zweite Glied (auch in sim-
pluSy tri'pltis) zu Wz. -pel- ^fallen '^, die, z. T. erweitert, auch
in got. Uvei-fi-s „Zweifel", got* ain-falfs ^einfach^, ahd. zivifalt
^zweifach*", gr. bmXdaioq; biiTa\T0<; ds. wiederkehrt, ygl. auch ai.
puta-h ^Faite", got. falpmiy alb. paVe ^Falte usw/ (G. Meyer Alb.
Wb. 320), und von welcher vielleicht auch plioOy pie do eine
Erweiterung darstellt. Vgl. bes. J. Schmidt KZ. XVI, 430, Persson
Wzerw. 35.
dtiraciniis, -a^ -um „feine Trauben- oder Pfirsichart^ (sc. uva
usw.): wohl wegen besonders festen Fleisches benannt, dur us und
acinus ^hartbeerig" (Vanicek 127, vgl auch Keller Volkset. 232 ff.).
— Kaum Ableitung vom Namen der durch ihre Baumfriichte und
Trauben beruhmten pers. Stadt Durak (Lit. bei Stolz HG. I, 432)
oder (wegen -ino- noch eher) der griech. Stadt Byrrachmm (Keller
a. a. 0.)j mit Umwandlung von ^diiracmus zu duracmus {I steht
librigens nicht sicher) infolge der schon alten Verbindung mit durus
und acinus.
duro^ -are „dauern*': s. du-dti^n,
•diirus ^hart*": wohl nach Osthoff Par. I, 111 ff. dissimihert aus
^drurO'S, bezw. da die Ablautstufe u durch gr. bpu«; ^Eiche^, bp6-iu6<;
^Waldung'' nicht gestiitzt wird (so jetzt auch Stolz IF. XVIII,
248 dux — ebulum.
457 ff.), aus ^dreuros^ zu Wz. ^dereuo- ^Baum*' (s, larix); Gdbed.
^baumstark'', vgL ai. ddrm}d-h ^hart, rauh, streng'', aii\ dron y^fiv-
mus'^, ags. trum „fest, kraftig, gesund'S arm. tram ^fesf" {Bugge
Lyk, Stud. I, 72; '^drti-ra-mos^ mit altem Schwunde des ersten r^
trotz Scheftelowitz BB. XXIX, 27 mSglich, s, jetzt audi Pedersen
KZ. XL, 208), ab. s^drav^ {^-doruo-) ^gesund'^, lit. drutas^ driiUas
„ stark, fest'' (zu scheiden von d^^uktas)^ gr. bpoov • iaxupov. 'Apxeioi
Hes., air. derh (^deru-o) ^gewifs'^ u. a. ;,cymr. dir „hart, stark^
sicher"; bret. dir ^Stahl" sind wohl ebenso Lehnworte aus dem Lat.^
wie gewifs cyrar. dur „Stahr', mir. diir „hart, fest, sicher" (s. Er-
nauit Rev. celt XVI, 335 f., Loth ibd^ XVIII, 98, D'Arbois ibd,
XXII, 258; gall, 'durom ^Burg"" ist ein verschiedenes, zu -dunon
ds., air. (^t7n „Festung'', ags. tun „Umzaunung, Ortschaft'', engL^o?^?^^
nhd. Zaun gehoriges Wort mit der Gdbed. ^umfriedeter Ort'S kaum
nach Philipon Rev. celt. XXX, 73 ff. als ^diirom zu fores zu stellen^
s. d'Arbois ibd. 120). — Lit. auch liber abweichende Auffassungen
bei Osthoff a. a. 0.
dusmo: s. dumus.
duxj duds „Fuhrer": zum en-Si. erweitert in as. usw. herUogo^
ahd. heri'zogo ^Heerfiihrer", nhd, Herzog\ zu dueo.
E.
ebenus ^Ebenholz": aus gr. e^evog (z. B. Saalfeld), dieses aus
agypt. heben (Schrader Reallex. 148).
eMlantur ^mutilantur'' (C. GL L, V, 358, 9): richtiger evirantur
(Pokrj)wskij AflL. XV, 121 t).
ebriiis „trmiken^ : das erste Glied ist entweder e = ex im Sinne
von „iiberaus, sehr^' (Wharton Et. lat. s, v.; „uberaus weinvoll,
trunken''), oder allenfalls idg. -e- vvde in ai. a-dlrgha-h „etwas ver-
langert'', d-mlah ^sclivvarzlich (=: etwas schwarz)^, so dafe ebrlus
ursprgl. „ etwas trunken, angeheitert'' (Niedermann Melanges Meillet
98 f.); sobrius ^ntichtern" enthalt ^^soid)^ Nebenform zu se{dy
^ohne'', nach Wharton Et. lat. s. v., Stolz HG. I, 194, oder eher ^sue-
(vgl. sO'Cors) mit nach ebrius gedehntem so-; an ^'sua + ebrius ist
nicht zu denken. — Im zweiten Gliede mit Charisius Gr. L. I, 86^
16 K das spate bria „vas vinarium'' (das ilbrigens nicht Riick-
bildung aus ebrius^ sobrius sein v^ird) zu suchen, ist chronologisch
schwierig, s. Ribezzo Riv. di fiL XXXV, 79 ff.; dessen Herleitung
aus ^e{xym[e]rios zu merum „ungemischter Wein'' befriedigt nicht,
well sie zur Zeit der Wortbildung schon festes merum dieser Bed*
Yoraussetzt, wahrend Plautus noch vinum merum oder wenigstens
Beziehung auf vorhergehendes vinum fordert.
Unrichtig Fick 1 4, 363 {^eg'^- zu inguen)^ Ceci Rendiconti d,
R. Ace. de Lincei 1894 {ebrius aus sobrius riickgebildet, und
letzteres zu gr. aObcppuuv „besonnen" !).
ebulimij ebulns „Hollunder, Sambucus ebulus": der Bed. halber
ganz fraglich, ob als ^'edhlo- zu ab. jela, cech. jedla^ poln. jodia
„TanBe", apr. addle^ lit. egle^ lett. egle ds. (Niedermann Melanges
ebur — eccere. 249
Meillet 100); Mikkola IF. XXIII, 126 will miv. aicllen. „abies" (doch
s. zur Bed, — vielleicht ursprgL ^Brett''? — K. Meyer Contrib. s. v.
mit Lit.), corn, aidlen „sapin^, mbret. ezlen ds. anreihen.
Nicht zxk ahies (Vanicek 17).
ebur J 'Uris „Elfenbein'' : nach Schrader Reallex. 180 aus agypt.
dhy dbuy kopt. €poU; €pu „Elefant, Elfenbein", womit stainmverwandt
hebr. sen-ha-hbim ^Zahn der Elefanten, Elfenbein'' ; auch ai. ibha-k
^Elefant" (Freudenberger BB. XXV, 277 f. ; nicht nach Fick KZ.
XLII, 85 zu ydhhati) steht mit der semit. Sippe in Zusammenhang,
scheint aber eher selbst entlehnt, als die Quelle der semit, Worte
zu sein, s. noch Osthoff Par. I, 281 nnd Schrader a. a. 0. tiber
ecastor „beim Kastor*', edepol (oft epol iiberliefert) „beim
Pollux'', eiunOy equlrlne: vvohl eine hinweisende, bezw. versicliernde
Rufpartikel e!, die vielleicht rein interjektionell, vielleicht aber ein
ursprgL loc. sg. des Pron.-St. ejo (s. equidem^ enim) ist, + Vokativ
des Gottesnamens [pol Kiirzung von Pollux); die zweite Silbe von
edepoly die auch in ecastor usw. durch Synkope geschwunden sein
kann, scheint '^de = '^dee, Yoc, von dens (VaniCek 124, Bronisch i-
und 6-Vokale 184, vgL auch Keller Volkset 109) mit Volkalverkurzung
in 'de- infolge Tonanschlusses in der Enklise (und in edepol mit ^-
nach dem -e- der Mittelsilbe); nicht liberzeugend halt v. Grienberger
IF, XIX, 150 ede- iiir den Imper. von edo in der Bed. von da ^gib'',
da man eben einfaches da erwarten wiirde.
Neben ecastory ediusfldius stehendes mecastor^ mediusfidius (ace,
wg; 7nedy sc, juvet) kann, solange nicht der Schwund des m- gerecht-
fertigl wird, nicht als die Vorstufe von ecastor usw. gelten. Dafi
nach Speyer, Festbundel Boot 53 ff. ein {m)ed Apollo die Quelle von
edepol gewesen sei, ist wegen ecastor nicht glaublich.
ecce „da! sieh da!'': identisch mit dem ersten Glied von o.
ehkum ^item'' {eJck-tim „eben-so*^); ^ed (= u. er-ek ^^id*^, air. ed^ hed)y
Neutrum zu em (s. d.), + ce (Brugmann Dem. 33, Ber. d. sachs.
Ges. LX, 67).
Trotz ecquis aus etquis (fragend!) nicht aus et + ce {Birt AflL,
XV, 77), was eine Betonung „und da!'' voraussetzte, wahrend
ce sonst nirgends als hochtonig sicher steht (auch cedo „her da-
mit" ist ursprgL "^cedo „herzu").
Man dachte sonst noch u. a. an die Pronominalzs. ^e-ko-
^dieser" (o. ekak „hac" usw., s. ce\ mit Konsonantendoppelung
entweder wie in att-at aus ^at-at^ oder durch neuerlichen Antritt
von ce (vgL Lindsay-Nohl 708); dem ist bes. o. ekkum ebenso
ungiinstig, wie etwa einer Gdf. '^e-cey die in ein *g ^da!" (in
ecastor 'i) + ce zerfiele.
Unrichtig Stowasser Progr. Franz- Josef-Gymn. W^ien 1891,
S. XV ff. (aus gr. ^x^ entlehnt) und Bach Studemunds Stud. II,
387 ff. (zu oculus), VgL dagegen auch KOhler AflL, VIII, 221 f.;
noch andere Autfassungen verzeichnet Stolz Hdb. ^ 139 f.
cecum u. dgL aus ecce Vtom („hun-c*'), nicht aus ecce eum
(Lindsay-Nohl a. a. 0-, Bach a. a. 0.^ bes, 401).
eccere iurisjurandi esty ac si dicatur 2:>er Gerereniy tit ecastory
edepoh alii eccere pro ecce posittim accipitmt (Paul. Fest. 55 ThdP, ;
250
econes — egeo.
s- auch C. Gl. L. VI, 372; audi lit. belegt) : da die Anwendung als
Bekraftigungsformel ^gewiS, in der Tat^ aus der Anrufung ^bei
Gott" entwickelt sein kann (wobei ecce mitgewirkt haben mag)^ ist
Auffassung als „bei der Ceres'- (oder nach y. Grienberger IF. XIX,
150 „beim Gerus"?) wolil zutreffender als die Annahme, man habe
aus einern ecce re „wirklich in der Tat^ (Gorssen Beitr, z, it.
Sprachk. .43f.) erst durch, allenfalls gelehrte, Volksetymologie Ceres
herausgehort,
-re ist nicht nach Persson IF. II, 249 a 1 mit der Endung
von lit. mire „dort", ahd, cla-ra ^eo" zu vergieichen.
econes „sacerdotes rustic!" : unerklart, s.praeco.
ecqnis „wohl irgendeiner?", ecqui j,wohl irgendeiner", ec-
qiialis „wie wolil beschaffen", ecquando „(wann) wohl jemals'' :
aus et quis usw. (Dohring Jbb. f. cL Ph. 1890, 439 f. in Modifikation
von J. Schmidt KZ. XXII, 318 ff,; Birt AllL. XV, 76 ff. weist noch
Schreibungen etquis usw. nach).
edepol: s. ecastor.
edo^ -ere „essen" (die 2. 3. sg. es^ est^ inf. esse ist trotz der
rom. Grammatiker vielmehr mit e zu lesen, s. Vollmer Glotta I,
113 f.): o. edtcm „edere", u. ezariafy wenn ^escas" (dann "^edes-
dsians; v, Planta I, 392^ II, 403); ai. ddmi ^esse", adman- ^Speise,
Mahl"; gr. ehuj ^esse*", eoQiw ds. (unrichtig dariiber Hillebrandt
IF. V, 389)^ ^bribdj<; „einer, der gegessen haf"; got. itan [at^ eUim
■=^ lat, edimiiSy ai. ddima^ vgl. auch lit, ed§s)^ ahd. usw. e^gan ^essen"*;
got. ccfetja ^libermafiig essender^^ ahd, ds „Speise", nhd. Aas^ ags.
ws „Aas" (kaum = lat. estcs^ idg- ^ed-to-^ sondern wohl ^ed-s-o-); ai.
emi estar „etsi non edif^ esse „esus"^ cyinv. esti^ ysu ^verschliugen'^
usw.; lit. edmi^ edu ^fresse'', B,h.Jmm ^esse^j jaMa^ jad^ ^Speise'^,
JasU „Krippe'' (Curtius 240^ Vanicek 11), arm, idem ^esse*^ (Htibsch-
mann Arm, Stud. I, 47). Ein Ptc. unserer Wz, ist wohl dens^ s. d,
Mit lat. inedia vgl. formell ai. ddyd-h „genie6bar'^^ aisL ^tr
^eSbar'^. edults ^eSbar^, aus ^edds-U-s (Prokowskij KZ. XXXV,
226 f.), vgL auch esca und helltcor. — Dafe idg. *^6?-; ^ed-
^essen" auf *^-, e-dd- „zu sich nehmen'' berulie, vermutet mich
nicht uberzeugend Brugmann Album Kern 31.
effafll(l)ato hracchio (Plant.; Paul. Fest. 59 ThdP., Gloss.)
,,exerto hracchio*', exfahillavero ^exeruero'': u. sufafiaf ^partes
exertas (hostiae)''? s. Ernout EL dial. lat. 155 m. Lit.
eiFero : gr. ^Kcpepuu.
eifetiis „was geboren hat; durch vieles Gebaren geschw^acht;
geschwacht" : s. fetus.
effigies: s. fin go.
effiitio^ -Ire ^herausplappern, schwatzen'^: s. unter con f Ufa.
effut(ici)iiss s. exfuto.
egeo^ -ere ^durftig sein. Mangel haben, darben^^ egestdSy ege-
nus (^egesnos): nach Bezzenberger-Fick BB, VI, 235, Fick Wb. IP,
26 zu aisl. ekla „ Mangel ''j ehla ^kaum'' ekkilly ehkja „Witwer,
Witwe'', nh.(i.ekor6do ^blofe, nur'', ekrodiy eccherode ^diinn, schwach''.
Hierher wohl auch o. egmo ^,res" (Bedeutungsentwicklung wie in gr,
Xpfiiua? V. Planta I, 381).
ego — elementum* 251
Nicht nach Wood Am. Journ. Phil. XXVII, 59 zu gr. (XfO(;
^Frevel'', ags. acan „Schmerz''.
Wegen des Vokalismus und Konsonantismus nicht nach
Vanicek 10, Fick 1% 163 (zweifelnd) zu gr. 'ax€via ^Mangel, Ar-
mut% 'dxnv „durftig% Kxeav-^ixn? ' ^^v)^; f]xf|V€? • Kevoi; ittuuxoi
Hes, (Lit. bei Hoffmann BB. XXVI, 135; s. inanis) oder (bezw.
nach Prellwitz^ 69: mid) zu av. azis „Gier"^ iztjeiti ^veiiangt'';
%m „Eifer"; ai. ihate „er strebt nach^ {S-dgh-? Bartholomae IF.
Y, 215 f.; doch s. auch Boisacq 107 a 1, Uiilenbeck PBrB.
XXX, 257),
ego flich*^ : gr. eyib{v), ai. ahdm^ av. az9m^ ap. adam^ got. ik^
aisl. eky ags. as. ic^ ahd. ih^ ihha^ alit. esz^ lit. asz^ lett, es^ apr. esy
US; ^h.jaz^^ az% {a unklar; s. Pedersen KZ. XXXVIII, 315 ff., Brug-
mann KG. 407), arm. es; z. B. Vani5ek 1,87.
tJber lat. gr. g, grm, Jc: ai. h s. Walde KZ. XXXIV, 504 m.
Lit, IF. XIX, 107, Kretschmer EinL 138; anders Brugmann Grdr,
1 2, 634, vgl auch Pedersen KZ. XXXVIII, 225 f. ; fiber den Aus-
gang von idg. ^ejom s. Schmidt KZ. XXXVI, 405 ff., vgl. auch
Brugmann Deni. 71.
egnla ,,eine Art Schwefer (Plinius) : unerklart.
ehem^ hem, Ausruf der freudigen Uberraschung, eheti^ hen
Ausruf der Klage, des Schmerzes, eho ^he, heda^: ahnhch ist ai.
dha^ ahdha^ ahe^ aho (Fick I^, 361), vgL auch nhd. ahci^ oho usw.
ei (liei) Ausruf des Schmerzes und der Klage, ejulo „laut
aufheulen, laut wehklagen": ahnlich mhd., nhd. ei; vgl. auch lat.
eia^ heia „ei der Tausend! heda'', das wohl kaum nach z. B. Saal-
feld aus gn eTa, elev ^wohlan'^ stammt; liber letzteres s. Prellwitz
Gr. Wb,^ s. V,, Brugmann Gr. Gr.^ 536.
einom: s. enim.
ejulo: s. eL
ejero: s. ^;^jf^ro.
elegans „wahlerisch, geschmackvoll, feingebildet*" : zu eligOy
vielleicht auf Gi^und von ^eligusy Stolz HG. I, 563.
elemeiitum „die primitivsten Bestandteile in den Korpern, im
Wort die Einzellaute, im Schriftbild die Buchstaben^ : ganz fraglich,
ob aus alimenUtm, bezw. alemenhmi durch Assimilation -des anl. Vokals
an den der Folgesilbe^ der seinerseits wieder fiir i nach dem e der
3. Silbe eingetreten sein mtiSte, „etwas, wodurch oder woraus ein
anderes erwachst, erwachsen ist** (so nach Vossius und Trendelen-
burg U[hhg] Das humanist. Gymn. 1906, 75 f., Birt AflL. XV, 153 ff.).
Denn der philosoph. Gharakter des Wortes, das bei dieser Annahme
eine Vokalassimilation voraussetzte^ deren Ursprung doch nur in der
gar nicht philosophischen, volkstiimlich-raschen Umgangssprache
gesucht werden konnte, und sein Auftreten erst bei Lukrez bleibt
sehr auffallig. Vielleicht liegt daher trotz des lat. Suffixes doch eher
nach Czerep AflL. XI, 583 f. hebr. aiXdju^ dXdiu, ^Xa|uio?, etwa „Tiir-
schwelle, Eingang** zugrunde, wenn auch Wblfflin (Red.-Note) da-
gegen das sonst spatere Eindringen hebraischer Fremdworte ein-
wendet.
Gegen Heindorfs zu Hor. Sat. I, 1, 26, Havets Msl. V, 44 ff.,
Wolfflins AflL. XI, 444 und Reiters, Progr. Gymn. Weinberge 1900,
elix — em,
Ableitung von LMN, v/eiche Buchstaben bei Zerlegniig des altlat.
Alphabets von zwanzig Buchstaben in zwei Reihen (aToixoi) die
zweite Reihe beganuen (eine Modifikation dieser Deutung lehnt
U[hlig] a. a. O, ab; elementum ware etwa „abc"), wendet Schuke Sitzb.
d. BerL Akad. 1904^ 779^ em, da^ die Namen dieser Buchstaben
in aiterer Zeit iiberhaupt nicht el^ em^ en gelantet haben, U[hlig]
a. a. 0. aufierdem, dafi die Buchstaben bei Varro stets litterae^
nicht elementa heiBen, so daS fur die Etymologie von elementum
nicht von der Bed. ^Buchstabe'' auszugehn ist. Ferner wfirde die
seltsame Benennung des Abe nach den Anfangsbuchstaben gerade
der zweiten Reihe nicht gentigend gestiitzt durch Niedermanns lA.
XVill, 77 Parallele von it. solfa ^Tonleiter'' aus (la) sol fa^ d. i.
drei riickwarts gelesenen Elementen aus der Mitte der Tonleiter uf^
rty miy ]% soly lay s% weil la (als Artikel empfunden) fiir die beim
Abwartssingen folgenden Tone soly fa die Auffassung als Subst. zu
la besonders nahelegte,
Nicht nach Diels (^ Elementum % 1899) als Ubersetzung von
aroixeiov (^Buchstabe'' und ^Element^) aus ^elepantum von eXeqpag,
^elienbeinerner Buchstabe'', da m nicht aus p erklarbar ist^
And ere Deutungsversuche bei Gurtius 356, Fick KZ. XXII, 384,
L. Meyer BB, 11; 86 ff. sind ebenso abzulehnen wie der unter
nihil erwahnte von Fay<
eliXj 4cls ^Graben zur Ableitung des Wassers aus Saatfeldern^ •
zu elicio (z. B. Forcellini), wenn auch Uqueo (Vanicek 237) in der
Bed. hereinspieit; vgL auch colUciae.
elixHS; s. Uqueo.
elogiiim ^Aussage, Ausspruch'' : aus gr. ^KeTeiov (Gurtius Ber*
d. sachs. Ges. 1864, 1 ff., Saalfeld usv/.)-
elucns y^elucum significat langttidmn ac semisonmumy vel ut alii
volunty alucinatorem et nugarum amatoremy sive haloneniy id est
hesterno vino languenfenty quod euuXov vocitant Graeci'^ (Paul. Fest*
53 ThdP,): wohl zu alitcinor (GelL 16, 12) init volksetymolog.
Umgestaitung nach e und liix (das kaum ursprunglich zugrunde
liegt) und allenfalls nach helluor.
em, iBi (altlat.j Paul. Fest. 54, 73 ThdPO ^eum": ace. von
is; em {em em altlat. „eundem") fiir im nach turrem fur turrim
(Lindsay-Nohl 503, Skutsch Glotta I, 306 f.) oder durch Einmischung
des mit dem Pron.-St. /- im Ital. im Austausch stehenden Pron,-St.
idg. ^ejOy s. e- quid em (Brugmann Dem. 33). Auch adv. em (PauL
Fest. 53 ThdP.); Hm (der Beleg des letzteren in selbstandiger Stellung
G. GL L. II, 75,36 jetzt allerdings als i[a]m gelesen, s, Radford GL
Phil. Ill; 166 a 2) ^tum"^, class, noch in inter-imy in-de, gebildet
wie tum^^ quom (s. bes. Brugmann IF, XV, 69 f.).
em „da, sieh da! dabinich!'' (zu unterscheiden y on hem y Aus-
ruf des Schreckens): nach Stowasser ZfoG. XLI, 1087, Skutsch Forsch.
z. lal. Gr. I, 57, AflL. XI, 429, Phil. LIX, 493 ff. (gegen Mauren^
brecher AfiL. XI, 579 ft) eigenthch Imperativ eme ^nimm, da hast
du**^, daher in der altesten Zeit nur mit Singularen verbunden und
vor Vokal nicht weiter ehdiert; Skutsch weist an der ietztgenannten
Stelle noch voiles eme nach.
emineo — emungo, 253
Nicht nach Ribbeck Beitr. z. Lehre von den lat, Partikeln
34 mid Kohler AflL, VI, 25, VIII, 221 ff. gleich dem ace. m. —
em ilhim wird ellum.
emineo, -ere ^heraus-, hervorragen" : s, mens.
emmiscor, ementus sum ^aussinnen, erdenken'': s. memini.
eminns ^von feme, in der Feme" : s. co7nminus.
emissarins : s. admissarius.
emo, -erey emij emptum ^nehmen (vgl. Skutsch AflL. XII, 207),
kaufen'^: o. pert-emest „perimet'', u. emanUir „emantur'S emps
^emptus^; air. air-ema „suscipiat^, airitiu ^acceptio'', air-fo-emim
^sumo^, coima = lat. coemat; lit, imu ^nehme" (prat, emlau: lat.
6me); apr. imt ^nehmen'', ab. jemljq ^nehme^, ma, j§U Jassen^
(Gurtius 323, Vanicek 19).
Neben idg, *^w- ^nehmen, fassen'' liegt bedeutungsverwandtes
^em- in ai. ydmati ^halt, halt znsammen'' (allerdings speziell
mittelst eines Ziigels oder Bandes, s. redimio)^ av. yam- ^halten,
fassen'' (nur Znsammensetzungen, s. Bartholomae Airan. Wb.
1262; yata- ^der jmd- zugewiesene Anteil, Besitz"), lett, >m^
^nehmen'' [n^emt Umbildung nach deutsch n^7^we>t? Wiedemann
BB. XXX, 216 a), die J. Schmidt Krit, 154 f. als *w>m-, d. i. Prat
*m + em-y mit grm. niman vereinigen wollte. Andererseits idg.
"^nem^- ^zuteilen, nehmen, zugeteiltes Land*" in ags, as. niman^
ahd. neman^ aisl. nema „ nehmen % gr. veuvj ^ telle aus'', vejuojixai
^teile mir zn, beniitze, geniefie, weide"", vd|uio? ^Weidetrift'',
yo\xr] ^Verteilung"", voixoc, ^Weide, Wohnsitz'', vojuo? ^Gesetz'',
vuJiLiduu „teile zu'', lat. nemus ^Hain'' (V, s. d.), numerics ^Zahl*",
deren Verkniipfung mit idg. "^em- in mehrfacher Weise versucht
wird: Osthoff Perf. 142 ff., IF. V, 321 (m. Lit.) stellt '%^n- ,zu-
teilen, sich ziiteilen, nehmen "" als Wz. auf nnd erklart ital. kelt.
em-y bsL im- aus %imdy alter ^nmo; Hirt Abl. 131 setzt "^'enemo-
als Basis an (wahrscheinlich, wenn anch nicht sicher, hatte aber
"^enmo lat. -emmo ergeben, vgl. auch J. Schmidt a. a. 0.,
Niedermann N. lb. f. kL Alt. IX, 1902, 402; man beachte auch
das alte Pf. emiy lit. emiau); am ehesten noch ware "^[eyne-m-o
ein Pras. mit 7^^-Suffix von Wz. "^eme- (Fick I ^, 363, Bezzenberger
GGA. 1896, 968). Es liegen aber wohl blofe Reimbildungen und
Bedeutungsangleichiangen vor. — emptus „genommen'' = ht.
imtaSy apr. imtSy ^h.j§to ds.
* emuBg'O, -ere „ansschneuzen'': xmimugil ,^Schleimfisch'',wtl cor
^Schimmer, mucus „Schleim'' zu idg. ^meuq-^ ^metig- ^Schleim,
nasser Schmntz'', verbal etw^a „sich ausschleimen'', vgl. gr. dtroiuuHK;
„das Schnenzen" (: e'muncti-o)y diroiuuaauu „schneuze, witzige, betriige",
fxuKxrip „Nase, Niistern'', ycbla ^Schleim, Nase'', iliOHudv, crjuOHuuv (idg.
Anlaut also z. T. ^w-?) ^Schleimfisch'' ; bit. mucc „Schwein*^, cymr.
moch ds. (Gurtius 162, Vanicek 222), aisL mugga „feiner Regen'',
norw. dial, mugge ^Schimmel*^, mugga „Feuchtigkeit*', aisl. myke
^Dunger", norw. dial, mauh ^Fliissigkeit'', nhd. dial, mauhig „ver-
fault\ matiheln „moderig riechen*' (Johansson PBrB. XV, 235; auch
got. muJca-modei „Sanftmut*', aisl. mjukr „weich^, engl. meeJc „sanft,
w^eich'^V doch eher aus dem Begriff des ^schmiegsamen'' entwickelt,
254 en — enim.
s. u.), sexh.muJcljiv ^feucht", cymv. mign ^Schimmei'' (Zupitza GiitL
136, 164).
Neben uiiserer Sippe steht eine lautgleiche der Bedeutnng
^sich an etwas anschmiegend daran vorbei streifen, an-, ab-
streifen'' in ai. mtlkti-h 5,L6sung, Befreiung, Aufgeben'', a-; prati-
muncdfi „zieht an, legt an (Kleidung)'', munedti „lost, befreit,
lafit Ids'*, lit. mukti ^entwischen'', mauTcUy smaukti „gieitend
streifen", smuTcti ^gleitend sinken, rntschen", iett mukt „sich ab-
losen'', maukt ^sti'eifen'^, ab. smycati „schleppen, ziehen*', smykati
se^ mucati ^kriechen"; aisL smjuga „durch etwas kriech en'' , ags.
smugan „kriechen**, mlid, smiegen „sich eng an etwas drucken,
sich zusammenziehen, ducken'',. nlid. schmiegen (Lit. bei Znpitza
Gutt. 138f.); obwohl ^schneuzen*^ als „die Nase abstreifen'' gefafit
werden kann, weisen doch die davon nicht zu trennenden Worte
fur „Schleim'' viel eher auf eine Gdbed. ^schliipfriges Zeug,
schliipfen'' (ob ursprtinglich von der Schnecke?), unter der beide
Gruppen trotz Fick P, 104, 520 vereinbar sind. Eine Bed*
^hineinschliipfen" noch in gr. luuxo*; „innerster Wink el'' (etwa
^Schlnpfwinkel"), ags. smygels „cuniculus'', ah. mijknqfi s§ „tran-
sire" usw,, Sivm. mxem „stecke hinein'' (Bngge KZ. XXXII, 20;
Zweifel bei Hiibschmann Arm. Gr. I, 475), vgl. Zupitza Gutt. 138.
en (s. Stowasser AflL. XII; 415, z. T, nach Ribbeck Beitr. z. L.
V. d. lat. Part. 34):
1. fragendes en: aus ^est-ne 5,ist es so? wirklich so?"; leitet
nur Fragesatze ein.
2. hortatives en^ ursprgl. nur in en age, erst bei Seneca auch
m inelpe^ en perage: vielleicht aus ^eis-ne :,gehst du? also mach
dich!"; en^ nicht Hn^ aus ^ein^ im Wortschlusse, wie non^ nicht
^nun^ aus "^noinlom]. Eher aber =
3. en „siehe da'' = gr. rjv ds. (Fick 1% 6, 366; Lindsay-Nohl
708; unrichtig Breal Mem, soc. lingu. V, 340; trotz Stowasser a. a. 0.
nicht identisch mit em).
enectus ^erschopft'^: s. nex.
engibata^ -drum^ richtiger angohatacy s. d,
eniiii „denn, namlich'', alat. nur bekraftigende Part, ^furwahr''
(Langen Beitr, z. Krit. u. ErkL des Plaut. 262 ff.); wie class, enim-
vera: wie ai. and ^denn'' und ^gewifi" zum Pron.-St.^idg. ^no-y ^eno-
(vielleicht ^- + >^^-); ^ono- „jener'' in ai. instr, sg. anenay andydy av»
ana-y lit andsy ails ^Jener*', ab. om ^jener, er'', arm. -n Artikel,
gr. ivx] ^der dritte Tag'' (,jener Tag"), vgL bes. Solmsen KZ. XXXI,
473, Persson IF. II, 199. Lat. enim ist nach der ^'-DekL gebildeter
ace. (Skutsch Glotta I, 318 f., wie ahnlich schon Brugmann IF. XV,
70; nicht Instr. nach Hirt IK I, 26 ffi, Reichelt BB. XXV, 233) -=
o. inimy inim ^et", u. eine 5,et", enem ^tum", gegeniiber dem ace.
vom o-St. palign. inom ^et", u. i^ium-ky inum-eky enum-eky enomy
ennom ^tum''; der Vokalismus e : i der ersten Silbe dieser Formen
zwingt weder auf ^eno- (Dehnstufe zu enim)^ noch auf Hno- zu
rekurrieren (s. Buck Voc. 45 ff. und bes. Gramm. 150; Brugmann
KG. 618, Dem. 120), in welch letzterem Falle Zusammensetzung
aus */- (: lat. iSy id usw.) + -^^<^" anzunehmen ware, sondern beruht
auf Geschlossenwerden des anL ursprgl. e in durch Enklise ton*
enocilis — eo. :255
schwacher Stellung (wie bei o. ist ^est'' und ip^ wenn = Im).
Auf einom der Duenosinschrift, ^igitur" oder „et**; ist kein Gewicht
zu legen (s. noch Kretschmer ZfoG. LVII, 498).
Unrichtig liber enim Stowasser AflL. Xll^ 417 ff. {^en-erne
^nimm an*", wozu immo aus '^enemo 1, sg, sei) und Meringer IF.
XVI, 166 (in der Enklise veranderte Ablautform von dvo|ia,
nowen).
Znm St. no- gehoren noch u, a. lat. ne^ nae ^fiirwahr'' r^so**),
gr. vr\y vai versichernde Partikel, ai, nana ^auf verschiedene Weise,
an versch. Orten, mannigfach'' (*„so und so""); ai. na ^gleichsam,
wie'' (hinter Subst.), lit. nei ^gleichsam, wie**, neiy neigiy ab, neze^
nego ^wie, als'' (nach Komparativen) ; ahd. na enklit. Part, in nega-
tiven Fragen, wozu wolil lat. ^ne in der Frage (Glockner AflL. XI,
491 f.); lat. quando^ne ^zu irgendwelcher Zeit^ qui-n „irgend-
wie" (verschieden von qul-n „so daB nicht'' und „warum nicht"),
vgl. auch ai. cand usw. unter cunque^ lit. ne-kurs ^ein gewisser^;
hervorhebendes, z. T. aber verblaMes^ ne in lat. ego-ne^ tu-ne^
thess. 6-v€ T,6he^ (: dY^-v)-]; Ta'-vrj; aisl./er-nn^ ^tibimet*'), la.t deni-
que^ sine (ursprgl. „si vero"), av. yab-na „wie^, ai. 2. sg. imp.
grhd-nd u. dgl., ai. vfnd ^ohne"*, lat. pone ^hinten*^ (s. d.); superne
„oberwarts, von obenher'', got. aftana usw.; lat. nem-'pe (s. auch
nemtit) „denn doch, doch ja, allerdings, natiirlich'' {nem-:no- wie
au-teyn:tO')y nam „denn, namlich'' (Bildung wie tarn, quam)^ auch
in quis-naniy quando-nam^ ubinam; s. noch 7iU7n{?).
enocilis y,'i^x^\v(;'' (s. C. Gl. L. VI, 389): aus gr. eyxeXvq (Weise,
Saalfeld).
enos: s. nos.
ensis „Schwert" : ^=^ ai. asi-h ^Schwert, Schlachtmesser", av. aiohu-
ds. ; da das Schwert keine Wurfwaffe ist, kann weitere Ankniipfung
an ai. asand „Wurfgescho6'', dstra-my „Geschofi, Wurfwaffe'', dsyati^
av. aiohyeiti „wirft. schleudert'' (Vanicek 33) nicht als sicher gelten ;
zu letzterm (idg. *ns-) mit Vollstufe "^ens- vielleicht av. qsta- m.
^Feindschaft, Verfolgung, Ha]&% wozu zunachst av. awra-^ g|)av.
angra- ^j^arg^ bcSse** aus hms-ra- oder '^as-ra- (Johansson IF. II, 26).
Beim Zurechtbestehen aller dieser Zusammenhange ware idg. ^ens-
etwa ^(in feindseliger Absicht) treffen''. — Gr. aop „ Schwert''
(L. Meyer Vgl. Gr. I^ 99) wohl zu deipuj ,hebe'' (Prellwitz Wb. \ ^
s. v., s. auch Boisacq s. v., und iiber arm. sur ^Schwert" auch Liden
Arm. St. 80 a 1).
eirnbro ^inhibenti'' Fest. 54 ThdP., eniher GL: s. inehrae
aves,
eOj ire ^gehn": eo aus ^eio; o. amfr-et ^ambiunt" {^-ent aus
-eienty v. Planta I, 210, II, 291); pal. eite = lat. ite\ u. ampr-etUy
-ehtu ^amb-ito" usw., enettc imp. = ^inito"^^ etti = ^^ito^'y eest^
est ^ibit" {'^eisetiy vgl. lat. ir^w^ oder ^eieseti) usw.; zu lat. Uare
(Frequentativ) = mir. ethaim ^gehe", gr. vtr\xipVy ittitiko? vgl. u.
etatUy etato „itate, itatote" {^ei-td'). — Ai. eti {imdhy ydnti), av.
aeitiy ap. aitiy „er geht", gr. elai ds. (elimi; ijixeV; la'ai), lit. eU{i)
ds. {eimly emu) = lat. it ds.; got. iddja ^ging^ (s. Lit. bei Traut-
mann Grm. Lautges. 48; ags, eode ist nicht damit identisch,
s. Sievers Zum ags. Vok. 52, Holthausen IF. XIV, 342, der ini
256 eo — e-quidem,
Positiven — zu ahd. tvatan xnii Augment e — aber nicht befriedigt;
ahd. gen^ gan^ ags. gan, aschw. adan* ga ^gehn'' wohl nicht aus
^ga-eimi^ wenn auch die von Streitberg IF. VI, 148 eingewendete
durative, nicht perfektive Bedeutung in der Verdunklung der Zn-
sammensetzung begriindet sein konnte, sondern zu ai. jdhati „ver-
lalBt% lat. heres nsw., Schnlze KZ. XXVII, 425, Brugmann IF. XV,
127 m. Lit.); ab. Mq^ iti ,,gehn'' (Gurtius 401, Vanicek 36); in etJia
„itum est'', aith-et ^evadunt'', cymr. toyf wenn = ei|ui usw, (Fick
II 4, 25; aber s. Stern ZfceltPh. Ill, 394 a 1); vgl. u. a. noch ai.
ema-h ^Gang'^^ gr. eiaid|ur| ^Eingang'^ (uber gr. oi.uo(; ^Streifen, Weg^
Bahn**, bes* bei Sommer Gr. Lautst. 29, s, aber unter via; liber gr.
oiVn „Lied'^ vgl. Osthoff BB. XXIV, 161 ff.)-
Eine weitergebildete Wz. *fa- in l^i.Janua „Ture", ai. yati
^er geht^, lit joti „reiten^, *ah. jachati ds. (Vanicek a. a. 0.),
rpir. ath (g. atho) „Furt" (Fick 11^, 222). — Vgl. noch lat. cir-
cum-itus usw., gr. d|uaH-iT6(; (s. bhoc;) „von Frachtwagen be-
fahren*', ai. dur-ita-hy av. cluz-ita- „schwer zuganglich'' ; lat.
exitium initittm, ai. ityd f. „Gang" (z. B. Fick I^, 358). S.
noch queo.
eo ^dahin, dazu" : s. is.
epi-rediiim „der Zugriemen bei der Kntsche" : ^iii + kelt. reda
^Wagen^' (s. liber letzteres Fick 11^ 228).
epulae^ -arum „die Speisen, Gerichte; reiches Mahl^: unsicherer
Herkiinft. An ein '^edo- (zu edo „esse^) + ^P^d. (zu plenus usw.
^Speisenfulle" ist ebensowenig zu denken wie an gr. diuirvri „Nah-
rung; Getreide'', o^itrvai ^Feldfrtichte'^, '0|UTrvia ^Demeter'', djUTrvioq
^zum Landbau gehorig"; die von ahd. uobo „Landbebauer" usw. (s*
ops und optis) nicht zu trennen sind (o-Vokalismus!).
e-quidem „allerdings, fiirwahr, in der Tat": man erklart ge-
w^ohnlich e als Loc. des Fron.-St. V/o- „da'', wie im Augment gr.
4."^ arm. e-^ ai. a-, in gr. ^-K€i ^dort", n. e-tanttCy o. e-tanto ^tanta^
(s. auch unter 6-mw), ai. a-sdu „er"; vgl. noch o, es-idum ^idem",
u. esttt (s. iste)y den ace. sg. lat. em (s. d,), emem (auch unter is)^
neutr. ^ed in u. ef-eky erse „id'' und lat. ecce aus '^ed-ke^
air. ed {hed) ^^es'^y ai. asmdi^ av. ahmdi „ihm'^; fem. ai. dhhydhy
av. d'hio „iis", ai. asydy got. iSy ahd. es gen. „seiner'S air. e ^er'',
Uy cymr. yy bret. ey he „sein" (= ai, asya) und ^ihr'' (= ai. asydh\
s. z. B. Stern ZfceltPh. V; 319); ein Loc. ^ei in ai. e-sd^ av. ae-sa ^der
da", u.-o. ^ei'SO' (wenn nicht eher auf Grund eines g. pL ^eisoniy s.
Brugmann Ber. d. sachs, Ges. LX, 49 m. Lit.; ist dann ein "^oisoniy
vgl. Hoisoniy nach ^eio- umgefarbt?), z. B. u. erti-ku „cuni eo",
o. eizois „iis"; s. noch eeteriy ecastOTy istCy erusy enim. Vgl.
Brugmann Grdr. II, 768, 804, Dem. 32f., KG. 401, wo auch An-
knilpfung von unus usw. versucht wird (doch s. d.), und am o.
gen. 0.).
e- kann aber auch nach V^^ackernagel Beitr. z. gr. Akzent 22
aus e- (versichernde Partikel, s. ecastor) gekurzt sein, oder nach
Skutsch Hermes XXXII, 94 ff., Jacobssohn Phil. LXVII, 325 a 1 aus
"^ego-qtiidem entstanden sein mit derselben Bed.-Entwicklung, die von
T^vri „du auch" zu 5,wahrlich" gefiihrt hat.
equirria — er. 257
eqiiirria (pi.) ^Pferderennen zu Ehren des Mars'': s. eqtius
und cur TO.
equisetuni ^iTiTroupi^; Pferdeschwanz, unser Schachtelhalm** :
e quits und saeta (seta).
equiis ^Pferd'': = si. dgva-h, av. aspo^ ap. asjja- ^Pferd*", gr.
iTTTTOc;, dial. ikko(;, air. ech^ gall, epo- (in Eporedicty Epona „miilionnm
dea** usw.), cymr. corn, ep ^Pferd", got. aiha- in aika-tundi „Dorn-
strauch" (etwa „Pferdezahn**), as. ehu-sTcalh „Pferdeknecht", ags. eohy
aisL jor „Pferd"; eqiia ^Stute'^ = ai. cigvay lit. aszvciy altlit eschtva
^Stute" (Gurtius 462, Vanicek 6).
Lat, eques^ 4Us ^Reiter" nach Hirt Hdb, d. gr. Laut- u. Formenl.
209 aus idg. "^ekuo-t-y woneben ein fem. Abstraktum ^ehwtd
^Reiterei'' in gr. mv:6Tr\q (mit dem es nicht nach Walter KZ, X,
194ff. ursprgL identisch ist, mit nachtraglicher flex, Umgestal-
tung nach den Zs. mit -tt „gehend''; vgL noch Frohde BB. VII,
99, und Brugmann Grdr. IP, I, 426, wonach auch e quit are trotz
Otto IF. XV, 46 nicht notwendig dieses Abstraktum voraussetzt ;
noch anders Meyer-Ltibke Lbl. f. germ, u, rom. Ph. 1906, 234) ; dayon
mit Suff. 4ri' equestris (darnach pedesUHs) Sommer IF. XI, 22,
Vendryes Msl. XIII, 386); liber eques in der angeblichen Bed.
,equus" s. Klotz AflL. XIV, 126 ff. — equmus ,Yom Pferde%
VgL apr. ciswinan [dadan) „Pferde(milch)''. — Vereinigung mit
der (langvokalischen!) Wz. von odor (Vanicek a. a. 0., Fick P, 8)
ist kaum moglich.
er, eris ^Igel"^ erlcius ds. (zur Quantitat der zweiten Silbe
s. Meyer-Lubke Wiener Stud. XVI, 317), erindcetis^ herinaceus
ds.: ursprgL ^her = gr. x^P; ¥^^* X^po<; :,Igel" (Curtius 200^
Vanicek 94 f.) und weiter zu Wz, ^gher-^ ^ghers- „starren, sich
strauben, borstig" in: m. hdrsate, hfsyati „wird starr, straubt sich,
schaudert, ist erregt, freut sich'', ai. zarstva- ^Stein'' (Fick 1^,435;
vgl. dazu bes. mars, Jierna ^saxa", v. Planta I, 439), gr. x^P^o?
^wiist, unfruchtbar", lat. horreOy hirsuttis^ hirtus^ his]}idus
5,rauh; struppig" (Vanicek 95), air. gm^by cymr. gartv ^rauh", bret.
garu „dur, cruel, rauh'' {^ghrsuo-y Fick IP, 107, Strachan KZ. XXXIII,
304, Foy IF. VI, 322), cjmr.^ga^ih „Vorgebirge, Berg% wozu auch
mhd. grdt „Bergrucken, Granne an den Ahren, Ruckgrat, Grate''
(Fick 11^, 107; Wzform. ^ghere-), ags. gorst „Stechginster^ (Uhlenbeck
PBrB. XXVI, 569; s. librigens auch hordeum)^ nhd. Gi^anne^ ahd.
grandy s.%s. gronu^ sisL grgn „Schnurrbart'' (Prellwitz Gn Wb.^ 354,
^502) und mh\ grend ^Schnurrbart'' (Kluge Wb. s. v, Granne; aber
trotz Zupitza Gutt. 202 f. nicht ahd. usw. graSy s. grdmen).
Unter einer Gdbed. „starr, starren", woraus z. T. „kratzig sein,
kratzen^ sind nach Johansson KZ. XXXIl, 470 a 2, Fick I^ 435,
II ^ 107, Prellwitz a. a. 0. anzuschliefien gr. x^P^t^^? ^Schrtinde
an Handen und Fiifien", xipoXioc, „mit aufgesprungenen Gliedern^
(anders dariiber Ehrlich KZ. XXXIX, 568: mit x^V^^^^ov ^Frost-
beule'' — das vielmehr zu xwidv gehort und ^ hat, s. Jacobssohri
Phil. LXVII, 508 — zu Wz. ^gheis-y s. foedus; und Trautmann
Grm. Lautges. 13, s. unter Mra), xapdaow „spitze, kerbe, schneide
ein'', xctpdbpa ,,Rifi, Spalt", lit. zeriUy zerti ^scharren'', zarstyti
Walde, Etym. Worterbuch d, lat. Sprache, 2, Aufl. 17
era — erro.
^mehrfach scliarren" (s. auch hirudo ?). Gi\ xlpaboq „Ger6lI,
Kies'', x^P^?; -dho<; ds., x^PMot^J; -dbo? ^Kiesel, Schleuderstein*",
aber wohi trotz herna: zarstva- eher zu frendo, — Heranziehung
von hordemn usw, (Vaiiicek 95, Fick I^, 435, Prellwitz Gr. Wb.
s. V, Kpi) ist wegen des Gutturals von mp. diurtaJc^ arm. gari
^Gerste'' (Uhlenbeck Ai, Wb. s. v, hdrsate) schwierig, wenn
letztere nicht alte Entiehnungen sind. — Ganz unwahrscheinlich
V. Sabler KZ. XXXI, 275, Schrader Reallex. 398 {her, xnP
zu lit. eiyis^ nhd. Igel usw., s. unter anguiSy so daPa -er- Suffix
ware).
era: s, a era.
erga ursprgL ortlich ^gegentiber, gegen^, dann von der Ge-
sinnung ^gegen"" (mejst in freundlichem Sinne); „in Hinsicht auf ;
ergo prap. -pWegen"", absolut ^infolgedessen, also*', ergo Bius "^e rego
Oder *e rogo „aus der Richtung^ (vgl. zur Bed- ^von wegen '^}
(Vanicek 229, Ciardi-Dupre BB. XXVI, 193). erga ist eher nach
Breal MsL V, 342, Zimmermann Berb phil. Wochenschr. 1892, 546
Neubildung nach uUro : ultra usw,, als ursprgL *e rogd, *e regd.
Unrichtig Stowasser Wiener Stud. XI, 165 {ergo aus ^erogo
„ich frage'') und Keller Volkset. 141 (aus ^t. epTtu entlehnt),
Ergenna Eigenname eines etrusk. Haruspex bei Persius 2, 26,
nicht etrusk.-lat, Appellativum, s. Heraeus AflL. IX^ 595^ Schulze
Eigennamen 80.
ergo: s. erga.
erigo ^richte auf': = urk. "^ehs-rego 5,ste]ge hinauf*' in mir.
eirgim^ cymr. eir{e)anf „ascendent^ (Fick 11% 26); s. ex und rego.
erneum ^Aschkuchen*' (Gato r, r, 81): nach Gato in einer hirnea
(„Asch'', d. i. „Backform'') zubereitet; {h)erneum also edit rOmische
Form, hirnea mit dial, -ir- fur -er-. — Nicht aus gr. opveov („von
der vogelahnlichen Gestalf, Weise, Saalfeld).
erro^ -are ^irren'': got. airzeiSy ahd* irri ^irre'', got. airzipa
„Irrtuin; Betrug'', ahd. irrida ds,, ahd, irr{e)dn „irren'' (Gurtius 556,
Vanicek 28); vielleicht zu ai. drsati ^flieM'' usw.^ s. orior und ros
und vgl. bes. gr, di|;oppO(; „ruckwarts gehend'', ctipoppov „zuruck,
wiederum", so dafe ^planlose Bewegung^ aus ^zerfliefeen'^ entwickelt
ware (Gurtius, Vani5ek a. a. 0., Fick 1% 364 f.),
Daneben mit der Bed. „gewalttatig, zornig'' ags. eorre, yrre^
as. irri ^zornig, erbitterf", ags. eorsiaUj yrsian ,, libel wollen"",
ai. irin- ^gewaltsam", irasydti „zurnt, will iibel, benimmt sich
gewalttatig'', irasyd ^das tJbelwollen''; %rsyd „Neid, Eifersucht'',
av. ardsyant- „neidisch, mifegiinstig**^ drdsi- „Neid"; ^i\^kpr\q „Gott
der Gewalttatigkeit", horn, dpeirj etwa „Schmahung'', du-rip€ia
„ gewalttatige^ feindselige Handlung, Bedrohung, MiShandlung",
dpn „Gewalttatigkeit%^ lett. (v. d. OstenjSacken IF. XXIII, 380)
erlgs ^argerlich, verdriefilich'', erestlha „Arger*', phryg. (Fick BB.
XXIX, 236) dpiidv ,Krieg^ arm. (Liden Arm. St. 83) her ,,Zorn,
Neid, Unwille, Hader", vielleicht auch (doch s* auch ^ra) ab.jar^
,^amarus, iratus*'; vgU zur Sippe Frohde BB. V; 270; XX, 186.
Die schon von Kretschmer KZ. XXXI, 384 betonte und bes.
durchs Germ, befiirwortete Zusammengehorigkeit beider Gruppen
stiitzt Liden a. a. 0* durch arm. efam „sieden, v/allen; in un-
enica — erYum. 259
ruhiger Bewegung sein; wimmeln, kribbeln; sich entziinden;
leidenschaftlich erregt sein; eifrig oder zornig werden oder sein^,
ef andn ^WBllenusw.; Erregung'', efandn mm^ti ^Kam])flusV und
z-efam „sich iimherbewegen, stark bewegt sein, schwimmen usw.;
erregt sein"; vgl. ziir Bed. auch gn duiiioc;: filmtcs.
eruca ^Koblraupe'' (in dieser Bed. auch ttraca); „herba Ve-
nerem incitans" (wohl „ Eruca sativa, wilde Rauke, Senfkohl"^ wie it.
riicheita) : unerklart* uruca scheint am ehesten aus eruea assimi-
liert, so dafi Anknupfung an tirvum als ^sich kriimmender Wurm''
auch lautlich nicht befriedigt. Aber auch kaum nach Bersu Gutt*
183 Rilckbildung aus einem ^'erUcdre ^ausrunzeln'' oder ^aus-
furchen'', zu ruga oder runcdre. Bei Forcellinis sachlich ansprechen-
der Anknupfung an erodere (etwa "^erodltlca) mtiSte -nc- durch Volks-
etymologie an Stelle von -occ* getreten sein, — Gegen Anknupfung
an er^ erinaceus als „rauhe^ borstige" spricht, daS gerade die Kohl-
i^aupe glatt ist.
erudio: s. rtidimentum.
erfigo, -ere ^ausriilpsen", ructo^ -are ^riilpsen, ausspeien''; zu
gr. epeuYoiuai ^speie aus, erbreche mich'', ^pupf^vu) „riilpse", ^pu^rj
^AufstoBen'^, ahd* it-rtcchen ^wiederkauen'', ags. rocettan „rulpsen''
(ob dazu nach Wood^ zuletzt Mod. Piiil. V, 277 f., auch ags. reocan,
aisl. rjuka „rauchen, dunsten, dampfen", ahd. riohhan „ds.; riechen,
einen Geruch empfinden'', ahd* usw. rouQijh 5,Rauch^ durch einen
Mittelbegrifif ^aushauchen"?), lit. ridugmi^ raugiti, rugiu „rulpse^,
ab. rygajq s§ ^rulpse'' (Gurtius 181 1^ VaniCek 241), arm. orcam
^erbreche mich, rulpse" {^07*ueam^ Hiibschmann Arm. Stud. J, 47,
Arm. Gr. I, 483; vgl. auch Brugmann Grdr, P^ 433); np. a-roy „das
Riilpsen'' (Horn Np. El. 5); vgl. noch ruminarey rugfre^
erus^ era „Herr, Herrin'' (richtiger als herus), altlat. esai ob
zu av. anhus ^Herr"^ (Lit bei J. Schmidt PL 78)? Doch s, auch
Bartholomae Airan. Wb. 281 ff. m. Lit., und fiber ai. dsura-h „mit
Wunderkraft versehen, libermenschlich^, av. ahuro ^Herr'^, ahuro
mazddy ap. aura-mazdah- ebd., sowie v. Bradke Z. d. m. Ges. XL;
347, Uhlenbeck Ai. Wb. s. v. Unsicher ist auch Zugehorigkeit
von gall. Esti- (in Eigennamen; Fick II ^ 43; von d'Arbois Rev,
celt. XX, 89 f, als esus = ^'eisos zu ai. isird-hy lat. Ira gestellt).
Sehr eigenartig Brugmann Ber, d. sachs. Ges. LX, 67 : erwachsen
aus redupL "^es-es zum ace. em-em vom Pron.-St. e^ der „Er"?
ervnm „eine Hulsenfrucht" : aus ^erouom^ "^eregumn oder '^ero*
guom: gr. opopoq m. (aus *€popoc nach gen. usw. opopoU; J. Schmidt
KZ, XXXII, 325), ^pe^ivdoc; n. ^Kichererbse'', ahd. araweig (s. zu
-^% Binz ZfdtPhil. XXXVIII, 371); nhd. Erhse, mndl. erwt, nd. Arwten
pi., aisl, ertr (Gurtius 343, Vanicek 24) ; das Grm. weist auf g^h^
das Griech. auf g^; lat. u ist zweideutig (vgl. auch Fick I^, 364).
Ankhngende Bezeichnungen sind gr. dpaKo^ „Art Hulsenfrucht^
(doch nicht direkt = ahd. aratveiz trotz Schrader Sprachvergl, ^
427, Reallex. 196 f.) und gr. XepivOioi • ^pePivdoi Hes. (Gurtius
a. a. 0.; doch letzteres zu lat. legtimen). Entlehnung der grm.
und lat.-gr. Worte aus einer gemeinsamen (osteuropaischen)
Quelle (Kluge Wb.^ 97, Hoops Waldb. 463 f.) ist wahrscheinlich.
17*
260 esca — ex.
e8ca ^Speise'': aus ^eds-qa, vgL lit, eskq (ace; m. oder f,?)
^Frafi, Aas"", zu edo (Vanigek 11), auf Grand des ^^-St. ^ed{e)S' in
lit. edes4s „Fra6'', ah. jasU „Krippe'', ahd. as „esca, Aas" ; s. auch
helluor. — esca ^Feuerschwamm, Zunder'' (erst seit dem IV. Jh*)
ist germ, (zu aiduU; aedes)^ s, Gundermann ZfdtWortf. VIII, 116 ff.
escitj escnnt = erit^ erant (XII Tfln., s. auch C. G. L. VI, 400):
gr. lOKe „er war''; Inchoativbildung zu esse.
esox^ 'Ocis „ein Fisch, wahrscheinlich der Hecht": kelt. Wort^
VgL air- eO; gen.iach^ cymv. ehawe^ eog, corn, ehocy hret. eok „Lachs''
(Fick IP, 43, Loth Rev, celt. XV, 99, XVII, 440), wozu moghcher-
weise nach Hirt IF. XXII, 69 f. nhd, Asche^ Asche, ahd. asco.
Esqiiiliae^ Exqiiiliae „der esquilinisclie Berg": ex und colo,
also ^Aufiensiedelung^ (Gorssen IP, 1024).
essednm^ esseda ^zweiradriger Wagen, von den Kelten als
Kriegswagen gebraucht*^ : gall. Wort {en = lat. in und sed- „sitzen''),
Fick 114, 29.
et 5,auch^ und": = u. et „et'^, pal. ef ds. (v. Planta I, 566,
II, 716), ai. usw. dti „daruber hinaus" (mindestens z. T. aber aus
idg. ^ati, s. at)y gr. ^xi „ds., noch*' (Vanicek 1, Cu.rtius 207 f.), phryg,
€Ti- (Fick BB. XXIX, 236); dazu wohl got, ip :,und, aber usw.*'^ id-
„ wider, zuriick'^, aisl. id-y ags. ed-, ahd. it-^ id-y ita- „wieder, zuriick''
(Prellwitz Gr, Wb. s. v. en; anders Kappus Ablativ 14 ff.); idg. ^^eti
^dariiber hinaus" viel eher Lok. eines Stammes et- (s, Meiilet Et.
155 ff.), als zum Pron.-St. "^e-jo-^ s. eqiiidem^ mit dem -ti von ^pos4i
usw.); s. noch at
etiaui „auch jetzt, 'bis jetzt, noch immer": et + iani (*,,und
bereits"); die Zusammenriickung braucht trotz Birt Rh. Mus, LI, 70 ff.
nicht schon auf Grund des altern ^eti erwachsen zu sein.
Etruria: s. ceterum.
eyallo^ -ere ^ausschwingen, ausworfeln^ enthulsen" : zu v alius
.Futterschwinge*' (Vanifiek 255, Solmsen KZ. XXXVII, 16 a 3). Nicht
zu gr. (./)€\uTpov ^Htilse'', lat. volvo usw., ai. urnoti ^verhiiilt,
bedeckt" (v. Planta I, 188, Horton-Smith Law of Thurn. 27),
ex ^aus"", daraus e^ vor d-^ m- usw., ec vor f- (vgL Stolz
HG. I, 124 m. Lit; ec und ex sind nicht gleich alte Formen, wenn
auch 'S in ex dasselbe Element ist, wie in d.ix(piq, abs neben djuqpi,
ab); o.-u. g- in o, ee stint ^exant*^, o. ehpeilatas-set „*expi-
latae sunt, sind aufgestellt^, eehiianasum „exhiandarum", u.
eheturstahmu ^exterminato", ehiieltii „jubeto'' usw. (s. bes. v. Planta
I, 208); gr. it (^k, ii) „aus", air, ess-y vortonig ass-^ cymr. eh-^
gall, ex' z. B. in exobnus ^furchtlos"" (Vanicek 9, Gurtius 383 f.), apr.
esse „von, von — an" (Berneker Pr. Spr. 289, s. auch Meiilet MsL
X, 141 f.). Sehr schwierig wegen des Vok. ist Heranziehung von
ab. i:^^^ iz-y is-y lit. \sz, apr. lett. is ^aus" (Gurtius, Vanicek, Fortu-
natov KZ. XXXVI, 35, s. auch Meiilet a. a. 0. und ibd. VIII, 296;
wohl vielmehr zu alb. i^ „hinter% G. Meyer Alb. Wb. 158, Brug-
mann K. G. 467 m. Lit.; oder letzteres aus dem Slav.?).
Idg. ^eghs wegen gr. la^axoc, (Brugmann a. a. 0.)? Oder ^egSy
zu dem trotz Thurneysen KZ. XXXVII; 427 nicht mit gh anzu-
setzenden lat. egeo (Bezzenberger bei Fick 11^, 26)? — S. noch
extertis.
exagium — exfati. 1261
exag^inni „das Wagen, Gewichf^: ex und ago^ ygl. zur Bed.
aglna „Schere an der Wage**, exigtmsy examen.
examen ^Bienenschwarm (ursprgL der zur Griindung eines
Slockes ausgefuhrte ; darin allgem, :) Schwann'' und ^Ztinglein an der
Wage, Priifung, Untersuchung^ : ex und ^agsmen (s. Sommer Hdb.
237 f.; kaum ^'dg-men — mit a wie ambages^ vgL bes. Osthoff
Pf. 115 — eher noch daraus geneuertes "^dgsmen); zu ago
(Vanic^ek 8).
exbnres exinteratas^ sive exhurae^ qtcae (M,; cjui ThdP.) ex-
hiberimty quasi epotae PauL Fest. 56 ThdP,, 79 M. : wenn richtig
liberliefert {s. M. zur Stelle; exuberes^)^ mSglicherweise nach Vanicek
178, Pick I^^, 408 zu hua'i oder als o.-u. Dialektwort zu vordre'i
(Ceci Rendic. d. Ace. dei Lincei 1894, 401, Ernout EL dial lat 157).
excello, -ere „rage hervor''; s, celsus,
excetra ^Schlange, u, zw, bes. die Lernaische Hydra" : griech.
Ursprung ist wegen der vorzugsweisen und wohl urspriinghchen
Anwendung gerade auf die Lernaische Hydra kaum abzuweisen;
doch ist weder Kellers (Volksetyni. 54) ^x^bva + ISebpa^ noch Sto-
wassers (Progr. d. Franz-Josef-Gymn, Wien 1891) ex (aus ^x^?) +
cetra^ noch auch Ronschs (BerL Phil. Wochenschr. 1886, 290 ff.)
^K'QKudpa = 'OTtepXiav aKudpd ^liberaus greulich^ glaubwiirdig. Im
ersten Gliede Stowasser folgend vermute ich ^XK ^^pcL (vgl. citrus
aus Kebpo<;).
Weise BB. VI, 233 verglich altlit. eschketras „Walfisch% lit.
erszhStras „Stor^, erszketris ^Walfisch" (mit r-Vorwegnahme aus
dem Suffix, wohl in Anlehnung an erszklUs „Dornstrauch"),
apr. esketres ^Stor'^ ab. jesetr^ „St6r" (unklar in seinem Ver-
haltnis zum Bait.), wobei excetra als Lehnwort aus vielleicht
nordostlicher Quelle etwa eigennamenartig irgendein sagenhaftes
Wasserungettim bezeichnet hatte.
excidiOj 'Onis „Zerst5rung'': zu excldOy caedo. Dagegen:
excidiiim „Zerst6rung" nebst discidium zu cadere (Stowasser
Progn d. Franz Josef-Gjann. in Wien 1891, S, XI), nicht zu scindere
(Vanicek 293).
excrementom ^kSrperliche Ausscheidung, bes. Kot*': ex und
cernOy vgl. auch mu seer da (Vanicek 313).
exeinplum ^Beispiel'': zu eximo (Vanicek 19); Gdf. ^ex-em-lom
mit Ubergang von ml zu m^^Z^ vgl. Solmsen KZ, XXXIV, 11, Peder-
sen KZ. XXXVI, 110 gegen Brugmann Grdr. 1 2, 370, Ber. d. sachs.
Ges. 1897, 23 f.
exfir piirg amentum. y unde adhuc manet suffitio Paul. Fest. 56
ThdP., zustimmend Vanicek 134; ex-fir eigentlich ^Ausraucherung"?
S. suffio.
exfttti effusi^ ut mertat pro mersat (PauL Fest. 57 ThdP. : eben-
so wie futiliSy futtilisy effiitus^ effutlcius (nicht aus ^effutl-
tlciiis nach Wolfflin AflL. V, 417, Stoiz HG. I, 522) zur W^. ^gheu-
„gieJ&en'', woneben ^gheu-d- in fun do (Pokrowskij KZ. XXXV, 250,
Giardi-Dupre BB, XXVI, 212, Sommer Hdb. 647; auch Stolz IF. XV,
59, der HG. I; 317 ^fud{i)to- angenommen hatte).
exiguus ~ explore.
Nicht nach Osthoff M, U. IV, 86, 99, v. Rozvvadowski Anz. d.
Krakauer Akad. 1892^ 277 := ai. dhu-td-h ^geschiittelt" (s. audi
das vielleicht ebenfalfe zu "^gheu- gehorige confuto).
exiguus ^knapp, dtiiftig", eigentlich ^'knapp zugewogen*^: vgl.
exagitcm mid zur Bed. audi ai. mitcUh ^karglich'', gr. uerpiog
^mafiig, nicht zu vie!'' zu Wz- *mg- „messeii''.
exiHs ^durftig, mager (soluni; jecur, membra), kiimraerlich,
armlich" : als '^exelis^ alter "^exagslis^ zum vorigen.
exolesco, -escere 1) „auswadisen", nur im Ptc. exoletus „aus-
gewadisen^ gereift, mamibar": wie adolesco zu alo (Vauicek 2i)o
2) „vergehn, verschwinden'' : wie ah-olesco (s- unter aboleo)
ebenfalls zu alo; ex mit der Bed. „weg, fort". Damit identisch
3) „auf3er Gewohnheit^ auSer Schwang kommen", das, mit soleo
iiachtraglidi assoziiert, vermutlich audi ohsolesco erst nach sicli
gezogen hat; kauni mit ohsolesco ursprgl. zu soleo (Lindsay-Nohl
553), Oder zu oil as.
expedio^ -ire „loswickeln, losen; fordern usw.^, impedio, -ire
{Gloss . indtqwddre) ^yerwickeln, verstricken, festhalten, hindern*': zu
pes (Vanicek 154); und zwar wohl zunachst von einem '^ped-s, ^j^eda
od. dgl „FesseP, vgL compes ^Fessel'', pedic-a ds.; gr. ^KTrobiuv „aus
dem Wege", eKitobiCuj „expedio; extrico'' und die glossemat. pro-
pedatj praepedit ^inpedit'' beruhen dagegen sicher auf der An-
schauung „jemanden vor den Fiifien, im Wege sein"; die sich in
impedio hochstens sekundar eingestellt hat; ist impedio blofi Kontrast^
bildung zu expedio^ wie gr. djUTTobubv zu eKTrobuuv?
expergiscor^ 4 ^erwache'': obwohl schon von den Romern
mit pergo verbunden (daher ptc. experrectiis)y doch mit diesem
nicht vereinbar, sondern nach J. Schmidt KZ. XXXVII; 155 f. aus
"^'ex-per-grlsco}^ dissimihert und zu av. fra-^{ris9inn6 „erwachend^;
fra'^raj^rdyeitij fra-'^rd-rayeiti ^erweckt*', ja^dtirvcmJidm „den w^ach-
samen''; mpers. (Bartholomae IF. XIX, Beiheft 162) vigrds „er-
wache'', aL Jar ate ^eTwachV\ jdgdrti ^wacht'', gr. ^Y^ipuj ^wecke*^,
i'jpr]jopa (nach Thurneysen IF. XIX, 176 f. aus ^^f^lTOpoc nach
aor. Ijpea^ax) ^bin wach'' (dazu aisl. karshr ^lebhaft, kiihn" nach
Uhlenbeck Ai. Wb. 97); peiyere dicehant expergefacere^ Paul.
Fest. 265 ThdP., diirfte aus dem ptc. expergiUis erwachsen sein,
kaum eher auf einem alten trans, "^pergro oder "^pergreo beruhen.
Wz. ^gerU-j ^ger-. Da die Bed. von per dem Sinne der Zusammen-
setzung nicht ganz gunstig ist, ist ^'expergrlscor eher altes ^expro-
grlscor (=: av. fra-y7^d-l)j woraus ^expr-y exper-; pergere daraus
losgelost, indem schon die Volksetymologie pergo = '^perago einsetzte.
experior, -m „in Erfahrung: bringen*: s. perlciilum.
expTlo: s. comp)ilo,
explorOj -are ^auskundschaften'' : nach Guny Melanges Havet
85 ff. (unter richtiger Ablehnung von Breals ^erweinen'' = ^durch
Tranen erlangen*^) wohl mit derselben Bed.-Entwicklung wie dt.
er-gr linden ein durch fundus verdrangtes ^ploro- = air. Idr „Fiur,
Boden'', dt Flur enthaltend {^. pldnus)^ dessen o-Vokalismus durch
arm. Irilc „side-paviment, footway'' (Pedersen Kelt. Gr. I^ 48 f.) ge-
sichert wird.
explode — exiio, 263
explodo: s- plmcdo.
exqiillia: s- colo.
exsnl^ '2iUs ^der Vervviesene, Verbannte": vielleicht nach
Georges und den Alten zu sohcm ^Boden*" (vgL exiUi causa solum
vertere „in die Verbannung Ziehen '^), — Oder zu amhulo (s. d.)?
Nicht mit sabin, I fur d nach Pedersen IF. V, 62 f. zu ab-
choditi ^gehn", gr. 6b6<; ^Weg'' und anderen Bildungen von Wz.
"^sed- „sitzen*' (s- sedeo)y die in gewissen Prapositionalzusammen-
setzungen auch den Begriff der Bewegung erhielt (z. B, lat. dissi"
dere; I fm d wave ns^ch consul^ Yielleichi s^uch 2:>raesul festgeworden).
— Nicht nach Vanicek 299 zu salio {me praesul).
exta^ 'Ortcm „die Eingeweide*" : aus ^ex-secta von exsecdre
^ausschneiden", vgL 2)rosecare „die Eingeweide zum Opfer aus-
schneiden", p7'oseeta „ Eingeweide'' u» bes. die Verbindung exta
prosecdre (Vanifiek 292, vgL auch Fick a. u, a* 0.)- ^exsecta zu exta
durch eine Art Haplologie.
Trotz Fick KZ, XXI, 1 1 f . nicht als "^encsta zu gr. ^T^ctTa
^Eingeweide'' und (richtiger: oder) der Sippe von lit. mkstas
^Niere" usw. (s. ingtien)^ da diese Gdf. trotz Fick und Stolz HG.
I, 325 hSchstens ^encta^ Hnctaj eher ^ensta usw. ergeben hatte,
Auch nicht zu lit. Iszczos ^Eingeweide'' unter einer Gdf. "^eks-to-^
'tio- (lit. isz zu lat. ex'i) s. lat. intestimis.
extemplo ^auf der Stelie, sofort": s. templum.
exteinis „au6en befindlich^ {exterior, extremuSy extermiSy
extra): von ex^ s. d. und vgL bes. air. echtar (aber echtrann viel-
leicht aus lat. extrdneus entlehnt), cymr, either „ extra"; lat. exti-
mus: acymr. heithaniy ncymr. etthaf; lat. extrd: o. eh trad „ extra'';
u. ap-ehtre ^*ab extrim" (vgL z. B. Vanicek 9, Fick II ^ 27).
Zur Gdf, (Lit. bei Sommer IF. XI, 11 1): die kelt. Worte be-
ruhn auf ^ehtero-- (denn bret. estr stammt aus dem Franz., und
erw^eist daher trotz Loth Rev. celt XVII, 438 nicht britann. st aus
hst), ebenso die o.-u. Formen, deren ^ehtero- kein "^ekstero- fortsetzen
kann: es wird daher auch lat. exteims aus urit. und idg. ^-losem
^ehtero- nach ex umgestaltet sein.
extrinsecus „von aufeen, auSerhalb" : ^extrim (zu exterus) und
seciiSy s. d.
extrOj -are ^uber etwas hinaus gehn'' : exxmdiHrdrey s. trans
(Vanicek 104).
extorris ^aus der Heimat fortgejagt, verbannt" : zu terra mit
demselben Ablaut wie meditttUium zu teUtts (Vanicek 108).
Wohl nicht als ^igni interdictus" zu t orris ^ Brand, bren-
nendes Scheie (Hayley Harvard studies in class. Phil. VII, 215 if.
[lA. VIII, 206]), oder zu terreo mit der Ablautstufe von u. tursitu
(Warren Am. Journ, PhiL XXVIII, 261 a 3).
exiio flZiehe aus", induo ^ziehe an": aus *''oudy alter ^-euOy vgL
u. anoiiiMnm ^induimino" (v. Planta II, 251), lit. aviit^ aveti „FuS-
bekleidung tragen", aunu^ auti ^FuSbekleidung anziehen", lett. au^t^
ab. [ohyu-jay -ti ^anziehen"^ iz-u4i „Fu6bekleidung ablegen", av.
aoprdm „Schuh" (VaniCek 31)^ arm. aganhn „ziehe mir et\vas an"
(Hiibschmann Arm. Gr. I, 411); hierher u. a. suhueula „Unter-
lieid'', indumentum „Gewand", induenlit „Unterkleid"; indu--
264 faba — faber.
viae ^Anzug; Gewand'', induviUm ^Baumrinde'S exuviae „die
abgelegte Haut der Schlange'', reduviae ^Niednagel; Schnecken-
hauser ohne Schnecke; abgelegte Schlangenhaut^, omentum „Netz-
haut um die Gedarme^.
Die alteste Bed. war vielleicht ^hineinschliefen" (so daS kaum
nach Fick I^, 12 auch ovis als das die WoUe zur Kleidnng
liefernde Tier herbeigezogen werden diirfte), wenn die flgdn,
Worte anzureihen sind: gr. euvr) ^Lager", edvai auch ^Anker-
steine" (Brugmaiin Ber. d. sachs, Ges. 1901, 113 ff*: eigentlich
^buaic;; evbuai?'' ; von andern nach Fick BB. I, 61 f, mit venus
nsw, verbunden; s. auch Prellwitz^ s, v., von Wackernagel
Verm. Beitr. 38 mit Kadeubuj), av. una „Loch, Ri6 (in der Erde)''
(Liden IF. XIX, 320), air. huam ^Hohle" (Fick IP, 48, Liden
a. a. 0., wo auch iiber mir, iiag ^Hohle, Grab"), ^jjcm^g; ^Grube**
(*o[t^]wa; Liden KZ. XLI, 395 1)^ sowie die unter alveiis auf
idg. ^eii-l'^ ^ou'l' bezogenen Worte der Bed. „H5hlung u. dgl."
(Liden a. a. 0.). Eine Erweiterung '^'u-es- von "^eu- s. unter vestis
(Brugmann Grdr. II, 1020).
F.
faba „Bohne", diaL haba: ab. hoH „Bohne'', apr. hobo ds.
(Vanicek 183); die weitere Vergleichung von aisl. baun^ ags. hean^
ahd. bona ^Bohne" (ibid.; vgl. auch den lat-grm. Namen der fries.
Insel Baunonia)^ die ohne Annahme von Entlehnungen lauthch
nicht zu rechtfertigen ware, ist liberholt durch Peterssons IF. XXIII;
390 Ankniipfang des germ, Wortes an ufhaiUjan „aufschwellen
machen, aufblasen"* (s. untev foUimi; vgL zur Bed. Kua)U0(; „Bohne":
Kuduj, Mi. pupa „Bohne'': leit pau^^t ^schwellen"").
Auch gr. (paK6? ^Linse'' (vgl. otpaKoc;: 6'popo? unter ermcm)
= alb. ba^e „Saubohne" (G. Meyer Alb. Wb. 22) klingt an. Die
ganze Sippe scheint aus einer osteuropaischen Quelle entlehnt
zu sein, vgl. bes. Hirt PBrB. XXII, 235, Ohne sachliche Be-
rechtigung vergleicht Stokes IF, II; 171 gael, bab ^Biischel,
Quaste\
faber^ fabri „der Handwerker, Kiinstler'', fab re „handwerks-
gemafe, kunstgerecht, schlau'', affabre ^kunstgerecht'', Gegensatz
infabre, fabrica „List, Pfiffigkeit; Handwerkerarbeit'' : nach Fick
KZ- XIX; 260 f.; Vanicek 130 zu ab. dob}% „sch6n, gut**, got. gadaban
„passen% gadobs „passend, schickhch'',^ aisl. dafna ^tiichtig, stark
werden", ags. gedafen ^geziemend**, gedmftan ^ordnen'', ht. dablnti
^schmiicken", dabnus ^zierhch", ab. doba ^das Passen, Zutreffen,
Gelegenheit*', podoba „Zierde, Anstandigkeit'', podobati „geziemen",
udobhm „leicht% dobh jiStark'', vgl. noch bes. arm. darbin „Schmied''
{"^dhabhr-; Meillet Msl. VIII, 165, Hubschmann Arm. Gr. L 438);
Wz. "^dliabh- „passend fiigen, hiibsch machen", woneben ^dhab- in
ahd. taphar „fest, gedrungen, stark, voll'' (ursprgL „zusammen-
gefugt, kompakt% vgL bes. SchrSder ZfdA. XLII, 66; der auch mhd,
tamm, nhd. Damm als "^dhabmo- ^Zusammenfugung, congeries'' anreiht,
fabula — fades. 265
das aber entweder nach v. Grienberger Unters. 66^ Prellwitz ^ s, v.
'&a)|ui6(;, Bragmann IP, I, 231 als ^dhd-mnos zu dtuiuoc; ^Haufe'', Wz-
""dlie-y Oder nach van Wijk IF. XXIV, 31 f. zu gr. Td(ppo<; gehSrt),
nhd. tapfer (unrichtig Fick I^ 462; aisL dapr ,,betrubt" trotz der
von Pedersen IF. V^ 56 angeftihrten Parallel en nhd. dreist: lat, trlstis
und — doch s, auch Jokl AfslPh. XXVIlI, 11 f,, XXIX, 44 f. ~ lit.
drqsiis „dreist'': ab. drgszH ^trlstis'' kaum hierher, sondern wohl
zu got. afdohnan „verstummen" [Wood Mod. Langu. Notes XXI, 227]^
gr. ddfipoc;; Tedrjua [Bezzenberger bei Fick I^^ 462] usw. ; tapfer
auch nicht Mrahrscheinlicher nach Bezzenberger GGA. 1898, 554 zu
ab. deheU ^dick'', apr. deblkan ,,gro6''). Auf ^dhah- beruht wegen
pal. faher auch lat. faher (vgl. v. Planta I, 468 f.}.
Gegen Osthoffs PBrB. XIII, 422 Vereinigung von faher mit
gr. ao(p6<; ^geschickt, kunstfertig usw/ und 0aq)r{<; unter einer
Wz. ^dhuahh-, ^dhuobh- s. Brugmann IF. XVI, 499 ff. Auch nicht
als "^dhd-dhro-s zu Wz. "^dhe- ^machen'' (s. facio) Gorssen Beitr.
z. ital Sprachk. 178 ff., Ceci Appunti glott. [1892]; Stowasser
Wb. unter Vergleich mit saluher), vgL dagegen Osthoff a. a. O.;
abgesehen von palign. -&-; bildet -dhro- nicht Nomina agentis.
fabula ^Rede, Sage'' : mit fari^ fdtum^ fateovy fama^ fas
usw. zu Wz. %hd- ^sprecben" (zu scheiden von *Mg- ^scheinen"^
vgl. Prellwitz BB. XX [I, 76 f. und s. fdminiy feriae): o. fa am at
5,er ruft aus, bietet aus'' (Skutsch Glotta I, 112 f.), gr. cprmi, dor.
q>a)ii „ich sage*', qpriimri; (pd.\xa ^Stimme, Sage", cpdxi^ ^Sage, Rede'',
qpujvr) „Stimme**, <pdaKU) ^sage'', ab. bajati „fabulari", basnh „Fabel,
Bezauberung" (d. i. ^Besprechung, incantatio^), halija ^Zauberer"
(Curtius 296, VaniCek 179), aisl. ban, b0n „Bitte'', ags. ben ds. (aber
ahd. huoggan ^biifeen"; Hirt Abl. 31, zu nhd. besser usw., s. Kluge
Wb. s. V.) = arm. ban (gen. -i) „Wort^, lit, bdjuy bdti „wonach
fragen'' (Fick P, 489), arm. bay, g. bat/i i^bhd4is) ^Worf* (Bugge
KZ. XXXII, 3, 13, Hubschmann Arm. Gr. I, 428); dazu auf Grund
eines Prs. ^hd-no ai. bhdnati „spricht'', ahd. banmt „befehle, lade
vor", ahd. bait „Gebot unter Strafandrohung'', nhd. BanUy aisL baym
„Bann, Bekanntmachung'' (Curtius, Vanidek a. a. 0.), air. for-banda
„mandata" (? Fick IP, 159).
facetns „von feinem Witze, geistreicher weltmannischer Art'',
facetiae ^feiner Witz^: als „gianzend" auf einem ^/'aeer^ „glanzen,
leuchten'' beruhend, s. fax (unter fades; VaniCek 180, Curtius
296 ; von neuern z. B. Reichelt BB. XXVI, 270).
facies^ -ei „Aussehen, Erscheinung, Antlitz'': vielfach als
„Schein, Anschein" verbunden mit fari? „FackeP (altlat. dafurfac^s
nach Paul. Fest. 62 ThdP.), facula ds. (daraus nhd. FacTcel), fa-
cetus (s.- d.), Wz. "^ghuoq^'y "^ghwq^- ^leuchten, schimmern^ in lit.
ivake ^Licht", gr. biaqpdaaeiv biacpaiveiv Hes.^ iraiqpdaauj ^bhcke
wildumher, zucke, bewege mich schneli^ (ursprgl. „funkle, flimmere"),
gr. (puj\^* qpdo? Hes. (Frohde BB. VII, 123 f., Fick und Bezzenberger
BB. VIII, 331, Johansson Beitr. z. gr. Sprachk. 76; nicht besser
vereinigt Scheftelowitz BB. XXVIII, 290 die lat. und gr. Worte mit
arm. boa „Flamme" unter idg. "^bhak-); ^xegen des Vokals fernzu-
bleiben hat focus ^Herd'' trotz Fick a. a. 0., Prellwitz Gr. Wb. s. v,
uaiqpd0aai, Stolz HG. I, 162. — Aber fades ist aus dieser Sippe (bei
266 facilis — fagus.
^'
der fax, facet its jedenfalls zu verbleiben hat) auszuscheiden imd
mit facto zu verbinden, Ygl. fa ctur a bei Gellius = fades, suijer-
ficies „Oberflache eines Dinges'', frz, fagon (lat. factionem) nnd
die zahlreichen Sinnparallelen bei Osthoff Arch, f, ReL-Wiss. VIII,
64 f. m. Aiim.; Breal Mem, soc. hngu, V, 435.
Fades nicht zu gr. cpdo^ ^Licht'' usw. (Wz. ^hhe- „scheineii%
s. fanuniy feriae) trotz Gurtius 296.
facilis ^leicht^ (adv. altlat. factil Jacile", difficul ^difficile"}:
zu facto, „lunlich'' (z. B. Vanicek 129); vgl. zur Bed. u. fagefele
/facibile, facile'' (v. Planla s, v.) und naeh Bugge PBrB, XXI; 422
aisl. dell „ facilis'' {^dhe-U-s).
facio, -e^^e ^tuii; machen": = o. fakiiady u. fagia^ volsk.
faoia ^facial", u. fahnrent „fecerint", fagiti ^facere"; praen.
(Maniosinschr.) vhevhahed ^fecit" = a fefacid conj. pf. ^fecerit",
fefacust fat. II ^fecerit" usw.; f^- in u. feiUi, fetti usw. ^facito",
o. fifiktcs Avenn ^feceris" {??"v^L Buck Chicago Stud, of Phil. I,
163 ff., Brugmann Grdr. II, 1240, v. Planta I, 452 usw.), lat, fecfij
=: gr. [g]driK[a]; vgl. auch phryg. ahbaKer (Lit. bei Bartholomae IF.
II, 44); gr. Qr]Kr\ „Behaltnis", ai. dhdkd-h ^Behalter". A-'ErweiteruBg
der Wz. "^dhe- „setzen, legen" in: gr.*Tidr)^i; &riauj usw. ^setze";
dvd&r]!ua „das Aufgestellte, Weihgeschenk", ^eaiq „Satzung", dor,
Tedjuoq^ att. Oeauoc; „Satzung% ^wr\ ^Strafe" usw.; d. dddhati ,,er
setzt", ddham „ich setzte" usw., dhdman- „Satzung, Gesetz, Weise,
Wohnstatte", dhdtai*- „Ansiifter, Grilnder", dhatdr- „Schopfer" (: gr.
^errip, lat conditor)^ -dhita-hj Jiitd-h ^gesetzt" (== con-ditus^
jd£, "^'dhdtosy vgL auch gr. ->6^' „gesetzt'' und mit Vollslufe av, ap,
data-y ht. detas), dhiti-h ^das Stellen" (— gr. ddaic^ Lit. eoji-diti-o;
mit Vollstufe av. 'daiU')^ av. daddifi ^er setzt", ddnii- „Sch6pfung,
Weisheit", ap. imperf. adadci; got. gadeds „Tat, Lage", ahd. usw.
tat ^Tat", ahd. ptc. ^/^an „getan", dhd^tuouy ^^^. ^^. don, nhd. ^^m;
ahd. teta ,,tat" (: lat. con-didi)) got. domSy ahd. tnom „Urteil, Tat,
Sitte, Zustand"; lit. deti (prs. demi, dedu) „legen, stellen", ab. deti
(prs. deMq) ds., dejati „tun", deth „Tat", delo „Werk'' (Vanicek
127 ff., Gurtius 254), sq<U ,Kpiai<;, Kpi^ia" (z. B. Meillet Et, 162), gall.
dede ^posuit" (Pick 11 ^ 143; oder „dedit"V), m\v. des ^Uoxc,^ {^dhe-
stai Stokes KZ. XL, 247)^ arm. edi „ich setzte", chiem „ich setze",
(Hubschmann Arm. Stud. I, 28). -
Zusammensetzungen mit *r?/^g- sind z.^. ahdere^ condere,
credere {s. d.), ^;^r(^£?r^ usw.: es mischt sich vielfach dare ein
(s. unter dtiim). Hierher z. B. facieSy facilis^ facimis (s.
zur Bildung Meillet MsL XV, 259), ^^onti-fex, bene-ficus u. dgl
faciila: s. fades.
facimdiis „redegewandP': zu fa-hula usw. (Vanicek 180);
Suffix wie in verecundtis, daher nicht nach Bezzenberger G6A. 1887,
428, Breal MsL VI, 412 f. eine .^-Erweiterung der Wz. erfordernd.
faeniis: s. unter femis.
faeXj 'Cis „der Bodensatz, besonders gegorener Fitissigkeiten,
Hefe, Weinmutter und dgl.": unerklart. Niclit tiberzeugend Nieder-
mannJF. XXV, 49 f.
fagns ^Buche": ohd. htiohha (bei Cilsar noch sUva Bdcenis)^ ags.
hoCy boce^ aisl. bok ^Buche", got. hoka ^Bucbstabe", ahd. hitoh ,,Buch"
fala — falco. 267
(s. liber germ, hoh- mid hoha- Sievers Grdr. P, 252; aus dem Grm.
stammt ab. huhy ^Buche, Buchstabe^, s. bes* Loewe KZ. XXXIX,
327 ff.), gr. cpnTo<;; dor. cpayog „Eiche" (Gurtius 188, Vanicek 182);
aber der Name des phryg. Zeus Baxaio^; (wenn so zu leseii, s.
Solmsen Beitr, z. gr. Wtf. I, 139 a 1) ist wegen g (iiicht g) iiiclit als
^cprjTUJvaioc;; Eichengott" hierherzustellen (vgl. Torp IF. V, 193 imd
dagesren Wiedemann BB, XXVIII, 13); sondern aus av. ap. haga-
^Gott" entlebnt (Solmsen KZ. XXXIV, 49).
Idg. %hag' ^Buche** ist alteres ^hdng- nach Ausweis von
"^hhug- und "^hhdug- in kurd. huz ^Ulme*' (altiran. ^huz-:^ Bartho-
lomae IF. IX, 271 f.), nisi, heyhi „Buchenwald, Buche'', heijhir
^Kufer, Bottcher" {von Buchenfassern! vgL zur Bed. aisl. Ql-h0ki
^vas cerevisiarium fagineum'', sowie:) scliweiz. hilchi ^FaS, Biitte",
engL hiich ^Wasehkubel'', ags. hiic „Krug, Flasche** und ^Bauch'',
alid. usw. huch ^Bauch, RumpF, aisl. bukr ^Leib, Korper"
(„Fa6" — „Bauch''), mhd. usw. huchen ^bauchen, d. i. mit heifeer
(Buchen.) Lauge waschen^ u. dgl. (Osthoff BB. XXIX, 249—258),
Slav, '^h^z^^ russ. usw. hozh „Hollunder^, russ. huzind {-du-) ds.
(Hoops Waldb. 126; auch. das durchs Slav, ins Lit. gedrungene
germ. Lehnwort huJcas bedeutet neben „Buche" auch ^HoUunder^).
— Die alte Verbindung mit cpayeiv, die schon wegen der senia-
siologischen Schwierigkeiten der Bildung aufzugeben ist, scheitert
auFaer an der Guttural verschiedenheit bes. am Vokalismus^ selbst
wenn man fiir qpayeiv nach Hlrt Abl. 139 von '^hh{e)uag' aus-
geht; s, noch Bartholomae Lbl. f. germ. u. rom. Phil. 1905, 188.
— Vgl. noch faginus ,, buchen "^ = gr. cpt'|yivo(; ds.
fala ^hohes Gerust> holzerner Belagerungsturm, holzerne Saule** :
Gdbed. wohl ^hoeh"^, vgL falae dictae ah alUttidine a faladOy quod
axmd Etruscos significat caelum Paul. Fest. 63 ThdP., falarica
genus teli missile quo utuntur ex falis^ id est ex locis exstructis^
dimicantes ibd. (vgl. Gorssen KZ. X; 36 f., Deecke Falisker 22 ff.,
V. Planta I^ 460, mit einer Ubersicht der Erklarungsversuche fiir
faluy und iib